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Erläuterungen: Joh. Brahms: Akademische Festouvertüre Joh. Brahms (1833—97) wurde im Jahre 1881 Ehrendoktor der Universität Breslau. Die Akademische Festouvertüre war ein wertvoller Dank dafür an die Universität. Es ist nicht ohne Reiz, zu beobachten, wie sich det grüblerische norddeutsche Meister zum Preise akademischer Jugendfröhlichkeit aufschwingt. Er zwingt sich zur Freude. Aus dunkler Einleitungsstimmung erwachsen festliche Rhythmen und freundliche Harmonien. Die eigentliche Freudigkeit kommt aber aus den studentischen Liedern selbst, die Brahms mit hohem satztechnischem Können wirkungsvoll zu verarbeiten und zu steigern weiß. Es sind folgende Lieder: Wir hatten gebauet (Ich hab’ mich ergeben); Landesvater; Fuchslied: Was kommt dort von der Höh’; Gaudeamus igitur. Paul Büttner: G-Dur-Sinfonie Paul Büttners heute zur Aufführung gelangendes Werk ist die zweite seiner bis herigen vier großangelegten Sinfonien. Die Sächsische Staatskapelle brachte die ^Dur-Sinfonie im Februar 1917 zur Uraufführung. Nachdem Nikisch im Jahre 1915 ^ftder Uraufführung der Des-Dur-Sinfonie das Augenmerk der ganzen Musikwelt auf Bntner gelenkt hatte, war der Bann gebrochen, die mit Herzblut geschriebenen Werke jahrzehntelang einsam bloß im Kasten zu haben oder höchstens im lokalen Kreise zur Geltung bringen zu können. Das Vollblutmusikertum Büttners war erkannt worden. Wer den Komponisten kennt, weiß, daß er viele Erklärungen seiner Musik durch Worte gar nicht gern hat. Jeder soll sich seine Instrumentalwerke gefühlsmäßig so oder so deuten. Es sei daher nur auf die formale Eigentümlichkeit hingewiesen, daß Büttner von der üblichen Sonaten- oder Sinfonieform gern durch die Dreisätzigkeit (an Stelle derViersätzigkeit) und in manchem Satze wieder durch Hinzunahme einer dritten Themen gruppe zu den üblichen zwei Themen abweicht. In der heute gespielten G-Dur-Sinfonie ist die Architektur des Schlußsatzes besonders bewundernswert. Er baut sich auf aus a) Einleitung — vier Themen in der Folge 1, 2, 1, 3, 2, 1+2, 1, 3, 4; b) Rondo — zwei Hauptthemen, im Wechsel mit zweien der Einleitung (eines davon mit Variationen); c) Ausklang — Thema 2 und 4 der Einleitung, letzteres mit dem 1. Rondo- Hauptthema. I. Thema des 1. Satzes der Sinfonie. Schluß. Rieh. Strauß: „Don Quichotte" Richard Strauß, geb. 1864, ist Vollender der programm-sinfonischen Richtung Berlioz- Liszt-Strauß. Tonmalerei, d. i. die Schilderung äußerer Vorgänge durch Töne, und Programmusik, d. i. die Schilderung seelischer Vorgänge weiß er in seinen „sinfonischen Dichtungen“ virtuos in Einklang zu bringen. Die Programmusiker ver pflichten den Hörer, sich beim Erklingen ihrer Musik gerade das zu denken, was sie sich einst beim Schaffen selbst dachten. In „Don Quichotte“, den „fantastischen Variationen über ein Thema ritterlichen Cha rakters“ muß man auch wirklich das den Schilderungen zugrunde liegende Programm k|A^en, wenn man Genuß haben will. L^^benteuer Don Quichottes, des „Ritters von der traurigen Gestalt“ aus Cervantes’ Roman, in Form von Variationen eines Themas zu schildern, war ein ausgezeichneter Gedanke, weil sie ja alle Ausstrahlungen einer und derselben Individualität sind. Don Quichotte ist ein gutgläubiger Mensch, Idealist, der bei dem Versuch, seine gutgemeinten Ideen zu verwirklichen, dauernd mit der realen Welt in die komischsten Konflikte kommt. Das Solocello vertritt in der Musik den Ritter Don Quichotte, die Solobratsche seinen Knappen Sancho Pansa, der im Gegensatz zum Herrn ein platter, spießiger Alltagsmensch ist. Die für beide charakteristischen Themen sagen es deut lich: das Don-Quichotte-Thema ist von fantastisch verschrobener Rhythmik, das Sancho- Pansa-Thema von banaler Melodik. In der Introduktion lernen wir sie kennen. Variation 1: Don Quichotte reitet auf seinem dürren Pferd „Rosinante“ und Pansa auf einem Esel zu Heldentaten aus, zu Ehren der „Dulcinea von Toboso“. Don Quichotte hält die Flügel einer Windmühle für Riesen, mit denen er kämpfen will. Er wird von den Flügeln erfaßt und ziemlich zugerichtet. Variation 2: Kriegerischer Zug gegen das vermeintliche Heer des Kaisers Alifanfaron — eine blökende Schaf- und Hammelherde.