Suche löschen...
Dresdner Journal : 23.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188907233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-07
- Tag 1889-07-23
-
Monat
1889-07
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 23.07.1889
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
- 11n ¬ derin die Aktenstücke wurden von dem Herzog v. Ursel sofort für gefälscht erklärt. Aber e» ist bedauerlich an sich, daß eine Zeitschrift, welche wiederholt bei Fälschungen ertappt worden ist, immer noch so be achtet wird, wie dies auch bei der jüngsten Enthüllung wieder geschah. Hoffen wir, daß die neueste Leistung der französischen SensationLrevue deren Kredit auf lange Zert hinaus in Frage stellen möge. * Rom, 21. Juli. Die Interessen des Frie- den» beruhen auf mehreren Br^auSsitzungen, deren eine, die Bewahrung eines guten Vernehmens zwischen den Mitgliedern des Dreibundes, so selbstverständlich erscheint, daß sie einer ausdrücklichen Hervorhebung weiter uicht bedürfen sollte. Und doch sieht sich jetzt der leitende italienische Staatsmann genötigt, Front zu machen gegen Wühlereien, welche schlechterdings nicht geduldet werden dürfen, will Italien nicht seine freundnachbarlichen und bundes brüderlichen Bezieh ungen zu Österreich-Ungarn unwiederbringlich dahin- schwinden sehen. Ter JrrrdentiSmus ist e-, welcher neuerdings begehrliche Blicke auf Triest und Trient wirst und naiv genug — um leinen schärferen Aus druck zu gebrauchen — ist, von der Regierung zu fordern, sie solle ihm Handlangerdienste leisten. EriSpi hat mit der aufdringlichen Gesellschaft, die sich den Namen „Komitee für Triest und Trient* beilegte, kurzen Prozeß gemacht, ihre öffentliche Agi tation verboten und das samcse „Komitee* selbst auf gelöst. Indem Crispr so handelte, erfüllte er eine Pflicht gegen Italien, gegen dessen Stellung im Drei bünde und gegen den Völkerfrieden. Es hieße aller dings den Zweck dieser segensreichen Kombination illusorisch machen, wenn dem Dreibund, der seine volle Umsicht und moralische Autorität einsetzen muß, damit ihm die Schwierigkeiten der internationalen Loge nicht über den Kopf wachsen, von innen heraus der gefährlichste Feind erstünde ; wenn es denkbar wäre, daß ein L undesglied sich dazu hergäbe, Ten denzen und Wühlereien durch die Finger zu sehen, deren eingestandener Zweck die Umstürzung eben jenes völkerrechtlichen Zustandes ist, zu dessen Verteidigung die Bundesteilnehmrr zusammengelreten sind. Tas neuerliche Hervortreten der irredentistischen Propa ganda gehört auch mit zu dem Plane, nach welchem von den Gegnern des Völkerfriedens systematisch vor gegangen wird. Bald hier, bald dort versuchen jene, ihren gemeingefährlichen Hebel einzusetzen, bald hier, bald dort droht der Sache der Verbündeten eine Schädigung, wenn nicht stets und ständig das „piiu- cipiis obsta" die Richtschnur der mitteleuropäischen Staatskunst bildet und jeden Übergriff in das gemein same Jnteressi»gebiet von vornherein zurückweist. Unter den obwaltenden Verhältnissen werden an die Loyalität, Charakterfestigkeit, Weisheit und Mäßigung der FriedenSfreunve ununterbrochen die weitestgehenden Anforderungen gestellt, denn sie befinden sich in An sehung des von ihnen erstrebten Zieles in der Ver teidigung, und diese ist immer ungleich schwieriger durchzuführen, als der Angriff. Umsomehr gilt es, wachsam und aus dem Posten sein. Es sind zu kost bare Güter, die auf dem Spiele stehen, und gierige, wemg schüchterne Hände sind eS, die sich räuberisch danach ausstrecken. London, 20. Juli. (Post.) Der Ausfall der gest rigen Nachwahl zum Parlament in dem Londoner Stadtbezirk Marylebone hat die vereinigten Tories und liberalen Umonisten stark verschnupft und ihre Preßorgane sind heute einigermaßen in Verlegenheit, wie sie den Verlust von ca. 600 Stimmen, über die Hülste ihrer bisherigen Majorität, erklären sollen, ohne sich selbst eines argen politischen Fehlers zu zeihe». Dieser Fehler aber ist die Apathie, mit welcher sich die Konservativen und ihre Verbündeten den Wahlen zum Londoner Gemcinderat gegenüber verhielten und so dazu beitrugen, daß, während London zu 5 Sechsteln durch konservative Abgeordnete im Parlament vertreten ist, die Radikalen in der Stad!Vertretung de: Metro pole über eine kompakte Majorität von zwei Dritteln der Stimmen verfügen. Diese letztere Thatsache wird, daran ist gar kein Zweifel, den Tories bet den nächsten Generalwahlen die Hülste ihrer Londoner Sitze kosten und damit, ohne daß eine Schwenkung der politischen Anschauung des Volkes im allgemeinen sichtbar wird, die jetzige ParlomentSmajorität aufs allerernstlichste in Frage stellen. Tie wenigen Organe der LondonrrPublizi- stik, welche auf seiteu derHomerulepolitikGladstones stehen, haben allerdings mit Ausnahme der „Daily News", nach außen eine besondere politische Bedeutung nicht, aber die kleinen Blätter, wie namentlich der „Star", welche sich mit Vorliebe die radikale kommunale Partei Londons als politische» Schild zurechtstutzen, gewinnen Eigentum des Denkmalskomitees über, welches darüber zu entscheiden hat, ob eins derselben und welches zur Ausführung zu bringen ist. Das geistige Eigentums recht an den nicht zur Ausführung gelangten Ent würfen verbleibt den Künstlern. Nach der Entschei dung durch das Preisgericht werden die eingesandten Modelle während eines Zeitraums von zwei Wochen im Schlesischen Museum der bildenden Künste in Breslau öffentlich ausgestellt. Astronomie. Der erste Komet dieses Jahres, welcher schon am 31. März von Barnard auf dem großen Observatorium in Kalifornien im Orion ent deckt wurde und sich daselbst längere Zeit stationär hielt, auch nachher in den Sonnenstrahlen verschwand, ist dann auf der anderen Seite der Sonne wieder sichtbar hervorgetreteu. Obgleich der Komet seit dem 10. Juni sich wieder von der Sonne entfernt, nähert er sich doch noch fortwährend der Erde, so daß seine Helligkeit zuuimmt. Nach den Rechnungen von Hrn. Millosevich in Rom, welche in Kiel von Hrn. Stu diosus F. Kröger fortgesetzt wurden, wird der Komet noch über den September hinaus bei weiter zuneh mender Helligkeit zu beobachten sein, wo er dann schon vor Mitternacht aufgeht Anfang September verläßt er endlich da- Sternbild Orion und geht mit zuneh mender Geschwindigkeit in südwestlicher Richtung durch einen kleinen Teil des Stiers zum Elidaou» über. * Mit der Aufführung von „Tristan und Isolde" haben die Bayreuther Festspiele am Montag von Tag zu Tag an Einfluß durch ihr Bestreben, die Steuerzahler al- die au-gebeutetcn Opfer einer konser vativen Anmaßung und Korruption hinzustellen und besonders auf die nicht zu leugnende Mißwirtschaft und administrative Eigennützigkeit der Citykorporation hinzuweijrn, als deren Anwalt wohl oder übel sich die konservative Minorität im Gemeinderat fühlen muß. — Die „liberalen Unionisten", wie sich die Anti homeruler des SezejsivnismuS nennen, haben gegen wärtig böse Zeiten. Die Regierung versteht es. ihrem liberalen Anhang jeden Schein der Gegensätzlichkeit zu entziehen und ihn so der radikalen Sympathien zu ent wöhnen, während sie alles ausdietet, die Gegensätze zwischen den Sezessionisten und ihren früheren Partei genossen zu erhöhen. Man opfert so von beiden Sei ten innerhalb der Majorität die traditionellen Pro gramme zum einzigen Zwecke, die Partei geschlossen für dar Prinzip des Antihomerule zu erhalten, eine Po litik, welche für die Zukunft für die Beteiligten nicht sehr verheißungsvoll scheint. — Lord Charle- Beres ford, dessen Resignation eine Neuwahl in Marylebone nötig machte, übernimmt auf drei Jahre das Kom mando eines Kriegsschiffes, um sich für den Rang eines Admirals zu qualifizieren. Er ist im allge meinen der Mann, auf den man in England große Hoffnungen für die Flotte der Zukunft setzt. Die am Donnerstag begonnene Mobilisation der Flotte, welche uni ein Drittel ihrer Friedensstärke erhöht wird, soll am 29. d. Mts. beendigt sein, an welchem Tage sich die gesamte Streitmacht auf der Rhede von Spithead einzufinden hat. ES werden etwa 10 Schiffe bei der bevorstehenden Revue mehr vorhanden sein, als bei der Revue zum Jubiläum der Königin im Jahre 1887, auch versichert man, daß die Bemannung und Aus rüstung dieses Mal eine mehr effektive iein wird. Daß die Regierung es im übrigen ernsthaft nimmt mit der Verstärkung der Flotte, beweist die Thcusache, daß innerhalb der letzten acht Tage mit verschiede nen britischen Werften der Bau von siebzehn neuen Kriegsschiffen abgeschlossen ist. — Die Paruell- kommissron wird voraussichtlich in der kommenden Woche ihre Sitzungen beendigen. Am Dienstag findet das letzte Kreuzverhör Parnells, der gegenwärtig als Ehrenbürger von Edinburg gefeiert wird, statt, und glaubt man, daß die Richter ihren Rapport bereits am Schluß des Parlament- zu erstatten im stände sein werden. Das könnte der Session des Parla ments zum Schlüsse noch rechte Lebhaftigkeit verleihen. Viel darf man sich als Resultat dieser unglaublich eintönigen und keineswegs gründlichen Kommissions- Verhandlungen nicht versprechen, und die- mag wohl auch Parnell, dessen Verteidigungsfonds erschöpft sind, mst veranlaßt haben, seine juristischen Beiräte vor der Zeit zurückzuziehen. Nur die „Times* sind der blamierte Teil und im übrigen wird die Welt ebenso klug sein am Schlüsse der Kommission, wie sie zu Anfang derselben gewesen, kenn neues ist absolut nicht zu Tage gefördert worden und man hat von jeher gewußt, wessen sich England und die Engländer von den irischen Nationalisten zu versehen hatten. Konstantinopel, 19. Juli. (P.L) Die „Times* lassen sich von hier melden, der kürzlich von seinem Urlaube hierher zurückgekehrte deutsche Botschafter, Hr. v. Radowitz, habe besondere Weisungen der deut schen Reichtregierung bezüglich der kretensischen und armenischen Angelegenheiten mitgebracht. Wenn auch anzunehmeil ist, daß die vielfachen auf Kreta und Armenien bezüglichen falschen und wahren Gerüch e in den verschievenen Besprechungen, die Hr. v. Radowitz in Deutschland mit den maßgebenden Persönlichkeiten gepflogen hat, neben anderen Stoffen zur Sprache gekommen sind, so darf doch andererseits mit Bestimmtheit behauptet werden, daß jene Nachricht der „Times" jeder Begründung entbehrt. Die deutsche Regierung kennt keine „armenische Frage", und selbst wenn sie bestände, würde Deutschland nach Versicher ung kompetenter Persönlichkeiten schwerlich ein beson deres Interesse daran nehmen. Ähnlich steht es mit Kreta. Eine „kretensische Frage" als solche besteht heute ebensowenig, wie seit einer Reihe von Jahren. Würde diese jetzt nicht vorhandene Frage einmal akut werden, dann würde ihr auch die deutsche Politik, als einer bemerkenswerten Äußerung der großen „orien talischen Frage", ihre erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Bei dem gegenwärtigen Stande der Angele genheiten hat die deutsche Vertretung hier, gleich der Mehrzahl der diplomatischen Vertretungen, keine an dere Aufgabe zu erfüllen, als die des ruhigen Be obachters. Für eine besondere Stellungnahme oder gar sür eine Aktion liegt keinerlei Veranlassung vor und thaisächlich ist bezüglich Armeniens oder ihren Fortgang genommen. Hervorragenden Anteil an der erfolgreichen Darstellung hatten Kapellmeister Felix Mottl (Karlsruhe) und Frau Sucher als Isolde. * Anläßlich des hohen Preises, welchen Millets „Angelus' unlängst bei der Secretanversteigerung in Paris erzielte, brachte d«e „Frankf. Ztg." die Notiz, daß auch Anton v. Werner für eine- seiner Ge mälde, das der Königin von England zu ihrem Rc« gierungsjubiläum geschenkte Gruppenbild der deutschen Kaiserfamilie, ein überaus hohes Honorar, nämlich die Summe von 320000 M. erhalten habe. Nun schreibt aber Direktor v. Werner dem „B. B.-K." der die Meldung des Frankfurter Blattes wiedergegeben hatte: Wie mir erzählt wird, soll Ihr geschätztes Blatt ge legentlich einer Notiz über Millets „Angelus" die Mitteilung gebracht haben: ich hätte für das Bild, welche» ich im Auftrage der Deutschen Englands zum 50jährigen Jubiläum der Königin Viktoria gemalt bade, 320 000 M. (Il) Honorar erhalten. Da ich die Notiz nicht selbst gelesen habe, so weiß ich nicht, ob ich recht berichtet bin. Sollte die» der Fall sem, so würden Sie mich zum Dank verpflichten, wenn Sie au» Rücksicht auf unsere verehrte Steuereinschätzung»- kommission der Phantasie Ihre» vortrefflichen Be richterstatters einen Dämpfer durch eine geeigu:te Be richtigung aussetzen wollten: ich habe für da» genannte Bild noch nicht den zehnten Teil der obigen Summe erhalten. * Aus Madrid, 16. Juli, wird der „Frkft. Ztg." geschrieben: Im Winter berichtete man wiederholt von Kreta» zwischen der Pforte und dem deutschen Botschafter auch uicht ein Wort gewechselt worden. — König Milan von Serbien war am 18. d. M. bei dem deutschen Botschafter v. Radowitz zum Diner eingeladen, und erschien bei dieser Gelegenheit mit Band und Stern des Schwarzen AdlerordenS. Am Tage zuvor war der König Gast des englischen Bot- schaster». Am Montag verläßt König Milan Kon stantinopel, um sich nach Belgrad zu begeben. Dresdner Nachrichten vom 23. Juli. Aus dem Polizeiberichte. Bei dem am 21. d. MtS, abends gegen 7 Uhr, in Dresden niedergegangenen heftigen Gewitterregen hat der Blitz auch in das Haus Nr 13 der hiesigen CirkuSstraße, ohne zu zünden, einge- schlagen — Vor einigen Tagen ist an Polizeistelle von einem Herrn ein goldenes Panzerarmband mit einer Brillantrosette und einem Smaragd unter dem An führen abgegeben worden, daß er dasselbe am 17. Juni dss. I. in Dresden gefunden, dessen rechtzeitige Abliefe rung an die Behörde aber um deswillen unterlassen habe, weit er das fragliche Armband für völlig wertlos gehalten und erst kürzlich über besten Wert aufgeklärt worden sei. Eine Verlustanzeige ist bisher bei der König!. Polizeidirektion nicht eingegangen. * Der Schluß der Ausstellung der Gemälde des Prof. Gräf, Kön g Johann-Straße 12, findet bereits am25. d. M. statt. Der Besuch dieser Ausstellung sei nochmals empfohlen. * Der „Sächsische Innungs-Verband", welchem gegenwärtig 211 Innungen mit über 9300 Mitgliedern an gehören, halt am 25. und 26. August seinen zweiten Ver bandstag in Zwrckau ab. Der vom geschäftssührenden Vor stande dieser Tage versandten Einladung zum Verbandstage ist die Tagesordnung desselben beigefügt, welche u. a. fol gende Beratungsgegenstände aufweist: Einführung von Ar beitsbüchern sür Arbeiter jeden Alters; möglichste Beschränk ung des Hausierhandels; Einführung von Fachzeichenunter richt für Handwerkerlrhrlinge in den Fortbildungsschulen; die Führung des Meistertitels; die Benachteiligung des Hand werks durch die Arbeitseinstellungen rc. Wie im Vorjahre, sind auch beim diesjährigen Verbandstage des „Sachs. Jnnungsverbandes" Festlichkeiten, Festessen rc. ausgeschlossen. Es wird am Sonntag eine Vorversammlung stattfinden und am Montag früh 9 Uhr die Hauptversammlung eröff net und dieselbe erst nach Erledigung der Tagesordnung am Nachmittage bez. Abende geschlossen werden. Der Verbands vorstand hofft, daß sich zu diesem „Tage ernster Arbeit" die Jnnungsgenosten recht zahlreich in Zwickau einfinden wer den Derselbe erläßt auch gleichzeitig an alle noch nicht zum Verband« gehörenden sächsischen Innungen einen Aufruf, worin nicht nur zur Teilnahme am Verbandstage, sondern auch zur Mitgliedschaft beim Verbände aufgefordert wird. Letztere ist im eigenen Interesse jeder Innung aufs angelegentlichste zu empfehlen Anmeldungen nimmt entgegen der Verbands vorsitzende A. Schröer in Dresden, von dem auch jede wei tere Auskunft zu erlangen ist. * Die Zeltstadt an der Elbe, in welcher binnen wenigen Tagen das große Volksfest der Dresdner, die Vogelwiese, abgehalten werden soll, geht ihrer Vollendung entgegen. Der Festplatz ist in seinem Charakter gegen früher ziemlich gleich geblieben. Der Besucher wird, außer einigen neuerrichteten, dieselben großen Bierpaläste, Tanz- und Vergnügungshallen wieder finden und nur m den Schaubudenreihen teilweise Veränderungen wahrnehmen. Auch werden sich zu den land läufigen Sehenswürdigkeiten einige hervorragendere Schau stellungen gesellen. Am Sonnabend mittags, vor dem eigent lichen Beginn des Festes, erfolgt das Ausziehen des großen Vogels Am Sonntag darauf beginnt das Schießen ftir die Schützenmitglieder und deren Gäste. Nach dem aufgestellten Festplan der priv. Bogenschützengesell'chaft erfolgt dann weiter am Montag nachmittag 3 Uhr die Eröffnung des Haupt- schießens durch den königlichen Kommissar bei großem Fest konzert der Kapelle des königlichen Leidgrenadierreglments Nr. 100. Mittwoch nachmittag '«3 Uhr findet das Damen- schießen statt und am Abend dieses Tages erfolgt die her kömmliche Illumination des ganzen Festplatzes. Für Don nerstag '^3 Uhr ist das Festmahl der Boaenschützengesell- schaft und abends eine grobe Gesangsaufführung angeseyt. Freitag wird, wie alljährlich, ein Feuerwerk abgebrannt. Am Sonntag nachmittag soll einfaches Schützenmahl mit Damen, nachmittags 4 Uhr Prämienschicßen für die Schützen und deren Gäste, sowie abends Tanz stattsinden. An jedem Nach mittag wird vom Beginn des Hauptschießens ab die Kapelle des Leidzrenad.erregimentS konzertieren. vermischtes. Rennen zu Hoppegarren, «2. Juli. I. Kriterium. 6000 M. Hrn Ehrichs br H. Bandit (W. Smith) I. Hrn. MayS br. H Dalberg (Jcssery) 2. Hrn. HicstrichS br. H. Bietau (Sharpe I) ». Dorothea 4. Wert: 7250 M., >25OM, 200 M. — lt. Abon S - Rennen. SlaatkpreiS 4000 M. Hrn. Mys br. Et. Tam-Tam I. Lt Prinz Radziwills F.-H. Jllustro (Hall) 2. Hrn. LedlschlägerS F H Cursor (Sopv) 3. Mameluck 4. Wert: 400» M., l5u M, 100 M. — Ul. Char lottenburger Handicap. 5000 M. Hrn MayS br. St.Königs- braut (Jeffery) 1. Hrn. Ehrichs F-St. Harzrose (Glover) 2. Graf Schönburgs F.-H. RochSburg (Sharpe ll) 3. Ferner lie- Versuchen, welche in Cadiz mit einem, nach seinem Erbauer, dem Marineoffizier Isaak Peral, „Peral", genannten elektrischen Unterseetorpedoboot ge macht worden waren. Die Angelegenheit die ja mit Recht einiges Interesse verdient, regte aber damals die Phantasie der Spanier derart auf, daß Peral, be vor noch sein „Submarino" das Trockendock verlassen und irgend eine Probe bestanden hatte, bereits für den größten Mann des Jahrhunderts — wörtlich aus dem „Jmparcial", der angesehensten Zeitung des Landes — erklärt wurde und ganz ernsthafte Leute hier sich von der Erfindung nicht mehr und nicht weniger versprachen al» die Wiederherstellung einer spanischen Weltherrschaft zur See. In Madnd war alle» L I» Peral: Peral-Walzer, Peral-Brochen, Peral- Liqueurc, Peral-Musikoereine. Die ersten offiziellen Proben mit dem „Peral" fanden Anfang März im Hafen von Cadiz mit großem Gepränge statt. Sie mißglückten jedoch, da die elektrischen Maschinen sich nicht einmal als ausreichend stark und zuverlässig er wiesen, um da» Boot bei ganz geringer Geschwindig keit — 4 bi» 5 Knoten — „über" Wasser fort bringen zu können. Trotzdem schenkte damals ein reicher, in Südamerika lebender Spanier, Herr Casado, dem „Erfinder" Peral zu freier Verfügung 20 000 Psd. Sterl. Die Mafchinen wurden nach England, woher sie gekommen, zurück gesandt, wurden repariert, abgeändert und verstärkt und wieder in dem Schiff angebracht. Am 6. d. fanden neue Proben statt, wa» aber von diesen bisher verlautet, scheint ganz dazu angethan, um den „Peral* auf immer in die Rumpelkammer irgend eine» Seearseual» zu verweisen. Bei eine« der Ber- fen: Sabine, Tjchin - Tschin, HclioS, Casiagnetie und Aktreß. Wert: 5595 M-, 595 M, 150 M. — IV Almania Handicap. Lvvo M Mr. G. Long» F-H. Balbeck (Long) l. Pilgrim 2. Seeschlacht 3 Unplaziert: Clara, DcSpotin. Berolina Wert: 2420 M. — V. Preis von Aachen. »000 M. Hrn Hiestrichs F.-H. Orpheus (Sharpe I) 1. Hrn. May» schw. H. Gaukler (Jeffery) 2 Mr. Johnson» br. St. Diadem (Sharpe 11) S. Beauty, Amthor, Ginster unplaziert. Wert: »000 M, 400 M., 100 M. — VI Prospelthaus»Rennen 2000 M. Hrn. Oehl schläger» br. H Belhommr (Sopv) 1. Pizarro 2. Uli ». Ferner licsen Bergstraße und Flora Dendra. Wert: 2000 M., 240 M.. 80 M. — Bei dem Rennen in Quedlinburg am letzten Sonn tag, den 2l. Juli, waren Ställe sächsischer Offiziere hervor ragend vom Glück begünstigt, da an dieselben vier von den sechs Rennen de» Tage» sielen. Rittmeister v Boddien (l. Ul.- Rgt. Nr 17) gewann mit Ilsenburg das Westenhäuser Jagd rennen (iroo M.) und mit Raufbold das Hürdenrennen (Staat-preiS 2000 M), während Lt. Frhr. v. Erlanger (l. Ul-Rgt. Nr. 17) mit Potentat da» Harzjagdrennen (Ehrenpre>S und 2500 M.) und mit Lurley das Offizier- Hürdenrennen (i»oo M.) davon trug. Statistik und Volkswirtschaft. Internationaler Gerreidebericht. Dresden, 22. Juli 1889. Wohl selten dürfte ein Sommer so heftige, an die Erscheinungen in den Tropenländern erinnernde Witterungs unbilden zu verzeichnen gehabt haben, wie der diesjährige. In kurzen Unterbrechungen gingen in den vergangenen 14 Tagen — speziell über Mitteldeutschland — die furchtbarsten Gewitter nieder und der Schaden, den das am >2 Juli aus getretene Hagelwetter verursachte, soll sich aus Millionen be ziffern. Abgesehen von diesen bedauernswerten Vorfällen war das Wettee im großen und ganzen, sowohl den Hackfrüchten, wie dem Ausreisen des Getreides förderlich, ebenfo wurde der Schnitt des Roggens in den sandigrn Flächen, wo er begonnen, durch Trockenheit zumeist begünstigt. Wohl in keinem Jahre ist die Ungewißheit über den schließlichen Ausfall der Ernte so groß gewesen wie Heuer, wo nur wenige Tage resp Wochen uns von Ler allgemeinen In angriffnahme der Erntearbeiten trennen. Zweifellos überwiegen jedoch — um hier speziell von Deutjchland zu sprechen — Be fürchtungen die Hoffnungen. Ter Gang der internationalen Börsen siegelte denn auch fast täglich den Eindruck der jeweilig eintreffenden günstigen oder ungünstigen Nachrichten wieder, ja es entwickelte sich an der Berliner Börse am 18. dss. eine ausgesprochene Hausseströmung, welche ganz ungewöhnlich große Umsätze zeuigte Bekanntlich hatten die Vereinigten Staaten bisher fortgesetzt von glänzenden Ernteaussichten gesprochen. Umso mehr befremdete der Bericht beS Landwirtschastlichen ÄureauS in Washington, welcher Ende Juni den Turchjchnlttsstand de» Sommerweizen» aus nur 83 Proz. gegen 9» Proz. vier Wochen vorher taxierte E» dars dabei nicht vergessen werden, daß die sichtbaren Weizenbestände in Amerika mit 12 A Millionen Bujhel am 13. Juli — einen außerordentlich niedrigen Stand angenommen haben und ist eS nur zu erklärlich, daß unter dem Einfluß der geschilderten Verhältnisse Redwinlerweizen um 3 bis 4 Cents per Bushel anzog. Wenn auch das Wetter in England sorlsuhr, sich der anzuhoffendcn Ernte günstig zu er weisen, so wurden Loch seitens der Mühle,l sehr bcvcutenoe Ab schlüsse in schwimmender Ware gemacht und dadurch bekundet, daß man auch in Großbritannien eine weitere Steigerung der Gctreidepreise sür voraussichtlich hält. Die Pariser Börse, welche infolge der überaus günstigen Aussichten in Frankreich den MehlprerS auf 51^ Frank herabgesetzt hatte, stieg in den letzten Tagen aus 52^ Frank, was — um den bekannten Meycrschen Bericht zu citiercn — aus mehrfache Enttäuschungen im Erdrusch zurückzusühren ist. In Holland wird nach wie vor eine besnedlgenee Ernte erwartet. Ungemein erregt war das Geschäft an der Wiener und Buda-Pester Börse. Währerd an letzterer am 6. Juli Herbstweizeu noch mit 8 Fl. per Meterzentner notiert wurde, sah ber 18. Juli bereits Fl. 8,73 sür Herbst, 9,89 per Frühjahr 1890, sonach innerhalb >2 Tagen eine Steigerung bereits von ca. 1t M. per Tonne. Österreichische Blatter warnen vor dem „Zuviel" an Pessimismus und wolle» »ow nicht dem Gedanken Raum geben, daß Ungarn sür die nächste Kampagne, soweit diesjähriger Weizen in Frage komml, vollftäudig aas die Kon kurrenz am Weltmärkte zu verzichten hätte. Rußland sährt fort, trotz reichäch gesauenen Regen» seke Roggenernte im großen und ganzen als säst verloren anzugebcn, so daß e» sich beim Export nur um vorjährige Ware handeln würde, von der allerdings allein in Kiew noch 2 Millionen Pud lagern sollen. Man berichtet von Berlin, daß Nordrußland seine frühe ren Roggenverichlüffe zurückzuregulieren bemüht sei, so daß von jenen Häfen größeie Zufuhren auSbleiben dürften. Tie amtlichen Nachrichten über den Stand der Saaten und die Ernteaussichten in der preußischen Monarchie lauten nichts weniger als günstig Übereinstimmend wird ein unzu reichender Strohertrag in Aussicht gestellt, Pommern und Schlesien als diejenigen Provinzen bezeichnet, welche die we nigst gute Ernte auszuweisen haben, wahrend Hannover und Westfalen befriedigend, dre Ryeinproornz dagegen am gün stigsten bezüglich der zu erwartenden Ernteyoffaungen situiert sein sollen. In den Tagen vom 8.-18. Juli stiegen in Berlin nahe wie Herbsttrrmine — Wcize.i — um 5-7 M-, Roggen um 7 - 8 M. und erst die vorgestrige Börje bracht» einen Rück schlag von etwa 2 3 M. per Tonne hervor. Außerordentlich animiert waren die Umsätze in Mehl, und z. B. Roggenmehl hatte eine Sleigerung von etwa 80 Pf. aufzuweisen. Die sächsischen Börsen folgten selbstverständlich mehr oder weniger ber allgemeinen Hauffeströmung. In Dresden wurde die Noliz von Braunweizcn von 18S aus 189, jene von Roggen von 155 aus 158 erhöht, Semmelmehl (Weizenmehl 00) mit 29,50 M., Rsggenmehl 0,t mit 2S.50 M. per 100 Kilo gehandelt. Auch Leipzig steigerte den WeizenprciS um 3 bis 5 M., Roggen um durchschnittlich 4 M. per Tonne. In Ostthüringen wurde das Angebot der noch vorhan denen größeren Läger zwar sortgejctzt, doch mußten für hoch prima Weizen höhere Preise angelegt werden, sodaß sogenannte Rassequalitäten aus «wa 185,M. taxiert werden bürsten. Alter Roggen — sojern gut konditioniert - holte etwa l5ö—159 M., suche, mit dem Boot unterzutauchen, entluden sich, nach einigen Angaben 200, nach andern 500 der im Schiffs raum liegenden elektrischen Akkumulatoren. Den Außenweilendeu kündete ein Knattern und Knallen, wie von lebhaftem, entferntem Kleingewehrfeuer her rührend, an, daß im Bauch de» Ungeheuers etwas Anormales vorgehe und noch während alles ängstlich die unvermeidlich scheinende Katastrophe erwartete, öffnete sich die am oberen Teil des eigenartig geform ten BooleS angebrachte Luke und einer nach dem an dern Kürzten sich die Osfijiere und die Mannschaft des „Peral* heraus und ins Wasser; hinter ihnen der quollen Dämpse und schlugen Flammen au» dem Submariuo heraus. So groß vor einigen Monaten der Enthusiasmus war, so groß ist jetzt natürlich die Entrüstung. Nach dem „Dia* dem bekanulen Finanz blatt — eine der w-nigen spanischen Zeitungen, welche die Tinge nach ihrem wahren Wert zu beur teilen pflegen — stellen die Kosten, welche dem Staat sür das unterseeische Torpedoboot bi» heute erwachsen sind, sich bereit- auf nahezu eine Million Pesedrn — 800000 Mark — obgleich die Kammer ursprünglich für diesen Zweck nur 200000 Peseten bewilligt batte. Zu allem Überfluß kam am Tage nach dem Ruin de- „Submarino* im selben Hafen von Ladix Hr. Lafado, der begeisterte Spender der 20000 Psd. Sterl., au- Argentinien an. Hr. Peral konnte seinem Gönner nun aber nicht mehr als siegreicher Erfinder entgegen- treten, sondern vermochte denselben nur noch auf den Trümmern seine» Ruhme» zu begrüßen. (Frkf. Ztg.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)