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Dresdner Journal : 13.11.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188911139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18891113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18891113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-11
- Tag 1889-11-13
-
Monat
1889-11
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 13.11.1889
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1842 der Behörden die Bark der Munizipalität unter Feuilleton stürmischem Jubel der zahllos versammelten Menge. Gefolgt von einem imposanten Zug von prachtvoll geschmückten Gondeln und Barken fubren die Maje- stäten unter ununterbrochenen enthusiastischen Zurufen der Bevölkerung den großen Kanal hinauf zum Bahn» Hose. Dort verabschiedete Se. Majestät sich sehr huld voll von den Vertretern der Behörden und ersuchte den Syndikus, der Bevölkerung Allerhöchstseiven Dank für die herzlichen Kundgebungen auSzusprechen. Um 4 Uhr fuhr der Monarch nach Monza ab. Ihre Majestät kehrte an Bord der Jacht „Hohenzollern* zurück. Anblick zu verlieren. Auch Stelly hatte sich ein wenig über die Logendrüstung geneigt, um mit gespannter Aufmerksamkeit die kleine Thür zu beobachten, welche aus dem sogenannten Künstlerzimmer auf das Podium führte. Wie Gras Walderode sie so in ihrer un schuldigen Seldstvergesienheit betrachtete, das feine Profil ihre- lieblichen Gesichtchen», die leuchtenden kivderaugrn, den schlanken, marmorweißen Hal», der o graziös daS zierliche Köpfchen trug, da sagte er sich, aß sie in der That auch den Vergleich mit den chönsten und vornehmsten Frauen seiner Bekannt- chast nicht zu scheuen brauche, und wieder ruhte jener verlangende Blick auf ihr, der sie am Bormittag bei ihrem gemeinsamen Spaziergang durch den Garten in so hochgradige Verwirrung versetzt hatte. Dies mal aber fühlte sie ihn nicht, denn eben jetzt trat das ersehnte, außerordentliche Ereignis de» Abend» ein: die kleine Thür de» Künstlerzimmer» öffnete sieb, und am Arme eine» befrackten Herrn, de» Präsidenten der philharmonischen Gesellschaft, erschien Felicia RossiS in duftige» Weiß gekleidete Gestalt. Und ein einzige» tiefe» Aufatmen, än unwillkürlicher Laut der Bewunderung wurde in de« weiten Raume vernehmlich. Er pflanzte sich blitzschnell fort bi» zu den hinterste» Reihen de» Parterre», und er war wie ein Signal, wie eine schweigende Verabredung für den Beifall, der p'ötzlich auf allen Seite« de» Hause» gleichzeitig laut wurde. Während dieser Zeit stand die junge Künstlerin ganz allem am vordere« Rande der Estrade, sich einmal über da» andere schüchtern verneigend und mit den große» dunkle» Augen eher erschreckt und verwundert al» erfreut und geschmeichelt in di, erregte Menge schonend. Al» Signorina, al» Tagesgeschichte. Dresden, 13. November. Im Jahre 1885 er schien, gegründet auf eine Erhebung vom 1. Dezem ber 1884, eia.Erster Bericht über die gesamten Unterrichts- und Erziehungsanstalten im Königreiche Sachsens Derselbe erstreckte sich über daS Geschäftsbereich aller vier am UnterrichtSwesen beteiligten Ministerien, de» Kultus, de« Innern, der Finanzen uod de» Kriegs. Bei der Wichtigkeit eine» solchen planmäßigen Überblicks über diesen wichtigen Zweig des Volksleben» haben die genannten Ministerien beschlossen, eine gleiche Erhebung, welche sich im wesentlichen an die vor 5 Jahren benutzten Grund lagen onschließen wird, am Montag, den 2. Dezember lausenden Jahre», zu veranstalten und in gemeinsamem Berichte zu veröffentlichen. * Berlin, 12. November. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind heute nachmiltag in Venedig eingetroffen und von der Bevölkerung mit großem Enthusiasmus empfangen worden. Allerhöchst- dieselbrn wurden schon bei der Ankunft im Hafen von Malamocco von den städtischen Behörden feierlich willkommen geheißen und von der zahlreich versam melten Volksmenge mit Jubel begrüßt. Die Musik- corp» spielten die preußische Nationalhymne. Ihre Majestäten grüßten von der Brücke der „Hobenzolleru" aus und dankten für die dargebrachten Ovationen. Die .Hohenzollern" dampfte darauf alsbald nach Beliebig, gefolgt von den italienischen Dampfern, auf denen die Mitglieder der Behörden und Vereine den Kaiser!. Majestäten entgegengefahren waren. Um Hl Uhr langte die„Hohenzollern" unter Geschützsalut im Hasen von San Marco au. Der ganze Wasser- weg war von einer zahllosen Menge von Gon» de'n avqekällt von denen rubelnde Zurufe erschallten. „kleine» Fräuleins war sie auf dem Zettel bezeichnet, und sie war in Wirklichkeit nicht viel mehr als ein Kind. Nur bi» zu den Knöcheln fiel das schlichte weiße Kleid herab, und zwei zierliche Kiuderfüßchen waren e», welche e» freilieb. Züchtig bi» zum Halse war da» Gewand geschlossen, und nur ein winzige» Stückchen über da» Handgelenk hinauf wann die Arme entblößt. Fast elfeuhaft zart und feingliedrig war der Bau de» jungftäulichen Kör» per» und in seiner Haltung, in jeder seiner kleinen Bewegungen offenbarte sich eine bestrickende Anmut. Der eigentliche Reiz dieser wundersamen Mädchen- erschrinung aber ging von dem lieblichen, dunkel haarigen Köpfchen, von dem süßen, wie au» reinstem Elfenbein geschnittenen Antlitz au». Der weißhaarige Lebeman« im Parkett, welcher feine« Nachbar in Hellem Entzücken zuflüsteite: .Eia Meisterwerk der Schöpfung hatte wahrlich nicht zu befürchten, daß ihn irgend jemand der überschwenglichke t bezichtigen würde, denn in de« Dunst und Rebel der alten Havfestadt war sicherlich uiemal» ein holdseligerer Gast erschienen, al» die» unter der sieghaften Wirkung seine» Auftreten» scheu erbebende Kind de» Süden». »HE» war kein Notenpult sür Felicie ausgestellt, ob» wohl da» Violinkonzert, welche» sie spielen sollte, zu den schwierigsten Kompositionen seiner Gattung ge» hörte. In dem Gesicht de» Orchesterdirigevten «alte sich, al» er den Taktstock ergr ff, eine merklich« Auf regung und Angst, den» e» war ihm nicht entgangen, daß Felicia unter der Wirkung einer bedeutruden Be fangenheit stand. Al» sie de» Boge« erhob, zitterte» die feinen Finger, v»d für einen Moment senkten sich die Wimpern Über die dunkeln Auge», wie wenn sie Geaenadmiral Vigne zu seinem S«neralstab»chef. — Gestern fanden in eiuer Anzahl von Kantonen Gene ral- und Arrondisse«ent»rat»wahlev statt, u. a. je zwei in 4 Kantonen de» Seinedepartement», in welchen zuvor Boulanger al» Arrondissement»rat gewählt, diese Wahl jedoch für uuglltig erklärt worden »ar. Die örtlichen Bewerber der boulaugistischea Partei hatten nicht den gleichen Erfolg wie da» Ober haupt: 7 derselben unterlagen ihren republika nischen Wettbewerbern; für einen Sitz ist Stichwahl erforderlich, bei der jedoch die Boulavgisteu keine Aussicht auf den Sieg haben, sondern höchsten« den Ausschlag zwischen den beiden republi kanischen Bewerbern geben können. — Auch in der Unteren Charente, wo die Wahl Laguerre» für den Seneralrat ungiltig erklärt worden war, ist an seiner Stelle eia Republikaner gewählt und dadurch der republikanischen Partei die Mehrheit im Schoße de» Generalrate« gesichert worden. — Am 27. d. Mts. erreicht der General Blot, Befehlshaber de« 5. Corps (Orleans), die Altersgrenze für die Versetzung in den Reservrcadre. Als sein mutmaßlicher Nachfolger wird der General Caillot, Befehlshaber der 10. Infanterie division, genannt. Derselbe ist 56 Jahre alt. * Pari«, 12. November. Die Session der neu- gewählten Kammer hat heute nachmittag ihren An fang genommen. Tie Deputiertenkammer begann ihre Sitzung um ^3 Uhr; die Mitglieder waren nahezu vollzählig anwesend. (Die Boulangisten wähl ten ihre Plätze auf den obersten Bänken der äußersten Linken) Der Alterspräsident Pierre Blanc hielt die übliche Eröffnungsrede. Er bemerkte in derselben, daß die Republik nunmehr zum fünften Male über den Angriff ihr r verbündeten Feinde triumphiert habe. Die Kammer müsse der Wiederkehr schmerzlicher Prüft ungrn begegnen, indem sie die Unzufriedenheit beseitige, welche solche Prüfungen veranlaßte. Er hoffe, die Kammer werde nicht wieder in früher begangene Feh ler verfallen, und aufreizende Streitigkeiten, sow e un fruchtbare Diskussionen vermeiden. Blanc erinnerte ferner an den Erfolg der Ausstellung und fügte hinzu: .An unS ist es jetzt, Frankreich glücklich zu machen, indem wir ihm Ruhe, Arbeit, wirtschaftliche Sparsamkeit und soziale Gerechtigkeit gebend Nach dieser mit großem Beifall oufgenommentn Ansprache begann die Präsidentenwahl. Diese Handlung fing mit einem Ulk an, der dir Er innerung an ähnliche zweiselhalte Witze in der frühe ren Kammer wachrief: bei der Auslosung der Stimmen zähler für die Präsidentenwahl wurde u. a. unter all gemeinem Gelächter der Name des zur Deportation verurteilten .Grafen* Dillon gezogen. Floquet ward mit 348 Stimmen gewählt Uw er lebhaftem Beifall der republikanischen Mehrheit begab er sich nach dem Präsitenteusessel und hielt eine kurze An sprache, in welcher er zunächst für da» ihm geschenkte Vertrauen dankte und dann folgendes sagte: Er wolle jetzt nicht» Politische» sprechen, denn die nächste Auf- gade der Kommer sei keine politische, sondern eine solche der Gerechtigkeit, der Unparteilichkeit und Festig» leit. Mau könne auf seinen Eiser zählen, damit die Wahlprüfuog ein Werk der Freiheit, Ehrlichkeit und Unparteilichkeit werde und der Würde des allgemeinen Stimmrccht» und der Autorität der Republik entspreche. Zu Vizepräsidenten wurden Casimir Perier und De- velle gewählt. Dir Kammer nahm die Wahlen sehr bei'ällig auf und vertagte sich bi» Donnerstag zur Vornahme von Wahlprüfungen. Der Senat v.rtagte sich noch einer kurzen ge schäftlichen Sitzung auf Montag. — Die Boulan gisten haben angesichts des nachdrücklichen Empfange», den die Regierung ihnen versprach, klüglich auf ihre geplante große Kundgebung verzichtet. Gegen mittag besetzten SOO Polizisten den Kovkordienplatz und den Tuiteriengarten, der sür das Publikum abgesperrt wurde. Vor der Tuilerienterrasse und dem Gewerbe palaste stellten sich Gardrreiter auf. Eire Compagnie Infanterie hielt auf der Konkordienbrücke Wacht, Re serven standen im Hofe des MarineministeriumS. Gegen ^2 Uhr erschien eine Gruppe boulangistischer Abgeordneter mit Däroulöde an der Spitze, begleitet von 5 Abgesandten d-» WahlauSichussr» von Mont martre, in der Rue Royale. Einige Hardert Neu gierige, die iu diesen Straßen standen und Maulaffen feil hielten, schlrssen sich ihnen unter Hochrufen auf DärouKde an. Aus dem Konkordienplatz wurde ihnen bedeutet, daß man einen Auszug nicht duld«; sie lösten sich sofort in kleine Gruppen auf und gingen nunmehr ungehindert nach dem Palai» Bourbon, wo d e 5 Bürger von Montmartre beim Kammervorstand die Verwahrung gegen die Anwesenheit Jofsrin» in der Kammer anbringen von der Helligkeit ring» umher schmerzlich geblendet würden. Aber wenn wirklich eine Anwandlung von Furcht und Schwäche über sie gekommen war, so wurde die große Menge der Zuhörer dessen doch nicht gewahr. Al« die ersten Accorde de« Orchestervorspiel« erklangen, sch ev für die junge Künstlerin da oben wie durch ein Wunder alle« abgethav, wa» sie noch soeben be unruhigt und g,ängstigt hatte. Vergessen war die neugierige Menge, diese Unzahl von fremden Gesichtern, welche mit so zudringlicher Aufmerksamkeit aus sie gerichtet waren, und ihre eben noch ernsten, fast schwer mütigen Züge verklärten sich zu einer ruhigen Heiter- keit, die auch dem zaghaften Dirigenten da« Gefühl vollkommener Sicherheit wicdergab. Wenn Felicia« Schönheit selbst die auf da« Höchste gespannten Erwartungen übertroffen hatte, so war der Erfolg, welchen sie al« Künstlerin davontrug, sicherlich kein geringerer. Sie spielte meisterlich, mit schönem gesangvollen Ton, mit warmer Empfindung und tech nischer Vollkommenheit, ohne Künstelei und äußerer Bravour. Und al« sie geeadet. erhob sich ein Beifall, wie er in gleicher Stärke und selten in diesen Räumen vernommen war. Mit scheuer ZaghaftigkeitI nahm die junge Italie nerin den Dank de« Publikum« entgegen. Da» sovnige Lächeln, welche» während de» Spiel» ihr schöne» Ge sicht v rklärt hatte, machte wieder dem ernste», beinah« erschreckten Au»druck Platz, der sie so kindlich und so liebenswürdig erscheine» ließ. Man klatsche und jubelte und ries: .Bravo! v» «pol* so laut man nur immer konnte. Ei« einzige» Mal kam sie auch »och auf da» Podiu« hiaou«, u« sich schüchter» z» — Von der „Krruzttg." und der ,,Franks. Ztg* wird die Nachricht bestätigt, daß der Bundesrat sich mit einer Vorlage, betreffend den Bau strategischer Eisenbahnen im Osten und Westen des deutschen Reich«, beschäftige. Die „B. P. N * sind jedoch in den Stand gesetzt, zu versichern, daß ein solcher Ge setzentwurf oder eine solche Vorlage überhaupt nicht existieren. — Zu den neulichen Debatten der bayerischen Abgeordnetenkammer über daS Placet gehen der „Nordd. Allg. Ztg." aus Süddeutschland folgende Be trachtungen zu: .Der politische ElsahruogSsatz, daß die um ihrer selbst willen betriebene Agitation die Beteiligten zu immer extremeren Schritten treibt und im letzten Ziel die Agitatoren selbst in Verlegenheit bringt, hat selten eine so treffende Illustration ge sunden, al» durch den Verlaus dl- jüngsten KawpsrS um da« Placrt in Bayern. Wenn irgend eine staatsrechtliche Frage den Charakter der.akademischen" besaß, so war e« bi» vor kurzem diese. DaS katholische Boll war an d,r Beantwortung derselben so wenig beteiligt, daß die große Mehrheit auch der getildeicu Katholiken in Verlegenheit gekommen würe, wenn sie iu die Notwendigkeit versetzt worden wären, zu sagen, wat man unter dem Plocet versehe und ob e« eine iu Bayern giltige Einricht ung sei Sein spezieller Fall lag vor, in welchem etwa die StaatSregierung da» Placrt in einem den Wünschen der Satbo- liken entgegenstehenden Sinn angewevdet hätte. E» war daher ein srtvole» Unternehmen, daß gerade da» Placet zum Feldze cheu der neuen kirchenpolitischen Aktion gemacht wurde, welche mit dem — allerdings nicht ganz freiwilligen — Memorandum der B schöse be» gann, dann in dem unlängst abgehaltenen Satho.ikcntag ihre demagogische Krost erp obte und nun im Landtag die Harpt- schlacht herbeigefühit hat Daß kein greifbarerer Beschwerde punkt gewählt wurde, lieferte aller Wett den Beweis, daß e» eben in Bayern an solchen fehlte, stellt aber auch die ultra montane Partei der bayerischen Abgeordnetenkammer, welche sich so willig zum Schleppträger der extremen klerikalen Be strebungen hrrgab, offenkundig al» eine Vereinigung dar, welche sich grundsätzlich von anderen Gesichtspunkten leiten Nft, al» dem der staatlichen Wohlfahrt, und welche den Frieden de» Laude» leichtfertig aufs Spiel seht. Im grellsten Licht erscheint da» frivole Treiben der baye rischen Ultramontaoeu durch den Schlußeffekt, welchen dieselben der dreitägigen Debatte zu geben sür gut hielten, die Deklara tion über den Verfaffungsttd, ein Schritt, welcher zwar eine logische Folge de» einmal deintenen Pfade« der Agitation goooU wSm« war, welcher aber wahrscheinlich dem größeren und besonnererrn Teil der Partei innerlich widerstrebte. Tie Lage, in welche sich dieselbe durch die Deklaration versetzt hat, ist auch iu jeder Beziehung eine peinliche. Sie girbt vor allem der Regierung da» lheoret sche Recht — von dem sie j doch, nach Mitteilung gutunterrichtet^r bayerischer Blätter, keinen Gebrauch machen wird —, de» Landtag aus- -ulbsen und bei Neuwahlen alle diejenigen auSzuschließen, welche sich zu einer einschränkenden Auslegung de» Verfassung«» eide» bekannt haben; die Ultramontaneu sehen sich ferner zu dem Mittel der Verweigerung de» KultuSbudget« gedrängt, einem Mittel, da» entweder wirkungslos bleibt oder in erster Linie die katholische Kirche trifft. Weiter sind «llen denjenigen, welche an eine Versöhnung de« UltramontaoiSmu« mit dem mo dernen Staat glaubten, die Augen wieder geöffnet, und, nicht zu vergessen, ist die RegierungSsähigkeit der klerikalen Partei in Bayern aus absehbare Zeit unmöglich gemacht. Da« letztere Ergrbui« wird die Ultramoutanrn freilich nicht hindern, gestützt aus eine sichere Gefolgschaft von Wählern, stet» von reuem da» .Minifterpürzen' zu versuchen.* D Wien, 12. November. Se. Majestät der Kaiser trifft morgen aus Gödöllö hier ein und begiebt sich abends mtt der Westbahn noch Innsbruck, um dort mit Kaiser Wilhelm zusammenzutteffen. — Wie der „Presse" aus Innsbruck gemeldet wird, trifft Kaiser Wilhelm Donnerstag vormittags daselbst ein und wird auf dem Bahnhöfe von Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joseph begrüßt werden. Sobald der deutsche Hoszug in dem Brbnhofe eintrifft, wird sich Kaiser Franz Joseph iu den Hofsalonwagen begeben, um >n demselben seinen erlauchten Bundesgenossen zu begrüßen. Beide Majestäten werd:« hierauf die auf dem Bahn hofe aufgestellte Ehrercompaguie besichtigen, und un mittelbar hierauf verläßt der Hofzu; mit beiden Majestäten Innsbruck. Kaiser Franz Joseph nimmt, einer Einladung de« deutschen Kaisers folgend, ftm Hofsalonwagen an dem daselbst stattfindendea Dejeuner teil und begleitet deu deutschen Kaiser lut» Rosenheim, wo die Verabschiedung stottfindet. Der Kaiser von Treten Antirepublikanern einen unzweideutigen Absage brief geschrieben; sie hat dadurch ausgesprochen, daß si« nicht nur an der bestehenden Etoattsorm festhält, sondern daß sie auch von den Leitern der Republik eine wahrhaft nationale und den Bedürfnissen des Landes angr» paßte Politik erwartet. Die Kammer sollte die- nicht vergessen; sie sollte sich vergegenwärtigen, daß sie durch Aurückfallen in die Fehler ihrer Vorgängerin die öffentliche Meinung von neuem gegen sich herauSsor- der» und der Sache der Gegner der Republik neue Anhänger zusühren würde. Die zerfahrenen Partei» Verhältnisse und Zustände in der früheren Kammer waren die Hauptursache des EmporkommenS de« Bou- langiSmu». Durch eine Reihe zusammenwirkender, im voraus unberechenbarer Umstände ist e» diesmal noch glücklich gelungen, die der Republik drohenden Ge» fahren abzuwenden und Frankreich vor dem Schicksal zu bewahren, der Boulangistenbande zur Beute zu werden. Sache ter neuen Volksvertretung wird eS sein, die gewonnenen Etsohrungrn zu beherzigen und nicht von neuem Gefahren heraufzubeschwören, welche dem Lande leicht noch verhängnisvoller werden können, al» das kaum gebannte Gespenst des BoulangiSmu«. Ob und inwnweit die Kammer der Stimmung des Landes Rechnung trogen und ob sich namentlich die Republikaner zu einer sicheren, festen und zielbewußten Regierungsmehrheit zuiammeuschlreßen, werden schon die nächsten Tage zeigen. In dem ersten Abschnitt ter bevorstehenden Session freilich werden durch die vorzunehmenden Wahlprüfungen die Republikaner ganz von selbst zusammengeführt werden. Sie werden die ihnen von den Monarchisten bestrittenen Mandate gemeinsam verteidigen und. soweit sie selbst Mandate der Rechten bestreiten, rücksichtslos gegen ihre Gegner Vorgehen. In der Hitze dieser Gefechte wird sich, aller Voraussicht nach, die Kammermehrheit sest zusammen- schließen und gegen deu gemeinsamen Gegner einmütig Front machen. Wie sich die Dinge aber dann weiter ge stalten werden, ist schwer zu sagen. Nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen erscheint e« fraglich, daß eine Verständigung zwischen den radikalen und gemäßigten Republikanern ober zwischen diesen letzteren und den» jenigen Monarchisten herbeigeführt würde, welche die Notwendigkeit anerkannt haben, sich unter de» obwal tenden Umständen mit der bestehenden StaatSform zu versöhnen. Gon- aber werden sich auch die der Ver ständigung abgeneigt-» Elemente der Verpflichtung nicht entziehen können, im Sinne ihrer Auftraggeber zu handeln und durch ihre Haltung nicht Bestrebungen Vorschub zu leisten, welche die Sache der Gegner der Republik zu fördern geeignet sind. einen Besuch aus und fuhr sodann nach Gödöllö. — Gestern wurde der mährische Landtag geschloffen. Der Landeshauptmann gab iu seiner Schlußrede der Hoffnung Ausdruck, daß „j-ner Geist der Mäßigung* der in der mährischen Landesvertretung durch sechs Sessionen „ungeachtet der noch immer hochgehenden Wozen nationaler Meinungsverschiedenheiten* vorge- waltet hat, auch in der künftigen Landesvertretung vorherrschen werde. Baron Eichhoff dankte, im Namen aller Parteien, dem Landeshauptmann für die vorzüg liche unparteiische Leitung, richtete seinen Dank aber auch an den Statthalter v. Loebl, indem er hervor» hob, daß derselbe sich a's der „über den Parteien stehende" tüchtige und erfahrene Vertreter dir Regie» rung erwiesen habe. — Außer dem mährischen hat auch der Bukowinaer und Vorarlberger Landtag seine Session geschlossen; bi- zum 23 d. MtS. werden auch die übrigen Landt ge ihre Thätigkeit abschließen — Al» höchst beachtenrwerte Kundgebung verzeichnen und erörtern die hiesigen Tagetblätter die Worte, welche Lord Sali»bury kürzlich bci demLordmayorSbankett über die allgemeine europäische Lage gesprochen hat. Lon Journalru der verschiedensten politischen Richtung wird mit Le» friedigung hervorgehobev, daß der englische Premier minister zuversichtliche Hoffnungen auf die Erhaltung des Friedens cuSgedrüat hat, indem er betonte, daß die Bemühungen der europäischen Herrscher zu Gunsten des Frieden» erhöhte Kraft gewonnen haben und daß die Staatsmänner, welche die Lage am besten beurteilen könnten, die FriedenSauSsichten sür größer al» zuvor halten. Zutreffend bemeikt die „Presse", daß diese Er klärung de» leitenden StaatSmanne» von Großbritan nien, in einem Augenblicke abgegeben, in welchem die Berliner Kaiserentrevue, die Zusammenkunft in Fried- richSruh, der Kaiserbesuch in Konstantinopel weben hinter uns liegen, am allerbesten jene nörgelnd' n Miß deutungen widerlegt, welche man auf verschiedenen Seiten diesen Ereignissen geben wollte. Pari», 11. November. Zu der (schon kur- erwähnten) Generalversammlung der Linken hatten sich heute im Lause des Nachmittag» nahezu 350 Mitglieder eingefunden. An der Abstimmung, die nach 3 Uhr unter dem Vorsitze Noel Parfait» begann, nahmen jedoch nur 248 Mitglieder teil. 174 der selben bezeichneten Floquet als ihren Kandidaten für die morgige Wahl eine» vorläufigen Kammerpräsi denten, 64 Brisson, 6 Casimir-Perier; 4 Zettel waren unbeschrieben. Auf Gmad diese» Ergebnisse» wurde Floquet al» Kandidat der republikamschen Mehrheit verkündet. Casimir - Perier, für dessen Wahl einige Freunde Says sehr warm eingetreten waren, halte vor der Abstimmung erklärt, daß er die Bewerb ung nicht annehme. — Die. Abgeordneten unter hielten sich lebhaft über die nächsten Ausgaben der Kammer. Ein Antrag auf Änderung de» Gesetzes von 1867 über die Aktiengesellschaften, welcher ^die letzteren und namentlich die Banken sür Ein lagen und Eheckrerkehr (wie das zu Grunde gegangene „Comptoir d'EScompte") an auSschweisenden Spekulationen hindern soll, erhielt zahlreiche Unter schriften und wird sofort nach Bildung dcS endgiltigen Vorstands eingrbracht werden. Andererseits verlautete, der Justizmiutster Thevenet werde den Gesetzentwurf über die Aktiengesellschaften wieder ausnehmen, der 1885 vom Ministerium Brisson im Senate cingebracht und von demselben angenommen wurde. — Die der Rech'rn entgegenkommenden Erklärungen Leon Says wurden am Sonnlag von dem Abg. Bourgeois, Vertreter der Marne und srüherem UuterstaalSstkretär des Innern, aus einem ihm in ChülovS gegebenen Festessen ertsch'eden mißbilligt, da die Wähler durch Wiederwahl einer republikanischen Mehrheit da« Gesetz- gebungswerk der vorigen Kommer in Bezug aus Schule, Heer und Geistlichkeit gutgeheifen hätten. Bourgeois befürwortete, Su-kunftrbrgehren nur an bestimmten Tagen zu verhandeln, Anträge, die Ber- oder Mißtrauen zur Regierung auSdrücken, zur Prüfung an die Abteilungen zu verweisen, Fachausschüsse zur Beratung von Reformen zu wählen, die Feststellung der Tagesordnung der Kammern dem Ministerium und nicht Volksversammlungen zu überlassen, sowie endlich aus die Bildung von Frakttonen zu verzichten. — Der neue Marine«inister Barbey wählte den ir Der Lfrikareisrvde. Erzählung vo» Reinhold Ort««»». (Fortfetz«»,.) „Und wenn sie «ich auch nur balbwegS entschädigen soll für daS Op'er, das ich dem Trotzkopf da gebracht habe!" mischte sich der Konsul iu da» Gespräch. „Sind wir sicht während de» langen Winter» bi» zur Über sättigung mit Musik gefüttert worden, und ist e» wohl der Mühe wert, einen gebrechlichen alten Mann wegen einer Geigenspielerin, die überoie» noch ein Kind ist, au» seine« ländlichen Behagen und «itten au» einer wichtigen Arbeit herau» in die Stadt zu Hetzen? Richt einrnal de« Anzug durste ich wechselu, so viel war unserem kleinen Tyrannen daran gelegen, die Glanz nummer nicht zu versäumen. Run, rch für meine Person erkläre von vornherein, daß ich diese Fiametta oder Felicia unausstehlich finden werdet* Nelly hatte kerne Gelegenheit mehr, sich gegen diese halb scherzenden, halb ernsthaften Vorwürfe zu verteidigt»; deu» auf dem Podium »ar eine bekannte Sängerin erschienen, die mit gutem Recht eine tiefere Stille für ihren Vortrag verlangen durste al» da» anspruchslose Orchester. Während der keine« Panse, die nach de» Abgang der Sängerin eintrat, ging wie ei» dumpfes Braus,» lebhafte» Gemur»el durch be» Saal. Maa reckte die Hälse und man erhob sich hier und da sogar von den Sitze», um nur ja nicht da» Okriugst« vo» dem za erwartende« opherorbeMiche« Kurz nach 3 Uhr bestiegen Ihre Majestäten und Se. Österreich kehrt nachmittag» über Salzburg nach Wien König!. Hoheit der Prinz Heinrich mit den Spitzen zurück. — Rach Meldungen au» Buva-Peft hat Se. Majestät daselbst im Laufe de» gestrigen Tage» den Grafen Kalooky mehrmal» und auch den Minister präsidenten Ti»za in Audienz empfangen. Der Mo narch erteilte nachmittag» auch allgemeine Audienzen, zeichnete hierauf den Grafen Iuliu» Audrassy durch
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