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Dresdner Journal : 12.01.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188601127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18860112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18860112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-01
- Tag 1886-01-12
-
Monat
1886-01
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Journal : 12.01.1886
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in Gemäßheit de« Anträge« ihrer dritten Deputation (Referent v. Bodenhaufen), nach Zustimmung der Zweiten Kammer im Verein mit dieser dem Landtag«» au«schusse zu Verwaltung der Staatsschulden rücksicht» lich der von demselben über diese Verwaltung auf die Jahre 1882 und 1883 abgelegten Rechnungen ge- wöhnlichen Justtsication-scheiu zu ertheilen Nächste Sitzung unbestimmt. Die Zweite Kammer erledigte die von der StaatSregierung im außerordentlichen StaatShauS- halt«etat beantragten Eifenbahnbauten Klingenthal» LandeSgrenze, Stollberg-Zwönitz, Mügeln-Nerchau- Lrebfen und Leipzig Plagwitz nebst Ankauf der l)r. Heine'schen Gleisanlagen. Dem Antrag der Finanz» deputation Ü entsprechend wurden allenthalben die geforderten Summen bewilligt; die zu einzelnen Pro- jecten eingegangenen Petitionen wurden theilS aus sich beruhen gelassen, theilS für erledigt erklärt. Dresden, 11. Januar. Vom ReichS-Gefetzblatt ist da- l. Stück de» Jahre- l886 heute hier einge troffen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1629) Be kanntmachung vom 7. Januar d. I., die Bestimmung der Form de» Stempelzeichen» zur Angabe de» Fein gehalt» auf goldenen und silbernen Geräthen be treffend. * Bekirn, 10. Januar. Da» Befinden der kaiserl. Majestäten, sowie der Familie de» Kronprinzen und de» Prinzen Wilhelm ist ein befriedigendes. Der Letztere hat wiederum Ausfahrten gemacht; seine Gemahlin ist nahezu hergestellt. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrath» für da- Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen hielten heute eine Sitzung. — Der Reichstag, welchem derGefetz- entwurf, betreffend die Kranken- und Unfallversicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben be schäftigten Personen, zugegangen ist, überwies in seiner gestrigen Plenarsitzung zunächst den Antrag des Abg v. Bernuth, die künftige Behandlung der zu dem Reichs hauShaltsetat gestellten Resolutionen, an die Geschäfts- ordilungScommission und trat dann in die erste Be- rathung des Gesetzentwurfes, betreffend die Herstellung eines Nord-Ostfeecanals, ein. Der erste Redner, Abg. Broemel, constatirte, daß die Vorlage, wie selten eine, auf allseitiges Entgegenkommen zu rechnen habe, be tonte aber die mangelhafte Begründung derselben. Daß der Canal für unsere Manne wünfchenswerih, sei wohl nicht zu bestreiten, aber es entstehe denn doch die Frage, warum man dem Gedanken nicht be reits bei Berathung de- FlottengründungSplanes, wo die französische KnegSkostenentschädigung zur Disposi tion gestanden, Rechnung getragen habe. Der Tarif dürfe auch nicht, wie die Vorlage wolle, vom Kaiser und dem BundeSrathe festgesetzt werden, sondern müsse von der Zustimmung des Reich-lag» abhängig gemacht, also gesetzlich geregelt werden. Abg. Graf Holstein trat für die Vorlage ein, deren Nothwendigkeit zweifel los fei. die nähere Prüfung der Einzelheiten der Commission vorbehaltend. De» StaatSsecretär des Innern, Staatsminister v. Boetticher, widerlegte ^ie verschiedenen Bedenken, welche der Abg. Broemel im Widerspruche mit seinen eigenen einleitenden Worten gegen die Vorlage erhoben hatte, uno stellte im Uebrigen ausgiebigstes Material für die Commissionsberathungen in Aussicht. Der Abg. Graf Behr»Behrenhoff, welcher principiell der Vorlage günstig gegenüber steht, wünschte in der Eommifsion noch weitere Auf klärungen. Der Abg. vr. Bamberger nahm seinen FractionSgenosfen Broemel gegen die Au-führnngen des StaatSsecretär» in Schutz, während Letzterer ent schieden bestritt, in irgend verletzender Form dem Abg. Broemel erwidert zu haben. Abg. Ur. Hammacher trat vom nationalen Standpunkte für die Vorlage ein. Es sprach dann noch für diefe Vorlage der Abg. Blos (namens der focialdemokratifchen Partei), welcher dabei gewisse Wünsche betreffs der Ausführung der Arbeiten vortrug. Der StaatSsecretär des Innern, Staats minister v. Boetticher, erwiderte, daß bestimmte Be schlüsse über die Ausführung der Arbeiten noch nicht gefaßt seien, daß es sich aber wohl empfehlen werde, auch die Modalitäten der Bauausführung der preußi- fchen Regierung zu überlassen. Abg. Ur. Windthorst sprach bis auf Weiteres der Vorlage gegenüb r sein non liguet! aus und erklärte, die geforderte große Summe jedenfalls erst nach genauer Prüfung aller einschlägigen Verhältnisse bewilligen zu können. Darauf wurde die Vorlage einer besondern Commission von 21 Mitgliedern zur Vorberathung überwiesen. (Vgl. den ausführlichen Sitzungsbericht »n der 1. Beilage.) — Der Wortlaut der Schriftstücke über die Karoline nan» Der Panamacanal. Kein dermalen im Bau befindliches Werk der In- genieurkunst beschäftigt da» allgemeine Interesse mehr, macht über die Chancen seiner erfolgreichen Vollendung mehr rediN oder greift durch diese Vollendung tiefer in die Interessen und Geschäfte der handeltreibenden Nationen der Welt ein, als der Panamacanal. Wie gethellt sind nun selbst heute noch die Ansichten der Techniker über die Möglichkeit der Vollendung diese» Canal», über feine zweckentsprechende Ausführung, Sicherheit und Leistungsfähigkeit, und wie viele Aeuhe- rungen und Erörterungen über denselben haben in den jüngsten Jahren die Presse beschäftigt! Da die Arbeit im Jahre 1880, oder genauer: im Jahre l881 begonnen und die Vollendung des Unternehmens für da» Jahr 1886 versprochen wurde, so ist e- an oer Zeit, danach zu fragen, wie weit da» Werk bi« zu diesen: Augenblick vorangeschritten ist und was für Aussichten e» für die Zukunft darbietet. Z «r Beant wortung dieser Fragen kommt ein soeben erschienene» Buch sehr gelegen, nämlich, ?unama-6»oal: it» llwtvrzf, ib» polltioal kwpoet« and its üokmviul ckiktieultieS; 3. 6. tioctri^u«« ^swVor^, 8orib- u»r, 1885." Da» Buch giebt eine allgemeine Ueber- sicht der Operationen von Anfang bis zur Gegenwart, nebst einer Ansicht über die Lage der Gesellschaft, die politische Tragweite de» Unternehmen», so weit e« die Vereinigten Staaten betrifft, und die bevorstehende Katastrophe. Es verdient von jedem denkenden Ge- jchäftsmanne gelesen zu werden und bietet eine bün- dige»e und gleichzeitig umfassendere Darlegung de» Falle», al» je eine solche seither erschienen ist. „Da» gelegenhrit, welche der spanisch» MtuistrLde»Leußerq< Morel, am 4. d. Mt». den Corte« vorgelegt hat, wird jetzt von spanischen Zeitungen veröffentlicht; wir geben denselben nach der „Lronica d« Lataluaa" wieder. Der Vermittelungsvorschlag de« Papste» lautet: Die Enideckuug «ne» Theile» der «arotturu- und Pala»«» iaseln durch Spante» im I«. Jahrhundert und ein« strihe von Handlungen, welche die spanische Regienmg zu verschiedenen Zeilen aus diesen Inseln zum Wohl« der Elngedoreoen voll zogen hat, hoben nach der Uederzeugung der spanisch » Regie rung und Ration eilt Souvera,etLt»r«cht geschossen, da» sich aus die VruMsätze de» internationalen Recht» püst, die wah rend dieser Zeit bei ähnlichen Ler Wickelungen angerusen und versolgt worden sind Wenn man die Besammtheu der öden erwähnten Handlungen in» Auge saht, deren Siichtigteü über- die» durch verschiedene Schriftstücke in den Archiven der Pro paganda bestätigt wird so kann man den wohltätigen Emfiuk Spanien» auf dir Bewohner dieser Inseln nicht verkennen. Außerdem muh man beachten, dag keine aichere Regierung -inen ähnlichen Einfluß aus dieselben au»geübt Hai. Und da» erklär: die ständige Ueberlieserung, der man Rechnung tragen muß und die Uederzeugung de» spanischen Volke» in Bezug aus diese Eouvrränetät. eine Neberüeserlmg und e ne Uederzeugung. welche vor 2 Monaten mit einem Eiser und einer Lei Hastigkeit zu Tage geirrten sind, daß sir geeignet waren, sür rinrn Augen blick den inner» Frieden und die sreendschaftUche» Beziehungen ter beiden Regierung n in Frag? zu stellen. Anderrrseit» Hoven sowohl Drutjch'and wir England tm Jahrr »87^ drr spauischrn Regierung ausdrücklich erklärt, daß sie die Souvelänelät Spa nien» über di« besagten Inseln nicht anerkennten. Die kaiserl Regierung meint im Eegentheile, daß nur die thaisächliche Be- siyergreisung eine» v ediei» da» Recht der Souveränetät über dasselbe verleihe, daß aber eine derarti e Besipergrrisung der Karolinen durch Spanien niemals stat geimiden hab« Dmem Grundsätze gemäß hat sie aus der Insel tzap vrrfahren und, wie e» ihrerseits die spanische Regierung gethan hat, erkennt drr Vermittler in Bezug hieraus gern an, daß die knseri. Re gierung nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat Ju- solgedrssen und damit die abweichend«» Anschauungen der derben Regierungen kein Hindrrniß sür e»ue ehrenvolle Siegelung bilde», schlägt der Vermittler nach genauer Prü fung aller Verhältnisse vor, daß das neue Ablo»- men an die ,orm drt Protokoll» sich Halle, welche» h nsichllich de» Zuluarchipels am verflossenen 7. März zu Madrid zwischen den Vertretern Eraßdrilannien« Deutsch land» und Spanien» abgeschlossen wurde, und baß man folgende Punkte annehme: >) Anerkennung der Sonveränetäl Spanien» über die Karolinen- und PalaoSmseln 2) Um diese üouoert- ne'ät wirksam zu machen, verpflichtet sich die spanische Regie rung, aus den genannten Inselgruppen so bald wie möglich ein« geordnete Verwaltung einzurichlen, mit einer Macht, »eche stark genug ist, um die Ordnung und die e worrenen Rechte zu gewährleisten ») Spanien gewährt Leutlchlaub volle und ganze Freiheit de» Haudel», der Schisssahrt und der Fischerei aus diesen Inseln, wie auch da» Recht daselbst eine Schiffs- und Kohlcnftaiion zu errichten, s) Ebenso wird Deutschland die Freiheit zugesierl, Plantagen aus dreien Jn,eln anzulegen und lanbwirthschaftliche Riedrrlasfungta in derselben Weise wie spanische Uniertdanen zu errichten Rom, ,m Van» can, 22. October I88ö. (6. 8.) Erz ü. Cardinal Zacobnn. Slaat-sreretär Sr Heiligkeit — Zur Geschichte der Karolinenfragr sind dem „Dtsch. Tgdl." bereits vor einiger Zeit aus absolut zuverlässiger Quelle Mittheilungen zugegangen, die e» jetzt um so weniger bekannt zu geben zögert, als nach wie vor mindestens in einem Theile der freisinnigen Presse von einem Rückzüge deS Fürsten v. Bismarck iu dieser Frage geredet wird. Die bekannt« Wendung, welche die ganze Angelegenheit nahm, ist, wie da» ge nannte Blatt erfährt, lediglich auf die Haltung der an dem Handel auf den Karolinrniweln in erster Linie inlerejsirteu deutschen Kausleute — besonders derer m Hamburg — zurückzuführen. Dieselben hatten zu erst in einer Fluth von Berichten dem Reichs kanzler den Rath gegeben, schneidig vorzugehen. Als aber der Conflict mit Spanien ausbrr ch, wichen sie ängstlich zurück und erklärten, sie könnten ebenso gut unter spanischer Herrschaft gedeihen. Aus die vom Fürsten v. Bismarck an sämmtliche Interessenten gerichtete Frage, ob sie bereit wären, sür die Karolinen die Regierung selbst zu führen, da das deutsche Reich diese neue Verantwortung nicht auf sich nehmen könne, antworteten sie, wenn man ihnen nicht einen kaiserl Staat bis zum Gendarmen und Schutz mann herab einrichte, könnten sie unmöglich eine Annexion der Inseln weiterhin billigen. Darauf er- ktärte dann der Fürst v. Bismarck, wenn d,e Nächst- betheiligten so wenig Interesse für diese Angelegenheit zeigten, so werde man auch deutscherseits nicht für sie gegen Spanien, mll dem das deutsche Reich zahlreiche Handelsbeziehungen verknüpften, anrennen. Die« ist der wirkliche Verlauf der kritischen Periode der ganzen Frage. Und aus ihm erhellt, daß, wenu überhaupt Jemand einen Rückzug angetreten hat, es die an der Erwerbung der Kaiolinen in erster Linie interessirten deutschen Kaufleute geivesen sind. Richt mit Unrecht klagte dann der Reichskanzler bald nachher rm Reichs tage über eine gewisse Indolenz der deutschen Kaus- leutt. Die so kleine, jedoch immerhin bedeutsame Ge schichte zeigt aber auch ihrerseits wieder, wie fest der lZtenhy Vt0tztß»-qa daran hält, daß die dentfche Colonialpolitik au» dem Rahmen, den er ihr gezogen hat, nicht herau«trete. — Die vom Pariser „Monde" und nach diesem von der „Germania" gebrachte Nach richt, daß der Papst mit Beziehung auf die katholi- scheu Missionen an Se. Majestät den Kaiser geschrie ben habe, beruht, der „Rordd. Allg. Ztg." zufolge, auf einer Erfindung der ultramontaneu Presse; die letztere wiid durch Verbreitung von Unwahrheiten die Sache de- Chnstenthum» schwerlich fördern.— Da» Kreuzergeschwadrr, bestehend au« S. M. Schiffen „B s- marck", „Gneisenau" und „Olga" Geschwaderches: Contreadmiral Knorr, hat 8.d Mts. Sansibar verlassen. S. M. „Albatroß", Lommandant Capitänlieutenant Graf v. Baudissin 1, ist aui 25. vor Mts. in Apia eingetroffen und beabsichtigt am 14. d. Mts. wieder in See zu gehen. — Die feierliche Eröffnung der beiden Häuser des preußischen Landtage« wird, der „N. Pr. Ztg." zufolge, durch den Vicepräsidentrn de» StaatSministerium», Minister des Innern v. Putt- kamer, vollzogen lverden. Der bevorstehende preußische Landtag giebt der „Nvrdd. Allg. Ztg." Anlaß zu einer Betrachtung au hervorragender Stelle, au» der wir folgende Sätze hervorheben: Die Berichterstatter der Zeitungen melden die erste Sessio.: werde allem An scheine nach mit Vorlagen nicht befaßt werden, welche ihrer Natur nach besonder- sensationelle Debatten ver anlassen könnten; die Session würde einen kühlen Ge- schästScharakter tragen und von nicht allzulanger Dauer sein. ES spricht Vieles dasür, diese Mittheilungen für richtig und die daraus abgeleiteten Erwartungen für begründet zu hallen; namentlich wenn die anderen Angaben richtig sind, wonach dem Reichstage für die zweite Hälfte der Session neue Vorlagen von eminen ter Wichtigkeit Vorbehalten wären. Unter dieser Vor aussetzung wäre eS ja selbstverständlich, daß man sich preußi'chersells diejenige Zurückhaltung auserlegt hätte, welche von der Rücksicht ans das Nothwendige und vollkommen Vorbereitete bedingt ist, um l icht bei der Concurrenz der beiden Parlamente allen Factoren der Gesetzgebung, im Reiche, wie m Preußen, eine geradezu aufreibende Krastanstrengung zuzumuthen. Wenn man übrigens vorausjetzt, daß die eiste Seision des preußi schen Landtags einen ruhigen Geichäftscharakler tragen werde, so verbindet sich nut dieser Voraussetzung weder eine Minderschätzung der Ausgaben, noch eine Mmder- schätzung der voraussichtlichen Behandlung derselben. Abgesehen von der Budgelfeststellung, welche nach den Gewohnheiten deS Abgeordnetenhauses dazu benutzt wird, um mit der Berathung der Positionen eine Kritik der gejamnnen Verwaltung zu verbinden, wird angeblich die KreiS- und Provinzialvidnung für West falen zur Berathung gestellt und somit ein neuer Schrill aus dem Gebiete der Verwallungsreform resp. der Selbstverwaltung vollzogen werden. Nächst diesen wichtigen polnischen Ausgaben ist in einer Canalvor lage dem steigenden Verlangen ter Industrie wie des Handels nach billigen Wasserstraßen Rechnung ge tragen worden, so daß, wenn es gelingt, die verschie denen bei der Frage betheiligten Interessen aur gleichend zusammenzufossen, eine sür die innere wirthschaftliche Entwickelung höchst wichtige Voraussetzung geichaffen werden wird. Den zu erwartenden Vorlagen fehlt es also an allgemein sachlicher Bedeutung durchaus nicht, und der Landtag wird sich durch eine befrie digende Erledigung derselben große Verdienste um das Land erwerben, auch wenn die Berathung, bei welcher es sich sehr viel um rem technische Fragen handeln wirb, weniger Gelegenheit bieten dürste, zu den Tri bünen zu sprechen. Die Gesetzgebung ist ja eine ernst hafte Arbeit, die ihren Lohn lediglich m dem prak tischen Rutzen welchen sie stiftet, fucheu sollte, nicht aber in dem Eclat der parlamentarischen Berathung. Wenn man daher von der demnächst beginnenden Landtagssession erwartet, daß sie emen wesentlicheu „geschäftlichen-Charakter tragen werde, so spricht man ihr einen Vorzug zu, der eben eigentlich die Regel bilden sollte. * Wien, lO. Januar. In einer vorgestern unter dem Vorsitze des Kaisers stattgehabten gemeinsamen Ministerconferenz wurde. w»e bereits in einem Theile der Auflage unters letzten Blattes gemeldet wurde, festgestellt, daß bezüglich der AusgleichSange- legenheuen eine Verständigung erzielt ist, und be schlossen, über die noch unerledigten Punkte, in Betreff deren eine Vernehmung der Experten nothwendig ist, schriftlich zu verhandeln. Da» Zoll- und Handel», bündniß wird mit wenigen Aenderungen aufrechter halten. Gutem Vernehmen nach beabsichtigen die beiderseitigen Regierungen, nach erfolgter Verstän digung über die schwebenden Punkte, die grsetzgebeul den Körperschaften aufzusordern, behus« eitler' Be^rA ^ darung über die BeitragSquote Regunolardeputalioneu zu entsenden und denjelken gleichzeitig alle den Au«, gleich betreffenden Gesetzentwürfe zu unterbreiten. Ferner wurde beschlossen, auch die Verhandlungen wegen eine- Handelsverträge« mit Rumänien wieder aufzunehmen. Die Verhandlungen bezüglich Erneue- rung de- SnbventionSvertrage» mit dem österreichisch- ungarischen Lloyd sind sür später in Aussicht genom men. — Der „P. Ll." meldet über die Ausgleich». Verhandlungen, daß der neue Zolltarif sowohl für Rohstoffe wie für Jndustrirartstel über die vorjährige Zollnovelle hinausgeht uud Deutschlands Zollsätze al» Richtschnur nimmt, wa« nich» nu> für Getreide und Mahlproducte, sondern auch für Vieh und 1 iensche Produkte, ausgenommen Wolle, gilt. Der deutsche Tarif würde auch bei Jndustrieartikeln angenommen, nur für einige Artikel, wie Eisen- und Metallwaaren, ist der noch höhere französische Zollsatz acceptirt worden. Der Zoll- und Handelsvertrag bleibt unverändert. — Vergang nen Freitag verhandelte der tiroler Landtag über den Antrag der Mehrheit de« Schulau-schusses, iu welchem die Regierung auf- gefordert wird, dem Landtage einen BolkSschulgesetz« entwurf auf katholischer Grundlage und mit Berück sichtigung der Eigenthümlichkeiten des Landes, ins besondere auch zum Zwecke der Feststellung der Recht»- Verhältnisse der Lehrer, vorzulegen. Am Schluffe der Verhandlung hatte der Statthalter erklärt, daß die Regierung bereit sei, eine Schulvorlage im Landtage einzubrliigen, daß sie jedoch an die ReichSschulgesetz- gebung gebunden sei und erwarte, daß auch der trroler Landtag sich daS Reich-gesetz vor Augen halten werde. Der MebrheitSantrag wurde mit 38 gegen 24 Stim men angenommen. — Die „Buda-P. Corr." meldet: „Mu Bezug auf die mehrseitig verbreiteten, zuerst in militärischen Fachorganen aufgetauchteu Nachrichten, daß d.e gemeinsame HcereSverwaltung endgiltig de- schloffen hätte, Magazingewehre in der Armee ein- zusühren, und daß für diesen Zweck von den nächsten Delegationen eine größere Summe beansprucht werden wird, geht uns von zuständiger Seite die Mfttheilung zu, daß diese Nachrichten jeder lhatsächlichen Grund lage entbehren. Wie in allen großen Staaten deS Festlandes, werden auch bei uns seit Jahren Schieß- versuche mit Repetirgewehren der verschiedensten Systeme gemacht, und um diese Versuche auch mit Erfolg buichführen zu können, werden ähnliche Gewehre auch an einzelne Truppenkörper zur Einübung vertheilt. So lange aber ein anderer Staat es nicht für noth wendig findet, seine Armee mit Repetirgewehren aus- zustalten, besteht auch sür Oesterreich-Ungarn keine dringende Nothwendigkeit, mit solchen neuen und großen Ausgaben len Anfang zu machen. — Der Fmanzmimster beabsichtigt, dem Abgeordnetenhouse noch Heuer einen Gesetzentwurf über die Modifikation de- TabakgefällSgesetzes zu unterbreiten. Die im Ein vernehmen mit der österreichischen Finanzverwaltung sest- gestellle Vorlage wird zahlreiche wesentliche Aenderungen der bisherigen Bestimmungen über TobakSbaulicenz, sowie betreffs der Einlösung enthalten und neben mehrfachen nothwendig erscheinenden Verschärfungen auch die wichtige Bestimmung, daß der Export der ungarischen Tabokproducte in Zukunft wcht mehr den Exporteuren conceffionirt, sondern daß der Verkauf und Export des ungarischen Tabaks im Großen ebenfalls durch den Staat besorgt werden soll. — Au- Lemberg gehen dem „W Frddl." von vertrauenSwerther Seit« die nachstehenden authentischen Daten über die bt» Mitte vorigen Monats m Galizien eingetroffenen, au» dem Königreiche Preußen ausgewiesenen Per sonen polnischer Nationalität zu Diesen Angaben zufolge, welche besonders mit Rücksicht auf die Ver- hältnißzifier der in Galizien eingetroffenen Polen russischer und österreichischer Staatsangehörigkeit von Interesse sein dürften, sind bis zum 6. v. M. im Ganzen 353 Familien mit mehr al» 1000 Personen russischer Staatsangehörigkeit nach ihrer Ausweisung aus Preußen nach Galizien gekommen. Bon diesen Familien russischer Staatsangehörigkeit wurde dje überwiegende Mehrzahl von den in Lemberg und Krakau bestehenden HilfscomfteS untergebracht. Einige dieser Familien haben theilS die österreichische Mo narchie wieder verlassen, theil« sind sie nach Schlesien oder Mähren übersiedelt. Ansang» der zweiten Hälfte vorigen Monats bedurften von den in Galizien ein- getrvffenen russischen Staatsangehörigen polnischer Nationalität noch LO Familien mit 75 Personen einer Versorgung. Die Zahl der aus Preußen anSgewie- Ausland" macht über dieses Buch interessante Mit theilungen, denen wir hier Folge geben. Nach einer kurzen Ueberstcht über die vorange gangenen Erforschungen der Landenge schildert das Buch die Expedition de» Commodore Lucian Napoleon Bonaparte Wyse von der sranzösischen Flotte und die Coneession, welche er im Jahre 1878 von den Bereinigten Staaten von Columbia für einen Canal über die Landenge von Panama erlangte. Der soge nannte „internationale wissenschaftliche Longreß", welcher 1879 unter den Ausplcien de» Hrn. Ferdinand v. Lesseps in Paris tagte, beschloß, die Erbauung eine- SchifffahrtScanals über die Landenge von Pa- r-ama zu empfehlen, welcher ohne Schleusen und al» ein offener Durchschnitt von Okean zu Ocean erbaut werden sollte. Jene amerikanischen Delegirten zu dem Eongresse, welche im Stande waren, die Thatsachen au» eigener Prüfung oder nach Berichten über die Bermesfung zu Darien, Tehuantepec, Panama und Nicaragua zu beurtheilen, und andere durch praktische Erfahrungen dazu befähigte D«legirte widersetzten sich nergeblich diesem Beschlusse und -deuteten auf die Schwierigkeiten und unermeßlichen Mängel hin welche damals ein besonnenes Urtheil und eine zuverlässige Berechnung unmöglich mochten, und hoben die Vor theile anderer Punkte hervor. Da« Unternehmen sollte jedoch von Franzosen in die Hand genommen und au-geführt werden; die Beihilfe de- Hrn. v. Les seps ward »hm zugesicheN, und sein Erfolg in drr Durchführung de» SuezcanalS — eine» Unterneh men», da- im Charakter der Materialien und der zu überwindenden Hindernisse wefentlich daoo» verschieden war — wurde al» Antwort ans alle Einwendungen hervorgehoben. Die Absicht schien dahin zu gehen irgend einer Arbeit zuvvrzuk»mmen, welche Andere an Punkten unternehmen möchten, die für weit günstiger angesehen worden sind und noch angesehen werden. Der Canalcongreß schätzte die Kosten eine» »m Meeresniveau liegenden Canals auf 700 Millionen Frc». oder 28 Millionen Pfd. Sterl., obwohl ein Untercomite praktisch den Kostenpunkt auf 1040 Mil lionen FrcS. gesetzt und hmzugefügt hatte: „Die Aus führung derartiger Arbeiten und hauptsächlich diejenige solcher Einschnitte, deren Stabilität problematisch sei, und ebenso die Operationen bezüglich des Lause» de» Flusses Chagre» bilden eine Lomplicatron von Schwie rigkeiten, welche man unmöglich schätzen könne " Zu den ursprünglichen Kosten wurden dann noch geschlagen: 25 Proc. für unvorhergesehene Ausgaben, 5 Proc. für Bankspesen und Berwaltungskosten und 3 Proc. jährliche Zinsen während der Dauer de» Baue». Eine „Internationale Commission" besuchte die Landenge »m Jahre 1880 und berichtete, der Canal werde 843 Millionen Frcs. ohne vorläufige, Bank« und Verwal tungsausgaben und Zinsen während der Erbauung kosten und schätzte die weiteren möglichen Ausgaben auf nur 10 Proc. Sie berichtete, e- müssen 75 Mil lionen Kubikmeter anstatt der früher in Anschlag ge nommenen 45 Millionen Kubikmeter au-gehoben wer den. Die Kostenberechnung hierfür setzte v. Lesseps zuerst auf 658 Millionen und später auf 530 Millionen Frcs. herab. Eine ausgedehntere Bekanntschaft mit der Aufgabe hat aber die Schätzung der abzuhebenden Menge Erdreich auf 125 Millionen Kubikmeter erhöht. Die Baggerung durch do» niedrige alluviale Ge lände m der Nähe der See und die Ämtführuug der Hasenarbeiten würde natürlich keine Schwierigkeiten darbieten; aber die Felsensprengungen — die tiefste an der Culebra, am Gipfel 820 Fuß breit und 25 bi» 30 Mil lionen Kubikmeter enthaltend, von denen nur erst ein sehr kleiner Theil beseitigt worden ist, und der Ein schnitt de- Emperador, welcher zwar nicht so tief ist, aber ungefähr dieselbe Masse FelSgestein ent hält — sind ganz fürchterliche Hindernisse, die bei dem Maßstabe, womit diSher die Arbeiten vor sich gingen, zu ihrer Uebelwindung noch viele Jahre erfordern werden. Dazu kommt noch ebenso die Unsicherheit, ob man in den unteren Theilen dieser Einschnitte wenig oder viel Wasser finden wird. Die Beseitigst«« des anstehenden Fel-gestem» unter Wasser wird uäm- lich die Kosten bedeutend steigern. (Schlug selgt.) Preisausschreiben. Laut Beschluß vom 14. No vember 1874 hat Se. Majestät der König der Bel gier emen JahreSpreiS von 25000 FrcS. zur Förde rung wissenschaftlicher Werke gestiftet. Dieser Betrag, welcher den Gegenstand der dritten internationalen Preisbewerdung bildet, soll im Jahre 1889 verliehen werden, und zwar der besten Arbeit über die Fort schritte der Elektricität als bewegende Krqft und al» Beleuchtungsmittel, über die Anwendungen, welche von der Elektricität gemacht werden oder,!ge macht werden können, und über die wirthschaftlichen Bortheile, welche die Anwendung her Elektricität zu gewähren berufen erscheint. Naturkunde. Ueber da» Alter der Bäume spricht iu ezne» Absätze der „Forstlichen Blätter"
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