EINFÜHRUNG Der Mißerfolg, den Beethoven mit seiner Oper „Fidelio" bei ihrer ersten Aufführung 1805 erlebte, veranlaßte ihn, bei der Neubear beitung des in dieser Fassung noch „Leonore" genannten Werkes auch die Ouvertüre umzugestalten. So entstand die Leonorenouvertüre Nr. III, die sogenannte „große". Das bei der Uraufführung gespielte Werk war die auf unserem Programm stehende Leonoren ouvertüre Nr. II. Später nahm B. eine nochmalige Umarbeitung vor, die als op. 138 mit der Nr. I bezeichnet wurde; also eine ziemlich komplizierte Chronologie! Es wäre aber verfehlt, im Hinblick auf die bei B. sonst beobachtete Schaffensweise, die Ouvertüre Nr. II als eine nicht ganz ebenbürtige Vorstufe oder als Studie zu der späteren berühmten Schwester anzusehen. Als musikalische Nachdichtung des Dramas ist sie im Gegenteil viel ursprünglicher, in ihrer Ton sprache oft kühner und wuchtiger als jene, die allerdings nach musikalischen Formgesetzen ebenmäßiger gebaut ist. Die Adagio- Einleitung, die thematisch mit dem anderen Werk große Überein stimmung zeigt, läßt die genannten Vorzüge deutlich erkennen. In dem großen Allegro-Teil erleben wir dann das Trompetensignal hier in leuchtender Es-dur Harmonik, und nach dem spannungsvollen Übergang folgt dann der Presto-Sturm in dramatisch sehr gestraflter und mitreißender Weise. Jean Sibelius (geb. 8. 12. 65), der Altmeister und Mitschöpfer einer finnischen Nationalmusik, ist der Komponist der beiden sinfonischen Dichtun gen „Der Schwan von Tuonela" und „Lemminkainen zieht heimwärts", deren dichterische Vorlage aus der finnischen Volkssage stammt. Typisch für die Tonsprache des großen finnischen Meisters ist die aus volkhaft-melodischen Keimen gestaltete Thematik, die in ihrer oft schwerblütigen Haltung treffend die Atmosphäre des „Landes der tausend Seen" spiegelt. Zarte, elegisch-melancholische Stimmungen wechseln mit solchen von elementarer Wucht, und in der Mannigfaltig keit des musikalischen Ausdrucks erleben wir auch prächtige Episoden voll majestätischer Größe, die manchmal an Bruckner erinnern. In ähnlicher Weise erwächst auch bei dem schwedischen Komponisten Hugo Alfven (geb. 1. 5. 1872) seine „Rhapsodie von Dalekarlien" aus dem Geist der heimatlichen Landschaft. (Dalekarlien ist eine Gebirgslandschaft in Mittelschweden,'deren urwüchsiges Volkstum in seinen Liedern und Sagen noch sehr lebendig ist.)