Volltext Seite (XML)
Erzgebirgtscher Vollssreund. für die Gericht-ämter GrÜnhatn,. Johanngeorgeüstadt, Kirchberg, Schwarzenberg «nd WtldenfttS; so- wie für die Stadträche Aue, Elterlein, Grünhain, HMenstein, Johanngeorgenstadt, Kirchberg, Lößnitz, Reuftjdtel, Schwarzenberg, Wildenfe!- und Zwönitz. W.' j Freitag, dm rs. Aptil. s Brei« vterttljibrlich Ib Ngr. — Jnserattn-Annahm« für di« am Abend erscheinende Nummer di« Vormittag« II Ubr. B e k a nntmachung. Es ist wahrzumhmcn gewesm, Vass Vie im unteren Thelle von Wilkau wohnenden Arbeiter, wett» sie auf Arbeit in die Königin Marienhütte und die Umliegenden KMenwerke gehen, oder von da zurückkommen, stet- den Weg übet die obererzgebirgi- sche Eisenbahn nehmck, «ck dadurch schneller zum Ziele zu gelängen. Wenn Nun durch dieses Begehe« der Bahn nicht nur diese selbfl-beschädigt, sondern auch die Begehmden gesthrdet wer den, so wird dasselbe hiirdurch untersagt. Etwaige Conträventionm werden unnachsichtlkch mit Geldstrafe bis za 5 Thaler — - - nach Befinden GefLngnißstrafe geahndet werden. . Kirchberg, am 21. April 186ck. " , Königliches GerichtSarnt daselbst. Zumpe. Bekanntmach ung. Am vergangenen 30. MLy dieses Jahres ist dem Handarbeiter Friedrich Wilhelm Martin von hier in der hiesigen SchießhauSrestauration eine schwarzkedeme Bn'eftasche mit 5 Kassenscheinen, einem vom Fabriksbesttzer Herrmann, bei dem er ge arbeitet, ausgestellten Zeugnisse, einem dergleichen vom Herrn Baron von Milkau ausgestellt, einem Briese vom Ziegler Meyer aus Schedewitz, schon einige Jahre alt, und einigen alten verfallenen Lotterieloosen spurlos entwendet worden, was man hiermit Behufs Wiedererlangung des Gestohlenen und Ermittelung der Thäterschaft zur öffentlichen Kenntniß bringt. Kirchberg, am 25. April 186-1. Königliches Gerichtsamt daselbst. Zumpe. Preußens Gelüste nach den beiden Herzogthümern Holstein'und Schleswig treten fast mit jedem Tage deutlicher hervor. Anfänglich, vor Monaten nämlich, war es wohl nur von Bismarck s überschwengliche und ge wagte Politik, die sich in aller Stille mit dem kühnen Gedanken trug, der jetzige Streit mit Dänemark wegen der Herzogthümer kön ne sich wohl auch noch. so wenden und drehen, daß Preußen die Herzogthümer „annectire" d. h. an sich nehme, mit sich vereinige. Und das mutz man zugestehen: Für Preuhen als zweite deutsche Großmacht könnte es allerdings keinen wichtigem, keinen ausgezeich neteren und besser gelegeneren Zuwachs geben, wie die beiden Her zogthümer. Betrüge der Zuwachs an Flächeninhalt auch nur gegen .840 Quadratmeilen und an Einwohnem nur etwas über eine Mil» lion, so fiele doch vor allen Dingen und ganz hauptsächlich der wich tige Umstand in die Wagschale, daß Preußen dadurch in dm Besitz mehrer ganz ausgezeichneter Häfen käme. Was aber anfänglich jedenfalls nur ein in aller Sülle geheg ter Licblingsgedanke Bismarck's war, wird jetzt von vielen preußi schen Zeitungen ziemlich unverblümt ausgesprochen, und namentlich ist es die sogenannte National- oder Fortschrittspartei in Preußen, welche durch Einverleibung der Herzogthümer ein,,schönes und-ein trägliches Geschäft" für Preußen machen möchte. Wo aber freilich bei der preußischen National- oder Fortschrittspartei die Coysequenz in diesem Falle bleibt, damach fragt man vergebens, denn noch im Monat Januar und namentlich bei der heißen Debatte im Abgeord netenhause am 21. und 22. Jan., wo es sich um die Zwölf-Millio- nen-Anleihe zur Kriegführung gegen Dänemark handelte, verfocht die Fortschrittspartei das „legitime Recht" des Herzogs von Augusten burg und die „Selbstständigkeit der Herzogthümer" mit allen Mit teln und aus allen Kräften. Und jetzt? — jetzt ist dieselbe Partei zu der Ansicht gekommen, daß es viel besser wäre, wenn die Her zogthümer mit Preußen vereinigt würden denn unter einem eigenen Herzoge würden die beiden Herzogthümer doch immer nur ein klei ner Staat, ein „ohnmächtiges Ding" hleiben, daß sich der Dänen niemals würde vollständig erwehren können. Noch mehr ist aber das Verlangen in Preußen, die Herzogthümer . mit Preußen zu ver einigen, seit der Einnahme der Düppler Schanzen gewachsen. Diese Waffenthat, deren Größe und Bedeutung wie durchaus nM^ver- kennen wollen, ist den Preußen ganz gewaltig zu Kopfe gestiegen und manche preußische Blätter haben es nicht unter ihrer Würde gehalten, nach dem die Düppler Schanzen erobert waren, mik Ge ringschätzung von den Gefechten der Oesterreicher zu sprechen. Allein trotz der Eroberung der Düppler. Schanzen wird Preu ßen die Herzogthümer doch nicht bekommen, denn wie kann man von England, von Frankreich, Rußland und Oesterreich erwarten, daß sie eine solche Vergrößerung Preußens zugeben würden: wie kann man namentlich Frankreich, hauptsächlich aber England zp- trauen, daß -es Seehäfen, Wie den von Kiel, in preußische Hände kommen läßt? Nun und nimmermehr würde dazu die Einwilligung der ebengenannten europäischen Großmächte zu erlangen sein. Wenn sich Preußen getraut, einen europäischen Krieg durchzufechten und zwar, was die Hauptsache dabei ist, siegreich durchzufechten, dann mag es wieder zufragen wegen der Einverleibung der Herzogthümer .Holstein und Schleswig, eher aber sicher und gewiß nicht! DieCon- ferenz in London, wenn sie überhaupt ein Ergebniß hat und zu ei nem friedlichen Ziele führt, würde einen Anttag, die Herzogthümer mit Preußen zu vereinigen, thetls mit der größten Entrüstung, theils mit einem mitleidigen Lächeln bei Seite schieben. Preußens Gelüste nach den beiden Herzogthümern mag also aus leicht begreiflichen Gründen wohl vorhanden fein, mag sich in den letzter» Tagen immer mehr steigern; allein in Erfüllung wird diese» Gelüste für jetzt — nicht gehen. Deutschland. Oesterreich. Ueber die Entfernung Garibaldi'» aus England sagt die „Ostdeutsche Post": Was speziell Garibaldi be trifft, so hat die Russell'sche Pfiffigkeit sich diesmal in ihrem eigenen' Netze gefangen. Der italienische Volksmann hat als aus der Schule geschwatzt und Geheimnisse öffentlich verkündet, welche die britische Regierung bisher mit aller Energie ableugnete. Mit ehrlicher Naivetät hat Garibaldi seine Dankbarkeit der englischen Unterstützung in allen seine» öffentliche» Redm gezollt. Zu wieder holten Malen erklätte er auf das Feierlichste, ^vaß er ohne den ma ritimen -Schutz ^Englands bei Marsala nicht hätte landen können, daß er den Zug nach Palermo nicht anzutretenvermocht hätte, wenn ihm die Negierung Großbritanniens nicht großmüthig die Geld-