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dazu auch gar keine Lust haben; vielmehr ist Herzog Friedrich gera de, weil er sich gegen Preußen so spröde zeigt und seine volle Un abhängigkeit wahren will, ihnen um so lieber. Sie sehen in ihm einen neuen Verbündeten- ein neues Gegengewicht gegen Preußen. Wir selbst wenden uns gern ab von allen diesen Jntriguen und Be rechnungen. Uns ist die schleswig-holsteinische Sache eine heilige nationale Angelegenheit, die einfach und ehrlich im nationalen Sinne durchgeführt werden muß. Deutschland. Bayern. Kissinge», 14. Juni. Das russische Kaiserpaar wird heute Abend von Darmstadt hier etntreffe», der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich übermorgen, der König von Bayern am 18. oder 19. Juni, vielleicht auch erst einige Tage später. Schleswig-Holstein. Altona, 13. Juni- Das Gesetz- und Verordnungsblatt ent hält eine Bekanntmachung der Herzog!. Landesregierung, durch wM che mit Genehmigung der Bundescommissare eine sachverstWMe' Administrationsbehörde für das gesammte militärische StaMMen- thum, daß sich in und um Rendsburg befindet, eingesetzt Zum Chef dieser Behörde, die ihren Sitz in Rendsburg, hckts ist der frü here Jngenieuroberst Dau ernannt. — 14. Juni. Ws neueste» Ver ordnungsblatte für Holstein publiciren die ByMeScommissare das von der Landesregierung entworfene, nmuneD vorbehältlich der Ge nehmigung der Stände, soweit solche erforderlich, zum Abschluß ge diehene Budget für Holstein für das Mauzjahr vom 1. Aprilt 1864 bis dahin 1865» DäMnark. Kopenhagen, 11. Juni. Die gestern officiell angekündigte Verlängerung der Waffenruhe bis zum 25. d. M. gibt „Dagbladet" Gelegenheit, die Regierung vor einer etwaigen nochmaligen Pro longation zu warnen, wenn nicht zuvor ein klares Einverständnitz über eine wirkliche und beruhigende Friedensgrundlage zu Stande gekommen sei. Ein hier zur Unterschrift ausgelegter Entwurf zu einer Adresse an den König redet geradezu von der Nothwendigkeit einer Fortführung des unterbrochenen Krieges. Die Schlußworte lauten: „Aus denjenigen Bezirken des Reiches, welche am schwersten den Druck des Krieges empfanden, sind kräftige Worte an Ew. Ma jestät gerichtet worden über die Bereitwilligkeit, mit welcher sie im Interesse des Vaterlandes auch in Zukunft leiden und dulden wol len. Wir schließen uns diesen Stimmen an, indem wir Ew. Ma jestät erklären, daß wir zu jedem Opfer bereit sind, welches von uns- zur Rettung Dänemarks gefordert werden durfte." Der Adreßent- wurf ist von den am Dienstag gewählten Abgeordneten Kopenha gens und andern eiderdänischen Notabilitäten unterzeichnet. Frankreichs. Paris, 11. Juni. Der Kaiser, welcher heute nach Paris kom men sollte, um dem Ministerrath zu prästdiren, ist nicht gekommen, und die Sitzung wurde auf den Dienstag: verschoben. Um den üblen Eindruck dieses nothwendig gewordenen Aufschubs, der mit dem Ih nen gemeldeten Unfall zusammenzuhängen scheint, zu vermindern, meldet die „France": „Der Kaiser ließ gestern den reservirten Theil des Parks von Fontaineblauöffnen und erging sich, den kaiserlichen Prinzen an der Hand, inmitten der Bevölkerung. Erst heute spricht der „Monde" kurz von jenem Vorfall — alle andern Blätter schwei gen. Der Kaiser lief ernste Gefahr. Er stand auf einem äußerst schmalen, langen, flachen Boote, eine Art Balancierstange in der Hand. Als er sich mit den Worten: „Siehst Du, wie das geht!" znr Kaiserin wandte, welche, von etlichen Kavalieren und Damen umgeben, am Ufer stand, schlug das Boot um und der Kaiser ver schwand unter dem Wasser. Die Kaiserin schrie laut auf, die Kava liere standen rathlos, als nach einigen Minuten der Kaiser wieder anstauchte und schwimmend das Ufer erreichen konnte. Als nach einer Stunde der Kaiser wieder erschien, sagte Woquard zu ihm: „Sire, in Ihrem Alter läßt man dergleichen Kunststücke!" Der Kai ser scherzte viel überfeinen Unfall; am Abend aber stellte sich Fie ber ein. Dies der währe Hergang." England. Der Ecouomist zeigt, wie schwierig eine Thcilung Schleswigs sei; wie selbst im Norden des Herzogthnms Grund und Boden gro- ßentheils den Deutschen gehöre, die das mehr gewerbfleißige und fortschreitende Volk seien und daher berechtigter Weise den weniger energischen Nachbarn de» Rang ablaufen und Abbruch thun. Die Frage, was geschehen sollte, wenn Deutschland nicht auf den eng lisch-dänischen Vorschlag eingehen wollte, beantwortet der Economist durch eine Reihevo, Fragen, deren Don vielsagend genug äst: „Könn ten wir uns mit Waffengewalt einmische» und vielleicht einen euro päischen Krieg Hervorrufen, um eine willkürliche — eine eingefta« dener Maßen und nothwendiger Weise willkürliche und küMlche — Linie zehn oder zwanzig englische Meilen weiter WAE r« ziehen, als Preuße» zugeben will» Könnten wir thatWMy und buchstäb lich in den Kampf gehen, um deutsche GWkWrtzer in Untetthänig- keit bei Därremark zu halten, auS^MMünde, daß ihre Arbeiter und Pächter von Sympathie seien? Soll England nm einer unendlich kleine^WWWge willen das Schwert ziehen und das Festland in tWMtWvlckeln, weil es zwar will, daß ein Alliirter 4000 QuatMWDMhergebe, aber nicht, daß er 4500 hergebe? Londo MW" Die heutige Times schreibt: England möchte die GrenzKMWWtz zwischen Schleswig und Dänemark einen: SchiedsriWK^Mbertraue». Der Bundesbevollmächtigte, Frhr. von Beust» vtWMre für Schleswig eine zoncnweise,. von Süden nach NorvEMtschreitende Volksabstinnuung, bis die Zone erreicht wer- dej Wlche für Trennung von Dänemark stimmt. Dänemark und die neutralen Mächte dürsten diesen Vorschlag verwerfen, weil diese Art der Abstimmung unbillig erscheine, indem eine stete Meinnngsäuße , rung inmitten der deutschen Occupation undenkbar sei. Italien. Man schreibt der „General-Korrespondenz" aus Genua vonr 6. dieses Monats: Briefe aus Caprera melden, daß Garibaldi über die abermaligen Hindernisse, welche der Ausführung feiner Pläne sich entgegenstellt, sehr ungehalten, sei. Vor seiner Reise nach England war er überzeugt, daß er zu Anfa»g.diesesSvmmers in's Feld rücken werde, aber nach seiner Rückkehr beklagte er sich wiederholt, daß man ihm Dinge versprochen, an deren Erfüllung nmn kaum ernstlich gedacht. An Cairoli schrieb Garibaldi vor etwa zehn Wochen: „ ich erliege fast unter der Last guter Rathschläge, welche mir von angeblichen Freunden zukonnnen. Ich muß nun wieder Watten, weil es schon für diesmal zu spät; aber dieses „Warten" zehrt an dem Marke meines Lebens." — Vor ei nigen Tagen ist ans Christiania eine Adresse von „norwegischen Patrioten" an Garibaldi eingegangen, worin jene behaupten, die- „skandinavische Nation" sei berufen, im Bunde mit Italien Europa zu regenerireu und dieses von deutscher und moskowitischer Tyran nei zu befreien. — Hier wäre der Ausruf des Dichters auch am. Platze: „Unsinn Du siegst/ dem Narrenköuig gehört die Welt." Königreich Sechsen. Zwickau, 14. Juni.' Neber die von Sr. Mas. dein Könige beabsichtigte Reise durch einen Theil des Erzgebirges haben wir noch Folgendes in Erfahrung gebracht: Se. Majestät wird den 20. d. M. früh 7 Uhr von Pillnitz aus die Reise antreten, sodann de» 21. ge gen Mittag in Chemnitz eintreffen; Donnerstag den 23. Vormittags m Stollberg die Arbeitsanstalt besichtigen, hierauf nach Lößnitz mW, nach Besichtigungen daselbst, 3t Uhr Nachmittags die Reise nach. Aue fortsetzen und in den später» Nachmittagstuuden desselben Tags auf hiesigem Bahnhofe eiutreffen. Freitag de» 24. früh 7 Uhr wird Se. Ma;, nach Werdau fahren, von da zu Pferde durch den Wer dauer Wald sich begeben und hierauf gegen 12 Uhr Mittags hier her zurückkehrcn. Der Nachmittag ist zu Besichtigung des Arbeits hauses, einiger gewerblicher Etablissements, des Rathauses und eines Theils der Stadt bestimmt. Sonnabend den 25. Juni früh 7 Uhr findet die Abfahrt nach den Enklaven und später die Rückfahrt nach Gößnitz und von da »ach Pillnitz statt. Chemnitz, 13. Juni. Gestern Nachmittag halb 5 Uhr ist'der Personenzug 9. bei Seerhausen dadurch theilweise verunglückt, daß die Maschine in der Nähe des «dortigen Chanffeeüberganges aufge stiegen und entgleist ist. Die Maschine mit dem Tender riß siebe» Wagen mit ans dem Gleise, trennte sich endlich von den: hinter ihr befindlichen Wagen und wühlte sich in dem, rechts der Bahn mit derselben in ziemlich gleichem Niveau befindlichen Felde ei». Der Tender stürzte um. Von den Passagieren erhielt nur ein Kind, welches während der Wagenentgleisung zum Fenster hinausgeblickt hatte, eine leichte Contuston. Alle andern Passagiere sind, soviel allgemein versichert wird, unverletzt geblieben. Von dem Beamtcn- personal erlitt der Schaffner Gersdorf erhebliche, wenn auch nicht sehr gefährliche Verletzungen au einem Schenkel und am Rücken. Dem Führer Herrmann wurden von dem ausströmenden heißen Was ser die Fuße verbrannt, der Feuermann Wolf gerieth unter den um gestürzten Tender und erhielt kleine Fleischwunden an Arme» und Beinen.- Bei dem Wagenwärter Wätzel U. sind bis jetzt nur Ge- sichtshautbeschädigungen sichtbar. Von Wagen find als nenncus- werth beschädigt zu bezttelmen ttn Packwagen und ein Personenwagen. W e r t 1 i ev e Ane, den 15. Juni. Wie bereits vor einigen Wochen in diesen Blättern berichtet worden, wurde Herr Kämmerer Beck von dein Stadtverordneten-Collcgium einstimmig als Bürgermeister für hie sige Stadt gewählt, und fürwahr eine glücklichere Wahl konnte nicht gemacht werden, da Herr Beck wohl Alles in sich vereinigt, was von einem tüchtigen Bürgermeister für unsere Stadt verlangt wird. Diese Wahl hat nun neuerdings auch die Bestätigung der Kömgl. Hohen Kreisdirection erhalten und heute wurde durch den Herrn Amts hauptmann Ritter rc. vo« Welch Herr Beck in seine neue Stel lung eingewiesen. Rath und Stadtverordnete hatten »ach der Ein weisung in den: festlich geschmückten Rathhaussaale -ein Diner, wo bei cs an ernste» und heiteren Toaste« nicht fehlte und für den Abend soll, da die ganze Einwohnerschaft diesen Lag als einen Freu dentag feiert, eine Illumination rc. der Stadt vorbereitet werden. Für unser freundliches Aue wird der heutige Tag aber gewiß auch ein gesegneter und solgereicher werden, und bald wird Aue in der Reihe derjenige« Städte einen würdige« Platz einnehmen, wo mu sterhafte Ordnung und Pünktlichkeit der städtischen Behörde de Stolz 'der Bürgerschaft ist. Und daß eS so werde, dazu Helse Gott!