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— s — Der von unserem verstorbenen vr. M Rei- mann in's Leben gerufene „Allgemeine Färber Verein" besteht fort; hoffen wir, daß er für unser Gewerbe so einflußreich bleibe, wie er bis her war. Die Färber-Akademie, das zweite gemein nützige Werk unseres vr. M. Reimann, hat leider in diesem Winter die Vorlesungen einstellen müssen. Wie nothwendig aber ein solches In stitut ist, da die wissenschaftliche Ausbildung des praktischen Färbers jetzt ein Hauptersordsrniß und von jedem bedeutenderen Etablissement ver langt wird, wissen alle unsere Fachgenossen. Wir glauben also, es wird nicht vergeblich sein, wenn wir den Vorschlag machen, durch freiwil lige Gaben dazu beizutragen, daß die von dem Verstorbenen mit so großer Liebe gepflegte Fär ber-Akademie in seinem Geiste und Sinne fort geführt werde: zum Nutzen und Gedeihen un serer Industrie. Wir sind gern bereit, Gelder dazu in Empfang zu nehmen und die Leitung des Instituts, wenn es verlangt wird, zu über nehmen. Wir hoffen, daß unsere Fachgenossen für die Färber.Akademie das regste Interesse auch fernerhin bethätigen werden, damit unser Ge werbe in Deutschland die Leistungen des Aus landes noch mehr überflügele, als es Dank der Intelligenz unserer heimischen Industriellen schon jetzt der Fall ist. Durch unsere Vacanzen-Liste sind wieder viele gute Stellen durch tüchtige, rationelle Kräfte besetzt worden, sodaß Jeder, ohne daß wir es erst sagen müssen, vorkommenden Falles sich an unsere Zeitung wenden wird. Hat das vergangene Jahr die geschäftlichen Verhältnisse in unserem Fache bereits ein we nig gebessert, so hoffen wir, daß auch im neuen sich alle Erwartungen unserer Fachgenossen auf weitere kräftige Entwickelung unseres Ge werbes voll erfüllen werden. Der rüstigen Arbeitun- serer Fachgenossen werde wieder der verdiente Lohn. In diesem Sinne rufen wir allen Angehörigen unserer Jndustriebranche zu: Glück undGruß zum neuen Jahr! Eine neue Farbstoffklaffe. (Ueber Catechu und den Ersatz desselben.) Fortsetzung. Als dritte Körper, welcher aus der Reihe der aromatischen Verbindungen d. h. der Benzol derivate für uns in Betracht käme, ist das Guajacol zu erwähnen, welches sich in Buchen holztheerkreosot findet. Wir haben von dieser Verbindung bereits an früherer Stelle gesprochen. Sie entsteht aus dem Brenzcatechin, wenn man ein Wasserstoffatom (8) einer Hydroxylgruppe (08) durch die Methytgruppe (08z) ersetzt. Um von dem Guajacol zu seiner Muttersub stanz, dem Brenzcatechin, zu kommen, muß man jenen Proceß rückgängig machen. Es läßt sich dies dadurch erreichen, daß man Guajacol mit Jodwasserstoffsäure .18 behandelt. Es bildet sich dann aus dem Guajacol Brenzcatechin und außerdem tritt das Jodmethyk aus. Das selbe ist als werthvolles Nebenproduct zu be zeichnen, da es in der Fabrikation der Anilin farbstoffe vielfach Verwendung findet. Sollten jedoch sämmtliche der angegebenen Methoden für die Massendarstellung des Brenzcatechins nicht den gehofften Erfolg haben, so bleibt noch die Mög lichkeit von den äußerst billigen Kohlehydraten auszugehen. Behandelt man Kohlehydrate (Stärke, Rohrzucker, Filtrirpapier) unter starkem Druck — einer Temperatur von 200—300 entsprechend — mit Wasser oder mit kaustischen Alkalien, so bildet sich Brenzcatechin. Es ist übrigens nicht unmöglich, daß die Patentfarben (Cachou de Laval), deren Fabrikation auf Schwierigkeiten gestoßen ist, und die durch Brenz catechin u. s. w. erzeugten Farben nahe Ver wandtschaft zu einander haben. Die Patent farben entstehen, wenn man Sägespäne u. s. w. mit Schwefelalkalien behandelt. Jene Farbstoffe färben, in Wasser gelöst, Wolle, Baumwolle und Seide ohne Beizung hellgrau. Durch oxydirende Mittel z. B. chromsaures Kali können diese Farben weiter verändert werden. Beim Schmelzen des Holzes (Sägespäne) mit Kali oder Natron entsteht, wie von zwei Forschern unabhängig von einander festgestellt worden ist, ebenfalls Brenzcatechin, beziehungsweise Derivate desselben, während reine Cellulose bei einer