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Dresdner Journal : 18.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188905180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-05
- Tag 1889-05-18
-
Monat
1889-05
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 18.05.1889
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807 selb,» noch keine Erfolge aufzuweisen haben, so ist die» offenbar bloß dem Umstande znzuschreiben, daß da» Land nicht hinter ihnen steht und sie die ver schwindende Minderheit nicht nur in der Kammer, sondern im ganzen Laude darstellen. Tropen» gehen dieselben in der Kammer mit einer Kühnheit und Ent schlossenheit vor, die unwillkürlich imponiert; man muß auch dieser Partei die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie die bestorganisierte unter allen politischen Parteien Italien» ist. In der letzteren Zeit sche'n n sich die Radikalen verabredet zu Haden, die Regierung bei jeder sich dardietendeo Gelegenheit anzugrei'en und sie führen dioes Programm mt großer Energie durch. Am Sonnabend war es der Abgeord nete Mussi, eines der einflußreichsten und angesehensten Mitglieder der radikalen Partei, welcher, an den be kannten, vom Ministerium des Krieges gegen ein die kriegsoe' waltung in der maßlosesten Weise angegriffen habende» Journal eingeleiteten Prozeß anknüpfeno, den KriegSm nister über mehrere, angeblich in der Kriegs- verwaltung vorgekommene Mißbräuche interpellierte und eine parlamentarische Untersuchung in dieser An gelegenheit vorschlug. Die von dem sonst so geist reichen Interpellanten vorgebrachten Anklagen gründeten sich aber auf schwache Prämissen, gaben bloß ge wöhnlichen Klatsch, und der Interpellant sah sich ge nötigt, sei bst zu erklären, daß er für seine Anklagen keine anderen Belege und Beweise habe, als Behaup tungen von Journalen und Äußerungen des, nebenbei in der ganzen Angelegenheit eine sehr traurige Rolle spielenden Generals Mattei, sodaß es dem Kriegsmlnister leicht war, de siegen die Kriegsverwaltung vorgebrachten Anklagen zn widerlegen, und es war daher nur natürlich, daß oie Kammer den Antrag des Führers der radikalen Partei mit 273 gegen 10 Stimmen zurückwies. Die radikale Partei trat aber so geschlossen un) so entschieden auf, daß man ihre Organisctwn un?-Disziplin bloß bewundern konnte. In der vorgestrigen Sitzung der Kammer gab der bekannte, kürzlich gewählte Jrredentistensührer Matteo Renato Jmbrianr sein erstes Debüt. Er wußte seine bekannte Interpellation über d:e Lage in Apulien auf das politische Gebiet hinüberzuspielen, indem er be hauptete, daß das Nichizustandekommen des französisch- Nalie.-ischen Handelsvertrages der verfehlten aus wärtigen Politik der Regierung, der Allianz mit den Zeutralmächten zuzuschreiben sei. Natürlich benützte Heir Jmbrianl die Gelegenheit, fein Steckenpferd, den Haß gegen Österreich-Ungarn, zu reiten und »erstieg sich sogar zu der Behauptung, daß er nebst seinem Wahl bezirke auch die irredenten Provinzen Österreichs — Triest und Trient — repräsentiere und jede Gelegen heit benützen werde, Österreich-Ungarn zu bekämpfen. Zum Glücke repräsentiert Herr Matteo Renato Jmbriani die Ansichten eines so verschwindend kleinen Bruchteiles der Minorität der italienischen Bevölkerung, daß man über fline Ausfälle ruhig zur Tagesordnung übergehen kann. Gewagt, um nicht zu sagen komisch, mutzte übrigens jedem, der den streitsüchtigen Kämpen der Radikalen und dessen politische und litterarische Thätigkeit kennt, dessen Be hauptung erscheinen, daß er duldsam gegen Anders denkende uii) stets ritterlich in seinen Angriffen gegen seine Gegner sei, denn »S glebt vielleicht m ganz Italien keinen Politiker, welcher weniger nachsichtig gegen Andersdenkende und weniger zart in den An griffen auf seine Gegner ist, und dechalb darf man eben Herrn Jmbriani umsoweniger allzu ernst nehmen, da sein poltti cher Fanatismus feine übr gen aner- kennensiver en persönlichen Eharaktereigenschafteu be einträchtigt. Die Reg erung kann übrigens mit dem Ergebnisse d>r Angriffe der Radikale» nur zufrieden sein, da dieselben den Beweis lieferten, daß jene trotz ihrer vortrefflichen Organisation viel zu schwach und ohnmächtig sind, um ihr ernstliche Verlegenheiten be reiten zu können. — l7. Mai. In seiner heutigen Schlußsitzung fasne der Friedenskongreß noch mehrere Resolu tionen und zwar betreffs der Ausdehnung der Friedens propaganda in Schrift und Wort, aber außerhalb ;e er exklusiven Parteipolttik, sodann bezüglich der Bildung neuer Friedenskomitees >n allen Teilen Italiens; auch Damenkomitees sollen gebildet werden. Der nächste Fned'nskvngreß soll in Mailand stattfinden. — Das Mn'ändei Friedens- und Freih.itskomttee beschl ß, um FrankieiM gegenüber die politische Be- demung der Berliner Reise König Humbert» abzu- schwalben (I) am 2l. Mai, dem Tage der Ankunft des Königs in Berlin, eine Sympathieadresse an den Prä» sidenten der französischen Friedensliga abzusenden. — Der Aba. Jmbriani entwickelte i» der heutigen Kam- mersitznng seine Interpellation betreffs des ltalie» nische» Konsuls in Triest, der den ihm geicbäftllch verhaßten Notar Piccoli den öster reichischen Gerichten al» Irredentisten denunziert habe. Jmbriani verla» ein ganze» Sündellregffter de» Konsuls, der unausgesetzt für sein Vater» land die größte Nichtachtung an den Tag gelegt und u a bei dem Nationalfest nicht einmal die ita lienische Flagge ausgezogen habe. Unter den Abgeord neten herrschte während der Ausführungen Jmbrianr« die größte Aufregung, selbst der Präsident der Depu tiertenkammer erhob den Einwurf, die Haltung de» Triester Konsuls sei, wenn sie thatsächlich der gemachten Schilderung entspreche, eine skandalöse. Daraus erklärte Jmbriani, Beweise für seine Behauptungen zu haben Der Ministerpräsident Crispi hob in seiner Erwider ung hervor, es sei strengste Untersuchung eingeleitet, der Triester Konsul sei bereits nach Rom berufen und die Regierung werde, falls sich die ungeheuren, gegen den Konsul erhobenen Anklagen bewahrheiteten, ihre Psl'cht vollauf erfülle». Jmbriani dankte Crispi lür dessen Ei klärung und erkannte an, daß seit Jahresfrist die Regierung ein würdig reS Auftreten gegen Öster reich zeige als früher. Crispi» Erklärungen sanden den lebhaften Belfall des Hau'es. * London, 16. Mai. Vorgestern klopften im Unterhause die Kirchenentstoatlicher mit einem Antrag auf Abschaffung der Staatskirche in Wales an. Der Antrag ward mit 50 Stimmen abgelehnt; die Zeitumstände sind eben sehr ungünstig, da viele liberale Freunde der Enistaatlichung, u. a. Chamberlain, durch Gladstones Home Rule-Politik ins gegnerische Heer lager wanderten. Die Erörterung hatte aber doch in sofern eine Bedeutung, als infolge dieser Home Rule- Politik die Entftaatlrcher zum ersten Male die Ab schaffung mtt der besonderen walisischen Nationalität m Verbindung brachten. Innerhalb und außerhalb des Hauses ward gestern wieder an dem über Pfingsten verschobenen Zuckerprämienentwurfe genagt. Im House bedrängte Harcouit den Baron de WormS mit Fragen nach der Stellung der englischen Kolonien zu dem Entwürfe; und abends griff er auf einem Mee ting in St. James' Hall in Gesellschaft Bradlaughs den ganzen Entwurf an, als sei dadurch das gesamte Frrihandelssystem Englands und der zukünftige Zucker verbrauch des gemeinen Mannes bedroht. Daß Baron de Worms seine Entlassung tingereicht habe, ist durch aus unbegründet. Als Unterstaatssekretär hat er keinerlei Verantwortlichkeit sür das Gelingen oder Miß lingen einer Maßregel Leugnen läßt sich sreilich nicht, daß er der eiste Unterstaatsjekretär ist, dem eine solche Maßregel ersten Ranges zur pa lamentarischen Be handlung übertragen war?'. — In einem Leitartikel über die Arbeitseinstellung im Rheinlande und in Westfalen kommt der „Standard" zu dem Schluffe, daß dieselbe nichts mit dem Sozialismus zu thun habe, sondern nur der Unzufriedenheit der Arbeiter mit ihren Lebens- und Lohnverhältnissen entstamme und als solche die unvermelvliche Folge der großartigen Entwicklung der preußischen kohlen- und Eiseniuduftrie darstelle. Diese Entwicklung bedinge notwendigerweise eine Verschärfung der Meinungsverschiedenheiten zwi schen Arbeit und Kapital, wie dies in England schon lange Mode sei Leider besitze Deutschland nicht die sich anbequemende Dehnbarkeit der gesellschaftlichen Zustande in England, wo niemand wisse, wo die eine Klasse aufhöre und die . ndere anfange, und wo die Aufreizung zum klassenhasse fruchtlos verlause. — Der Schah von Persien wi'd hier in der ersten Hälfte des Juli erwartet und soll im Buckingham-Palast als Gast der Königin Wohnung nehmen. Dem englischen Gesandten in Teheran S>r H. D. Wolff gebührt das Verdienst, ihm die Einwilligung zur Einrichtung einer Reichsvank durch Baron Reuter entlockt zu haben. Er wird vermutlich zu selben Zeit wie der Schah hier eintreffen. * Bukarest, 17. Mai. Nacki einer der „Pol. Corr." -»gehenden Meldung hat die Budgrtkommission der Kammer nunmehr die Beratung über sämtliche Titel des Staatsvoranschloßes beendet und ihre An träge festgestellt. Wie versichert wird, sind die Juni- Mlsten entschlossen, dem Kabinette Catargiu das Budget nicht zu b,willigen. Am Montag findet eine Versammlung der Mitglieder der Kammermehrheit statt, an ivelcher auch tue Minister teiluebmen werden. — Einer Meldung der „Agevce Roumame" zufolge werden anläßlich des für den 22. d. Mt». bevorstehen den Nationalfestes »roße Vorbereitungen getroffen. Bei der Statue des Helden Michael werden die Schüler der höheren Unterrichtsanstalten, sowie die Garnison vor den Majestäten defilieren. Konstantinopel, 13. Mai. Der hiesige Mitarbeiter der ,K. Z." schreibt seinem Blatte: Die vielfachen und widersprechenden Angaben über eii e Unterredung zwischen dem russischen Geschäftsträger in Konstantinopel, wirklichem Staatsrat Onou, und dem bulgarischen Parteimann'Kaltschew über die Bedingungen, unter welchen Rußland.mit Bulgarien sich auSsöhnen würde, bot mir Veranlassung, mich hier an einer maß gebenden Stelle wegen der Richtigkeit der dem Ver treter Rußlands in den Mund gelegten Äußerungen zu erkundigen. Man versicherte mir zuvörderst, Herr Onou habe Herrn Kaltschew nicht in amtlicher Eigen schaft empfangen, wozu keinerlei Veranlassung vorge legen habe, da Kaltschew kein Mitglied der in Bul garien herrschenden Regierung sei und auch in keinem Auftrage zu ihm gekommen sei. Herr Onou habe ihn empfangen, frei und offen, ohne jede Heimlichkeit, wie er fast täglich durchreisende Bulgaren sehe, welche ihn aufjuchen, etwa wie man in der Fremde einen Verwandten aufzusuchen pflege. Selbstverständlich pflegten bei derartigen Begegnungen die Beziehungen Bulgariens zu Rußland erörtert zu werden, wobei jedesmal das Bedauern über die Störung derselben den Grundton bulgarischerseits bilde. So sei es auch gelegentlich des Gespräches mit Kaltschew ge wesen, der die Mittel erörtern wollte, zum Ausgleich jener Störungen. Was Herr Onou ihm aus diesem Anlasse gesagt habe, sei im Grunde genommen nicht» anderes, als was von russischer Seite bezüglich der Forderungen des Zaren für eine Aussöhnung mit Bulgarien lestgestellt worden ist. Man werde sich erinnern, daß der „RegierungSdote" vor mehr als Jahresfrist sich darüber icharfumriffen geäußert habe, als von deutscher und anderer Seite Rußland ersucht worden war, seine Forderungen bezüglich Bulgariens zu formulieren. Es hieß dort Rußland könne den Prinzen Ferdinand nicht anerkennen, oer ihm al» un gesetzlich erwählt erscheine, Rußland wolle seine be rechtigte Stellung in Bulgarien wieder haben, es denke nicht daran, dann dort irgendwelche Rachegelüste zu befriedigen u. s. w. In ähnlichem Sinne habe sich Zankow nach seiner Rückkehr von Petelsbarg aus gesprochen und so würde jeder Vertreter Rußlands sprechen, weil es sich dabei eben um etwas Feststehen des hantle; aus diesem Grunde schon sei die hier und da aunauchende Bemerkung, „Hr. Onou sei von seiner Regierung ermächtigt worden, Hrn. Kaltichew jene Eröffnung, n zu machen", durchaus hinfällig: Ruß land Hal zwei Jahre stets dieselbe Sprache offen ge führt. Hr. Onou hat demgemäß betont, es sei nach allem Vorgegangenem selbstverständlich, daß Rußland nicht mit einem Fürsien verbandeln könne, den es nicht anerkenne und den anzuerkennen es nicht vermöge. Es sei dem rnssiichen Diplomaten indessen nicht in den Sin gekommen, zu behaupten, daß d-r Nachfolger Ferdinands ortbodoxenGlaudensseinmüsse;daßRußland darauf nicht das Hauptgewicht lege, werde schon durch das Protestantentum des ehemaligen Fürstin Alexan der bewiesen. Freilich müsse zugegeben werden, daß ein katholischer Fürst von Bulgarien dem Äefüdle des russischen Volkes kaum sympathisch kein könne. Was den zweiten Punkt andelangt „Bulgarien müsse sich verpflichten, uii Falle eines Kruges als Rußlands Bundesgenosse zu handeln," so stehe es für jeden ernst haften Politiker ohne weiteres fest, daß Hr. Onou eine dtrartige Bemerkung nicht gemacht haben könne, denn es sei an sich lächerlich, von einem Bündm» zwischen Bulgarien und Rußland zu sprechen. Im Falle eines Krieges würde ja aller Wahrscheinlichkeit nach die Sache gegenüber den kleineren Balkanstaaten sich so gestatten, daß derjenige der kriegführenden Slaaten, welcher zueist auf dem Platze ist und sich stark iü: lt, denlenigen Staat besetzen wird, welcher ihm für seine Zwecke besonders dienlich er'cheint. Rußland verlange von Bulgarien lein Bündnis, somern es wolle dort nur jene berechtigte Stellung wl der- gewinnen, welche einst d »n Lande zu feiner gegen wärtigen Selbständigkeit verhalfen hat und ohne welche es für die Länge der Zeit sich nicht wird be haupten können. Auf eine nähere Erklärung des Be griffe- der . berechtigten Stellung' oder des „legitimen Einflusses" lat Hr. Onou verzichtet . Die Ausstanüsbewegurrg. Köln, 17. Mai (K. Zig.) Die Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrkohlendezirk erfolgt, wenn auch nicht gleichmäßig auf den velichiekenen Punkten, so doch m immer zunehmendem Maße. Im Dortmunder Bezirk ist der Ausstand als beendigt anzusehen und der Gelsenkirchener zeigt, wie be reit» gemeldet, ebenfalls allgemeine Neigung, wieder anzuiahren. Man kann hiernach und nach der Ansprache des Kaijer» an die Abordnung der Zechcnbcsitzer wohl annehmen, daß die am Sonntag in Bochum stattfindende Arbeiterversammlung die all gemeine Been igung des Ausstandes beschließen wird. Hoffent lich werden auch die Zechenbesitzer sich zur Annahme der vom Borsitzenden des bergbaulichen Vereins Or. Hammacher mit der Abordnung der Bergarbeiter vereinbarten Abmachung ver stehen, weil daS Gegenteil leicht zu verhängnisvollen Folgen sür den Grubenbesitz führen könnte Was wir gestern in betreff de» gebotenen Entgegenkommens hinsichtlich der Arbeiter gesagt haben, gilt auch für die Arbeitgeber. Die Arbeiter verzichten auf die geforderte Verkürzung der Schicht und di» Ardeugü»er gewähren die Lohnerhöhung. Daß llberschichten, außer im Falle der Not, nur unier gegenseitiger Zustimmung gemacht werden sollen, ist ein in den Gejundheitsgesahren de« berg männischen Berufs begründetes und daher tureHtigte- Ver lange». Die übrigen Abmachungen enthalten weniger wichtige oder au« der Lage der Dinge sich von selbst ergebende Be dingungen Aachen, 17 Mai. (W L. B.) Der Streik aus den Gruben de« Eschweiler Bergwerksverttn« darf al« beigelegt und beendet angesehen werden Im Wurmrevier dagegen dauert der Streit »och jorl. Ausschreitungen sind nirgends vorgekommen * Dortmund, 17. Mai Die „Dortmunder Zeitung" meldet: In der heute ftattgesundenen Versammlung der Grubeu- arbeiter, ,n welcher die Aibeiter Schröder und Bunte über die Abmachungen in Berlin berichteten, stimmten 6000 Bergleute den zehn ausgestellten Paragraphen zu Ferner wurde beschlossen, den ArbeitSauSi and fortzufetzen falls einer der Paragraphen, besonders 8 4, seilen- des Vereins sür die bergbauliche» Inter essen gestrichen werde. Andererseits versicherten die Arbeiter sührer, nach erfolgter Annahme sämtlicher Paragraphen, die Wiederausnahme der Arbeit auf allen Gruben spätesten» am Dienstag. — Der „Rhein.-Wests.-Z g " zufolge haben bi-jetzt 30 206 Manu dle Arbeit wieder ausgenommen; eS ist die« em Drittel fämtlicher Streikenden. Gelfenkirchen, 17 Mai (W.T.B) Infolge des gün stigen Eindruckes der in Berlin stattgehablen Verhandlungen und der Worte Sr. Majestät des Kaisers ist aus vielen Zeche» ein großer Teil der Belegschaft heute wieder angesahren. Waldenburg i. Schl., 17. Mai. (Nat-Ztg) Mit Aus nahme der kleinen Sophiengrube in Charlottenbrunn jeiern im Waldenburger Revier sämtliche Bergleute, ihre Zahl beträgt nach ziemlich genauen Schätzungen etwa 16 000. Der Vorstand der konsol. Fuchsgruben in Weißstem bietet den Bergleute» eine zehnprozeutige Erhöhung ihres Lohnes bei sofortiger Wiederaufnahme der Arbeit an und will ihrer Forderung in bezug aus zehnstündige Schichtzeit und ihren sonstige» Wünschen Rechnung tragen. Die übrigen Gruvenverwaltungen haben sich dem Vernehmen nach im wesentlichen zu denselben Zugeständ nissen bereit erllätt Die Bergleute beharren aber vorläufig auf ihrer höheren Lohnsordelung. I» Waldenburg mußten heute sämtliche Wirtschaften geschlossen werden, aus die Bitte der Wirre wurde das Verbot zurückgenommen und nur der SchnapSverkaus mit strengen Strafe, bedroht. Unter den Bergleuten herrscht scheinbar die größte Ruhe und sie legen des Tags über ausnahmslos große Mäßigkeit im Genüsse geistiger Getränke an den Tag. Man begegnet nur selten einem Trun kenen. Ansschreitungen sind heute nicht vorgekommen. Waldenburg, 16. Mai. ^Schlej. Ztg.) Der Ausstand im Waldenbuiger Kohlenrevier ist seit langer Zeit vorbereitet, sollte aber erst am 2. Juni zum AuSbruch kommen Daß die Arbeitseinstellung schon jctzl und so klötzlich erfolgte, hat feinen Grund allein darin, daß die jüngeren Arbeiter durch Leute, welche au« Westfalen hierher gekommen sind, überredet und ausgereizt worden sind. Die Anwesenheit eines solchen Apostels ist er wiesen. Die Arbeitseinstellung am DienSlag abend kam den meisten älteren Bergleuten ganz überraschend und war im Gegensatz zur westfälischen Lohnbewegung von den gröbsten Ausschreitungen begleitet. Die Bele.,schäft der Schächte Wrangel und von der Heydt von der „GlückhilfSgrube", wo die Beweg ung ihren Anfang nabm, hat die Gebäude dieser Grube blS auf die Mauern verwüste». Fenster, Lhüren, Treppen, Ösen rc. wurden zerlchlagen und aus die Straße geworfen. Die Fensiergerüste wurden mit Halen herauSgerissen, die Lampen zerschlagen, die Förderwagen und die Bücher in die Schächte geworfen, die Hähne an den Wasserwerken abgedreh«, d« Ven- ttlationsvorrichtungen zerstört, die Koksöfen eingerisjrn rc Miß liebige Beamten wurden aus ihren Wohnungen herausgeholt und in der brutalft.u Weife mißhandelt sogar die Franc» blieben nicht von Schlägen verschont, wenn sie wagten, für ihre Männer um Schutz zu bitten. Mehrere Beamte und Steiger liegen schwer verletzt darnieder. Nach Beendigung der Zerftörungs- arbeiten an der „Glückhilssgrube" zogen die Ausrührer zu den „ Schweslernschächlen", die ebenlalls vollständig verwüstet wurden. 60 Personen, die in denselben arbeitete», wurden vernagelt und waren dem Tode geweiht, wenn nicht um »Uhr die fehnlichst erwartete militärische Hilse eintras. Bei beiden Werken wird es vieler Wochen bedürfen, um sie wieder fahr bar zu machen. Statistik und Volkswirtschaft. — Ter Rechnungsabschluß der Mansselder Kupfer schiefer bauenden Gewerkseyaft sür 188t» ergiebt einen Überschuß von 6 02t) 23b M Mu Rücksicht auf die im März eingetrciene bedeutende Herabsetzung der Kupserpreise infolge des Zu ammenbruchs des französischen KupserringeS und da- sortgesetzte Weichen der Sttberpreise will die Verwaltung den Überschuß nicht voll verteilen. Überdies ersordern die Erhal tung und Sicherung der Betriebe neue Bauanlagen. ES sollen demnach nur 4 838 400 M gleich 70 M für den Kux gewährt wrrdcn, so daß zur Stärkung de- Betriebsfonds 836 23ö M. verbleiben Der gesamte VermögrnSbestand stellte sich am JahreS- schlusfe aus 3S 873 267 M , d. i. 6 1-7 7'4 M. mehr al- am Schluß des Vorjahres Aus Ersuchen der Militärbehörde richtet die Gewerkschaft ein: eigene Näpschenfabnk sür Herstellung der Patronenhülsen zum Bedau der Armee ein, da die bisherigen Fabrikanten solcher Näpfchen gegen die vorgeschrubene Ver wendung von Mansselder Küpser zu dem erforderlichen Mefsing Einwendung erhoben haben — Von mehreren einflußreichen Abgeordneten ist bei dem hessischen Landtage ein Antrag eingebracht, die Kammer wolle die StaalSregierung ersuchen, wegen Erwerbung der Linien der Hessischen Ludwigsbahn mit der preußischen Regierung die erforderlichen Schritt» eiuzulettrn. Aächfische Wäöer. Bak Luanda»: bis 16. Mai 78 Parteien mit 162 Per- fouen. schon lange eine ernsthafte Konkurrenz bereitet, haben in dem bekannten Engländer Marvin, dem Verfasser des Buches über Merw, linen lebhaften und geist reichen Schiloerer gefunden in einem Werke, das überschrieben ist: „Das ewige Feuer, tbe etroal üre", und kürzlich bei Allen u. Ko. in London erschien. Die Insel Apscheron, auf welcher Baku liegt, war vor langen Zeiten ein heiliger Ort der Verehrung, zu welchem, noch vor Cyrus, die Anhänger des Zoroaster wallsahrteten. Mit der Eroberung Persien» durch HeractiuS, später durch die Araber war e» mit der Verehrung des ewigen Feuers im Tempel Surakhani aus der Halbinsel für immer vorbei und da, wo die Mauern dieses Tempels ragten sieht man jetzt die geschwärzten Türme der Bohrlöcher und die grauen Gebäude der Ölraffinerien. Die Geschichte von Baku und jemes Ölkömgs Nobel Hörl sich an wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Vor etwa 10 J -Hren war Baku noch eine schlummernde persische Stadt, jetzt ist es ein lebhafter Platz, in dessen Hafen mehr Schiffahrt, Handel und Verkehr herrscht, a s in Kronstadt und selbst in Odessa Schon im 13. Jahrhundert war, wie wir aus Marco Petos Reiseberichten wissen, das ewige Feuer von Baku nicht nur ein Gegenstand der Verehrung, sondern auch einträglichen Handels, und der Engländer Hanway, welcher die Ha binsel Ende vorigen Jahrlundert» besuchte, erzählt, baß da» Erdöl von Baku bei den Russen nicht nur al» Leucht- und Feuerungsmaterial, sondern al» Medizin und angenehm berauschendes Getränk benutzt werde. Neuere Reifende haben Baku und feine Erdölfchätze oft beschrieben. Bis zum Jahre 1872 war die Gewinnung des Pe troleums in Baku Monopol, 1873 wurde das Mono pol aufgehoben, die Ausdeutung freigegeben, und nun entstanden hauptsächlich durch schwedische und russische Unternebmer Hunderte von Bohrlöchern. Aber noch heute sind die geologischen Ursachen der reichen Erdöl spenden von Baku nur ungenügend erkannt und dar gelegt. Gigeuwänig sind bei Baku mindestens 500 Bohrlöcher und Brunnen auf einem Raum von lOOO Acres in Betrieb; obgleich die Quellen nahe bei ein ander lugen, scheint jede ei, zclne unabhängig von der anderen zu fließen. Der Reichtum an Petroleum scheint unerschöpflich; je tiefer die Bohrungen emdringen, desto reicher der Ausfluß. Die Tiefe der Bohrlöcher ist lange nicht so bedeutend, wie in Pennsylvauien, kein Bohrloch ist 1000 Fuß tief. Im Jahr: 1883 spen deten zwei Quellen je 30 Millionen Gallonen in der Zeit von kaum 4 Wochen aus einer Tiefe von 700 Fuß. Marvin ließ sich bei dem Anschauen einer dieser so überreichen Quellen von einem in Baku anwesenden amerikanischen Ingenieur erzählen, daß eine solche Quelle nach amerikanischen Preisen täglich für 5000 Pfd. Sterl. Petroleum spende. Der Bohrturm, durch welchen sie in der Stärke von >8 Zoll Durchmesser emporschoh, war 70 Fuß hoch und darüber hinaus erhob sich die flüssige Säule dreimal so hoch, um endlich herniederfallend ausgedehnte Erdölseen zu bilden. Petroleumquellen, die 40000 bi» 60000 Gallonen liefern, sind in Baku etwa» gewöhnliche«; durch Pumpen liefert eine Quelle täglich 10—25000 Gallonen, und viele so ausgepumpte Quellen liefern ohne Nachlaß täglich seit Jahren so viel. Eine dem Kausmann Kokerew gehörende Quelle hatte bei An wesenheit Marvins in Baku im ganzen 60 Millionen Gallonen geliefert und zeigte noch keine Spuren von Erfchöpmng. Noch beute gehen 8 M U. Gallonen au» Mangel an Auttüllgefäßen und Lage, räumen vettore,'. Im Jahre 1886 tbat sich eine Quelle auf, die täglich llOOO Tonnen Petroleum lieferte, un- geiäkr so vül als der tägliche Durchschutttsertrag der 25000 Quellen m Amerika, sowie der Tausende in Galizien, Rumänien und Birma. Petroleum ist das Feuerungsmateiial auf Hunderten von Dampfern, welche das „ewige Feuer" über das Kmplscke Meer, die Wolga aufwärts und zu den Ostseeländei n führen. Eine Röhrenleitung rst durch eine Kompagnie in der Herstellung begriffen; in derselben sollen täglich 1'/, M>ll Gallonen nach 2 Plätzen am Schwarzen Meer, Ba- tum und Poti, fließen. In wenigen Jahr n wird dann von dort da» Petroleum nach dem Mittelmeer und Südeuropa gejüdrt werden. Ja, die Zeit ist nickt fern, wo der indische Parsi auf der Apschrron- Halbinsel wieder erscheint, diesmal aber nicht al» Wallfahrer zum „ewigen Feuer", wildern um Petro leum sür die indischen Bazar» ewzukaufen. * Die Universität London hat der Frau Schar- Ued d»Arah ew« Doktor» der Medizi» verliehen. E» ist die« da» erste Mal, daß eine Frau diese Aus zeichnung von der Londoner Fakultät erhält. Frau Scharlieb erwarb schon im Jahre l883 das B^cca laureat der Medizin und Chirurgie von der genannten Hochschule, begab sich aber d-.raus nach Indien und praktizierte dort mehrere Jahre unter den Eingeborenen. 1887 nach England zurückgekehri, wurde sie in dem Frauenhospital in Marylebone Ward als Ärztin an- gestellt. Zugleich bekleidet sie d»e Stelle emes Lektors der gerichtlichen Medizin an der Londoner medizinischen Schule sür Frauen. * Die Einwohnerzahl von Athen ist, wie wir dem griechischen Tageblatie .EphemeriS" entnehmen, seil dem Jahre 1836, wo sie die Ziffer von 15000 nicht überstieg, aus 108 000 gewachsen. Eine so enorme Zunahme der Bevölkerung in dem kurzen Zeiträume eines balben Jahrhundert mag vielleicht rn der neuen Welt ihre» Gleichen finden — auf dem europäischen Kontinente ist sie unsere» Wissen» nicht vorgekommen, und diese Zunahme ist um so bemerkens werter, al» säst in unmittelbarer Nähe der hellenisch« n Metropole, nicht ganz l H Stunden davon entfernt, an dem Hafen von Piräu», gleichzeitig ein» neue Stadt sich erhoben hat, welche gegenwärtig nicht weniger al» 40000 Einwohner zählt. Nach den ge nannten beiden Städlen dürste in Beziehung auf Ein wohnerzahl Patra» den ersten, Syra auf der Insel aliichea Namen» den zweiten und Corfu den dritten Platz einnehmen.
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