Suche löschen...
Dresdner Journal : 24.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188907243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-07
- Tag 1889-07-24
-
Monat
1889-07
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 24.07.1889
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
.V170. Mittwoch, de« 2 t. Iutt, abends. 188!-. vs-nxsxrcttr vr«,ck»> vierteljLkrllok > V. b0 ?1., dct Ass H»i»«rl. «ksut-otie» visrttl- Mcrliod > -t; »»»,ord»td äs» äeuttedvo L«ivbe« tritt ko«t- m»ä 8t»wxol»o»ctä«^ tusra. -c»Kkti»alxiu»x^x«dtU»rellr kür äo» ILxru» oü»er eo«pLlt»»eo 2«ils kleiner Lokrikt SO kk. Hvder „Ll^^osLicUt" äis 2«Us L0 ?k. B« T»dvUoL- ULtl 2iüeriu»tt vut»i>. XuS-vtit-^. LinedslLvar TüzUc!» out ^.lliLLluos äer 8ooo- uoä keiarlLg« odeoä,. k«rosprvok-^o,edlll»i: ltr. 1LVL. DttMerMumal. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. L tritt*« 7», »»HMLrttl L-Ip-tU; F>. LLauoüuoitLr 6s» vr»»ckoor Sonnucl»; >«rU» -Vt« - LstpAU - L»,«I-Lr«»t», ^r»Ltl1»rt ». H.: Ad»t«nr:«t»» L kvAte^, v«rlt» VI«» L,<»diuA- ?r»7 - I-»ls »Ix - krtuiktdu-t ». H -IlL»cd«o: L««t. A/o««; k»r »-L»rao»-v«cU»-r>»Läcr»rt ». H.-ItoN^»rt: /-a^L« L Oe>.,' L«rU»! /»vakilj«»tia»»t, SkrU«: S. Lt»Ui<r» ^»'ü/otcer,' L»r»o,.rr v. Ac?>ü«t/er/ s»u« ». L-reL L 0«. llor»v»»«d»r: LSui^I. Lrpväitio» äs, I>rs»ä»sr Sorin»»!». Orrräoo, /vi»ir«»-»tr»,»« tO. ksro,provt»-^o«otNv„: !kr. Amtlicher Teil. Dresden, 24. Juli. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, die Prin zessin Mathilde und der Prinz Albert sind gestern Abend nach Freiburg im BreiSgau gereist. Ulchtämtlichcr Teil. Oreöden, 24. Juli. Gegen die italienische Jrredenta. * Die Partei Cavallotti» und JmbrianiS hat schlecht mit der llugeu Thatkrast des italienischen Ministerpräsidenter zu rechnen verstanden, so schlecht, daß sie am Ende cllr Vorsicht vergaß und eine revo lutionäre Kundgebung vorbereitete, die selbst der schwäch lichste Staatsmann nicht geduldet hätte. Erfreulicher weise sind denn auch die Folgen solcher Kurzsichtigkeit n^cht auSgeblieben: Die Brutstätte der Bewegung, dar „Komitee für Triest und Trient" ist aufgelöst worden und den Provinzvereineu hat man durch angediohte Strasmaßregeln die Neigung zu unbesonnenen Thaten vorderhand wenigst ns stark benommen. Seit Jahren wühlt die radikale Partei in Italien herum, gering an Zahl, aber großmäulig und phantastisch, und bekämpft ebensosehr den derzeitigen politischen Zustand Europas wie die monarchischen Einrichtungen de» eigenen Vaterlandes. Der JrredentismuS ist ihr Strcitwcrkzeug, das sie gegen das Königtum und gegen die auswärtige Politik der Regierung mit Gewandt heit und Unverfrorenheit in Anwendung bringt, und in der Schwächung der Monarchie wie in der Stör ung der freundschastlichcn Beziehungen Italiens zu Österreich-Ungarn erblickt sie ihr eifrig verfolgtes Ziel. Natürlich war sich die italienische Negierung über den antidynastischeu und verfassung-feindlichen Charak ter solcher Bestrebungen niemals im Unklaren, brachte aber den Wühlereien demungeachtct mehr Duldung entgegen, als man wohl hier und da für erklärlich und angebracht hielt. Vergegenwärtigt man sich indes den Werdegang des neuen Italien, so wird die Stellungnahme der Staalsteitung begreiflich und ent schuldbar. Der italienische Einheitsstaat ist, wie cS die „Presse" kurz ausdrückt, dar Ergebnis revolutionärer Ström ungen und Bewegungen, welche im Vormärz durch die Carbonari und andere Berschwörersekten vorbereitet, im Jahre 1848 dadurch eine realpolitische Unterlage erhielten, daß sich Piemont und das alte HauS Sa voyen an die Spitze der nationclm Bewegung gestellt hat und ein so genialer Staatsmann wie Cavour die Führung derselben in die Hand nahm. Toch um Cavour und seinen Schülern ihr großes Werk gelingen zu lassen, bedurfte cs noch kräftigerer Machtmittel, es bedurfte der Beihilfe Mazzinis, Garibaldis, Ming- hettis u. a., das will sagen, der revolutionären Ele mente verschiedenster Steigerung. Und die nationale Arbeit gelang. Lie politische Freiheit ward gewonnen und nur ein Danaergeschenk brachte die heiß Erkämpfte dem Sieger. Neben der offiziellen nationalen Negie rung hatten sich verschiedene revolutionäre Neben- regierungen gebildet, deren Thäügkeit im rechten Augen blick von der ersteren mit virtuosem Geschick und Er folg ausgenutzt worden wer, und dir von dem Mo mente an, da der König im Quirinal und das Par- law-nt aiö dem Monte Citeriv ihr HeimatSrecht er- Feuilleton. Verschlossene- Herz. 14 Rovellc von Adolf Stern. (Fortsetzung.) Auch vermochte sie den Gedanken, wie na türlich es sei, daß sein Traum bei ihr verweilt habe, nicht rasch zu verscheuchen. Und obschon sie nicht träumen wollte und sich immer wiederholte, daß in ihrem gegebenen sestumgrenzten Leben kein Traum Raum habe — so träumte sie jetzt dennoch. Sie sah Rainer an seinem Herd sitzen, die schönen dunklen Augen auf den trügenden Blättern, aus denen er Bildung und Lebens- Hoffnung saugen wollte, sie durchlebte in Minuten lange Winterabende, an denen nm da- Dach der Sturm heulte und in den Bergen die Lawinen donnerten, und warm quoll in Hermines Seele der Wunsch empor, den armen prächtigen Träumer nicht bloß erwecken, sondern ihm etwas geben, ellvaS zurücklassrn zu dürfen, wa» sein Leben reicher mache. Zwischen die Bilder aber, in denen das erregte Mädchen die enge Bauern stube mit den Holzwänden und Holzgeräten, die be eisten Fenster, das schlechte Licht und die rot glühen den Scheite auf dem Herd samt dem lesenden, träu menden Rainer deutlich vor sich sah, drängten sich an dere wunderlich fremde, bei denen e» sie heiß durch rieselte. Sie erblickte wiederum Rainer, sah den edlen Kopf, die hohe Gestalt, aber die Führertracht verschwunden, die bochgewölbte Stirn und die dunklen Augen blickten über einem goldgestickten Uniformkragcu, worben, nach gethaner Schuldigkeit ihre Daseins berechtigung verloren hatten. Trotzdem bestan den sie fort und erhielten sich drei Jahrzehnte hindurch neben einer wirksamen Unterstützung auch die öffent liche Anerkennung seitens der offiziellen Negierung, und beides um so leichter, als die Revolutionäre von ehedem, welche später zu einflußreichen Ämtern im nationalen Königreiche gelangt waren, nicht gleich jede Verbindung mit ihren einstigen Freunden abznbrcchen wagten. Die praktische Folge dieser Lage konnte nicht aus bleiben. Die neue Großmacht fand allmählich und selbst bei wohlwollenden Förderern ihres rüstigen Emporstrebens ein immer schärfer hervortretendes Mißtrauen, das die nahe Gefahr bedenklicher Isolie rung in sich schloß und damit bei der unsicheren europäischen Lage die Lebensintercsscn des jungen Einheitsstaates bedrohte. Da ergriffen einsichtige und von ihrer rcvolutionärm Vergangenheit nicht beirrte Staatsmänner des einzige rettende Mittel, die Um kehr zu konservativen Grundsätzen in der innern und äußern Politik, und dieser Schritt hat sich bi» heute als wahrhaft heilsam erwiesen, da er nicht nur die innere KonsolidierungSarbeit begünstigte, sondern auch de Annäherung Italiens an den Friedenöbund der Kaifermächte veranlaßte. Für den Eintritt in die Allianz war freilich noch eine Vorbedingung zu er füllen, die Verdammung der irredenustischen Be strebungen, welche ja nicht minder gegen Österreich als gegen Italien selbst gerichtet waren, und als d:r Forderung Genüge gethan war, kam der Dreibund zu stände. Seitdem hat der JrrcdeutiSmus seine Um triebe etwas gemäßigt, aber doch nicht in solchem Grade, daß Crispi sich nicht gezwungen sah, in frei- cendem Tempo emen entsche.drnden Schlag gegen die AgitationSlustiqen vorzubereiten. Dieser Schlag gegen die irrcdcnlistischen Wühlereien der Radikalen ist jetzt erfolgt. Ein Manifest des Komi ccs bot Veranlassung zum Einschreiten gegen dasselbe, und der Bericht des PolizeidirrktorS wie das Dekret des Ministerpräsidenten geben vollständigen Aufschluß über die Gründe, von welcher di: Staats gewalt sich hat leiten lassen. Der Ausruf der Jrre- denten warf der Regierung und dem Parlament vor, daß sie die Rechte Italiens vergessen, schmähte das Bündnis, welches der König und sein erster Minister geschlossen, und forderte die Lorreißung Triest und Trents aus dem Ländergebiete Österreich-Ungarns. Dieses frevelhaft kühne Vorgehen kam der lange ge- hegten Absicht Crispis entgegen, und so erfüllte er Mil Energie und unbesorgt um alle kommenden An griffe se ne Aufgabe, indem er eener Partei Fesseln anlegte, die sich in Fragen der auswärtigen Polit k Prärogative anmaßte, welche einzig und allein der Krone gebühren, und die eine Agitation betrieb, durch welche die internationalen Beziehungen Italiens gestört werden konnten. In seinen Parlamentsreden hat cs der Minister präsident, in seinem Bericht cn den Minister des In nern soeben wieder der Generaldirektor der öffentlichcn Sicherheit mit urverblümten Worten ausgesprochen, daß die Rücksichten auf die römische Frage einen un- abweilba en Zwerg cusüben, mit dem letzten Nest der traditionellen Geduld gegenüber dem Jrrcdentirmus zu brechen. Jtalicn dürfe, so hat Crispi in der Kom mer gesagt, euch nicht den leisesten Schein bestehen lassen, daß cs sein Verhältnis nur den Bundcsgcnosscn und alle lnternationalcn Beziehungen, welche aus dem selben erwachsen, nicht ehrlich hinnehme und beobachte, weil nur in dnser Allianz eine Gewähr sich finde für die möglichst lange Erbaltung des Friedens, und wenn die Wahrung derselben nicht mehr möglich wäre, für eine erfolgreiche Verteidigung seines Besitzstandes. Crispi hat als Minister des Äußern über einem schwarzen Gesellschastsanzug zu ihr hin und in dcn Augen war der Ausdruck glühender, an- betender Zärtlichleit, den sie gestern zum erstenmal in ihrem Leben gesehen. Sie fühlte, wie bei der Erinne rung das Blut rascher durch ihre Adern rann, ihr Haupt senkte sich bei jedem Schritt tiefer herab, bis sie es plötzlich empor und zurückwarf, daß die braunen Löckchen am Nacken sich emporsträubten. „Nein und aber nein!" sagte sie vor sich hin. „Rainer wird ver nünftig werden und ich toll. Sie sollten alle Gott danken, daß ich nach ihren Begriffen ein verschlossenes Herz Habel — Schöne Augen würden sie machen, wenn ich eS nicht unter Schloß und Riegel hielte." Hermine wandte sich um und ging mit beschleu nigten Schritten den Weg, den sie emporgekommen war, zurück. Sie wollte an nichts mehr denken al- an das Fuhrwerk, an die Fahrt zur Eantoniera, an das Zusammentreffen mit Herbert Krüssow, an ihr flachgelegcncs Daheim zwischen den Wiesen und Wei den bei der Rohr. An nicht» mehr und nichts wieder! * . * Zwischen fünf und sechs Uhr am Nachmittag diese» Tages, eben als die Sonne wieder hinter den dunkeln Höhen und Zacken deS Kristallokamms hmabging, war ungesädr in der gleichen Viertelstunde der Wagen vor da» Hau-thor auf FranzenShöhe gerollt, welcher Fräulein Hermine Krüssow, ihre Tante Clotilde und den schlanken, vornehm dreinschauenden Herrn brachte, sür den seit mehreren Tagen zwei Zimmer im Gast hof bestellt waren, und war da» Harlachrrsche Ehe paar, mit den fremden Begleitern und seinen beiden Führern Sepp und Rainer von der Schwarzwand in seinen Redewendungen noch eine gewisse diploma tische Vorsicht üben müssen, der Präfekt von Nom ist zu einer solchen Zurückhaltung nicht veranlaßt und spricht ganz offen von einer „hinterlistigen" Nation, welche die Isolierung Italiens benutzen würde, um dasselbe zu schädigen, und spielt damit auf die fran- zosenfreundlichen Kundgebungen der Irredentisten wäh rend und nach der Berliner Reise des Königs an. Tie Irredentisten werden als eine der nationalen Politik Italiens gefährliche Gemeinschaft in Bann und Acht erklärt, doch hat man in ihrer Unterdrück ung nicht bloß ein Erfordernis der Notwehr des ita lienischen Staatswesens, sondern auch einen Akt loyalen Entgegenkommens sür die vsterr, ichisch - ungarische Monarchie zu erblicke». Diese neue Bethärigung italienischer Freundschaft weiß man in Wien sehr zu schätzen und ist von dem vollem Ernst der Acht- erklärung überzeugt. „Es giebt ja auch", so schließt die „Presse" ihre freundliche Besprechung der An gelegenheit, „keine bessere Gewähr für die Verläßlichkeit eines Bundesgenossen al» dessen eigene, von ihm selbst erkannte Lebensinteressen." Tagesgeschichk. * Berlin, 23. Juli. Se. Majestät der Kaiser hat gestern abend die Rückfahrt nach Bergen sort- gesctzt. — Die „Nordd. Allg. ZtgF schreibt: In der letzten Stummer des Reich-gesctzblatleS wird eine Kaiser!. Verordnung bekannt gegeben, welche die Einfuhr von lebenden Schweinen aus Rußland, Osterreich- Ungarn und dcn Hinterländern Österreich-Ungarns allgemein verbieict. Die Leranlasjung drz» hat, wie wir hören, in den sperrmaßrege!» gelegen, welche vor kurzem die deulsche VirhanSsuhr nach Westen betroffen haben. Nachdem im März d. IS. unter einigen von Deutschland nach England verichiffren SchasrranSporlen die Maul- und Klauenseuche sestgcstellt wor den war, haben die Regierungen von Großbritannien. Frank reich und Belgien allgemeine Bcrboie der Biehrmjuhr gegen Deutschland erlaßen. Diese Maßregel hat den gejamtcn in ländischen Bichbandel, namentlich aber die Landwirtschaft, auf das Empfindlichste gelrossen. Eine KuLsicht daraus, daß die bc- »lichncten Regierungen zu einer Aushebung der Sperre sich ver stehen werbe», wird nur dann als vorhanden angenommen werden können, wenn es gelingt, durch die Abwehr jeder Ein schleppung von Senchcn unseren Biehsiopel wirksam zu schützen. Wenn nämlich die auf die Herstellung eines seuchensreien Zu standes verwendeten Bemühungen nickt vollen Ersolg gehabt haben, so mutz die Schuld hauptsächlich der sorigefttzten Ein schleppung der Krankheit aus unseren östlichen Nachbarländern zugejchnedcn werden. Auch diejenigen Seuchcfälle, welche die jetzige Sperre veranlaßt haben, werden auf Schwernetransporte -»rückgeführt, die von Österreich her aus deutsche Blehmärkte aus« getrieben worden sind. Notorisch ist in unseren östlichen Nach barländern zur Zeit die Maul- und Klauenseuche stark verbrei tet. In Österreich hat die Zahl der infizierten Gemeinden gerade in neuester Zen sich erheblich gesteigert. In einigen LaudeSttilen, welche au Deutschland grenzen, ist der Zustand so bedrohlich geworden, daß die österreichische Regierung sich ver anlaßt gesehen hat, dcn Vrhverkchr im Innern dcS Reichs Ve- schränlungen zu unterwersen. Tatz die veterinäre» Verhältnisse Rußla.^s dauernd ungünslige sind, weiß mau seit lange. In Rumänien, dar regelmäßig große Mengen von Schweinen nach Österreich und von hier aus nach Deutschland entsendet, hat Lie Maul- und Klauenscuche nun cdeusallS eine Besorgnis erregende Ausdehnung erreicht. Schon bisher war die Einfuhr von Schafen und von Rind vieh über d.e östlichen und südlichen Grenzen nicht srci. ES ist aber nach den vorliegenden Wahrnehmungen die Gesahr einer Einschleppung de< KontaziumS der Mani- und Klauenscuche bei dcm Import von Schweinen weitaus größer, als bei Ler Ein fuhr von Rindern und Schafen. Demgemäß iil bereits früher rn einer größeren Zahl unserer östlichen und südlichen Ercnz- bezirke auch die Cchwcineeinsuhr lanLeepolizcilich rcrbotc» oder doch eingeschränkt worden. Wen» nunmehr von seiten dcS Reichs ein generelles Ver bot ausgesprochen ist, so werden dadurch nur die von seilen der Einzrlslaaten bereits ergriffenen Maßregeln verrolliiändigt und zu einem cinhrielrchcn Abschluß gebracht. Die Schweineeinsuhr aus Rußland und Österreich-Ungarn ist nicht unbedeutend; tat Verbot wird sich daher sür manche Haudkis- und Gcwcrbcinterrssen unzweifelhaft fühlbar machen. Allein dicje Nücksichlca müßen zuruckireten gegenüber dcn über wiegenden Interessen, welche mit ter.Feruhaltung der Seuche Wanderung zurückgekoarmen. Die Fußgänger trafen die dem Wägen Entstiegenen noch auf dem Flur des obern Stocke- an; Herr Herbert Krüssow ließ, ehe er die Schwelle überschritt, seine beiden Koffer herauf« bringen, und nahm währenddessen zwischen Hermine und Tante Cloblde stehend, mit herablassender Rückhaltung die freudig schüchternen Begrüßungen von Frau Emilie BodenhauS entgegen. Auch als Dr. Harlacher des Ankömmling» ansichtig werdend, rasch auf den selben zuschritt und schon zehn Schritt vor dem Ziel lautschallend rief: „Guten Abend, Vetter Herbert! Willkommen zur guten Stunde!" begrüßte der Angerufene den frohgelaunten Arzt kühl genug, küßte zwar dann feiner schönen Kousine respektvoll die Hand — ober versagte sich einen mißfälligen Blick auf Frau Elsbeths duuke'.roteS Gcsicht und ihre halb gelösten blonden Flechten nicht. Herr Herbert war hochgewachsen, doch ctwa» schmalschultrig, au» dem länglich blassen, nur durch die blonden Backenbärte breuer er scheinenden Gesicht blickten scharfe, kluge, graue Augen, feinem rncrgischen Munde, wie feiner ganzen Haltung sah man die G.wohnheit de» Be fehlens an; Mit kurzen Worten ordnete er einige Änderungen in seinem Zimmer an, verbeugte sich leicht vor Hermine und sagte: „Sie evtschuldigcn, liebste Hermine, wenn ich mich eine Viertelstunde zurücküebe. Ich fürchte, wir alle, außer Ihnen und Tante Clotilde, haben eine Auf frischung recht nötig — die Straße von Bormio her auf war verzweifelt staubig und der Weg hierher von der Torischer Alm — heißt e» so? — scheint nickt günstiger gewesen zu fein. Beim Liner, für da? Sie fo vortrefflich vorgesoegt haben, sehen wir un» wieder." von unserem Vichstande und mit der Wieder»ösfnung der Vieh' ausfuhr nach den westlichen Stavlen, insbesondere nach Groß britannien und Frankreich verknüpft sind. Je entschiedener die Sicherung-Maßregeln sind, welche deutscherseits getroffen werden, um so eher ist auch wieder auf cine Beseitigung der vorhandenen Mißstände und aus eine Rück kehr zu normalen Verkehr-Verhältnissen zu hoffen. — Die „Magdeburgische Zeitung" führt au»: „Wenn Einer berechnen könnte, was die großen Arbeits einstellungen dieses Frühjahrs und Sommers dcu deutschen Arbeitern an materiellem Schaden zugesügt babcn, eS würde» Summen zu Tage treten, welche die größte Überrasch ung Hervorrusen würden. Zu den Lohnverlusten kommt hinzu, daß viele, weiche die Ausstände mitgrmacht, hinterher, wenn sie wieder arbeiten wollen, ihre Stellen anderweitig besetzt finden und nolgedrungm weiter seicrn müssen. Noch bedeutender aber als die wirtschaftlichen sind die moralischen Zerrüttungen, welche diese Arbcit-au-stände in zahllosen, vordem wohl geord neten und soliden Arbeitcrexistcnzen angerichtcl haben. In vielcn Fällen hat das wochenlange Feiern die Arbeitslust und Arbcitsjähigleit vollkommen ertötet; Trägheit und Trunksucht sind zur schwer wieder au-zurottender Gewohnheit geworden; die Ersparnisse vo» früher, der beste Antrieb zu strebsamem BorwärtSkommen, sind ausgezehrt, Hab u»d Gut großenteils versetzt und überdies Schulden gemacht. Jetzt wieder von vorn anzusangen und sich aus der Zerrüttung der gan zen Existenz emporzuraffen, dazu gehört ein Mut und eire Scelenkrast, die den wenigsten inncwohnt; r- ist weit leichter, i» einer ciuigerwaßcn behaglichen und ein gewisses BorwärtSkommen sichernden Stellung weiter zu arbeiten, al», auS leidlichen Verhältnissen herousgeichleudert in Not und Elend, auss neue sich eine auskömmliche Enstenz zu gründen .... Und dabei sind die Ausstände diese» Frühjahr» und Sommer» in den meisten Fällen erfolglos verlausen oder haben doch nur zu Ergebnissen gesührt, die mit de» Verlusten einer so langen arbeitslosen Zeit nicht im Verhältnis sichen. Es werden damit auch vom rein prüktisch inalcrieUt» Standpunkte die mn- firu jüngsten Arbcilecinstellungcu vcrnrieilt. Sie hatten weder in der wirtschaftlichen Lage ecr deutsche» Industrie und der Arbeiter, noch in den Verhältnissen des ArbeitermarkteS eine genügende Berechtigung; sie waren leichtfertig und ohne hin längliche Berechnung der Aussichten »uv Möglichkeiten unter nommen. Hoffentlich cnthaltrn die Erjahrnngen der jüngsten Zeit cine Lehre, die vor der leichtfertigen Wiederholung solcher Unternehmungen warnt. Dan» hätten sie wenigstens etwas GuleS bewirkt." — Der intern al ionaleSozialistenkonsireß in Paris hat am Sonn cke-.d seine Sitzungen geschlossen; d e zur Annahme gelangen Anträge bez. Resolutionen betrafen 1) Len internationalen Arbrüerschutz, 2) die Mittel und Wege, um die Beschlüsse dcs Kongresses zu verwirklichen, 3) die Abschaffung dcs stehenden Heeres und Volksbewaffnung. Aus dcr vorletzten (Freitags ) Sitzung dcS Kongresses ist besonders der Umstand bemerkenswert, daß fast alle A dner die „Kampfbereitschaft" der Sozialdemokraten für den „ent scheidenden Augenblick- versicherten und daß die Wieder holung dieser phrasenhaften Versicherung jedesmal stürmischen Beifall veranlaßte. Wenngleich gegenwärtig noch Phrase, weilen uns indessen diese Aussprüch:, welche durch die Dreistigkeit, mit der sie vorgetragen wurden, verblüffen, deutlich genug auf die letzten Ziele der Sozialdemokratie hin. Umsturz, Revolution, das ist es, was die Herren Bebel und Liebknecht, ebenso wie die ausländischen Genossen, sinnen und vorbereiten, und zwar Umsturz nicht auf „gesetzlichem Wege", sondern Umsturz durch G-walt. Was hätten sonst die Äußerungen der Delegierten, und der stürmische Bei fall, den diese ernteten, bedeuten sollen? Dcr Schweizer Vertrauensmann erklärte: „Wenn es dereinst zum Entscheidungslampf kommen sollte, dann werden auch die Schwerzer auf dem Plaue scin." Ler Delegierte für Ungarn äußerte: „Lre ungarische Arbeiterbevölle- rung wird im Momente der Entscheidung wissen, wo sie zu stehen har." Ter holländische Abgeordnete versicherte: „Tie holländischen Arbeiter werden am Tage der Entscheidung wie ihre inlernationalcn Ge nossen entweder sieg-n oder sterben." Ter Vertrauens mann aus Rußland teilte uuter stürmischem Beifall mit: „Tie Großindustrie gewinnt in Rußland immer mehr an Boden; dadurch wird da» Proletariat zu sammengedrängt und dieser Umstand wird rur sozialen „In Nummer achr wird serviert, Herbert! Ich wollte ihnen heute abend da» allgemeine Gastzimmer ersparen. Morgen früh, ehe wir nach der Geister spitze ausbrcchen, sollen Sie auch diesen Teil unsrer Herrlichkeit kennen lernens antwortete Hermine, sich ihrem Zimmer zuwendend. Herr Hcrbert Krüssow schloß mit einer nochmaligen Verbeugung seine Zim- merthür, Hermine aber sah sich von Doktor Harlacher und feiner Frau aafgehalten. Ter Arzt schaute ihr forschend in» Gesicht, das noch nicht» von seiner blitzenden Munterkeit wieder zeigte — dann fragte er hastig: „Wie ist's Base? Feiern wir Verlobung mit allen Hilfsmitteln unseres Hotcls? Wildsuppe uns Wildbraten — Schinken mit Broccoli, Kaiserjchmara und Asti — Asti spumante?" „Sie sollen alle» haben und einige» dazu — ober die Verlobung lassen Sie mich mit Herbert allein feiern!" versetzte Hermine. „Nun ich weiß n'-cht, warum Sie so entschieden gegen alle Festessen sind," gab der Arzt etwas ärger lich zurück. „Bei meiner Verlobung mit Elsbeth ließ ihr Vater zwei Dutzend Veuves Cliquot die Hälse brechen. Toch wie Sie wollen, Hermme — komm Elsbeth, mack Dich schön, Herbert hat unsere Ka- malchen und Dem ausg.schürztes Kleid schon sehr kri tisch bräugelt'." Sobald Doktor Harlacher dcn Schlüffe! in da» Schloß seiner Zimmcrthür steckte, enteilte Hermine in ihr kleine» Gemach am oberen Ende de» Gange». Frau EiSdeth benutzte den Augenblick, in dem Hrr- mine verschwunden war, um an Tante Clotilde, die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite