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Dresdner Journal : 03.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188909036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-09
- Tag 1889-09-03
-
Monat
1889-09
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 03.09.1889
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^205. Dienstag, den 3. September, abends. 188S. UNr vr«»a*» v>»kt»HLdrUoN » N. »0 kt., k«t So» »E"!. s«ot»oi»o» vi»rt«I- PLrtioU » 1t ; »a«ort»»ld So« Sootsot»«» LoürU«« tritt ko«t- w»ä 8towp«I»o»eUt»^ türum. SMUU»Sl»»»»»»«dtUlr«» r n^lr So» L»IU» »i»«r tso*p»It«v«» 2«u» kvtu-ik >0 kL v»t«r „LiL^»«ulät" Liv 2«U« LV L« r>U>oUE- o»ä 2Üt«r»»»t» o»t»pr. mit <l«r 800- o»S ktr LN-t. DreMerZauriml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. VE ^MNtt»UtU»»«E FV. co»Mt««l»i»r Los VrväEr 2o»r»»I»; LEdv, K-U» -Mt« - - N—1-Ir—1«» N»»»llvr« ». ».: «««<««« L S-rU» Vto» U«o»di»U- kr», Lot,«t»-»r»»L1dre «. N. L«t. M««,- r»rti-L»Lt«»-»«rU»-rr»»U»r« «. » : 1-«»-« tt 0o.,' I«rU»! »tritt«: S. Ztüv«r» L—»or«ri 0 , U»U« «. » I F. Larot tt vo. La»iUl. Lvoäitio» äe, vr«a>« Dr««ä«, LvUtSvrvtr»,— X). I^rEproo^-^Eslliu«: Nr. LN-L. Ämtlicher Teil. Dresden, 31. August. Se. Majestät der König haben dem Präsidenten des Landgericht» Chemnitz Karl Theodor Brückner da- Comthuikceuz II Klasse vom AlbrechtSorden Allergnädigft zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Nachrichten. Wien, 2. September, abendö. (W. T. B.) Der Kaiser ist heute abend 8 Uhr mittelst Hof- separatzugeS zu den bei JaroSlau in Galizien stattfindenden Trupprnmanövrrn abgrreist; im kaiserlichen Gefolge befanden sich als Gäste deS Kaisers der deutsche und der italienische Militär- attachö. Sofia, 2. September. (W. T. B.) Der Prinz Ferdinand hat an den Sultan bei Gelegenheit des JahreStageS von dessen Thronbesteigung ein Glück wunschtelegramm gerichtet. Der Prinz beabsichtigt bei seiner übermorgen erfolgenden Reise nach Jam- boli dir dortigen Bahnbauten zu besichtigen, wird dann von BurgaS zu Schiff nach Barna reisen und an lltzterem Orte ave Zeitlang verbleiben. Dresden, 3. September. Serbien und Bulgarien. In den letzten beiden Jahren, al» Köniz Milan in Belgrad noch das Sz^pier führte, schien sich da» VerhälmS zwischen Serbien und Bulgarien etwa» besser zu gestalten. In Belgrad war im Lause der Zeit tue Überzeugung mehr und mehr zum Durch bruch gekommen, daß ein freundschaftliche» Zusammen gehen mit dem Nachbarlande drm eigenen Interesse am besten entspreche und in Sofia bestrebte man sich eifrig, dieser veränderten Stimmung Rechnung zu tra gen. Die bulgarische Regierung vermied es sorgfältig, den Serben irgend welchen Anlaß zu geben, argwöh nisch in da» Nachbarland hiuübrrzublickeu, sie richtete ihre Fürsorge ausschließlich aus die Befestigung der mühsam errungenen Selbständigkeit und auf die Besserung der wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung und wußte mit ebenso viel Geschick al» Klugheit jeden Anschein von sich fern zu halten, als suche sie poli tische Abenteuer. Infolge diefer beiderseitigen maß vollen Haltung war da» Berhältui» der beiden jungen Ballanstaaten zu einander während der letzten Zeit der Herrschast König Milan» ein leidlich befriedigendes geworden. Seitdem aber nach der Thronentsagung de» serbischen Königs in Belgrad der russische Einfluß der vorherrschende geworden sst, hat sich hierin eine ent schiedene und auffallende Änderung vollzogen. Das nachbarliche Verhältnis zwischen den beiden Ländern ist seitdem ein sehr gespanntes geworden und scheint neuerdings Gefahr zu lausen, ernstlich getrübt zu wer den. Der Münchener „Allg. Ztg." geht hierüber eine beachtenswerte Zuschrift von der unteren Donau zu, deren wesentlichen Inhalt wir in Nachstehendem wik dergeben: ES wäre eine arge Selbsttäuschung, wenn man sich noch länger verhehlen wollte, daß die Beziehungen zwischen Serbien und Bulgarien in der letzten Z'it sehr mißliche geworden und daß, wenn dies auch nicht offen zugegeben wird, die Spannung sich auch bereits auf die Beziehungen der Regierungen zu einander übertragen zu haben scheint. Diese sind äußerlich zwar noch unverändert, und man läßt es in Belgrad wie in Sofia nicht an Versicherungen fehlen, daß die Absicht der Aufrechterhaltung eines guten freundnach- Feuilleton. Die Symphoniekonzerte der König!. Kapelle. über die Art de» Fortbestehen» derselben werden dem musikalischen Publikum folgende Mitteilungen will kommen sein. Bekanntlich stellten sich dem ferneren Abhallen dieser Konzerte im Gewerbehau-saale mancherlei Hinder nisse entgegen; namentlich aber war eine neuerding» von der Fruerpolizribehörde vorgeschriebene Bedingung für das Direktorium der Konzerte in Rücksicht auf seine Verpflichtung gegenüber den Konzertabonnenten unannehmbar. Der Verlust de» Grwerbehau-saale» sür die Sym- phonirkonzerte würde an sich gewiß nicht zu beklagen sein. Aber Dresden ist dec überlegene Konkurrent einiger weniger deutschen Provinzialstädte darin, daß e» keinen zweckmäßig und würdig gebauten großen Konzertsaal — sogar auch derartigen kleineren — be sitzt, und dieser merkwürdige Mangel wird voraus sichtlich auch noch geraume Zeit mit Vorliebe gepflegt werden. Die einzige mögliche Hilfe sür da» Fort bestehen der Symphoniekonzerte konnte daher nur die Aufnahme derselben in da» Königs Hofthrater bieten, und diese wurde von Sr. Majestät dem Könige in huldvollster Weise bewilligt. Die alte unanfechtbare und stet» befolgte Wahrheit, daß Konzerte und zumal derartige nicht in ein Theater, sondern in den Kvnzertsoal gehören, kann in diesem Falle natürlich gar nicht in Betracht kommen. Die sechs Symphoniekonzerte der König!. Kapelle barlichen Verhältnisse» obwalte, allein da» Mißtrauen hat in beiden Ländern in der letzten Zeit erneu be denklichen Höhegrad erreicht. Bulgarien muß von jeder Schuld an diesem Zustande freigrsprochen werden, denn e» ist bulgarischersrit» nichts geschehen, wodurch man sich in Belgrad hätte veranlaßt sehen können, eine veränderte Haltung Bulgarien gegenüber anzu- nehmen. Denn wie beharrlich auch die Ausstreuung weiter verbreitet wurde, daß Bulgarien die Unab- hängigkeitSerklärung beabsichtige, so ist von Sofia aus doch zu wiederholten Malen erklärt worden, daß eine solche Absicht nicht obwalte, und die Thatsachcn haben gezeigt, daß dies: loyalen Erklärungen auch streng ein- gehastrn worden sind. Man kann deutlich nachweisen, von wclckem Tage die Veränderung in ter Haltung Serbiens Bulgarien gegenüber datiert Sre fällt mit der in Serbien ein- getretenen Umwälzung zusammen, und ihr erstes An zeichen war die Abberufung des srüheren serbischen Vertreter», Hrn. Danic, von Sofia, der eifrigst be müht war, gute Beziehungen zwischen Serbien und Bulgaritu zu pflegen. In wessen Sinne man in Belgrad gehandelt, indem man eine veränderte Halt ung gegen Bulgarien eintreten ließ, braucht wohl nicht erst gesagt zu werden. Seit Monaten arbeitet die panslawistische Presse daran, die Beziehnngkn zwischen Serbien und Bulgarien zu trüben, und da mit der Ausstreuung von der beabsichtigten bulgarischen Un- abhängigkeitserklärung der gewünschte Erfolg nicht er zielt wurde, ging man nun einen Schritt weiter und streute aus, daß sich Bulgarien sür einen Angriffskrieg gegen Serbien vorbereite. Es läßt sich nicht leugnen, daß diese fortgesetzten Verdächtigungen in Serbien auch eine gewisse Wirkung ausgeübt haben. Damit jedoch, in Serbien die Furcht vor einem bulgarischen Angriffe erzeugt zu haben, begnügten sich die Hetzer nicht. Tenn diese bloße Furcht könnte noch immer keine Handhabe zu einem Vorgehen bieten, wenn durch die Thatsochen bewiesen wird, daß die Befürcht ungen grundlos sind. ES war daher notwendig, daß auch in Bulgarien die Furcht vor einem serbischen Angriffe erzeugt und die bulgarische Regierung zur Ergreifung von Vorsichtsmaßnahmen gedrängt wurde. DaS ist nun dank der auch in Bulgarien betriebenen Wühl arbeit erreicht worden. Thaffächlich sehen wir, daß beide Staaten ihre militärischen Rüstungen mit Eifer betreiben, und wenn auch die von verschiedenen Blät tern gebrachten Meldungen über serbische oder bulga rische Truppenkonzcntrierungev grundlos sein mögen, so werden doch eingestandenermaßen hüben und drüben Vorsichtsmaßregeln getroffen, um einen ev.ntuellrn Angriff abwehren zu können. Die militärischen Zu rüstungen werden zum Überflüsse von allerhand Be- schulugungen in den beiderseitigen Organen der Presse begleitet, und selbst bei diesen Beschuldigungen blüb man nicht stehen, sondern man ist bereits bei Droh- ungen angelangt. Wie soll man in Bulgarien glauben, daß die Ein berufung olUr Aufgebote zu Waffenübungen in Ser bien harmlos sei, wenn die Art, wie alle Waffen fähigen in Serbien herangezogen werden, einer förm lichen Mobilisierung, die freilich geleugnet w-rd. gleich kommt? Worin anders besteht denn eine Mobilisierung, als eben darin, daß alle Reserven einberufen werden? Wie foll man ferner in Bulgarien sich der Befürch tung entschlagen, daß man sich in Serbien mit üblen Absichten trage, wenn das Organ der serbischen Re gierung, der »Odjek", selbst erklärt, dcß da» Volk die Waffe handhaben lernen müsse, die es seit den Un- glückStagen von Zajrär nicht mehr gesehen, und daß die patriotische Regierung das gut machen wolle, was die verräterische Negierung von ehedem an der Nation verbrochen habe? DaS bulgarische Organ, die „Swoboda", bleibt die Antwort nicht schuldig beginnen im Hoflheater in der zweiten Hälfte deS Oktober und finden stet» an einem Freitag statt. Verwaltung und Leitung derselben bleiben unverändert. Zur Herstellung möglichst bester Klangwirkung wird d«e Bühne durch eine eigen» angefertigte, massiv hölzerne und nach allen Seiten abschließende Schall wand zu einem vollständigen Konzertsaal eingerichtet. Nicht zu beseitigen blieb ein übelstand. Im König!. Hoftheater werden gegen 1800 Billet» für nutzbare Plähe ausgegeben, während der Gewerbehaussaal — sreiüch mit wenig Berücksichtigung der Zuhörer — Raum sür 500 Plätze mehr bot. Der auch mit Be- nuhung der Orchesterplätze im Hoflhrater unvermeidlich dlerbende Ausschluß von einigen Hundert Konzert- besuchern wird bei der allgemeinen außerordentlichen Teilnahme de» Publikum» für diese Konzerte unange nehm empfunden werden. Durch Gestattung de» Be such» der Generalproben kann inde» hierfür einige Ausgleichung geschaffen werden. Leider wird die ge ringere Räumlichkeit de» König!. Hofthrater» auch, wenigstens teilweise, einige Erhöhung der Billetpreise zur Folge haben. Es sollen inde» dafür die üblichen Mittelpreise de» Hofthrater» zu Grunde gelegt wer den, und zwar m,t einer entsprechenden Ermäßigung sür die Abonnenten. Jedem vorjährigen Abonnenten wird da» Vorrecht eingeräumt, während eine» noch bekannt zu gebenden Termine» sich einen der noch vorhandenen Plätze zu reserviere«. Alle hierauf und auf die Billetpreise bezüglichen näheren Bestimmungen, sowie die Konzertvrogramm» werden in nächster Zeit von dem Direktorium der Symphoniekonzerte veröffent licht werden. S. B. und erklärt, daß Bulgarien, welche» die russi schen Offiziere, Generäle, Gesandten und Agenten zu verjagen verstanden, sich durch die Drohungen Ser- bieu» und die angeblichen LOO 000 serbischen Sol daten nicht einschüchtern lassen werde. Ja Stambu- low selbst erklärte einrm Berichterstatter der »Daily New»" gegenüber, daß, nachdem man eS in Serbien nicht gelten lassen will, nach Slivnitza nur durch das Dazwischentreten Österreichs gerettet worden zu sein, Bulgarien, fall» es zum zweiten Mole zum Kampfe kommen sollte, keinen Zweifel darüber zulassen werde, wer der Sieger fei. Ein: solche von den beiderseitigen halbamtlichen Organen geführte Sprache oder solche den leitenden Personen in den Mund gelegten Äußer ungen werfen ein bedenkliches Licht aus die obwalten den Beziehungen, und zwar ein umso bedenklicheres, al» thatsächlich die militärischen Zurüstungen beiderseits zunehmcn. Dabin wollten es aber eben die Hetzer bringen. Es ist ihnen gelungen, in Bulgarien die Furcht vor einem serbischen und in Serbien die Furcht vor einem bulgarischen Angriffe zu erzeugen. Auch Montenegro steht auf der Lauer. Es ist montenegrinischerseits kürzlich der Versuch einer Grenz- Überschreitung mit einer stärkeren Druppenabteilung gemacht worden, um ein Stück olbanesischen Landes zu besetzen. Obgleich nun dieser Versuch wieder auf- gegeben wurde und die montenegrinischen Truppen sich wieder zurückgezogen haben, bleibt er doch bemerkens wert, zumal französische Blätter gleichzeitig roa an- gebl'chen Ein'ällen albanesischer Banden auf moctene- grinffches Gebiet erzählen, welche Gegrnmaßrrgeln von montenegrinischer Seite zur Folge haben dürsten Wir glauben nicht, daß an all diese Erscheinungen die Befürchtung geknüpft zu werden brauche, eS könn ten jetzt für den Flieden in den Balkanländern ernste Gefahren entstehen. Allein die Verhältnisse zeigen immerhin, daß diejenigen, welche feit langer Zeit an d, r Arbeit sind, um eine friedens gefährliche Lage her- beizuführen, ihr Treiben mit erhöhtem Eifer fortsehcn und, soweit es sich um die Erzeugung gespannter Ver hältnisse handelt, auch bereits einen gewissen Erfolg aufzuweisen haben. Lagesgeschichte. Wermsdorf, 2. September. Se. Majestät der König und Se. Königl. Hoheit Prinz Georg be gaben sich heute vormittag von Dresden aus mit töniglichem Sonderzug noch Miltitz bei Meißen, um von da aus dem Manöver der 3. Division Nr. 32 beizuwohnen. Im Allerhöchsten bez. Höchsten Gefolge befanden sich die Generäle v. Rudorff, v. Minckwitz, v. Ehrenstein, der C^ef des Generalstabes Oberst v. Treitschke u. A. Amtshauptmann v. Kirchbach war zur ehrfurchtsvollen Begrüßung am Bahnhof Miltitz anwesend. Die Übung, welche von dem General lieutenant v. Schwcingtl, Excellenz, geleitet wurde, be gann um 10 Uhr in der Gegend von Krögis und endete vor 1 Uhr südlich Deila. Sie gipfelte in einem Angriff, welchen die mit Kavallerie und Artillerie verstärkte 6. Jnfanicriedrigade Nr. 64 unter General major Frkr. v. Hodenberg gegen die Höhen südlich Deila ausführte, welche Stellung von Oberst Schultze, beauftragt mit Führung der 3. Kavalleriebrigade Nr. 32, mit dem 5. und 9. Infanterieregiment Nr. 104 und Nr. 133 unter entsprechender Zuteilung anderer Waffen verteidigt wurde. Nach Schluß des Manövers fuhren Se. Majestät und Se. Königl. Hoheit zu Wagen nach Ziegenhain, und von da mit Sonderzug nach Dahlen, um bis 4. September früh in Werms dorf Quartier zu nehmen und von hier au» am 3. September dem Manöver der 2. Division Nr. 24 östlich Grimma und am 4. Sep'embrr dem der 1. Division Nr. 23 bei Oschatz deizuwohneu. Zwei Brüder. 2» Erzählung von Sophie Junghan». (Fortsetzung.) »Nicht au» unserer Familie", gab er Auskunft- „Aber allerdings habe ich etwas von dort erfahren, wa» mich nahe berührt, gerade mich. Sie werden gleich hören, warum." Dora zitterte ein wenig, als sic sich jetzt ihm gegenüber in da» Sosa sinken ließ. Aber wa» e» nun auch sein mochte, was sie erfahren würde, er kam doch damit zu ihr . . . Gott sei Dank! Er begann. »Als ich vor kurzem bei Ihnen war, hatte mich zufällig die Stachricht noch nicht erreicht, daß Fräulein v. Röntgen, die StiftSdame, gestorben sei —" „Ah — ist sie tot?" rief Dora, sehr mäßig be rührt. „Ja" — er sprach wie zerstreut und sah so sonder bar au», daß sie fortfuhr: „Nun, wie wir neulich erörterten, war ja dieser Außaang längst zu erwarten gewesen. Nicht? DaS alte Fräulein hatte Krankheitlaufälle gehabt . . sagten Sie nicht so?" ,La — Anfälle, bei denen die andere sie pflegte", sagte Felix Leupoldt zwischen den kaum geöffneten Zähnen hervor. Dora sah ihn an, ohne ihn zu begreifen. „Sie ist an einem dieser Anfälle verschieden, ehe ärztlicher Beistand beschafft werden konnte", sprach der junge Mann mit einem rätselhaften Ausdruck weiter. Daun verfiel er wieder in Schweige», anfcheiueud ohne «S zu merken, bi» er dem mit sprechender Un- Dreöden, 3. September. Der königlich preußische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf v. Dönhoff ist von seinem Urlaube zurückge kehrt und hat die Geschäfte der königlichen Gesandt schaft wieder übernommen. * Berlin, 2. September. Se. Majestät der Kaiser ist heute früh kurz vor 6 Uhr nach Jeßnitz zu den Manövcrn de» Gardecorps abgereist. Um 9 Uhr 10 Min. vormittags traf der Monarch mittelst Son- derzug in Jeßnitz ein und wurde auf dem Bahnhöfe von dem kommandierenden General des Gardecorps, dem Landrat, dem KreiSausschuß und anderen Spitzen der Zivilbebörden empfangen. Unter begeisterten Zu rufen der Menge begab sich Se. Majestät nach dem Manöverseld. — Abends 11 Uhr erfolgte die Wieder ankunst Sr. Majestät in Potsdam. — Wie das »Pos. Tagtbl." meldet, Hot der preu ßische Kultusminister neuerdings Veranlassung ge nommen, darauf hmzuweisen, daß sich, namentlich in den westlichen Provinzen, als rin fernerer Weg für die Belebung des Interesses weiterer Kreise au der archäologischen Wissenschast die Heran ziehung der Kreisstände rc. zu den AlteriumSvereinen und sonstigen, gleiche Zwecke verfolgenden Gesellschaften erwiesen hat. So sind z. B. die 18 Kreisstände des Regierungsbezirkes Wiesbaden als Korporation dem nassauischen Altertumsvereine als Mitglieder beige- treten. Sie empfangen dadurch nicht nur die jähr lichen, sondern überhaupt alle Publikationen, deren Verbreitung, sei eS sür den betreffenden Kreis, sei eS allgemein, von Interesse ist. Sowohl zu den Ver sammlungen des V-reinS, wie zum Besuche des Mu seums und zu etwaigen Ausflügen in ihre Geg nd werden sie cingeladen und ferner ersucht, dem Konser vator von neuen Funden Mitteilung zu machen und ihm bei seinen Untersuchungen innerhalb ihres Bezirks, von denen sie jedesmal verständigt werden, nach Mög lichkeit behilflich zu sein. Auch hat der genannte Verein Lehrer auf dem Lande zu korrespondierenden Mitgliedern ernannt, um sie dadurch zur Teilnahme an der prähistorischen Forschung anzuregen. Den Re- gierungspräsider-ten in allen Provinzen ist von vor stehendem Mitteilung behufs entsprechender Anregung gemacht worden. — Vor einiger Zeit hatte das ReichSversichcrungs- amt an die Vorstände der gewerblichen BeruiSgenossen- schäften ein Rundschreiben gerichtet, in welchem die letzteren aufgefordert wurden, dem Amte ihre Erfah rungen bezüglich der Frage der Fürsorge für Ver letzte während der ersten dreizehn Wochen nach dem Unfälle bekannt zu geben. Für die Berufs genossenschasten sowohl wie sür die Verletzten selbst ist diese Frage von großer Wichtigkeit, weil von der Art und Weise der ärztlichen Behandlung eines Ver letzten während der ersten Zeit nach dem Eintritt des Unfalls nicht nur der Grad der Jnvali» drtät und damit die Höhe der zu zahlenden Ent schädigung, sondern auch das Maß der dem Ver letzten verbleibenden Erwerbsfähigkeit abhäugt. Gesetz lich ist diese Fürsorge während der eisten dreizehn Wochcn der Krankenkassen überlassen. Während aber die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften sowie die SeeberusSgenossenschast in den auf sie bezüglichen Unsallversicherungsgesetzen das Recht erhal'.en haben, die Leistungen den Krankenkassen selbst zu übernehmen, ist für die gewerblichen Berufsgenosicnschaften in den sie betreffenden Gesetzen vom 6. Juli 1884 und 28. Mai 1885 leider keine Bestimmung vorgesehen, durch welche sie die Befugnis erhalten hätten, in irgendwelcher Weise auf die Behandlung eines von einem Unfall betroffenen Versicherten während der ersten dreizehn Wochen einen Einfluß auszuübru. Da» erwähnte Rundschreiben des Reichsversicherungs- amteS halte nun den Zweck, die Vorstände der ae- geduld und Sorge auf ihn gerichteten Auge Doras begegnend hastig fortfuhr: „Oh — und war ich Ihnen eigentlich erzählen wollte, ist, daß man vorgestern den alten Humser, als deS Giftmordes an seiner Herrin dringend verdächtig, nach Helbingen in die Unter suchungshaft gebracht hat. — Aber, Fräulein Berninger, Fräulein Dora — ach, verzeihen Sie mir — ich habe Sie erschreckt — ich bedachte nicht —" Er war aufgesahren, beugte sich vor, faßte ihre Hand und studierte da» Gesicht. „So nahe ging Ihnen die Nachricht?" fragte er mit jener fast kosen den Teilnahme, wie wohl ein Arzt zu einem Kinde spricht. „Ich dachte —" „Sie dachten, ich sei ein starker Geist", sagte sie mit dem Schatten eines liebenswürdigen Lächelns, „und abgehärtet gegen weibliche Teilnahme an der nichtswürdigen Menschheit. DaS scheint doch nicht so. Der alte Mann thut mir sehr leid", fügte sie hinzu. „Aber erzählen Sie weiter!" Felix zuckte die Achseln. „Ich weiß zunächst noch wenig. Übrigen» ist hier, wenn e» Sie interessiert —" er fühlte an seinem Rock herum, zog eine Brief tasche hervor und nahm ein Blatt heraus, „hier ist der Brief der Mutter, in welchem sie mir jene uner hörten Vorgänge berichtet, die sie selber, die arme Frau, wie e» scheint, ganz au» dem Gleichgewicht ge bracht haben." Fräulein Berninger la» von der Stelle au, die Felix ihr bezeichnete. „Da» Begräbni» sollte also am Freitag vor vier zehn Tagen stattfindeu; denn Mittwoch nachmittag war da» Fräulein gestorben. Die arme Löwenstrrn, man konnte ihr nicht verdenken, daß sie die Geschichte vor-
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