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Dresdner Journal : 19.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188910191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18891019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18891019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-10
- Tag 1889-10-19
-
Monat
1889-10
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 19.10.1889
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245 Sonnabend, den 19. Oktober, abends. 1889. v«atz»prol>» rar vr»,ck«» rierte^jLkrliet» r »l KV ?k., d«i Ja«» ä«ut»o!»«> vi»rt«1- ANrlivd i H.; aa»««rU»Id äs, ävut»eUeo 8«iob« tritt ko«t- avä 8t«vp«I>a»c!U»A truun». rar a«» 8»uu»> «»»r »«p^t«»»«» 2«1» ^lot»« 8vilritt «o Hut«r „LlL^votQät" Ui» 2ei1» KO ri. L« l'UdaU«»- ^a 2iL«ii»»»1» «>t»xr. Dlt»UoU mit ^vm»»kms ä«r So«»- „ä kaiartaE» »d«aä». r»r»»pr«»t»-a^Uu«r Ur. 1LSL. DresdnerIoimml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat (vtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. L»kaoal»u»^vu »ui^Lrt» r L-lpitU: H. Lraneirtettr»-, Oowv»i»»io»»Lr 6«, Vrviäo« Jours»!»; R»»d«r»->«rU» -Mt«, - L»tM, - >»—I - Ir«I»»-rr»»»1«rt U. Mr L—,»»««- <0 ^«r, n«u».»!—.u«°d«ir. Vn»U-L»t»»tU-Ur»»mrl ». U.-IttL«v«»! L»«i. Ato« 0«t,-L-»e«»-»«rU»-rnu^«1».».-«t»tt^r«: I>—b« «tz 0o., N«U»r /mmttci«-:«»»/ SvrUti: S /fn-VoiF«',- »»»»-« v. Se»«U»t<r, «»U» ». »-> L«^d » 0o. Lora»»r»v»r» Nüsi^l. Lipoaitios ä« vr«äs«r Jours»!». Or«äeo, Lviszeritr«»« LV. r»r»»pr»e8-aL«!»Ia»», Ur. UNS. Nichtamtlicher Teil. Geographisch« WachrichLen. Berlin, IS. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Kaiserin Friedrich ist mit den Prinzessinnen- Töchtern, dem Erbprinzen und der Erbprinzesfin von Sachsen - Meiningen heute vormittag S Uhr nach Lluedig abgereist. Lor dem Palais, in den Straßen und am Bahnhofe hatte sich eine zahl reiche Menschenmenge ringefunden, welche der scheidenden Prinzessin stürmische Hoch- und HurraS zurief. Auf dem Bahnhofe waren Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, HauS- Minister v. Wedell, mehrere Generäle und der Polizeipräsident zur Verabschiedung anwesend. JnSbruck, 18. Oktober. (W. T. B.) Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm uud die Kaiserin Augusta Viktoria sind mit Gefolge heute abend hier avgekommen Die Majestäten blieben im Wagen, wos»'lbst die allerhöchsten Herrschaften soupierten. Nach eiufiüudigem Aufenthalte wurde die Reise fortgesetzt. Mailand, 19. Oktober. (Tel.d.DreSdn.Journ.) Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin tra fen heute vorm. 9 Uhr 18 Min. mittels Sonder- zugeS hirr ein und setzten nach kurzem Aufenthalt die Reise nach Monza fort. Monza, 19. Oktober (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der deutsche Kaiser und di« deutsche Kaiserin find heute vormittag k10 Uhr hier ringrtroffeu und von Ihren Majestäten dem Könige und der Königin, allen Angehörigen deS KönighauseS sowie den Mitgliedern deS Hofstaate» und deS GemeinderatS am Bahnbofe empfangen worden. Die gegenseitige Begrüßung der Allerhöchsten Herrschaften war eine äußerst herzliche. Minister- Präsident Crispi begrüßte aufS wärmste den Grafen Herbert BiSmark. Unter stürmischen Jubelrufen der Bevölkerung fuhren die Majestäten nach dem königlichen Schloß. Die Stadt ist beflaggt uud prachtvoll geschmückt. Nach der Ankunft im Schlosse hielten Ihre Majestäten Cercle ab, bei dem der brutsche Kaiser Hrn. CriSpi und König Humbert den Grafen BiSmarck durch längere Ansprachen auSzrichnetcv. Um 1 Uhr findet Jagd im Park statt. — Prinz AmadeuS bezieht sich nachmittags nach Lissabon an da» Krankenlager Sr. Majestät deS König» von Portugal. Brindisi, 19. Oktober. tTel. d. DreSdn. Journ.) Der Großfürst Thronfolger von Rußland ist heute nacht» hier eingetroffen und durch den Prinzen Waldemar von Dänemark und durch die Behörden der Stadt empfangen worden. Se. Kaiser!» Hoheit setzte al»bald die Reise nach Athen fort. Wien, 19. Oktober. (Tel. d DreSdn. Journ.) Der „Neuen Fr. Pr." zufolge bleibt eine genaue Formulierung der prinzipiell beschlossenen Änder ung der HeereSbezeichuung in „kaiserlich uud kö- uiglich" noch festzusetzrn, uud bedürfen die darauf bezüglichen Anträge der zuständigen Minister noch- mal» der kaiserlichen Genehmigung. Dre»dea, 19. Oktober. Amerikanische RechtSzustände. Die echten Vollblut-Amerikaner find bekanntlich nicht wenig stolz auf die vortrefflichen StaatSeinrich- tungen der großen nordamerikanischen Republik. Mit sn'verä",'- N-ra^t»"a o^er zum windelten doch mit einem gewissen ironischen Mitleid blicken sie auf alle dittenigen herab, denen nicht da» Glück geworden ist, Bürger der Vereinigten Staaten zu sein und damit des Bollgenuffe» aller mit dieser Würde verbundenen Rechte uud Freiheiten teilhaftig zu werden. In mancher Beziehung ist diesem so übermäßig stark entwickelten Nationalgesühle ja eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen. Die wirt schaftliche und industrielle Entwickelung, welche die nordamerikanische Union in unserem Jahrhundert ge nommen hat, muß al» eine geradezu großartige be zeichnet werden und stellt der Schaffenskraft und dem praktischen Sinne ter Amerikaner ein beredtes Zeugnis aus. Nach manchen anderen Richtungen hin aber weist das Bild der Kulturentwickelung der Vereinigten Staaten auch Stellen auf, welche auf die dortigen Zustände tiefe Schatten werfen und vielen den Auf enthalt in dem gelobten Lande oller Gleichheit»- und FrriheitSschwärmer weit weniger begehrenswert er scheinen lassen dürften, als es bisher der Fall war. ES gilt dies namentlich von den rechtlichen Zuständen, welche sich im Lause der Zeit in den Staaten der Union herausgebildet haben. Die Gerichtsverfassung dieser Staaten unterscheidet sich nämlich von der anderer Kulturländer dadurch, daß die Richter nicht auf Lebenszeit und pflichtmäßiges Verhalten bin angestellt, sondern von den vom Volke erwäblten Gouverneuren oder vom Volke direkt auf eine Reihe von Jahren, gtwöhnlich auf vier, gewählt werden. Dieses Verfahren Hot natürlich zur Folge, daß die Ernennung der Richter zu einer politischen Parteifrage wird. Die Fähigkeit des Bewerbers kommt bei seiner Wahl so gut wie gar nicht in Betracht, mau frägt vor allem nach den der Partei geleisteten Diensten und erwartet von dem Gewählten, daß er sich erkenntlich zeigt. Daß unter solchen Zuständen der Ruf der Ehrenhaftigkeit der Richter sowohl wie auch das Ansehen deS Staates selbst schwer leiden muß, liegt auf der Hand. Thatsüchlich werden denn auch Rechtsverhältnisse dadurch der beigeführt, welche e» dem einzelnen möglich machen, der Staatsgewalt direkt zu trotzen und die bestehenden Gesetze und Vor schriften in frivolster Weife zu verspotten. Ein recht auffälliges Beispiel hierfür bietet ein Mordprozeß, welcher in diesen Tagen in Ch'eago zur Verhandlung gelangte, ohne bis jetzt zum Abschluß gekommen zu sein. Der ganze Verlauf des in diesem Falle — e» handelt sich um die Ermordung eines Chicagoer Arzte», des vr. Cronin — eiugeleiteten gerichtlichen Ver fahrens wirft ein so bezeichnende» Streiflicht auf die nordamerikanischen Rechtszustände, daß die nachstehende, den „H. N." entnommene Darstellung desselben den meisten unserer Leser nicht unwillkommen sein wird. vr. Cronin, ein irisch-amerikanischer Arzt, welcher einem fenifchen Geheimbunde, dem Cian-na-Gael, an- gehörte, geriet mit den Führern desselben in Zwistig keiten, angeblich, weil er die Veruntreuung von Ver- einSgeldern entdeckt und gegen dieselbe protestiert hatte. Bald darauf war er eine» Tage- verschwunden, und nachdem man ihn längere Zeit vergeblich gesucht, auch wiederholt durch falsche Nachrichten über seinen Auf enthalt in anderen Orten getäuscht war, fand man schließlich seine Leiche in einem Abzugskanal Chicago-. Nun ward weiter nachgeforscht, und eS stellte sich bald heraus, daß der Verstorbene, unter dem Vorwande, daß ein Kranker seiner ärztlichen Hilse bedürfe, in ein zu diesem Zwecke gemietetes Hau» gelockt uud daselbst ermordet worden war. Alle Umstände, insbesondere auch die beträchtliche Entfernung zwischen der Mordftätte und dem Graben, in welchem man die Leiche versteckt fand, deuteten darauf hin, daß e» sich hier um ein Verbrechen handelte, bei dessen Ausführung eine größere Anzahl sich geschickt in die Hände arbeitender Personen milaewirkt hatte. Die öffentliche Meinung deutete so fort auf die Führer de» Clan-na-Gael hin, und bald fand«» sich denn auch so erhebliche Verdachts momente, daß mehrere jener Führer, darunter einer der berüchtigsten uamen» Sullivan, verhaftet und an geklagt wurden. Eigentümlich war zunächst, daß die'amerikanischen Behörden über die Thätigkeit und di« Mitglieder de» sog. Geheimbund«» recht genau unterrichtet schienen, obwohl dieser Bund, wie die meisten irisch-amerikani sche» Fenier vereine, direkt verbrecherische Ziele verfolgte. Ward doch von den Feniern Amerikas srmer Zeit eine Reihe der schändlichsten Tynauntatteutate in England geplant und in Scene gesetzt. Ein solcher Mord verein — so sollte man denken — müßt«, wenn nicht au» Rücksicht aus da» besreuudete England, so doch lm Hinblick auf die Sicherheit und Moral im eigenen Laude, an der Fortsetzung seiner schmachvollen Arbeit verhindert werden können. Die amerikanischen Behör den aber scheinen die Unschädlichmachung dieser Ver brecherdande nicht für möglich oder doch nicht für rat sam erachtet zu haben. Vielleicht meinen sie, eine derartige Einmischung de» Staates in die Entwicke lung de» Vereinslebens werde als ein Angriff auf die Freiheit der Staatsbürger angesehen werden. Viel leicht auch fürchteten sie den Haß der bekanntlich in Amerika fehr mächtigen Irländer. Nachdem indes der Clan-na-Gael, resp. einzelne seiner Führer, in Chicago selbst einen Mord vollbracht, hätte man wenigstens erwarten sollen, daß ihnen mit aller Energie der Prozeß gemacht würde. Juwieweit die Behörden eS versucht haben, sich zu solcher Ener gie aufzuraffen, läßt sich zur Zeit schwer jagen. Jeden falls ist man bisher roch nicht einmal zum Anfang des Hauptverfahren» gelangt. Die Anklage ist er hoben, die Verhandlung?» sollten beginnen; doch der Fortgang der Sache scheiterte bisher daran, daß eS nicht möglich war, die ersorderliche Zahl von Ge schworenen zusammenzubringen. Auch hier erwiesen sich wieder einmal die Zwangsmittel des Staates al» nicht ausreichend; unter den verschiedensten Vorwän den gelang eS den Angeklagten und ihren Verteidigern wie auch den die Rache des Clan-na-Gael fürchtenden Geschworenen die Bildung einer vollzähligen Jurybank bisher zu verhinderu. Acht Geschworene waren zu letzt gefunden, nur vier fehlten noch, da ward vor kurz m das weitere Verfahren durch eine eigentümliche Entdeckung auf- neue verzögert, eine Entdeckung so vugehcuerlich« Art, daß sie doch auch in dem an ein mangelhafte- Gerichtsverfahren gewöhnten Amerika Aufsehen hervorgerufen hat. Es stellte sich nämlich heraus, daß wichtige, die Angeklagten schwer belastende Aktenstücke aus dem Bureau de- Staat»auwalteS entwendet wareu, und daß in der Stadt eia weitverzweigtes Komplott bestand, dessen Bestreben dahin ging, die Geschworenen im Prozesse Cronin zu Gunsten der Angeklagten zu be einflussen. Erhebliche Summen waren veHchiedeuen Personen angeboren für den Fall, daß sie sich als Ge- schworen« melden und, sofern man sie annähme, für die Freisprechung der Angeklagten stimmen würden. Infolge dieser Entdeckungen sind dann verschiedene Verhaftungen, darunter die mehrerer GerichtSbeamten, vorgenom men worden. Hoffentlich werden die Betreffenden, welche in unerhörtester Weise der Justiz ein Schnipp chen zu schlagen versuchten, der verdienten Strafe nicht entgehen. Bor der Hand aber ist jedenfalls der Prozeß Cronin wieder ins Stocken geraten. Ja, man wird vermutlich mit der Bildung einer Geschwo enenbank für denselben von neuem beginnen müssen, denn wer weiß, ob sich nicht unter den acht gewählten Ge schworenen bereits mehrere bestochene Individuen be finden. Tie Verurteilung der Mörder Cronin- steht also, wenn mau bei der Ernennung der Geschworenen wie ¬ der in gleicher Weise verfährt, wie bisher, noch im weiten Felde, und doch wird dieselbe von der öffent lichen Meinung, von dem gekränkten Bewußtsein de» Volke» gefordert. Auch in Amerika will da- Volk nicht eine Freiheit des Thun und Lassen- auch für die Spitzbuben. Den politischen Drahtziehern, den unredlichen Beamten und allen anderen leider nur zu zahlreichen unlauteren Elementen jenseits de- Ozean» mag ein solcher Zustand thatsäcllicher Gesetzlosigkeit passen; dem gesunden Kerne de» Bürgertum- kann er nicht behagen. Möge denn der letztere sich endlich ermannen und vom Staate nachdrücklich eine unpar teiische, unerbittliche und schnelle Justiz verlangen. Entbehrt da- Land auf die Dauer eine solche, so können die wahren Patrioten in der Union der wei teren Entwckelung ihres Lande- nur mit Besorgnis entgegensetzen, dcna eine gute Justiz ist eine der Grund- bedrngungen sür die Gesundheit dr- öffentlichen wie des gesamten Volkslebens. Tagesgeschichte. * Berlin, 18. Oktober. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben gestern abend ihre Reise nach Monza angctreten, die über Magdeburg, Leipzig, Hof, München, Kufstein, Innsbruck, Ala und Brescia rc. führt. Die Ankunft der Kaiser!. Maje stäten in Monza wird voraussichtlich am Sonnabend vormittag ^10 Uhr erfolgen. Dort gedenken Aller- höchstdiesklben den Sonntag über zu verbleiben und am Montag den 21. d. M. von Monza vormittag» 9 Uhr über Mailand und Pavia nach Genua weiter- zureisen und dort am Mittag desselben Tages um 12 Uhr 35 Min. anzukommen. — Von Genua aus gehen Se. Majestät der Kaiser an Bord S. M. Schiff „Kaiser* und Ihre Majestät die Kaiserin nebst ihrem Gefolge an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern", um nach Athen in See zu gehen. Nachdem die Kaiser!. Majestäten alsdann vom 22. Oktober bis Sonnabend, den 26. Oktober auf der See gewesen, dürften Aller- höchstdieselben am 26. d. Mts. im Laufe de- Vor mittag» iu Athen mit ihrer Begleitung zu erwarten sein. — Während der nächsten Tage finden alsdann in Athen die VermäblungSfrierlichkeiten statt, zu deren Teilnahme der Kaiser und die Kaiserin bi» zum 31. d. MtS. daselbst verbleiben und darauf von Athen nach Konstantinopel Weiterreisen. — In der Begleitung der Kaisers. Majestäten auf dieser Reise befinden sich der Ober-Hof- und Hau»mar- schall v. Liebenau, der Generallieütenant General adjutant v. Wittich, der Hosmarschall Graf Pückler, die Chef» des Militär- und Zivilkabinett» Gene rallieutenant Generaladjutant v. Hahuke und der wirkt. Geh. Rat vr. v. LucanuS nebst Begleitung, der Ches d«» Mariuekabinetts Kapitän zur See und Flügeladjutaut Frhr. v. Senden-Bibran, die Flügel- adjutavtrn LberstUeutenant v. Lippe uud v. Kessel, sowie Majors v. Zitzewitz und v. Scholl uud der Leibarzt Generalarzt Prosessor vr. Leuthold rc., vom Auswärtigen Amte der StuatSminister Graf BiSmarck u. a.; ferner im Gefolge Ihrer Majestät der Kaiserin die Oberhofmeisterin Gräfin Brockoorff, die Hofdamen Gräfin v. Keller und Frl. v. Gersdorff, Oberhof meister Frhr. v. Mirbach und der Königl. Kammerherr Frhr. v. d. Reck rc. — Heute, am Geburtstage weiland Kaiser Fried rich», kamen Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich uud die Prinzessinueu-Töchter, morgen» 9 Uhr, nach Bornstedt, iu dessen Kirche der GedenkgotteS- dienst stattfavd. Bei demselben nahmen die hohen Herrschaften das Abendmahl. Es war der letzte Tag, an dem die hohe Braut iu der Heimat, der Stätte ihrer Jugend, verweilte. Sie »ahm Abschied vo« Amt-Hause, von dem Kinderheim uud dessen Pfleger- Feuilleton. Zwei Brüder. es Erzählung vo» Sophie JunghanS. (Fortsetzung.) 24. ES war ein sonderbarer Zustand, der der Fa milie Leupoldt an dem Abend nach jener denkwürdi gen Sitzung de» Schwurgericht» in Helbingen uud während einer ganzen Reihe der darauf folgenden Tage. Noch eigentümlicher wäre er gewesen, wenn Alexander, der in Helbingen geblieben war, auch zum Familienkreise gehört hätte. Wa» zunächst den Syndiku» betraf, so hatte er, seiner Gewohnheit entgegen, jenes völlig abschließende Urteil über die Angelegenheit noch nicht abgegeben, mit welchem er sonst die Ansichten seiner Familie — und eine» großen Teile» seiner Bekannten — über alle», wa» nur irgend vorkaw, zu regeln unternahm. Kaum, daß e» ihm gelang, in Ermangelung der Worte die tiefsinnige Kennermiene aufzusetzea, welche besagte: E» soll nur niemand glauben, daß die Sache mich überrascht hätte! Die Sache hatte ihn überrascht, ihn so sehr innerlich au» dem Konzept gebracht, wie nie zuvor etwa» in stimm Leben: seine Seibstgewißheit hatte einen Stoß erlitten, der ihr Tode»stoß hätte sein müssen, wenu fie überhaupt tot zu machen ge wesen wäre. Aber dank der ihr innewohnenden unverwüstlichen Lebenskraft fing diese seine Haupteigevschaft nach einiger Zeit an, sich wieder zu erholen. Und zwar nicht ohne eine gewiss« Berechtigung. Denn hatte Herr Leupoldt senior und mit ihm der Familienstolz eine empfindliche Niederlage erlitten in der Person der LirblingSsohne», nun, so war diese mehr als wett gemacht worden durch die ganz unvergleichliche Leist ung desjenigen, welcher ebensalls den Namen Leu- poldt trug, und auf welchen der vom Vater im Stellen erhobene Anspruch, daß die Leupoldt» nun einmal etwa» BesoudereS sein müßten, sich ja einst- weilen stützen konnte. Doch aber war der Syndikus schweigsamer und nachdenklicher, als sonst. Gar zu empfindlich war taS Bewußtsein, so cntjchieden unter diejenigen gehört zu haben, welche voo Frau Amanda überlistet worden waren. Es fiel ihm sogar ein, wie er seiner Frau vorgeschlagen hatte, noch der Verurteilung Hums«» die Witwe de- seligen Adalbert auf die Commende einzuladen, zu ihrer Erholung! Wenn sie uur — aber vein, vergessen hatte seine Frau das nicht, wohl aber würde st«, klug wie sie war, alle», wa» auf die irrtümliche Charakterausfassung der Löwenstern von seiteu ihre» Gcmahis nur irgend Bezug hatte, in eia ewige» Stillschweigen begraben und thuu, al» wäre dergleichen »ie gewesen. Felix hatte sein alte» Zimmer auf der Lammende wieder bezogen, war aber täglich in der Stadt; übri gen» stand seine Abreise nach Berlin nun für die nächste Zeit bevor. Alexander seinersrit» kam nicht wie sonst heran»; di« Brüder hättrn sich in Helbingen sehen können, aber man erfuhr, daß fie seit ver Sitz ung nur einmal zusammeugetrvffru waren. Am Tage nach derselben, nach jenem denkwürdigen Dienstag, war die Frau Syndikus, zeitig auf als eine rührige Hausfrau, in früher Morgenstunde schon im Gemüsegarten und hielt Umschau zwischen den noch sprossenden Stauden de- WinterkohlS. Da fiel ihr Auge, al» sie einmal wieder in den Hauptpfad ein bog, hier auf ganz frische Fußspuren in dem lockeren feuchten Grunde. Einer ihrer Herren, wie sie Mann und ältere Söhne zusammen nannte, war demnach auch schon draußen, und da» konnte natürlich nur Felix sein. Richtig, dort drüben gewahrte sie ihn, zwischen dem schon ziemlich kahlen Gesträuch hindurch, uud so lenkte sie denn den gemächlichen Schritt dem novemberlich lichten Laubgang zv, in welchem er zu promenieren schien. Frau Leupoldt hatte, so gut wie andere Leute, jetzt einen großen Respekt vor diesem ihrem Sohue bekommen, uud sie wußte sehr wohl zu deuten da» Verhalten ihre» Manne», der eine gewisse Betreten heit vor ihr vuu einmal nicht verbergen konnte. Die sehr wenigen v«rttaulich«u Äußerungen, durch welche er seit gestern seiue ganz ungewohnte Schweig samkeit ihr gegenüber unterbrochen hatte, waren aber fast alle vov etwa» wie verwuuderter Billigung dr» jüngeren Sohne» eivgegebeu gewesen. Felix, die Hände iu den Taschen seine» kurzen Hau»rock», kam entlang, indem er nach seiuer Gewohn heit auf olle Laut« der Natur horchte und zugleich die Augru iu ruhiger Beobachtuug umherschickte. Al» er seiner Mutter ansichtig wurde, nickte er ihr heiter zu. »Ich störe Dich doch nicht, Felix? Guten Mor- geu auch", sagte fie, wähnnd er, die ein« Haud auf chrer Schuller — den» er war doch etwa» größer, als die rundliche Frau — sich ein wenig neigte uud ihr -um „Guten Morgen* kiuen Kuß gab. „Stören? wie kommst Du darauf, Mutter?" „Nun, ich meine nur — Du überlegtest Dir viel leicht gerade etwa»* — und ihre Miene drückte eine solche Rücksicht sür die meditierend« Muße ihre» Sohne» au», daß Felix darüber in laute» Lachen au»- brach. „Ja, ich überlegte eben, ob ich besser heute vor mittag oder gegen abend nach Helbingen gehe, um den alten Tile auch sicher anzutreffen, der mir ein Paar Stiefel anmessen soll.* „Du bleibst ihm also treu, trotz aller Berliner Schuhwar,nlager, da wird er sich freuen*, sagte die Frau Syndikus. „Da wirst Du wohl Alexander treffen, vielleicht mit ihm hier heraus kommen.* „DaS glaube ich nicht.* Frau Leupoldt blickte rasch auf bei dem Tone, iu dem die Worte gesprochen wurden. Uud uuu sagte fie klagend: „Felix! Ich werde r» doch nicht erleben sollen, daß zwei Söhne von mir sich ernstlich veruneinige» — wildfremder Menschen wegeu —* Sie war stehen ge blieben uud hatte die Hand auf seinen Arm gelegt. — »Felix — um GotteSwilleu — die» wird doch keinen förmlichen Bruch zwischen Such geben sollen. Der arm« Alexander! S» ist doch «tue ärgerliche Ge schichte für ihn, gerade weil er, al» junger Staat»«»- walt, so iu» Zeug gegaugea »ar. Und Dein Baler »einte noch selb«, rn seine» HL»dra kön»e du» eine Sache werden, die ihm mit ei»e« Male «i»e» Name» mache. R»n, da» ta»» bet ei»er and««» Gelegenheit geschehe», mei»p Da »icht «ch? Li»st»eile» ist «»
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