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Erzgebirgischer Vollssreund. Tage und Äml8bM für die Gerichtsämter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Kirchberg, Schwarzenberg uyd Wildenfels; so wie für die Stadträthe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt,Kirchberg, Lößnitz, Neustädtel, Schwarzenberg, Wildenfels und Zwönitz. 45. > Mittwoch, den 24. Februar. ! 1864^ drei« vierteljährlich IS Ngr. — Juseraten-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bi« Bormittag- 11 Uhr. Tagesgeschichte. Was wird Frankreich noch thun in dem deutsch-dänischdn Zwist? Auf welche Seite wird sich Frankreich noch wenden? Diese Fragen hört man jetzt s» ost aufwerfen; allein bis diesen Augenblick hat Napoleon HI. durchaus noch durch gar nichts verrathen, woraus irgendwie zu folgern wäre, was er in dem deutsch-dänischen Streit noch für eine Stellung ein- nehmen werde. So wie eS jetzt den Anschein hat, so wird Frankreich, ohne auch nur eine Einsprache zu erheben, die bei den deutschen Großmächte bis zur Einnahme des ganzen Her- zogthums Schleswig ruhig gewähren lassen. Wie eS sich aber dann verhalten wird, wenn ganz Schleswig in den Hän den der beiden deutschen Großmächte ist, wie es sich dann verhalten wird, wenn die endgültige Entscheidung über das fernere Geschick der beiden Herzogthümer gefällt, werden soll: darüber läßt sich freilich zur Stunde gar nichts sagen, denn es fehlt aller Anhalt dazu. Wäre in Napoleons Politik strenge Consequenz, so mußte er, wenn Schleswig vollständig in den Händen der deutschen Großstaaten ist und wenn, wie eS allen Anschein bis jetzt hat (denn in diesem deutsch-dänischen Streit sind fast alle Wochen andere Möglichkeiten denkbar), endlich eine Conferenz der europäischen Großmächte über Schleswig entscheiden soll; wir sagen , wäre in Napoleons Politik strenge Consequenz: so mußte er dann unbedingt sich dahin aussprechen, daß eine Abstimmung der Herzogthümer allem Streit ein Ende zu machen hat. Allein eS ist kaum anzunehmen, daß Napoleon in diesem Fall diesen Ausweg Vorschlägen, für diesen Ausweg cintreten werde. Ueberhaupt ist eS in diesem deutsch-dänischen Streit dem Stadium, in das er seit dem kriegerischen Vor gehen der beiden deutschen Großstaaten getreten ist, ganz vor zugsweise eigen, daß keines der größeren europäischen Kabi nett heute weiß, welche Haltung es morgen annehmen werde, ja man behauptet nicht zu viel, wenn matt sagt, daß sich die Politik der europäischen Großmächte augenblicklich dem Stru del der Ereignisse überläßt, ohne irgend ein bestimmtes, fe stes Ziel. . So viel nur dürste mit einiger Zuverlässigkeit anzuneh men sein, daß ein Napoleon III. nach einer günstigen Gele genheit sucht, wo er sich thätlich in den deutsch-dänischen Streit mischen kann; allein eben so unzweifelhaft ist es, daß er zur Erfassung der rechten Gelegenheit und des rechten Au genblicks erst abwartcn will, bis England entschieden vorwärts in der Sache gegangen ist. Es könnte daher wohl kommen, wie sehr auch der ^Anschein dagegen ist, daß der Beherrscher Frankreichs die deutschen Großmächte so weit gehen ließe, als nöthig wäre, um England nach seiner Großsprecherei entwe der ganz zu erniedrigen oder in den Kampf hincinzureißen und von Deutschland zu trennen. Kurz, die Zurückhaltung, die scheinbare Regungslosigkeit Frankreichs könnte möglicherweise länger dauern, als man glaubt; allein kommen wird Frankreich, wenn der für Frankreich günstige Au genblick erschienen ist. Auf welcher Seite eS aber dann stehen wird? — Wer möchte jetzt diese Frage beantworten. Deutschland. Preußen. Berlin, 21. Februar. Man spricht hier viel und mit Nachdruck selbst in Kreisen, welche der Regierung nahe stehe«, daß die letztere erneute Anstrengungen mache, um zu ei nem vollen Einverständniß aller Staaten Deutschland« in der schle-wig - holsteinschen Frage zu gelangen. E« find dazu Verhandlungen theils eingeleitet, theil« vorbereitet worden und man fleht einem günstigen Erfolge entgegen. Die so »erbrütet«! Nachricht hat hier allgemein ein« ftmzdtge Erregung hervorLjernftn. Der »Botschafter" schreibt: „Wenn die „Kreuzzeitung" meldet, daß die Regierungen von Oesterreich und Preußen ge- nöthigi werden, zu weiteren militärische« Aufstellungen zu schrei ten, so hat sie wohl mehr gesagt al« sie vrrtreten kann, denn in Wien ist von österreichischen Ausstellungen nicht« bekannt." — „Wir freuen un« — sagt dasselbe Blatt an einer anderif Stelle seine« Situationsartikels —, daß da- Auftreten de« öster« retchischen Ctvilkommissar« in Schle-wig die österreichische Poli tik im Gegensätze zur preußischen in einer allseitig «enigsten- relativ erfreulichen Weise illustrirt. Graf Revertera gab dein jetzigen Grundgedanken der österreichischen Politik Ausdruck: Per sonalunion, vollste staatsrechtliche, militärische und administrative Selbständigkeit der Herzogthümer unter dem Könige von Däne mark al« Herzog von Schleswig-Holstein. Da- ist klar, wenn auch Vielen nicht genügend; aber es verspricht wenigsten- unbe dingte Befreiung von der dänischen Bedrückung." Hannover. 18. Febr. Unsere Regierung hat in Kopen hagen gegen die Beschlagnahme hannoverscher Schiffe Protest .er hoben, sofort Auskunft über die Beweggründe, Zurücknahme der Maßregel und Schadenersatz verlangt. Antwort ist noch nicht eingetroffen. Bayern. Die osficielle „Bayersche Zeitung" enthält einen scharfen Artikel gegen Diejenigen, welche den Mittelstaaten Vorwürfe wegen Thatlofigkeit machen; er schließt: »Die bayer sche Regierung wird unbeirrt in der ihr heiligen schle-wig-hol steinschen Angelegenheit ihren Weg verfolgen, den Weg de» Rechts und der Ehre. Die ihr gemachten Vorwürfe von Me- diatifirtsetn und fich Sichselbstaufgehen find nichts al- hohle falsche Schlagwörter, die wir namentlich Denjenigen zurückgeben,', welchen zu andern Zeiten die Selbstständigkeit Bayern- ei« nicht genug zu perhorrescirender Gräuel ist." Frankfurt a. M- Nach einer Frankfurter Corresp.on- denz Im „Nürnberger Correspondenten' find daselbst von Sette Preußen- und Oesterreichs neuerlich Erklärungen abgegeben wor den, welche eS außer Zweifel stellen, daß diefelben bei der Ord- nung de« Verhältnisse« Schleswig-Holstein « zu Dänemark übsr die Personalunion nicht hinauszugehen gedenken. Ihr Plan ist, heißt es, für Schle-wtg-Holstein eine ganz abgesonderte Ver waltung, eigenes Heer und eigene Flotte auszubedingen mit einem Schleswig-Holsteiner als Statthalter de« König« von Dä nemark. Alle Beamten und Angestellten jeglicher Kategorie im Civjl- wie im Militärdienst sollen Schleswig-Holsteiner sein, kein Däne zu irgend einem Amt in den Herzpgthümern Zutritt haben. Beiträge nach Kopenhagen sollen aus den Finanzen der Herzogthümer nur für die Civtlliste des König« und den Etat des Ministeriums de« Auswärtigen geleistet werden, Rendsburg soll als BundeSsestung, Kiel als BundeShafen erklärt werden. Die Augustenburger gedenkt man in der Art abzufinden, daß ihnen nach dem Ausstrebe« der Glücksburger Linie die Thron folge in Dänemark und ben Herzogthümer» zugefichert würde. Schleswig-Holstein. lieber da- gemeldete Einrücken der allttrten Ar- ' mee in Jütland bleibt noch Aufklärung zu erwarten; we nigstens fehlt bi- jetzt noch jede osficielle Bestätigung. Der »Pr. Staatsanzeiger" sägt nicht- über den Einmarsch in Jüt land, druckt aber die betreffende Depesche ab. Die »Kreuzzti- tung" glaubt, die Truppen seien nur in streitige- Grenzgebiet etngerückt. Die »geidler'sche korresondenz" glaubt, die Trup pen hätten die.Grenze nur in der Hitze eine« Gefecht« üher- fchritten. Die „N. Ä. Z." meint, da die Allttrte« in Krieg mit Dänemark seien, könnte« fie auch die Grenze überschreiten.