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Dresdner Journal : 26.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188601262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18860126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18860126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-26
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Journal : 26.01.1886
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108 der schwebenden Schuld überhaupt; da» waren Mittel zu einer Täuschung, deren Folgen in der am 16. Ja» nuar in der Kammer abgegebenen Erklärung offen eingestanden wurden. Wir bemerken hier nur, daß von l882 bis 1886 (nach den Voranschlägen resp. ComanssionSanträgen) da» Erforderns sür die öffent liche Schuld von 1235,84 auf 1396,»7 Millionen Frc». gestiegen ist und die 1885er Einnahmen um 33,so Millionen gegen die Voranschläge und um 11,7» Mill, gegen die Erträge des Vorjahres zurückgeblieben sind. In diesen Zahlen liegt eine Kruck der bisherigen Flnanzwirthichast Frankreichs, und in den gegen >884 reduLMen Einnahmen eme Kritik der wirthschastlichen Verhältnisse Frankreich». Italien hat eine interessante Finanzgeschichte; bis zum Jahre 1875 schloß der Staatshaushalt mit sehr großen Dcficits ab. Mit dem Rücktritte der conser- vativen Regierung (18 März 1876) wurde eine neue Periode eröffnet welche aber der coujervative Minister Sella durch verschiedene Maßregeln, u. A. den Ver kauf der Kirchengüter, vorbereitet hatte. Die Ein- nahmeüberschüsse erreichten im Jahre 1881 51 Mil lionen Lire. Von 1881 ab begann sich die Finanz lage infolge de» schnellen Anwachsen» der Ausgaben wieder ungünstiger zu gestalten. Den stärksten An theil an den letzteren hatte da» Lrieg»mlmsterium und die Flotte. E» wurde in den Jahren 1881 bis 1883 die Abschaffung der Mahlsteuer und die Aufhebung des ZwangScourses durchgeführt, zwei sehr anerkennens- werthe Maßregeln. ES fehlte aber freilich die Energie, um die Aushebung des ZwangScourses al» einen kräf tigen Schritt zum Uebergange zur Goldwährung zu charakterrsiren und dadurch da» gebrachte finanzielle Opfer zu rechtsertigen. Italien ging mit Frankreich bei Erneuerung der Münzconventwn Hand in Hand, ungeachtet die Wirkungen der Doppelwährung erkenn bar genug sind. In den ersten 11 Monaten des Jahres 1885 mußte Italien 89 567 800 Lire Gold an da» Ausland mehr abgeben, al» e» von demselben empfangen hatte. Der Ausfall von etwa 100 Mil lionen Lire, welchen die Aufhebung der Mahlsteuer und die Abschaffung de» ZwangScourses veranlaßt hatten, wurde durch Erhöhung der Stempel-, Alkohol-, Zucker- und Kaffeefteuer geoeckt. Die sehr starke Be lastung de» Budget» mit Beamtenpensionen und d'.e Nachgiebigkeit der Regierung gegenüber den im Inter esse der Wähler beantragten und vom Parlament be schlossenen Eisenbahn- und anderen Bauten haben die De- fictts wieder auf die Tagesordnung de» Finanzwesen» Italien» gebracht. Die Regierung mußte längst anerkennen, daß eine im 1885,Z6er Budget auf 590 Millionen, abzüglich der auf Zinsen erhobenen Einkommensteuer auf 500 Millionen Lire gestiegene Zinsenlast eine Be schränkung der Ausgaben zu einer nicht abzulehnenden Pflicht macht. Italien befindet sich wie andere Staaten auf der schiefen Ebene der fortschreitenden Erhöhung und Neueinführung »ndirecter Steuern, bis auch diese Quelle ein Mul versiegen wird, und da» wird der Fall sein, so bald der Verbrauch die sortdauernde Vertheuerung der Waaren durch die ElngangSzölle mchl mehr tragen kann. Da» au» anderen Gründen niedrige Preisniveau vieler Producte und Waaren hat den Einfluß der steigenden indirecten Steuern auf den Verbrauch abgeschwächt, aber diese Periode wird vor über gehen, und dann wird die Belastung in voller Schärfe fühlbar werden. Rußlands Finanzpolitik kennzeichnet sich als eine Politik der Experimente; sie macht den Eindruck eines Nothstandes, welchem durch einen bestimmt formulirten Plan abzuhelfen der Muth fehlt. Diese Politik ist leider in den letzten Jahren in den meisten Staaten Europa» herrschend geworden Es ist die Politik, welche die indirecte Steuer al» die allein berechtigte Flnanzquelle betrachtet. In Rußland wurden die Ein- gangSzölle allmählich so weit gesteigert, b,S sie für viele Artikel zu einer fast vollständigen Absperrung vom AuSlande führten. Die finanziellen und wirth- schaftlichen Folgen sind deutlich erkennbar. Die Ein nahme aus den Eingangszüllen ist nach kem rectifi- cirten Budget von 80,«2 Millionen Rubel im Jahre 187» auf 96,40 Millionen im Jahre 1880 gestiegen und im Jahre 1881 auf 85.8s Millionen gefallen. Im Jahre 1884 erreichte dieser Ertrag 96,ss Millionen, im 1885er Budget wurde er mit 106,ss, im 1886er mit 100,6v Millionen Rubel angesetzt. Diese Zahlen sprechen gewiß nicht für einen finanziellen Erfolg der russischen Finanzpolitik. In dem dem 1886er Budget beigegebenen Berichte de» FinanzminislerS wird zugestanden; daß sich die Jndustiie und die Landwirlhschast Rußlands in einer Krisis befinden; Rußland nehme aber keine Ausnahmestellung eia, e» »Hecke nur do» Schicksal vieler anderen Staaten. Da» ist ein schlechter Drost und beiläufig gesag» eine Abweisung der bimetoUistischen Behauptung, daß die Staaten, welche nach .einer evtwertheten Vmuta rechnen, mit ihren landwirthschaftttchen Exportartikeln eine vor Deutschland sehr begünstigte Stellung ein- uehmen. Die Gejammtelunahmen Rußland» sind nach den rectificirten Budget» von 1880 bis 1884 um 43,51 Millioneu Rbl gestiegen, hauptsächlich au» der Getränk-, Tabak- und Zuckersteuer und von den Esten- bahnen. Andererseits liegt aber in derselben Zeit ein Plu» der Ausgaben von 32,90 Millionen Rbl. vor. Im Effect hat sich also wenig geändert, unge achtet der Mehrbelastung de» Volke» ist es beim De ficit geblieben. Nach dem 1886er Voranschläge ist dasselbe im vl deutlichen Budget von 7,76 auf 25,29 Millionen Rbl. gestiegen. Da» außerordentliche Bud get beansprucht sür Eisenbahn- und Hafeubauten 52,61 Millionen Rbl. Rußland wird immer mehr zu einer Reform der directen Besteuerung gedrängt. Die Schwierigkeiten derselben sind allerdings sehr groß, aber sie müssen überwunden werden. Im Jahre 1885 wurde die Lapitalrenteusteuer eingefuhrt, aber da» ist nur em Experiment und kann einen Anspruch auf eine Reform der directen Besteuerung gewiß nicht machen. Die Finanzverhältniffe Oesterreich. Ungarns find ebenfalls nicht befriedigend; »n Oesterreich liegt infolge außerordentlicher, hauptsächlich aus der neuen Eon- cessionSeitheilung für die Kaiser Ferdinands Nordbahn gezogenen Einnahmen eme Besserung vor, aber sie ist nur scheinbar, weil die Verwendung socher Einnahmen zu Buogetzwecken den Ausfall nur vorübergehend min dert. In Ungarn hat flch die Ueberzeugung Bahn gebrochen, daß es mtt der bisherigen Praxis der In vestitionen nicht mehr weiter geht, weil dieselben das Budget otjne entsprechende Gegenleistung in steigendem Maße belasten. Zunachp lg eine Reorganisation der Verwaltung der Staatsbahnen emgeführt worden. Ob sie den gewünschten Erfolg haben wird, ist zweiselhast. Der Finanzmtnlster Gras Szapary hat die Ansicht, daß Ungarn auf dem in den letzten Jahren betretenen Wege nicht weiter wlrthschaften könne, in einen» vor wenigen Tagen im Abgeordnetenhaus« gehaltenen langen Vortrage anerkannt. Der Inhalt de» ministeriellen Exposäs läßt sich kurz zufammenfassen. Die Einnahmen sind „in beiuhlgender Weise in oer Zunahme begriffen*, aber auch die Au-gaven Haden pch vergrößert. Es müssen durch neue Anleihen nicht allem da» 1886er Deficit von 13,vo Millionen, sondern auch die lieber- schre tung der 1884 und 1885er Budgets von 9,2v Millionen Gulden gedeckt werden. Der Minister for derte vom Hause „Selbstbeherrschung* und vor Allem „Vorsicht in Feststellung der Ausgaben*. Es müssen, „wenn nicht die Finanzen in jene unglückliche Sltua- lion verfallen sollen, m w.lcher sie sich schon einmal befunden haben, vor Allem die werteren Investitionen „ans das nothwendlgste Maß beschränkt werden* Man wurde diesem Geständnisse Beifall zollen können, wenn nicht die Beschiänlung auf da» nothwendlgste Maß ein allzu elastischer Begriff wäre. In Italien, Frankreich, Oesterreich-Ungarn und besonder» rn Rußland hat die fortschreitende indirecte Besteuerung den erwarteten Erfolg nicht gehabt. Das wäre von germgerm Uebel, wenn nicht überall >m Voraus über Einnahmen verfügt würde, welche bei ihrer Feststellung theilwelse nur aus dem Papiere existlrrn, und da» wird so lange der Fall fern, wie in der Zollpolitik die bisherige Rücksichtslosigkeit gegenüber den Eonsumenten herrschend bleibt. Lagesgcjchuhtt. Dresden, 25. Januar. Zu einer bei Ihren königl. Majestäten heute Nachmittags staltfindenden größern Hoftafel sind Einladungen ergangen an dre königl. StaatSmmstter iir. v. Abeken und Frhr. v. Könneritz an den 1. Vicepräsidenten der Zweiten Kammer, sowie an Mitglieder beider Kammern der Ständeversamm lung, an den wirkl. Geh Rath Schmaltz, an den Geh. Rath Bär im Ministerium des königl. Hause», an den AbtheilungLdirector im Finanzministerium Geh. Rath Meusel u. s. w. Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem König hat auf die Zeit vom 24. Januar bi» 6. Fe bruar der Kammerherr Graf v. Einsiedel auf Lreba übernommen. Dresden, 25. Januar. Ja beiden Kammern fan- den heute Sitzungen Statt Die Erste Kommer, deren Sitzung die StaotSminister v. Nostitz Wallwitz, vr. v A beten und Frhr. v. Könneritz beiwohnten, nahm bei? Gesetzentwurf über die Gewährung von Entschädigung für an Milzbrand gefallene Rinder ohne Debatte an, beschloß ferner, e-ne Petition Fried rich August Schlosser'» rn Zwickau und Gen. um Ab änderung des Gesetze» vom 2. April 1884, Knapp- schastScafsen betreffend, auf sich beruhen zu lasten, und nach längerer Debatte eine Petition de» Mühlen- besitzerS Pönitzsch im Loßnitzgrunde bei Wahnsdorf, mehrere durch Anlage der Secundäibahn Radebeul- Radeburg ihm erwachsene Nachtheile betreffend, der königl. Staatsregierung theil» zur Erwägung, theil« zur Keniitnißnahme zu überwerfen. Nächste Sitzung unbestimmt. Die Zweite Kammer beschäftigte sich in An wesenheit de» StaatsmlNlsters l9r. v. Adek.n m»t dem von der Rechenschafrsdepulanon über den allgemeinen Theil, sowie Lap. 1—21 des Rechenschaftsbericht« auf die Fiuanzperwde 1882/^3 er statteten Berichte. In seinem einleitenden Vorträge berührte der Referent, Abg Grahl, unter Hinweis auf zwei neuerdings erschienene Schrif ten die Frage, inwieweit die Revisionen der Ober- rechnungskammer für die ständstche Rechnungsprüfung nutzbar gemacht werden könnten und gab seiner Mei nung dahin Ausdruck, daß man zwar stetswie bisher selten der Staatsregierung einen Nachweis über die Finanz- gebahrung einer Periode dem nächsten Landtage geben, aber bei dem darauf folgenden Landtage da» Resultat der RechnungSprüfui g mit einem kurzen Berichte der Oberrechnungskammer Nachfolgen lassen möchte. Der Vorsitzende der RechenschaslSdeputation, Abg. Günther, erklärte hierauf, daß im Schvoße der Deputation diese Frage nicht zur Sprache gekommen sei. Zu dem Be richte selbst ergriff Niemand das Wort. * Berlin, 24. Januar. In Abgeordnetenkrelsen wollte man, der „Nat.-Ztg.* zufolge, wissen, daß das Befinden des Reichskanzler» Fürsten v BiSmarck augenblicklich zu wünschen übrig lasse. Der Fürst legt sich selbst Schonung auf. Es ist zu hoffen, daß die Indis position bald vorübergehen wird. — Der Bundesrath trat gestern zu einer Plenarsitzung zusammen. In der selben legte der Vorsitzende. Staalsminister, Staats sekretär des Innern v. Boetticher, ein Schreiben des Präsidenten des Reichstags vor, nach welchem der letz tere in der Sitzung vom 16. d. Mls. bei Berathung der von dem Abg. Liebknecht und Gen., Or. v. Jazd zewski und Gen., sowie Au-fett» mw Gen. angebrach ten Anträge, betreffend die von der preußischen Re gierung veranlaßt n Ausweisungen fremder Staal» ungehöriger, beschlossen hat: „d.e Ueberzeugung aus zusprechen, daß die von der königl. preußischen Regie rung verfügten Ausweisungen russischer und öster reichischer Unterthanen nach ivrem Umfange und nach ihrer Art nicht gerechtfertigt erfchemen und mit dem Interesse der Reichsangehöctgen nicht vereinbar sind * Der Vorsitzende knüpfte an diese M «Heilung folgende Erklärung: „Die königl. preuß sche Regierung halt die rn der Resolution vom 16 d Ml», ausgesprochene Ansicht der Mehrheit des Reichstags für eine irrthüm- liche und hält an ihrer Ueberzeugung fest, daß die fraglichen Ausweisungen, welche sie innerhalb'ihrer verfassungsmäßig n Rechte ungeordnet hat, im Interesse Preußens und der deuschen Nationalität zweckmäßig und nothwendlg waren.* Es wurde einstimmig be schlossen: „Der BundeSrath lehmes ad, die vom Reichs tag am 16. Januar 1886 be'chlosfene Resott-lion ui Be rathung zu ziehen, da die Compeicnz der preußischen Regierung zu den in der Resolution erwähnten AuSwer- sungsmaßregeln eme zweifellose und ausschließliche ist * — In der gestrigen (32.) Plenarsitzung des Reichs tag», die erst um 2 Uhr 20 Mm. eröffnet wurde, ward die Berathung de» Etats der Verbrauchssteuern bei der Brausteuer fortgesetzt. Der von dem Abg. Zeitz vorgestern besürworttte Antrag, betreffend die Nichtzulassung von Surrogaten statt des Malzes bei der Bierbereitung, wurde von dem zweiten Antrag steller, Abg. Ulrich, näher begründet. Ein zweiter Antrag des Abg Auer und jocialdemokratlscher Ge nossen geht dahin, daß in da» Brausteuergesetz die Bestimmung ausgenommen werde, daß bei dec Bier- bereltung nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe ver wendet werden düFe. Abg. Auer führte zur Begrün dung seine» Antrags eine ganze Liste von Surrogaten vor, die statt Les Hopsens und des Malze- gegen wärtig thatsächltch vielfach verwendet werden. Wäb rend die Adgg. Or. Graef und Zeitz sich den Ausfüh- rnngen des Abg. Auer nicht auschl offen, tzlaute dAt Abg Or. Braun (Wiesbaden) nicht, daß man mit den vor- geschlagenen Mitteln Da» erreichen werde, wa» mau zu erreichen hoffe. Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Auer und vr. Buhl wurde hierauf der Titel Braufteuer und der Rest des Etat», ebenso wie der der Reichsstempelabgaben genehmigt und eine Reihe von Petitionen, die sich nicht zur Eiörterung m Plenum eignen, als erledigt erachtet. (Bgl den aus führlichen Litzung-dericht in der Beilage.) — Wie der „Pol. Eorr.* au» Lissabon geschrieben wird, be stätigt sich erfreulicher W^ise die Nachricht von dem Tode de» deutschen Afrikareisenden, 0r. Büttner, nicht ES ist demielben vielmehr gelungen, den An griffen der Eingeborenen auf dem Wege nach Euango zu entkommen und sich nach Pool zu retten, wo er sich in der letzten Zeit aufhielt. Gegenwäitig ist l)r. Büttner berett» auf dem Rückwege n ch Europa be findlich Wir können dem nur hinzufügen, daß sich b eje Nachricht nun hoffentlich -bestätigt. — Die „Nordd. Allg. Ztg* schreibt: Auch die „Köln. Ztg* erörtert jetzt die Frage der Nothwendlgkeit einer päpst lichen Vermittelung in der Karolinenangelegen- he't und gelangt dabei zu dem Schluffe: Maa hätte, um großmüthig zu fein, einfach aus die Karo linen vernichten können, hatte dadurch da» Ansehen de« Königs in Spanien, also die Monarchie wie die monarchische Ne- gieruug, außerordentlich gestärkt und un» sicherlich die Zu neigung der spanischen Bevölkerung wieder gewonnen.' Die „Köln. Ztg * übersieht bei diesem Urtheil 2 Punkte. Auf den ersten haben wir bereits wieder- hott hlngewiesen. Die Thatiache, daß Spanien vor uns von der Insel Uap bonu üa« Besitz ergriffen hatte, lag für die deuifche Regierung keineswegs von Anfang an klar zu Tage. Erst nachdem die Berichte der deutschen Sch'ffScommandanten eingegangen waren — was infolge der weiten Entfernung und mangel haften Verbindung zwifchen Berlin und Kap selbst redend eine geraume Zeit in Anspruch genommen hat — konnte man hier zu einer richtigen Beurtheilung der Sachlage gelangen. Zweiten» berücksichtigt die „Köln. Ztg.* nicht, baß da» spanische Volk durch sein Verholten in der Karolinenfrage es unserer Regierung unmöglich gemacht batte, so großmüthig zu verzichten, wie das rheinische Blatt e« jetzt empfiehlt. Wir sind der Ansicht, daß unse-e öffentliche Meinung mit einem solchen Vorgehen wenig zufrieden gewesen wäre. In dem die Regierung die päpstliche Vermittelung anrtes, baute sie der öffentlichen Meinung eine Bcücke —, und dafür können wir ihr nur dankbar sein. — S. M. Kreuzercorvetie „Luise*, Lommandant Lor- vettencapttän Graf v. Haugwitz, ist am 10. d. Mt». in La Guoyra eingetroffeil u^d am 19. d. Mts. wie der in See gegangen. S. M. Brigg „MuSquito* Lvmmandant Corveltencapitän Piraly, ist am 22. d. in St. Thomas eingetroffen und beabsichtigt, am 27 d. Mt». wieder in See zu gehen. — Von Seiten der con ervaiiven, der freieonserv tiven und der nativ- nallibera'en Partei ist im preußischen Abgeordneten. Haufe folgender Antiug eingereicht worden. Da« Haus der Abgeordneten wolle beschließen: untei e Verkennung de« d elpt t und der Verpflichtung der königl StaatSreg,erung, zu» Schutze der deuttchnaiwnaleu Interessen in den östlichen Provinzen »achdrücktich schretten i) die " cvugthuung auszusprechen, daß in der allrrhüchslea Thronrede posit ve Maßregeln zur Sicherung de« B», flanke« und der Entwictelnng der deurschen Bevölkerung und deuischer Luitur in diesen Provinzen in Lutsicht ge stellt sind; 2) di« 2 ereitiwlligkeit auszusprechen, zur Durchführung dahin gehender Maßregeln insbesondere auf dem sediere de« Schulwesen« und der allgemeinen Verwaltung, sowie zur Fürdeiung der Niederlassung deutscher Laudwirthe und Bauern in diesen Provinzen die erforderlichen Mittel zu bewilligen. Der Antrag ist unterzeichnet von sämmtlichen Mit gliedern der genannten Parteien. — Die „Nordd. Allg. Ztg * schreibt: „In den Blättern ist viel von kirchenpolitischen Vorlagen d'e Rede, welche dem Landtag zugedacht sein sollen. Der „Hamb. Lorr.* will sogar schon „mit Bestimmtheit* von zwei solchen Vorlagen wissen, vc>n denen eine die Aushebung de» kirchlichen Gerichtshöfe-, die zweite die Vorbereitung der katholischen Geistlichen betreffe, und die „Köln. Ztg.* elgänzt jene Mtttheilung dahin, die Vvrbilvtmgs- srage solle keineswegs in dem Sinne erledigt werden, daß eigentliche t-ideutinische Seminare zugelaffen wür den; vielmehr blieben Gymnasialbilduug und »kade- mische» Studium vorgcjchrieben, die Knabenconvicte aufgehoben. Zunächst ist wohl noch obzuwarten, wie weit die Gerüchte über die vorerwähnten Vorlagen sich überhaupt bestätigen werden.* armen Kinde Zuflucht finde. Wir bitten Sie daher nur kurze Zeit Geduld zu haben * „Sie sind vollständig im Jrrthum, Frau Sommer frost Ich ersuche Sie lm Gegentheil sich so lange eS Ihnen beliebt, al» Herrin und Ligenihümerm Ihrer Wohnung zu betrachten.* „Sehr gnädig,* wandte Selma mit hartem Tone ein, „doch werden wir von dieser Erlaubniß nur sehr mäßigen Gebrauch machen, selbstverständlich gegen ent sprechende Entschädigung. Vielleicht, Hr. Schurich, lassen Sie noch werter mit sich handeln und gestatten un», natürlich gegen baare Bezahlung, die unentbehr lichsten Gegenstände sür unsern neuen Hausha^ mtt- nehmen zu dürfen. Ich verspreche Ihnen ausdrück lich, daß ich allen Schmuck zurücklasse.* „Selmal* ries Frau Sommerfrost, halb bittend, halb verweisend Schurich umfaßte die zitternde Hand der unglück lichen Frau, geleitete sie in den anstoßenden Saul, zwang sie sanft, sich auf einen Fauteuil mederzulassen, kehrte dann zu Selma zurück und, indem er dicht vor ihr stehen blieb, sagte er mit gepreßt scharfem Tone: „Sie, mein Fräulein, sind durch da» Unglüch welches über Sie hereinbrach, nicht weicher, sondern sogar härter geworden Ich will in Berücksichtigung de» leidenden Zustande» Ihrer ehrenwerthen Mutter aus Ihren Wunsch eingehen, jHoch unter der aus drücklichen Bedingung, daß Sie sich augenblicklich auf Ihr Zimmer verfügen und nicht früher, als nach Ver lauf einer Viertelstunde zurückkommen und ganz genau und Stück für Stück die Gegenstände bezeichnen, die Sie zu behalten wünschen. Den Preis werde ich Ihnen später kundgeben * Selma ging stolzen Schrittes und ungebeugten Hauptes in den anstoßenden Saal zu ihrer Mutter. Schurich blieb zurück, ließ ihr zur Besprechung die nölhige Zeit und hörte noch, als er eintrat, wie Frau Sommersrost ihre Tochter bat, sich zu fügen und sie mit dem Agenten allein zu lassen „Verzeihen Sie, Frau Sommerfrost*, sagte Schu rich, indem er ihr gegenüber Platz nakm, „aber ich muß um jeden Preis unter vier Aug n Mit Ihnen sprechen; auch weiß ich nicht, bi- zu welchem Grade mich die boshaften Aeußerungen Ihrer Tochtei zu verwirren vermocht hätten. Endlich und schließlich bin ich auch nur ein Menjch, dem sich auch nicht mehr ausbürden läßt, als er zu ertragen vermag Jeden Augenblick kann hier meine Herrlichkeit zu Ende sein. Ich will sie aber zu Ihren Gunsten auSnutzen, so lange ich die Vollmacht dazu besitze.* „Wenn ich Sie recht verstehe, Herr Schurich, sind Sie auch hier nur eine Art von Vermittler?* iFortsetzung folgt.) Da» Alter der Walddäume. Kürzlich erschien in den „Forstlichen Blättern* ein vom königl. preuß scheu Forstmeister Gericke verfaßter Aussatz über die „GesundheitSgrenze der deutschen Walddäume*, welchen wir in unserm Blatte wttgelheckt haben, allerdings nicht ohne Verwunderung, über seine befremdenden Ergebnisse Inzwischen ist in der Februarnummer de» Seckendorff'scheu „Lentratt Klattes für das gesammte Forstwesen* ein weiterer Beitrag zu demselben Thema auS der Feder des In genieur» Karl Bühmerle, Adjunkten der k k forit- lichen VerfuchSleuuug in Wien, erschienen, welcher an der Hand von Literaturstudien und persönlich gesam melten Daten den vom Forstmeiste Gericke bekannt gegebenen Maximalaltern gesunder Waldbäume weit höhere thatsächlich durch Zählung der Jahresringe gefundene Aller gegenüberstellt. Im Nachstehenden lassen wir eine kurze Uebersicht der Unterschiede zwischen den von den beiden Fach männern ausgestellten Maxiu.attern folgen. Böhmerle fand bei der Fichte und Kirfer ern Alter von 795, be- ziehungswrife von über 583 Jahren, während bei Gei icke sich da» Alter dieser beiten Nadelbäume zwischen 500 und 570 Jahren bewegt, Ingenieur Böhmerle fand Weibtannen, die 500 dis 522 Jahre alt waren, in- deß bei Gericke die AlterSgienze 429 Jahre beträgt. Auch bei der Lärche, deren der Wiener Forstmann 455- bi» 576 jährige entdeckte, ist da» Atter bei Gericke nur auf 274 Jahre festgesetzt. Selbst bei der Eiche weicht da» Maximalalter, das die beiden fach kundigen Autoren ausgestellt haben, enorm von ein ander ab. Bähmerle schreibt, daß die Eiche ein Atter von 600 Jahren und auch darüber erreichen könne. Gericke sand al» den ältesten Baum dieser Specie» eine Eiche mit 4l0 Jahren. Rothbuchen und Eschen, bei denen der Wiener Gewährsmann 315- und 280jährige fand, errrichen nach den Erfahrungen de» preußisch-» Forstmeffters nur ein Alter von 215, respectio« 170 Jahren. Gericke sagt in seinem Auf sätze, daß die LebenSgrenze der Rüster 130, de» Ahorn» 224 Jahre seien. Böhmerle zählte au den selben Bäumen um 205, beziehungsweise um 56 Jahres-inge mehr. Hr. Jn iemeur Böhmerle giebt zu, daß auch nach seinen AlterSangaben die Nadelhölzer im gesunden Zu stande ein höhercs Alter zu erreichen scheinen, als die Laubbäume, doch sei drese Thatsache unverbügt, da dir erstbeste Nachricht von der Fällung, zum Beispiel einer gesunden Eickie von 700 br» 800 Jahreu, diese« Satz hinfällig machen mühte. Anderseits- zeige nu Vergleich seiner Daten mit jenen Gericke'», daß unsere Wald- bäume entsch eden älter werden, al« die» Gerick« zu- giebr und daß auch die hier angeführten- AltevSziffrro noch lange nicht al» Moxunolzahlen vuszuiaffen seien. Böhmerle führt zum Beweise desseu die bei der k. k. forstlichen Ver uchsleitung genau durchgefühlte Stamm- analyte des 583 Jahre alten Schwarzsöhrendaumes an, nach welcher der Stamm noch lange nicht sei» ZuwachSmaximum erreicht hat. Leider werde von vielen Foistwirtden selbst bei interessanteren Fällen, wie sie da» Riederhauen dieser Riesen bieten, die geringe Mühe de» Zählen» der Jahresringe geicheut oder zum Mindesten da» Resultat der Oeffenttichkeit vorenthalten. Diese Umstände sind umsomehr zu be klagen, al» von Jahr zu Jahr die Reihen der Baum veteranen immer mehr gelichtet und mtt der Zett die Lonstatirung eine» Baumolter» vou achthundert Jahreu in da» Reich der Fabel gehören werde. Gegenwärtig besitzen wir noch solche Riesen, freilich zumeist in schwer zugänglichen Gebirg-walderu. Wenn e4.auch kaum möglich sein wird, dahin zu gelangen, um da» höchste Atter eines Baume» zu bestimmen, wett.eben das zum Studium nölhige Material entweder schon gar nicht vorhanden, oder doch sichtlich unter der Hau-
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