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Dresdner Journal : 02.12.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188912021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18891202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18891202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-12
- Tag 1889-12-02
-
Monat
1889-12
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 02.12.1889
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19.0 da» allerschüvste Podagra! da drinnen?" Dresdner Nachrichten vom 2. Dezember. langen Belagerung erschöpfen kann, und daß man dann zu dem Hilfsmittel greifen muß, die Tauben per Luftballon wieder heraus zuichaffen, ein Unternehmen, desirn Erfolg um so fraglicher sein dürfte, je weiter der Feind inzwischen vor- einer Stelle, welche notwendig jedem in die Augen fallen muß, liegt ein umfangreicher Band mit der in Goldbuchstaben glänzenden Aufschrift: „Skizzevbuch von Hugo Tobias", und auf dem Büchergestell neben dem prächtigen Schreibtische des Herrn Adolf TobiaS prauge» zwischen SaltngS Börsenhandbuch und einer kommentierten Ausgabe der Strafprozeßordnung für das deutsche Reich, Schopenhauers »Parerga und Paralipomena" in kostbarem Liebhaberdand. über die breite Marmorstiege, welche zu all diesen schönen Dillgen emporsührt, schritt an einem kühlen, regnerischen Tage — eS war genau eine Woche nach dem so glücklich verlaufenen Gartenfest des Konsuls Cäsar Hertling — langsam und mit vernehmlichem Ächzen ein äußerst stattlicher und wohlbeleibter Herr in vorgerückten Lebensjahren. Sein Haar war er« graut, und ein kurz gehaltener grauer Bollbarl um rahmte sein feister, lebhaft gerötetes Antlitz. Die Züge dieses Antlitze» trugen einen Ausdruck von Gutmütig keit und Jovialität, der überau« sympathisch gewesen wäre, wenn daS pfiffige Blinzeln der kleinen, einge- klliffenen Äuglein ihn nicht wesentlich beeinträchtigt hätte. Der stattliche Herr zählte allem Anschein nach zu denjenigen, welche von der launischen GlückSgöttrn bt- souderS bevorzugt sind, denn unten vor dem Portal «artete ein prachtvoll bespannter Landauer. Mit einem schweren Seufzer der Erleichterung trat der alte Herr über die Schwelle de» Borgemache«. »Ah diese Treppe!" sagte er mit einem vertrau lichen Kopfnicken geaen deu diensteifrig aasgespruvgenrn Buchhalter. .Ich fühl'» schon: wenn wir da» miserable Wetter noch ein paar Tage behalten, habe ich wieder Der frühere Fiuan„minister Peytral wünscht eine Wiederherstellung der früheren Beziehungen mit Ita lien, weint aber, Frankreich käme bei Wiedereinführung de» Generalzolltarif» schlecht weg, da die französischen Sätze niedriger seien al» die italienischen. Eine Er höhung der französischen würde in Italien al» böser Wille angesehen werden. Bei Einführung der Sätze de» OeneraltarifS Italien» mache Frankreich ein Zu- geständni», gegen da» e» sich bisher entschieden ge sträubt habe. Den alten Konventionaltarif wiederum habe Italien von jeher zurückgewieseu.. Ein Zuge ständnis werde von keiner Sette ohne Gewährung eines Vorteils von der andern gemacht werdell. Wo rin letzterer zu bestehen habe, könne nur die Diplo matie ausmachen. * Rom, 30. November. Der Deputiertrvkammer ist gestern das Budget vorgelegt worden. Die Bud- getverhültnisse haben sich für das Rechnungsjahr 1890/91 merklich besser gestaltet. E» wird allerdings nötig sein, einen Gesetzentwurf einzubringen, betreffeod die Bew lligung einer außerordentlichen Ausgabe von 10600000 Lire. Indem man diese Summe zu dem wirklichen Fehlbetrag hinzusügt, ergiebt sich ein Ge- samtdefizit von 32500 000 Lire. Die wesentlichen Ursachen dieser Verwehrung der Ausgaben siad in Aussicht gestellte Eisenbahnbauten und neue Kredite zu Zwecken des Heere» und der Marine. Zu Mit- glird-rn der Budgetkommission wurden sämtliche mini steriellen Kandidaten gewählt. — In parlamentari schen Kreisen wird e» angesichts der ausgespiochenen großen Mehrheit, über welche da- Kabinett in der Kammer verfügt, für sehr unwahrscheinlich erachtet, daß die Beratung über den vorgestern eingebrachten Gesetzentwurf betreffend die Reform der Wohl- IhäNgkeitsanstalten mt einer politischen Abstim mung abschlüßen werde. Die Kammer dürfte unge fahr bis zum 23. Dezember beisammen bleiben, um sich dann bis nach Neujahr zu vertagen. — D.e be reits angelündigten italienischen Gründlicher, deren Einbringung in der Kammer unmittelbar bevor steht, haben die afrikanischen Kolonien Italiens, Sansibar und die kretensiscbe Angelegenheit zum Gegenstände. — Nach einer Meldung des vatikanischen Bericht erstatters der „Pol. Corr." befestigt sich in vatikanischen Kreisen immer wehr die Erwartung, daß die englische Regierung nach besriedigrndem Abschlusse der zwischen dem General Simmons und der päpstlichen Kurie gegenwärtig im Zuge befindlichen Unterhandlungen einen ständigen Verirrter beim Vatikan bestellen werde. Athen, 28. November. Obgleich seit der Vor lage des Budgets durch Hrn. TrilupiS bereit- mehrere Tage verflossen sind, ist die Kammer noch n-cht in die Budgetdebatte erngetreten. Es scheint, daß sich die Opposition noch nicht von der Über raschung erholt hat, die ihr durch die Darlegung der bedeutsamen Erfolge, welche die Finanzpolitik des Hrn. Trikupiö auszuweisen hat, bereitet wurde, und daß sie nicht recht weiß, wie und wo sie dieselbe angreifcn soll. Gleichwohl muß man sich darauf gefaßt machen, daß sie ihre bekannten Tiraden geqen den Vorsitzenden des Kabinetts auch diesmal auStassen wird, denn die Oppo sition zählt in ihren Reihen viele sogenannte Tot- rrdner und hält sich das Sprichwort: »Tadeln ist leicht, besser machen schwer" selten vor Augen. ES ist übrigens auch möglich, daß die Opposition die Budgetdebatte aus einen späteren Zeitpunkt vertagt und die Diskussion über die kretenslsche Frage wieder aufnimmt, sobald das hierüber veröffentlichte Blaubuch des englisch n Kabinetts hier vorlieat, da der Führcr der Opposition, Delijanny, vor Schluß der letzten Debatte über Kreta sich dies ausdrücklich Vorbehalten hatte. Glücklicherweise ist die öffentliche Meinung gegen die Phrasen der Opposition einiger maßen abgestumpft; die Politik des überreizten National- gefühleS ist vor jener der Arbeit in den Hintergrund getreten und die von Hrn. TrikupiS vorgeführten Zahlen, welche, nebenbei bemerkt, eire bemerkenswerte Hauffe der griechischen Staatsfonds zur Folge hattev, errege» viel lebhaftere Teilnahme, als die noch so ge räuschvollen Exp'ltorationen der Opposition. Auch ist zu hoffen, daß die Wiederkehr geordneter Zustände auf Kreta und da- Aushören der Vexatiouen der dortigen christlichen Bevölkerung der Opposition ihre beste Waffe entziehen wird. Sind die beiden Tobiass« den Ruf genoß, ein witziger Kopf zu sein, meinte mit einem verschmitzten Augenzwinkern: den, und nur die Strecke der Nordwestbahn hat in der ver gangenen Nackt »in Schneesturm betroffen, welcher für den 8 Uhr 14 Min. vormittag» in Dresden - Altstadt fälligen Schnell,ug au» Wien eine Verspätigung von 28 Minuten zur Folge hattet Au» dem Polizeibericht«. Aus einem der öffentlichen Tanztäle ist gestern abend wieder einem Arbeiter der Winter- Überzieher, nachdem er ihn über einen Stuhl gelegt und sich davon entfenrt hatte, gestohlen worden — Ein etwa 15 Jahre alter Knabe hat am Sonnabend bei einem Bäcker, an dessen in der Hausflur gelegene» LerkaufSfenfter er sich eingefunden, ein Dutzend Pfannkuchen verlangt. Al di« War« auf da« Fensterbrett gelegt worden war, fordert« er noch weitere» Gepäck, ergriff schnell die Pfannkuchen und lief damit davon — Gestern ab«nd entstand in einer im 4 Obergeschoß gelegenen Wohnung auf der DippoldiSwaldaer Gaffe ein Schadenfeuer. Ein 9 Jahre alter Knabe hatte vor dem Schlafengehen unter sein Bett geleuchtet und e» wahrscheinlich dabei angezündet. Er hatte jedoch nichts da von gemerkt und sich unbesorgt niedergelegt Al» man da» Feuer wahrnahm, schlief da« Kind, e« konnte aber noch rechtzeitig gerettet werden — Neuerlich sind wieder mehr fache Beschwerden über da« aufdringliche Gebühren eine« das Werk „vr. Martin Luther" vertreibenden Reisenden bei der Behörde eingegangen DaS Benehmen desselben wird von den Anzeigeerstattern al» eine arge Belästigung empfunden, gegen die behördlicher Schutz erbeten worden ist. — Vorgestern ist die unbekannte Betrügerin, welche bei Flei schern und Bäckern unter Vorspiegelung von Bestellungen sich Eßwaren verschafft hat, in der Person eine» 16 Jahre alten Dienstmädchens ermittelt und verhaftet worden. Die Zahl der Betrugsfälle ist eine erhebliche — Durch weitere Verfolgung einer empfangenen Auskunft ist ter Kutscher ermittelt worden, welcherlam 27. vor. MtS auf der Freiberger Straße eine bejahrte Frau mit seinem zwei- spännigem Geschirr umgesahren und derart verletzt hat, daß sie nach wenigen Stunden verstarb. Der betr. Kutscher leugnete zuerst, die gedachte Straße benützt zu haben, konnte mit Sicherheit von Augenzeugen auch nicht rekognosziert werden, hat aber heute vormittag die That zugestandrn Äonzcrtnachrichten. DaS II. philharmonische Kon zert unter Mitwirkung von Frau Etelka Gerster, der Violinistin Frl Rombro und de» Harfenvirtuosen Hrn. W. Posse findet morgen abend ^8 Uhr im Saale de» Gewerbehauses statt In diesem Konzert wird auch Hr. Gerlach die erstmalige Ausführung seiner Konzert-Ouverture „An Bacchus" dirigieren. * Barmherziakeitsverein „HumanitaS" nennt sich ein in Dresden neu gebildeter Verein von Damen und Herren, welche es sich zur Aufgabe gestellt haben, unbemittelten Ver unglückten künstliche Gliedmaßen, Stelzfüße, orthopädische Apparate und Bandagen zu beschaffen. Auskünfte erteilen gern Frau Zahnarzt Keiner (Prager Straße 111), Frau KaufmannM Engel(Bartholomäistraße 1, parterre), die Herren Generalagent Voigt (Seestraße 111I), prakt Zahnarzt Kuzzer (Prager Straße 111), Kaufmann Staedtke (Cigarrengeschäft, Wilsdruffer Straße 6), Kaufmann Jentsch (große Schüß- gasse 1, parterre) Damen und Herren, welche als Mit glieder dem Vereine beitrrten wollen, werden gebeten, die ges. lligen Abende, Freitags von »z 9 Uhr ad im Vereinslokal Restaurant Neumann, Schössergasse 81 zu besuchen. * Die Buchhandlung von Emil Weise hierselbst ver öffentlicht ihren diesjährigen illustrierten Weihnachts katalog, welcher eine Übersicht über die große Auswahl guter Bücher, Atlanten und Musikalien bietet, die in den neuesten Auflagen, gebunden und ungebunden, bei der ge dachten Firma zu haben sind Ein hübsches Bild der kaiser lichen Familie ist al» Titelbild benutzt worden. Wir nehmen gern Veranlassung, die Käufer auf den Verlag aufmerksam zu machen. D Im benachbarten Löbtau hielt gestern der Bezirks feuerwehrverband von Dresden und Umgegend unter Leitung seine» Vorsitzenden, Branddirektor« Franz Oeler-Cölln a E-, seine Kommandantenversammlung ab. Vor Beginn derselben wurde von den Feuerwehr- kameraden eilte gememschasiliche Besichtigung de« interessan ten Schlauchfabrikbetrieb» der Firma Heinr. Wilh. Warmuth, jetzt Aktiengesellschaft, unternommen. Insbeson dere waren die hier vorgesührte Schlauchweberei, welche auf 60 Stühlen bis zu 3000 m Schlauch pro Tag fertigzustellen vermag, die Gummibrarbeitung vom Rohballen bi» zur Platte, Röhre und Lösung, und die Herstellung der Gummi schläuche sehenswert. Hr Warmuth hatte die Führung der Gäste übernommen und einen Teil der Fabrik besonder« zu diesem Zwecke in THLtigkeit gesetzt, wofür man ihm besten Dank wußte. Nachmittags 2 Uhr nahmen die Verhand- „Jawohl, Herr Doktor!" »«sicherte der junge Maun mit dem zuvorkommendsten Lächeln, über welche» sein nichtSsageude» Gesicht verfügte. „Ich werde sie sogleich von Ihrem Erscheinen in Kenntnis setzen." Er öffnete die Thür zum Nebengemach und schob die Portiäre, welche vorsichtigerweise noch außerdem vor dem Eingang angebracht war, ein wenig bei seite. »Herr Doktor MaltuS!" sagte er mit gedämpfter Stimme und in eine» so feierlichen Ton, wie wenn er den beiden EhesS den Besuch eines Monarchen angemeldet hätte. Und auch die Wirkung hätte iu diesem Falle kaum eine andere sein können. Die Brüder, welche in leiser, eisriger Unterhaltung be griffen gewesen waren, sprangen gleichzeitig aus und eilten mit freudig lächelnden Mienen dem Siutretenden entgegen, der sie um mehr als Haupte» Länge über ragte. »Servus, lieber Doktor!" und »Guten Morgen, bester Doktor!* klang e» wie au» einem Muude, und jeder von ihnen schüttelte eine der dargereichtea Hände de» stattlichen Herrn, al» ob er sie au» ihren Gelen ken reißen wollte. Der di»krete Buchhalter zog die Thür hinter sich m» Schloß, und d'e Portiäre rauschte wieder herab. Ein Luftschiffer in seiner Gondel wär« nicht sicherer gewesen vor unberufenen Lauschern, al» e» jetzt die drei Herren waren. Doktor Maltu» ließ sich iu einen Sessel fallen, daß er krachte, und wiederholte seine Klage über da» miserabl« Wetter und da» heranziehend« Podagra Adolf Tobia», der io den Kreisen seiner Bekannten Bautenminister entworfene Vorlage, deren Einbringung der Rat ebenfalls genehmigte, will die bezüglich des Baues von Lokal- und Straßenbahnen geltenden Be stimmungen abändern, welche häufig Streitigkeiten zwischen den örtlichen Vertretungen, den Eisrndahn- gesellschasten und dem Staatsrate herbeiführen. — In der Kammer beschwerte sich heute der boulangistische Abgeordnete Millevoye darüber, daß er als Abge ordneter vou Amien» am 17. d. MtS. von der Teil nahme an der Feier der Schlacht bei Dury vou einem Unterbeamten, der höhere Befehle vorgeschützt habe, zurückgewiesen worden sei. Diese Beschimpfung der Würde eine» Bettreter« der Nation «erd« die Regierung im Eommedepariement vollend« um ihr Ansehen bringen. Solche Herausforderungen sollten bei einer militärischen Feierlichkeit zu Ehren der Loten nicht Vorkommen. Er habe durchau« keine Kundgebung beabsichtigt gehabt und sei allein erschienen. Allelding« habe bei der vorausgegangenen Frier in Bove« ein Skandal stattgesunden, doch er lehne die Berantwottlichkrit für denselben ab. Er und dir avdrrrn Frruud« de« General« Boulanger, Republikaner und Patrioten, bewahrten den feste» Glauben an eine künftige nationale Einigung. Der Minister de« Innern Loostan« erinnerte an die drei Lage vor der fraglichen Feier seilen» der Boulangisten hervor- gerufene Störung, welche den Bürgermeister von Amien« ver anlaßt bade, Millevoye nicht einzuladen. Der Polizeckommissar habe vom Bürgermeister Lie Weisung gehabt, nur die mit Karten versehenen Personen zuzulassen und diesen Befehl au«- gefügrt. Die Regierung könne einem Bürgermeister nicht vor« schreiben, diesen oder jenen einzuladen Der Minister bemerkte, er sei nicht so empfindlich; auf der Auöstellung habe ihm ein Schutzmann da- Betreten einer Galerie verwehrt, obwohl mau ihm sagte, daß er, Constan«, der Minister sei. Er habe dem selben durch den Pol'zeiprüsekten danken und rin Geschenk über reichen lassen. Wenn Millevoye ihn damit beauftragen wolle, so werde er dem Polizeikommissar von Amiens', der auch nur fernen Befehl auSsuhrle, dessen Dank übermitteln. (Heiterkeit und Beifall.) Millevoye dankte dem Minister dafür, erklärt zu haben, daß die Weisungen de« Kommissars weder vom Präfekten noch vom Minister herrühtten. Hoffentlich werde sich der Bürger meister vou AmienS die Eourtoisie de» Minister» de» Innern zum Beispiel nehmen. Dir 9. Abteilung der Kammer hat sich gestern mit 18 gegen 15 Stimmen für die Giltigkeit der Wahl JoffrinS ausgesprochen. — Der Ministerpräsident Tirard unterstützte vorgestern im Senate den Än derungsvorschlag CheSnelongS auf Aushebung der Nachtarbeit für Frauen und Kinder. Die durch den Antrag nötig gemachte Anstellung einiger weiteren Aufseher werde reichlich durch die moralischen Vorteile ausgewogen. Nachdem noch einige Redner gesprochen, wurde der Änderungsvorschlag CheSnelongS mit 125 gegen 110 Stimmen adgelehnt und Ait. 4 de» Pro jekts des Ausschusses angenommen. Dagegen wurde ein Antrag Le Gucn angenommen, welcher den Be hörden gestattet, für gcw sse Industrien zeitweise die Nachtarbeit aufzuheben. Bei Art. 5: Festsetzung eines Ruhetages in jeder Woche, beantragte Le Guen, diesen Ruhetag auf den Sonntag zu verlegen. Die Diskussion über diesen Antrag wurde auf gestern vertagt, und gestern verwarf der Senat den Antrag Le Guen mit 170 gegen 87 Stimmen. — Nach eimr Unterredung eines Redakteurs des „Gaulois" mit dem italienischen Botschafter General Menabrea wird der Gefitzvorschlag über Abschaffung der Differentialzölle zwr ch-n Italien und Frank reich dem italieuischen Parlamente zwar vorgelegt werden, diese Abschaffung kann aber nur erfolgen, wenn auch die französische Regierung damit einver standen ist und Gegenseitigkeit zusagt. Hr. Spuller hat sich über den günstigen Eindruck geäußert, welchen die Thronrede auf da» Kabinett gemacht hat, war aber besorgt darüber, welchen Empfang die Kammer einem auf Änderung der Handelsbeziehungen mit Ita lien zielenden Anträge bereiten werde. Die schütz» zöllnerijche Strömung, meinte der Minister, besonders durch die tandwirttchaftliche Gruppe gefördert, sei jetzt in Frankreich stärker als je und eS sei fraglich, ob die Regierung diesen Strom aufhalten könne. Nach MenabreaS Ansicht ist die bei Aufhebung des Handels vertrags mit Frankreich anfänglich aufgetretene Krisis überwunden. Man hat in Apulien mit Hilfe fran zösischer Weinbauern die Qualität des Weines ver bessert und bat neue Märkte für denselben gefunden. — Der „GaulorS" hat zwei frühere Minister wegen eiver Änderung der Handelsbeziehungen mit Italien befragt. Hr. Flourens, früherer Minister des Äußern, glaubt nicht, daß die versöhnlichen Absichten Italien» eine Besserung der jetzigen Verhältnisse her- beisührev würden. Vor Kündigung de» alten Ver trags hätte Italien sich entgegenkommend zeigen müssen; jetzt sei e- zu spät. Da Frankreich Ende nächsten Jahre» alle Handelsverträge kündigen wolle, könne e» sich jetzt Italien gegenüber nicht binden. — Berlin, den BerbandStag und die Inspektion ver Feuerwehr in Radeberg. Dem Verbands- und Feuerwehrveteranen, Kommandant Hendler-Plauen wurde zur Feier seine» 25- jährigen Jubiläum« ein geschmackvolle« Album al« Erinne- rung«qade überreicht Dem Vorsitzenden wurde hierauf au« der Mitte der Versammlung ein Pertrauen«votum, dem sich die Versammlung einstimmig anschloß, wider einen vom Ver- band Meißen-Großenhain ausgesprochenen Tadel ausgedrückt. Beschloßen wurde u a, sich dem Vorschläge de« Verband«» Chemnitz anzuschUeßen und für die Wahi von je 2 Mit gliedern in jeder Krei«hauptmannschaft und von 4 Mitglie dern au« dem ganzen Land« bei der nächstjährigen Wahl de« LandeSauSschuffe« sächsischer Feuerwehren einzutreten. Zu den Inspektionen sollen künftig je drei Kommandanten benachbarter Wehren zur Beurteilung der Leistungen zu- gezogen werden und ferner will man auf allgemeine Ein führung de« sächsischen Verband- Czerzierreglement» hin- wirken. Außerdem beschloß man, jedes Jahr am Grab« de» Branddirektor« Nitz, an dessen Toürttage, einen Kranz nieder- zulegen Zur Vorlage und Besprechung gelangten verschie dene technische Neuheiten Der Schluß der Sitzung erfolgt« nach nahezu fünfstündiger Verhandlung abends H 7 Uhr. a Die Donau - DampfschissahrtSgesellfchast hat die Güterannahme von und nach allen Stationen zwischen Korneuburg ued Regensburg mit Ausnahme von Passau und Regensburg aus der Strecke von Wien auswärts für diese» Jahr geschloffen. * Emen großen Ubelstand in unserem Essenbahnverkehre bilden noch die sogenannten „Eilenbahnzeiten", die in den ver schiedenen Ländern und Eisenbahngebieien manchmal nicht un beträchtlich von einander abweichen. So haben wir z B. eine Berliner, eine Prager, Pester, Schmetter, Pariler Zeit u s w.. noch denen die Fahrpläne in den betreffenten Ländern auszcücllt find. ES ist in jüngster Zeit der Borschlag gemacht worden, diesem Ubelstande durch Einführung der sogenannten Zonenzeit abzuhelsen. Manchem dürfte e« erwünscht fein, etwa- nähere» über letzteren zu erfahren. Zu diesem Zwecke kann ein kleine» Schriitchen von W. Oeborne empfohlen werden, da« soeben bei Wan atz u. Lehmann erschienen ist und da» in klarer, faßlicher Weise die Zonenzeit behandelt. »Sie sollten eS einmal mit den weltberühmten Univcrsalpillen des Doktor MaltuS versuchen, ver ehrter Freund! Ich habe schor Wunderdinge von ihrer Heilkraft gehört." Alle drei lachten herzlich über den guten Einfall, und der Doktor sagte, indem er behaglich an einem kostbaren Ringe drehte: »Spotten Sie richt über meine Pillen, Sie junger Gelbschnabel! Versuchen Sie erst einmal, e» mir nachzuthun! Wenn die Dinger auch kein andere- Wunder zuwege gebracht hätten, al» daß sie mich au» einem armseligen Landarzte zu dcm gemacht haben, was ich heute bin, so wäre daS meiner Meinung nach gerade genug. Und überdies kann ich mir m t gutem Gewissen daS Zeugnis ausstellen, daß mein Palliativ keinem Menschen daS Leben gekostet hat — e» sei denn, der eine oder der andere Konkurrent wäre an der Gelbsucht gestorben. — Aber können wir denn nicht von gescheitere» Dingen reden? Meine jungen Pferde dürfen in dem abscheulichen Weiter nicht stundenlang stehen!" (Fortsetzung folgt.) Die Äbrichtung der Lrilf:auben zum Hin- und Üückfluge. Die Verwendung der Tauben zum überbringen von Bot schaften ist althergebracht und allbekannt, man war jedoch seither genötigt, die Vögel stets anderswohin zu transpor tieren, von wo aus sie dann in ihre Heimat zurückflogen. Ob sie außer durch den Gesichtssinn noch durch andere Sinne dabei geleitet wurden — und eventuell durch welche —, das ist noch nicht genügend aufgeklärt. Der neuesten Zeit nun war es Vorbehalten, Tauben derartig zu dressieren, daß sie von ihrer Heimat ohne weiteres nach einem anderen Orte flogen, gew ssermaßen nach einer zweiten Heimat, und von dieser noch kurzer Rast wieder zurück an ihren Ausgangs punkt. Auf diese Weise konnten sie eine Botschaft über- bringen und die Antwort sogleich nach Hause tragen. In Frankreich und Holland waren schon Versuche nach dieser Richtung hin in kleinerem Maßstabe seit den 70er Jahren angrstcllt worden, ohne aber daß sie einen sicheren oder großen Erfolg erzielt hätten. Einem italienischen Mi litär, dem Hauptmann Malagoli, dem Leiter des italieni schen Milüärbrieftaubenwesens, war es Vorbehalten, die Dceffurmethode so auszubilden, daß die Brieftaube sich fürderhin zum regelmäßigen Depeschendicnste zwischen zwei Orten, d. h. zum Hin- und Rückflug, wird verwenden lassen, und die Sache erscheint, nachdem sie in dieser Weise ge lungen, fast so einfach, daß man sich darüber wundern könnte, weshalb erst jetzt, nach vieltausendjähriger Verwen dung der Taube zu Botendiensten, dieser so außerordent liche und gewiß seit lange gewünschte Fortschritt gemacht worden ist. Dem Lieutenant im 1. königlich sächsischen Feldartillerie regiment Nr. 12, Fellmer, gebührt das Verdienst, Ma laga lis Arbeit übersetzt und damit einem großen deutschen Leserkreise zugänglich gemacht zu haben. Die kleine vor kurzem erschienene Schrift betitelt sich: „Experimente über Hin- und Rückflug der Mititärdrieftauben." (Berlin 1889, Verlag von Friedrich Luckhardt, 32 Seiten in 8°). Der Übersetzer sagt in der Einleitung u. a: „Bi« jetzt glaubte man fast allgemein, daß die Taube nur fähig fei, dre Dressur für den Flug in ein und derselben Richtung, beispielsweise Jwangorod-Warschau (91 lrm) auf zunehmen. Plan mußte also für diese Flugrichtung so viel abgerichtete Tauben bereit halten, daß sie, kurz vor einer Belagerung von Warschau nach Iwangorod gefchom, für die ganze mutmaßliche Dauer der Belagerung den Nachrichten dienst von Iwangorod in das belagerte Warschau hinein versehen konnten. Da man sicherheitshalber immer für cine Depeschensendung mehrere Tauben verwenden muß, damit, wenn ein paar Tauben sich verfliegen, geschaffen werden oder Raubvögeln zur Beute fallen, doch immer noch wenig sten« ein Exemplar der Depesche in die Festung gelangt, so läßt sich leicht ermessen, daß auch die reichliche Dotierung mit Tauben, die man in Rußland pro Flugrichtnng auf 2üO Tiere festgesetzt hat, sich im Laufe einer K. Hoflheater. — Neustadt. — „Da» Fräu lein v. Eeigliäre*. Schauspiel in vier Aufzügen von Jule» Sandeau. Am 30. November und an dem darauf folgenden Abende begann Hr. Haase sein willkommene» Gast spiel mit dem wundersam treffenden und hoch ergötz lichen EharoktergemäldeS seines Marquis v. Srigudre. Diese herrliche, von feine« Humor und zugleich onv warmer Empfindung belebte Leistung ist gerade so bekannt wie beliebt und schon wiederholt der bretteren von der Kritik unseres Blattes gewürdigt worden. Auch in diesem Jahre lohnte daS vollbesetzte Hau» die Leistung des gefeierten Künstler» mit reichem wohlverdientem Beifall. Hr. Haaie wurde dabei besonder» von Hrn. Swoboda (DcstournelleS) und vou Fräulein Bast« in der Titelrolle sehr erfreulich unterstützt. Am vorigen (22.) November spielte diese junge Schau spielerin zum ersten Male daS Fräulein von Seig- liere, und ich bezeichnete damals ihren Erfolg al» eine willkommene Erweiterung ihre» früheren engen Rollenkreise», in welchem sie zu lange festgebannt worben war. Der Fortschritte hat seitdem Fräulein Basts vielt errungen, und sie ist auf dem besten Wege, von eiver Schauspielerin zu einer Künstlerin zu wer- den, ein entscheidender Schritt, den ja nur wenige zu leisten im stände sind. Möge sie ein strenge», immer bescheidene» Weiterstreben bei dieser Erhöhung, die mau sich nur selbst geben und selbst festhalten kann, jederzeit unterstützen. O. B. Refidevztbeater. Am 29. und 30. November wurde von dem beliebten Gast Hrn. Felix Schweig- bofer auf dieser Bühne der vieraktige Schwank von Meilbac und Halevy „Fifi" gegeben, und zwar am ersten Tag« vor au»verkaustem Hause. DaS Stück war, wie alle unter der Regle des Genannten, vor züglich einstudiert, daS Zusammenspiel verd'eute un bedingtes Lob und einzelne Leistungen, vou denen nur die des Hrn. Welly al» Vorsitzender Gericht»rat ge ¬ lungen im Saupeschen Lokal ihren Anfang. Zu denselben waren neben dem Lödtauer Grmeindevorstand Vertreter der Feuerwehren von Cölln a. E, Deuben, Döhlen, der sächs. Gußstahlfabrik Dresden, des Dresdner Hoftheater«, Gorbitz, Großröhrsdorf, HainSberg, Kötzschenbroda,Laudegast, Löbtau, Pieschen. Pillnitz, Plauen, Potschappel, der Friedrich August- Hütte, Rabenau, Radeberg, Radeburg, Strehlen, Striesen, Trachenberge, Uebigau, Wilsdruff, Gruna und Cotta er schienen. Nach den üblichen Begrüßungen gab der Vorsitzende zunächst einen Rückblick über die THLtigkeit de« Verbände« im » Dem Eisenbahnverkehr sind zur Zeit noch keine nenne»«- verflossenen Jahre und berührt« dabei da« Wettiner Jubeltest,de« werten Schwierigkeiten durch Schneefall u. s.w. bereitet war- technischen Feuenvehrtag in Chemnitz, die UnfallauSstellung in gerückt' ist. Will man außerdem regelmäßige" Nachrichten R T «e kel er er na nu na zu gt> alt bei wr tm die in an sie Ta Ml Ei( 4 ! 62 hat k-h in! 3toi Civ Au für Sch von gra» nack wie! 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