C. A4. V. WEBER : Ouvertüre zur Oper „Euryanthe '. 1823 wurde die große heroisch-romantische Oper „Euryanthe", op. 81 , in Wien uraufgeführt. Von diesem Werk, das Weber schon begründeten Ruf vertiefen half, hört man im Konzertsaal die Ouvertüre ziemlich häufig. Mit Recht! Weber hat sich in diesem Werke um eine Tonsprache und um eine Aussage bemüht, die an der Sprache seines großen Zeitgenossen Beethoven geschult ist. Die Ouvertüre ist klar und übersichtlich in der Sonatenform aufgebaut. Nach einleitenden, markanten Takten mit sehr lebendigen Triolen in den Streichern wird von dem gesamten Bläserchor das erste Thema hingestellt, dem als Gegensatz nur das von den Streichern getragene zweite Thema in seiner lyrischen Haltung gegenübersteht. Aus diesem Kontrast entwickelt Weber mit großer handwerklicher Kunst einen immer spannenden Durchführungsteil, in dem die Triolen des Anfangs und ein aus dem ersten Thema entwickelter punktierter Rhythmus eine wichtige Rolle für den Aufbau des Werkes spielen. Eine sehr zarte Episode von gedämpften Streichern schiebt sich ein. um darauf einer stürmischen Entwicklung und einem feurigen Ablauf zu einem glanzvollen Schluß hin freie Bahn zu lassen. Stravinsky nannte Weber einen großen Fürsten im Reiche der Musik. Wahrscheinlich geht sein tref fendes Urteil auf das Erlebnis zurück, das er beim Hören der Euryanthe-Ouvertüre hatte. F. SCHUBERT: 8. Sinfonie. Der große unerreichte Meister des Liedes ist auch in seinen instrumentalwerken vor allem Lyriker. Seine 8. Sinfonie, die „Unvollendete'' genannt, weil sie nur aus 2 Sätzen besteht, ist ein Lied in zwei Strophen, ein „Abgrund von Schwermut in zwei Sätzen". Warum Schubert das Werk nicht vollendete, wissen wir nicht. Es sind Skizzen für ein Scherzo gefunden worden, die Schubert aber nicht ausgeführt hat. Vielleicht sah er sein Werk als „vollendet" an. Vielleicht fürchtete er sich davor, nach dem himmlischen Gesang des langsamen Satzes noch eine Note zu schreiben. Er hate mit ihm eine Treppe hinein in die überirdische Sphäre der reinen Schönheit gebaut. .. . Man scheut sich, angesichts eines so seelenvollen Kunstwerkes von formalen Dingen wie Thema und Durchführung zu sprechen. Aber auch einer so nüchternen Betrachtung hält das Werk stand, das im ersten Satz die Sonatenform in klassischer Weise erfüllt: dem schwermütigen ersten Thema, dem sehnsuchts vollen Gesang von Klarinette und Oboe über den Sechzehnteln der Geigen steht das volksliedhafte, ländlerartige zweite Thema Ln den Celli entgegen, jene be rühmte Melodie, die man einmal die „berühmteste der Welt" genannt hat. F. S A4 E T A N A : „Die Moldau". Sinfonische Dichtung für großes Orchester aus „Mein Vaterland". — Zwei Quellen entspringen im Schatten des Böhmerwaldes: die eine warm sprudelnd, die andere kühl und ruhig. Die lustig in dem Gestein dahinrauschenden Wellen derselben vereinigen sich und erglänzen in den Strahlen der Morgensonne. Der schnell dahineilende Waldbach wird zum Flusse Vlata, der, immer weiter durch Böhmens Gaue dahinfließend, zu einem gewaltigen Strome anwächst. Er fließt durch dichte Waldungen, in denen