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Dresdner Journal : 04.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188909042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-04
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 04.09.1889
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W2V«. Mittwoch, den ch Septemler, abends. N«»»L»pr«I», Rür vr»»L«> vi«rt»ljLtL«liot> » R. 60 tt., dal «la» Lai^rl. <l«M««de» k«»t»»it»lta» vi«t«l- Mdrllod 6 N.; »v»»«rd»td äv« ck«od»od«» L«i«d« tritt ko«t- iu»<t 8t«i»p»l»»»odl»^ diar». K»Klt»älx»»n»»«d«lLr<»» Lür ä«a L«ua «ü»vr »a»p«^toi»«L llaw« Sodrilt »0 kL vot»r „LuL^ruiät" «lia 2«il« 60 kk. Lai T»daU«- a»ck LÜIariuat» »vt»xr. itaksalla«. Dres-nerMmml. Lraadat»«», TR^Uod mit ^nmaiima ä»r 8c>L»- »»ä ^««riAU« »da»ä,. kar»»praad-X»»vdl»»«, Lr. LLNt. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. 188S. NZmuN»» v« NnNtlmU«»^» »»»vürta» F>. L««»ckK«tts«, Oommi—loaär «t« vre»ck»ar ckoanuü»; - N»rU»-V>,» - - La»«I Nraala» -»»»»Ick«« ». ».: 2/aeu«-<«»»» * 6«U» Vt« »»«»«»,- kr», Latx»li-Nr»»d1»rt ». ».-»«»«da»: L-ck. ätoaa«, k»rti-I»»t»o->»»U»-»r»»t1»rt ». N -6t»U^»r»; DaiGa a vo.,' L«u»! , SSrUt»: äeuüa^i ^»c^/oto«',' S»L-o»«r> 0. Lc^ü^er,- L»Ua ». Nu F. L«c» N So. S»r»»»»«v»rr Tö»i-I. Lrpeäitio» äs» vraack»« ^o«r»»I». vraaaaa, 2«n»u»r»tr»»»« 60. k»r»»praod-NL»ad1u»»r Ar. 1800. Amtlicher Teil. AekanntmachunF. Die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahre auSzumusternden Dienstpferde der Kavallerie und Ar» tillerie soll an den nachgenannten Tagen und Orten von Vormittags 10 Uhr ab stattfiaden: Mittwoch den 11. September in Oschatz, Roß« wein und Riesa; Donnerstag den 12. September in Großenhain, Rochlitz und Freiberg; Freitag den 13. September in Dresden, Grimma und Rochlitz; Sonnabend den 14. September in Dresden und Pegau; Montag den 16. September in Pirva und Pegau. Die Pferde der Garnison Lausig! werden in Grimma, diejenigen der Garnison Borna in Pegau und die der Garnison Geithain in Rochlitz zur Ver steigerung gelangen. DaS Näher.: wird durch die betreffenden Lokal blätter und an den Versteigerungsplätzen bekannt ge wacht werden. Dresden, den 25. August 1889. Kriegsmittisterium. 111. Abtheilung. Schurig. PreuSker. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wcrchrichten. Pari-, 4. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Dem „GauloiS" zufolge ist der Unterpräfekt von Toulon, welcher die durchreisenden Delegierten der italienischen Sozialisten offiziell empfing, zur Dis position gestellt worden. Kopenhagen, 3. September. (W.T.B.) Der königliche Dampfer „Danebrog" ist heute abend nach Travemünde abgesegelt, um die Herzogin von Cumberland abzuholev, welche dort Mittwoch abend eintrifft und hier Donnerstag nachmittag erwar tet wird. Konstantinopel, 3. September. (W.T.B.) Western fand ein Diner beim Sultan statt, zu welchem der deutsche Botschafter v. Radowitz, der belgische Gesandte de Borchgrave, der belgische Ministerpräsident Beernaert, vr. Schweviuger, so wie andere distinguierte Personen geladen waren. Dresden, 4. September. Parteiwesen und Parteikämpse in Österreich. Die inneren Parteiverhältnisse in Österreich-Ungarn haben in der jüngsten Zeit wieder mancherlei Erschei nungen zu Tage gesördert, welche ernste Beachtung ver dienen, da sie d.utlich beweisen, daß es einer gründ lichen Klärung bedürfen wird, wenn nicht Zustände rintreten sollen, die in ihren Folgen für das Ansehen und die Machtstellung der Monarchie sehr schädigend wirken können. Dem „Hamb. Corresp.* wird darüber aus Wien geschrieben: ES ist häufig von aufrichtigen Patrioten und auch von Freunden Österreichs im Ausland« in wohlge meinter Weise die Besorgnis ausgesprochen worden, daß die auswärtige Politik Österreich - Ungarns und das BiindniSverhältniS zu Deutschland durch die in neren Vorgänge geschädigt werden könnte und daß sich die Rolle, welche seit Jahr und Tag dem sla wischen Elemente in Österreich eingeräumt worden, schwer mit der Stellung vertrage, die Österreich- Unqorn als Verbündeter Deutschlands an dessen Seite einnehme. So oft indessen dieses Thema berührt worden ist, wurde darauf hingewiefen, daß die That- sacheu diese Befürchtungen widerlegt haben. SS läßt sich auch nicht leugnen, daß die auf dem deutsch-öster reichischen Bündnisse beruhende Politik stet- die Unter stützung des Grafen Taaffe gefunden, und daß in den Delegationen, dem Forum, vor das die auswärtige Politik gehört, dieser von der österreichischen Mehrheit, aus die sich Graf Toaste stützt, kein Hindernis in den Wcg gelegt Worten ist. Auch wurde für das innere System in Österreich geltend gewacht, daß es, um sich auch der nichldeutschen Völkerschaften zu versichern, der Befriedigung derselben bedürfe. Diese Austastungen wurden auch von maß gebender deutscher Seite geteilt. Da» beweist schon der Umstand, daß ja zur Zeit, als das deutsch-öster reichische Bündnis geschlossen wurde, Graf Taaffe be reits im Amte und sein Programm ausgestellt war. ES verdient terner nicht unterschätzt zu werden, daß durch den 10jährigen Bestand des deutsch-österreichischen Bündnisses ter Beweis erbracht worden, es sei von den inneren Verhältnissen in Österreich unberührt ge blieben, und erst vor wenigen Wochen konnte man aus dem Munde des österreichischen Monarchen den Hinweis auf die Unzertrennlichkeit des Bündnisses ver nehmen. Das Bündnis dient der Erhaltung deS Friedens und der gegenseitigen Verteidigung, und insofern drückt rS sich vor allem in dem Zusammen- stehen der beiderseitigen Armeen aus. Das öster reichische Heer ist aber glücklicherweise ungeachtet aller Parteikämpse in Österreich von diesen verschont ge blieben. Dieser Umstand ist es hauptsächlich, der den Erscheinungen gegenüber, die in Österreich zu Tage getreten sind, Trost einflößt. Wenn es eiust zum Schlagen kommen sollte, wird die österreichisch-unga rische Armee ihre Pflicht thun, gleichviel wie die tschechischen oder slowenischen Politiker denke» mögen. Allem da» Vertrauen, welche» man mit vollem Rechte auf die österreichisch-ungarische Armee setzen darf, gestattet nicht, daß man die Notwendigkeit deS Einklanges zwischen der inneren und äußeren Politik außer acht lasse. Daß dieser Einklang mel zu wün schen übrig lasse, zeigt die Art und Werse, wie sich in den neuesten Zeiten d:e slawischen Elemente in Öster reich gebärdeten. Es geht heute nicht mehr au, die Befriedigung der nichtdeutschen Nationalitäten als eine sich auS Rücksickten für die auswärtige Politik er gebende Notwendigkeit zu erklären, den» die Erwar tung, sie durch die Zugeständnisse zu einer mit den Zieltn der auswärtigen Politik bester übereinstimmen den Haltung zu bewegen, ist nicht in Erfüllung ge gangen. ES hat sich die» gerade in den Besprechungen, welche die tschechischen Blätter den Kundgebungen ge widmet, von welchen die Berliner Monarchenbegegvung begleitet war, gezeigt. Auch der neueste Zwischenfall, der Lärm, der von der tschechischen Presse wegen der Auflösung des Lesevereins der tschechischen Studenten erhoben wurde, hat bewiesen, daß das Tschechentum sich offen gegen die Regierung gekehrt hat, weil diese sich veranlaßt gesehen Hot, einen Sludentenverein auf zuheben, der zum Herde frouzosen- und russenfreund licher Umtriebe geworden war. ES ist bezeichnend, daß, während die Tschechen in der russischen Presse wegen der Haltung, welche die tschechischen Organe gelegentlich der Kaisertage beobachteten, mit Lob über häuft werden, die französischen Blätter sich der Tsche chen gegen die Regierung wegen der Aufhebung des StudemenvereineS annehmen. Auch da» Programm, mit dem die Mitglieder der Mehrheit des dalmatinischen Landtages aufgetreten und in welchem die Fahne deS kroatischen Staat-recht» entrollt und die Vereinigung Dalmatien- mit Kroatien und Slavonien verlangt worden, zeigt deutlich, daß die flawischen Elemente in Österreich noch immer von der Hoffnung erfüllt sind, sonderbündlerische Zwecke verwirklichen zu können, Zwecke also, die mit den Grundlagen, aus welchen das österreichisch-ungarische Staatswesen ruht, im Widerspruche stehen. Ihre wesentliche Stütze findet die österreichisch ungarische Politik nur jenseits der Leitha in den Ungarn und diesseits der Leitha in den Deutschen. Die Ungarn find stark genug, um sich der slawischen Gelüste zu er wehren, und deshalb erscheint auch das Programm, mit dem die Dalmatiner hervorgetreten sind, bedeu tungslos, denn die Ungarn werden nie und nimmer eine Stärkung de» slawischen Elements in der östlichen Reichshälfte zulasten, wenn eS auch in Ungarn nicht an Politikern fehl», die zugeben, daß vom RechtSstand- puukte auS Dalmatien zu Ungarn gehören solle. In der österreichischen Reichshälfte erheischt es aber das Staatsinteresse, daß eine weitere Schwächung der Stellung der Deutschen nicht zugelasjen werde. ES ist zwar wenig Aussicht vorhanden, daß die deutschliberale Partei so bald wieder ans Ruder gelangen könnte, und zwar schon deshalb nicht, weil die Schaffung einer deutschliberalen ReichSrat-mehrhrit keine leichte Sache wäre und eine sich auf die deutschliberale Partei stützende Regierung einer auS allen anderen Parteien zusammengesetzten Oppo sition sich gegenüber sehen würde. Allein darüber kann heute kein Zweitel obwalten, daß, besonder» wenn man die Lage unter dem Gesichtspunkt der aus wärtigen Politik betrachtet, der Schutz der deutschlibe ralen Partei gegen das Anstürmen ihrer Gegner dringend geboten ist. Auch die Gefahr, die dem An sehen der Reichshauptstadt droht, wenn die Gegner der deutschliberalen Partei weitere Siege über dieselbe davoutragen, darf ncht unterschätzt werden. DaS Schauspiel, das gerade jetzt in dieser Beziehung der Wahlkampf bietet, den tue deutschliberale Parte: mit brr gegnerischen auszufechten hat, ist kein erbauliches und erfüllt alle Freunde Wiens mit ernsten Besorg- nisten. Alle diese Erscheinungen enthalten mit Rück- »ficht auf ihre möglichen Rückwirkungen bedeutsame Mahnungen für die Regierung und verweisen klar aus den Weg, den sie wandeln muß. Es ist auch nicht daran zu zweifeln, daß sich die Regierung der Richt schnur, die ihr die Verhältnisse vorzeichnen, vollkom men bewußt ist und daß sich die Gegner der deutsch- liberalen Partei, sie mögen nun dem slawischen oder klerikalen Lager angehören, einer trügerischen Hoffnung hingeden, wenn sie glauben, ihren Kampf gegen die deutschliberale Parte: unbehindert und mit Erfolg fortsetzen oder gar, sei eS auch nur eine indirekte Unterstützung seitens der Regierung erlangen oder ertrotzen zu können. Lagesgeschühte. WermSdorf, 3. September. Se. Majestät der König und Se. Königl. Hoheit Prinz Georg nebst Gefolge wohnten heute dem Maaövcr der 2. Division Nr. 24 in der Gegend von Ablaß bei. Tie Truppen hatten in der Nacht zuvor in zwei Parteien, bei Ragewitz uud bei Ablaß, bivokiert. Die von dem Komman deur der 2. Division Nr. 24, Generaltieutenant v. Hol- leben, Excellenz, geleitete Übung begann stütz 7 Uhr. Sie stellte einer von Generalmaior LeuSmann, Kom mandeur der 4. Jnfanleriebrigade Nr. 48, geführten Wcstpartei die Aufgabe, mit den Jnfanterieregimentern Nr. 106 und 107, dem 1. Husarrnregiment Nr. 18 und der II. Abteilung de» 3. Feldart:llerieregimentS Nr. 32, außerdem 3 Flaggeubataillonen eine feindliche Ostpartei anzugreifrn, welche unter Befehl des General majors v. Nostitz, Kommandeurs der 2. Kavallerie brigade Nr. 24, gestellt, aus den Jnfanterieregimentern Nr. 134 und Nr. 139, dem 2. Husarenregiment Nr. 19, der I. Abteilung obengenannten Artillerieregiments und der 3. Pioniercompagnie zusammengesetzt war. Da- Gefecht begann mit der Einnahme von Ablaß durch den von Ragewitz anrückeuden Angreifer und endete mit einem Sturm auf die Hauptstellung de» Verteidiger- aus den Höhen südlich Ablaß. Nach Schluß und Besprechung d.» Manöver- er folgte gegen 12 Uhr die Rückfahrt nach WermSdorf. * Berlin, 3. September. Se. Majestät der Kaiser begab sich gestern mittag nach dem Schluß der Ma- növerübungen von Jeßnitz mittels SonderzugeS nach LaugheinerSdorf, um auch den dortigen Manöver» bei zuwohnen. — Nach dem Schluß der Übungen uud noch dem Vorbeimarsch der Truppen trat Se. Maje stät nachmittag» um 6 Uhr die Rückreise nach dem Bahnhose Langheiner-dorf an. Auf dem Wege dort hin fuhr der Kaiser beim Schloßhauptmann v. Unruhe- Bomst vor und verweilte bei demselben etwa eine Stunde. Um 7 Uhr abend» wurde die Rückreise nach Potsdam angetreten. — Heute vormittag nahm der Monarch Vorträge und Meldungen entgegen und er teilte mehrere Audienzen. — Die „Nordd. Allg. Ztg.* schreibst Vom 6. September 1811 datiert jene» „Besetz über die Verpflichtung zum Kriegsdienste", durch welche« König Frie drich Wilhelm III. sür Preußen die allgemeine Wehr pflicht einführte und welche« gleichzeitig die Einteilung in stehende« Heer und Landwehr zur dauernden Grundlage der preußischen HeereSversassung machte. Heute haben also diese damals nicht etwa nur der Hkeretvrrsassung, sondern damit zu gleich dem gesamten Staatswesen gegebenen Fundamente 76 Jahre hindurch ihre Tragfähigkeit erwiesen. Wer die Beschichte unseres engeren und weiteren Vaterlandes näher daraus unter sucht, wie diese Grund» und Ecksteine sich bewährt haben, wird zu immer klarerer Erkenntnis gelangen, daß diese Einrichtungen, nachdem sie durch da» Gesetz vom 3. September 1814 zu dauernden gemacht waren, gewiß nicht am wenigsten zu jener großen geschichtlichen Entwickelung bcigrtragen haben, welche in Preußen und Deutschland unter den Augen der lebenden Generation sich vollzogen hat. Mit jenem Gesetze vom 3. Sep tember 1814 legte König Friedrich Wilhelm III. seinem Polke dir Rüstung an, welche es nicht nur zu eigenem Rutz und Frommen, sondern auch zu demjenigen de» ganzen deutschen Volles, lange Zeit allein und unter den schwersten Opfern, ge tragen hat. Und wie schon damal» im preußischen Polke vie Aufgaben der Zukunft vorgeahnt wurden, ergiebt sich am besten aus den Worten, welche in der Einleitung jenes Besetze« der König au sein Polk richtete; „Die allgemeine Anstrengung unsere« treuen Polte» ohne Ausnahme und Unterschied, hat in dem soeben glücklich be endeten Kriege die Befreiung deS Baterlande« bewirkt; und nur aus solchem Weg« ist die Behauptung dieser Freiheit uud der ehrenvolle Standpunkt, den sich Preußen erwarb, fort während zu sicheru. Die Einrichtungen also, die diese» glück lichen Erfolg hervorgebracht und deren Beibehaltung von der ganzen Ratwn erwünscht worden, sollen die Grundgesetze der KritgSvcrsasiung de« Staat» bilden und al» Grundlage für alle SriegSeinrichtungen dienen, denn in 'einer gesetzmäßig ge ordneten Bewaffnung der Ration liegt die sicherste Bürgschaft für einen dauernden Frieden." Heute trägt da» ganz« deutsche Volk jene damal» von Preußen allein angelegte Rüstung, aber auch heute sind di« den Kern unserer Wehrhaftigkeit auSmacheude allgemeine Wehrpflicht und die Einteilung der Armee in stehende« Heer uud in Landwehr nur bestimmt, un» sichere Bürgschaften erneS dauernden Frie den» zu gewähren. Für Preußen ist dir allgemeine Wehrpflicht nicht nur die tragsähige Grundlage seine» Heerwesen« gewesen, sie ist in Verbindung mit der allgemeinen Schulpflicht auch eine Schule de« Volke» sowohl an kriegerischer, al» auch an bürger licher und persönlicher Tüchtigkeit geworden, jener Tüchtigkeit, welche e« befähigte, die ost nicht leichte Last seiner kriegerischen Rüstung zu tragen. Indem vunmehr drei Bierleljahrhuaderle verlausen sind, seit der Urgroßvater unsere« jetzigen Kaiser« und König» dem Laude jene Einrichtungen zum Besetz gab, welche der Grundstein von dessen Größe geworden, wird man vertrauen dürfen, daß die Brnndlagen unserer HeereSversassnng, aus «l- chen die Größe Preußen« und Deutschland» begründet ist, für immer dem Streite der Parteien eutrückt bleiben — Die „Conservat. Lorr.* schreibt: Bei den nächsten Reichstagswahlen wird, wie ein bekannter parlamentarischer Mitarbeiter der, Breslauer Zeitung* au-führt, die freisinnige Partei überall uud unter allen Umständen die Gegner deS Kartells unter stützen, ganz gleich, ob dieselben Sozialdemokraten, Dänen, Polen oder Welfen sind. Dieser Grundsatz wird, so heißt e» in der betreffenden Korrespondenz. Feuilleton. * Heute vormittag ^10 Uhr fand im Trauerhause, Weuststraße 4, die Einsegnung der sterblichen Hülle Sr. Excellenz des Reichsgrafen v. Platen-Hallermund, Generaldirektors der Köuigl. musikalischen Kapelle und des König!. HoftheaterS, statt. Um den geschloffenen Sarg, der im schwarzdropirrten Salon der Wohnung, umgeben von einer Pflanzendekoration und zahl- losen Blumengewinden, Fächerpalwen und Palmen- zweigen aufgedahrt war, hatte sich eine nach Hunderten zählende Trauerversammlung auS den Hof- und Künst- lerkreisen eingefunden. Al» Vertreter Sr. Majestät de- Königs war Hr. Oberkammerherr Graf Vitzthum v. Eckstädt, Excellenz, al- Vertreter Sr. Köuigl. Ho heit de- Prinzen Georg Hr. Hofwarschall v. Gutschmid anwesend. Da- König! StaatSministerium vertraten Ihre Excellenzen die Herren Staattwinifter Graf Fabrice, v. Nostitz-Wallwitz und vr. v. Gerber. Weiter be merkten wir den König!, preußischen Gesandten Grafen Dönhoff, Graf Hardenberg, die Herren Oberhofmar- schall v. Könneritz, Graf Hohenthal, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Berlin, und Graf Hochberg, Generalintendant der Berliner Hoftheater, die Kammerherren Graf Schall und v. Wuthe nau, den Polizeipräsidenten Gchwauß, den Stadtver- ordoetenvorsteher geh. Hofrat Ackermann v. a. Au de» Offizier-kreisen waren infolge der stattfindenden Herbstübuvgen nur einzelne Herren vertreten. Da gegen nahmen da» gesamte Künstler- und technische Personal vr» Königl. Hoftheater» und viele Vertreter au»wärtiger Bühnen au der Trauerfeier teil. Ein geleitet wurde der ernste feierliche Akt durch den Gefang deS Li des„Uber den Sternen wohnet Gottes Frieden" von Flemmiug, ausgeführt von den Herren Opern sängern GudehuS, Meincke, Erl, KruiS, Gutzsch- bach, Eichberger, Jensen und Decarli und 8 Herren de» Chore». Hierauf sprach Hr. Hofprediger I-ic. I)r. Benz den Leidtragenden mit Zugrundeleg ung de» Bibrlworte»: „Um Trost war mir sehr bange, Du aber hast Dich meiner Seele herz lich angenommen" Worte göttlichen Tröste» in» Herz. In einem kurzen Lebensbilde schilderte der Geistliche die trefflichen HerzrnSeigenschaften de» Heimgegangenen, der seiner Familie ein treue», sorgende» Öberhaupt, seiner Kunstgemeinde und den Bühnenangehörigeu eiu wahrer Vater war. Hr. Generalmusikdirektor Hosrat Schuch dankte sodann, indem er eiuen Lorbeerkranz im Namen der großen Kunstgemeinde de- Hoftheater» uud aller Freunde der Musik niederlegte, für all die Liebe, die der teure Tote allen ihm Untergebenen habe ange deihen lassen. Hr. Oberregisseur Marx widmete hier nach im Namen de» Schauspielpersonal» einen Lorbeer kranz mit den Worten: „Wie hast Du uns wehe gethau, daß Du so schnell von un» gegangen bist, so daß e» un» unmöglich war, Dir von Herzen für Deine große Liebe zu danken." Lr. Hoffchauspieler Porth legte im Namen de» Grafen Hochberg, der Mitglieder de» Berliner Hoftheater» und de» Lokal- Verbandes der Genoffenschaft deutscher Bahnenange höriger einen mächtigen Lorbeerkranz auf dem Sarge nieder. „Rasch tritt der Tod den Menschen an*, jene ernste Totenklage au- Rosfini- Oper „Tell", gesungen von den obengenannten Herren, schloß die würdige Feier im Trauerhause. Nun formierte sich der von der BeerdigungSgesell- schäft „Pietät" gestellte imposante Kondukt. Dem vierspännigen Leichenwagen wurden 1b große Fächer- Palmen, und nahe au hundert Palmenzweige und Lorbeerkrän-e mit Atlo-schleifen, die letzten Liebes spenden der Korporationen der hiesigen Kunstinstitute, der auswärtigen Bühnen und oller der zahlreichen Verehrer und Freunde de» Verblichenen, sowie aus 2 Kissen die zahlreichen hohen Orden de- Verstorbenen voran getragen. Dem Sarge folgte sodann zu Fuß eine nach Hunderten zählende Trauerversammlung, während sämt liche Begleitwagen außer Benutzung blieben. Unter dem Geläute der Glocken bewegte sich der Zug durch die Lennä- und Striesener Straße nach dem Johanni»- Friedhofe in Tolkewitz. Dort wurde unter deu Klängen de» Hüblerschen Trauermarsche», au»geführt von einem Doppelquartett der Königl. Hofkapellmitglteder die sterbliche Hülle de» Grafen Platen zur Ruhe gebettet und vom Hrn. Hosprediger Benz eingesegnet. Wäh rend die Anwesenden die übliche Erdenspende voll zogen, trug der Hoffingechor eiae würdige, von Arno Spieß gedichtete uud von Hoskapellmeister RicciuS komponierte Widmung vor, worauf die Trauerver- fammlung die ernste Stätte de» Todes verließ. Zwei Brüder. »4 Erzähl»»« »»» S»phi« Ina,hin«. (S-rtl-tzNUg.) Ich wußte mich gleich setzen, so alterierte ich mich, besonder» über de» Vater» Gesicht. „E- find alle Anzeichen dafür, daß drüben an der Verstorbenen eia ganz bedeutender, ein geradezu unerhörter Dieb ¬ stahl begangen worden ist." — „Ein Diebstahl . . . an dem Fräulein! Aber, du liebe Zeit, sie hatte ja nichts!* rief ich. — „DaS war eben der Irrtum*, sagte Dein Vater. „Sie ist im Besitze nicht unbe deutender Kapitalien in guten Staat-papieren (ewesev, ohne daß sogar ihre Nichte eine Ahnung davon ge habt hat. Die arme Person, die Löwenstern . . . wir alle wissen e- ja nur zu gut uud können e» be zeugen, daß sie mit der alten Dame so zu sagen ge hungert hat. Sie wollte auch an da» Vorhandensein von Vermögen absolut nicht glauben; ich habe nie ein größere» Erstaunen gesehen, al- da» :hre, da sie durch die alte« Herren den Rachwei- erhielt, wa- uud wie viel dagewesen fein muß. Dagewesen, sage ich, denn vor^ufindea ist nicht«, schlechterdings nicht», auch kein Testament. Und daß ein solche» vorhanden gewesen sei, konnte zufällig auch ich bezeugen. Rein, sie hatte von nicht» gewußt, die arwe Frau, sie ist ja auch viel zu unpraktisch, romantisch, ideal angelegt und der gleichen — wer die Thatsache der Existenz jener Pa piere aber sehr wohl gekannt bat, war — * ,Hums«r," fuhr ich nur so berau», Drin Vater legte den Finger auf den Mund. „Nimm Dich iu acht," sagte er. „Man kann nicht vorsichtig genug sein. Meine Meinnug steht allerdings auch fest. Die Sache kam auf eigentümliche Weise Hera«», durch die Löweustern, ganz gegen ihren Willen . . . mau sah, sie hätte sich die Zunge abbeißen mögen, nachdem ihr jene, den alten Mann gravierende Äußerung entfahren war. Er selber benimmt sich höchst auffällig. Einigen Fragen nach seinen Beschäftigungen uud so weiter begegnete er mit einer FaffungSgabe, für welche sich kaum eine andere als ungünstige Erklärung finden
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