Volltext Seite (XML)
CARL MARIA VON WEBER (1786-1826) Ouvertüre zur Oper »Oberon« C.M.v. Weber war dem Märchen und dem Elfenreich, dem Lande der Träume und Dämonen verfallen wie kein zweiter Romantiker. Seiner Fantasie stand die Kraft zu Gebote, die Visionen und inneren Gesichte, die Traumerlebnisse und Sehnsüchte, das Fernweh und die Ahnungen einer sich verzehrenden Seele genau so in Töne zu bannen wie die Naturerlebnisse, die Mondnacht und Wald, Felsenschlucht und Bergeshöhe in ihm hervorriefen. Weber hat die Frische und Ursprünglichkeit der Frühromantik, die ihm unter allen Meistern dieser Epoche einen besonderen Rang einräumt. Worte können die holde Süße und Wehmut der Töne, ihre Zartheit und zugleich den unverwelklichen Glanz nicht schildern, die gerade in der Oberon-Ouver türe von keinem Menschen, der ein fühlendes Herz besitzt, überhört werden können. ln Weber hat die Romantik wohl jene Aussage gefunden, die am deutschesten war. ARAM CHATSCHATURtAN (GEB. 1903) Konzert für Cello und Orchester, e-moll Das, was wir vorläufig von Aratn Chatschaturian, einem lebenden Kompo nisten Rußlands, kennengelernt haben, ist so bedeutend, daß wir ihn mit Recht unter die führenden Musiker der Gegenwart zählen müssen. Sein Kla vierkonzert hatte einen so mitreißenden Schwung, ein so ausgesprochen russisches Gepräge, einen Zug von so unverbrauchter Wildheit und Kraft, von einer so strotzenden Gesundheit, daß er wohl bisher als das beste Beispiel für die neue russische Musik zu gelten hat, die mit dem Anspruch zu uns gekommen ist, den müde und verspielt werdenden Komponisten der west lichen Welt neue Impulse und frisches Blut zuzuführen. Diese Aufgabe erfüllt das 1946 geschriebene Konzert für Cello und Orchester auf seine Weise eben so. Wenn sich auch das Violoncello an Kraftentwicklung mit dem Klavier nicht messen kann, wenn es sich auch seiner ganzen Art nach mehr dem elegisch-melodiösen Gesang zuwendet, so verführt das leidenschaftliche Temperament Chatschaturians ihn im ersten Satze dazu, mit dem Orchester wie bei einem wilden, ungezügelten Steppenritt davonzubrausen. Das Cello ordnet sich virtuos ein. Der sparsam instrumentierte zweite Satz (Andante sostenuto), der ebenso wie alle neue Musik, impressionistische Einflüsse nicht verleugnen kann, indem die Streicher das tragende Element sind, gibt dem Cello viel Gelegenheit, seine gesanglichen Eigentümlichkeiten zu be weisen. Der dritte Satz, für den eine strenge Gebundenheit an den Takt