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Tage ögeschLchte Deutschland. Oesterreich- Wien, 3. Mai. Die heutige „Wiener Abend, post" sagt: Die Angabe des gestigen „Abend-Monitenrs", daß Oe sterreich erklärt habe, nicht die Absicht zu haben, seine Kriegsschiffe bis in die Ostsee vorgehen zu lassen, sei dahin zu ergänzen, daß Oesterreich erklärt hat, seine Action zur See vorerst nicht auf die Ostsee auSdehnen zu wollen. Angesichts der schwebenden Ver handlungen konnte Oesterreich sich vorläufig mit dem ersten Erfolge dieser Action, der Befreiung der Weser- und Elbmündung, begnü gen. Die „Abendpost" sagt ferner, es fei als Bedingung der Ein stellung der Feindseligkeiten jvon den deutschen Großmächten.die vollständige Aufhebung der Blokade der Nord- und Ostsethäfen auf gestellt worden, wofür sie dann von einer weitern Occupatio« Jüt lands abstehen würde». Für den Waffenstillstand selbst würden sie die Räumung Jütlands in Aussicht stellen, wenn Dänemark ihnen Alfen überlasse und sämmtliche gekaperte Schtffe'herausgäbe. Wien, 3. Mai. Die vereinigten Ausschüsse des Bundestags haben den Antrag gestellt, die angesonnene Besetzung FehmernS durch Bundestruppen abzulehnen. Die Annahme des Antrags ist zweifellos. In einer Korrespondenz der „Augsb. Allg. Zeitung" aus Vene dig wird gesagt: Das hiesige „Comitato d'Azione", dessen intime Beziehungen zu Garibaldi und. seinen Organen allbekannt sind, gibt in einem Proklam an die Venetianer einige interessante Andeutungen über den Zweck und den Erfolg der Reise Garibaldi s nach London. Garibaldi, welcher England stets für den treuesten Alliirten Italiens gehalten, habe die Reise,«unternommen, um sich mit seinen Freunden über den vorzunehmenden Feldzugsplan zur Erreichung der Unab hängigkeit Italiens zu berathen, und die bedeutenden Hilfsmittel in Empfang zu nehmen, welche ihm dort zur Verfügung gestellt waren. Der Zweck der Reise sei vollständig erreicht worden; der enthusia stische Empfang, die begeisterte Aufnahme, welche Garibaldi in Lon don gefunden, sprechen dafür. Nachdem es dann ein langes und breites über die Wichtigkeit des Besitzes von Rom für Italien ge sprochen, kommt das „Comitato" zu dem Schluß: daß dierömische Frage vor der venetianischen Wr Lösung kommen müsse. Garibaldi habe dies eingesehen, und sich entschlossen, Italien mit friedlichen oder kriegerischen Mitteln Rom als Hauptstadt zu verschaffen, die übrigen geknechteten Provinzen würden nach der Erwerbung Roms von selbst zufallen. Daher zuerst Rom, dann Venedig. Unseren Jta- lianissimi aber hat diese kühne Wendung nicht sehr zugesagt, und ihr Enthusiasmus für Garibaldi hat in Folge dessen bedeutend abge- nommen. Nach so vielen Versprechungen, und nachdem man ihnen die qusrt» ri»c<»»si> als nahe bevorstehend bezeichnet, schiebe man sie nun in den Hintergrund, und lasse sie weiter warten. Das sei ein Spiel, eine Infamie u. s. w. Auf England ist man hier auch, trotz der enthusiastischen Aufnahme, welche Garibaldi daselbst gefunden, nicht gut zu sprechen, und der feine Venetianer fühlt es wohl her aus, daß Italien von England wohl eine Masse Liebes- und Sym pathieversicherungen, aber keinen Tropfen Bluts für seine Sache zu erwarten hat. Indessen rüstet die Partei mit allem Eifer fort, nnd macht außerordentlicheMnstrengunge«, um die geträumte allgemeine Volksbewaffnung durchzuführen. An der Po- und Minciogrenze werden täglich Versuche gemacht, Waffen und Munition ins Venetianische einzuschmuggeln, welche Versuche aber alle an der lobenswerten Auf merksamkeit und Wachsamkeit unserer Behörden scheitern. Es ist geradezu komisch, die Wuth der Organe der Partei zu sehen, welche wütheud über Oesterreich schimpfen, weil dessen Organe auf ihrer Hut sind. Preßen. Berlin, S. Mai. Die N. A. Z. schreibt heute an der Spitze ihres Blattes: . . . „Die Verträge p»n 1851—52 haben sich als ungenügend , erwiesen, die deutsche Nationalität in Schleswig und Holstein zu schützen, nnd zwar hat nicht Deutsch land, sondern Dänemark diese Verträge gebrochen, und die Frage ist heute wieder eine offene, wie sie es vor Abschluß des londoner Protokolls war. Der Fehler aber, welchen damals die Diplomatie beging, lag hauptsächlich darin, daß jene Conferenz in souverainer Weise über das Schicksal der Herzogtümer Beschluß faßte, ohne auf die Wünsche des Landes zu höre», ohne dieselben als mitbcrechtigten Factor bet ihre« Stipulationen zu Rathe zu ziehen, während doch wieder andererseits die Berechtigung der Anerkennung dieser Wünsche den innerlichsten Grundgedanke» jener Verträge bil dete oder doch bilde» sollte. Wird mau gegenwärtig wieder in den selben Fehler verfalle»? Wir glauben eg nicht. Wir sind vielmehr davon überzeugt, daß Preuß«» auf der Conferenz energisch seine Stimme für die Berechtigung der Herzogthünker erheben wird, und daß, wenn eine haltbare Basts für die bis jetzt bastslosen Verhand lungen gefunden werden soll, diese Basis nur in den Wünschen des Landes gesucht werden muß und nur in ihnen gefunden werde» kann." Das ist ganz unsere Ansicht. Schaffe ma» dem Lande also ein Organ! Die Köln. Z. schreibt: Die deutschen Mächte haben sich bis jetzt noch nicht ins Bockshorn jagen lassen. Unsere Truppen gehe» nicht nur in Jütland wacker voran, sie werden, falls die Dänen auf der Fortsetzung ihres Seekrieges bekarren, der dänischen Landarmee sicherlich auch nach Fühnen folgen und es ruhig abwarten, ob Eng land seine Flotte senden und durch einen Gewaltact schamlosester Parteilichkeit die schon gestiegene Gluth bitterer Gemüthserreguug in Deutschland zu flammendem Hasse anfächen will. Daß England den Frieden liebt, ist gut; aber empörend ist es, daß es glaubt, im vermeintlichen Dienste dieses löblichen Zweckes nur ganz blind zu schlagen zu dürfen, ohne zuzusehen, wo das Recht, wo das Unrecht liegt, und ob der Friede ein. bleibender und gesunder oder nur ei» todter Fleck brandiger Gährung, ei» verhüllter Heerd neuen und schlimmeren Ausbruches werde! — Unbeirrt hält Preußen seine durchaus sachgemäße« Waffenstillstandsbedingungen aufrecht, und auch rückstchtlich des Friedens bekennt es sich, wenn der ministeriel len Nord. Allg. Zeit, unbedingt zu glauben ist, jetzt mit Entschie denheit zu dem Satze, daß die Conferenz nicht wieder, wie 1852, „in souverainer Weise" über das Schicksal der Herzogthümer be schließen dürfe, daß vielmehr die rechte „Basts" der bis dahin basts losen Conferenz-Verhandlungen „nur in den Wünschen des Landes" gefunden werden könne. Nimmt Preußen auf der Conferenz, hof fentlich nnt Herrn v. Beust zusammen, beharrlich und aufrichtig diese Stellung, da wird schließlich der Sieg unserem Rechte nicht fehlen, so wenig wie er vor einigen und dreißig Jahren dem Rechte in Belgien gefehlt hat. Würtemberg. Stuttgart, 3. Mai. Wie Baiern, so ist auch Würtemberg auf dersZoll-Conferenz, deren Zusammentritt in Berlin auf gestern angekündigt war, nicht vertreten. Von hier ist in den letzten Tagen die Erklärung schriftlich nach Berlin abgegangen, baß die neuesten Vorschläge Preußens, es solle der Handelsvertrag mit Frankreich nnt einigen (den Gegnern des Vertrags ungenügend erscheinenden) Modificationen des Artikels 31 angenommen und dann Verhand lungen mit Oesterreich geführt werden, unannehmbar seien. Auf der Conferenz hätte man nur diese Antwort abzugeben gehabt und hat deshalb von einer Beschickung derselben Umgang genommen. Schleswig-Holstein. Tondern, 29. April. In unserm Amte ist im gegenwärtigen Monat eine Abstimmung über Kirchen- und Schulsprache durch unsere Behörden vorgenommen, die von allgemeinem Interesse sein wird, da sie Distritte betrifft, welche unter dem Regiment des Herrn v. Tillisch, obwohl seit undenklichen Zeiten deutsch gewesen, als „ge mischte" erklärt, aber bei dem bekannten System dieses berüchtigten Regiments als rein dänische behandelt wurden. Die officielle genaue Liste der einzelne» 10 Kirchspiele, so wie der 35 Schuldistrikte legen wir bei zu Ihrer gefälligen Einsicht. Nach derselben stellt sich fol gendes Resultat heraus. In Aventost, Humptrup, Clixbüll, Leek. Süder-Lügum, Braderup,- Karlum, Ladelund, Uberg und Medelbye ist die Zahl der sämmtliche» Hausväter 2079. Von diesen erschienen und stimmten für rein deutsche Kirchensprache 1190, für rein dänische Kirchensprache 11, für abwechselnd deutsch und dänische Kirchensprache 172. Es waren also im. Ganzen 1373 erschienen. Die 34 Schuldi- j stritte in denselben Kirchspielen ergaben durch dieselben Hausväter folgendes Resultat: Für rein deutsche Schulsprache 1254, für rein dänische Schulsprache 13, für deutsch und dänische Schulsp'rache 1<)0, zu fremden Distrikten gehörig 6, zusammen 1373. — In der Stadt Tondern ist die Zahl der sämmtlichen Hausväter 650, von diesen er schienen und stimmten für rein deutschen Unterricht',508, für rein dänischen Unterricht 1, also 509. Bedenkt man, daß es verboten war, deutsche Privatschulen zu errichten, nicht einmal erlaubt wurde, wenn mehrere Familien sich einen deutsche« Prtvatlehrer halten wollten, so ist der Dank der ganzen Bevölkerung an unsere Civil- kommissare, die endlich dem heillosen Zustand Wandel schaffen, wohl gerechtfertigt. Kiel, 30. April. Aus bester Quelle kann ich Ihnen mitthei- len, daß hier verschiedene Actenstücke vorbereitet werden, welche die Abgeordneten der schlcswig-holsteinschcn Stände Lircct oder durch