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Dresdner Journal : 15.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188906159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-06
- Tag 1889-06-15
-
Monat
1889-06
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 15.06.1889
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M8 der Not helfend und aufopfernd zugesellte und das Foril«kn ihre» Stamm«« geftgnet sah van der Anade dr» Himmel» — eii e solche Herrschaft ist ein große», ein reicde» Gescheut für ein strebsame» Bolt. Wenn wir Alle, die wir arbeiten und schaffen für sächsische, sowie für allgemeine deutsche Interessen, zurückblicken auf da» gestalten- und thatenreiche Er- innerung»bild der Wettiner Geschichte und dabei mit patriotischer Genugthuung uns bewußt werden, daß der jetzige erlauchte Träger der Wettiner Königskrone in der ersten Reihe der gefeiertsten KriegShelden und weifen Regenten unserer Zeit stebt, dann erfaßt uns mit Recht da» erhebendste, ja da» stolzeste Gefühl! Nicht wir allein, unzählbare Stimmen aus Alldeutsch land rufen wit uns: Hell unserm König Albert und dem erhabenen Stamme Wetttnl Lagesgeschichte. Dresden, 15 Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen de» Königlichen Hauses geruhten heute nachm'ttag 4^ Uhr im Marmorsaale des Residenzschlosses eine Deputation beider Kammern der Ständeversammlung und hieiauf die sächsischen Reichstagsabgeordneten zu empfangen, um deren Glückwünsche aus Anlaß des 800jährigen Regentenjubiläums des Königlichen H use.- entgegen zu nehmen. Um 5 Uhr findet in den Paradesälen eine Hof- tasel statt, zu w lcher Einladungen an die Herren Staats ittnister, an die Direktorien und Mitglieder beider Kammern der Stand Versammlung an die sächsischen Reichs agial geordmten, sowie en die Prä sidenten des Oberlalldesgerichts, de» evaugelisch-lut'ae« rischen Lande konsistvriums, der Oberrechnungskanimer u. s. w. ergangen sind * Drekden, 15. Juni Ihre Königl Hoh it die Frau Herzogin Mutter von Genua ist heute 7 Uhr 40 Min. vv'mittags aus Stresa hier onge- kommen und wnrd« aus dem böhmischen Bohni of v n len AUrrlöästen Herrschaften out das herzlichste be grüßt. Aus gleicher Veranlassung batte sich der König! italienische Botschaft, r om Kaffe«l. deuisäen Hose, Gras de Launah mit dem Boischaftsselretär Ehev. R. Bollaff und d m Muitäraitachv Kapitän Chw M. de Robilaitt lingrsunden, während zum Ehrendienst der Kammerherr v. Nauendorff besohlen war. Im Gefolge d<r Allerhöchsten Herrschaften be fanden sich der Konigl. Flügelabjutant Rittmeister v. Haugk, die Hosdame F esin v. Miltitz und Kammer Herr v. Minckwitz. Außerdem waren noch anwesend d?r Generaldirektor der Staatsdahnen Hoffmann und d r hiesige Königl. italienische Konsul Arnstädt. * Berlin, 14. Juni. Se Majestät der Kai'er konscriette h«u'e vormittag uit dem Krug-minister v. Berdy du BcrnoiS und nahm später euttge Vorträge entgegen. — Ter Staatssekretär Graf v. Bismarck wird sich heute aus dreiwöchentlichen Urlaub begeben. — Der „Reichsanzeiger" teilt mir, daß Se. Ma jestät der Kaiser dem Vizepräsidenten des Staats mrn«ster,umS und Staatssekretär de» Innern, Staats Minister v. Bötticher, den Stern und dos Kreuz ter Großkomthure des königlichen HauSordens der Hohenzollern verliehen hat. — Die „B. P. N.« schreiben: Hiesige Börsen blätter bemerken zu der Notiz der ,Nordd AUg. Ztg.", in der von der Ausgabe 4proz russitcher Ersen- bahnobligativnen in Höbe non Milliarde de- huss Konvertierung alter Anleih n die Rede ist, daß der in Frage kommende Betrog sich nur auf 160 Millionen belaufe. Nachdem auch uns bekannt ge worden war, daß die neukreierten Schulden rittgeiomt eine Summe von X Milliarde repräfentier-n glaubten wir annebmen zu dürfen, doß eine ungefähr gleiche Summe hiermit zurückgezahlt werden sollte, und ent nehmen dem Einspruch, daß neben der Rückzahlung durch Konversion »s sich ferner, dem Anschein nach, noch um gleichzeitige reue Emissionen Hande t. Wir werden die Prospekte, insosern dieselben überhaupt noch erscheinen sollten, abwarten, um aus denselben zu er sehen, ob dieser Mehrbetrag ganz oder teilweise tn Deutschland offenen lverden wird. — Über die durch dot Gesetz vom 13. Juli 1887 eingeführte Unfallversicherung der Seeleute selben Moment glitt er lautlos zwischen Don CäsarS ausgestreüten Händen zu Boden Dieser beugte sich schnell über ihn; aber nur so lange um sich zu über zeugen, daß er lebte und atmete. Dann nahm er den heruntergefallenen Brief auf und steckte ihn, nach dem er ihn mit blitzenden Augen durchflogen, ebenso wie die wenigen Proben in seine Tasche. Dann sprang er aus. Schnell überblickte er die Landstraße, denn jetzt war ihm jeder Augenblick kostbar; aber er konnte den vom Schlaae Getroffenen nicht im Straßen staub liegen lassen; ebensowenig konnte er ihn nch Hause tragen oder den Hilslosen, nachdem er die Töchter benachrichtigt, ihren schwachen Armen überlassen. Er besann sich, daß sein Pferd noch am Gartenzaun an gebunden stand. Er wollte es holen und den Un glücklichen vor sich aus dem Sattel haltend, nach Hause bringen. Mit einiger Schwi-rigkeit hob er ihn aus den Steinblock und lief schnell den Weg hirous m der Richtung, wo er die angeko; pelle Siute wußte. Er war noch nicht weit gekommen, als er das Geräusch von Rädern hinter sich hörte; es war die Postkutsche, die in rasendem Lauf daherkam. Er hätte gern den Kutscher um Be stand angerusen; aber selbst durch die schnell vor besiegende Staubwolke hindurch gewahrte er, daß dieser an nichts andere» dachte, als sein rasch vordeisausende» Gesät»t noch mehr zu beeilen, ja, daß er sich sogar aus seinem Bock erhoben batte, um die wütend und scheu gemachten Tiere mit der Peitsche noch schneller vorwärt» zu treiben. Al« der Wagen eine Stunde später vor dem Red Dog Hotel anhrrlt. stieg der Postillon bleich aber schweigsam vom Bock Erst nachdem er ein Gla» Wh tkey aus eine» Schluck geleert hatte, wandte er läßt sich der soeben erschiene Ne Jahresbericht des Ver eins Hamburger Rheder wie folgt vernehmen: Seit eigem Jahre ist die Unfallversicherung der Seeleute in Kraft; ihre Organe funktionieren befriedigend, ihre Wirkung hat sich wohlthätig erwiesen, sowohl für viele verunglückte und ihre Hinterbliebenen, als auch für die Rheder, wegen der Bef itigung der Hast- tiuchiilazcjse und der wegen ihrer Unbestimmtheit so lästigen und ungleich wirkenden moralischen Ver pflichtung gegen die auf ihren Schiffen verunglückten. Die Belastung der Rhederei ist geringer ausgefallen, al» nach den ongestellten Berechnungen zu erwar ten war. Weimar, 14. Juni Ihre Königl. Hoh. der Großherzog, die Frau Großherzogin, sowie der Erbgroßherzog begeben sich am 17. nach Dresden, um den Festlichkeiten anläßlich de« Wettiner Jubiläums beizuwohnen Am 19. erfolgt die Rückkehr und am 22. die Abreise zu den Hochzeitsseierlichkeiten nach Berlin, während Se. Königl. Hoh. der Erbgroßherzog sich zur Jubiläumsfeier nach Stuttgart begiebt. — Die Zahl der Studierenden in Jena beträgt in diesem Sommersemester 654 — 49 mehr als im vorigen Wimer. Den thüringische» Staaten des Ernestinischeu Hauses gehören 237, Preußen 203 an. Die stärlstbesuchte Fakultät ist die medizinische (266), dann folgt die philosophische (166), die theologische (133) und zuletzt die juristische Fakultät (104 Studenten). * Wien, 14.Jum. Die (alte) „Presse" beschäftigt sich heute mit der politischen Augenblickslage in folgender lesenswerte» Betrachtung: Eigentlich wäre es jetzt bald an der Zeit, daß die Diplo maten ihre Koffer packen lassen, um in die Bäder zu reffen; die Tage rücken näher, in welchen sonst volle Ruhe in den Staatstanzleien und aus den Botschaften t-errschte, die .bren nenden Fragen' ihren Sommerichlas hielten und ihre prosefsio- nellen Schürer ebrnsall» in still kühler Zurückgezogenheit ihre Kiäste für die Wimerkampagne sammelten. Heuer jedoch will es scheinen, al« ob diese Pause gar mcht oder wenigsten- nicht rechtzeitig einsetzen wolle. Es liegt eine bedenkliche elektrische Spannung in der Luft und in der polüffchen Welt giebt sich dementsprechend eine sichtliche Nervosität kund Schwer wä^e es, zu sagen, wodurch dieselbe eigentlich veranlaßt wird, wenn man von den jüngsten Vorgängen in Peterhos und von der eigentümlichen Wendung der Dinge in Serbien und von jenem ganzen Symplomenkomplexe absirht, der hiemit in Verbindung sieht oder wenigsten» in Berdmdnug gebracht wird. Es hieße aber den Bogel Strauß spielen, wollte man nicht zugestehen, daß di« allgemeine Lage keineswegs mehr vollständig mit jener Prognose sich decken will, welche für diesen Hochsommer gestellt worden ist, wo*, die Fürstenbegegnungen eine neue Bekräftigung de- allgemeinen Frieden-dedürsniste- und des festen Willen» aller maßgebenden Regierungen, ihren Völkern in Europa auch ferner die Segnungen des Friedens zu erhalten, bringen würden". Die Lage sängt wieder an, jenem Zustande der Dinge äholichzu werden, der zum Beginne dieses Jahres geherrscht, zu jener Zeit, in welcher wöchi ntlich ein paarmal Bulletins über die allgemeine Situation auSgrgeben wurden, die unbehaglich und unerquicklich keine absolute Sicherheit bezüglich der nächsten Zukunft geboten, aber trotz alledem denn doch keine ernstere Verschlinunerung herbei- gef-thrt hat. Ja dieser Ähnlichkeit mag immerhin, wer Be ruhigung sucht, eine solche finden. Die beunruhigenden Mo mente sind im wesentlichen ja auch die gleichen geblieben, und ebenso walten noch jene Gründe heute in gleicher Stärke vor, welche damals für all diejenigen internationalen Friedens störungen, all diejenigen Treiber und Dränger nach einem Um schwünge der europäischen Verhältnisse zwingend gewesen sind, ihre Pläne zu vertagen und ihre Gedanken matt josort in Tholen umzujetzen. Wenn die augenblickliche Lage und die Aussichten in die unmittelbar bevorstehende Zukunft nicht stim men wollen mit der allzu optimistischen Prognose, welche man für die politische Ruhe diese! Sommers gestellt hat und die von der össentlichen Meinung mit nicht geringer Befriedigung hingenommcn wurde, so war dies eben ein Kuastjehler der politischen Wetterpropheten, die sich durch oberflächlrche und rein äußerliche Wahrzeichen haben täuschen lassen Jene Gegensätze der eingebildeten oder wirklichen Jatriesfeu, welche Europa in zwei Heerlager trennt datieren ja aicht erst au- der allerjüngpen Bergangenheit, sie haben sich seit einem Jahrzehnt geltend gemacht, und die gegenwärtige Gruppierung der Mächte, welche dieser wirklichen oder vermeintlichen Ja- lereficnsnktton entsprich«, hat sich schon seit Jahren konsolidiert. In diesen Beziehungen Hal sich im wesentlichen seit Jahr und Tag nicht- geändert, nicht» gebessert, nicht- verschlimmert Man wartet eben aus beiden Seiten geduldig ab; aus der einen aus eine gute Gelegenheu zur Agression, aus der anderen allzeit zur Abwehr bereit In der Natur solcher Verhältnisse liegt eS nun, daß von Zeit zu Zeit die Reibungen sühlbarer werde» durch Versuche von der einen oder der andern Seite, dir durch die Gegenpartner begrenzte Machtjphire zu erweitern. Bi-Her ist eS der Kunst der Diplomatie jedeSmal gelungen, auch wenn die Spanung bedenklich zu werden schien, wieder ein leidliches Einvernehmen herzuslelleu. ES ist kein Grund anzunehmen, daß gegenwärtig die Schwierigkeiten größer, die Hindernisse unüberwindlicher sein werden al» seither, wo selbst Re bedrohlichsten Erscheinungen — wir erinnern nur an die Katastrophe in Bulgarien — schließlich doch immer wieder unschädlich gemacht werden konnten. Die Friedeospolitik der FriedenSmächte ist stark, schon weil die leitenden Staats männer derselben durch keinerlei Zwilchensälle sich in ihrem sesten Entschluß werden beirren lassen, den Frieden ihren Völkern und dem Weltteile so lange zu erhalten, al-dies nur irgendwie möglich und verträglich ist mit der Ehre und der Machtstellung der vei kündeten Reiche. Sie haben in dieser Defensive eine sicd zu Lem ihm verwundert folgenden Eilboten und sagte Heffer: „Eins oder das andere muß passieren, Jim. Entweder der Fels da muß aus dem Wege, oder ich. Ich Hub' ihn wieder drauf gesehen!" 1^. Bon dem zw'sirn Schlaganfall les Kranken wur den kene weiteren Einzelheiten bekannt, als die Don LäarS kurzer Bericht, er habe ihn besinnungslos auf dem Felsblock liegend gesunden, '«eierte Dies schien vollständig zu Dr. Duchesnes Ansichten zu p ssen und als der junge Spanier am nächsten Lage LoS GaloS verließ, entging er nicht nur dem rührigen Reporter des Tageblatts, sondern auch der Turchlesung eines Paragraphen, der über seine Freundlichkeit und Höflich keit belichtete. Aber vr. Duchesnes Prognose schien falsch zu sein Der ältere Slrnn erlag weder diesem zweiten Anfall, noch erlangte er seinen verstand wieder. Er war anscheinend nur wieder in seinen früheren Zustand körperlicher Schwäche zurückversunlen und während er das bißchen Boden, das er im letzten Monat gewonnen, wieder verlor, zeigte er keine Ver änderung in seinem geistigen Zustande, wenn man nicht die Thatsache, daß er sich keines Umstandes "seines AnsallS, noch der Anwesenheit Don Lasars erinnerte, als günstiges Zeichen betrachten wollte, vr. Duchesne schien diesem Symptom ernste Bedeutung beizumessen und seine Kreuz- und Querfragen dem Kranken gegen über waren noch wehr als gewöhnlich durch schroffe Kürze charakterisiert. „Also Sie besinnen sich nicht, daß Sie im Garten spazieren grngen, ehe Sie krank wurden- Kommen »«r-ärkir Stellung durch die Smopathte der außtrhalk der Tripelallianz steh,»den Staate» und Büller, welche edeasall« tu ihrer friedlichen materiellen Entwickelung nicht durch Ereignisse gestört werden wollen, dir auch ihre eigeuro Gemeinwesen iu den allgemeinen verderblichen Wirbelsturm reißen können. Und schließlich repräsentiert der AriedenSbund eine so gewaltige Streitmacht, daß jeder Halbweg« ernst zu nehmend« Staatsmann, da mit den reale» Antiaren zu rechnen hat und nicht bloß aus eine« phantastischen Ealcul hin sein« Aktion rinrichtet, da» Wag- ni» rinn »utlwiligr» und frivolen Fmedentftörung von sich weisen muß. Die» alle» hindert freilich nicht, daß ab und zu ei» tuftiga diptanatffcher Guerillakrieg vrrsucht wird, da» durch denselben Beunruhigung hervorgerufen wird, wir dir» im grgra- würtigrn Augrobiickr wirdrr rinmal der Fall ist und daß ua- b»reche»dare Zwischenfälle während eine» solchen lc!aUgcrlen diplomatischen Kleinkriege- die Streitfrage» schärfer zuspitzen und unveriöhiilicher gestalten können al- diejenigen selbst gewollt haben, die str aufgeworfen Da» „Fremdenblatt" bespracht die serbischen Parteitage und hält dieThatuche für beachtenswert, daß dle Radikalen ihre Regierung-Möglichkeit uvv RegierungSfähigkcit in drr Proklamierung von Zwecken suchen, die sie noch außen m keine Schwierigkeiten und nach innen »n kein, Umsturzakt-ouen zu verwickeln drohen. Da» Blatt fährt dann fort: Um jo lauter und pompöser treten die Liberalen auf. Je geringfügiger eine Fraktion ist, desto heftiger will sie die Werbe trommel rühren, und je geringer d«e auf ihr lastende Berant wottung ist, um so verschwenderischer ist sie mit Zusagen und Verheißungen. Wo- liegt an den diversen bombastischen Ver sprechungen, da doch die Pattei heute schon vorhersehen kann, daß sie nicht in die Lage lommen wird, sie einzuhaiten. Die Liberalen find ähnlich wie die Fortschrittler aus eia kleines Häuslein zusammengejchmolzen. Sie werden von den Radikalen toleriert, so lange sie ihnen licht uub-q,em werden. Wohl möchten sie ihren Einfluß von der Stellung de- Hrn. Ristic» als Regenten ableiten. RrplcS erschien indessen aus dem Par teitage Nicht, und man wird sich seiner Erklärung bei dem An tritt der Regtntenwülke erinnern, daß er nunmehr keiner Partei angehüren könne, vielmehr über allen stehen müsse. In der Thal konnte nur eme Partei, die sich ihrer Ohnmacht klar be wußt ist, ein Programm aufslellen, welches in direktem Wider spruch zu der auch von ihi anerkannten Noiwendigleit steht, mit allen Staaten, die mit Serbien sympathisieren, in guten Bezieh nagen zu bleiben. Es muß wahrlich schlecht mit einer Partei stehen, wenn sie Wähler durch Verheißungen anlockt, deren Unersülldar- leit ihr ebenso klar ist, wie irgend jemandem in- und außer halb Serbiens. Die liberale Partei möge indessen mit sich selbst auSmachen, ob solche Mittel noch verfangen können. In- soweit es ein bloße» Wahlmanöver ist, das großserbische Reich - al» baS nächste ZnkunstSprojell auazugeben, verlohnt eS sich nicht, sich mit dem Phrasenungetüm dieses Programms weiter zu beschäftigen. Wenn die serbischen Wähler in d«mfrtben eine etwas zu starke ZuwlUung an ihre eigene Intelligenz erblicken sollten, so werden sie das mit den liberalen Parteisührern aus- zusechten haben. Ein politisches Inter-jse können ledoch Wahl- Programme einer kleinen, ohnmächtigen Fraktion nicht bieten, eines Partki-Tor'o-, der in den nächsten Wahlen höchst wahr scheinlich noch weiter dezimiert werden dürste. Diese kleine Gruppe mag deshalb da- ungefährliche auf die Blendung der Wähler berechnete Spiel ungestört betreiben und von der „Ver einigung aller zerstückelten Terle de» serbischen Volke»" sprechen, von der Verschmelzung de« gejamten Scrbentumr, also jeden falls von einer Änderung in den staatsrechtlichen und völker rechtlichen verhällnisfen aus der Valtanhalbinsel Wir unser seits ziehen e» vor, bevor wir un- der Gefahr auSjetzen, die politische Wahlpoeste der Liberalen ernst zu nehmen, abzuwarten, wre sich die leitenden und regiercnoeu Kreise Serbiens zu diesen Phantasieprobukten stellen. Was in Serbien — feit der Abdikation Milans geschehen ist — das vollzog sich im Kreise der serbischen Landesinlereflen und im Umfange jener Autonomie des Königreiche, die ihrer vollen Beachtung feiten» unserer Monarchie stets sicher sei» kann Die serbffchrn Staaisminner haben e» allein zu l rurteilen, in- wiejern ihre Akte den Landesinteressen entsprechen, ob sie die wirtschaftliche und politische Entwickelung Serbiens sicher , die Ruhe und die Entwickelung de- Königreichs wirklich sörderu werden. Über die Rückberusung de- Metropoliten Michael, über die Rückkehr der Königin Ramlie oder deren weiteres Ver bleiben im Au»iande —hat die serbische Regierung allein unter ihrer eigenen Verantwortung zu entscheiden, und n emand sonst erscheint berechtigt, m die Einschließungen erneS unab hängigen Smale- einzugreisen. Sollten jedoch Versuche zur Geltung kommen, an den vertragsmäßigen Ver- hältuissen des Orient- zu rütteln, dann würden diese ajlrrdings aus den festen Willen und die nicht minder starke Macht stoßen, die Garantien unserer Interessen und des europäischen Friedens nicht zum Spielball politischer Launen machen zu lassen Ten denzen, wie sie in dem Programme derLiberalen zur Schau getragen werden, widersprechen dem von Eu ropa geschaffenen Recht-zustande, und weder Hster- reich-Ungaru noch die Großmächte könnten ruhige, unbeteiligte Zuschauer bleiben, falls sie au- einem allerdings nicht ernst zu beachtenden Wahlprotzramme dorthin verpslanzt würden, wo die Politik nicht allein gesprochen, sondern auch gemacht wird. Aber wir deuten viel zu gut von der poliii chen Reise der Serben, um auch nur «inen Augenblick annehmen zu wollen, daß sie sich von dem großsprecherischen korteschartigen Programme der libe ralen Partei verwirren oter sortreißen lassen könnten, und daß sie nicht sofort da- ganze al- eine bloße Wahlreklame durch schauen würden. Die internationalen Verträge, aus denen die Ruhe de- Orient» und drr Friede Europas basie en, stehen unter eruem Schutze, dessen Macht und Energie den Serben nicht entgehen kann. Ls sind dies übrigen» dieselben Verträge, denen die Balkanländer allein ihre gegenwärtige Entwickelung und volle Sicherheit ihrer Autonomie zu danken haben, und schon ihr eigene» Interesse muß ihnen dring«od empfehlen, die Verlockungen einer Agitation zurückzuweisen, welche durch die Sie, denken Sie noch einmal nach! Sie müssen sich darauf besinnen l" Des Alten Augen wanderten im Zimmer umher; aber er antwortete durch ein verneinendes Kopfschütteln. „Und Sie besinnen sich nicht, daß Sie sich auf einen Steln am Wege niederjetzten?" Der Alte heftete ent schlossen seine Augen auf die Bettdecke. „Nein," sagte er mit einer an ihm neuen scharfen Entschiedenheit. Des Doktors Auge hellte sich auf. „Schon gut, Alter, dann thun Sie's nicht!" Beim Fortgehen nahm er die älteste Miß Slinn bei Seite. „Er wird!" sagte er grimnng. „Er fängt an zu lügen!" „Warum? Er sagt doch nur, er besänne sich nicht!" Fortsetzung folgt Vas deutsche Schutzgebiet am Golf von Guinea. Das Togoland, über welches aenauere Nachrichten, dank den sorgsamen Beobachtungen und Aufzeichnungen der Herren Stabsarzt vr. Wolff und Hauptmann v. Francois vorliegen, er öffnet sowohl seiner Natur al« seinen Kulturverhältnissen nach günstigere Aussichten, al« die« der der ersten mehr auf kom merzielle Anknüpfungen mit den Küstenplätzen berechneten Besitzergreifung desselben der Fall war Was die Frucht barkeit de« Boden« und fein« Verwendbarkeit für P'anmgen bau anbetrrfft, so lauten die Urteile darüber nuht sehr ver- schieden. Hier zeigt sich außerordentlich üppiger Pflanzen- wuch«, und die Fruchtbarkeit de» Boden« oeweist wohl am besten die Th tsache, daß die Neger zweimal >m Jahre reich« Ernten erzielen, indem sie die Maiskörner einfach binwerfen; und dabei wachsen Re Pflanzen bi« zu einer erstau lichen Höh« hinan. Sin« gleiche ÜppigtM zeigen die Laub bäume, welch« außerordentlich« Dimensionen erreich« Hier wächst Wahl ihrer Mittel ihr« Schwäch« und btt «ch«ae<u»sichMaßo keU verrät. * Buda Pest, 13. Juni. Ecu« bewegte, vielfach sehr stürmi'che Session des ungarischen Reichstags hat ih en Abschluß erreicht. Die Regierung und dl« liberale Partei sind aus dem mit ungewöhnlicher Hef tigkeit gegen sie geführten Kampfe n u gekräftigt her vorgegangen und ihre moralische Selbstzuversicht ist durch das Bewußtsein, eine so schwere Probe erfolg reich bestanden zu haben, gesteigert worden. Dieser Kraftzuwachs äußert^ sich bereits in sichtbarer Weise in der Thatsache, daß e» in dem letzten Abschnitte der Session noch möglich wurde, die Verhandlung mehrerer wichtiger Gefetzentwürse, so derjenigen betreffend die Bodenamelioration, die Reform dir Finanzverwaltung, ohne erdrbliche Schwierigkeit zu Ende zu füh en. Auf diese Weise ist der unerwartete Enolg erzielt woiden, daß die adgetaufene Session, so vielfach auch die Opposition durch ihre Obstruktion die gesetzgeberische Arbeit durchkreuzt hat, sich zu einer der fruchtbarsten in Bezug auf die Einführ ung heilsamer Reformen zu gestatten vermochte. — Nachdem der Anmeldeiermin für die Av'prüche bezüg lich der Ablösung der Regalien am 31. Mai ad- gelaufen ist läßt sich nunm.hr die gesamte Ablösungs summe mit annährrnoer Genauigkeit bestimmen. Wie man erfahrt, erreicht die Ablösiingsiumwe nicht jene Höhe, welche nach ungefähren Schatzungen erwcrtet werden war. Wenn man von d r das Eigentum de» Staates bi denden Summe, von den Ablösung-beträgen für die Kapitel und Ftde ko nniisse absieht, beziffert sich die an d e Privatperson n zu zahlende Ablösungs summe, filbn nack ihren eigene,' Ansprüchen berechnet, im ganzen nicht höher a>S auf 40 Millionen Gulden. Infolge dess n läßt si d ankundigen, daß es möglich sein wird, die geplante Operation bedeutend leichter und u, kürz irr Zeit do chzusühren, dez zu realisieren, als anfänglich angei ommen worden >var T ie Vor- aibeit'N für die Zusammenstellung de» Budgets pro 1890 sii d bereits in den Sektionen der Ministerien in Angriff genommen worden — 14 Juni. Der „Pester Lloyd" stellt fest, daß die Berliner Teegromne 1er letzten Tage auf »nie in Deutschland bestellende Ver' nnmung geg n Ruhland hindeuten, was bei tum indifferenten, fried fertigen Tone der deu schrn Puffe, weltte selbst den bekannten Toast des Zaren uubeacht t ließ, nicht ror- auSzusehen war. Die polittsche Haltung Deutschlands gegen Rußland zeigte seit Monaten wenig mehr, denn große Reserve. Jnsvlge der letzten russischen Finauz- vpi rationen hab» sich d e Krwgctüchl,gleit Rußlands gthvbin, un: so mehr, als dasselbe seine Rüstungen unun erbrochen sor.setz e. Letztere könnten, da niemand Rußland anzugreifen beabsichtige, nur osftnsiv? Zwecke haben. Die in Deutschland bekundete Gleichgiltigkeit gegenüber dem Toaste des Z ren zeigte von dem hohen Maße von Friedfertigkeit da Ruhland seit Monaten deutsche Dienste beanspruche und empfange. W.nn jemand die Dienste eines anderen annimmt, dü'se man allenfalls Aneikennung, nickt ober öffentliche Verleug nung e,warten, welche verletzend wirken müsse That- sächlich scheine die Verstimmung über den Toast des Zaren iu den maßgebenden Kreien B rlins größer, olc in der deutschen P esse hrrvorgetreten zu sein. Kein Vernünftiger gebe nnem offen sich bekinuenden Gegner Mittel an die Hand, ihm zu schaden. Dem nach sei es wohl voraussichtlich, daß die großen russi schen Finanzoperationen auf Kosten deutsche Odl ga- tionsinhaber eine Fvrtsctz'ng mcht mehr erfahren würden. Die Operationen düiften unwiderruflich zu Ende sein. Dem von deutschen Blättern gelte, d ge wachten Geldüberflusse würben wohl V.rwendun.en im Interesse de» eigenen Landes nicht fehlen, welche zwar gering!re Zinsen, aber erheblich größere Sicher heit böten. * Pari», 14. Juni. Übe die Gründe für die geg n Boulanger erbobere Beschuldigung, unge- fetzlrche Lieferungsverträge abgeschlossen zu haben, verbrenn sich jetzt, wie dre „Voss. Z'g." melde», end- l'ch Licht, und dabei, rgiebt stct , baß die Beichuldigung mckt den bedenkl chen Eharak er besitzt, den man ihr nach den ersten A deuturgen beilegen müße. E« handelt sich um Lr'egrvorbereitungen, d e dec damalige Kriegswinister au- Anlaß des Schnäbelefalles nicht aui dem üblichen Wege, aber anscheinend auch nicht im Widerspruch m t den Gesetzen traf Ein derartiges Vorgehen m einem Augenblick, wo m Frankreich d>e Überzeugung von der Unvermeidlichkeit des Krieges ziemlich allgemein war, dürfte aber dem General von den Fran osen nicht als Verbrechen, sondern im Gegen Ebenholz wild, die wertvolle Gummiliane durchzieht den Wald, und eine Meng« von Kulturpflanzen, wie Baumwolle, Tabak, Kaffee, Zuckerrohr, Ricmus u a finden sich im Togo- gediet wild wachsend Dazu kommen dir so wichtigen Pal- mensorten, von denen besonders die Olpalme der segenbringende Baum Westafrikas geworden ist, denn ohne sie würde nach der Aushebung der Sklaverci kaum em Schiff dorthin gekommen sein, während jetzt alljährlich Hunderte von Dampf- und Segelschiffen nach der Westküste fahren, hauptsächlich um sich mit den Erzeugnissen dieses Baumes ,u beladen. Der kaiserliche Kommissar, Hr v Puttkamer, welcher im Früh jahre 1888 eine Reise nach dem im französischen Gebiet am Agomöfluß liegenden Awewö machte, sand in dieser Geaend das Land sorgfältig angedaut, von zahlreichen vorzüglichen Wegen durchschnitten. Links und recht« des Weges dehnten sich große Felder aus, mit Kasfada, Mai«, Kambs, Erdnü en, Bataten, Pfeffer, Okra u dgl. bestanden Andere Beobachter stimmen mit geringen Ausnahmen darin überein, daß das Land sich zum Plantazenbau im großen gut eigne, doch ist dis jetzt noch nichts erwiesen und auch noch kein ernsthafter Anfang gemacht Wa« die Bevölkerung an betrifft, so ist das Ewegebiet, westlich bis an, dez in di« Nähe de« Wolta, östlich bi« zum Opara reichend, ein, wenn auch au« politisch sehr verschieden artigen Teilen bestehende«, doch emyeitlichr« Ganics Auf der einen Seite umfaßt e« da« despotische Reich Dahomeh, welche« noch jüngst unter Portugals ^chuyherrschaft stand, auf der andern eine große Anzahl unabhängiger Stämme, von denen mehrere nun unter deutschem Schutz stehen, wie andere unter englischem und französischem. Bei allen aber herrscht, mit aermaen Dialektverschiedenheiten, dieselbe Sprach«. Die Bevölkerung ist rin« verhältni«mäßig dichte, besonder« in dem Küstengodiet und dem de» obere« Wolta. Sie gehört von der Küft« bi» zum Praprausifluß zum Ewe- (Krepe-), von hier di» Akrosio zum Guanstamm«, an welchen sich der Kratschi-, Banj«o- und Lagomdaftamm anfchließim.
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