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Erzgcbirgtscher Volkssreund. Taste- uni) Ämlsksatt für die GerichtSämter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Kirchberg, Schwarzenberg und Wildenfels; so* wie für die Stadträthe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Kirchberg, Lößnitz, Neustädtel, Schwarzenberg, Wildenfels und Zwönitz. den 15. Juni. i^4. Preis vierteljährlich 18 Rgr. — Jnseraten-Annakme für die gm Abend erscheinende Nummer bi« Vermittaq« ll Nl>r. Bekanntmachung. Künftigen 2-A. J»ni dieses Jahres, von Nachmittags 2 Uhr an, sollen die zum hiesigen HoSpitalgute gehörigen Gebäude zum Abbruch versteigert werden, waS hierdurch mit dem Bemerken, daß nähere Angaben über die Art und Weise der Versteigerung in diesem Blatte noch erfolgen werden, vorläufig bekannt gemacht wird. Superintendentut und Justiz-Amt Stein zu Lößnitz, am 10. Juni 1884. Die Hospital - Inspection. vr Meier, 8. . In Stellvertretung: In vie. Döhler, Act. Ckr Fr. Eberhardt. Tagesgeschichte. Deutschland. Wien, 10. Juni. Die Ostd. Post schreibt: „Der osficiöse dip lomatische Vertreter des Erbprinzen, Herr v. Wydenbrugk, ist vor gestern hier eingetroffen; er wird wahrscheinlich sehr interessante Ent hüllungen zu machen in der Lage sei» über die Art der Aufnahme, welche der Erbprinz in Berlin gefunden hat. So viel wir unserer seits aus anderer Quelle erfahren, war Herr v. Bismarck bemüht, bei der ersten Unterredung mit dem Erbprinzen ihm sogleich zu im- poniren und sein Selbstbewußtsein herabzudrücken. Gleich bei der Begrüßung bemerkte Herr v. Bismarck, welch' ungeheure materielle Verpflichtungen die Herzogthümer in Folge der von Preußen gehab ten Kriegskosten zu tragen haben werden, und wie schwer es für die selben sei» wird, Ersatz zu leisten, wenn nicht irgend ei» Aequivalent als Ausweg gefunden werde. Der preußische Minister-Präsident hielt darauf dem Erbprinzen eine moralische Vorlesung über die Pflichten der Dankbarkeit und wie hoch verpflichtet das Haus Augustusburg Preußen sei für all das Große, das es für dasselbe gethan. An spielend auf eine Militär-Convention, auf eine preußische Besatzung in Rendsburg und Kiel, wurde den, Erbprinze,! zu Gemüthe geführt, daß er hoffentlich nicht dem Beispiele jener Kleinstaaterei und eifer süchtigen SouverainetätSsucht folgen werde, welches so viele andere kleindeutsche Fürsten gebe»; Schleswig-Holstein werde auch noch in Zukunft des Schutzes Preußens bedürfen u. s. w. Der Erbprinz aber hielt dem gegenüber ruhig Stand. Es könne sich jetzt nicht darum handeln, nieinte er, worüber man sich später zu verständigen haben werde, sondern um das zunächst Liegende, nm sein Recht. Dieselbe Haltung beobachtete der Erbprinz auch noch andern hohen Persönlichkeiten gegenüber; er wollte sich in nichts binden lassen. Die berliner Herren gewannen die Ueberzeugung, daß der Erbprinz nicht das gefügige Instrument sei, welches man von einem preu ßischen „Gardemajor" erwartet hatte." Wien, 11. Juni. Wie wir vernehmen, wird Se. Majestät der Kaiser Ihre Majestät die Kaiserin nach Kissingen begleiten, wohin sich die Letztere zum Courgebrauche in den ersten Tagen der näch sten Woche begeben wird. Der Kaiser wird von dem Minister des Auswärtigen, Grafen Rechberg, begleitet sein. Nachdem in den nächsten Tagen Kaiser Alexander.von Rußland in Begleitung sei nes Ministers, Fürsten Gortschakoff, in Kissingen eintrifft, so wird man wohl kaum fehlgreifen, wenn man der Reise des Kaisers poli tische Bedeutung beimißt. Nur dürfen Ungeheuerliche politische Com binattonen, wie man sich solche etwa bei dem Schlagworte „heilige Allianz" denkt, an die Zusammenkunft der beiden Kaiser des euro päischen Ostens nicht geknüpft werden. Ihre Majestäten reisen über München, wo ein kurzer Aufenthalt genommen wird. Gleichzeitig wit den beiden Kaisern werden sich viele fürstliche Personen in Kis- singen einfinden. Wien, 12. Juni. Die hiesigen Sonntags-Journale melden übereinstimmend, daß der Kaiser von Kissingen unmittelbar näch Karlsbad zur Begrüßung des Königs von Preußen reis t. Preußen. Der Spenerschen Zeitung wird aus Wien von ge stern Nachmittag telegraphirt: Der Kaiser von Oesterreich und Graf Rechberg reisen am 14. d. nach Kissingen. Es heißt, der Kaiser Vpn Rußland erstrebe den Abschluß eines Vertrages zu wechselseiti ger Garantie des polnischen Besitzstandes der Theilungsmächte. Berlin, ll. Jnni. Die Blätter beschäftigen sich viel mit der Candidatur des Großherzogs von Oldenburg und den neu betonten gottorp'schen Ansprüchen. UnsereStheils kommen wir allen Ansprüchen und gelehrten juristischen Rechtsdcductionen gegenüber immer wieder zurück auf unsere alte Frage nach dem competente» Gerichte. Ein competentes Gericht für die schleswig-holsteinische Thronfolge ist weder der Bundestag noch die londoner Conferenz. Die Thronfolge ist eine innere Landesangelegenheit; von einem staatsrechtlichen, nicht von einem Völkerrechten Forum ist sie zu entscheiden. Sobald Schles wig-Holstein seine Gränze hat, — nnd wäre dieselbe auch nur eine provisorische, in.so fern etwa für einen nördlicheren Strich vorläu fige Neutralistrung Statt fände uqd die Entscheidung durch Abstim mung noch bevorstände, — wird die Landesvertretung zur Eutschei- dung des Thronfolge-Streites zu berufen sein. — Inzwischen schreibt man der Nät.-Ztg. aus Frankfurt: „Die Berichte über die vorletzte Conferenz-Sitzuug enthalten in einem Puncte eine Unrichtigkeit, die zu widerlegen wir nicht unterlassen wollen. Es ist nämlich falsch, daß der Gesandte Preußens in jener Sitzung de»Vorschlag einer Abstimmung der Einwohner Schleswigs über die Theilungs-Frage gemacht habe, welcher bekanntlich ohne jegliche Unterstützung blieb. Es war vielmehr Herr v. Beust, welcher auf die Abstimmung drang und erklärte, sich auf die Theilungs-Verhandlungen nur unter der Voraussetzung einlafsen zu könne», daß die Bevölkerung auch des nördlichen Schleswigs über ihren Willen gehört werde." Berlin, 13. Juni. Ministerpräsident v. Bismarck empfing ge stern eine Deputation ans Schleswig, und hatte darauf im Beisein des hiesigen russischen Gesandten v. Ubril eine mehrstündige Con ferenz mit dem aus St. Petersburg eingetrosfenen Fürsten v..Gort schakoff, welcher dann Mittags ein längerer Ministerrath folgte. Abends empfing Se. Maj. der König den Ministerpräsidenten und den Fürsten Gortschakoff, und hatte eine Unterredung von langer Dauer mit denselben. Fürst Gortschakoff setzt niorgen früh seine Reise nach Kissingen fort, Heute Mittag ist Conseilsitzung im kö niglichen Palais. — Der König reist Sonnabend nach Karlsbad. Herr von Bismarck wird erst später nachfolgen. Prinz Friedrich Karl reist morgen ins Hauptquartier zurück. — Die Schiffe, wel che die Regierung zur Verstärkung der preußischen Flotte in Frank reich angekauft hat, sind schon in Kuxhaven angelangt, außex den beiden Danipfavisos bringt die neue Erwerbung auch ei» gepanzer tes Widderschiff, welches mit 100pfündigen Armstrong-Kanonen be waffnet ist. Die bisherige Mannschaft der außer Dienst gestellte» Ruderbootflötille wird an jene neuen Fahrzeuge abgegeben. — ES wird davon gesprochen, daß eine Verständigung zwischen Oesterreich und Preußen in der deutschen Verfaffungsfrage im Gange sei, so daß ein neuer Fürstentag zu Frankfurt nicht zu den Unmöglichkei ten gehören würde.