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Dresdner Journal : 18.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188905180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-05
- Tag 1889-05-18
-
Monat
1889-05
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 18.05.1889
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Der meiningsche Landrat dürste wohl schwerlich in der Lage sein, die Verhältnisse in dem Ruhrkohlen- revier zu beurteilen: Hr. Schmidt, Fabrikant in Elberfeld, hat auch keine direkten Beziehungen zu dem Bergbau. Wir können daher nur wünschen, wie wir das schon gestern ausführten, daß der Freisinn sich jeder ferneren aufdringlichen Einmischung enthalte; er kann das Werk der Berständigung nur gefährden. — Die „Freisinnige Zeitung" läßt sich von ihiem Dort munder Korrespondenten schreiben: „Daß die Leute zunächst wieder anfahren und dann erst über die Lohnverhältnisfe in Verhandlung treten sollen, ist ein recht naives Verlangen der Zechenverwaltungen. Daß letztere das wünschen, ist erklärlich, ebenso selbst redend ist eS, daß die Bergleute sich nicht dazu herbei- lassen, so dumm sind sie nicht". Das ist ehrlich freisinnig gesprochen. Öl muß in- Feuer gegossen werden, um der Regierung weitere Verlegenheiten zu bereiten, aber an einer Verständigung mit zuarbeiten, liegt jedem wahrhaft freisinnigen Manne fern. Richters „Freisinnige Zeitung" überhebt uns so der Mühe, der „Vossichen Zeitung" erst unsererseits beweisen zu müssen, was von den freisinnigen Ein mischungsversuchen zu halten ist. — Es i>t ein ebenso seltenes als erfreuliches Vor kommnis, wenn ein freisinniges Organ eine für die staatliche Gesamtheit de- Reiches wichtige Angelegen heit mit unbefangener, ja warmer Anteilnahme er örtert. Diese Bemerkung entsteht unwillkürlich, wenn man die Betrachtung liest, welche die „Münch. Reuest. Nachr." der persönlichen Stellungnahme deS deutschen Kaisers zu der Ausstandsbewegung im Ruhr- gebiet sowie dem Streik und seinen Ursachen selbst widmen. Denn dabei macht sich die angenehme Wahr nehmung geltend, daß das genannte Blatt mit der reich-freundlichen Presfe die objektive Meinung über die Gründe der Bewegung teilt, also von der zwei deutigen Ansicht der Oppositionsblätter weit entfernt ist, und nicht sowohl für die gerecht vermittelnde Be mühung des Monarchen und seiner Regierung ein ungetrübtes Urteil hat, sondern auch gern dem ehr lichen Wunsche beredten Ausdruck giebt, daß des Kai sers ernste Mahnung an Arbertgeber und Arbeiter verdiente Frucht tragen und eine Verständigung her beiführen möge, die in ihren bleibenden Folgen zu un schätzbarem Segen für beide Parteien und für die nationale Industrie gedeihen kann. Es heißt in der Auslassung deS BlatteS: Der Kaiser hatte den Bergleuten dos vom Gesetze zwar nicht mit Strafe bedrohte, aber zivilrechtswidrige Bergehen des KontroktbrucheS mit großer Schärse entgegengehalten und auch die Abordnung der Bergwerksbesitzer kam gestern aus diesen Formfehler zurück. Der Kaiser soh sich aber nicht veranlaßt, nochmals daraus cinzugehen, sondern betonte mit leicht ver ständlicher Absicht und mit bedeutendem Nachdruck, daß die Arbeiter ihm einen guten Eindruck gemacht haben, daß er sie als wirkliche Vertreter ihrer lvo voo feiernden Kameraden be trachte und zu dem gesunden vaterländischen Sinne dieser schlichten Männer volles Bertrauen habe, sie würden mit Er folg auf Beilegung des Streikes hinarbeiten. Es ist bemerkens wert und hochersreulich, daß der Kaiser offenbar Arbeitgeber und Arbeiter als gleichberechtigte Parteien gegenüberstellte; die ganze Fassung der Rede, gleich die Eingangsworte, wo er von de» in Zwist geratenen Unterthanen, die einer Berständigung bedürfen, sprich», geben Zeugnis dafür und ebenso eine große Reihe weiterer Wendungen »m Verlause der Audienz. ES liegt darin eine weithin sichtbare Kundgebung, daß vor des Kaisers und Königs Thron alle die aus dem Boden der Verfassung und Ordnung stehenden Staatsangehörigen mit gleichen Rechten und Pflichten erscheinen, ohne Unterschied ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihres Besitzes. „Ehrt den König seine Würde, ehret uns der Hände Fleiß!" läßt der deutsche Dichter einen aus seine Arbeit stolzen Manu ausrusen, und wir jchöpsen aus den gestern gesprochenen Worten des Kaisers die Zuversicht, baß der Adel der Arbeit in Deutschland fort und fort mehr an Achtung gewinne Ebenso wird man sich über die Offenheit freuen, mit welcher der Kaiser die ArbeUer nunmehr von dem ihm anfangs innewohnenden Verdachte sozialdemokratischer An wandlungen sreispricht. Bei aller Würdigung, die der Kaiser sodann dem begon nenen EinigungSwcrke zollt, geht doch aus seinen Worten her vor, daß er die Grubenbesitzer nicht srei von Schuld spricht. Er vermeidet sehr deutlich auf die von der Deputation weitläufig erörterte uud verneinte Frage einzugehen ob der Streik be gründet gewesen sei. Ja, indirekt stellt er fest, daß die Berg leute ein gutes Recht hatten, für die Besserung ihrer Lebens stellung Sorge zu tragen. „Es ist ja natürlich, daß jedermann versucht, sich einen möglichst günstigen Lebensunterhalt zu er werben. Die Arbeiter lesen Zeitungen, sie wißen, wie das Ver hältnis des Lohnes zu dem Gewinne der Gesellschaften steht; daß sie mehr oder weniger daran teil habe« wollen, ist erklär lich " Ist damit nicht anerkannt, daß die Arbeiter das ihnen Zukommeobe bisher nicht in vollem Maße gehabt haben? Liegt weiter nicht ein schwerer Vorwurf in der Bemerkung deS Kai sers, die Grubenbesitzer hätten io wenig Fühlung mit den Berg leuten gehabt, daß der Streik sie völlig überrascht habe? Und läßt oie dringend ausgesprochene Mahnung, in Zukunft es als Pflicht dem Ltaate gegenüber zu betrachten, für baS Wohl der Arbeiter nach besten Kräften zu sorgen, nicht darauf schließen, mit feiner ersten Frau deutet, und doch fühle ich, daß er ihn wacht. „Und nun vollends die anderen! Von dem ge ringsten Dienstboten vier im Haufe bis zu dem weit läufigsten Verwandten, der nur jemals feinen Fuß über diese Schwelle gesetzt hat, alles vergleich, m ch und mein Teun mit ihr. Wenn man auf eine Tote eifersüchtig fein könnte, wäre ich es auf sie, besonders da »ch merke, daß der Vergleich zu meinen Ungunsten ausfällt. Es ist mir daher lieb, daß ich ihr lebens großes Porträt nicht täglich im Saal vor Augen habe, denn er hat es von dort in ein Kabinett neben feinem Arbeitszimmer bringen lassen, m welchem er die Möbel ausgestellt, die sie am meisten benutzt hat, sehr einfache Sachen, die alleidingS nicht in meine neue Einrichtung gepaßt hätten, aber an denen er zu hängen scheint, denn er hält sich viel in dem Zimmer auf. Er hat mir aber nicktS in den Weg gelegt, meinen Saion ganz nach eigenem Geschmack einzurich- ten und auch sonst im Hause zu ändern, was ich wollte: doch glaube ich, gefallen ihm die Neuerungen nicht sonderlich. Aber in der Gegend macken meine Mob l Aufsitzen, obwohl es ja, wie Du weißt, gar nichts besonders Elegantes ist, und ich, wenn nicht alles das Schreckliche vorgefallen wäre, mich ganz anders eingerichtet hätte. »Ja, daß es so kommen mußte! Denn ich habe immer das Gefühl, daß ich, abgesehen davon, daß ich die zweite Frau bin, doch eine ganz andere Stellung in der Familie hätte, wenn ich noch so reich gewesen wäre wie früher. Daß es bei meiner Schwieger- mutter einen großen Unterschied gemacht hat, habe ich nur zu deutlich au dem letzten schrecklichen Lage in daß der Kaiser die Metuuug hat, eS ssei dies bisher «icht oder nicht genügend geschehen? Bei den Arbeitern in Westsalen ist der scharfe Aurns deS Kaiser», sich von jeder Ungehörigkeit, Widersetz! ichkert und Ruhe störung sernzuhalten, wohl vernommen und beachtet worden ES ist zu erwarten, daß auch bei den Unternehmern und Be sitzer» die ernste Mahnung Sr Majestät da« verdi-nte Gehör findet Seichreht die« und kommt ans der Grundlage gegen- se liger Achtung wohlerworbener Rechte eine ehrliche »nd dauernde versöhnuuq zwischen beiden Parteien zu stände, dann kann au» jenem immensen Au«stand rin Nutzen erwachsen, der den vorübergehend d<m Rat'onalwohlstanv zugefügtea Millionen- schaden an Bedeutnog weit überragt: ein friedliches und rr- sprießlichs» Zusammengehen der Besitzer und der Arbeiter, bei dem beide Teile ethisch und materiell den ihnen gebührenden Gewinn finden. An en cm solchen glück ichen Ausgange abrr würde der deutsche Kaiser ein große- Verdienst haben: denn er hat in den beiden Reden der li tzteu Tage, welche man fortan nicht gesondert, sondern als untrennbare-, au« zwei sich er gänzenden Hälften bestehende« Ganze wird betrachten müßen, bewiesen, daß er bemüht und gewillt ist, Unrecht, wo er es finde, zu rügen, da-Rech« aber zu schirmen! „Gerechtigkeit aber erhält ein Volk!' — Die Preisverte'lung aus der Melbourne«: Jubiläumsausstellung Hot für die dcutscke Kunst und Industrie durch'chnittlich sehr erfreu- licke und günstige Resultate ergeben. Wenn zwar im Hinblick darauf, daß die Aibeiun der Jury sich noch «eit über den am 61. Januar d. I. erfolgten Schluß der Ausstellung hinzogen, ein vollständiger Überblick über die auf die deutsche Abteilung entfollenen Preise noch nicht zu gewinnen ist, io lassen doch bereits die bisher vorliegenden Berichte keinen Zweifel an der reichen Anerkennung zu, welche die Erzeugnisse unserer Kunst und Industrie den Preisrichtern obzvgewinnen vermochten. Eine vorläufige Zusammenstellung dieser Berichte ergiebt, daß au» 46 Jurysektionen auf die deutsche Abteilung 267 erste, 167 zweite, 127 dritte und 45 vierte Preise entfallen sind. Es werden aber noch die Preise aus weiteren 8 bi- 10 Sektionen hinzukomm.n, und außerdem wird sich auch in den ersterwähnten Sektionen das Verhältnis infolge er hobener Berufung»n noch mehrfach günstigcr geftalun Für die Preise hat man, wie üblich, auch in Mel bourne 4 Klaffen derart gewählt, daß programm mäßig in der ersten Klasse eine goldene, in der zwei ten eine silberne, in der drillen eine bronzene Denk münze und in der vierten endlich ein Diplom ertent werden sollte. Die definitive Entscheidung über die Aushändigung der Preise dürste in nicht zu seiner Zeit erfolgen. 'H" Wien, 17 Mai. Die Kronprinzessin-Witwe Stefanie und ihr Töchterchen Prinzessin Elisabeth sind gestern früh aus Schloß Miramar hierher bez. nach Schloß Laxenburg übersiedelt — Wien beher bergt zur Zeit mehrere fürstliche Gäste: zunächst das dänische Künigspaar, welches bis Montag hier ver bleibt und dann nach Gmunden reist; des weiteren den Fürsten Nikolaus von Montenegro, der mit dem Erbprinzen Danila Alexander und Gefolge reist. Das diesmalige Reiseziel deS Fürsten ist St. PelerSburg.— Gestern fand die letzte Sitzung des Abgeordneten, hause- und damit wohl auch der Schluß der dies maligen Tagung — wiewohl das Herrenhaus noch ein paar Sitzungen abhalten will — fiatt. Graf Taoffe beantwortete noch vor Schluß die Interpellation be züglich deS hier abgehaltenen Katholikentages. (Der Inhalt dieser Erwiderung ist unseren Leiern bekannt. D Red) — Der bereits erwähnte Schulkonflikt in Ungarn scheint, dank der Geschicklichkeit Tlsza's, bei- gelegt zu fein. Das „Rudolfinum" wird zwar ge- grü» det und den einigermaßen exklusiven Charakter er hallen, welcher ihm msprünglich zugedacht war; die Regierung macht sich aber anheischig, eine ähnliche höhere Erziehungsanstalt mit ganz staatlichem Charak ter ins Leben zu rufen. — Gestein veranftalteie der „deutsche Schulverein" im hiesigen Stadtparke ein Maifist, das sich, ohne etwa getroffene Verabredung, zu einer großen Kundgebung der Bevölkerung gegen die rückschrittliche Strömung in der Schule und zu gleich zu einer Vertraurnrkundgebung für den arg an- gefeindeten Sckulverein gestaltete. Die Beteiligung war so groß, daß der sehr große Park die Menschen menge nicht fassen konnte, so daß zur Verhütung von Unfällen die Thore gesperrt werden mutzten. Paris, 16. Mai In der Kammer bean tragte heute (wie schon kurz gemeldet. D. R.j der Abg. Baudry d'Asfon eine Änderung des Schul gesetzes vom 28. März 1882, nach welcher öffentliche Gimeinkeschul'n, die nicht mindestens von 10 Kindern besucht werden, zu schließen sind, wenn in der Ge meiude eine von der Mehrheit der Kinder besuchte Privatschule vorhanden ist. Der Antragsteller begehrte die Dringlichkeit für seinen Antrag und führte zu dessen Begründung zahlreiche Gemeinden seine- De partement-, der Bendse, an, in welchen die wrlilichen Schulen völlig leer stüadeu. Der Generalrat der Vendee habe daher einen Wunsch im Sinne dieses Antrags angenommen. Ähnlich liege die Sache in anderen Departement- und er geb« im ganzen gewiß 1000 solcher durchaus nutzloser Schulen. Wenn die Kammer sich weigere, diesem Mißbrauch rasch ein Ende zu machen, so werde da» allgemeine Stimm recht fein Urteil darüber fällen. (Beifall recht».) Di. Kammer lehnte die Dringlichkeit ab und nahm die allgemeine HaushaltSdebatte wieder auf. Amagat fetzte eine vorgestern abgebrochene Rede, die er übrigens alljährlich bei dem gleichen Anlasse wieder holt, unter allgemeiner Unaufmerksamkeit fort. Er bekämpfte u. a die den Postdampsertinien gewährten Unterstützungen. Sache der Kolonien und der Häsen sei er, diese Unternehmungen mittelst Erhebung örtlicher Abgaben zu sördern. DaS Eintreten de- Staat- zur Förderung von Handel und Industrie bilde eine aus Selbsttäuschung beruhende Aus gabe und rufe schreiende Mißbräuche hervor. Roch schlimmer seien dir Mißbräuche im Bckerbauministerium. (Ackerbauminister Vielte: „Wenn Sie die Geftütverwaltung abschasfen wollen, so wenden Sie sich an dir Rechie, ich stehe ;ihnen bei!" Heiterkeit. Hr de Cassagnac: „Wir möchten lieber die Züchtung von Republikanern abichaßenl' Hei er keil.) Amagat wandte sich dann dem stautenministerium zu, deßen Bedars anscheinend seit 1876 von 2lü aus l7l Millionen FrcS herabgesetzt worden sei, indem man die Ausgabe sür Zinsbürgschaften an die Bahnen jetzt im Haushalte der Finanzen aussühre. In die Finanzverwaltuug hätten sich seit >876 am wenigsten Mißbräuche eingrschlichen, doch fehle es auch hier nichtan solchen. (Kiuavzminister Rouvier: Die Steuererhebung kommt jetzt billiger zu stehen, als 1876!) Nachdem der Redner serner die Zunahme der Beamten der Finanz-, Post- und Tele graphenverwaltung als übertrieben bezrichnct, krit siert er da» Budget Algeriens, das von 28 aus 62 Millionen gewachsen sei, namentlich infolge der übermäßigen Bahnbauten, sür welche die staatlichen ZinSbürgschasten so hoch leien wie sür das Mutter land Man könne von diesem Budget lv Millionen abstreichen. Auch die andern Kolonien brächten wenig ein sür das viele Geld, das sie kosteten; und man ei warte noch immer die Wohl thaten der Kolonialpolitik, sür die so viele französische Soldaten im Tonkin begraben lägen. (Beifall rechts.) Im ganzen könne man noch 127 Millionen FrcS am ordentlichen Budget streichen. Die im Jahre 1803 zulässige Umwandlung der 4'^^, Staats schuld werde weitere 30 Millionen jährlicher Ersparnis an Zinsen gewähren. Ferner werde die Bank von Frankreich etwas für die Erneuerung ihre« Notenalleinrechts zu bezahlen haben; wenn sie 80 Millionen zahle, so könne man bis 18S.» das Budget au-gleichen. Endlich befürwortet der Redner den Ber kaus der Staatsbahn, mit deren Erlös man neue Bahnen unter stützen könne. Unter dem Beifall der Rechten schloß Amagat mit der Hoffnung, das Laud werde eine sparsame und ordnungs liebende Kammer wählen, welche die französischen Finanzen auf unzerstörbarer Grundiage wiederherstellen werde. Gencralberichterftatter Burdeau führte auS: Er werde aus die gegen die Regierung gerichteten zahlreichen und leidenschaft lichen Anklagen die Thatsachen antworten lassen Der Betrag deS ordentlichen Bud ets habe allerdings zugenommcn, aber man müsse dabei berücksichtigen, daß viele außerordentliche Aub- gaben im Betrage von i'w—120 Mill in das ordentliche über tragen worden seien; hiernach sei i aS jetzige Budget noch 60 Mill niedriger als das von »886. (Beifall links ) Ferner seien die Nachtragskredite, diese Plagen deS Budgets, die früher, noch 1876, ivH, des Budgets betrugen, zuerst auf db verm ndcrt worden und würden jetzt durch Tilgung unverwendlter Be willigungen völlig ausgeglichen. Das sind weitere 6V Mill. Ersparnisse seit 1886. Die Rechte findet dies ungenügend Hätte sie eS besser gemacht? Sie brachte alljährlich zahlreiche Änder ungsanträge zum Budget ein Liese An'räge verlangten 216 Mill neuer ordentlicher Ausgaben und 34 a Mill Verminder ungen der Einnahmen. DaS Budget würde also «ach diesen Vorschlägen einen Fehlbetrag von 668 Mill. FrcS. haben! ^Be, All links und in der Mitte.) Und da die Rechte auch für die sonstigen, von uns beantragten Au-gaben mitgestimmt hat, so würde sich somit ihr Budget statt aus 3140 aus 3700 Mill FrcS. belausen hab n. Das ist das Ergebnis jener „Politik der Er» sparmssc", die man wohl i» Reden empfahl, aber in der Praxis nicht befolgte! Die Budgets der anderen Mächte sind in letzter Zeit in demselben Verhältnis wie das unsere gestiegen. DaS ist eine allgemeine Erscheinung. Die Haushalte der früheren sranzösischen Monarchien wuchsen rascher als der der 3 Republik, welcher jährlich nur um 1^^ zugenommen ha», am schwächsten von allen seit der Restauration. (B isall) — Tie französische Regi-rung hat der Schweiz ihre Beteiligung an dem von letzterer angeregten Kongreß für internationale Arbeitsgesetzge bung angezeigt, der voraussichtlich im Juli oder Sep tember entweder jn Bern oder Gens zusomwentreU n dürste. Auch Öste»reich - Ungarn wird auf dem Kon greß vertrcten sein. Morgen wollten der Abg. Lyon nais (republikanischer Vertreter von Havre, ein ehe maliger Arbeiter) und der klerikale Abg. de Mun den Minister de- Auswärtigen über die Beteiligung Frank reichs an dem Kongreß befragen. — Der Kardinal Lavigerie wird anläßlich der Beratung des Senats über das Rekrutierungsgesetz eine Flugschrist in Form eines Schreibens an den Präsidenten der Re publik erscheinen lassen, betitelt: „Das neue Militär- gesetz und die sranzösischen katholischen Missionen im Auslande-. Zweck der Schrift ist, nachzuweisen, daß die Geistlichkeit durch Verbreitung des Christentums in überseeischen Ländern nicht nur die Kultur, sondern zugleich auch Frankreich» Einfluß fördern und diese Arbeit nicht wie bisher fort etzen könnte, wenn sie durch den Wehrdienst in Anspruch genommen würde. — Gestern gao der Premierminister Tirard zu Ebren de» diplomatischen Corps ein große» Abendessen, welchem außer dem englischen Botschafter Lord Lytton, der sich durch Unwohlsein entschuldigen ließ, alle Ver- treler der auswärtigen Machte und deren Geschäfts träger, mehrere Minister, der Stadtbauweister Alphand, Berger und die Hausosfiziere des Präsidenten der Republik mit ihren Damen beiwohnten. Nach dem Essen fand ein Ball statt, zu dem besondere Ein ladungen ergangen waren. * Haag, 16. Mai. Die Reorganisation des Heerwesen- der Niederlande ist im Begriff, in ein neues Stadium zu treten. Au- dem Haag wird gemeldet, daß die mit dieser Angelegenheit betraute Königl. Kommission ihren Bericht veröffentlicht hat. Gleichzeitig werden die Grundzüge dieses Komnussions- berichies skizziert. Der prinziplelle Schwerpunkt des vorgeschlagenen Reorganisationsemwurss liegt in der Annäherung an das System der allgemeinen Wehr Pflicht, freilich unter Zulassung einer Reihe von Exemtionen, welche, mit Hinzumhme der Bestimmung, daß in Friedenszeitrn nur „ein Teil" der Militär pflichtigen unter den Waffen sein soll, den praktischen Wert der deabsichtigien Neuerung wesentlich beein trächtigen dürsten. Man darf hierbei allerdings nicht unberücksichtigt lassen, daß in Abneigung gegen das Pruzip der persönlichen, obligatorischen Wehrpflicht die Niederländer d>n Engländern kaum etwas nach geben. Letztere können als mildernden Umstand wenigstens noch die insulare Lage ihres Landes an führen und sich daraus berufen, daß die Flotte, nicht aber das Landheer den naturgemäßen Kern ihrer Wehrverfassung darstelle. Die Niederlande aber sind ersten- ein kontinentaler Staat, und zweitens erfreuen sie sich nicht, wie das benachbarte Belgien, des völker rechtlichen Privilegs der Neutralität, sondern sie müssen selbst sür alle die Anforderungen auskomme», welche das Interesse der politischen Unabhängigkeit und Selbständigkeit an den Opfermut des Volkes erhebt So kommt es, daß die Niederländer, wenn auch schweren Herzens, die Notwendigkeit einer Anpassung ihres Heerwesens an die modernen Organisationen zugeben und ihr Rechnung zu tragen sich anschicken müssen. So richt mit ganzem Herzen aber scheunn sie doch nicht bei der Sache zu sein; die Kommission wird jedenfalls von der herrschenden Stimmung hin längliche Kenntnis gehabt haben, um ihre Vorschläge nicht üler dasjenige Maß hinaus zu erstrecken, inner halb dessen sie auf einen praktischen Erfolg rechnen dals. Auch steht man ja erst in d n Anfängen der Neuerung. Ter Entwurf wird ohne Zweifel noch einen langwierigen parlamentarischen Leidensweg durchzumachen haben, ehe er, oder was schließlich aus demselben herauskrystallisiert, den Charakter einer end- giltigen gesetzlichen Landesinstuution annimmt. — Folge; de ihalsochUcheMitteilungenblingtdas„W.T.B.": Tie königliche Kommission zur Vorbereitung der gesetz lichen Umgestaltung des Militärdienstes hat lbren Be richt veröffentlicht. Jn demselben wird sür das stehende Heer als Minimum eine Stärke von l 10000 Mann vorgeschlagen, sür die in Landwehr umgestalteten Bürgergarden eine solche von 50 000 Mann und eine Reserve. Ter persönliche Mlli'ärdienst (von welchem sür Geistliche und in besonderen Fällen Befreiung stattfindel) soll vom 20. bis 40. Lebensjahre dauern und zwar 8 Jahre im stehenden Heere, 5 Jahre in der Lanlwehr und 7 Jahre in der Reserve. Das jährliche Kontingent beträgt l5000 Soldaten. Die dadurch erwachsende Erhöhung der Jahresausgaben wird auf 650000 Fl. veranschlagt. Jn Fnedens- zeiten soll nur ein Teil der Militärpflichtigen unter den Waffen sein; Befreiungen vom Militärdienst finden statt wegen körperlicher Gebrechen, sodann für den tinzigen Sohn einer Familie, und bei mehreren Brüdern für die Hälfte derselben. Rom, 15. Ma». (P. C.) Während die konsei- vativ-liberale Partei trotz mehrfacher Versuche und Bemühungen nicht >m stände war, sich einheitlich zu organlsieien, ein festes Programm aufzustellen und eine ParteldiSziplin zu schaffen, haben die Radikalen die Zeit der letzten parlamentarischen Ferien dazu be nützt, um sich fest zusammenzuschließen. Die verschie denen Gruppen der konstitunonelleu monarchischen Partei m der Kammer befehden sich geg'Nieitig und kennen keine Unterordnung; die Radikalen dagegen gehen, ungeachtet ihrer Schattierungen, mit der größ ten Eintracht und Einmütigkeit vor, und wenn die Interlaken erfahren, und ich weiß ganz genau, daß ihre Neuralgie nur ein Vorwand war, nicht einmal zu unserer Hochzeit zu kommen, und jetzt schreibt sie uns so selten al» möglich. Da sie sich oft Jahr und Tag nicht in Nordenberg blicken läßt, hat es im Grunde nicht viel auf sich, wie ich mit ihr stehe oder nicht. Forrfc-ung folgt.) Deutscher Sprachverein. Sitzung am 16. Mai. Nach einigen einleitenden Bemerkungen des Vorsitzen den, Hrn. Grafen Vitzthum, hielt Hr. Prof. Snell den Hauptvortrag über die Fragen: Wo ist das Fremd wort zu schützen, wo zu dulden und wo zu bekämpfen? Der Hr. Redner hatte bereits in seinem Vortrage am 17. Januar diese Fragen im allgemeinen dahin beant wortet, daß man auch innerhalb de- Sprachverein» noch großer Unklarheit über dieselben begegne, da die Sprachvereine ihrer Natur nach sich leicht zu über großem Eifer in der Beseitigung der Fremdwörter hmreißen ließen. Dem gegenüber müsse entschieden in vielen Fällen eine schonendere Behandlung des Fremdwortes verlangt und vor einer allgemeinen Ab urteilung über dasselbe gewarnt werden. Zu diesem Grundgedanken gab der diesmalige Vortrag die Aus führung, behandelte also besonders die Frage, wo dem Fremdwort gegenüber Duldung anzuraten sei. Es er gab sich dies nach den sorgfältigen Ausführungen des Vortragenden als nötig: 1. wenn die Frage über die Berechtigung des betreffenden Fremdwortes unter Ge bildeten noch nicht entschieden ist. 2. wenn da» Fremd wort im Munde des gemeinen Mannes bereit- zu feste Wurzeln geschlagen hat, z. B. Onkel, Tante. — Uber andere einzelne Fälle, in denen eS auf den Zu sammenhang, die Redegattung u. s. w. ankommt, be hielt sich der Hr. Redner vor, in einem drittm Vor trage sich auszusprechen. — Die Rede fand sowohl wegen der Gründlichkeit der Behandlung, als wegen der Schönheit der Form ehrende Anerkennung von seiten der Zuhörer. — Der übrige Teil des Abends wurde ausgefüllt von kurzen Vorträgen der Herren Direktor Klemich, Landgerichtsdirektor Boost und Fi.nanzrat Haupt über zwei vom Hauptverein übersendete Ent würfe von Verdeutschungswörterbüchern der Sprache des Versicherungswesens, des Rechtslebens und der Verwaltung. An der Besprechung beteiligten sich Hr. Geheimrat Häpe und Herr Prof. Dunger. — Den Beschluß bildeten einige Mitteilungen de- Herrn Pros. Dunger über die Fortschritte der Verdeutschung. Mit besonderem Danke wurde darin des im Auftrage des Königl. Ministeriums von Hrn. Geh. Schulrat Kockel herausgegebenen Heftes „Zeichensetzung und Fremd wörterverzeichnis- gedacht. — Die nächste Sitzung soll am 19. September stattfinden. 0. 4- Musik. Am 17. d. MtS. veranstaltete dir Gesangsschule der Frau N. Falkenberg einen PrüfungSabend, dem ein großer Zuhörerkreis bei wohnte. D e gebotenen Leistungen fordern insgesamt zu keinen weitläufigen Bemerkungen heraus, da sie zum teil zunächst nur einiges wertvolle Stimmmaterial zeigten, über dessen gegenwärtige Ausbildung ein Urteil umso entbehrlicher ist, als die Mehrzahl der jungen Damen eine wahrscheinlich noch recht lange Studienzeit vor sich uud bei fleißiger Benützung der selben die Möglichkeit hat, einen achtenswerten Fähig- krit-grad in Technik und musikalischem Bortrag zu gewinnen. Recht erfreulich gelang der Vortrag des Duett» „Dein Bildnis* von Jadassohn zwei Schüler innen, von denen die eine durch ihre Wiedergabe der Schmiickarie Gretchens sichere Grundlagen erkennen l eß und dam t angenehme Hoffnungen für ihre künstlerische Entwickelung erregte. Ihre St-mwe ist frisch, klar, leicht ansprechend, wird aber in ihrem anmutigen Klang durch em rollendes „R* der Aussprache etwa- beeinträchtig'; neben der sicheren Tongebung und verhältnismäßig lobenswerten Phrasierung macht sich vor allem das Streben nach accentuiertem Vortrag lebhaft geltend. Durch anhaltenden Fleiß, der sonderlich der Koloratur zustatten kommen wird, vermöchte die noch sehr jugend liche Säng-rin unsere ausgesprochene Erwartung wohl zu rechtfertigen. Die zweite Dame sang mehrere Lieder von Litolff, Schuman« und Gleich; obschon fertiger ge> b ldet und im Ausdruck sicherer al» ihre Partnerin, mit einem Organ ausgestaitet, da» in der Mittellage sehr reizend kl ngt, scheint dieselbe doch nicht gleich günstige Vorbedingungen zu ebenso ausgiebiger Ent wickelung zu besitzen. Zu weiteren unterstützenden Hinweisen an andere Schüler nnen liegt keine Veranlassung vor. Sehr an sprechend war übrigen» die Ausführung eines Frauen- chor» „Der kleine HauShalt^ von Reinecke, jo daß die von traulichem Humor erfüllte und an kleinen liebens würdigen Züge» reiche Musik zu bester Wirkung kam. Die Leitung der Chöre und Ensemble» hatte Hr. R. Remmrle übernommen, die Begleitung der Soli führte die Pianistin Frl. Handrich au». AuS Baku. Die berühmten Petroleumquellen von Baku, deren Erzeugnis dem amerikanischen Erdöl
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