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WERKBESPRECHUNC Werner Egk: Französische Suile nach liameau für großes Orchester Werner Egk schrieb die „Französische Suite nach Rameau“ im Jahre 1.949. Das Werk, rein konzertant im Gegensatz zu seinen anderen meist für die Bühne und das Ballett geschriebenen Werken, ist seitdem von fast allen großen Orchestern aufgeführt worden. Egk tritt mit ihm in die Fußtapfen Strawinskys, der als erster Klavierstücke von Pergolesi in seiner „Pulcinella- Suite“ bearbeitete, er ahmt Richard Strauß nach, der Couperin in ein moder nes Orchestergewand kleidete, er folgt darin Casella, der eine „Scarlattiana“ verfaßte und anderen zeitgenössischen Komponisten. Werner Egk folgt Strawinsky auch insofern, als er den Rokokovorbildern gewisse moderne klangliche Reibungen beimischt, die das Werk aus der spielerischen Sphäre der Rokokowelt in die heutige Problematik hinüberreißen. In fünf Sätzen gibt er unterschiedliche Stimmungen, die gewissen Sätzen der Suite ent sprechen. Das große Orchester, das Egk vorschreibt, nutzt er zu allerlei Klangzaubereien aus, auf die er sich als alter Bühnenpraktiker vortrefflich versteht. So gibt schon das außerordentlich stark besetzte Schlagzeug eine gehörige Dosis Pfeffer bei, so glitzert die Harfe zwischen die ursprünglich klare Struktur der Rameauschen Musik, so geben Pizzikati, Triller, Flageolets und Glissandi der Streicher dem Werk eine klanglich immer moderne Note, so daß — auch auf Grund des gewaltigen Blecheinsatzes — ein durchaus heu tiges Stück vor dem Hörer steht. Ob dieses Verfahren stilistisch und ästhe tisch richtig ist, ist eine andere Frage. Jedenfalls aber ist es interessant und weiß deshalb den Hörer aufs stärkste zu fesseln. Alexander Glasunoff: Konzert für Violine und Orchester Alexander Glasunoff lernte zwar bei Rimskiy-Korssakow, löste sich aber bald von den Idealen los, die sein Lehrer vertrat und die er in der Kunst der russischen Novatoren (Balakirew, Cui, Borodin, Mussorgski, Rimskiy- Korssakow) verwirklicht fand. Er strebt einer formfesten und „absoluten“ Musik zu, er greift klassische Formprinzipien auf und gießt in sie einen Inhalt hinein, der trotz allem nicht dem Streben und der Richtung seiner Zeit fern steht. Spätromantische Klänge, verbunden mit klassischen Formtypen, stempeln Glasunoff zu einem liebenswerten Eklektiker, dessen Können über allen Zweifel erhaben ist.