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auch bereit« der londoner Vertrag vollständig aufgegeben fei, ist wohl noch zweifelhaft. In Wien ist die dänische Integrität nie aus den Angen gelassen und officiel erklärt worden, eine Selbststän digkeit der Herzogthümer könne nicht zugestanden werden, da dies zu sehr au die Forderungen Venetiens oder Ungarn« erinnere. Dar aus folgt, daß Preußen, wenn es etwas Besseres durchsetzen will! zwar auf Deutschland, aber nicht auf Oesterreich rechnen muß. Frankfurt, 16. Mai. Es hat in der That allen Anschein, als sollte die Erneuerung des Zollvereins in derselben Weise erfolgen, . wie einst dessen Entstehen: durch allmähliches Anschließen nm einen Krystallisationspunkt. — In den Münchener „Neuesten Nachrichten" entwarf dieser Tage „einer der hervorragendsten M änner der Haupt stadt, dessen Name und Leistungen auf dem Gebiete der praktischen Volkswirthschaft weltberühmt sind", ein Bild über die Folgen der etwaigen Ausscheidung Bayerns und Würtembergs aus dem seithe rigen Zollverbande. Das Bild ist trübe genug, um den ost geführ ten Beweis aufs Neue eindringlich zu führen, daß jene Ausschei dung das Unglück der genannten Länder und eine höchst unnatür liche Lage sein würde. Dabei setzt der Artikel noch die Möglichkeit, die auffallendsten Einwinkelungen der Gruppe Bay ern-Würtemberg an der westlichen Gränze durch ein freundliches Uebereinkommen mit Baden zu beseitigen. Statt an eine solche Beseitigung.wird man aber vor Allem daran denken müssen, welche unberechenbare» Nachtheile das Berhältniß einer Zollgruppe Bayern-Würtemberg zu Baden, das dann die steteste Verkehrsrichtnng einschlagen würde, jener ersteren bringe» müßte. Das gäbe denn in Wirklichkeit noch ein ganz anderes Bild, als die erwähnte bayerische volkswirthschaft- liche Celcbrität zur Beherzigung ihrer Landsleute entworfen hat. Braunschweig, l3. Mai. In der vorgestrigen Sitzung der braunschweigischen Stäüde-Versammlung wurde der Regierung für ihre Haltung in der schleswig-holsteinischen Angelegenheit wiederholt eine Anerkennung zu Theil, indem ein Anstag des Abg. Müller von der ganzen Versammlnng dnrch Erhebung von den Sitzen angenom men wurde, welcher, wie folgt, lautet: Nachdem die Abgeordncten-Versammlung aus dem von der eng lischen Negierung veröffentlichten Blaubuch über die schleswig-hol steinische Frage ersehen, wie herzogliche Landes-Negierung dem An drängen der auswärtigen Diplomatie auf Verlassen des von ihr ein genommenen Nechtsstandspunktes andauernd und mannhaft wider standen, fühlt sich die Versammlung zum nochmaligen Ausdruck ih res Dankes um so mehr verpflichtet, als die Regierung anderer Staaten, insbesondere die königl. hannoversche Regierung, nicht in gleicher Weise das Recht und die Ehre Deutschlands zu wahren ge wußt habe». Hamburg, 17. Mai. Die „Hamburger Börsenhalle" enthält ein Eingesandt des Contreadmirals Tegetthoff, welches die Nach richt: die englische Fregatte „Aurora" habe in dem Seegefecht vom 9. durch ihre Manöver die Fregatte „Schwarzenberg" von dem alliir- tcn Geschwader zu trennen gesucht, für unwahr erklärt und hinzu gefügt, die „Aurora" habe bis zum Ende des Gefechts unter Hel goland vor Anker gelegen. Schleswig-Holstein. Schleswig, 17. Mai. Prinz Friedrich Karl von Preußen ist heute Mittag hier eingetroffen. Zn Klosstrkrug war derselbe von dem Kampfgenossenverein empfangen worden, und morgen wird hier ihm zu Ehren ein Fackelzug stattfinden, auch sind noch andere Ovationen beabsichtigt. Der Prinz geht auf einige Tage nach Lui- senlund und begiebt sich dann zu einem Besuche nach Berlin. Nach einem Privatbricfe, den die „N. Pr. Ztg." mittheilt, be finden sich in Kopenhagen zur Zeit in Gefangenschaft 1 Wachtmeister, 1 Avantageur, II Unteroffiziere, 105 preußische Sol daten, von denen noch ein Trompeter und 7 Mann an ihren Wun den leiden; ferner 3 Unteroffiziere und 22 Mann Oesterreicher, wo runter 5 Verwundete. Außerdem sind 2 preußische Deserteure (Ber liner) und 5 österreichische dort. Der eine preußische Deserteur ist von den gefangene» Preußen tüchtig durchgeprügelt worden. Die Dänen haben die Deserteure eine Zeit lang in besondere Hast ge nommen und daun bei Handwerkern u. s. w. untcrgcbracht. Die Ge fangenen sehnen sich sehr nach Auslösung. Dänemark. Kopenhagen, 15. Mai. Heute Mittag 12 Uhr lief unsere zur Blocade ausgesandt gewesene Kriegsflotte hier im Hafen ein; als dieselbe unsere FestungS-Batterieen pasfirte, grüßten die FestungS- Geschützc; gegen 12; Uhr begab sich der König nebst Suite von der Landungsbrücke aus in dem Königs-Ruderboote an Bord des Admi ralschiffes, um die heimkehrenden Seekrieger zu begrüßen und seine Zufriedenheit auszusprechen. Das Panzerschiff Rolf Krake liegt hier ans Christian-Hafen iu der Dock«, um anSaebessert zu werden. Jeder hat freien Zutritt und e« fehlt denn auch nicht an Schaulustigen Uebrigens hat dasselbe nur zwei Beschädigungen von einiger Bedeu tung, nämlich zwei Löcher im Deck, die-Übrigen Verletzungen sind sämmtlich in der einen eisernen Deckplanke und leicht auSzubessern, nur der Schornstein und ein Mast haben mehr gelitten. Das Schiff selbst ist so gut wie unbeschädigt und wird nur kurze Zett bedürfen, um vollständig wieder reparirt werden zu können. — Kopenhagen, 14. Mai. Der „Norwegischen ReichSzeitung" schreibt man: Am 24. April kam hier ein junger Mann von Stock holm an, welcher früher hier gewesen ist und der auf Grund seiner nahen persönlichen Stellung zu Karl XV. mit mehr Aufmerksamkeit betrachtet wird, als wozu ihn seine öffentliche Stellung berechtigt , es ist des Königs Handbibliothekar, Herr v. Qvanten. Er ist der Ueberbringdr zweier eigenhändiger Schreiben von Karl XV., von de nen da« eine an König Christian, das andere an den ConseilSprä- stdenten Bischof Monrad gerichtet war. Ich glaube nicht wesentlich zu irren, wenn ich den Inhalt dieser Briefe wie folgt angebe: Es war vorgeschlagen, daß Dänemark auf dem europäischen Congressc, zu welchem die Conferenz sich entwickeln könnte, mit der Proposi tion hervortrete, einen Staatenbund aus Schweden, Norwegen und Dänemark zn bilden, in welchen letzerer Staat mit dem Länder complex eintritt, welchen er nach Beendigung der Conferenz besitzt. Die herrschende« Dynastien sollen zu bestehen fortfahren, aber es soll ein Unionsparlament für alle drei Reiche gebildet werden, welchem die gemeinsame skandinavische, constitutionclle Befugniß hinsichtlich der Angelegenheiten des Aeußcrn, des Kriegs und der Marine übertra gen wird. Wenn von dänischer Seite eine Proposition der Art auf dem Congresse gestellt wird, soll sich der schwedisch-norwegische Ge sandte ihr «»schließen. Es wird dabei angedeutet, daß inan durch Familienverbindungen die spätere Vereinigung der Reiche unter einer Dynastie vorbereiten könnte. Die dänische Regierung hat hierauf am 28. April geantwortet ; sie geht auf diesen Plan, so viel ich weiß, ein, und steht officicllen Unterhandlungen darüber entgegen. England. London, 18. Mai. Gestern hat eine dreistündige Sitzung der Conferenz stattgefunden; man ist in der Lösung der dänisch- deutschen Frage keinen Schritt weiter gerückt. Die Conferenz hat sich sodann bis zum 28. Mai vertagt. Frankreich. Paris, 14. Mai. Man will wissen, der Fürst Latour d'Anvergne habe gelegentlich Hrn. v. Beust dm Wunsch des Kaisers, ihn zu sprechen, mitgetheilt. Der sächsische Minister wird morgen in den Tuilerien speisen. Dieser Pfingstsonntag kann für Deutschland von großer Wichtigkeit werden. Da auch in den Tuilerien die lieber zeugung besteht: Deutschland werde die Herzogthümer nicht heraus geben, auch nicht an Preußen, so steigert die Ankunst des Herrn v. Beust fast bis zur Gewißheit die Vermuthung, daß der Kaiser einen. wesentlichen und vielleicht entscheidenden Anthell an der Lö sung sich Vorbehalt, welche von der Majorität des Bundestags ver langt wird, und sich dadurch die deutsche Nation zu verbinden ge denkt, in deren Benrtheilung er insbesondere während des Kriegs in den Herzogthümern so ziemlich allein über den vulgären Vorur theilen und Passionen der Franzosen stand. Auch die diplomatische Welt äußert die Uebcrzeugnng: die wichtigste und vielleicht entschei dende Konferenzfitzung werde morgen in den Tuilerien stattfinden. — Möge keine Enttäuschung daraus hervorgehen! Rußland und Polen. , Der „Nord" erklärt, bis jetzt seien alle Gerüchte von einer Reise des Kaisers Alexander nach Deutschland und von einer Zu sammenkunft mit dem Kaiser Franz Joseph ganz grundlos. Aller dings werde die Kaiserin sich in ein deutsches Bad begeben, der Kai- ! ser aber bleibe im Lande, wo seine Anwesenheit für den Augenblick durch Interessen erstes Ranges geboten sei. OertlicheS^ Der 3. Mai d. I. war für die Bewohner Crandorfs ein sehr erhebender und freudiger Tag; denn au diesem wurde der Grund stein zu einem netten, massiven Kirchthurme gelegt; nachdem der alte, 'hölzerne durch den Zahn der Zeit schadhaft geworden und im Herbste des Jahres 1862 abgetragen werden mutzte. Schon am Sonntage Mor wurde die Gemeinde durch Herrn Pastor Schubarth an heiliger Stätte zur andächtigen Betheiligung darauf aufmerksam gemacht. An dem hierzu bestimmten Tage erinnerten halb 11 Uhr Vor mittag« die Töne der Glocken an das zu beginnende Fest. Bald darauf versammelte sich die weltliche Coiüspection in der Person des Herrn Amtsverwesers Colditz, Herr Actnar Wacker, so