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Dresdner Journal : 27.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188907273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-07
- Tag 1889-07-27
-
Monat
1889-07
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 27.07.1889
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M173 Sonnabend, den 27. Juli, abends. 1889. kür vr»,ä»» vivrwIMirUoß > ». -0 kt., drt äao L»»»ort. NontsoNs» koit»a»t»It«» Mlrlivt» » öt.; »a»»«rN»Ib ä«, Nsut-el»«» L«vdi« tritt ko»t- »oä 8wr»x»1»»»LdI»8 Nüuu. ^LtNLälx»L^«d>Kr«a r kür ä»o L»mo «u»er e»»p»Itvae» 2«il« tlsirxr koNritt 80 ?L Vater „Lu»^v»»Qät" Nie Asilv bv ks. Lei T»daU»»- m»ä 2iüvrvL»t» »ai»pr. Xak»ctU»g. Lrscdeiaeor LH^Uol» »it ^aiL»jua« Ner Koas- »vä kaiart»^» »de»ä». kviMiprevd-^tLiodli»«; Ur. 1S-V. DresdnerÄurnal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: L)ofrat Otto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. ro» ^»UN»alrN»U«» »«»^trt» , I^ixAUr I->. Lr-nrietett«', 6o»wi«ioiäir ü»i Dr«ä»vr ^oariua»; L»»d»rU - I«rU» - Vl«» - L«tpA» - L«»»I Lr«»I,u ». N.: La»»en«t«>» L t^oAter, N«rU» 1^1«» L^d»iA- ^r«x Lelpilss - ^r»»tt»rt ». Uv »Luekln: L/o«« - k»rt»-I,oo<l»»-N«rUL-kr»»llart ». Da»-« L v'o./ »«rlloi Znvat»<t«»<iant, 0»rUti: S. L/Äier« //«rk/oioer: L«L2or«rr 6. Lc-ü«ter,' LUI« ». »r Larct L vo. L«r»»,»ed»r: Lüai^l Lrxväitivo äs, l)r«»<1asr ^onr»»I». Dr» aoa, Liria^vritr»»»« SO. kor»»pr»ol»-^L»odtiu»! Ur. 188». Wachörstelkungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate August und September werden zum Preise Don 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwinger straße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffen den Postanstalten zum Preise von 2 M. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 23. Juli. Se. Majestät brr König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Geheim- kämmerier Laßmann und der Leibjäger Noack die von Er. Majestät dem Könige von Württemberg ihnen verliehenen Ordcnsdekorationen und zwar Ersterer die goldene Civilverdienstmedaille und Letzterer die silberne Eivilverdienstmedaille, annehmen und tragen. Verordnung, die Ein- und Durchfuhr von Schweinen aus Rußland, Oesterreich-Ungarn und den Hinter ländern Oesterreich-Ungarns betreffend; vom 26. Juli 1889. Nachdem durch Kaiserliche Verordnung vom 14. dsS. Mts. (Neichsgesetzblatt S. 149) die Einfuhr lebender Schwerue au- Rußland, Oesterreich-Ungarn und den Hinterländern Oesterreich-Ungarn- über die Grenze deS Reiches bis auf Weiteres verboten, der Reichs kanzler aber ermächtigt worden ist, Ausnahmen von dem Verbote zu gestatten, so wird zu Vermeidung von Mißverständnissen hiermit noch besonders darauf hingewirfen, daß das Verbot der Einfuhr sich auch auf die Durchfuhr erstreckt. Zugleich wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der Reichskanzler eine Ausnahme von dem obigen Verbot für Sachsen in der Art gestattet hat, daß einstweilen lebende Schweine, welche mit der Eisen bahn unmittelbar aus Strinbruch in Ungarn kommen und daselbst die übliche zehntägige Quarantäne über standen haben, über Bodenbach unter der Bedingung ^ingeführt werden dürfen, 1) daß die Transporte mit entsprechenden Ur sprungs- und Gesundheus-Attesten versehen sind, 2) daß auf dem Bahnhose zu Bodenbach eine Untersuchung durch einen königl. sächsischen beamteten Thierarzt stattfindet, und daß kranke oder verdächtige Thiere, sowie die mit solchen in Berührung gekom menen Thiere von der Weiterbeförderung ausgeschlossen werden, 3) daß die Thiere nach dem Passiren der Grenze mittels der Eisenbahn unter Vermeidung jeglicher Um ladung oder sonstiger Transportverzögerung, sowie jeder Berührung mit anderem Vieh dem Schtachthofe zu Pirna zugesührt und dort alsbald noch dem Ein treffen unter polizeilicher Kontrole abgeschl achtet werden. Dresden, am 26. Juli 1889. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Nichtamtlicher Teil. Vetegvaphische WachrichLen. Rom, 26. Juli. (W. T. B.) Der „Agenzia Stefani" wird auS Coni vom heutigen Tage gc- meldet: Nm 22. d. Mts, verhaftete ein SicberdeitS- beamter einen Fremden, welcher sich durch sein Be nehmen verdächtig gemacht hatte. Bei dem Ver hafteten wurden drei italienische topographische Karten, sowie Aufzeichnungen über italienische GrenzfortS gefunden. Bei seiner Vernehmung gab der Fremde an, daß er einem französischen Alpen klub angrhöre, und daß die erwähnten Aufzeich nungen von ihm berrührrn. Die eingeleitete Unter suchung hat ergeben, daß der Verhaftete Bezieh- uugrn zu französischen Grenzkommissaren hatte. Auch ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß der Verhaftete ein Lieutenant im 24. französischen Ehasseurrrgiment ist. Der russische Spezialgrsandte beim päpstlichen Stuhle, JSwoltSki, ist mit Urlaub von hier ab gereist; derselbe wird in einigen Wochen behufs Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Va tikan zurückerwartet. London, 27. Juli früh. (W.T.B.) Bei der Beratung der Apanagenvorlage im Unterhause kündigte Morley für nächsten Montag die Ein- bringung eines Antrages au, in welchem erklärt wird, daß das HauS nicht geneigt sei, die Lasten deö Volkes für Apanagen zu vermehren ohne dir Versicherung, daß keine weiteren Apanagen gefor- dert werden sollen. Hierauf wurde die Beratung über den Antrag LabouchbreS zu Erue geführt, welcher besagt, daß die zur Brrfügung der Köni gin und der übrigen Mitglieder der königlichen Familie stehenden Gelder ohne weitere Anforde rungen an die Steuerzahler ausreichend seien. Der Antrag wurde mit 38!) gegen 116 Stimmen abgelehnt. London, 27. Juli. (T-l. d. DreSdn. Jouru.) Der „Standard" meldet auS Shanghai: Ein abermaliges Auötreten deö Gelben FlusseS ver ursachte in der Provinz Shautnug verheerende Überschwemmungen, die zahlreiche Menschenleben forderten. St. Petersburg, 26. Juli. (W.T.B.) Ter Herzog von Ediuburg ist hier eingetroffen. Dresden, 27. Juli. Zur allgemeinen politischen Lage. Wem öfters Geleginheit geboten ist, die Mei nungen und Anschauungen des Publikums über poli tische Fragen kennen zu lernen, dem kann es nicht entgangen sein, daß gegenwärtig ein Gefühl der Uu- sicherheit betreffs der allgemeinen politischen Weltlage in Len weitesten Kreisen der Bevölkerung Platz ge griffen hat. „Einen Kr eg werden nur sicher haben, eS sragt sich bloß wann", ist der Refrain von fast jedem Gespräche, das sich zwischen berufsmäßigen oder nichtberussmäßigen Politikern über diese Frage an spinnt. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Schuld an dieser allgemeinen Anschauung in erster Linie diejenigen Preßorgane trifft, welche es sich immer von neuem angelegen sein lassen, Lie Gründe zu entwickeln, welche für den demnächstigen Ausbruch eines allgemeinen Weltbrandes sprechen. Diesen fort gesetzten Beunruhigungen ist es zuzuschreiben, daß sich, um ein besonders auffälliges Beispiel anzuführen, in der Provinz Ostpreußen das Gerücht verbreiten konnte, der Friede sei unmittelbar bedroht, ein Überfall von Osten müsse befürchtet werden, ja cs könne sogar der deutschen Heeresleitung eine vorübergehende Preis- gebung der Provinz aufgenötigt werden. Nach einer Mitteilung der „Oitpreußischcn Zeitung- sah sich der kommandierende General deS ersten Armeekorps und frühere Kri.'gsminister, Bronsart v. Schellendorf, ver anlaßt, diesem Gerüchte in einer vielbesprochenen Tisch rede entgegenzutreten und auf das Grundlose Ler KriegSbesürchtungen hinzuweisen. Eine derartige Kundgebung, obschon sie natürlich nicht entfernt die Bedeutung besitzt, wie etwa eine Rede des leitenden Staatsmannes, ist gewiß nur lobenswert. Daß sie aber überhaupt für notwendig gehalten wurde und der gesamten deutschen Presse Anlaß zu den weitgehendsten Erörterungen gab, dürste als der beste Beweis dafür anzusehen sein, wie be gründet unsere Auffassung über die allgemein herr schende Beunruhigung ist. Dieser allgemeinen Schwarzseherei entgrgenzutreten, sollte sich die Presse vor allem zur Aufgabe machen. Sie würde sich dadurch in ganz anderer Weise um die Erhaltung des Friedens verdient machen, als durch die fortgesetzten Erörterungen über die Gefahr der allgemeinen Weltlage. Die Lage ist gespannt, das wird niemand leugnen, aber durchaus nicht so besorg niserregend, wie vielfach geglaubt wird. Jede Macht wird eS sich zweimal überlegen, ehe sie einen Krieg herausbeschwört, dessen Ausgang und Folgen ganz un berechenbar sind. So lange Frankreich durch seine inneren Angelegenheiten noch vollständig in Anspruch genommen ist und sich nicht mit Rußland zu einem Angriffskriege wider die Mittelmächte förmlich ver bündet, so lange darf alle Welt ruhig an die Erhal tung des europäischen Friebens glauben. Wir haben in unserer vorgestrigen Nummer einen Aufsatz aus St. Petersburg zum Abdruck gebracht, in welchem gleichfalls der friedfertigen Stimmung der russischen Regierung Ausdruck verliehen und nebenbei die auswärtige Politik deS St. Petersburger Kabinetts in ihren Grundzügcn dargelegt wurde Es wurde dort gesagt, daß die — vorzugsweise in Österreich zutage tretende — Besorgnis cmer von Rußland ausgehenden Gefährdung des europäischen Friedens durchaus grund los sei. Die Verschiebungen von Truppen in der Richtung nach der Westgrenze des Reiches seien durchaus nicht deshalb vorgenommen, weil Rußland feindliche Absichten g'gen seine Nachbarn hege, sie seien eine aus den geographischen Verhältnissen sich ergebende Notwendigkeit Rußland stehe ohne Bundesgenossen da und sei dem Bündnisse anderer Mächte gegenüber somit zu doppelter Vorsicht gezwungen. Auf der Balkanhalbinsel habe sich die russische Regierung allen Vorgängen der letzten Jahre gegenüber auf vollstän dige Passivität beschränkt, weil sie die freie Entwicke lung und Unabhängigkeit der Völker auf der Balkan- Halbinsel ganz aufrichtig wolle. Seine Friedensliebe habe Rußland dadurch am deutlichsten gezeigt, daß es den Zuständen in Bulgarien seiue Zustimmung ver sagte, ohne zur Beseitigung dieser Zustände etwas zu unternehmen. Man habe also, namentlich in Wien, ganz unrecht, wenn man Rußland kriegerische und er oberungssüchtige Absichten uuterschiebr. Eine solche halbamtliche Kundgebung, in welcher die friedfertige Politik der russischen Regierung in der entschiedensten Werse betont wird, ist gewiß nur in hohem Grade erfreulich und dre bezüglichen Versicher ungen sind auch darum durchaus glaubwürdig, weil Rußland gegenwärtig wohl kaum an einen Krieg denken kann. Das Zarenreich steht völlig isoliert in Europa da, Frankreich ist nicht altionssähig. es ist daher sehr wohl begreiflich, wenn in St. Petersburg v.rsichert wird, Rußland denke gar nicht daran, seine Nachbarn anzugreifen, eS bereite sich lediglich auf alle Möglichkeiten vor und strebe nur danach, durch seine Truppenverschiebuugen nach der Westgrenze dar Gleich gewicht der Kräfte in Europa wiederherzustellen. Die letztere Versicherung verdient freilich weit weniger Glauben als die, daß Rußlands Politik gegenwärtig die friedfertigste der Welt sei. In Rußland weiß man ebensogut als anderLwo, daß das mitteleuropäische Bündnis lediglich deshalb geschloffen wurde, um einen etwaigen Angriff Rußlands oder Rußlands und Frank reichs gemeinsam abzuwehren. Jede auf Eroberungen gerichtete Absicht lag den Mittelmächten beim Abschluß der Verträge ebenso fern, wie dies noch heute der Fall ist. In Rußland dagegen hat man den Ge danken, den Berliner Vertrag umzustoßen und sich in den Besitz Konstantinopels zu setzen, niemals aus- gegeben. Man wartet dort nur auf die erste sich bietende Gelegenheit, um das „Testament Peters des Großen- zur Ausführung zu bringen und trifft in zwischen, weil man in dem Dreibunde das hauptsäch lichste Hindernis zur Erreichung dieses Ziels erblickt, die umfassendsten militärischen Maßnahmen, um sich den Erfolg zu sichern. Sobald man den rechten Zeit punkt für gekommen erachtet, wird man zweifelsohne in St. Petersburg keinen Augenblick zögern, zum An griff vorzugehen. Daß aber dieser Zeitpunkt nicht gar zu bald ein tritt, dafür bürgt die bewährte Kraft, in deren Händen die Leitung der auswärtigen Politik des deutschen Reichs liegt und wir können im Vertrauen auf die selbe davon überzeugt sein, daß eine Störung des euro päischen Friedens zunächst noch nicht zu besorgen ist. Lagesgeschichtr. * Berlin, 26. Juli. Se. Majestät der Kaiser befindet sich auf der Rückreise nach Wilhelmshaven. Die „Kons. Korr." schreibt: Die Schweiz hat allen Anlaß, mit größter Dankbarkeit und höchster Arerkennung aus die prompten Leistungen ihrer Anwälte in Deutschland zu blicken; besser kann der eidgenössische Bundesrat seine Sache gegen die deutsche Regierung selbst nicht führen, als eS die „deutsch"-sreisinnigen und demokratischen Organe für ihn thun. Kaum ist bekannt, daß der deutsch-schweizerische NredcrlassungSvertrag gekündigt worden ist, so bietet auch schon die demokratische „Franks. Ztg." der Eidgenossenschaft die Antwort dar, welche auch hinsichtlich dieser neuesten deutschen Maßregel bestimmt sein soll, nach demokratisch-freisinnigen An schauungen, die deutsche Regierung ins Unrecht zu setzen. Die „Franks. Ztg ' schreibt: „Die Schweiz hat gar kein Inter« sse daran, den Ab schluß eines neuen Vertrage» zu beschleunigen, oder wenig, stent ist ihr Interesse ein viel geringeres als das unsrige. Sie wird sich demnach auch kein erhebliches Zugeständnis ab- zwingcu lasten. Meint Deutschland, eS einmal ohne Vertrag versuchen zu können, so kann das die Schweiz viel eher Ein neuer NiederlasjungSverlrag aber wird gerade so gut da« Asy recht respektieren wüsten, wie der alle; anderenfalls wird er nie zu stände komme», nicht in diesem Jahre und über haupt nicht. Warum soll die Schweiz nicht warten können- Tie Zahl der Deutschen in der Schweiz, denen durch die Vertragskündigung der Boden unter den Füßen wcggrzogen wird, ist mindestens dreimal so groß, als die Zahl der Schweizer in Deutschland. Jene unsere deutschen Landsleute gehen mög licherweise anscheinend ernsten Prüfungen entgegen; den Dank dafür aber habe» sie der deutschen Regierung zu entrichten." Ww werden sicher diese der Schweiz zugetragenen Argumente ebenso in der betreffenden Note deS Bundes rates wiederfindcn, wie bereits in den schon veröffent lichten Aktenstücken der Schweiz die vom Freisinn aus gehäuften Scheinbeweise verwertet waren. Mit dem Hinwegs auf die dreimal so starke Zahl der Deutschen in der Schweiz bezeugt die Opposition indessen gerade, daß der Hauptvorteil des Vcrtrages auf feiten der Schweiz jst; denn in Anbetracht der grundverschiedenen Größenverhältnisse der beiden Staaten kann doch nicht d e Zahl, sondern muß der Prozentsatz der Nieder gelassenen berücksichtigt werden und rach der richtigen Proportion müßten nicht drei — sondern zehnmal sc- viel Deutsche in der Schweiz sein, als umgekehrt. Wenn wir nun noch von den dreimal soviel Deutschen die vielen Sozialdemokraten abrcchnen, welche als Reich-angehörige, die des Schutzes der Regierung würdig seien, solange wohl kaum gelten können, als sie daran arbeiten, den inneren Frieden ihres Vater landes zu untergraben, so wird zugegeben werden müssen, baß der Vorteil der Schweiz bei Zustande kommen eines neuen NirderlassungSvertrages ein ganz ei Heblich größerer ist, als der des deutschen Reiches. Diesen Ansichten wird sich auch der Schweiz-r Bundes rat nicht verschließen können, und wennschon wir über- Feuilleton. Verschlossenes Herz. 17 Novelle von Adolf Stern. (Fortsetzung.) „Wenn Sie es so wollen, gnädiger Herr — und sicheres Auge und ganz sicheren Tritt haben, wird's halt auch ohne Seil gehen. 'S ist nur ein wenig schwerer für Sepp und mich, da wir doch immer auf Sie mit achten müssen und besser wäre es vielleicht doch —" „Kümmern Sie sich nur um die Damen und wer sonst angeseilt werden mag", unterbrach ihn Herbert Krüssow. Der Blick, den er dabei aus den Führer warf, war ein feindseliger, geringschätziger und konnte nicht durch den bescheidenen Einwand Rainer- ver anlaßt sein. Aber der Tiroler hatte, wie am gestrigen Abend, sich mit einem bittenden Ausdruck in den Mienen zu Hermine hingewendet, und diese stumme Ansprache erschien dem Beraherrn ungehörig. Doch blieb es bei dem kurzen Blick, denn Doktor Harlacher ries seinem Vetter lachend zu: dSie bleiben mit Ihrem Freiheitsdrang gänzlich allem, Herbert, auch ich wünsche aus Seil genommen zu werden. Von den Damen versteht sich's ohnehin. -Und eS würde die Sache wirklich vereinfachen, wenn auch Sie keine Ausnahme machten. - Hermine fühlte die Augen Rainer», deren Bitte sie verstanden hatte, noch immer auf sich ruhen, .ob schon der Führer wieder am Boden kauerte und da» lange Seil prüfend durch die Hand laufen ließ. Sie überwand da» dunkle Gefühl, daS ihr die Lippen schließen wollie, that einen Schritt zu Herbert Krüs sow hin und sprach ihn halblaut an: „Sie schlagen mir vielleicht die Bitte — eine erste Bitte — nicht ab Herbert, und sügen sich den Anordnungen des Führers." Er neigte auf der Stelle zustimmend das Haupt; indem er es wieder erhob, zeigte sich der durch dringende forschende Ausdruck, welcher seinen Augen einen so eigentümlichen metallischen Glanz gab, brachte seinen Mund ihrem Ohr nahe und flüsterte: „Sie sind mir zuvorgelomwen, liebste Hermine, ich wollte Sie eben um das Gegenteil bitten: nämlich sich meiner Führung zu vertrauen und mit mir, ohne diese lächerlichen Vorsichtsmaßregeln, über den Glet scher zu gehen. Ich versichere Ihnen, diese Burschen, die Führer, wollen sich mit dem ganzen Apparat nur wichtig machen. Doch geschehe eS nach Ihrem Ge- sollen!' Sie brachte kein Wort LeS Dankes hervor, und sie hätte am liebsten ihrer ersten Bitte die zweite hin- zugesügt, ihr nicht fortgesetzt weh zu thun. Der Ton, in welchem er von den Führern sprach und der offen- bar immer nur Rainer galt, verwundete sie tieser al» Herbert e» vielleicht wollte — doch schon, daß er e» wollte, war schlimm genug. Eie wandte sich kurz wieder ab und sah über den Gletscher hinweg zu den bläulichen Firnrücken und zu den nach und nach aus leuchtenden Spitzen empor — dort lag ihre Welt, iu der sie jederzeit Leben, jauchzende Lust, reines Gefühl ihrer selbst gefunden halte. Heute aber trennten sie von dieser Welt, diese» Leben nicht pur -ie wenigen Schritte bis zur schimmernden Gletscherflächc, sondern ein böser, lastender Traum, ein dunkles Etwas, das bei Hellem Sonnenschein sie umhüllen — und dem sie trotzen und entrinnen wollte. Eben ward sie laut von ihrer Base Elsbeth und deren Mann angerusen; Rainer stand neben ihr und war mit seinen Vordereitungcn fertig, er schlang, wie schon ost zuvor, daS Seil um ihre Hüften — eS war ihre Schuld, wenn sie bei dem einsachen Handgriff zitterte und die Augen niederjchlug. Hnr Herbert Krüssow und der Arzt folgten, zwischen ihnen und Sepp, der den Schluß machte, sand Frau Elsbeth ihren Platz, die einzige von allen« die eine gewisse Ungeduld danach verriet, daß man sich iu Bewegung setze. Hermine wandte sich, iowie olles geordnet war, zu Rainer, der an der Spltze stand und das Zeichen zum Ausbruch zu geben hatte. , „Wir durchqueren Len Ferner aus dem alten Wea, den wir schon zweimal machten, nicht wahr, Rainer? — Sie haben zuviel Proviant in Ihrem Rucksack, geben Sie mir irgend etwas davon, ich kann es be quem an meinem Gürtel einhängen. — Warum wollen Sie nicht? — Sie gehorchten mir sonst besser I" „Tiefeubruuuer hat ganz Recht, e» ist unpassend, baß Sie dergleichen tragen, Hermine!' ließ sich hinter ihr die Stimme Herbert» vernehmen. Ohne nach rückwärt» zu blicken, entgegnete Her mine: „Lieber Himmel, die Worte passend und un- passend verlieren in diesen Bergen viel von ihrem Sinn. Du hast wenig gefragt, Elsbeth, ob e» sich paffend au»nahm, aber e» war Dir sieb, daß Dich- Rainer auf seinen Armen iu da» Hotel zurücktrug, al» Du Dir dort drüben den Fuß verstaucht hattest.' „Man muß sei» Verhalten nie nach vorübergehen den Ausnahmezuständen, sondern nach den Forderun gen richten, welche die Verhältnisse im ganzen an uns stellen!' ließ sich der Bergherr wiederum ver nehmen. Und als ob er qesühlt hätte, wie unerquick lich sein Gemeinplatz erklang, fügt: er — ober in englischer Sprache — hinzu: „Ich hoffe, Hermine, Sie setzen mich nicht in den Fall, Sie über die Gletscher retten zu müssen, ich würde nun und nimmer dulden, daß ein anderer Mann Sie trüge!' Nur Hermine und er selbst waren der englischen Sprache mächtig — und das Mädchen wandte sich augenblicklich zu ihm um: „Bitte, Herbert, sprechen Sie deutsch, um HarlacherS und EtSbethS willen." Er sah, daß ihr bleiches Gesicht erglüht war und deutete das zu Gunsten seines kühneren Wortes. So sagte er noch einmal englisch: „Warum sollten sich Bräutigam und Braut nicht ab und zu rin Wort zu sagen hod. n, dar die andern nicht zu hören brauchen? Doch ich gehorche Ihnen, liebste Hermine, und will nur im äußersten Notfall wieder englisch sprechen.' Sie neigte zum Zeichen, daß sie dies Gelöbnis höre und annehme, sehr anmutig den Kopf, aber sie blickte schon wieder vorwärts und folgte gleichmäßig den Schritten deS voraufgeheudrn Führer». Herr Herbert Krüssow spürte eine Anwand lung, durch Fallenlassen de» Seil» den Zwischenraum zwischen sich und Hermine zu kürzen, aber er erwog, daß seine schöne Verwandte zu wenig Verlangen nach bräutlichem Geplauder gezeigt habe upd daß e» nicht an ihm sei, der spröden jungen Dame noch wehr ent« grgrnzukommen, al» er schon grthan hatte. Er setzte sich vor, sHop am nächsten und spätesten» a»
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