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86 mißt- zu »erlangen. Die RegitruNg befindet sich sonach nicht in UtHtrttnN«ckuüg Kit den Befflmnlüngdn der Verfassung. Der Ausschuß erkennt aber auch in der Operation gegen Schles wig keine glücklich gewählte Maßregel, denn eS btsteht keilt Ein klang mit der Bundesversammlung, die Oecupation Schleswig» ist gleich eine« Kriegt gegen Dänemark und muß dem Reiche schwere Opfer auferlegen, für die weder ein materieller Ersatz, noch in den moralischen und politischen Wirkungen «1» über wiegendes Entgelt in Aussicht steht, die finanziellen Calamttä- ten aber unabsehbar vermehrt werden. Oesterreich bedarf de» Frieden« zur Ausbildung und Befestigung der Verfassung. Die Mitwirkung zu dieser Politik der Regierung kann nicht erklärt werden, der Regierung bleibt die VetäNtwortung hierfür über- läfftn. Die SchlußanttSge lalltt«: I) Credit von 10 Millio nen nicht bewilligt, 2) ein RachtragScredit zur Leistung der ausgeschriebenen Matrtcularumlage wird bi« zur Höht von 5,343,SSO Fl. für die BundeSexetution bewilligt, die Bedeckung erfolgt durch Benützung de- GtäatScreditS. Preußen. Am 21. Jan. fand im Abgeordnetenhause zu Berlin wieder eine sehr heiße Debatte statt, wobei dem Mi- nlster Bt-matck abermals die stärksten Wahrheiten gesagt.wur den. Dit Debatte galt der Creditforderung von 12 Mill. Thaler für die militärische Operation in den Herzogthümern und der Schulze-Carlowitz'schen Resolution. Die Commission schlägt vor, die Kreditforderung abzulehnen und der Schulze- Carlowitz'schen Resolution folgende Fassung zu „eben: „Das Hau» wolle beschließen zu erklären: in Erwägung, 1) daß'Preußen in Gemeinschaft mit Oesterreich am deutschen Bunde die Erklärung abgegeben hat, es werde trotz deS Bun- desbtschiuffes vom 14. d. MtS. die Besetzung Schleswigs als «Nropäische Großmacht ausführen, 2) daß die königl. Staat«- regierung durch einen solchen Schritt Preußen von dem deut- . sehen Bunde gerade in einem Augenblicke thatsächlich trennt, ivo dse Mehrzahl bet deutschen Regierungen das Recht und da» Jüte resse Deutschlands zu wahren bestrebt ist, 3) daß die könig liche Staatsregierung, indem sie diese rein deutsche Sache als «ine europäische behandelt, die Einmischung de» Auslandes her- heizieht, 4) daß die aNgedrohte VergenMtigung den berechtig ten Widerstand der übrigen deutschen Staaten und damit den Bürgerkrieg in Deutschland herausfordert, legt das HauS der Abgeordneten gegen dieses Vorgehen der königlichen Staats- regierung feierlichst Verwahrung ein und «rklärt, daß e- dem selben mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegentre- t«» wird." So gern wir unseren Lesern die ganze höchst interessante Debatte mittheilrN wollten, so hindert uns doch der Mangel an Raum, da auch über andere wichtige politische Neuigkeiten zu berichten ist. Nur die Rede des Berichterstatters Aßmann findet in ihren Hauptstellen einen Platz hier. Abg. Aßmann sagte: Zm ganzen Lande sei nur eine Stimme über die Schäd lichkeit der von der Regierung cingeschlagenen äußeren Politik; ganz Deutschland stehe den Regierungen von Preüßen und Oesterreich entgegen. Die preußische Regierung habe sich durch die Erklärung vom 14. d. M. eine Besugniß angcmaßt, welche nicht ihr, sondern nur dem Bunde zustehc, und welche sie auch auS dem Londoner Protokolle in keiner Weise herleiten könnte. Rach allen vorliegenden Anzeichen werde die Mehrheit der deut schen -Regierungen einen Weg gehen, wie ihn das Recht, da» Interesse und auch die Ehre der Nation vorschretben. Die preu ßische Politik habe eine andere Richtung; leider werde sie durch die Parteitzellung und die tendenziösen Bestrebungen des Herrn v. Bismarck bestimmt. Was man von der Gesinnung und der Befähigung de« Ministerpräsidenten wisse, gebe dem Lande wahr- -ltch Dicht die Hoffnung, bestehende schwere. Befürchtungen wider- legt zu sehen. Freilich sehe Herr v. Bismarck mit sehr vorneh mer Ueberlegenheit auf die 352 Männer herab, welche als Laien über die große Politik urtheilen wollten; er werde aber niemals Staatsmänner „aus seiner Schule" hier finden, e« sei denn, daß taS bestehende Wahlgesetz über den Haufen geworfen würde. (Bravo!) Die Abgeordneten folgten der Stimme ihre-Gewissen» und dem Gebote der Ehre, und darin liege ihre au«retchende Legitimation. (Stürmisches Bravo») Sollte denn das brave preußische Heer gegen di« deutschen Brüder zum Kampfe getrie ben werben, blos weil Herr v. Bismarck unglücklicher Meise auf dem Mintsterstuhl« fitze? Dann habe wenigstens die Ver tretung de« Landt« mit aller Kraft e« auszusprechen, daß she sich feierlich loSfage von solcher Politik. Die preußischen Staats- männer brächten durch ihre äußere, wie durch die i« Inner» de« Landes beobachtet« Politik das Land zu der Alternative von Ohnmacht oder Selbstmord. Bet dieser trostlosen Wahl ziehe die Volksvertretung die Ohnmacht doch noch dem Selbst morde vor. Sie gebe ihrer Verwahrung gegen da« verderbliche Verfahren die erste praktische Folge, indem sie die von der Re gierung geforderte» Mittel verweigere. (Lebhafter Ketfall.) Dtr Ministerpräsident suchte sick zu verthetdtgen, doch nicht in seiner gewohnten, herausfordernden Weise. Zur Abstimmung gelangt« aber da-Hau« heut« nicht. Der wiener „Presse" wird au» Berltn geschrieben!: „Die preußische Regierung hat die umfassend- sten Vorkehrungen getroffen und macht fie sich auf ein«» blutigen Feldzug gefaßt. Unsere Regierung wünscht recht harte Kämpfe (fährt der Correspondent fort), und man denkt dabet unwillkür lich an ein 1848 abgefaßte- MLmotre de- Generals v. Gries heim, in welckem der Satz ausgesprochen wird, ein blutiger Krieg sei da« beste Ableitung«- und Beruhigungsmittel für in nere Bewegungen. Bayern. Aus München vom 20. Jan. schreibt man der D. Allg. Zeit.: Unsere Bevölkerung fängt an, ungeduldig zu werden; man dringt auf eine Erklärung unserer Regierung gegen die beiden deutschen Großmächte und auf Mobilmachung unserer Truppen. Die Truppen selbst thetlen die allgemeine Aufregung und warten von Tag zu Tag sehnlich auf den Befehl zum Aus bruch. Die Volksstimmung macht sich durch Annoncen in den Tagcsblättern Luft. StaatSlenker, wie BtSmarck-Rechberg, sagt eine Annonce, verdienten nicht majorifirt, sondern corporattsiit zu werden und zwar mit einem soliden Haselstock. — Aus München Meldet man noch: Mit großer Sicherheit tritt das Ge rücht auf, daß Mtnisterco nferenzen derMittelstaaten stattfinden sollen, um ein gemeinsames Verfahren Oesterreich und Preußen gegenüber festzustellen. München, 23. Januar. Ein Artikel der „Baicrschen Zt-.' sucht den Vorwürfen, welche die Presse der Regierung macht, zu begegnen. Danack wird Mobilmachung vorerst nickt beabsichtigt und die Einberufung de» Landtags der Lage der Gegenwart nicht angemessen erachtet, da demselben irgendwelche Vorlage nicht zu machen sei. AuS Frankfurt liegen vom 21. Jan. folgende neuste Nachrichten vor: Die Bundestagsausschüsse für die schleswig-hol steinische Angelegenheit haben die Bundeskommiffart wegen der Dringlichkeit der Sache einstweilen beauftragt, dem Durchmärsche der österreichisch-preußischen Truppen durch Holstein keinerlei Schmierigkeiten in den Weg zu legen. Ein dahin lautender Antrag der vereinigten Ausschüsse wird der Bundesversammlung in der näch sten Sitzung vorgelegt werden. Die Annahme ist zweifellos. — DaS Referat des Freiherr» v. d. Pfordten in der Erbfolge- srage sei noch nicht fertig und dürfte erst in fünf Tagen vollen det sein. Der Correspondent glaubt, daß der Lund bei festem Zusammenhalten der bundeStreuen Staaten die Krisis glücklich bestehen werde, und daß die beiden Großmächte in kurzer Zeit durch die Situation sich gezwungen sehen könnten, sich zum Bunde zurückz iwenden. — Am 20. Ja», war große- diploma tisches Diner bei dem preußischen Bundestagsgesandten, woran alle Bundestagsgesandten Theil genommen haben. (Das klingt ja sehr friedlich!) Frankfurt a. M-, 22. Januar. In der heutigen außer- ordentlichen BuntestagSsitzung wurde auf Anzeige der bet der BundeSexecatton in Holstein betheiligten vier Regierungen be schlossen, die österreichischen und die preußischen Reservetruppcn (die Brigaden Gondrecourt und Cannstetn) von der Execution zu entlassen und den General v. Hake hiervon in Kenntniß zu setzen, mit dem Beifügen, daß die« unter dem Vorbehalt« der Herbeiziehung anderer Reserven aus Bundestruppen geschehen sei. Die von den vereinigten Ausschüssen mit Berücksichtigung der von den beiden Großmächten in der BundeStagSfitzung vom 19. Januar abgegebenen beruhigenden Erklärungen vorgelegt«. Instruction für die Bundescommiffare bezüglich de« Durchmar sches der nach Schleswig bchimmten öfterretchisch-preußtschen Trup pen durch Holstein wurde genehmigt und schließlich aus «ine An- zeige.des General« v. Hake beschlossen, demselben für sein bis herige« Verhalten in letzterer Angelegenheit die anerkennend« Billigung de« Bunde« auszusprechen. (Ein Frankft«rt«r Telegramm an Wolff« tel. Büreau lautet: In der heutigen Sitzung de« Pundr-tage» zeigten Oesterreich und Preußen an, daß det-Dnrch- N-rsch ihrer Trupp«.» durch Holstein nach Schleswig begonnen habe- In der Versammlung war allgemeines Einverstindniß - darüber, daß da- Berhältniß der Ltvtlcommtssare' und d«« Ge- ^aft gst den sächsischen und hannöverschen ExekuitenS-