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Dresdner Journal : 07.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188605074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18860507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18860507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-07
-
Monat
1886-05
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Journal : 07.05.1886
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W 10«. Le,ax»pr*l»r MOL,«» L«loL»: ^Tkrliob K»r^ ^jLbrUeb: t !1»rlc L0 ?k HLi.Io» Xuvuusril: 10 ?k Lu»».rv»Idä». d«ut»cd«v keicks» tritt koit- vod 8t«u>p«Iru»olll»K tümu. Lntvadtxuoxvxsdavr«» r ?ür d«v R»uw einer ^b-pnltsusn 2»ils Ueivsr Lekritt 2V kk. Unter „Lin^ssnoät" äis Teils SO kk. Lei UdeUen- n. TiLerv^t» «ntepr. Hukvelll»^. Lr»«k«I»en: Ulliel» mit ^nnurkw» der 8onn- rwd keiart»^« »beud». Freitag, den 7. Mai, abends. 188«. DresdntrImmml. Lnonlimv von ^nkünaixuoxvi» »avMilrte« F>. Lrandrtettee, OoruwiveiouLr äs» Dresdner dourn»!»; R.mdurss -L.rlii» Vien - L.»«I-Lr.»I»u-rr»Ll^nr» ». Sl : /iaasenÄein ^0A/er, S.rlln Vi«ll-S»wdurx- rr«8 - - rr.llkkiirt ». H Hüvcden: Änd. Lso««,- k»rl« l.oockon-L«rUn-kr»llIlkllrt» vl Stntl^nri: DauL« <t D'o .,- L.rUn: /nvakilienciant, Vr.m.n: Lc^totte/ Sr.,I»u: /. §t<inAen'« Bureau fH,/ LabatäD- SörUter tr. L/üiier'« ^ac^/o/Aer, IlLrmov.r: O. L»U« ». S.; LarcL Oo. Verantwortlicher Redakteur: In Stellvertretung Professor Otto Banck in Dresden. Nvrnusxedvr r LSoi«! Expedition des Dresdner donrmU», Dresden, Tvin^erstresss klo. 20. Zollpolitik und den Bedürfnissen de» deutschen Han- 1884 39 439 000 Maschinen und Werkzeuge 22 959 000 M. 14 559000 - 16613000 - 18 206 000 - 15597 000 - Insgesamt 228 500 000 M. 192 330 000 - 199 500000 - 190 000000 - 169 361000 - Dresden, 7. Mai. Die russische Zollpolitik. E» ist in neuester Zeit wiederholt auf den Gegen satz hingewiesen worden, der zwischen der russischen Rohstoffe und i. I. Erzeugnisse im Metaügewerbe 1880 56 980 000 M. 1881 43230000 - 1882 44 931000 - 1883 40 719 000 . delS besteht. Rußland ist mit seinen Erzeugnissen — in erster Reihe gilt dieses bezüglich seiner Landwirt schaft — auf das Entgegenkommen des Auslandes angewiesen. Dem entspricht aber nicht sein eigenes Verhalten. Nach einer vorübergehenden Herrschaft freihändlerischer Grundsätze unter der Kaiserin Katha rina II. von Rußland kam nach und nach ein immer auSgebildetereS Schutzzollsystem zur Anwendung. In jüngster Zeit haben wieder die Zölle einer Reihe von Erzeugnissen unseres deutschen GewerbefleißeS eine Er höhung erfahren, so daß dieselben dadurch vom russischen Markte ausgeschlossen sind. Man weist daher darauf hin, daß Deutschland der stärkste Gläubiger Rußlands, der größte Abnehmer seiner Landeserzeugnisse ist. »Nachbarvölker*, sagt aus diesem Anlaß die »Köl- Nische Zeitung*, »hoben gewisse Interessen gemein sam und sind auf gegenseitigen Ausgleich ihrer Boden- und gewerblichen Erzeugnisse angewiesen, auch Ruß land hat seine Besonderheiten, z B. seine Spinnstoffe, die wir nur schwer würden entbehren können; allein unentbeh.lich sind sie uns nicht, zumal unser Flachs- und Hanfbau einer Erweiterung wohl fähig ist, auch diese Spinnstoffe durch Wolle und Baumwolle zum Teil ersetzt werden können, während dagegen Rußland mit seiner Ausfuhr an Flachs und Hanf, an Getreide, Vieh und Holz zum guten Teil auf Deutschlands Be darf, der auch aus andern Ländern, aus Rumänien, Österreich-Ungarn, Amerika gedeckt werden kann, sich angewiesen sieht. Sperrt Rußland thatsachlich seine Zollgrenze gegen uns, so können wir dasselbe ihm gegenüber, nur mit ungleich größerer Wirkung thun, und ebenso können wir ihm unsern Geldmarkt durch ein Verbot der Einführung neuer russischer Wert papiere an unsern Börsen verschließen. Und eine solche Grenzsperre würde für Rußland, dem die Lon doner Börse längst nicht mehr zu Gebote steht, von höchst empfindlichen Folgen sein, zumal es sein Eisen bahnnetz noch lange nicht ausgebaut hat, im eignen Lande aber weder Kapital noch Veitrauen zu seinen inländischen ZahlungSverjprechen findet, wie der nie drige Stand der russischen Währung, aller Metallan leihen ungeachtet, beweist.* Am empfindlichsten wird das Eisen- und Stahl gewerbe durch die russische Zollpolitik geschädigt. »Nachdem 1877*, heißt es in dem vorerwähnten Auf sätze, »mit der Erhebung der Zölle in Gold eine erste Erhöhung derselben um 50 Proz. erfolgt war, fand 1881 ein allgemeiner Zuschlag von 10 Proz. zu den Zöllen statt, wurden im Juli 1882 die Zölle auf einzelne Erzeugnisse des Eisengewerbes, z. B. auf Watzdraht, in dem Maße erhöht, daß ihr Absatz nach Rußland ganz unmöglich gemacht wurde, und es wur den endlich in den Jahren 1884 und 1885 viele an dere Eisen-, Stahl und Metallwaren von neuen Zoll erhöhungen betroffen, so daß der Zoll für dieselben auf 40, 50, 70, 80 und 100 Proz. des Wertes, in einzelnen Fällen sogar auf 150, 200 und selbst 400 Proz. gestiegen ist. Sätze von gedachter Höhe, die von Luxusartikeln vielleicht getragen werden könnten, sind für so geringwertige Waren des allgemeinen Be darfs natürlich unerschwinglich, und es kann daher nicht wunder nehmen, daß die Ausfuhr an solchen nach Rußland im Laufe weniger Jahre ganz außer ordentlich zurückgegangen ist. Nach der amtlichen Statistik des deutschen Reichs betrug die deutsche Ausfuhr nach Rußland: Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Nachrichte». Berlin» Freitag, 7. Mai, nachmittags. »Tel. d. DreSdn. Journ.) Das Abgeordnetenhaus genehmigte die Kirchenvorlage in zweiter Lesung durchweg unverändert nach der Fassung deS Herren hauses. Dir Nationallideralen hatten nur einzel nen Artikeln, namentlich denjenigen über die Auf hebung der muigesrtzlichrn Staatsaufsicht (Straf freiheit, Lesen stiller Messen, Spenden der Sterbe sakramente) zugeftlwmt. Halle, Freitag, 7.Mai. (Tel.d.DreSdn Journ.) Der SaalekrriS wählte den Prof. Friedberg (na- nonallideral) mit 288 gegen 178 Stimmen zum LandtagSadgeordnettu. St. Petersburg, Freitag, 7. Mai. ^Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Russische Invalide" ver öffentlicht di, Abberufung des Sr. Majestät dem Kaiser attackierten Kürsten Dolgoruki und dir Er setzung desselben durch den Oberst Golenistschew- Kutusow vom Chrvalirrgarderrgimrut. Athen, Donnerstag, 6. Mai. (Tel. d. Agence H^vas.) Uber den Inhalt der Antwort der grie- wischen Regierung auf die heute von den Mächten überreichte Note verlautet, DrlyanniS drücke sein Bedauern au-, daß seine Erklärungen vom 29. v. MtS. als ungenügend betrachtet worden seien und beziehe fick erneut auf diese in der Note vom 2V. v. MtS. enthaltenen Erklärungen. Der Oberbefehlshaber der griechischen Truppen iu Thessalien, General Sapuudzaki, meldet, baß die Türken ihre Truppen läng- der gauzeu Grenze zusammenzögtn, und hält ein Einrückeu der Türken auf griechische- Gebiet für wahrscheinlich. General Sapuudzaki hat de-halb angeorduet, daß die in Lolo und Lelastino stehenden Truppen in Eil märschen aus Larissa rücken sollen. Da- amtliche Blatt wird heute abend einen Erlaß veröffent lichen, der den schleunigen Abmarsch der Garnison von Athen nach Thessalien auordnet. Die in Kalamata und Tyarta stehenden Regimenter find nach Athen berufen. Im Hafen von Phalerun ist rin türkische- Kriegsschiff angekommeu. Athen, Freitag, 7. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Agevee HavaS" zufolge erklärt Delyannis in der bereit- gemeldet«» Antwort der griechischeu Regierung auf die letzte Note der Mächte: wenn baS Ultimatum nicht gestellt worden wäre uud dir Schiffe der Mächte nicht im Hafen von Athen lägen, würde er bereit gewesen sein, weitere Erklärungen zu geben und mit der Ab rüstung zu beginnen; aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen könne er sich nur auf seine Antwort vom 29. April beziehen. Chicago, Donnerstag, 6. Mat, abends. (W. T B.) Im Laufe deS heutigen Lage- ist die Ruhe weiter uicht gestört worden. Heute früh wurde iu etuem Holzschlage eine Büchse mit Explosivstoffen gefunden; rS wird angenommen» daß damit eme Brandstiftung beabsichtigt war. — Hier und in Milwaukee nahm die Polizei weitere Verhaftungen von Anarchisten vor; bei Haussuchungen wurden eine Anzahl Waffen» Munition und rote Fahnen gefuuden und in Beschlag genommen. »Anstatt eine- steigenden Absatzes, auf welchen un sere Gewerbetreibenden nach dem natürlichen Laufe der Dinge, insbesondere auf Grund der großenteils mit Hilfe deutschen Kapital» bewirkten Ausschließung deS Innern von Rußland durch Eisenbahnbauten zu rechnen befugt waren, ist ein ungeheurer Rückgang de» AuSfuhrverkehrS als das Ergebnis der russischen Zoll politik deS jüngsten Jahrzehnts zu vermerken. Dieser wahrhaft betrübenden Erscheinung steht die bezeichnende Thatsache gegenüber, daß Rußland im Jahre 1883 für 410 Millionen M. und im Jahre 1884 für 413 Millionen M. LandeSerzeugnisse und Waren, Haupt- sächlich Rohstoffe, nach Deutschland ausführte, woselbst diese Gegenstände, soweit sie nicht zollfrei waren, einem nur mäßigen Zoll unterlagen und wo Rußland außer dem den größten Teil seiner seit 1877 aufgenommenen Metallanleihen unterbrachte. Gegenwärtig geht man sogar mit dem Plane um, mit Hilfe deutscher Bank mächte die große russische Staatsschuld im Zinsfüße von 5 auf 4 Proz. herabzusetzen, ein Vorhaben, das für das deutsche Nationalvermögen einen nach Millio nen zählenden jährlichen Verlust bedeutet, ohne daß unserer Volkswirtschaft auf der andern Seite irgend ein Vorteil dafür geboten würde. Solchen Erscheinungen gegenüber ist eS wirklich an der Zeit, sich aus den Standpunkt der Gegenseitigkeit zu stellen, wenn nun einmal unser großer Nachbarstaat im Osten den Vernichtungskampf auf dem Gebiete des Erwerbs lebens will.* Angesichts dieser Betrachtungen kann nicht unbe merkt bleiben, daß ein großer Teil der inneren Ge fahren, mit welchen Rußland in den letzten Jrhren zu kämpfen hatte, auf das von der Regierung befolgte Wirtschaftssystem zurückgeführt wird, das sich nach zwei Richtungen hin kenntlich macht: 1) durch feine künst liche Begünstigung der Industrie, 2) durch seine Ver nachlässigung der natürlichen Hilfsquelle des StaotS, der Landwirtschaft. Während durch die Fabriken ein den Gedanken des Nihilismus zugängliches Proletariat herangezogen wird, nimmt die Waldverwiistung immer größere Verhältnisse an. »In den 21 mittleren und östlichen Regierungsbezirken, die den deutschen Kon- sulardezirk Moskau bilden und ein Gebiet bedecken, welches etwa dreimal so groß ist als das des deut schen Reiches, soll sich nur em einziger Gutsbesitzer befinden, der durch deutsche Förster vernunftgemäße Waldwirtschaft treibt. So berichtete noch 1883 der deutsche Konsul in Moskau. Die niedergelegten Wäl- der werden nicht durch Neupflanzungen ersetzt, der des Waldes beraubte Boden bleibt meist schon nach kurzer Zeit unbebaut liegen und bringt nur noch Strauch werk hervor. Die klimatischen Verhältnisse verändern sich und den Waldverwüstungen wird der niedrige Wasserstand der Flüsse, besonders der Hauptverkehrs ader Rußlands, der Wolga, zugeschrieben. So werden also die natürlichen Hilfsquellen dieses reichen und unermeßlichen Ländergedietes vernachlässigt. Das Nationalvermögen verliert jährlich ungezählte Millionen, der Stand desselben wird von Jahr zu Jahr auf eine niedrigere Stufe herabgedrückt, der Bauer verarmt immer mehr, er besitzt bereits keine Widerstandskraft in den Jahren von Mißernten, seine Verbrauchskraft nimmt ab, und so wird der künstlich großgezogenen Industrie allmählich aber sicher der Untergrund ent zogen, auf welchem sich allein ihr dauerndes Gedeihen ausbauen kann. Wie die Verhältnisse jetzt liegen, zehrt die Industrie vom besten Mark der Landwirtschaft; sie entzieht ihr die Arbeiter, sie zerstört die Wälder, ohne dem Land- und Waldbau die Möglichkeit des Ersatzes zu bieten. Worauf Rußland also zu halten hat, das ist nicht die Züchtung einer industriellen Bevölkerung auf Kosten der Landwirtschaft, sondern eS ist in erster Linie die Pflege dieser letzter« und eine Rückkehr zu dem Bewußtsein, daß Rußland kein Industriestaat, Feuilleton. Redigiert von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 6. Mai ward Rossini's Oper »Tell* mit den Gästen Hrn. Echrauf in der Titelrolle und Fräul. Weber, vom Stadttheater in Regensburg, al» »Hedwig* ge geben. Hr. Schrauf vermochte als »Tell* weder im Gesang noch im Spiel eine befriedigende Leistung zu geben. Tonbildung, Technik und Vortrag zeigen noch zu sehr die Mängel naturalistischer Gesangsweise. Sein Studium wird sich zunächst auf einen festen, stets reinen Ansatz de» Tons, ohne Bebung und heftige» Hervorstoßen, auf Beherrschung der verschiedenen Stärke und der Bindung der Töne richten müssen. DeS Gastes hohe Baßstimme wird nach der Tiefe zu allerdings unverhältnißmäßig schwächer, ist aber in der hohen Lage bi» zum b' (eingestrichen) von sehr gutem und ausgiebig kraftvollem Klange. In der bisher erlangten Ausbildung dieser an sich trefflichen Stimmmittel würde Hr. Schrauf wohl vorläufig nur in einigen Sprechgesangpartien Wagnerfcher Opern mit gevügeuder Wirkung zu verwenden sein. Fräul. Weber zeigte in den wenigen hervortretenden Stellen ihrer kleiner» Rolle eine gut geschulte, angenehme und klang- volle Mezzosopranstimme und musikalisch sichere Be handlung und Temperament des Bortrag». Die sehr beschränkte Aufgabe der Gattill Teils erlaubt indessen kein bestimmteres Urteil über die Leistungsfähigkeit ihre» Talent». Leider erscheint ihre Figur zu klein ,«r Aktion auf unserer Bühne. E. B. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 6. Mai: »Großstädtisch.* Schwank in 4 Akten von I. B. v. Schweitzer. (Neu eiustudiert.) Die Leben»fähigkeit, welche die Stücke de» ver storbenen BühnenschriftstellerS auszeichnet, ist viel größer und zur Teilnahme voller berechtigt, als die von den meisten der neuen Lustspiele und Schwänke. Auch selbst da, wo v. Schweitzer mit längst erprobten Theaterwirkungen gerechnet und gearbeitet hat, hand habt er doch nicht zugleich auch die Ausführung der Szenen nach einem längst bekannten, immer gleich artigen Bähnenrezept. Diese Art und Weise, die sich selbst wiederholt und zum Manierismus in der eige nen einseitigen Methode sührt, liegt ihm fern, ist ihm wenigstens fern geblieben während der kurzen Dauer seines dramatischen Wirkens, welches annehmbarer und harmloser war, als der gereizte Ton seiner politischen Abschweifungen. Mit diesen haben seine Stücke nicht das Mindeste zu thun. In voller Heiterkeit und mit glücklichem Griff für den komischen Eindruck der Szene wenden sie sich den Schwächen und Lächerlichkeiten im menschlichen Treiben, im gesellschaftlichen Verkehre, in den alltäglichen Bräuchen und Anschauungen zu. Der dabei angeschlagene Ton ist zwar derb und selten von seinem, wählerischen Geschmack, aber er findet das treffende Wort, webt einen erheiternden, fcheinbar vom Augenblick erzeugten Dialog und weiß die gute fröh liche Stimmung immer wieder di» an« Ende de» Stücke- mit kleinen Erfindungen und Nebenepifoden aufzufrischeu, ohne dabei gefucht und überladen zu wirken. Diefe Vorzüge, gehoben durch die leider stet- wachsende Notwendigkeit, uaiv bescheidene Ansprüche an die allerneueste dramatische Produktion zu stellen, veranlassen um so mehr dazu, die wenigen Stücke v. Schweitzers auf dem Repertoire zu erhalten. Dieser richtigen Erkenntnis entsprach das neue Einstudieren von »Großstädtisch*, welches im ganzen eine Darstellung von munterer, kecker Laune, und im Einzelnen manche allerliebste, ja lustige Effekte zur Folge hatte. Diese fielen schon der Sache nach den beiden Trägern der Komik zu, den Hauptrollen Ado- lar Liebelreu und dessen Frau, deren Darstellung zu den unterhaltendsten und dankbarsten Leistungen von Hrn. Schubert und Frau Wolff gehört. Die Be gabung beider und die derbe, ungemein ansprechende Anwendung derselben ist gerade hier ganz am rechten Platze; denn e» fehlt dabei nicht an dankbar ergiebigem Stoff. Auch unter den übrigen Mitwirkenden be mühten sich besonder» die Herren Erdmann und Hagen und die Frl. Diacono, Flössel und Tul- linger ersichtlich um die Förderung de» gefälligen Zusammenspiels. In der Rolle de» Dienstmädchen- Hulda trat ein frühere-Mitglied unserer Bühne, Frl. Schendler, mit freundlich aufgenommenem Erfolg wieder aus. O. B. Zwischenfälle. Frei »ach dem Englischen „üstviit Does »ad ms" von H. S. (Fortsetzung.) »Ich hasse aber Geheimvissel* rief ich schmeichelnd; »ich werde niemal« i» meinem Leben welche haben.* »Da bist Du sehr klug.* wohl aber ein eigentlicher Ackerbaustaat ist, der nur gedeihen kann, wenn seine natürlichen Reichtümer ge fördert und entwickelt werden. Erst wenn diese Ein sicht wieder die Oberhand gewinnt und der Staat seine bisherige Nichteinmischung in die Angelegenheiten der Landwirtschaft aufgiebt, kann auf eine Verbesserung der inneren Verhältnisse gehofft, die Verbrauchskraft de- Volkes vermehrt, die weitere Ausdehnung der ge werblichen Thätigkeit unternommen werden. Erst dann werden sich auch die Bedingungen finden sür eine Auf besserung der Finanzen und der Valuta.* Lagesgeschichte. Dre-ken, 7. Mai. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 13. Stück deS Jahres 1886 heute hier eingetroffen. Dasselbe enthält: Nr. 1659) Gesetz vom 28. April d. I., den Anspruch des Statthalters in Elsaß-Loth- ringen auf Gewährung von Pension und Wartegeld betreffend; Nr. 1660) Gesetz vom 30. April 1. I., die Ergänzung des tz809 der Zwilpi ozeßordnung betreffend. * Berlin, 6. Mai. Se Majestät der Kaiser empfing gestern den aus Wernigerode hier eingetroffe nen Oberstkämmerer und stellvertretenden Minister de» Königl. Hauses, Grafen Otto zu Stolberg-Wer nigerode. Heute folgte derselbe einer Einladung der Kasserl. Majestäten zum Diner. — Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich Leopold ist nicht in Rom (wie irrtümlich durch eine Drahtnachricht gemeldet war), sondern in Bonn, wo er die Universität besucht, wieder angekommen. — Die Herzogin v. Edinburgh ist mit Kindern und Gefolge zu mehrtägigem Aufenthalt in Aachen eingetroffen. — Die »Hamb. Nachr.* und andere Blätter veröffentlichen folgende anscheinend von einem politische» Nachrichtenverbreitungsgeschäft her- rührende Mitteilung, welche wir, da sie, wenn sie in ihrem zweiten Telle wahr sein sollte, sür die Geschichte des kirchenpolitischen Kampfes von Bedeutung wäre, hier wiedergeben. Der Berichterstatter meldet über eine Unterredung des Reichskanzlers Fürsten Bismarck mit einem nationalliberalen Abgeordneten was folgt: Fürst Bismarck sprach sich nicht ohne Be sorgnis über den Gesundheitszustand seines Sohnes, deS Grafen Herbert, aus, bei welchem zwar das Fieber ausgehört, trotzdem aber das Delirium noch 3 Tage angehalten habe. Er selbst sei in Ermangelung von geeigneten Ersatzkräften gezwungen, für seinen Sohn einzutreten, der eme ungewöhnliche Arbeitskraft besitze. Sehr eingehend äußerte sich Fürst Bismarck über die kirchenpolllische Frage. Seit 8 Jahren sei er bestrebt gewesen, zu dem Ziele zu gelangen, dem er sich jetzt genähert habe, und zwar sei das wesentlich geschehen unter Berücksichtigung der dringenden Wünsche maß gebender Personen. Or. Falk Hobe als Kultus minister die Dinge mit großer juristischer Feinheit und Geschicklichkeit behandelt, aber eben nur mit juristischer, während ihm der politische Blick zuwei len gemangelt habe. Immerhin sei es Or. Falk ge wesen, der ihm, dem Reichskanzler, den Stuhl vor die Thür gesetzt; denn er selbst habe bis zum letzten Augenblicke nicht aufgehört, dem Kollegen behilflich zur Selle zu stehen, wenn es sich darum handelte, vei dem Kaiser die Genehmigung zu einer Vorlage zu erlangen, was nicht immer leicht war. Diese Be merkung war vorzugsweise dadurch hervorgerusen wor den, daß von anderer Seite entgegengehalten worden war, vr. Falk habe seiner Zeit über eine Abnahme der kollegialischen Hilssbereitschaft de» Kanzlers ge klagt. — Der Bundesrat hielt heute eine Plenar sitzung, in welcher er dem Vernehmen der»B. P. N.*, nach die zwischen Preußen und Braunschweig abge schlossene Militärkonventton durch Kenntnisnahme er ledigt und die Entwürfe, betreffend die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen in Berlin, »Ist das auch ein Geheimnis, 'warum Deine Tante noch nie zuvor zu uns gekommen ist?* »Vielleicht*, er sagte nichts weiter und ich fühlte daß er darüber hinwegzugehen wünschte. Wir ver ließen unsern Platz und schlugen einen Seitenweg ein. »Ich sage dir doch alles,* drang ich nach einer Weile in ihn. »Und Du meinst, daß ich Dir das schlecht lohne? Sieh, da- ist fast immer io, Myrtle, das Schweigen ist das Vorrecht des männlichen Geschlechts. ES giebt sehr wenig verschwiegene Frauennaturen, und Du wirst nie eine sein.* »So wird mir Deine Tante Sophie alle Deine Geheimnisse erzählen,* rief ich, um ihn zu necken. »Sei nur geduldig, Du wirst später oder früher doch alle traurigen Lebensgeheimnisse kennen lernen; rS wäre ganz unnütz, Dir zu sagen, daß die Früchte vom Baume der Erkenntnis bitter sind. Überdies hat Dir meine Tante nichts über mich zu sagen, war von Interesse sür Dich sein könnte und ich bitte Dich daher, sie nicht nach unseren Familienangelegenheiten zu fragen I* »Gewiß nicht,* rief ich eifrig, »ich habe ja nur Spaß gemacht, vorhin. Ich möchte nicht» hören, wa» Du mir nicht sagen willst.* Seine grauen Augen sahen mich klar und durch dringend an. »Oh, kleine Myrtle, Du kannst mir noch blind vertrauen I* »King,* sagte ich stehenbleibend und ihn angstvoll auf d, »King, wenn ich meinen Glauben an Dich verlöre, würde ich an nicht» mehr glauben!* »Nein, nein,* rief er abwehrend. »Sage da»
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