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, 374 wär»dieS durchaus mit nur höchst geringen Verlusten' geschehen, wenn nicht eben die Truppen^ hastig im Vorgehen und Zurückdrän- aen des Feindes, geblendet durch die Dämmerung und den Pulver dampf, zu spät bemerkt, daß sie dicht an den Schanzen standen. Sowohl da» 18. Regiment wie da» Leibregiment sind dicht an den Schanzen des linken Flügel» der Position gewesen und sie haben effertiv an und in den Hindernissen gestanden. Einzelne Soldaten bieben mit ihren Seitengewehren die Drahtflechtung durch, andere sahen sich plötzlich in Wolfsgruben versunken, während noch andere sich schnell zu orientiren versuchten und demnächst im Ganzen der Nuckzug geordnet angetreten wurde. Inzwischen war es Tag gewor den und Rolf Krake, der bis dahin am östlichsten Ende des Wen- ntngbundeS gelegen, herangekommen. Er ging, versenkt wie immer, wenn er ins Gefecht steuert, dicht unter den Batterieen bei Gam melmark vorbei, so daß er unbeschadet, ja, nnangegriffen im tobten Winkel die Batterieen passirte. Dieses Manöver ist ihm nun bei einem-zweiten Versuche entschieden untersagt, und zwar durch An lage einer Batterie am westlichsten Ende des Wenningbundes, die diesen der Länge nach bestreicht. Rolf Krake hat den angreifenden Regimentern starken Schaden gethan und sie hauptsächlich gezwun gen, sich zurückzuziehen, denn er beschoß sie nur durch kleine Wen dungen seinerseits in Flanke und Rücken. Er selbst erhielt auch mehrere Schüsse aus dem langen 24-Pfünder; die Wirkung" der Tref fer läßt sich bis jetzt nicht bcurthcilen. Der Verlust an Verwunde ren, Todten und Gefangenen beläuft sich preußischerseits auf zehn Offiziere und circa 200 Mann. lieber das Auftreten und die Aufnahme der deutschen Truppen In Jütland und in Schleswig schreibt der Correspondent des Star aus Kolbing vom 24. März: „Der Vergleich, den die Leute hier zwischen den Oesterreichern und den Preußen ziehe», ist allgemein sehr schmeichelhaft für erstere und ganz das Gegentheil für letztere. NeberaU, in den Städten wie in den Dörfern Jütlands, zeigten sich Pie Bewohner froh über den Abmarsch der Preußen und die Ankunft der Oesterreicher. „Die Preußen", sagte mir einer der ersten Gast- wirthe hierselbst, „behandelten uns wie Hunde; Undank und Schmäh- reden-waren alles, womit sie nnsere Dienste vergalten. Die Oester- reicher dagegen, sind immer und überall höflich und dankbar selbst für den kleinsten Gefallen. Die Oesterreicher muß man gern haben." Die Erbitterung gegen die Preußen hat sich noch gesteigert in Folge der Wegnahme und Zerstörung verschiedener öffentlicher Monumente. Bei Skamlingsbank haben sie (?) z. D. eiiwn Obelisken mit Pulver in die Luft gesprengt, weil er ein Hohn ftlr Schleswig-Holstein sei, im Schloßhofe von Kolding eine Statue zertrümmert. Ohne Zwei fel werden solche Vandalismen auch von der Mehrzahl der Preußen selbst aufs schärfste gemißbilligt. Ueberhanpt kann ich meinerseits in dem Äervammungsurtheile gegen die Preuße» mit den Jütländern nicht übereinstimmen. In Schleswig ziehen die Bewohner, welche sowohl Oesterreicher als Preußen im Qyartiere gehabt haben, un veränderlich die letzteren vor. Daß d^ preußische gemeine Soldat dem österreichischen in geistiger EirtwiMung bei Weiten« überlegen ist, steht außer Frage, und die Folge der Geistesbildung zeigt sich deutlich in ihrem höflicheren Benehmen. „Ein Herr in Hadersleben, welcher 80 preußische Gemeine im Hause hatte, versicherte mir, daß deren Auftreten iw jeder Hinsicht anständig, zuvorkommend und höf lich gewesen sei. Sie hatten es sich als eine Gunst ausgebeten, vor ihm singen zu dürfen, und jeden Abend kamen sie nach dem Abend- brod vor die Thür seiner Wohnstube und unterhielten »hn und feine Familie mit trefflich vorgetragene» mehrstimmigen Gesängen. Ich könnte eine Menge derartiger Fälle erzählen, tue ich in Schleswig in Betreff der Preußen gehört habe. So allgemeines Lob wie die genreinen Soldaten, finden redoch die preußischen Offiziere durchaus nicht, obwohl ich unter denselben viele getroffen habe, bei denen von dem herrischen Auftreten und dem beschränkten Jdeenkreise, welche den Junker charakteristrcn, keineswegs dre Rede sein kann." Kiel, 3. April. Herzog Friedrich kehrte von einem Besuche irr -Preetz zurück. Am Mittwoch findet rn Reumünster eine Versamm lung der holsteinischen Geistlichkeit Statt, um gegenüber der Confe- renz ihre Uebereinstimmnna mit der Stände-Versammlung über Lan desrecht auszusprechen. Sluch die Lehrer werden zusammentreten, um ihre Zustimmung zu den StäNde-Äeschlüssen auszusprechen. Gravenstein, Sonntag, 3. April. Gestern Nachm. 2 Uhr hat die Beschießung der Düvpeler Schanzen begonnen und- bis 7 Uhr -Abends gewährt. Im Laufe der Nacht ward dieselbe in Pausen fortgesetzt. Beim Feind ist eine FeuersKunst, wahrscheinlich in den Baraken, ausgebrochen. Der Verlust tst -ünbedeutend. Nr. Gustav Nasch läßt in Schleswig-Holstein soeben einen Aufruf verbreiten und pröclamirt „ein letztes Mittel, Schleswig- Holstein zu retten: das allgemeine Stimmrecht!" „Was die Form der Regierung anbetrifft — meint Herr Rasch —, so habt Ihr die Wahl zwischen Republik und der Regierung des Herzogs von Augustenburg mit dem Staatsgrundgesetz von 1848. Ich würde die Republik wählen. Mit dem Resultate dieser Abstimmung sen det eine Deputatton zu den Londoner Confer-enzen; Ihr und nie mand Anders habt dort das erste und das letzte Wort — und das große deutsche Vaterland wird Euem Willen nötigenfalls gegen alle dänische» und englischen Ränke mit den Waffen zur Geltung bringen." Herr Rasch wird Schleswig-Holstein nicht nützen, wenn er sich in dieser Weise berufen glaubt, aus die Lösung der schles- wig-holstrinschen Frag» einzuwirke». — Daß eS mit der Beklei dung der dänischen Soldaten immer noch jämmerlich auSsteht, räumt selbst „Dagbladet" ein, wenn dies Kopenhagener Blatt über die.Anwesenheit des Königs in der Festung Frtdericia u. A. wie folgt bericht«« „Die Artillerie, welche viele Combattanten in Civil- Neldern zählt, hatte sich in den Schanzen und auf den Wällen auf- gestellt, und hatte der König auf solche Weise Gelegenheit, Civil- Maen » ohne Aus Warschau vom 31. März wird den« „Dresdner Jour.." mitgctheilt: „Tue Polizei hat bei den Schwestern Gusowski mehrere Kisten mit Beschlag belegt, welche die Archive und die Siegel der sogenannten Ratio nalregierung enthalten. Einige wichtlge Schriftstücke wurden in den Kleider» dieser Damen eingenäht ge- sunden." England. ^London, 3. April. Der Observcr berichtet, daß die Tories angeblich sofort der Regierung wegen Stansfeld's ein Mißtrauens votum geben wollen. Das Tory-Cabinet würde wahrschttnlich einen Congreß beschicken, mit Frankreich ein Schutz- und Trutzbündniß schlichen und eventuell mit ihm Deutschland bekriegen. „ London, 3. April. Auch Dänemark hat jetzr officiell lassen, daß cs den Vorschlag einer Conferenz ohncAMS^- Waffenstillstand annimmt und dieselbe durch der« ÄMWc des AuU, wärtigen, Herrn v. Quaade, und den früher» Minister schicken werde. (Dr. Garibaldi erreichte gestern Southampton, wo er mit ««gehchr rem Enthusiasmus empfangen wurde. " I Rußland uno Polen. * leute die Kanonen bedienen zu sehen. Besonders muß ein Bedien ter mit grauem Hut die Aufmerksamkeit Allerhöchstdesselben auf sich hingelenkt haben, denn das allein Militärische, was er an sich trug, war ein vor dem Bauche befestigter Speisesack. Auf der Prinzes- sinbastion sah man einen echten jütländische» Bauern mit Holz schuhen und Zubehör gezogenen Säbels Poste» stehen." Dänemark. Hamvurg, Montag, 4. April. Die heutigen „Hamb. Nachr." bringen eine Privatcorrespondenz aus Kopenhagen, wonach Däne marks Entschluß unerschütterlich feststehe, sich nur auf Unterhand lungen auf der Basts der Vereinbarungen von 1851 und 1852 ein- zulassen. Frankreich Paris, 2. April. Rachdein Drouyn de Lhuys sich in einer Depesche an den französischen Botschafter in London für die An wendung de» allgemeinen Stimmrechtes zur Lösung der deutsch-dä nischen Frage ausgesprochen, bringt heute das Pays einen Com- »«entar dazu, danach ist Frankreich keineswegs Schuld daran, daß die Stipulationen von I85lj52 fielen; es hätte vielmehr gern gese hen, daß der Vertrag und mit ihm der Friede aufrecht erhalten wor den wäre; Deutschland habe aber den Vertrag nicht anerkannt, Dä nemark ihn verletzt; Preußen und Oesterreich hätten ihn nun auch nicht als Basts zu den Unterhandlungen annehmen wolle», und Eng land habe ihn ebenfalls über Bord geworfen, indem es, wie Preu ßen und Oesterreich gewünscht, seine Zustimmung zu einer Confc- renz ohne alle Basis gab. Frankreich habe deshalb keine Verbind lichkeit, und auch seine Ehre erheische es nicht, für den Vertrag von 1852 eintreten. Unter diesen Umständen könne das Tuilerien-Kaki- net nur dem neuen Rechte, welches die Grundlage der kaiserlichen Politik bilde, getreu bleiben, und dieses habe es gethan, indem es verlange, daß die Frage nicht allein von den Fürsten entschieden werde, sondern daß-inan auch die Bevölkerung befrage, was sie wolle. „Die Zeiten", meint das halbofficielle Organ, „sind vorüber, wo man in den fürstlichen Congressen über die Territorien wie über,Meie reien und über die Bevölkerungen wie über das liebe Vieh willkür lich verfügte, wo man sich dieselben vertheilte ohne Rücksicht auf die Interessen der Völker. Ji« der Herzogthümer-Angelegenheit muß zuerst die Frage gestellt und gelöst werden: Wollen Schleswig-Hol stein vereint bleiben oder getrennt werden? Dann muß man wis sen, ob die Holsteiner Dänen bleiben oder Deutsche werden, ob die Schleswiger Deutsche werden oder Dänen bleiben wollen. Es gibt nur ein Mittel, zr« erfahren, welche die wirklichen Wünsche der Be völkerungen sind: «nan muß sie in Stand setzen, sich deutlich aus zudrücken, d. h. man muß sie über ihr Schicksal votiren lassen, mit Einem Worte, man mnß in de» Herzogthümern das allgemeine Stimmrecht consultiren." -- Feuilleton. Gin Abenteuer an der Seeküste. (Fortsetzung und Schluß.) Herr von Oppen war keineswegs der Mann, eine Dame, die er so hochschätztc und der er sich so tief verpflichtet fühlte, aus ei ner pernlichen Situation in die andere zu versetzen. . Er sah «ntt Betrübniß, daß die Augen seiner einstigeikWh- herziaen Erretterin sich zu verduukelu begannen und daß sie nur mit Mühe ein paar Thränc» zurückhielt. Er fühlte, daß es hier-, einer schnellen Erklärung bedürfe, um zu einem kurzen gegenseitigen" Verständniß, wie solches in seinen eigenen Wünsche«« lag, zu ge langen. Er trat daher rasch auf die Justine zu, ergriff faust ihre Hand und sagte mit lächelnder Miene: „Gestatten Sie mir, mein Fräulein, aus der Geschichte unse rer fünfjährigen Trennung eine kleine Moral zu ziehen?" - Justine, die durch den einschmeichelnden Ton, mit welchem diese Frage gestellt wurde, sich wieder beruhigt fühlte «nd «hre Fassung zuruckerhielt, blickte bei diesen Worten jetzt evenfall- wie der mit der früheren Zutraulichkeir zu Hern« von Oppen empor und erwiderte, wenn gleich noch immer etwas zögernd, doch aber mit einen« halben Lächeln: „Nun, Herr Moralist, so lassen Sie hören, was Sie zu sagen haben" —