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Der Abend-Moniteur meldet nach einer Depesche aus Algier von S. Juni, daß sich das Gerücht von dem Tode des Agitators Si-El- Azerey bestätigt hat. Der Marabut fiel am 6. in einem Kampfe, der zwischen seinen Truppen und denen des Generals Rose Statt fand. Dasselbe Blatt meldet ferner, das die englische Expedition gegen den-König des AschanteeS nach beträchtlichen Verlusten den Rückzug angetreten hat. Eine verhältnißmäßig große Anzahl Offi- ciere sei umgekommen. Paris, 12. Juni. Dem „Nürnb. Corresp." wird von hier ge schrieben: In der dänischen Fräge geht eine Wendung vor sich. Die Clarendon'sche Wiederherstellung des herzlichen Einvernehmens zwi schen Frankreich und England beginnt, eine Wahrheit zu werden. Clarendon folgt wieder auf Beust. Die Vermittelungsvorschläge, womit der Fürst Latour d'Auvergne zum ersten Mal und zwar au ßerhalb der eigentlichen Konferenzfitzungen auftritt, werden von den Westmächten „als ein letztes Wort" im vollsten Ernste genommen. — Den 14. Juni. Der heutige „Abend-Moniteur" meldet, daß die nächste Conferenzsttznng auf Donnerstag, den 16. d M„ verschoben ist. — Der Kaiser hat heute Morgen den russischen Botschafter, Freiherrn v. Budberg, empfangen, welcher am Donnerstag nach Kis- fingen abreist. England. London, 14. Juni. Mit dem Dampfer „Peruvian" aus New- york eingegangene Nachrichten vom 4. Abends melden, daß Grant am 4. d. M. die Konföderirten angegriffen und in ihre Verschan zungen zurückgeworfen hat ohne einen entscheidenden Vortheil über dieselben davonzutragen. Die beiden feindlichen Heere stehen einan der feindlich gegenüber. Der Verlust der Unionisten betrug 3006 Mann. — Der Dampfer „City of Baltimore" ist ebenfalls mit Nach richten aus Newyork vom 4. d. in Cork eingetroffen. Nach densel ben hatte bis zum 2. keine Schlacht in Virginien stattgehabt. Sher man ist bis Dallas vorgerückt und hat Alboona besetzt. Nach dem „Richmond Examiner" haben die Konföderirten ein Corps Sher- man's mit einem Verluste von 5—7000 Mann znrückgedrängt. London, 14. Juni. In der heutigen Unterhaussitzung erwi derte auf eine Interpellation Griffith's Lord Palmerston: Der Be schluß der Conferenz, die Waffenruhe um 14. Tage zu verlängern, sei kein entgiltiger, und die Conferenz habe sich betreffs weiterer Verlängerung der Waffenruhe nicht gebunden. Königreich Sachsen. Dresden, den 15. Juni. In der heutigen Sitzung der 2. Kam mer stellte der Abg. Mehnert folgenden Anttag: „In Erwägung, daß sich die Landtagsarbeiten in einer Weise vermehren, wodurch dieselben nach den jetzigen Einrichtungen, soviel Zeit in Anspruch nehmen, daß es nicht allein für die Staatsregie rung, sondern auch für die Kammermitglieder eine solche Last wird, welche bei der voraussichtlichen weiteren Verniehrung von Landtag zu Landtag nicht füglich zu ertragen sein dürfte, stelle ich den An trag: „„die geehrte zweite Kammer wolle im Vereine mit der hohen ersten Kammer beschließen: die hohe Staatsregie rung zu ersuchen, in Erwägung zu ziehen, auf welche Weise eine wesentliche Abkürzung der Landtage herbeizufübren fei, und die dahin gehenden Vorschläge der nächsten Stän deversammlung vorlegen."" Zugleich gestatte ich mir den Kammern in Vorschlag zu brin gen, daß Hochdieselbcn bei der dießfallsigen Eittschließung mit in Erwägung ziehen möchten, ob bei diesem Ersuchen der hohen Staats- regicrung zur Abkürzung der Landtage nicht specielle Wünsche mit vorzutragcn sein möchten und erlaube ich mir nieinc diesfallsigen Ansichten, auf welche Weise ich die Abkürzung der Landtage für möglich halte, noch mitzutheilen. Wie allbekannt ist es die Budget angelegenheit, welche die lange Dauer der Landtage verursachte, denn die Finanzvorlagen haben sich vermehrt und werden sich iwch mehr vermehren und da nach §. 122 der Verfassungsurknnde alle Vorla gen zunächst an die 2. Kammer kommen sollen, hier aber nur von einer Deputation bearbeitet werden, so ist es kein Wunder, wenn die Deputation wie zeither, diese Vorlagen mit aller Genauigkeit prüft, diese Arbeiten nicht schneller beendigen kann. Uni nun diese Vorlagen schneller von der Deputation begutachtet zu sehen, halte ich eS für nöthig, daß mehr Deputationsmitglieder hierzu gewählt werden und daß, wie schon, der Herr Oberbürgermeister Pfotenhauer 1857—58 bei den diesfallsigen Verhandlungen in der 1. Kammer aussprach, eine so verstärkt« Finanz-Deputation in zwei Sectionen sich theilen mpfse, davon Pie ein« Sektion mit der Bearbeitung des Einnahmebudgets, sowie des Rechenschaftsberichtes, und die ändere aber ausschließlich mit der Bearbeitung des Ausgabebudget» zu be austragen sei. Eben so bringe ich in Vorschlag, daß in §. 88. der Landtagsordnung dahin erweitert wird, daß für die Berathungen der Gesetzvorlagen zwei Deputationen, ebenso für Anträge und Pe titionen sowie für Beschwerden zwei dergleichen gewählt werden müssen. Ebenso wünsche ich, daß größere Gesetze, wie z. B. die bürgerliche Prozeßordnung einer Zwischen-Deputation zur Begutach tung überwiesen werden. Hierdurch wird dem Bedürfnisse an Be- rathungsgegenständen in der ersten Zeit des Landtags Abhilfe ge schehen. Nicht minder würde die Abänderung §. 63. der Landtags ordnung zur Abkürzung des Landtages führen, wenn die gedruckten Vorlagen, welche in Königlichen Decrete» nebst Motiven und in Deputationsgutachten bestehen und welche vor der Berathung in der Kammer 3 Tage und länger den Kammermitgliedern zur Einsicht vorgelegen, nicht mehr vom Referenten vorzulesen wären. Dieses Vorlesen nimmt viel Zeit in Anspruch und bringt nach den zeitheri- gen Erfahrungen in der 2. Kammer keinen Nutzen. Schließlich bitte ich für den Fall die hohe Kammer, daß wenn dieselbe meinen An trag einer Deputatton zur Begutachtung überweisen will, daß hier zu eine außerordentliche Deputation von 7 Mitgliedern gewählt wird, da die 3. Deputation mit Arbeiten aller Art überhäuft ist." Die Kammer beschließt gegen 1 Stimme den Antrag des Abg. Mehnert einer aus 7 Mitgliedern bestehenden außerordentlichen De putation zu überweisen, deren Wahl in einer der nächsten Sitzun gen erfolgen wird. Feuilleton. Der Weinhüter von Meran. (Fortsetzung.) Der Welsche stand unschlüssig still. Auch das Mädchen hemmte den gleichmüthigeu Schritt und sah hinauf. Guten Nachmittag, Andree! rief sie ohne jede Verlegenheit. Es ist mein Bruder, setzte sie, zu dem Soldaten gewendet, hinzu. Macht, daß Ihr fortkommt; er versteht keinen Spaß. Der Soldat schien den wohlgemeinten Rath vollkommen zu würdigen, aber durch die Entfernung seines Feindes sich einstweilen noch sicher zu fühlen. Nix Furcht, Fraila, sagte er; ihm geben Kreu zer » eomprar t-ld-eco; dann still sein, gut Freund. — Er griff in die Tasche und holte eben seine geringe Baarschaft heraus, als er die donnernde Stimme des.Burschen droben ver nahm : „Zurück, Soldat, oder der Spieß fliegt Dir an den Kopf, daß Du bei Nacht und Tag das Wiederkommen vergißt." Der Welsche stand wie angewurzelt, und maß den Weinhüter mit einem wüthenden Blick. Deutsche Bär! murmelte er zwischen den Zähnen. U«Ieäetto! — Aber noch konnte er sich nicht entschließen, umzukehren und sich vor den Augen seiner Schönen in so nachtheiligem Licht zu zeigen. Diese stand, offenbar durch seine heftigen nnd ohnmächtigen Geber- den ergötzt, gelassen neben ihm und lachte ohne jede Schonung. Aber dem Burschen oben erschien der Austritt nichts weniger als lustig. In raschen Sätzen sprang er, durch schmale Oeffnuugen der Lauben sich windend, den Abhang hinab, und ehe der Welsche sich besinnen konnte, sahen zwei funkelnde Augen unter dem wehenden Trutzhut ihm in das entfärbte Gesicht. Hast Du Ohren, Kamerad? herrschte der Zoryglühende ihn an. Weißt nicht, daß der Weg hier für Deinesgleichen verboten ist? Soll ich Dir die Jacke vom Leibe reißen, um ein Pfand zu behal ten, welscher Fuchs? Hast wohl Weinbeeren vergesse» zu Nacht, und kommst nun zur Märend, sie zu holen? Den Augenblick scheer' Dich heim, oder — Die Hand weg! knirschte der Welsche, da er sich ungestüm ge packt und geschüttelt fühlte. Hätt' ich mein' sckegen« — Wurm! rief der Jüngling. Bring' ihn nur mit, Deinen Dege», das nächste Mal, nnd Dein Gewehr dazu; es wär' doch ein Pfand, das der Mühe lohnte. Aber nun beim Krenz! fort mit Dir, oder ich spieße Dich auf, wie einen Frosch, und werfe Dich i» Deinen Kasernenhos zurück, daß Du das letzte Stoßgebet nimmer zu Ende beten sollst. Damit schleuderte er den lange» Gesellen einige Schritt weit fort, daß er, über einen Stein strauchelnd, in die Kniee fiel. Im Augenblick war er wieder auf den Füßen, und mit beiden Fäusten wie ein Weib gegen de» Feind drohend und eine Flut von welsche» Flüchen hervorsprudelnd, wich er der Gewalt und trollte hinkend und ost zurückblickend in» Schutz der Weiden den, nahen Stadt- thore zu.