Volltext Seite (XML)
Beherrscher der Fürstenthümer Hohenzollern-Hechingen und Sigma ringen aethan Haven. Gleich ihnen tritt Herzog Friedrich ebenfalls als Glied in die Kronfamtlie Preußens ein. Die bestehenden Lan desgesetze Schleswig-Holsteins würden, solltet Ihr nicht selbst preu- ' ßisches Recht verlangen, von der Krone Preußen ebenso respektirt werden, als jene, welche die nach dem Befreiungskriege an Preußen Kfallene, jetzt schon seit 50 Jahren preußische Rheinpropmz noch besitzt. Euer Herzog Friedrich, zugleich alsdann Prinz der preußt- chsn Krone, wird in dieser Verbindung für seine Erbländer erst recht egensreich zu wirken die Kraft haben. Möge daher, Schleswig-Hol- tcmer, der beregte Aufruf die Befreiung Eurer Länder vom däni- chen Joche herbeiführen, sowie der 1813 ebenfalls von Breslau aus gegangene Aufruf „An mein Volk" Preußen und das übrige Deutsch land von Frankreichs Joche befreit hat. Der Herr sei mit Eurem Herzog Friedrich und seinen treuen deutschen Schleswig-Holsteinern! Es lebe König Wilhelm der Gerechte! Frankreich Paris, 30. Mai. Der „Abendmoniteur" schreibt: Im Inter esse der Menschlichkeit und des Erfolges der Unterhandlungen find die Bevollmächtigten der kriegführenden Theile in der Konferenz am Sonnabend aufgefordert worden, ohne Verzug ihre Regierungen dringend um Instruktionen zur Verlängerung der Waffenruhe an zugehen, so daß diese Frage am Donnerstage zur Verhandlung kom men könne. Der „Abendmöniteur" vom 31. Mai erwähnt eines in Kiel ver breiteten Gerüchts, daß der Feldmarschallleutnant von Gablenz Be fehl erhalten habe, Vorbereitungen zum Rückmärsche zu treffen. — Der „Moniteur" macht ferner auf eine angeblich in Leipzig erschie nene Broschüre aufmerksam, welche der Glücksburgschen Linie des . holsteinischen Herzogshäuses ein ebenso begründetes Erbfolgerecht zuspricht, wie der Augustenburgischen. England. London, 30. Mai. Preußen und Oesterreich haben in der letz ten Konferenz-Sitzung Holstein und ganz Schleswig in Anspruch ge nommen. Wie zu erwarten stand, hat sich über diesen Antrag eine sehr lebhafte Discussion erhyben, während welcher der Abstand zwi schen den deutschen und den neutralen Mächten sich dadurch aus drückte, daß letztere die Schlei zur Gränze zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein machen wollten. Dies war nun freilich weniger, als man erwarten konnte. Man muß diesen Abstand indessen nicht unrichtig auffassen. Die Annäherung kann nur successivc vor sich gehen, und es sind Aussichten vorhanden, daß der gemischte Theil von Schleswig, der die Feuerprobe der Abstimmung gewiß glänzend bestehen wird, zu Deutschland kommen wird. Mehr dürfte aber nicht leicht zn erreichen sein. Dänemark Hat sich während der letzten Si tzung fast ganz im Hintergründe gehalten, und seine Bevollmächtig ten haben erklärt, noch ohne die nöthigen Instructionen zu sein. Wenn es mithin wahr ist, daß eine Minister-Sitzung in Kopenhagen hcn Widerstand beschlossen hat, so hat die dänische Regierung es doch nicht für gerathen gefunden, ihre Bevollmächtigten einfach in diesem Sinne zu instruiren. London, 1. Juni. Die heutige „London Gazette" schreibt: Dänemark hat für den 23. Juni (13.?) die Wiederaufnahme der Blokade angemeldet, wofem die Konferenz bis zum 12. Juni kein Präliminarübereinkommen erzielt habe. Italien. Der Verlauf der Londoner Confercnzen preßt den italienischen Blättern wieder einen „Schmerzensschrei" für.das „arme verrathe- ne Dänemark" aus. Daß dabei auf Deutschland — „welches der völkerfeindlichen österreichisch-preußischen Politik vollständig zur Beute geworden" --"in allen Tonarten geschimpft wird, versteht sich von selbst, aber man tröstet sich noch, daß „die Ereignisse, welche früher oder später in Italien gegen die deutsche Jnvastonspolitik eintreten müßten, Dänemark wieder aufrichten — und diesem einen mächtigen Bundesgenossen zur gerechten Rache an den deutschen Un terdrückern zuführen werden." Es scheint aber doch, daß Dänemark auf diesen „Racheact" noch etwas lange wird warten müssen. We nigstens ruft die neueste „Italic" am Schluffe einer Betrachtung über die Lage Dänemarks die theilnehmenden, im Grunde aber ziemlich komischen Worte aus: „Armes Land, armer König! Euro pa wird künftig zwei Polen zählen!" Turin, 22. Mai. (A. Z.) Das heutige „Dirifto" bringt eine Adresse dänischer Frauen aus Kopenhagen und Odense an Garibal di und die Antwort des Generals an dieselben, mit dem Bemerken: beide von dem General zu dem Zweck der Veröffentlichung erhalten zu haben. In der Adresse der patriotischen Dame» fehlen die Schmä hungen gegen Deutschland und die Deutschen nicht, und Schleswig wird kurzweg für rein dänisches Land erklärt. Die Damen schließen mit der Aufforderung an den General für die Dänen zn beten, für sie zu sprechen, für sie zu handeln, und Gotte» reichster Segen wer de nicht ausbleiben. Garibaldi antwortet ihnen wie folgt: „Caprera, 13. Mai. Geehrteste Frauen! Ihr bedürft nicht er folgloser Wünsche, sondern der Thaten, um Euer hochherziges Volk m feinem Kampfe gegen die, mit dem gleißnerischen Mantel deS Rechts verhüllte Anmaßung aufrecht zu erhalten, und ich kann mit dem besten Willen der Welt Euch dennoch nichts Anderes schicken als Wunsche, und den Nationen,, die an der Spitze des Fortschritts marschiren, nochmals ein anderes' heroisches Brudervolk vor die Au gen fuhren, welches der Despotismus zertritt und hinschlachtet. Ja, edle Frauen, ich bin bei Euch mit dem Herzen, und wenn ich die Mühseligkeiten mit Euern tapfer» Kämpfern nicht zu theilen im Stande bin, so ist es nicht meine Schuld. Ei» Kämpfer für die Sache der Völker, kann ich zwischen dem Deutschen und dem Dä nen keinen Unterschied machen, und ich hätte sicher nicht in Euern Reihen den kargen Lebensrest, der mir bleibt, gegen die deutsche Na tion eingesetzt, sondern gegen den Unterdrücker meines Landes Alle Nationen sympathisiren mit Euch, und nicht am wenigsten- die große Nation, die ich stolz bin besucht zu haben. Aber was hilft es? Während das herzlose Lied der Diplomatie uns mit einem Waffenstillstand einschlummert, stießt das Blut in Strömen, und di? Hinschlachtung eines tapferen Volks wird zur ewigen Schande der andern Völker auf barbarische Weise vollzogen. Wenn Ihr ge gen unsern hundertjährigen Feind kämpft, wie Ihr es thut, so will es nicht viel heißen, wenn wir sage», daß wir im Geiste bet Euch sind. Ich hoffe jedoch daß die Schande unserer Knechtschaft uns bald dazu bringe auch mit dem Arm bei Euch, zu sein. Lebt wohl, Ihr Franen einer Heldennatio»! Für das Leben Euer G. Gari baldi." Wir wissen längst, daß Garibaldi >» poUtici« kein Licht ist, al lein es zeigt doch von allzugroßer Einfalt, wenn Garibaldi nach ei nem so langjährigen Streit, wie er nun bald materiell, bald geistig zwischen Deutschen und Dänen geführt wird, noch nicht rpeiß, daß es das deutsche Volk ist welches gegen die Dänen im Kampf zog, um einen verlassenen.Bruderstamm zu schützen pnd vor Entnatio- nalisirung zu retten, und daß die beiden deutschen Großmächte, wel che den Krieg unternahmen, bis jetzt Nichts thaten, was nicht auch die deutschen Bundestruppen hätten thun müssen. Königreich Sachsen. Saida, 28. Mai. Am 26. d. M. wurde ein, in der Kirche zu Dörnthal vielleicht schon ein oder zwei Nächte zuvor verübter Einbrnchsdiebstahl entdeckt. Der Dieb oder wohl mehr die Diebe haben an der nördlichen Front eine Fensterscheibe eingedrückt und sind durch den aufgewirbelte» Flügel emgcstiegen, haben dann wahr scheinlich unter Anwendung eines liegen gelassenen Pfahles dieSa- cristei erbrochen und nun aus einem in der letzter» befestigten und ebenfalls gewaltsam abgerissenen und geöffneten Schranke, sowie aus einer kupfernen, mit Schloß versehenen Büchse ca. 10 bis 12 Thlr. in kleinern Münzsorten geraubt. Die Kirchenräuber haben sich sicher in den Erwartungen getäuscht, indem sie wahrscheinlich das am 20. d. M. von eineuc Gutsbesitzer der Kirche zurückgezahlte Capital von 1400 Thlr. zu finden hofften; letzteres befand sich aber glücklicher weise behufs der Anlegung von Wertpapieren in gerichtlichem De positum. Außer an einer Flasche Wein, die sich in der Sacristei be fand und zur Hälfte ausgetrunken worden ist, haben die Diebe an andern Gegenständen als Geld sich nicht vergriffen. Feuilleton. Das Donanen-Kind. (Fortsetzung.) XI. Die Tage, welche nun kamen, waren Tage des Glückes für die Liebenden, Tage eines seligen Zusammenleben» für Alle. 'Trübend war nur der Gedanke, daß Dollart nicht geschrieben, daß die Seinen ohne alle Nachricht von ihm waren. Als indessen Paris eingenommen und Napoleon vom Throne gestiegen war, da wuchsen die Flügel der Hoffnung wieder, und nicht umsonst. Es war in einer stockfinster» Nacht am Ende des März 1814, als ein Mann mit rüstigem Schritte vom Eingänge des Dorfes her dem Hause zuschritt, wo Dollars gewohut. Die Frühlingsarbeiten hatten begonnen und die ermüdeten Bauern lagen im ersten, tiefen Schlafe, denn eS war eben Mitter nacht vorüber. Der Wanderer hatte,den Wächter zwölf blasen hö ren, als er noch drüben am Walde war. Jetzt fand er nicht einmal mehr de» Wächter auf der Straße; denn dieser war auch, um aus- znschlafen, in sein Stübchen und Bette geschlüpft. Der Wanderer blieb endlich gn Dollarts ehemaliger Wohnung stehen und schaute hinauf zu de» Fenstern. Alles war dunkel und stille. Er trat zur Thüre und pochte; aber Niemand hörte es.