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Dresdner Journal : 18.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188905180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890518
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-05
- Tag 1889-05-18
-
Monat
1889-05
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 18.05.1889
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O115 Sonnabend, den 18. Mai, abends. 188V. für vr««ä«» vi«r1»IMu-liol» > U. K0 kl., d« äs» Liüivrl. ä»nt»ol»«o ko»t»»»t»It»o vi«S«t- MrUol» > tt ; äs« ä«ot»oü»u 8»ivt>«« tritt ?o«t- aoä 8tonlpv1»ll»oNI»^ tuLia. -LÜ»Qätx«Qx»^dUl»r»», l'ür ä«» «u»«r 2«Us U«ü»«r Sctuitt LO II. Vutvr „Lu»z»s»oat" Li« 2si1s KO kk. 8«i ?»d«U«L- w»ä 2jüarv«»tL «vt«pr. AaLoüt»b Lr»«S«t»»», »it k.a»L»tuus ä«r 8o»»- m>ä koiart»^« »d«oä,. k«r»,pr»vt»llr. I2VL. DM-mrHourml. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: ^ofrat Otto Lanck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ro» ^»SU>ä1u»»»e» 6onuiu«»oaLr ä«» Vrv«äv«r ^oariuü», LEdonk L«rw»-Vien - LstpilU - N»»«I Nr«»i»» kiNLkIvr ». N. Lau«sn«te»»» L N«rU» Visa L»wdiu-ss ?r»^ -kr»ilL1»rt ». N. HÜLed«»: ä1o«e, r«rt» -l.olläo»-L,rUL-rr«L>lNtrt ». S ^>a^ke L 60./ LsrUo: /nvat»äe»»äa»tt, SkrUti: t?. LlUtter« ^«cü/ütser,' N»iu»or«rr V. Lc/»ü«,tsr, L»U, ». » : L«rat L 60. tt»r»a»e»d«r: Nüui^I. L»v«äitioi» äs, 1)r«,äi»sr äourwU». I)rv,äsL, 2,ru»8«r,tr»,,s >0. kvrv,pravk-Xiuodta,,: Ur. 1LVL. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. ES wird hierdurch zur öffentlichen Lenntniß ge bracht, daß» Vie Altersrentenbank - Verwaltung den Lotterie-Lollrcteur Gustav August Heldner zu Neustadt bei Stolpen von der Fortführung der Altersrentenbank Agentur geschäfte entlastet, dagegen dem Lotterie-Collecteur Ernst Friedrich Moritz Zimmermann daselbst eine Agentur der Bank übertragen hat. Dresden, den 16. Mai 1889. Fi nanz-Mini st erium. Arhr. von Könneritz. Wolf. Nichtamtlicher Teil. TeLegrerphifche WachricHLen. Wien, 18. Mai. (Tel.d DreSdn.Journ.) In einem Artikel über den Empfang der Bergarbeiter und der Arbeitgeber seitens des deutschen Kaisers sagt daS „Kremdenblatt": Das Eingreifen drS Kaisers in die politische Seite der ganzen großen Angelegenheit wird vor allem denkwürdig bleiben. Zum ersten Male seit lange ist eS geschehen, daß ein so riesiger Streik ohne Teilnahme, ja unter ausdrücklicher Zurückweisung der Sozialdemokraten vor sich gegangen ist. Die Bergleute haben sich nicht an Bebel und Liebknecht, sondern an den Kaiser gewandt, der nicht weniger Kürst der Armen als der Neichen sein will. Der König von Preußen und der deutsche Kaiser läßt sich nicht eivschließev in die flache Formel vom Könige, der herrscht aber nicht regiert. Buda-Pest, 17. Mai. (W. T. B.) In der Konferenz det Klubs der liberalen Partei wurde da« Budget det LandeSverteidiguugSministeriumS durchberateu. Der Minister Kejervary stellte die Streichung von 90V UDO Al. in Aussicht, da die Vermehrung der Cadrev voraussichtlich erst am 1. Juli ius Leben trete. St. Petersburg, 18. Mai. (Tel. d. Dresdn. Zourn.) Se. Majestät der Kaiser rruaunte den Großfürsten Thronfolger zum Mitglied» des Reichs- rate« uuv de« Ministe Komitee« und den Geh. Rat Durnowo definitiv zum Minister des Innern. Dresden. 18. Mai. Die Reise des Königs von Italien nach Berlin. Am 19. d. M. verläßt König Humbert die ita lienische Hauptstadt, um dem deutschen Kaiser seinen Gegenbesuch abzustatten. Der König wird am 21. d.M. in Berlin einlreffev und bis zum 25. d. M. in der Reichshauptstadt verweilen, wo bereits die umfassendsten Vorkehrungen getroffen worden sind, um den erlauchten Gast würdig zu empfangen und der Sympathie Aus druck zu geben, welche die deutsche Nation für den Freund und Verbündeten Kaiser Wilhelms empfindet. Denn warm und herzlich ist das Gefühl, welches man in Deutschland für Italien hegt. Das deutsche Volk ist sich wohl bewußt, daß ein gemeinsames Band die Interessen beider Länder umschlingt, und erblickt in dem Besuche König Humberts ern sicheres Unter pfand dafür, daß das bisherige Freundschafts- und Bundesverhältnis zu Italien in unverminderter Kraft fortbestehen wird. Mehr und mehr hat man in Deut chland den Wert dieser Freundschaft würdigen und chätzen gelernt und begrüßt darum mit Freuden die Ankunft eine- Herrschers, der durch seinen Besuch am Kaiserhofe die ihm vor acht Monaten gewordene Aufmerksamkeit Kaiser Wilhelms erwidern und zugleich bekunden will, daß er treu und unentwegt an dem Bündnis mit Deutschland festzuhalten gedenkt. Es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß der Reise König Humberts diese Absicht Mit zu Grunde liegt und daß ihre Bedeutung nicht allein durch ihre Charakterisierung als Erwiderung des vor jährigen Besuchs Kaiser Wilhelms erschöpft wird. Der Herrscher Italiens w rd am Berliner Hose ein ebenso sreudig bewillkommueter, hochgefeierler Gast jein, w'e Kaiser Wilhelm vor acht Monaten im Quirinal. Der Schwerpunkt aber liegt, so wie damals auch heute auf dem politischen Gebiete: die Fäden'zur Regelung der Beziehungen zwischen den beiden eng verbündeten Lände, n sollen neu geknüpft und befestigt werden. Ter Gang, den die gesamte politische Entwickelung Deutschlands sowohl wie Italiens in der zweiten Hälfte unseres Jahrhundert- genommen hat, weist in seinem ganzen Verlaufe eine gewisse Ähnlichkeit und Gleichartigkeit auf. Beide Staaten haben sich nach gewaltigen Erschütterungen zu einem einheitlichen na tionalen Ganzen zusammengeschlossen, und sie haben gegenwärtig kein anderes Bestreben, als die in schwerem Kampfe errungenen Güter sicherzustellen. ES ist darum nur zu begreiflich, daß sich in immer weiteren Kreisen die Erkenntnis Bahn gt brachen bat, wie diese Sicher stellung nicht wirksamer und nachhaltiger geschehen kann, als indem sich beide Nationen zur Wahrung ihrer Interessen Schulter an Schulter stellen. Auch ist es in I'allen noch unvergessen, daß die italienischen Waffen die Erringung Roms und Venedigs deutscher Hilfe verdanken, und das hierdurch in den Italienern erweckte Gefühl der Dankbarkeit and Zuneigung wird noch durch die Überzeugung gehoben, daß dem geeinten. Italien von jeiten Deutschlands niemals eine Gefahr drohen kann Die Zeiten, in denen die Ononen und Hohenstaufen die deutsche Vollkraft zum schwersten Schaden des eigenen Landes gegen Italien aufbote», werden nach menschlichem Ermessen glücklicherweise niemals wiederkehren. Die Italiener haben die D-mtstk en, um der gleichen Schicksale willen, die beide Länder erfahren, schätzen und lieben gelernt und die Panamentsverhandlungen der letzwerslossenen Tage haben dargethan, wie gering die Zayl derjenigen ist, welche an der von Hrn. Crispi befolgten auswält gen Politik Italiens rütteln möchten. Die Mehrheit der italienischen Nation steht zweifelsohne auf Seite Crispis, wennschon die Lchw erigkeiten. mit denen der leitende Staatsmann Italiens zu kämpfen hat, unser kennbar sind. Die Opposition im Parlamente nahm nicht ohne Geschick die mißliche wirtschaftliche La.e des Landes zum Anlaß, um der auswärtigen Politik der Regier ung die Schuld an di n Mißständen znzuschieden, unter denen das Land geg.rwärtig zu leiden hat. „Tie schweren Kriegsrüstungen", jo riefen die Widersacher Crispis, »welche durch daS Bündnis mit Deutschland bedingt sind, legen der Nation schier unerschwingliche Opfer auf und drohen die wirtschaftliche Spannkraft der arbeitenden Volkrklassen vollständig zu lähmen. Auch hat der Anschluß an den mitteleuropäischen Fliedensbund die Machthaber der französischen Re- publik veranlaßt, gegen Italien jenen wirtschaftlichen Zollkrieg herauszudeschwören, welcher mehrere Pro vinzen, die ehedem zu dn wohlhabendsten gehörten, dem wirtschaftlichen Untergänge entgegengesührt hat." Es ist bez ichnend für den italienischen Volk»- charakter, daß man sich nicht scheut, die Regierung in dieser Weise für Unzuträglichkelten verantwortlich zu machen, an denen sie gänzlich unschuldig ist. Die Ausgaben sür Heer und Flotte würden auch ohne das Bündnis mit Deutschland schwerlich ermäßigt werden können und sür die zollpolitischen Maßnahmen Frank reichs ist das eigene Interesse zum mindesten in dem selben Maße mitbestimmend gewesen, wie der Zorn über den Anschluß Italiens an Deutschland. Die wirt schaftliche Notlage des Appeuinenlandes hat in ganz anderen tieferliegendev Ursachen, als in dem Zollkriege mit Frankreich ihren Grund. Hr. Crispi hat sich von den Schwierigkeiten, die ihm von der Opposition zu bereiten vei sucht wurden, nicht anfechten lassen. Der italienische Ministerpräsi dent ist nicht der Mann, um vor einigen Zungen- Helden die Segel zu streichen; er weiß sehr wohl, daß die Mehrheit der Nation hinter ihm steht nnd von dem Aufgeb.n des Bündnisses mit Deutschland nichts wissen will. Hr. Ci ispi begleitet den König Humbert auf seiner Reise nach Beilin. Dieser Umstand kann als sicherste Gewähr dasür angesehen werden, daß das Fr-undschafts» und BundeSvcrhältnis zwischen Deutsch land und Italien durch die bevorstehende Zusammen kunft Kaiser Wilhelms und König Humberts zum Wohl beider Länder eine neue und unerschütterliche Kräftig ung erfahren wird. Lagesgeschichte. Dretden, 18. Mai. Aus Ems wird uns unterm 17 Mal berichtet: Andauernd schönes Sommerwetter begünstigte bisher den Kuraufenthalt Ihrer Majestäten des Königs und der Königin und gestattete tägliche Ausflüge in die wohlbekannten reizenden Umgebungen. Die Promenaden bei Nassau, der Mahlbergskops und das Lahusteiner Forsthaus, sowie der Winterberg wurden bisher die Zielpunkte derselb-n. — Die Ka- p-lle bt- m Dresden wohlbekannten Musikdirektors Manusfeldt, welcher von der Badedirektion al- Kapell, meister angcsteüt ist, brachte am 14. d MtS. Ihren Majestäten ein Ständchen. Am künftigen Sonntag wird dieselbe Ehre dem Musikcorps des in Metz garnisonierevken königl. sächsischen Fußartlllerie-Regi- mentS Nr. 12 zu teil werden. Von distinguierten Persönlichkeiten sind b'shir der Kommandeur des rheinischen 8. Arumcorps, General der Kavallerie v Lee, der früh.re Ladekommissar Kamwerherr v. Lepel, der jetzige Badekomwissor Äam- merherr v. Rathenow der königl. sächsische General major z D. v. Schönberg, der kaiserl. russische Lega tionsrat Silvansli mit Gemahlin, seiner der Präsi dent des Landesmedizivalkollegiuws Geh Rat Günther, der Abteilm gSdirektor im Ministerium des Innern, Geh. Rat Jäppelt, der SanitätSrat I)r. Döring und der Bürgermeister von Ems, Spangenberg, mit Ein ladungen zur königlichen Tafel beehrt Worten. * Berlin, l7. Mai. Se. Majestät der Kaiser empfing gestern abend um 7 Uhr den außerordent liche» Abgesandten des Sultans, Marschall Ali Nizami Pascha und dessen Begleitung, welche vom Jntro- dukteur des diplomatischen Corps, Zeremonienmeister v. Röder, zu dieser seitlichen Audienz, bei welcher als Vertreter des Auswärtigen Amtes auch Gras Bis marck zugegen war, nach dem königlichen Schlosse ge leitet worden war. Bei der Audienz überreichte der Feuilleton. K. Hofthrater. — Neustadt. — Am 17. Mai: „Die Waise au- Lowood*. Schauspiel von Char lotte Birch-Pfeiffer nach Currer Bells Roman. (Frl. Barkany als Gast.) ES hat die Darstellung dieses Stückes allerdings durch die Mitwirkung der Frau Bayer die Züge der Wahrheit und Vertiefung für sich; im übrigen be friedigt die schauspielerische Gesamtleistung jetzt nicht jeden billigen Wunsch und gehört nicht zu den starken Seiten in unserem Repertoir. Ein Teil des verhält nismäßig zahlreichen Besuchs war wohl dem Gastspiel zuzurechnen. Fru Barkany erinnerte in ihrer Jane nur ganz allgemein an ihre erste Darstellung und die Befähigung, im persönlichen Eindruck und in der Redeweise so ver schiedene Färbungen geben zu können, spricht zugleich für den beachtenswerten Umfang ihre- Talentes. Die Darstellerin zeichnet sich in der Rolle des Waisenmädchens sowie auch in der der späteren Er- zieherin am meisten durch die frische Lebhaftigkeit ihres Temperamentes und durch den starken ungekün stelten Ausdruck ihrer warmen Empfindungen aus. Auch hierbei macht sich das südländische Blut geltend und ruft manchmal (in der ersten Abteilung) eine etwas zu laute, nicht ganz geschmackvolle Sprache her vor, welche dem Affekt eme theatralisch« Beimischung verleiht. Solche Übergriffe jedoch find klein und un bedeutend gegen die guten Wirkungen der lebendigen Phantasie, welche die Künstlerin immer im Gleise ihrer Rolle und somit den Eindruck im Bann der Täuschung erhält. Ich würde mich weniger über diese Wirkung ge freut haben, wenn sie nicht fo einfach, fo schmucklos, so unabsichtlich hervorgebracht wäre, wie sich über haupt nur sprechen und Pielen läßt. ES scheint, daß besonders in dieser schlichten Wahrheit eine Teilnahme des Publikums zu suchen ist, welche da-silbe sonst ohne effektvolle Herausforderungen selten gewährt. O B. Die zweite Wahl. Novelle von H. Naumburg. «Forstrtzung.) Der Gedanke, Elisabeths Sachen, die gewissermaßen den Rahmen zu ihrem Bilde abgegeben hatten, lieblos in Fremdenstuden zerstreut zu sehen, war ihm so wider wärtig, daß er schnell entschlossen sie in einen wenig benutzten Raum neben seinem Arbeitszimmer bringen ließ, obwohl der Dekorateur ihm gehorsamst unter breitete, daß man es zu einem reizenden Boudoir sür die zukünftige Frau Gräfin uwgestalten könne. Der Graf wie- aber nicht nur alle diese Vor schläge rundweg ab, sondern vertiefte sich seiner seits liebevoll in die Ausschmückung diese» Zimmer-, in dem er olle ihm teueru Andenken an die Verstor bene vereinigte, auch Elisabeths lebensgroße», von einem bedeutenden Künstler gemalte» Ölbild hierher bringen ließ. Jede» Stück, da» er in die Hand nahm, rief tau send Erinnerungen in ihm wach; die Tote lebte, und die Lebende, für die aus der anderen Seit« de» Hau ¬ ses sich alle Hände rührten, war für ihn ein wesen loser Schatten. Auch die Schatulle, ein altes Erbstück, kunstvoll mit edlen Hölzern und Elfenbein eingelegt, in der er Elisabeths Briefe aufbewahrte, stellte er hier aus. Er drückte an einer unter einer Blume verborgenen Feder, und die Thüren klappten zurück. Da lagen in den verschiedenen Fächern nach den Jahren geordnet alle Briefe, die er von ihr erhalten, von dem ersten an, in welchem sie mit großen, ungelenken Buchstaben ihm zu seinem Geburtstag Glück wünschte, den er mit seiner Mutter in einem Badeort verlebt hatte. Drin lag eine schwarze Locke von Nero, dem alien Neufund länder, der das Winseln nach seinem abwesenden jun gen Herrn gar nicht lassen wollte. Erst waren große Pausen zwischen den Briefen, denn sie hatten viele glückliche Jahre in ununter brochenem Verkehr gelebt, dann folgten die Briese mit den schlanken, sestrn Schriftlichen einander schneller und schneller; sie bildeten eine saft ununterbrochene Kette in der Zeit d«S Kampfes gegen den Willen ihres Vater». Leidensjahre hatten sie ihn damals gedünkt — rückblickend erschienen auch sie ihm jetzt verklärt. Au» der Zeit der seligsten Befriedigung war kaum ein kurze» Brllet vorhanden; al» ob sie die kurze Dauer ihres Glück» vorahnend empfunden hätten, mochten sie sich nicht einmal auf Tage trennen. Nur ein Bries lag obrnaus, der erst nach Elisabeth» Tode in seine Hände bekommen war. Er la» ihn wieder, denn er wollte sich beruhigen, daß der Schritt, den er zu thun im Begriff stand, in ihrem Sinne sei, al» plötzlich der Diener ihm die soeben eiugetroffenen Postsachen brachte. Er legte Elisabeth» letzten Bries r türkische Marschall Ali Nizami Pascha dem Kaise den ihm vom Sultan verliehenen höchsten türkischen Orden. Um 8 Uhr fand dann zu Ehren der Gesandt schast bei Ihren Majestäten eine Äalatasel statt. — Heute vormittag begad sich der Kaiser zwecks Truppen besichtigungen nach dem Tempelhofer Felde. Nach der Rückkehr zum Schlog erteilte der Monarch meh rere Audienzen und arbeitete später noch längere Zeit allein. — Der türkische Abgesandte Ali Nizami Pascha stattete heute nachmittag dem Reichskanzler Fürsten v. Bismarck einen Besuch ab. — Nach einer Bekanntmachung des Reichskanzlers find Gesuche um ausnahmsweise Anerkennung der von ausländischen höheren Lehranstalten erteilten Reife zeugnisse sür die Universität als gütige Zeugnisse der wissenschaftlichen Befähigung für den Einjährig- Freiwilligendienst in Deutschland an den Zivilvorsitzenden der zuständigen Ersatzkommijsion zu richten, welcher nach Feststellung der in Betracht kom menden Verhältnisse die Gesuche auf dem Instanzen wege an den Reichskanzler zu befördern hat. — Der Bundesrat trat am 16. d. MtS. unter dem Vorsitz des Vizepräsidenten des StaatSministeriumS, Staatssekretärs des Innern v. Bötticher zu einer Plenarsitzung zusammen. Ein Antrag von Bremen, betreffend die Branntweinkontingentmenge einer dor tigen Brennerei, wurde den zuständigen Ausschüssen überwiesen Hierauf wurde über die Sr. Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschläge wegen Be setzung einer Mttgliedstelle beim Reichsversicherungs- amt, sowie verschiedener erledigter Stellen bei den Disziplinarbehörden Beschluß gefaßt, ferner den Be schlüssen der beteiligten GenossenjchaftSversammlungen wegen Zuteilung folgender Industriezweige: der Dach filz- und Dachpappejabrikation, der Edel- und Halb edelstein-Schleiferei- und -Schneidereibetriebe, der Speck- Ilein-GaSbrennerfadriken zu anderen BerufSgenossen- schasten, die Genehmigung erteilt. Dem Anträge deS Justizausschusses entsprechend, wurde dem Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung des 8 4 des Straf gesetzbuchs die Zustimmung erteilt. Der Entwurf eines Gesetzes über die Zwangsvollstreckung in das un bewegliche Vermögen soll, wie die Versammlung ferner beschloß, die nämliche geschäftliche Behandlung erfah ren, wie der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs. Schließlich erfolgte die Ernennung von Kommissarien zur Beratung von Vorlagen im Reichstag, und die Vorlegung von Eingaben. — Die Samoakonferenz trat heute nachmittag zu einer einstündigen Sitzung zusammen. — Wie bekannt, ist es dem Reichstagsab geordneten Or. Hammacher gelungen, durch Ver handlungen mit der Deputation der westfälischen Kohlenarbeiter, welche am vorigen Dienstag von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen worden ist, die Basis für eine Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu finden. Die freisinnige Partei macht jetzt den Versuch, dieses Verdienst für die Führer ihrer Partei in Anspruch zu nehmen, und dieser Legendenbildung möchten wir, fo schreiben die „B. P. N." a limine entgegentreten. Die erwähnten Arbeiter haben sich nach der Audienz im Schlosse — wie es den Anschein hat, verabredetermaßen — in den Reichstag begeben und sind dort zunächst mit Führern der freisinnigen Partei in Verbindung getreten. Auf Ersuchen der letzteren hat Hr. Hammacher die Ver handlung mit den Arbeitern übernommen. Ihm allein ist es zu danken, daß dieselbe zu einem Ergebnis geführt hat. Die freisinnigen Abgeordneten haben in Wahrheit nichts dazu gethan; zweifellos fehlten lhnen auch der Beruf und die erforderliche Kenntnis der Tinge, um irgend wie auf eine Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hinwirken zu können. an seine Stelle und schloß die Schatulle; dann öffnete er Mimis Schreiben und steckte es nach ein paar Augenblicken mit einem halbunterdrückten Seufzer ein. Es galt im Grunde mehr dem Dekorateur als ihm, und sie erklärte, daß sie unglücklich sei, daß dieser ihre so ausführlich erteilten Anordnungen über die Puffen an den Fauteuils dennoch nicht befolgt habe. IX „Besinne Dich zehnmal, ehe Du ja sagst,* schrieb die Gräfin Mimi Löwenfel» mehr al» ein halbe» Jahr nach ihrer Verheiratung au ihre Cousine Cäcilie. „Ich habe dochnun schon Erfahrungen über da» Landleben, das sich diejenigen, die es nicht kennen, ganz anders vorstellev, wie es ist. Jedenfalls ist e» nicht überall so wie in Bergedorf, wo man dicht bei der Eisenbahn war, i« Sommer das ganze Haus voller Gäste hatte und im Winter alle Vergnügungen in der Stadt mttmachen konnte. Ich find« überhaupt, Du paßt viel besser für daS Stadtlrben; und daun ist e» nicht so einfach, einen Witwer zu heiraten, wie man sich das so als junge» Mädchen denkt. Ich hatte mir nicht klar gemacht, daß man eigentlich be ständig einen Kampf gegen ein unsichtbares Wesen zu führen hat, und daß er immer hartnäckiger wird, ;e länger er dauert. Ich würde selbst Dir nicht die» Geständni» machen, aber ich möchte Dich warnen, ehe e» für Dich zu spät ist. „Doch Du mußt darau» sicht etwa schließen, daß ich unbefriedigt bin. Mein Mann ist sehr gut zu mir, sehr rücksichtsvoll, und ich lieb« ihn noch viel mehr al» vorher; und er sagt auch am seltensten etwa», da» aus d«n beständig«» flillichwogeubea Vergleich
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