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Dresdner Journal : 15.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188906159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-06
- Tag 1889-06-15
-
Monat
1889-06
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 15.06.1889
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Erste Beilage zu 137 des Sonnabend, den 15. Juni 1889, abends. Tagesgeschichte. (Fortsetzung au« dem Hauptblatt) Pari-, 13. Juni. Der Ministerrat geneh migte heute früh die Einbringung eines Gesetzent wurfs betreffend die Vermehrung der Zahl der Fcld- datt-rien und nahm Kenntnis von einem avSführ» lichen Berichte Brunet», des Liquidator» der Panama» gefellfchast, über den Stand des Unternehmen» und nie Möglichkeit der Weiterführung desselben. Em den Vorschlägen Brunet» entsprechender Gesetzentwurf soll unverzüglich in der Sammer emgebracht werden. — Die Kammer setzte heute die Beratung des Unter» richtShaushalt» fort. Prof. Jacquemard rügte ver» schieden« Unregelmäßigkeiten der Unterrichtsverwaltung, Prof Bourneville den langsamen Fortgang des Baue» der Medizinschule, Klinik und Laboral orten, in welchen Gebäuden nun schon seit Jahren Millionen unverwendet steckten und die man zur Ausstellung hätte vollendet haben sollen. Ferner wie» er daraus hm, daß einige Universität-Professoren über 70 Jahre alt seien und ihrem Amte kaum mehr vorstehen könnten; wenn sie nicht selbst um ihre Versetzung in d n Ruhe» stand nachsuchten, so möge der Minister dieselbe an ordnen Der Minister FallidreS antwortete, die Versetzung in den Ruhestand ohne Antrag der Be treffenden könne erst nach dem 70. Lebens- und 30. Dienstjahre erfolgen. Bourneville behauptete dem gegenüber, die amtliche Versetzung in Ruhestand sei zulässig, wenn die Betreffenden nicht mehr leistungs fähig seien und die- sei thatsächlich der Fall In den studierenden und Gelehrtenkreisen halte man die Ausnahmestellung, in der sich die fraglichen zwei Professoren dejänd-n, für eine Begünstigung. — Der Präsident der Ehrenkammer am Appellhose in NimeS, welcher den Scenen in Angoulvme beiwohnte, pro testiert in e,mm Briefe an die „Presse* gegen die Verhaftung Laguerre», LaisantS und DerouledeS und behauptet, der Vorgang habe sich genau so zuge tragen, wie die 3 Verhafteten ihn schilderten. Er Kade erwartet, das Gericht werde nun an Ort und Stelle eine Untersuchung anstellen und Zeugen be- fiagen. Er müsse aber zur Ehre der französischen Richter bedauern, daß nichts von alledem stattgefunden habe; wenn man Abgeordnete verhafte, so müsse dies wenigstens unter Beobachtung der einsachsten Rechts forme > geschehen. — In dem gemischten Ausschuß über das RekrulierungSgesetz hat der Kammer- auSschnß beschlossen, in allen Punkten den im Luxembourg gefaßten Be'chlüsse» belzustlmmen mit Ausnahme von Artikel 23 des Gesetzentwurfs, welcher die ausnahmsweise Befreiung von Zög lingen der geistlichen Schulen und jungen Leuten, die sich gebildeten Berufsorten widmen, vom Dienste be- lr'fst. Über diese 2 Klassen hält der Ausschuß seine ersten Beschlüsse aufrecht und will nur eine Aufschubs- srist, um die Studien nicht unterbrechen zu müsfen, geüatten. Der Senatsausschuß wird morgen getrennt über diese Vorschläge tagen. Das Endresultat wird von jedem Ausschuß beionders beschlossen werden; da der Kammeran-schuß 33 und der Senatsousjchuß 18 Mitglieder zählt, läßt sich nicht nach Kopsen adstim- men. — Die französische Regierung hat ihren Beitritt zu dem wahrscheinlich in Brüssel abzuhaltenden Anti- sklavereikongreß erklärt. — Die Kutscher hielten gestern unter Vorsitz des Avgeordneten Basly in Gegenwart verschiedener Gemeinderäte eine Versamm lung ab, worin nach verschiedenen Reden folgender Beschluß gefaßt wurde: „In Anbetracht der Schwierig keit der Lage und der Unzuiroglichkesten, die ein plötz liche» Aufhören des Wagenverkehrs für die Pariser und Fremden veranlasse, möge der Gemeinderat fol gende Bestimmungen über den Droschkenverkehr be schließen: Jede Ges üschaft oder jeder Wagenvermieter sollen gehalten sein, ihren Kutschern einen Mmdest- togelohn von 7 Frcs. bei zwölfstündiger Arbeitszeii zu zahlen. Jedem Wagenvermieter, der sich dessen weigere, solle sofort die Fahrerlaubnis entzogen werden. Der Seinepräfekt und Polizeipräfekt sollen zur AuS- sührung gegenwärtigen Beschlusses angehalten sein." Heute mittag begab sich eme Abordnung der Kutscher zum Minister des Innern Constans, um lhm ihre Klagen vorzutragen. Von der Place de l'Etoile wollten sie sich zuerst in geordnetem Zuge nach dem Ministe rium des Innern, dann in dir Kammer und das Stadt haus begeben. Hr. Constans, durch den Abg. BaSly und die Gemeinderäte DaumaS und Longuet unter richtet, erklärte, daß er gern eine Abordnung der Kutscher empfangen würde, sie sollten aber jede öffent liche Kundgebung vermeiden. Der Pol ize,Präfekt Loz« wurde gleichfalls ins Ministerium des Innern be rufen. Man glaubt, die Streikenden wollten die ganze Korporation veranlassen, am Sonntag zum „Grand Prix" die Arbeit einzustellen. Es werden energische Matz- regeln, jede Unruhe zu vermeiden, getroffen j 200 Poli zisten hatten die Champs Elysäes und die Place de l'Etoile besetzt, um jede Kundgebung sofort zu unter» drücken Von 1l Uhr an sammelien sich Gruppen von Kutschern auf der Place de l'Etoile, es gelang aber der Polizei b>S Mittag den Veikrhr offen zu halten. Von da an erschienen die Kuischer in immer größeren Massen, bewahrten jedoch dre Ruhe, nur wenn eine bejetzte Droschke nahte, stürzten sie sich auf dieselbe und spannten sie aus. Um 2 Uhr waren 10000 Lutscher auf dem Platze ve>sammelt, wo sie die Herren Basly und Vaillant erwarteten und der lhrer Ankunft begeistert empfingen. Eine Abordnung überreichte so gar Hrn. BaSly e nen Strauß. Der Bericht Hrn. BiSlyS wurde mit Freuden begrüßt u d e» wurde sosort eine Abordnung gewählt, die sich zum Minister Eonstan« begab. * Madrid, 14. Juni. Heute wird die neue Session der spanischen «orte» eröffnet. Man weiß, unter wa» für Mißklängen die alte zu Grabe getragen wurde. Der Zersetzung»prozeß im Lager der regierungsfreundlichen Kammermehrhelt hatte einen Umfang angenommen, der dem leitenden StaatSmanne Sagasta kaum eine andere Wahl übrig ließ al» Session»- schluß oder Kawmerauflösung. Hr. Sagasta entschied sich für den ersteren Ausweg, der ihm hinreichend« Aktionsfreiheit ließ und gleichzeitig einen Keil in die gegnerische Aufstellung trieb. Wenn die Opposition an ihrer früheren Taktik festhalten will, so wird sie dennoch nicht einfach da fortfahren können, wo sie beim SrssionSfchluß stehen geblieben, sondern sie wird ihr Splel ganz von vorn beginnen müssen. Da indes die einflußreiche Stelle de» Kammtrpräsidenten diese« Mal von eurem zuverlässigen Freunde der Regrerungspolitrk — man nennt al» Kandidaten für jenen Posten den bekannten Parteichef Alonzo Martinez — eingenou men wrrden dürste, so entfallen damit all die Schwierigkeiten und Bedenken, welche unter den Auspizien de» früheren Kammervorsitzeudeu Marto» die Hauptfchuld an der kriti schen Wendung der parlamentarischen Konjunktur trugen. Den Wünschen de- Kabinett» würde eme möglichst nüch- lerne, trockene Geschäftstagung am genehmsten sein; sie scheut aber auch vor politischen Prinzlpienkämpfen nicht zurück — was sie in der That auch nicht darf, wenn z. B. der Gesetzentwurf betr. Emsührung deö allge meinen Stimmrechts in die Debatte geworfen werken soll. Offenbar wollen Sagasta und seine politischen Gesinnungsgenossen sich Mittelst Durchdringung dieses Gesetzes dauernden Anspruch auf die Dankbarkeit und Anerkennung aller dem demokratischen Glaubensbekennt nis zugethauen Elemente der Kammer wie de» Landes erringen. Um so wahrscheinlicher ist es, daß geg- mrischerseitS bei Einbringung des mehrerwähnten Ge setzentwurfs die ObstruktionStakiik wieder hervorgesucht werden wird, welche Hr. Sagasta am meisten sürcktet. Die Regierungsorgane kündigen denn auch schon an, daß in diescm Falle der leitende Staatsmann die Ab haltung täglicher Doppelsitzungen verlangen w.rde — eine Drohung, die schon gleich nach der Eröffnung der letzten Session, anfangs Mai, den ersten Anstoß zur kritischen Zuspitzung der parlamentarischen Lage gab. Der Ministerpräsident wirb daher all ferne Kraft und Geschicklichkeit ausbieten müsfen, um Herr der Lage zu bleiben. St. Petersburg, 13. Juni. Den „Berl. Pol. Nachr." geht von hier nachfolgende Mitteilung zu: Die jüngste russtsche Gesetzsammlung enthält eine Kaiserl. Verordnung, welche merkwürdigerweise trotz ihrer Wichtigkeit von der auswärtigen, insbesondere auch von der deutschen Presse fast gar nicht beachtet worden ist. Diese Verordnung behandelt das Budget des Kriegsministerlums für die Jahre 1889 bis 1893. Sie datiert bereits vom Dezember vor. Js. und wenn sie erst im Mai d. IS. publiziert worden ist, so wird man wohl in der Vermutung nicht fehl gehen, laß diese Verspätung mit den russischen Kon versionen in engstem Zusammenhänge steht. Die neue Verordnung enthält lehr aussührstche Ausführung»« bestimmungen zu den bereits früher erlasfenen Ver ordnungen, deren Hauptbedeutung darin bestand, daß dem Kriegsminister die Übertragung der bewilligten Kredite von einem Paragraphen seines Budgets auf andere innerhalb desselben Jahres, sowie der Erspar nisse eines Budgetpostens aus da» folgende Jahr aus drücklich zugestanden wurde. Als Grundlage der dem russischen Kriegsminister sür die nächsten 4 Jahre zu »«willigenden Krebste gilt nach dem Inhalt der neuesten Verordnung der Budgetanschlag sür das Jahr 1888 in Höhe von 211 Millionen Rubel. Dieser Summe soll nun in jedem der nächsten 4 Jahre ein Betrag, der in einem früheren UkaS (.vom 13. Mai vor. Js.) festgesetzt ist, nach und nach zugeschlagen werden. Für den flüchtigen Leser möchte diese Verordnung an sich unbedenklich erscheinen. Auffallend aber wird es bei näherer Untersuchung, daß jener Uka» vom 13. Mai vor. I. nie publiziert worden ist, und daß man daher ganz außer stände ist, sich ein Urteil darüber zu bilden, welche weitere Summen und für welche Zwecke sie in das russische Militärbudget erngesetzt sind. Auch die Bezeichnung „nach und nach" ist so unklar als denkbar. Es rst schon früher gelegentlich bemerkt worden, daß durch die rm Lause des letzten Jahres ergangenen Verord nungen jeder Einblick in das Budget des russischen Knegsministers sehr erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht wird. Dabei ist darauf aufmerksam gemacht worden, vaß auf Grund dieser Verordnungen dem Kriegsminister, abweichend vou den Beschränkungen, die allen übrigen ruisischen Ministerien auierlegt sind, für die nächsten Jahre die größte Dispositions freiheit gewährt wird, lo daß sein Budget g Wisser maßen eiuem Pauschale von 5 Mal 21 l Millionen Rudel gleich über eine Milliarde Rubel gleichkoinmt. Auf diese Weise haben daher auch die sehr erheblich'n Überführung-kosten der verschiedenen Truppenkörper von Osten an die westliche Gienze nicht öffentlich sest« gestellt werden können. Man fragt sich nun, was die neueste Publikation der Verordnung vom Dezember v. I. bezweckt. Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir den Zweck dahin deuten, daß in der öffent lichen Meinung Stimmung sür die letzte große und die weiteren Operationen des russischen Finanzministers gemacht werden soll« , und bei flüchtigem Einblick möchte die Verordn- g diesen Eindruck hervorbnngen. So bestimmt der 8 16, daß der Kriegsminister wah rend der Jahre 1889 dis 1893 einen in der Verord nung nicht vorgesehenen außerordentlichen Kredit nur rm Falle eines Kriege» oder e uer militärischen Ex pedition beantragen darf. Tie e Bestimmung klingt an sich unbedenklich, aber sie muß, wie getagt, in engste Verbindung geb acht werden mit jenem Uka» vom 13. Mai v. I., der dem Minister anderweilige Fond» zur Verfügung stellt, die aber dem Publikum nicht mitgeteilt werden. Bisher war e» überhaupt nicht üdlick, fo detaillierte Borfchri ten sür das RechnungSw.fen des Kriegsminister», w»e die in der Verordnung vom De zember v.J.zu publizieren. Wollte die russische Regie, ung durch die Publikation ihre friedlichen Absichten vor dem europäischen Publikum darthun, um die Befürchtungen zu zerstreuen, welche die Veröffentlichung jener vor jährigen Verordnung, beireffeud die ü derti agbar keil der Kredite im Budget, erregt halte, so mußte sie den Freimut di» oahin treiben, auch jenen Uka» zu ver öffentlichen, der jetzt nur dem Datum nach angegeben ist, in seinem Inhalt aber nach wie vor undekmnt bleibt. Wir müssen gestehen, daß die Publikation in dieser Fora, geeignet ist, Mißtrauen zu erwecken — Mit Bezug auf die Gerüchte, welche sich an die Reise de» russischen Generals Annenkow und des russischen Kriegsministers, General WannowSky, knüpften, wird der „Pol. Corr * aus Paris geschrieben, daß General Annenkow nach Frankreich gekommen ist, um seinen Schwager, den neugewählten Akademiker Melchior de Vogüe, zu besuchen, die Ausstellung zu besichtigen und eine Badekur zu gebrauchen. Zur Stunde weilt General Annenkow nicht in Pari-, sondern absolviert eine Wasserkur. Was jedoch den General Wannowskh anlangt, so ist derselbe überhaupt nicht nach Frankreich gekommen. Aus HstafiMa. über das Gefecht und die Erstürmung des befestig ten Lagers von Buschiri am 8 Mai 1889 ist der nach stehende amtliche Bericht des Korvettenkapitäns Hirschberg eingegangen, den der „Reichsanzerger" heute veröffentlicht: Kokotone, den 12 Mai 1889. Am 8. Mai d I. schifften S. M. Schiffe .Leipzig", „Carola" und „Schwalbe" Landungsabteilungen in der Starke von 13 Offizieren, 2 Ärzten, 320 Mann aus Es wurde um 6 Uhr in Bagamovo gelandet und, nachdem das Stationshaus, Stadt und Mission mit 2 Offizieren, 90 Mann besetzt war, unter Zurücklassung der Bootswache mit 10 Offi zieren, 2 Ärzten, 210 Mann um 7 Uhr im Verein mit der Wißmanntruppe der Marsch anqetreten Nach Vereinbarung marschierte an der Spitze ein Drittel der Wißmanntruppen, die leichtesten, dahinter die Artillerie (ziei 4,7 und eine 6 vm-Schnellfeuertanone), dann kamen die Marinemann- schaften, zum Schluß die weiteren zwei Drittel der Wißmann» truppe. Infolge der schmalen Wege wurde in Reihmkolonne marschiert Der Weg führte durch hohes Gras, teilweise sumpfigen Grund, und war der Marsch bei zunehmender Hitze außerordentlich ermüdend. Um ^10 Uhr kam das feindliche Lager m Sicht. Dasselbe lag aus einer mäßigen Erhöhung, hatte eine Frontlänge von ca. 300 m, Seitenlänge von ca. 200 w und war von einer ca 2'-je in Hohm Umzäunung, unter Benutzung der Palmen, umsäumt — Die Spitze hielt, und es wurde aufmarschiert Nach dem vereinbarten Plane sollte die Wißmanntruppe gegen das Lager ausschwärmen und ver rechte und linke Flügel derselben das Lager umfassen. Die Marinetruppen sollten den Frontangriff machen. Die Wiß manntruppe schwärmte auf der Grundlinie aus und begann auf etwa 1000 m ein sehr lebhaftes Feuer, dann wurde wieder gehalten. Die Artillerie hatte Stellung genommen, um Bresche zu schießen Da auf diese Entfernung von der Artillerie gegen die starke Umzäunung kein großer Erfolg zu erwarten stand und ich in Besorgnis war, der Feind würde, da er die Stärke des Angriffs erkannt haben mußte, das Lager verlassen und bei seiner bekannten Leichtfüßigkeit in dem hohen Grase nach rückwärts entkommen, drängte ich zum Vorgehen. Die Flügel erhielten Befehl, die Umgehung mög lichst zu beschleunigen. Em längeres Zögern konnte bei dem Feuern des Feindes aus gedeckter Stellung uns nur Ver luste bringen. Auf 400 in herangekommen, ließ ich die Landungsabteilungen durch die Schützenlinien der Wißmann- truppe hindurchgehen, in kurzem Sprunge vor und dann mit Hurrah stürmen. Unterlieutenant zur See Schelle von S. M. Krz. „Schwalbe" erreichte zuerst die Umzäunung und nahm dieselbe mit außerordentlicher Gewandtheit Hierdurch ange- feuert, gelang es den Mannschaften mit höchster Anspannung, m kurzer Zeit Lücken in die Pallisaden zu reißen und einzu- drmgen. Hinter der Umpfählung waren Schützengraben, Vie gegen Schuß von oben mit Holz und Palmblattbedachung mit Sand bedeckt geschützt waren. Mit dem Bajonett wurde der Femd geworfen, die Hütten, aus denen gefeuert, wurden gestürmt. 'Nach kurzem erbitterten Handgemenge war dir Feind niedergemacht oder aus dem Lager geworfen und wurde hier von dem umgehenden rechten Flügel der Wiß manntruppe unter Feuer genommen Das Hohe Gras, die Frische des Feindes, die Ermüdung der eigenen Truppen be günstigte die Flucht Beim Kampfe fiel Unterlieutenant z S. Schelle von S. M Kreuzer „Schwalbe", Matrose Foell von S. M. S. Leipzig", Matrose Klebba von S. M Kreuzer „Schwalbe" wurde schwer verwundet, Obermatrose Hinckelmann erhielt einen leichten Prellschuß. Kurz nach 10 Uhr waren wir Herren des Lagers; die Befestigungen wurden zerstört, die Hütten niedergebrannt. Ein glattes etwa 6 om-Geschütz wurde, da zu schwer zum Transport, vernagelt, ein kleinerer etwa 3 om-Geschütz mit weggeführt. 'Nachdem gerastet war, wurde um 12 Uhr der Rückmarsch angetreten. Dieser stellte nach den vorhergegangenen An strengungen d,e höchsten Ansprüche an die Leistungsfähigkeit und Energie der Truppen, besonders da Tote, Ver wundete und vom Hitzschlag Betroffene getragen werden muß ten und sich Mangel an irrsnschungen schlimm fühlbar machte. DaS Verhalten der Offiziere und Mannschaften war tadellos Der 'Marsch in dem ungünstigen Terrain und in der tropi'chen Hitze war in hohem Grade anstrengend; sowie es jedoch zum Angriff ging, war jede Müdigkeit besiegt und wurde der Sturm mit großer Bravour von allen Mann schaften auSgeführt. Dem rücksichtslosen schnellen Vorgehen der Offiziere und Mannschaften sind die an Zahl verhältnis mäßig geringen Verluste zu verdanken — Mau schreibt der „Köln. Ztg.*: Auf dem hiesigen Polygon sanden gestern interessante Vergleichs versuche zwilchen den verschiedenen neuesten Gewehr systemen statt in Gegenwart hervorragender Autori täten, wie der Generäle Notbek, Inspekteur des SchützenwefenS, Dragomirow, Direktor der General- tabSakademie, Wilamow, Direktor der Offijierschieß- chule u. a. Das Ergebnis war, daß man ernst mmlg >em in der deutschen Armee einzuführenden neuen Manlichergewehr den Vorzug gab, welches man selbst über das fanzüsische Lebelgewehr stellte. Doch hält man nach wie vor daran f st, daß auch bi- jetzt noch nicht dre Gewehrsrage endgiltig gelöst fei, meint, es würden noch sehr viel bessere Systeme erfunden werden, und ist daher gegen einen Ersatz des als vorzüglich anerkannten russischen BerdangewehrS. Die meisten maßgebenden russischen Generäle sind überhaupt gegen die Einführung irgend eines Magazingewehrs, als nicht dem Charakter und der Ausbildung des russischen Soldaten entsprechend Dagegen würde man ein klei neres Kaliber als das jetzige für vorteilhaft halten, meint aber doch, baß die großen Kosten einer Neuerung nicht im Verhältnis stehen zu der Vorzüglichkeit des jetzigen B rdangewehr». Letzteres genießt in der russischen Armee da» vollste Vertrauen; die gesamte Armee, Infanterie, Kavallerie, alle Reservedildungen und der Landsturm haben, was stets als besonderer Vorteil hervorgehoben wird, die gleichen Patronen, und e» sind so ungeheure Vorräte an Gewehren und Munition vorhanden, daß man dieselben nicht vor Jahren durch andere ersetzen könnte. Der augen blickliche Patronenbestand beträgt über 700 Millionen und die Fabriken können 200 Millionen jährlich liefern. Vortreffliche Schießergebnisse geben auch die neuen Feldmörser. Mit rauchlosem Pulver werden, vorläufig nur für die Artillerie, Versuche angestellt. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei dem Bergamte zu Freiberg ist dem Registrator Fried rich Wilhelm Krauß da« Prädikat ,^tanzleisekretär" verUkYku sowie der zeitherige Gebührenkaffenkontrolleur Gustav Robert Schreyer zum Geduyrenkanrniendanten und der zeitherige Expedient Karl Friedrich Schönherr zum zweiten Registrator unter gleichieitiger Übertragung der Gebührenkontrollt ernannt, iugleichen der zeitherige Kopist Gustav Hermann Scheunert al« zweiter Expedient angestellt worden. provilyiainachrichten. Leipzig, 14. Juni. Wie schon kurz erwähnt, be fand sich unter den Gegenständen der Tagesordnung für die dies jährige hiesige Pastoralkonferenz auch em Referat des P. vr. Schnedermann aus Leutzsch über den „Religionsunter richt auf den Gymnasien". Die Schlußsätze zu diesem Referate erregen allgemeines Interesse, so daß wir dieselben hier im Wortlaute wiedergeden: l. Der Religionsunterricht soll nicht als bloße« Fach neben den anderen stehen; vielmehr soll durch eine sachlich au»- zeichnende Behandlung dem Ausdruck gegeben werden, daß er — seinem Gegenstände nach — etwa« Grund legendes ist s. Sehr viel kommt aus die Person de-Religionslehrers an; in «hm sollte der Jüngling e» unmittelbar vor sich sehen, daß, wo die Religion als Leben da ist, sie den ganzen Menschen bestimmt; dabei sollte er zugleich freien Um blick genug Haven um jenem etwas wie eine einheitliche Weltanschauung vorzubilden. ». Das Bewußtsein der Berantwortung wird den Religions lehrer, schon rein formal betrachtet, treiben, die zu Gebote stehenden Stunden gut und möglichst erfolgreich anzu wenden; dazu wird eS aber nötig fern, auS allzu bequem . gewordenen Gleifen herauSzutreten und au« Liebe zur Sache mit eigenem Nachdenken Methodiker zu sein (Bei spiele aus dem Lehrstoffe der unteren Klaffen). 4. Mittlere und obere Klaffen betreffend: a) die Kirchengeschichte gehört nicht mit dem Ansprüche aus wissenschaftliche« Betreiben in das Gymnasium; vielmehr sollen die kirchengeschichtlichen Stunden dazu dienen, Eindrücke Hervorzurusen, die da- Urteil sichern, geschichtliches Gesamtverständnis fördern und den Willen kräftigen; b) da als Zweck des Religionsunterricht- zu bezeichnen ist: dem Schüler in den entscheidenden Jahren dazu zu helfen, daß er „die Linie feine« Willens von Golt au« ziehe", fo muß als unterrichtlich r Zielpunkt fol gendes Dreifache in» Auge gefaßt uud kann auch, wenn Gott Gnade giebt, erreicht werden: Respekt vor der Heiligen Schrift — Ahnung davon, daß das Evangelium eine wahrhaft befriedigende, in sich selbst gewisse Lebensantwort ist — kräftiges Eingeta chtsein in den Beist der gesunden Lehr- und Lebensformen unserer Kirche (nähere- über Bibellesen und die mehr systematischen Stunden). Chemnitz, 14 Juni Das „Chemn. Tgbl." schreibt: Nachdem heute, Freitag, nachmittag 3 Uhr ein kurze« Ge- Witter über unsere Stadt gezogen war, trat nachmittag gegen 5 Uhr ein zweites Gewitter unter heftigem Regenguß auf. Hat dasselbe in der Stadt schon bedeutenden Schaden ver ursacht, so ist doch die Umgebung noch weit schwerer betroffen worden über Hermersdorf, Euba und Gablenz soll ein Wolkenbruch niedergegangen sein. Infolge dessen schwoll der Gablenzbach abends gegen 8 Uhr gewaltig an. Das Wasser, welches Balken, Gartenzäune, HauSgerä'.e, Bäume und Sträucher mit sich führte, konnte, da diese Gegenstände die Öffnung der Gablenzüberwölbung sperrten, keinen Ab fluß finden und verbreitete sich über die Straßen und Plätze, so daß die Oststraße, Uferstraße, der Osiplatz, vie Augustus- burgerstraße in wenigen Niinuten einem reißenden Strome alichen Die Fluten erstreckten sich dis zur äußeren Jo- yanmssiraße, dem Johannisplatz, der Kömgfiraße und der Brückenstraße. An dem noch nicht überwölbten Teile der Gablenz wurden zum größten Teil die Barrieren weggerissen und die Ufermauern stark beschädigt, auch die von der Rtar- tinstraße zur Uferstraße führende Brücke hat gelitten. Das Geländer derselben ist emgerlssen. In vielen Häusern stand das Wasser über 50 ow hoch im Erdgeschoß. Im Laden eines Fleischers an der Oststraße war das Wasser über 1 m hoch und hat Fleisch und Ladengeräte völlig verschlammt. Auch nach der Mitte der Stadt zu sind die Straßen mit Schlamm bedeckt und finden sich Bretter, Pfosten und andere Gegenstände vor. Selbst auf der ziemlich hoch gelesenen Jakobstraße hatte sich bald ein Strom gebildet, welcher seinen Abfluß zum Teil über den Bahndamm, zum Teil über die Treppen und durch den Durchgang unter dem Bahnkörper hinweg fand. Die Wässer stauten sich am AuSgang der Hainstraße nach der Augustus- burgerstraße und vereinigten sich mit den von Gablenz kom menden Fluten. Die Feuerwehr wurde durch Nebelhorn und Hornsignale alarmiert und griff wacker ein, um größere Gefahr zu verhüten. Ebenso hat die Schutzmannschaft, welche infolge deS starken Andrangs des Publikums einen schweren Stand hatte, ihren Dienst mit Eifer und Umsicht versehen Ob Menschen verunglückt sind, konnten wir bis zur Stunde nicht erfahren Ein Blitzstrahl schlug in die Dachstube des HaufiS Nr. 21 der Hainstraße, glücklicherweise ohne zu zünden, em anderer Blitzstrahl traf auf der Beckerstrabe einen Baum — In Gablenz wurden durch das Wasser unweit der ehe maligen Chausseegeldereinnahme drei Hinterhäuser weggerrssen. — DaS Gewitter scheint, wie bemerkt, anderwärts noch weit ärger gewüstet zu hadeir Reisende vom letzten Aueschen Zug erzählten, zwischen Burkhardsdorf und Dittersdorf seien die Schloßen in solchen Massen gefallen, daß e» auf dem Ehem- nitzfluß wie Eisgang auSgesehen hab« In einem dicht an der Haltestelle Dorfchemnitz gelegenen Bauerngut hab« der Blitz 1 Ochsen und 2 Kühe erschlagen, sonst aber nicht ge zündet Auch an der Annaberger Linie muß da« Gewitter ichwer getroffen haben, denn der 8 Uhr 36 Minuten hier fällige Annaderger Personenzug hat wieder nach Wolkenstein zurückkehren müssen. weil der Gewitterregen zwischen dort und Scharfenstein eine Brücke beschädigt hat. Der Zug erlitt dadurch eine mehrstündige Verspätung. StatM und Volkswirtschaft. — Wie wir in Erfahrung bringen, ist dir Johanne» Ludwigsch« Konkurtmassr — Kunstmöbeljadrik — durch da» Bankhaus Eduard Rocksch Rachsolger angekauft warde» behus» Umwandlung in eine Aktiengeselljchast. SäcHtiscHe Aäöer. Bad Elfter: bt» zu» l». Juni 74» Partei«, mit 10»4 Pers »neu «ad Lchaudau: bi» zu» I» Juni »tb Partei«, ml» «0
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