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vorgeschrieben ist, nimmt das feurige Element russischer stampfender Volks rhythmen wieder auf. Wie ein Volkstanz gibt er sich: alle drehen sich voller Lust, sie trete 1 zurück, um einem Solisten Raum zu geben, darauf fallen wieder alle ein in neuem Taumel — und aus diesem Wechsel ergibt sich für diesen Satz ganz natürlich die Rondoform. Virtuos steigert sich die Musik in ein zündendes Finale. Dieses hinreißende Werk läßt ganz vergessen, daß Chatschaturian sich der Klänge der heutigen Musik bedient, womit er seine Aufgeschlossenheit gegenüber den Problemen der Gegenwart beweist. PETER I LJ IT S C H TSCIIAIKOWSKIJ (1840-1893) Sinfonie D Dur, op. 2 ff Die 3. Sinfonie, op. 29 komponierte Tschaikowskij im Sommer 1875 vom Juni bis Mitte August, wo sie fertig abgeschlossen in Partitur vorlag. Schon am 10. November desselben Jahres wird sie in Moskau unterNikolaus Rubinstein uraufgeführt und »enthusiastisch aufgenommen«. Tschaikowskij selbst ist nach der Uraufführung skeptisch wie immer. Er, der beim Schaffen in einem Freudenrausch lebt, hat nach Vollendung eines Werkes oft einen Überdruß, der sich wohl aus der so intensiven Beschäfti gung erklärt, aus dem Anspruch, den das Werk an seinen Geist und an sein Können beim Komponieren gestellt hat. Das Werk ist fünfsätzig, was schon ungewöhnlich bei der sonst nur in vier Sätzen üblichen Form einer Sinfonie ist. Tschaikowskij hat seinen Sätzen diesmal genaue Überschriften gegeben. So ist der erste Satz eine Einleitung (Introduzione), abgefaßt im Schritt eines Trauermarsches, die dann in ein lebhaftes und brillantes Musizieren über geht, welches von drei Themen beherrscht wird. Den zweiten Satz nennt er »AllaTedesca«, was etwa »auf deutsche Art« heißt. Er läßt einen einfachen Walzer aufklingeu, der sich kunstvoll verdichtet, um dann wieder in die graziöse Melodie zurückzusinken, die am Ende das Fagott ausklingen läßt. Das folgende Andante ist der Kern der ganzen Sinfonie. Schön ist wiederum, daß Tschaikowskij die tiefe Schwermut dieses Satzes aus zwei russischen Volksmelodien entwickelt, die gleich zu Beginn Flöte und Fagott vorblasen. Das Scherzo ist ganz auf vorüberhuschende Figuren gestellt, das Trio nimmt einen heiteren Marschcharakter an. Der Schlußsatz Finale) greift den Rhythmus der Polonaise auf; das glanzvolle Stück mit seinem rauschenden Schluß ist überdies ein Rondo. Während Cäsar Cui, einer aus dem »Mächtigen Häuflein«, nach der Urauf führung sagte, daß die Sinfonie talentvoll sei, was ziemlich geringschätzig klingt, sagte ein anderer Kritiker, Laroche, sie sei ein europäisches Ereignis gewesen. Er hatte Recht. v 4 31 0 4 C s 10*0 M