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117 -lebt e« nicht. Feldmarschallleutnant v. Gablenz leitete den Uebergang. Die beiden Regiment«! rücken durch da« geräumt« Kronwerk vor. Wran-el und die Prinze» pasfirtrn die Brücke. Noch heute wird et» wirkliche« Gefecht erwartet. Da« Wetter ist schön. Hamburg, Montag, 1. Februar. Laut eine« heute er. schienen«» Armeebefehl« führen die vereinigten österreichische» und vreufischen Truppen den Namen „Armee für Schlr«wig-Hol stein." — Die in Dänischwohld requirtrten Wagen find mili tärisch eingetrieben; viele Gut-befitzer flüchten von dort über die Grenze nach Holstein. Hamburg, Montag, 1. Februar, Vormittags. Wir habe« 5 Grad Kälte. Die Telegraphendräthe find, wahrscheinlich in Rendsburg, abgeschnitten worden. Dänemark. Kopenhagen, 31. Jan. Am Bolk-thtng ist gestern die Adresse angenommen worden. Der Könt-g wird' wahrscheinlich bald zur Armee abreisen. Frankreich. Die große Verschwörung«- und Komplotgeschichte, von der vor drei Wochen die sranzösstschen Zeitungen so ungeheuer-viel Lärm und Geschrei gemacht haben, droht vollständig — zu Was- ser zu werden. Bereits hat man darauf verzichtet, die Angele- genheit vor die Asfisen. zu bringen, wo die Geschwornen die Angeklagten sreisprechen müßten. Ma» wird die vier Italiener vor da« Zuchtpolizeigericht verweisen. Feuilleton. Agnes. (Fortsetzung.) Zu ebener Erde besaß MrS. St. Aubin zu ihrem Privat- gebrauch ein kleines, geschmackvoll eingerichtetes Zimmer, durch welches man in das Gewächshaus gelangt». Hier hielt fie sich gewöhnlich auf, um sich ihrem schwermüthigeu Sinnen zu über lassen, da« auf ihre Ruhe viel nachtheiliger wirkte, al- Charles Gegenwart. In dies»« Gemach war Charte« noch wenig gekom men ; «S schien ihm ein Zauberkreis, t» dem seine Standhaftig keit der Macht der Fee, die hier herrschte, unterliegen müsse. Nirgends als hier wurde sein Herz so empfindsam, seine Festig keit so unsicher; daher war er diesem Zauberkreise stets, beson ders in der letzten Zeit, sorgfältig ansgewtchen. Müde des Alleinseins, mißvergnügt und ruhelos trat er aus dem Hause, um, wie er sich vorredete, im Garten Zer streuung zu finden. Der Weg dahin führte amTreibhause vor über. Die Thür war halb geöffnet, und Charles blieb stehen. Durch die Orangerie und tropischen Gewächse hindurch gewahrte er in ihrem Boudoir Agne«, die, der Thür den Rücken keh- 'rend, am Tisch saß und träumend das Haupt auf den Arm stützte. Einen Augenblick lang schwankte Charles, dann betrat er da« Gewächshaus, schritt geräuschlos vor, und flüsterte: »Mrs. St. Aubin!* Erschreckt hob sie den Kops, und wandte sich nach der Thür; Charle- erfaßte ihre Hand, drückte fie ungestüm und seufzte: „Agnes!» - Eben wollte er sich ihr zu Füßen werfen, und seine ver zehrende Leidenschaft bekennen, als sich das rasche aber leichte Geräusch eines Nahenden vernehmen ließ, und der Knabe, an dem fie Mutterstelle vertrat, in s Gewächshaus sprang. „Mütterchen, lieb' Mütterchen!» rief das Kind, '.Bonne . sagt, du seist krank; die warme Sonne wird dich gesund ma chen. Mütterchen, fieh, hier ist bei» Hut; komm, wir wollen spazieren gehen.» Die sanftklingende Stimme des Kleinen und sein einneh- mendeS Lächeln hatten unwiderstehlichen Retz. Beide nahmen da« Kind in ihre Mitte, und schritten in'« Freie; fie sprachen mit ihm, wechselten aber selbst kein Wort. Da Agnes di« Stirn ihre« Pflegesohns küßte, beugte sich auch Charle«, und drückte seine Lippen auf die nämliche Stelle, die sie so eben berührt. Agnesen- Busen wallte bet dieser Gelegenheit höher aus. Noch immer schwiegen sie, und richteten nur ihre Blicke -auf das scheidende Tagesgestirn; da sprengte hastig ein Reiter den Weg daher, stieg qm Hause ab und nahte sich ihn«, nach kleiner Weile; er überreichte ein Schreiben, welches Mr«. St. Aubin ausforderte, alsbald nach D .... zu eilen, da ihr Gatte plötzlich krank geworden sei. Schon am Tage, da der Oberst sich nach D ... . be gab, hatte er Mattigkeit und Kopfschmerz empfunden, jedoch ge glaubt, daß sich die- btt dem Äitt durch die freie Gegend wie der verlieren würde; indeß verschlimmert« sich sein Unwohlsein gegen Abend, und der am nächsten Tage herbeigerufene Arzt hielt die Symptome für so drohend, daß, weil sein Transport nach Woodfield-Park gefahrbringend sein werde, man sein« Fa milie dorthin bescheiden solle. Eine halbe Stunde später führten vi«r rasche Rosse Beide auf der staubigen Straße nach D . . . . Diese Botschaft hatte in den Gefühlen der MrS. St. Aubin eine wunderbare Veränderung bewirkt. Sie glich einer au« tie fem Traum Erwachenden. Die Gefühle der Achtung und Dank barkeit gegen den Obersten, welche die zärtlichere Neigung für ihn ersetzten, erfüllten alsbald ganz ihr Herz. Sie seufzte, weinte und drückte sich in eine Ecke des Wagens, ohne WillerS- ley's Gegenwart zu beachten. Lange sprach er, ehe seine Trostworte ein willige« Ohr tra fen ; er vermochte nicht mehr, als fie in etwa« "zu beruhigen. Welche widerstreitenden Gefühle bedrängten fie, al« fi« da« Zimmer de« kranken Gemahl- betrat. Voll reuiger Schaan» er innerte sie sich der Aufregung, die fie vor wenigen Stunden überrascht hatte. Nie schien es so klar vor ihrer Seele gestan den zu haben, wie strafwürdig die Liebe sei, der fie sich über lassen, als in diesem Augenblick. : ' Des Generals Auskommen schien eine Woche lang zweifel haft; seine Gattin und der Major widmeten seiner Pflege all' ihre Gorgsalt; ihre gegenseitigen Gefühle waren erstickt. Nur selten sprachen sie mit einander, und nur über die Erleichterung der Lage des Kranken; keines wagte da» Ereigntß zu berühre», da« raschen Schritte- zu nahen drohte, Jedes vermied es, die Möglichkeit desselben zu äußern; denn ihr Gefühl saht« ihnen', daß diese- Ende seiner Krankheit ihrer Trauer einen Trost ge währe, der sündhaft sei. (Forts, folgt.) Familiennachrichten. Geboren: Hrn. F. Mosenthin in Leipzig ein S. — Hrn. A. Du be in Leipzig ein S. — Hrn. G- Friedrich in Ruppert-grün ein S. — Verlobt: Hr. Gerichtsamtsakt H. Wetzlich mit Frl. Marie Poltrack in Bernstadt und Rittergut Wendisch-CunnerSdorf. — Hr. Wilh. Erling mit Frl- Rosalie Blankenfeld in Kriebstein bei Waldheim und Glauchau. — Hr. F Thilo mit Frl. Anna Schade auf Thierbach und Rittergut Geste- Witz. — Getraut: Hr. Edm. Seeger mit Frl. Marie Schäfer in Chem nitz. — Hr. G. Donner mit Frl. Selma Müller in Klein - Wölkäu -ei Delitzsch und Treutzschen. — Hr. Generalmajor v. Stieglitz mit Frl. E. aus dem Winckell in Dresden. — Gestorben: Hr. Hutmacherobermstr. C. F. Dreßler in Leipzig. — Hr. Joh. Gust Förster in Halle. — Hr. vorm. Rittergutspachter I. H. Hucho in Großstädte!». — Hr. FreiautS- besitzer F. W. Köhler auf Freigut Neu - Cunnewitz. — . Hr. Lohnfuhr- wcrksbesitzer F. Kamprath in Borna. ^> , Cours« ver Leipziger Büri« am 1. Februar 18S1. Kronen BereinS-Handels - Goldmünzen 9 Thlr. 7 Rgr. — Pf. l LouiSd'or 5 Thlr. 15 Rgr. — Pf. 1 holl. Ducaten 3 Thlr. 4 Rgr. 5 Pf. Oestreicher Banknoten, neue Währung, pr. lSV st. 8»r Thlr. — 1K Rqr. »4 Pf. —— Die Sparcasse zu Schneeberg ist täglichBorm. 9—12 und Nachm. 2—6 Uhr geöffnet. - W - Der berühmte Liqueur unter dem Namen , Anditropfen erfunden und nur allein bereitet von Kirchner u. Menge in Arolsen ist in Flaschen a 11 Sgr. in der autorisirten Niederlage in Schneeberg bei Ed. Wilisch zu haben. (169—80) iXV Au« Orten, wo fich noch keine Niederlage befindet, wollen sich solide Kaufleute behufs Uebernahme des Alleinverkaufs an Kirchner K Menge in Arol sen wenden. Nach dem Gebrauch von bin ich von nur zwei Flaschen Ihrer einer hart ¬ näckigen Verschleimung und Verstopfung vollständig be? freit. Ich kann deshalb Jedem, bei ähnlichen Leiden, Ihre Tropfen gewissenhaft.empfehlen., Arolsen, 6. Oktober 1863. » 4 Schmid, Steuer-Kontroleur..