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Warum Volkssolidarität? Als im vergangenen Jahre das große Wiederaufbauwerk in Angriff genommen wurde, wuchs aus der tiefen Not unserer hoffnungslos scheinenden Lage bei Männern und Frauen des antifaschistischen Blocks die Erkenntnis, daß die riesige Aufgabe nicht allein durch die behördliche Initiative gemeistert werden kann, sondern daß es des freiwilligen Einsatzes aller Kräfte des ganzen Volkes bedarf, um jene Menschen, denen der Krieg alles genommen hatte, vor dem völligen Zusammenbruch zu retten und ihnen den Weg in ein neues Leben freizumachen. Diese Opfer sollten nicht Almosen emp fangen. Eine großzügig angelegte Hilfsaktion, die dem Geiste brüderlicher Liebe entsprang, sollte alle Betroffenen ohne Ansehen ihrer Person mit dem Notwendigsten versehen. So wurde unter paritätischer Führung der drei Block-Parteien ein Werk ins Leben gerufen, das überparteilich den Gedanken wahrer Humanität verwirklichen sollte. Und in der Tat: der Aufruf hat überall — in Stadt und Land — freudige Aufnahme gefunden. Die Beteiligung aller Kreise war eine so umfassende, daß es mit den ein gegangenen Spenden an Geld und Gütern aller Art möglich war, vielen die erste. Hilfe zu leisten. Dieser Geist der Solidarität ergriff jeden, und nicht selten teilten gerade jene mit anderen, welchen selbst nur das Not wendigste für ihre eigenen Bedürfnisse geblieben war. Wohl war es damit gelungen, über die größte Not hinwegzukommen, doch stehen nicht geringere Aufgaben noch bevor. Erst ein Bruchteil unserer Kriegsgefangenen ist heimgekehrt, ein Heer von Schicksalsgefährten wartet noch auf den glücklichen Tag. Eine große Zahl von Umsiedlern hat noch nicht wieder eine neue Heimstatt gefunden. Ein erschütternder Zug eltern loser oder notleidender Kinder befindet sich in einem Zustand dringendster Bedürftigkeit an allem. Der Winter steht vor der Türe. Es fehlt an Kleidern und Schuhzeug, an Möbeln und Wohnraum. Ihnen allen soll geholfen werden Mit ganzer Hingabe und unermüdlicher Hilfsbereitschaft arbeitet die Volks solidarität auch im zweiten Jahr ihres Bestehens an diesem Liebeswerk, das um so segensreicher sich entfaltet, je freudiger jeder einzelne auch in Zukunft seine Hilfe und seinen Beitrag, in welcher Form es auch sei, leisten wird. Möge auch manchem seine Gabe ein wirkliches Opfer sein, so wisse er doch, es kommt nur solchen zugute, die seiner wirklich bedürfen. Den bisherigen Spendern zum Dank, den künftigen Helfern zum Ansporn veranstaltet die Volkssolidarität in der Zeit vom 22. Oktober bis 4. November künstlerische Abende, für die sich alle Ausführenden in bereit williger Weise zur Verfügung gestellt haben. Sie gehen uns damit mit dem guten Beispiel voran. Käthe Heidenberger K3 Kupky & Dietze, Radebeul 1 500.10.46