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Dresdner Journal : 02.12.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188912021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18891202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18891202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-12
- Tag 1889-12-02
-
Monat
1889-12
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 02.12.1889
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Beilage zu ^7 280 des Montag, den 2. Dezember 1889, abends. ,^.... 1 >1 —-1--— -,s„ .. Dresdner Dachrichtm vcm 2. Dezember. Gestern vormittag 11 Uhr fand im Saale de» Eldo- rado eine von dem (nationalliberalen) Reichsverein ein« berufene öffentlich- Versammlung statt, vor welcher der Reich-tagsadgcordnete Hr. Amtsrichter Kulemann aus 'Braunschweig über das Invalidität»- und Alter»ver- sicherungSgesrtz sprach. Die Versammlung war äußerst zahlreich besucht, namentlich hatten sich die Sozialdemokraten m Maff« eingefunden, welche, als der Vorsitzende Hr. Oskar Schwarz, die Versammlung eröffnet hatte, sofort in geräusch vollster Weise durch den üblichen Rus nach Bureauwahl die Versammlung zu stören suchten und den Redner erst zu Worte kommen ließen, al» derselbe eine Debatte in Aussicht stellte. Die sozialistischen Besucher gaben sich aber nicht eher zufrieden, bi« der Vor sitzend« seinerseits ebenfalls die Versicherung gab, daß der Vortragende auf Anfragen Antwort geben werde. Nunmehr konnte Hr. Amtsrichter Kulemann seinen Vortrag beginnen, in welchem er zunächst beabsichtigte, über das hochwichtige Gesetz, seine Entstehung und feine Wirkung auf zuklären. Die Kritik wollte er nur nebensächlich einflrchten. Allein die vielfachen Zwischenrufe und Unterbrechungen, die der Redner sofort aufgriff und schlagend widerlegte, führten bald dahin, daß die Kritik zur Hauptsache wurde. Hierbei legte der Redner seinen und den Standpunkt seiner Partei gegenüber dem Gesetze dar und wies namentlich auf die große prinzipielle Bedeutung der Thatsache hin, daß das deutsche Reich mit dem Reichszuschuß den Boden des Sozialismus betreten habe, daß es auf diesem Wege kein „Zurück", sondern nur ein „Vorwärts" gebe. Am Schluffe seines Vortrags sprach er die Hoffnung aus, daß man später, wenn die anderen euro päischen Staaten sich gezwungen sehen würden, ihrer Industrie ähnliche Opfer für die Allgemeinheit auf- zuerlegen wie das deutsche Reich, wenn die fremde Industrie also unter denselben Bedingungen, wie Lie unsere, werde produzieren müssen, und unsere Industrie, die jetzt von den an sie gestellten Ansprüchen gedrückt werde, wieder konkurrenzfähig sei, dann werde man auch noch einen Schritt weiter gehen können, auf jeden Fall werde es sich Deutschland zur Ehre anrechnen können, zuerst bahnbrechend vorwärts gegangen zu sein für einen Gedanken, welcher das kommende Jahrhundert beherrschen werde. In der hierauf folgenden Diskussion machten die Sozialdemokraten von der ihnen gewährten Erlaubnis, gestützt auf die Masse ihrer an wesenden Anhänger, aufs Ausgiebigste Gebrauch und bemühten sich, die ganze soziale Ncformarbert als eine Bagatelle hin zustellen. Man gestand der sozialen Rcformgesetzgebung auf sozialdemokratischer Seite nur die Fähigkeit zu, den „unver meidlichen Verfall" der gegenwärtig bestehenden Gesellschafts form noch einige Zeit aufzuhalten. Später verlor sich die Diskussion in eine Erörterung sozialdemokratischer Programm punkte, wobei der Herr Redner zum Teil unter lebhaftem Beifall seinen Standpunkt wahrte und den Sozialdemokraten bedeutete, daß sie nicht das Recht hätten, im Namen des gesamten Arbeiterstandes zu reden Unterstützt wurde der Redner von nicht sozialdemokratischer Seite Lurch Hrn Buchdruckrrei- besitzer Lehmann, welcher auf das Thörichte der Fiktion hinwirS, als ob zwischen Arbeitgeber und Arbeiter irgend «in sozialer Unterschied statuiert werden solle. Die vorhan denen Gegensätze aber sollten eben durch die Sozialreform gemildert und versöhnt werden. Dazu aber müsse von beiden Seiten der gute Wille vorhanden sein. Nachdem noch mehrere sozialdemokratische Redner sich hatten hören lassen und der Herr Referent nochmals erwidert hatte, wurde die Versammlung gegen ^3 Uhr geschlossen. —Zur Erinnerung an die Schlachten von Bry-Villiers- Champigny versammelten sich am Sonnabend abend die Mitglieder der freien Vereinigung „Kampfgenossen von 1870/71" im geschmückten Saale des Eldorado. An der Feier nahmen zahlreiche hohe aktive und pensioniert« sächsische und preußische Offiziere, sowie viele hundert Kämpfer aus jenen Tagen mit ihren Frauen teil. Der Vorsitzende, Hr. Müller, hieß die Versammlung willkommen und berichtete über die stete Fortentwickelung des Vereins, der seit seinem zweijähriaen Bestehen auf über tausend Mitglieder mit zahl reichen Offizieren angewachsen sei. Nachdem der Redner noch der im Vorjahre verstorbenen Kameraden ehrend gedacht, feierte er am Schluffe seiner Ansprache Se. Majestät den König mit einem dreifachen Hoch, m welches die Versamm lung begeistert einstimmte. Mit großem Beifall wurde von der Versammlung ein von Hm. R. Neber verfaßter, von Hm. Reservelieutenant a. D. Baumeister Kretzschmar wirkungs voll vorgetragener und von Hm. Stabshomist Nöpenack musikalisch ausgestatteter Epilog, welcher ein Schlachtenbild vor Augen führte, ausgenommen. Am Schluffe desselben wurde Sr. Majestät dem Kaiser ein brausendes Hurra aus gebracht. — Der Kaffencrfolg der gedruckt zum Besten der VereinSzwecke verkauften Dichtung wird den Verfassern eine gute Belohnung für ihre gelungene Arbeit sein. Ein von Hm Oberst v. Meerheimb in schwungvoller Rede entworfenes Lebensbild des sächsischen Generals v. Abendroth, des Führers der sächsischen Armee in jrnm Tagen, sowie Begrüßungen, Gesänge, Ansprachen u. s. w. bildeten die weitere Unter haltung in dem fröhlichen Beisammensein. * Der unter Vorsitz des Grafen Ernst Vitzthum am 28. November in Oberlößnitz-Radebrul abgehaltene VereinStag desVereins für die evang.-luth.Diako nissenanstalt war von Herren und Damen zahlreich be sucht Unter anderem waren der Präsident des evang.-luth. Landeskonsistoriums, Geh. Rat v. Berlepsch, die Herren Oberkonsistorialrat vr Rüling und Superintendent vr. Blochmann, sowie ver frühere Vorsitzende dcö Vereins, Hr. Geh. Rat Graf v. Könneritz, anwesend. Durch rin Gebet des Rektors der Diakoniffenanstalt wurde die Versammlung nach 4 Uhr eröffnet, woraus der Vorsitzen»« der seit dem letzten VercmStage Heimgegangenen Mitglieder, deü Hrn. Oberhofpredigers vr. Kohlschütter und des Hrn. A W. Felix in Leipzig, gedachte und hiermit Worte des wärmsten Dankes für ein ansehnliches Vermächt nis des letzteren verband. Unter Verweisung auf den gedruckten Jahresbericht beschränkte sich der Vorsitzende dar auf, durch einige Ziffern ein Bild von der mehr und mehr wachsenden Arbeit zu geben. Die 8 Töchteranstalten des Mutterhauses waren im vergangenen Jahre so besucht, daß mit Einschluß der Schwestern und Beamten täglich durch schnittlich 606 volle TagrSvrrpflegungen zu gewähren waren. Der Eintritt von 50 Probeschwrstrrn im Jahre 1889 und da« Anwachsen der Schwesternschaft auf 807 hat aber auch die Übernahme neuer Stationen ermöglicht, sodaß gegen wärtig 104 äußere Stationen mit 193 Schwestern besetzt sind, gegen 97 Stationen mit 169 Schwestern Ende 1888. Dir Übernahme von 7 neuen Gemeindepflegen ist für Ostern 1890 in Aussicht genommen. Bezüglich de» zu erbauenden neuen Krankenhauses teilte der Vorsitzende mit, daß die Vorarbeiten so weit gefördert seien, um den Bau im nächsten Frühjahr beginnen zu können, nachdem die ParentationShalle, die Einfriedigung de» Grundstück» und di« Prießnitzbrücke bi» dahin fertiggestrllt sein würden. Be züglich d«» erlassenen Aufrufe« um Beiträge für den Bau tonnte nur «itgNeitt werden, daß bei verschiedenen Sammel stellen schon einige recht erfreuliche Gaben emgegaugen, an dere in Autsicht gestellt word«n seien; doch könne der Erfolg der Bitte noch in keiner W«ise übersehen werden, wa« ja dem Charakter der Sammlung, durch welche nicht einer momentanen Notlage abgeholfen, vielmehr ein große« Werk für Jahrhunderte gefestigt werden solle, entspreche. Mit herzlichem Dank« für all« Gaben, durch welche die Arbeit de« Vereins auch im letzten Jahre gefördert worden sei, schloß der Bericht, worauf geschäftliche Angelegenheiten: Entlastung de« Vorstand«» für di« Verwaltung de» Jahre» 1888, Wiederwahl des PrüfungSauischuffe», Ausnahme neuer Vereinsmitglieder erledigt wurden. Eine vom Hrn. Ober- regierungSrat vr. Roscher zur Verhandlung gestellte Frage über die Ausbildung von Diakoniffenhelferinnen in der Dia- koniffrnanslalt veranlaßte eine längere Debatte, in welcher da» „Für und Wider" einer solchen zur Ergänzung der Diakomssenarbeit >m Lande angrstrebten Einrichtung durch die Herren vr. Roscher, k. vr. Molwitz, Frbr. v Friesen- Rötha, Otto Graf Vitzthum und Kammerher: Frhr. v Burgk eingehend beleuchtet wurde. 6 Dem soeben erschienenen Jahresberichte des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin stehenden Sächsi schen Pestalozziverelns, die Zeit vom 1. Oktober 1888 bi« dahin 1889 umfassend, entnehmen wir folgende Angaben: Der Gcsamteinnahme von 23 528 M. steht eine Gesamt ausgabe von 22 176 M. gegenüber, so daß sich ein Kaffen bestand von 1351 M. ergiebt. Unterstützt wurden 588 Waisen mit 12 145 M. und 346 Witwen mit 7215 M. Aus dem vr. Martin Luther-Fonds, dessen Zinsen zu Sti pendien für verwaiste bedürftige Lehrerssöhne, welche Theo logie oder Pädagogik studieren, verwendet werden, erhielten 4 Waisen zusammen 240 M. Aus den 23 Stiftungs kaffen wurden gegeben 2757 M (inkl 96 M. für Preis arbeiten an 4 Seminaristen) an 28 Lehrerwaisen (inkl. 4 ver ehelichte LehrerStöchter), 1 emeritierte Lehrerin, 1 verwitwete Lehrerstochter, 3 Lehrerfamilien, 1 nicht verwaisten Semi naristen und 1 Lehrerswitwe Aus der Felixlchenkung er hielten 5 Lehrerwaisen, 1 Lehrerwitwe und 2 emeritierte Lehrer 525 M. Tie Summe sämtlicher Unterstützungen beträgt 22 882 M. Das Gesamtvermögen des Vereins be läuft sich auf 199 800 M. Der so segensreich wirkende Verein zählt 7418 Mitglieder und setzt sich aus 204 Be- zitksveremen zusammen. Der Vorstand hat seinen Sitz in Dresden, die Leitung liegt in Händen deS Hrn. Obrrschulrat Berthclt. L. Unsere Leser werden neuerdings vielfach gehört oder bei Einkäufen wohl auch selbst erfahren haben, daß Pelz waren aller Art — gegen die letzten Vorjahre gerechnet — nicht unerheblich teurer geworden sind, aber welche Ursachen die Preissteigerung bewirkt haben, dürste im allgemeinen wenig bekannt sein. Einmal wird der Reichtum der begehr testen Pelztiere im hohen Norden unseres ErdballeS that- sächlich alljährlich geringer, weil man denselben teilweise nicht nur eifrigst, sondern auch in der rücksichtslosesten Weise nachstellt, und sodann ist während der letzten beiden Winter, die sich durch ganz Mitteleuropa bi» Ende März hin zogen, doch wesentlich mehr Pelzwerk verbraucht worden als während der meisten milven Winter der vorhergegangenen Jahre, denn wirklich strenge und andauernde Kälte brachten eigentlich nur die Winter 1870 bis 1871, sowie 1879 bis 1880. Der Besuch der Londoner Januarauktion zeigte eine gleich große Beteiligung von feiten aller Länder, und eS durfte nicht Wunder nehmen, wenn auf dieser Auktion in folge des lebhaften Begebrs und bei der in vielen Pelzsorten wesentlich geringeren Zufuhr höhere Preise für alle Artikel bewilligt wurden. Biber z B. waren 1888 nicht weniger als 119 345, 1889 aber bloß 81 460 zugesendet, während die Zahl der braunen Bisams in den gleichen Jahren 1 205 789 und 821 788, die der Feehs 62 668 und 50 806, der Nerze 117 833 und 67 278, der amerikani schen Zobel 23 251 und 22 421 betrug. Es waren also für die heurige Saison weniger zugesührt: 37885 Biber, 384 001 braune Bisams, 11862 Feehs, 50 558 Nene rc. ES stiegen im Preise Biber in Puma- und Sekundasorten 10 bis 15 Proz , und in Tertia 20 Proz., braune Bisams in blsten Sorten 50 Proz. und in geringeren Sorten sogar 75 bis 100 Proz, sodaß letztere den hohen Stand von 1874 bis 1876 so ziemlich wieder erreichten. Fceh stieg um 35, Luchs um 75, Nerz um 40 bis 50, Opossum um 10, Schupp um 25, Zobel (je nach d«r Farbe) um 10 bis 50 Proz. Auch in russischen Artikeln hat sich die gleiche Bewegung nach aufwärts vollzogen, und auf der Irbiter Messe sollen geradezu unerreichbare Forder ungen der Eigentümer zum Ausdruck gekommen sein. — Im Anschluß an diese Notizen sei darauf hinge- wiesen, daß das hier auf der Frauenstraße 8 begehende Ma gazin „Zum Pfau" von Robert Gaideczka sich des halb in ver Lag« sieht, die meisten Pelzwaren noch zu den alten Preisen abgeben zu können, weil dasselbe seinen Neu- drdarf glücklich noch vor der Preissteigerung gedeckt hatte. Bei der nn Mai d. IS. im Saale der Leipziger Börse statt- gefundcnen Ausstellung deS Vereins deutscher Kürschner, an welcher sich das Magazin zum Pfau hervorragend beteiligte, ward demselben die Genugthuung, daß die aus seiner Werk stätte hervorgegangenen Pelzmäntel ausgezeichnet und in größerer Zahl für die diesjährige Mode als maßgebend ge wählt wurden. Das Magazin hat die Schneidere, im Hause und übernimmt für exakte Ausführung und gutes Sitzen der bei ihm gefertigten Mäntel volle Garantie. Von movernrn und feinen Stoffen sind dieses Jahr Seidendamaffss und Matelassös in schwarz und braun aus Lyon eingegangen, welche an Schönheit und Dauerhaftigkeit alles bisher in Seidenstoffen Lagcwesene zu überragen scheinen Zugleich liefert Roubaix (Südfrankreich) so geschmackvolle Muster in Wollstoffen, wie kein Jahr vorher. Unter den Damen artikeln finden wir hier zwei wirklich praktische Neuheiten, nämlich höchst geschmackvoll entworfene Dameuschlafrock- modelle, die geeignet find, Pelzfutter auszunehmen, und ferner ist aus dem Atelier des Magazin» ein mit Pelz gefütterter seidener Unter rock hervorgegangen, welcher gestattet, Ujcst, Jackett und MantclettS auch be, großer Kälte zu tragen. Beide Neuheiten werden von der Damenwelt sehr günstig beurteilt und insbesondere für Gedlrgvreiscn, Seebäder rc. al» geeignet befunden. Besonder« hervorragende Sachen, die cuch bereit« in der berühmten Modenzeitung „Ba- zar" besprochen wurden, sind der Dolman „Gens" und do« Shawlrad „MoScowite". Groß ist die Auswahl in Paletots Isolde, Hermance, Vesuv, Luxemburg, Salvator, Meran, Mirabella, Potocky rc", ferner m Notonden, Jackett», Pele- rinen, Pelzkragen, Boas, Ballkragrn, Müssen, Pelzhüten und Pelzdarettrn, Kmdclgarnituren rc — Wa« die Herrenartikel anlangt, so sagen die russischen und Wiener Herrenmoden dem deutschen Geschmack« zu, wozegen er sich den Pariser Modellen gegenüber ablehnend verhält Die Wiener Pelze zeichnen sich durch guten Schnitt und Gefälligkeit d«r Form au», die russischen dagegen sind vor allem praktisch und auch unserem Klima entsprechend In Reise- und Jagdartikeln Haden Londoner Modelle Interesse. Stadtpslze werden fast «»»schließlich zweireihig und wie di« W nterröcke anschließend getragen. Bei d«r deutschen Fayon werden Kragen, Rever« und Stulpen mit Pelz besetzt, der Rock hat kein« Knopf löcher, sondern wird durch Knöpfe mit Ösen geschlossen Ein solcher deutscher Pelz sieht sehr reich au« und macht stattlich« Frg«r. Di« russische Mod«, nach welcher der meist kostbar« Kragen den einzigen äußeren Pelzschmuck bildet, findet auch in Deutschland Anklong, aber die früher so beliebt gewesene russisch-grüne Farbe de« Überzug» entspricht der Mode nicht mehr. Offizier»pelze für die verschiedenen Waffengattungen de» Königl sächsischen Armeecorp« werden im Magazin genau probemäßig angefertigt, so daß dieselben im Dienst ge tragen werden können — Noch verweisen wir auf den Pelz warenmodebericht, den die so außerordentlich leistungsfähige Firma dieser Tage herausgegeben hat, der in Großoktav volle 96 Seiten füllt und der dem Publikum bereitwilligst zugesendet wird. -r Ein eigene» Mißgeschick hatte die Ladung deü vor bei nahe 14 Tagen zwilchen der Augustus- und Marienbrücke festgesahrenen Kohlenkahnes. Nachdem die Kohlen wäh rend der vergangenen Woche in einen großen Kahn umge laden worden waren, sollte dieser letztere die Fracht nunmehr an ihren Bestimmungsort bringen Derselbe scheint auf der kurzen Strecke vor der Mariendrücke jedoch nicht das richtige Fahrwasser haben erreichen können, fuhr an eine Pfeiler gründung der Brücke auf und blieb sitzen. Es bedurfte an gestrengter Arbeit und der Zuhilfenahme von Dampskraft, um den Kahn gestern wieder flott zu machen §8 Nach sächsischem Jagdgesetz sind mit dem gestrigen Tage die Rebhühner in dre Schonzeit getreten, welche bis mit dem 31. August nächsten Jahres dauert. In Preußen ging gestern die Jagd nicht nur für Rebhühner, sondern auch für Dachse und für das nur noch in einigen Wäldern des nord östlichen Teiles der Monarchie vorkommende Elchwild zu Ende. In Österreich, wo die Jagd auf Ntebhühner bereit» am 1. August aufgeht und bis Ende Januar dauert, ist Heuer die Ausbeute eine mittelgute gewesen; doch haben Böhmen und Mähren namentlich auf den deutschen Wild- bretmärkten wenig konkurriert, teils weil der Eingangszoll an unserer Grenze ein nicht unerheblicher ist, teils weil Heuer vorzugsweise im August und September bedeutende Mengen dieses beliebten Federwildes nach Paris abgesendet worden sind, wo man dafür hohe Preise anlegte. Auch bei uns waren die Rebhühner fast fortwährend recht teuer und nur in der Mitte des Septembers konnte man die Preise als mäßige bezeichnen. Während der letzten Nächte ist die Temperatur auf 5-6, stellenweise auch noch tiefer unter den Gefrierpunkt gesunken und die stillstehenden Gewässer haben bereits eine mehr als 10 cm starke Eisdecke erhalten Auf der glatten Eisfläche des Zwingerteiches tummelten sich gestern bereits Hunderte von Schlittschuhläufern, während auf künstlich her gestellten Bahnen schon einige Tage früher die ersten dieü- winterlichen Versuche des Eissportes ausgeübt wurden. Die Schneedecke hat zwar in der Stadt und deren Umgebung die Höhe noch nicht erreicht, um den Schlitten mit dem Wagen vertauschen zu können, für die liebe Jugend genügt indes die schwache Decke, um auf Handschliiten oder durch Errichten von Schneemännern den Einzug deü Winters zu feiern Die Einbringung von Eis aus den Teichen der benachbarten Orte in die Kellereien der hiesigen größeren gewerblichen Etabliffe- wents hat auch schon begonnen, doch dürfte die Hauptemfuhr bei gleich günstigen Witterunzsverhältnissen wohl erst für die nächsten Tage und Wochen zu erwarten sein. Provinftalnachrichten. s Leipzig, 1. Dezember. Je näher das neue Jahr heranrückt, desto dringender sind die noch zu erledigenden Aufgaben, welche mit der für Alt-Leipzig außerordentlich wichtigen Frage der Einverleibung weiterer Vororte im Zusammenhänge stehen Die Beschlüsse des Nates und der Stadtverordneten sind bekanntlich dahin ausgefallen, daß, außer den am 1 Januar 1889 ausgenommencn beiden Vororten Reudnitz und Anger-Crottendorf, am 1 Januar 1890 die gesamten übrigen östlichen Vorort« (met Ausschluß von Neusellerhausen, welches unerfüllbare Be dingungen gestellt hat) und zwei Orte im Norden, Gohlis und Eutritzsch, in den Stadtbezirk Leipzig cinverleibt werden sollen. Das entscheidende Wort hat noch die hohe Staats- regierung zu sprechen, von deren Genehmigung die ganze Frage avhängt. Wenn im Jahre 1891 auch die südlichen und westlichen Vororte, Lindenau, Plagwitz, Schleuhig, Kleinzschocher, Connewitz und LöSnig, einverleibt werden sollten, so würde Leipzig dann 354 000 Einwohner zählen. — Mit der Erweiterung der Stadt macht sich auch eine Vermehrung der Polizeibezirke dez Erweiterung des einen Bezirks sowie die Vermehrung der Schutzmannschaft notwendig, und ls sind in dieser Hinsicht, und falls die Ge nehmigung der hohen Staatsregierung crfolgt, Vorkehrungen getroffen, welche die Ausführung unverzüglich ermöglichen lassen wird. Insbesondere soll auch eme Abteilung be rittener Schutzleute gebildet und ein Stallgebäude zur Unterbringung der Pferde im Gehöfte des Rcudnitzer Rat hauses erbaut werden. — Ter in der Prozeßsache des Hrn. Generalmajor v Minckwitz gegen die Stadtpemcinde Leipzig in betreff des Johannavarkes bei einer kürzlich statt gefundenen Verhandlung vorgeschlagene Vergleich ist vom Plenum des Rates genehmigt worden. Es steht nun noch die Genehmigung der Stadtverordneten aus. 6 Freiberg Der hiesige AltertumLverein, einer der ältesten unseres Sachsenlandes, hielt am 20. November eine Versammlung ab, welche gar manche Mitteilung auch von allgemeinerem Interesse bot, z. B über die nun endlich gesicherte Wiederinstandsetzung unserer Kreuzgänge und über die gleichfalls von der hohen Staatsrcgierung in schützende Hand genommene Goldene Pforte am Frei berger Dom. Bezüglich der letzteren erklärte der Vorsitzende, Hr. Stadtrat Gerlach, wie man der neuerdings immer all gemeiner gewordenen Ansicht nur aus voller Überzeugung deipfllchtcn könne: daß dieses berühmte Meisterwerk mitttl- alterlicher Bildhauerkunst rinzig und allein durch einen gegen Wmd und Wetter vollständig abschließenden Kapellen vorbau vor weiterer Abwittcrung zu schützen sei. — Bezüg lich der alten schönen Kreuzgänge, deren Wiederinstand setzung bereits rüstig und m,t bestem Erfolg in Angriff ge- nommen worden, ist gedachte man dankbarst der von der Etaatsregierung und den Ständen hierzu gewährten Unter- stützung, sprach aber auch zugleich die ebenso zuversichtlich« als freudige Hoffnung aus, daß auch die zu eener vollstän digen und würdigen Wiederherstellung dieses altehrwürdigen vaterländischen Baudenkmals erforderlichen weiteren Mittel bewilllgt werden würden, zur aufrichtigen Freude einer dank baren Jetzt- und Nachwelt * Aus dem Elbsandstcingebict. Der Weltruf, welcher insbesondere den Postelwitzer Brüchen seit etwa einem halben Jahrhundert vorangeht, hat sich namentlich im Laufe dieses Jahres bewährt. Es galt, von hier au» für fast alleKunst- und Staatödaulen de« In- und Ausland«« zu liefern, und noch sind die Aufträge nicht alle erledigt, zudem liegt auch bereit« für nächste« Frühjahr und folgend« Zeiten eine weitere umfängliche Bestellung vor. Eine große Firma, welche in dem Bruchgebiete d«« oberen Elbthale» di« meisten und besten Brüche besitzt, wird auch für den Um- und Neubau d«S Königl. Refidenzschloffe» zu Dresden Sandstein liefern. 8. Hartenstein, 1. Dezember. In hiesiger Stadt hat sich kürzlich ein Komitee gebildet zur Errichtung eines Denk mal« für d«n Dichter Paul Fleming, einen der bedeu tendsten Lyriker de« 17. Jahrhundert«, d«r am 15 Oktober 1609 hier geboren wurde und am 2. April 1640 al« Arzt in Hamburg starb Durch seine schönen Lieder: „In allen meine« Thaten laß ich den Höchste« raten" und „Ein ge treue» Herze wissen hat de» höchsten Schatzes Preis", die beide Aufnahme in da« Landesgesangbuch gefunden haben, ist der berühmte Dichter in weiteren Kreisen bekannt geworden. Seither erinnerte hier an ihn nur eine an seinem Geburts- Hause angebrachte einfache Tafel. Vermischtes. * Der Prozeß gegen den LottoschwindlerFarkaS und seine Genossen ist in ein neues Stadium getreten. Die Voruntersuchung ist abgeschlossen, die von der Buda-Pester Oberstaatsanwaltschaft verfaßte Anklageschrift veröffentlicht worden. Nach dem Inhalt dieses Aktenstückes werden Mel chior Farkas wegen Verbrechens des Betrug« und der Ur kundenfälschung, Joseph PüSpöki und Karl Szobovitsch wegen Mißbrauch« der Amtsgewalt, Urkundenfälschung und Be trüge«, Peter Hergatt und Frau Teilest wegen Teilnahme am Verbrechen des Betruges und der Urkundenfälschung an- geklagt. Die Anklageschrift verlangt, daß die Angeklag ten in Untersuchungshaft belasten werden. Unter den Zeugen werden auch Vertreter der österreichischen Lottodirektion und Sachverständige im Schreib fache genannt. Die kleine Margit Teilest ist nicht vorgeladen, nur ihre Aussage soll bei der Hauptverhandlung verlesen werden. Die Anklageschrift beschreibt den Vorgang der Temcsvarer Ziehung vom 6. Juli, schildert die Vermutungen deS Waisenknaben Nikifor und seiner Gespielen, welche zur Entdeckung des Belruges führten, dann die geheimen Zu- sammenkünfre zwischen FarkaS, Püspöki, Frau Teilest und der kleinen Margit, das luxuriöse Leben Farkas, ohne daß er eine Einnahmequelle nachweisen konnte, und den Umstand, daß Püspöki und Szobovitsch bei ihrem kargen Gehalte auf großem Fuße leben konnten. Aus allen diesen Umständen, sowie daraus, daß in der Urne zehn dunkler gefärbte Zahlen hülsen gefunden und mit der kleinen Margit am Tage vor der Ziehung Proben gemacht wurden, schließt die Staats anwaltschaft, daß diese Ziehung in betrügerischer Weise derart vorgenommen wurde, daß Püspöki und Szobovitsch in die dunkler gefärbten Hülsen jene Zahlen hineinlegten, welche FarkaS in verschiedenen Kombinationen in Wien gesetzt hatte und daß die kleine Margit diese Hülsen auch herauszog Ferner erwähnt sie, daß Farkas noch mehrere große Ge- winnste machte, be-üglich deren man jedoch den Betrug nicht nachweisen konnte, nur bezüglich der Temcsvarer Ziehung vom Februar 1885, in der Farkas 35 000 Gulden gewann, scheint noch ein Betrug erwiesen zu sein. Nach Ansicht der Sachverständigen wurden nämlich die gezogenen Zahlen von Hergatt nachträglich in die Emsatzbogen eingeschrieben. * Ein Chinese teilt dem General Tscheng - Ki - Tong seine Eindrücke von der Pariser Ausstellung brieflich mit und erzählt u. a: „Gelegentlich des Eiffelturms habe ich eine eigentümliche Bemerkung gemacht. Ich habe gelesen, daß man in einem Lande im Westen einen Turm bis zum Himmel bauen wollte, und daß Gott dieses Volk durch Ver wirrung seiner Sprachen gestraft hat. Hier ist c» gerade so. Alle Sprachen der Welt hat man hier durcheinander, mit Ausnahme deS Französischen. ... Ich hörte manch mal im Vorbeigehen ven Ruf: „Sieh' mal! Ein Chinese!" Man sagte mir, daß diese Ausrufe nicht von Parisern, son dern von den Bewchnern eines sehr fernen Landes stammten, das man die Provinz nenne und dessen Hauptstadt Lander- ncau (Krähwinkel) heiße. Einmal zog mich eine kleine brü nette Dame an meinem Zopfe Ich fand das sehr ungehörig und schlug sie mit dem Fächer auf die Hand. Sie rannte lachend weg. . . ." Über EvisonS Phonographen bemerkt der Chinese: „Die Europäer tadeln, daß ihre Frauen schwatz haft sind. Was wild jetzt erst geschehen, wo man diese un glaubliche Erfindung gemacht hat!" . . . „Im Palaste des KriegSministeriums sieht man alle Mittel,, sich schicklich aus der Nähe oder der Ferne zu töten, Säbel, Lanzen, Revolver, die auf 10 Schritte, Gewehre, die auf 2 üm, Maximum kanonen, die auf 2 Metten und große Canetkanonen, die auf 5 Meilen Entfernung töten. . . . dieben dem Gebäude, in welchem man die Leute in Stücke schießen lernt, lehrt man in einem andern die verschiedenen Arten, sie wieder zusammenzuflicken. Man sicht hier Krankenwagen, falsche Arme, Nasen, Bcine, Köpfe rc. Wozu macht man sich die Mühe, die Menschen erst zu verstümmeln, um sie dann wie der in stand zu setzens Rian sollte sie lieber ganz lasten, wie sie von Natur sind." . . . Das anamitische Theater heitert den Chinesen wieder auf. „Alles wie bei uns Nur der Tenor hatte keine Singstimme und schrie wie ein Toller. Man hätte doch den Europäern ein bessere» Beispiel unserer Kunst geben sollen!" . . . Ten Vorgang der Lichtsontänen erklärte sich der Chinese in derselben Weise, wie das Kunst stück eine« Taschenspielers, der Wasser in Wein verwandelt. Ein Nachbar bemerkte aber, das Schauspiel sei nur die Re klame eines Apotheker», der verschieden gefärbtes Wasser von den Springbrunnen ausspritzen laste. ,^Zch bemerkte, daß man sich über mich lustig machte und fragte nicht weiter. Ein gefälliger Carnelot verkaufte mir für 50 Cent eine Schrift, die mich von meinen Zweifeln befreite." Statistik und Volkswirtschaft. * Die Generalversammlung der Eßlinger Brauerei- gesrllschast genehmigte die vorgeschlagcnc Gewinnverteilung und wählte den bi-herigen AussichtSrat wieder Die Dividende wird mit S hier bei den Bankhäusern M. Schie Nachs. und Herren Gebr. Arnhold au-gezahlt. Bon der Direktion wurde milgeteilt, daß in den crstcn 3 Monaten des neuen Ge- schästsjahrcS der Absatz denjenigen deS gleichen Zeitraum» de» Vorjahre« um 2582 dl überstieg * Tie Betriet«einnahmen dcr Tramre»?, Oompun^ ok Oermnv^ 1,6. betrugen in der mit dem 30. d. Mts. zu Ende gegangenen Wocke in Dresden St Isa M., in Han nover IV345M. — Die Betriebseinnahmen seit dem l. Januar Ib»s belicsen sich in Dresden aus 1 732 835 M., in Hanno ver aus eissis M. Lchiffsnaeftricktteo; Angeko mmen sind: am 23. Novbr. dcr Castledampser »Dunbar Castle" aus der Ausreise in Dur ban (Natal); am 24. Novbr der Postdampser .Suevia" der hamb.-amerik P.-A. von New-Kork lammend in Hamburg; am 25. Novbr. der Lloyddampser .Benus", von Konstantinopel kommend in Triest; am 26. Novbr. der Postdamvfer .Albingia" der hamb. amerik P.-A. von Hamburg kommend in St. Thoma»; der Castledampser »Warwick Castle" aus dcr Ausreise in La- petown; der Castledampser »Duan Castle" aus der Heimreise in London; am »7. Novbr der Postdampfer .Wieland" der hamb.-omerik. P.-A. von New-Porl kommend in Hamburg; der Castledampser .Drummond Castle" auf der Heimreise in London; der Castledampser .BoSlin-Castle" aus der Ausreife in Capetowu; am 28. Novbr. der Uniondampser .Pretoria" aus dcr Heimreise in Capctown — E« passierte«: am2« Novbr. der Postdampser .Flandria" der hamb-amerik. P.-A von New- Vorkkommend Scilly; am LS.Novbr derPostdampser.Wieland", ders. Ges. von New-Kork kommend Lizard; am 26. Novbr. der Castledampser .Hawarde» Castle" aus der Ausreise Lissabon; der Postdampser .California" der hamb-amerik. PA von New-Voik kommend Lizard; am 27. Novbr. der Castledampser .Hawarden Castle" aus der AuSrrife Madeira Adgegaugen find: am 26. Novbr dcr Uniondampser .Athenian" aus der Heimreife vou Madeira; am 27 Novbr. der Uniondampfer ,Spanien" aus der Heimreise vo» Laprtovn; der Lastlidompftr .Taymvuth Castle" aus der AuSrrife von London; der Umou- dampser .German" aus der A«»rrisr von Madeira.
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