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zu erklären. Im dritten Satz begegnet uns zum ersten Male (als Mittelteil des , Scherzos*) die Form des Walzers, die Tschaikowski so gern und vor allem in seinen Instrumentalwerken anwendete. Hier liegt der Gedanke an einen festlichen Abend russischer Gastfreundschaft und Lebensfreude nahe. Und man ist nicht nur unter sich im gepflegten Salon froh, man besucht — dies ist der Inhalt des vierten Satzes — auch das Volk, das die Feste ebenso zu feiern versteht“ (Laux: Die Musik in Ruß land und in der Sowjetunion). Gleichzeitig mit Tschaikowski wird Max Bruch im Jahre 1893 Doktor musicae honoris causa (Doktor der Musik ehrenhalber) der Universität Cambridge. Sonst gibt es kaum Berührungspunkte zwischen diesen beiden Komponisten. Heute gehört Tschaikowski zu den Klassikern seines Faches, seine Opern, seine Sinfonien, seine Klavierkonzerte, sein Violinkonzert, seine Kammermusik stehen hoch im Schwange begeisterter Würdigung. Doch verblaßt ist der einstige Ruhm von Max Bruchs Opern, Sinfonien, Kammermusik, von seinen Klavierstücken, die überwiegend von Men delssohns Stil beeinflußt sind. Lediglich seine Chorkompositionen (Die Glocke) und vor allem sein Violinkonzert in g -Moll, op. 26, leben fröhlich weiter—das letztere ob seines ausgesprochen geigentechnischen und hochmusikalischen Charakters. Max Bruch, 1838 in Köln geboren, 1920 in Berlin gestorben, studierte bei F. Hiller und Carl Reinecke, lebte in Köln, Mannheim, Koblenz, Sondershausen, Bonn, Liver pool, Breslau, wirkte endlich als Professor und Meister an der Akademie der Künste in Berlin, wurde dort hochgeehrt und zu seinem Cambridger Doktor h. c. auch noch Dr. theolog. und Dr. phil. h. c. der Berliner Universität. Von seinen drei Violinkon zerten ist das in g-Moll das berühmteste: Der erste Satz trägt den Titel ,,Vorspiel“; in rhapsodischen Einfällen, in perlenden Läufen und Kadenzen spielt sich die Solo- Geige gleichsam ein, um im zweiten Satz voll hinreißender Süße zu spielen und zu singen. Der dritte und letzte Satz schließt das dankbare Werk rhythmisch und schwungvoll ab. Wolfgang Amadeus Mozarts C-Dur-Sinfonie (Köchel-Verzeichnis Nr. 551) führt den Beinamen „Jupitersinfonie“ — der Name stammt nicht von Mozart er wurde erst später erfunden. Wegen des Geistes der Antike, der voll erhabener Heiterkeit und einem Schönheitsgefühl sondergleichen das ganze Werk durchzieht oder wegen des Schlußsatzes, der ,,im Ausdruck eines kraftbewegten festlichen Lebens ein Meisterstück, würdig eines Jupiters, eines Olympiers der Kunst ist“ (Herrn. Kretzschmar), bleibe dahingestellt. Sie ist die letzte der drei berühmtesten ,,großen“ Mozartsinfonien, der Es-Dur vom 26. Juni, der g-Moll vom 25. Juli und eben der C-Dur vom 10. August 1788 und darf für Mozarts größte Leistung im Sin foniefache gelten. Keine andere der Sinfonien Mozarts hat diesen breiten Wurf der Themen, keine andere verbindet den gleichen Reichtum der Ideen mit der Harmonie der Darstellung. Ihr erster Satz tönt mit seinem Eingangsthema wie eine festliche Ouvertüre, aber schon nach dem ersten Absatz klingt der ganze Allegrosatz wie eine meisterhafte Verbindung von glanzvoller, äußerer Schilderung und echtem, seeli schem Ausdruck. Mit einer jener festlichen Fanfaren, in die Mozart gern seine ausgesprochen heiteren Sätze ausmünden läßt, schließt der Satz ab. Im Andante cantabile stellt Mozart drei Themen auf. Dem in seiner Würde und Kraft breit aus ladenden ersten Thema tritt in gewohnter Weise ein Satz von drohender, gegensätz licher Haltung entgegen. In dem tief empfundenen dritten Thema in C-Dur kehrt die Ruhe zurück, und nur in dem Nachsatze mit dem Sechzehntel-Triolen-Motiv gibt es Anlaß zu Kombinationen und Wendungen, die in ihrer Mischung von Tief sinn und leichtem Spiel ganz einzig sind. Die ganze Coda trägt wie wenige den un trüglichen Stempel des Mozartschen Genius. Das Menuett dieser Sinfonie hat, be sonders in der Achtelmelodie des Trio-Teiles, beschaulichen haydnschen Charakter. Der berühmteste Satz der Sinfonie ist jedoch der Schlußsatz, das Finale. Um diese Sinfonie von anderen C-Dur-Sinfonien Mozarts zu unterscheiden, hat man sie frü her die Sinfonie mit der Schlußfuge genannt. Jedenfalls ist und bleibt der Schluß satz der Jupitersinfonie ein Meisterstück der kontrapunktischen Kunst, die sich namentlich in Engführungen und kanonischen Nachahmungen im vollen Glanze zeigt, ,,im Ausdruck eines kraftbewegten festlichen Lebens, würdig eines Jupiters, eines Olympiers der Kunst!“ Prof. Dr. Hans Mlynarczyk LITERATURHINWEISE Karl Laux: Die Musik in Rußland und in der Sowjetunion, Berlin 1958 H. J. Moser: Musik-Lexikon, Hamburg 1955 Jahn-Abert: W. A. Mozart, Leipzig 1924 VORANKÜNDIGUNG Nächste Konzerte im Anrecht B 9. und 10. April 1960 Nächste Konzerte im Anrecht A 23. und 24. April 1960 8. PHILHARMONISCHES KONZERT 1959/60 6071 Ra 1II-9-5 360 1,4 It-G 009/60/30