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Dresdner Journal : 15.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188901157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-01
- Tag 1889-01-15
-
Monat
1889-01
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 15.01.1889
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7t für die eine oder die andere Waffe Partei nahm. E« war säon recht ungemütlich geworden; selbst Reibungen zwischen einzelnen Waffengattungen untereinander und mit der Presse kamen vor. Der neue Kriegs Minister General Chinchilla hat zwar die Resorwbedürftigkeit de« Heere« anerkannt, gleichzeitig aber eingelehen, daß die Durchführung der Pläne Cassola- den inneren Frieden, dessen Spanien lehr bedarf, gefährden würde. Deshalb begnügt er sich mit einigen dringenden Reformen und findet durch dleseS gemäßigte Vorgehen den Beifall aller wohldenkende» Leute. Thatsache ist, daß alle in den Kammern sitzenden Generale uud Militärpersonen überhaupt nunmehr den Entwurf Cassola« fallen ge lassen haben. Selbst Castelar hat sich gegen die sehr stark demokratischen Ideen Cassola« au-gesprochen. Die Wirkung hiervon ist nicht auSgeblieben, denn im Heere selbst ist wieder Beruhigung eingetreten, seitdem die mehrgenannten Entwürfe von der Tagesordnung ab gesetzt erscheinen. Bon symptomatischer Bedeutung hierfür ist ein kürzlich hier stattgehabter Bankett, welche« die Oberste der Madrider Garnison den übrigen Truppenkommandanten Spaniens gaben. Hierbei wurde auf di» Brüderlichkeit, Einigkeit und da« Zu sammenwirken aller Waffengattungen getrunken, und zum Zeichen, daß dieser Toast den Gefühlen der An wesenden entspreche, wurde der die Festtasel zierende Blumenstrauß der Köni^n-Regentin al« Huldigung übersendet. Ist aber dle dornige Angelegenheit der Armeeresorm auf so glückliche Art wenigsten« vorüber gehend geebnet, so ist Nicht abzusehen, welche andere Angelegenheit da» Ministerium zu Fall bringen könnte. Hr. Sagasta »st und bleibt Herr der inneren Situa- tton und so lange hierin kein Wandel geschieht, kann e« sich höchstens um einen Wechsel in den Personen seiner Mitarbeiter bei der einen oder der anderen Frage handeln. — Die Petarden- explosionen fcheinen im Auslande allerlei Be sorgnisse wachgerufen zu haben. E« soll nicht ge- läugnet werden, daß die Attentate anfangs auch hier recht unangenehm wirkten. Di? erste Petarde platzte vor der Wohnung de« konservativen Führer« Lanv' va« del Castillo, was die Meinung erweckte, daß man vor einer Fortsetzung der Kundgebungen gegen die Konservativen stehe. Bald darauf wiederholte sich da« Attentat im Ministerium de« Innern und nun glaubte man an republikanische Demonstrationen. Doch auch diese Ansicht wurde zu l ichte, al« im Borsaale de» republikanischen Klub« selbst und kurz darauf auf cffener Straße Petarden platzten. Daß am 8. Ja nuar eine ähnliche, übrigen« wie die vorherigen ganz unschädliche Explosion auf einer Hintertreppe des königlichen Schlosse« stattfand, hat nicht« an der nun- mi'hrigen Überzeugung zu ändern vermocht, daß man e« mit Thaten de« Mutwillens oder mit einem Ein- schüchterungrverjuche zu thun habe, wie er in Madrid schon einmal erprobt wurde. Bor Jahren nämlich, al« der jetzige Minister, Graf Lrquenna, in seiner Eigenschaft als Gouverneur von Madrid streng gegen die Spielgäuser vorging, waren Petardenattentate aus der Tagesordnung. Gegenwärtig wird wieder eine Razzia gegen die Spielhäuser veranstaltet; so ha> denn die Annahme viel für sich, daß jetzt, sowie damals, die bedrohten Besitzer der Spielhäuser die Polizei eiuschücktern wollen. * Belgrad, 14. Januar. (?. 6.) Wiewohl die Demission des Kabinetts Christie als notwendige Folge der völlig veränderten politischen Sachlage voll kommen begreiflich war, glaubt heute dennoch niemand iu Belgrad, daß der thatsächliche Ministerwechsel schon in den nächsten Tagen devorftehe. Man ist vielmehr überall überzeugt, daß Se. Majestät der König die diesbezügliche Entscheidung nur nach reiflicher Er wägung und allseitiger Prüfung der politischen Ver hältnisse im Lande treffen werde. Das Bervleiben des Ministeriums widerspricht keineswegs den parlamen tarischen Rgelu. Wohl ist die serbische große Ratio- nalskupschtina au- Elementen zusammengesetzt, welche durch direkte Wahlen in die Volksvertretung entsendet sind, so daß sich in ihr die öffentliche Meinung der Landes ziemlich getreu widerspiegel«; doch darf man hi-rbei nicht vergessen, daß die letzte große National- skupschtina einzig und allein zum Zwecke der Annahme oder Ablehnung des vom VerfisiungSauSschvsse aus- gearbeiten Verfassungsentwurss einderufen wurde, da her eine andattlnde gesetzgeberische Wirksamkeit, welche allerdll gs die Einigkeit zwischen ParlamentSmehiheit und Regierung zur notwendigen Voraussetzung hat, m diesem Falle nicht zu gewärtigen war. So wenig in einem konstitutionellen Lande Abstimmungen oder Parteigestaltungeu in einem Senate oder Herrenhause V — - - " da« Schicksal der Regierung beeinflussen müssen, so wenig liegt bisher eine parlamentarische Notwendig keit vor, da« Kabinett sofort in Einklang mit dem Er gebnisse der Wahlen in die große Skupschtina zu setzen. So wird also da« Ministerium Christie vor läufig die Staatsgeschäste im Geiste der Unparteilich keit, Versöhnlichkeit und Selbstverläugnung, wie bis her, weitersührrn. Cs ist sich bei jedem seiner Schritte bewußt, daß e« als ein parteilose« Ministerium zur Regierung berufen wuide und daß e« die dem Lande so notwendige innere Ruhe nur durch sein taktvolles, über kleinliche Parteizwiste sich emporhebendes Ver halten zu erhalten und zu sichern vermag. Ein er heblicher Anteil an diesem patriotischen Werke gebührt zweifelsohne dem verdienstvollen Minister de- Äußern, Hrn. Mljatovic, was um so lobenswerter erscheint, al« Hr. Mijatovic der einzige ausgesprochene Partei mann im Kabinette Christie ist. Dre patriotische Selbstverläugnung, welche er während der letzten schwierigen Zeit an den Tag legte, hat ihm denn auch die Anerkennung aller serbische» Patrioten ohne Partei unterschied sür alle Zeit gesichert. — Se. Majestät der König hat gestern anläßlich de« grrechiich-orthodoxen Neujahrsfeste« äußerst huldreiche Handschreiben an den M'niiterPräsidenten Hrn Skikola Christie, an Hrn. Joan Ristic, General Sava Gruic und an deu Metropoliten Mravvic geeichter, in welchen den ge nannten Persönlichkeit-,» herzlichst für die hingebungs volle Thätigkett anläßlich der Beisassung-revlssion ge- dankt wird. Gleichzeitig wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen. De« Weiteren veröffentlichte das gestrige Amtsblatt einen Ukas, wonach zum Andenken an die Kundmachung der neuen Verfassung eine silberne Denk münze gestiftet wird. -Diese gelangt an alle Mit glieder de« Kabinetts, welche« den BerfasfuugSentwurf der großen Skupschtina unterbreitete, an alle Abgeord neten des letzteren, an die Mitglieder des Versassungs- revisionSauSichusse« und an die Königl. Kommissare bei den Wahlen sür die große Skupschtina zur Ver teilung. Sophia, 14. Januar. (W. T B.) Prinz Fer dinand empfing be» dem gestrigen Neujahrsfeste die Mitglieder der Behörden und erwiderte auf die Glück wünsche der Getstlichkeit, er habe dem orthodoxen Klerus und der bulgaiischen Kirche, deren ergebener Sohn er sei, stet« sein.» Schuh gewährt und hoffe, daß dir guten Beziehungen zwischen der Kirche und der Regierung auch seiner fortdauern würden. Abends fand bei dein Prinzen ein große« Diner statt. Aus Anlaß des Neujahrsfestes wurden zwischen dem Prinzen Ferdinand, dem König von Serbien und dem Fürsten von Montenegro telegraphische Glückwünsche auSge- tauscht. tioiomalpollttlches. " Au« Mombassa, IO. Dezember 1888 (Poststempel Aden, 31. Dezember), wird der „N A Z" geschrieben: Aus Sansibar wird berichtet, daß, während fast sämtliche in den letzten Monaten von der Festlandsküste ins Innere abge lassenen Expeditionen zur Umkehr gezwungen, oder gar ver nietet worden sind, es einem Deutschen, dem Hrn. Otto E. Ehlers gelungen ist, mit seiner Karawane nicht nur den Kilimandjaro zu erreichen, sondern auch eine Besteigung dieses Berges bis über die Eisregion auszuführen. Nähere Mitteilungen über die Reise liege» dis jetzt nicht vor." g Dresdner Nachrichten vom 15. Januar. -X. Ende dieses Monats wird die geistliche Stelle im hiesigen Stadtkrankenhause, welche bis dahin vo» Hrn. Prediger Schubarth verwaltet wird, durch dessen Emeri tierung frei. Da die Anzahl der Kranken im Stadtkranken hause und die der Siechen im neuerbauten Asyle in der Löbtamrstraße, welche der gleichen Seelsorge teilhaftig werden, in der letzten Zeit so bedeutend gewachsen ist, daß eine wirk lich allgemeine segensreiche Thätlgkeit eines Geistlichen nicht wohl möglich ist, so beabsichtigt der Rat eine zweite geistliche Kraft anzustellen und das Versorghaus, welches bisher gegen eine Entschädigung von jährlich 1000 M. der Seelsorge der Geistlichen an der Jakobitlrche anvertraut war, den beiden neuzuerwählenden Seelsorgern mit zu übertragen Der bis herige Gehalt des Stadtkrankenhauspredigers soll »n Anbe tracht der wesentlich vermehrten Obliegenheiten von 3607 M. auf 4000 M. und 800 M. Wohnungsentschädigung erhöht, die Stelle des Hilfsgeistlichen aber mit 2700 M. Jahres- grhalt und 600 M. Wohnungsentschädigung ausgestattet werden. Außer der Seelsorge im Innern der Anstalten und der Verwaltung der Bibliothek war dem bisherigen Prediger auch eine umfängliche Thätigkeit durch die Über ¬ nahme der Grabreden beim Begräbnisse der in den Anstalten Verstorbenen überwiesen * Morgen abends 7 Uhr findet im Saale de« Gewerbe- Hause« da« IV. Philharmonische Konzert unter Leitung de« Hrn. CH. Villier« Stanford statt. Emen besondrrn Genuß verspricht diese« Konzert durch die Mitwirkung de« Prof. Jos Joachim * Die für Donnerstag den 17. angesetzt gewesene Soiröe der Konzertsängerin Frl. Ottilie Felfel muß wegen Er krankung der Sängerin verschoben werden. Die Soirse findet am Dienstag den 29. d. MtS statt. -r. In der MontagSsitzung des Gewerbevereins be- grüßte zunächst Hr. Baurat Prof. Weißbach die Anwesenden mit den herzlichsten Glückwünschen zum neuen Jahre. Sodann gab Hr Direktor Hellmer, Generalbevollmächtigter der „Ger mania", eine Reihe von Mitteilungen über die Frage der Lebensversicherungen, welche zum Teil Ergänzungen bildeten u» dem am 10. Dezember von vr Herrmann gehaltenen Vortrage über die Lebensversicherung al« soziale Schutzmaß- regel. Gerade auf die gesellschaftliche Bedeutung des LebenS- versicherungSwesenü ging der Hr. Redner vorzugsweise ein und erteilte eine Anzahl beachtenswerter Ratschläge. Man soll die Versicherung nachsuchen, so lange man noch jung und bei guter Gesundheit ist. Die wahre Unanfechtbarkeit der Polizen stellt man her, indem man alle beim Abschluß des Vertrages vorgelegten Fragen recht genau und völlig wahr- heitsgetreu beantwortet. Vor Hereinziehung der amerika nischen Reklame und Konkurrenzbestrebung in das deutsche Versicherungswesen wurde gewarnt. — Der Hr. Vorsitzende machte die Mitteilung, daß Verlag und Redaktion des Ver- einSorganS „Gewerbeschau" drei Preise ausgeschrieben haben im Betrage von 50, 30 und 20 M. für die besten schrift lichen Arbeiten über: Praktische Ratschläge für die Ausbildung von HandwerkSlehrlingen. — Den Hauptvortrag hielt im verfinsterten Saale Hr Prof, vr Heger über „Die Jn- sektenwelt" unter Benutzung eines durch Knallgas-Kalk- jicht erleuchteten Projektionsmikroskopes. Zunächst zeigte der Hr. Redner einige Präparate vor, welche die Ver- größerungsfähigkeit seines Apparates zur Anschauung brachten. Dann folgte unter zusammenhängendem erläuternden Vor trage eine Reihe von wohl 50 verschiedenen Präparaten, durch welche der Körperbau und die Lebenswerkzeuge der Insekten zur Anschauung gebracht wurden. Besonders be lehrend und deutlich waren vie Beispiele der Sinneswerk- zeuge und der von der Lungenatmung so verschiedenen At mungsorgane. Vortrag und Vorführungen wurden durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. — Am Freitag, den 18. Januar, wird die hiesige privi legierte Bogenschützengesellschaft ihre diesjährige musi kalische Soiree in Meinholds Sälen abhalten. Wie bisher, so ist auch diesmal bewährten künstlerischen Kräften die Aus führung des Programms anvertraut, so daß ein äußerst ge nußreicher Abend allen Besuchern bevorsteht. Nicht uner wähnt wollen wir lassen, daß der Reinertrag der Soiree dem Albertverein zufließen wird. Vermischtes. * Während man mehr oder weniger geduldig das „steuer bare Luftschiff" erwartet, macht sich ein französischer Jour nalist in heiterer Weise über ein solches „Schiff der Zukunft" lustig: „Herr T, ein Bürger von Rio de Janeiro — so phantasiert er — klingelt, nachdem er erwacht ist, seinem Diener. „John", ruft er demselben entgegen, „nehmen Sie den Ballon, fliegen sie nach Washington und laden sie mir den Präsidenten zum Frühstück ein" — „Sogleich, Herr!" John nimmt den Ballon, steuert nach Norden und landet nach einigen Minuten wieder in Rio de Janeiro; er klopft leise an seines Herrn Thür. „Herein! Was sagte der Prä sident?" — „Er war vor einer Viertelstunde nach London geflogen." — „Pschah!" — „Ich wollte mich eben nach Eng land wenden, da erwies mir die Frau Präsidentin die Ehre, mir zu sagen, daß ihr Gatte in emer halben Stunde zurück sein werde, er habe nur Lord Salisbury etwas Wichtiges mitzuteilen." — „Nun?" — „Die Frau Präsidentin riet mir, in einer halben Stunde nach Washington zurück zukommen, wo ich dann den Präsioenten bestimmt treffen werde, sie glaube auch, daß keine andere Einladung zu einem Dejeuner vorliege, und daß der Herr Präsident gewiß sehr erfreut sein werde, Ihrer Einladung Folge zu leisten." — „Ganz gut, Sie können nun zurückfliegen; doch halt — ich habe etwas vergessen. Machen Sie noch rasch einen Flug nach Paris und bestellen Sie ein Frühstück erster Klaffe und tragen sie dein Restaurateur auf, pünktlich zu sein Wir frühstücken um 1 Uhr." — „Sehr wohl." — „Im Vorbci- fliegen halten Sie sich de» meinem Kürschner »n Petersburg auf und erinnern Sie ihn, daß er für heute den Mantel meiner Frau fertigzustellen versprochen hat, er soll ihn be stimmt heute Nachmittag senden Sollten Ihnen noch einige Minuten übrig bleiben, so übergeben Sie meinem Freunde Benedikt in der Kapstadt diesen Brief." — „Ich werde es nicht vergeßen, Herr." — „Sie können nun gehen." — „Ich werde in ungefähr zwanzig Minuten zurück sein." Selbst die ernstesten Anhänger des steuerbaren Luftschiffes dürsten diese Schilderung für ein wenig übertrieben erklären. Statistik und Volkswirtschaft. — Obgleich die Verhältnisse auf dem Selb markte an sich eine ungünstigere Wendung nicht genommen haben, so stellte sich gerecht, feine Ironie verletzend und feine Anschauungen werden barock, bizarr. Und zuletzt der Phlegmatiker! Ihn stimmen alle Eindrücke gleichmäßig, er betrachtet die Gegenwart wie die Vergangenheit und Zukunft, fein Urteil ist kühl und seine Gemüt«- und Seelen ruhe bewegt ihn oft zu humorvollen Betrachtungen. Heiterkeit ist das Zeichen diese- Temperament-, das man ein glückliches nennen kann, sobald die Gleick - g'ltigkeit nicht in Kälte, die Ruhe nicht in Stumpf sinn umschlägt. Man sagt wohl oft und mit Berechtigung: Ein glück- liche« Temperament! und damit benutzt man den ern- zigen Wertmesser, der nicht trügt. Denn kein Tem perament ist au sich besser oder schlechter, jede« kann trefflich fein und e- »st um fo günstiger, al« e« im besonderer Falle emer besonderen LedenSlage entspricht. Leicht sührt die Lebenslust den Sangu»n»ker über so mancherlei Widerwärtigkeiten hinweg, die Thatkraft de« Cholerikers stützt den Staatsmann und Feldveirn, die tiefe Empfindung, da- eindringliche Denkvermögen de- Melancholiker« begünstigt den Dichter und Denker, die Gleichmut de» Pflegmatiker» stärkt die Widerstandsfähigkeit de« Leidenden, de« Dulder«. So gestaltet sich der Wert der Temperamente, je nachdem sie günstig oder ungünstig auf die Lebensaufgabe des Individuum« einwirken. Ganz rein wird un« im Leben Zelten ein Tempe rament evtgegentreten und nur die dichter wissen eS typisch zu gestalten. Überhaupt erscheint e« al« eine Ausnahme, wenn einem Menschen lediglich ein Tempe- rament innewohvt; reiche Naturen -eigen unter be- stimmten Verhältnissen die verschiedensten Tempera mente. Auch kann da« Temperament be« Einzelnen im Laufe der Zeit und unter dem Einfluß wechseln der Schicksalsfügungen sich ändern; gleichwie dem Menschen, der die Gefahren seines Teurperaments recht erkannt hat, die Pflicht obliegt, allen Auswüchsen mit Energie vorzubeugen. Da- Temperament ist individueller Natur, und so darf man das des Einzelnen nicht auf ganze Klassen und Nationen Übertrag «, wenngleich eS möglich ist, daß die Mehrheit eines Volke- mehr zu diesem oder jenem Temperament neigt. Auch auf da» Temp rament findet da» Gesetz von der Ähnlichkeit und dem Gegensatz seine Anwendung; ähnliche Temperamente stoßen sich ab, entgegengesetzte ziehen sich an. Und e« empfiehlt sich recht nachdrück lich, bei der Verbindung zweier Menschen auf diesen untrüglichen Lehr'atz zu achten. Man denke nur an eine Ehe, die zwe, Choleriker zusammengeführt hat. In der Theorie klingt das belustigend, — aber in der Praxi«?? Industrie. Über die Ursachen de« Aufschwunges der deutschen Industrie haben sich unsere Nachbarn hüben und drüben schon den Kops zerbrochen. Frank reich schreibt ihn mit Vorliebe zum Teil unseren wohl feilen Post- und Eijenbahntarisen zu Und etwa« wahne« mag daran sein; wenigsten» zeigt die folaende Zusammenstrllung, daß unser ganze- Verkehrswesen e,n bei weitem schrankenlosere- und leichtere» ist, al« da-jenige unserer westlichen Machbaren. Ein 1b g schwerer Brief kostet in Frankreich 12 Pf, in Demsch land nur Iv Pf. Wahrend der französische Tarif nun für je 1b g um 1b Centime« (100 — 80 Pf) steigt, kosten Bries« bi» 2ü0 z bei «n» bekanntlich nur 20 Pf. Demnach kostet ein 250 8 schwerer Bries in Frankreich über zehnmal mehr als im deut schen Reiche, nämlich 2 M. 4 Pf. Eine Postkarte kostet bei uns 5, in Frankreich 8 Pf.: eine solche mit Rückantwort bei un« 10, dort 16 Pf. Der franzö sische Tarif für Drucksachen stellt sich bei Sendungen über 100 8 ebenfalls höher al« der deutsche derart, daß eine Kreuzdandsendung von 450 bi- 500 g in Frankre ch 40 Pf., bei uns aber nur die Hä sie kostet. Bis 5 ß Drucksachen kosten drüben allerdings nur 1, bis 10 z 2 und di« 15 8 3 Centimes. Sehr schwer fällt dagegen der Tarif für Warenproben ins Gewicht. Derselbe ist in Frankreich doppelt so hoch als bei uns, 20 gegen 10 Pf. bei senduagen bi» zu 250 8- Noch mehr hat der französische Handel unter dem teuren Tarif für Geldsendungen zu leiden. 100 M per Postanweiiung kosten be» uns 20, in Frankreich 80 Pf., 200 M. hier 30, dort 200 Pf., 200 di« 400 M. hier 40, in Frankreich 320 Pf. Die Be träge der Postanweisungen in« Hau« zu bringen, fällt außerdem keinem französischen Postboten ein. Die französische Paketbesörderung ist bei Entfernungen unter 75 km um 63 Proz., dei größeren Entfernungen um 26 Proz. teurer al« di, deutsche. Denn da« Maximalgewicht der kleinen Pakete beträgt »n Frank- re»ch nur 3 k8- Auch werden die Pakete nur di» zum Babnhof besürdert, der oft genug wert von der Stadt entfernt liegt Bei B-söiderung ui« Haus hat der Empfänger 20 Pf. Austragegedühr zu bezahlen. Ein Paket von 15 k8 Gewicht, da« in Deutschland auf 3 Pakete verteilt nur 1,50 M kostet, kostet iu Frankreich 3,40 M., wob«» noch dazn 5 Pakete er- forderlich sind. Expreßdriefe uud BahnhofSbriefkosten doch der Zinssatz stlr tägliche« Geld auf »H. Ls hängt diese« tnde« lediglich mit deu Rückzahlungen an die Reichsvank zu- lammen Die Grehandlung wird bedeutend« veträge bi« zum «v. Mär» d. I. mit üU vergeben — Der Einlölung-kur« der Silbereoupon« der bsterreichilchen Ellenbahnpr'oritäteu nebst den zur Verlosung ge- lausten Stücken hat eine Änderung nicht erfahren; derselbe de- trägt daher dis aus weitere« »68.60 M. sür »00 Al. — Nach un« gewordenen Mitteilungen ist der Geschäfts gang der Dampf- und Wollwäscherei Mafchinensabrik (Franz) in Crimmitschau im abgelausenen Halbjahre eia guter gewesen. Die Summe der Fakturierungen übersteigt so gar noch etwa« diejenige der gleichen Zeit de« Vorjahre«, wie denn auch der Bestand an Aufträgen ein guter ist, so daß eia befriedigende« JahreSergebni« zu erwarten steht. — über den GechäsiSgang der Geraer Bank im ver flossenen Jahre verlautet, baß derselbe ein recht > esriedigende» Ergebnis liefern dürste. Es sollen 6 än in« Verdienen gebracht worden sein und könnte daher die geschätzte Dividende von 4 möglicherweise eine Erhöhung erfahren. Es wird dirfe« aGr nicht geschehen, vielmehr fallen erhebliche Abschreibungen vor genommen werden, um dir Position der Bank zu kräftigen So wird beabsichtigt. die Piioriiättaktien der Radeberger Export bierbrauerei, in deren Besitz die Bank sich befindet, saft voll- ständig abzufchreiben. — Die Veröffentlichung de« Prospekt« der ungarischen Konversion steht nunmehr unmittelbar bevor E« sollen die 4^ Goldodligationen zu 98 und die 4 db Papierobligationen zu 88 begeben werden — Der Beschluß der außerordenckichen Generalversammlung der Nähmaschinensabrik, vorm. zrister u. Roßmann, da« Aktienkapital um 2 92ü00v M. auf 97b vvo M heradzu- setzen, soll nunmehr zur Durchführung gebracht werden Die Aktivnä e werden daher ausgefordert, ihre Aktien i iS zum 1 März d I. einzuliesrrn und zu erklären, ob sie je vier Aktien zu einer oder unter Nachzahlung von 1 0 M. je zwei Akiien zu einer zusommenlegen wollen. Für diejenigen Aktionäre, welche nicht vier Aktien besitzen, sind feite, - des -ussichi«rat« Vorkehrungen getroffen worden, um auch hier eine Zusammen legung zu ermöglichen. — Wir meldeten bereit-, daß sür da« verflossene Geschäfts jahr der Bautzner Brauerei und Mälzerei eine Dividende Von »^ dp vorgefchlage» werden foll Der erzielte Reingewinn beziffert sich auf 28 179 M. Hiervon sollen auf Abschreibungen 14 887 M, an den Reservefonds b64 M, al« Tantieme für AussichtSrat, Direktion und Beamte entfallen, während 87KO M zu obiger Dividende zu dienen haben. Die neu angelegten Gähr und Lagerkeller können nunmehr der Benutzung übergeben werden Bon den zur Konvertierung ansgerusenen PriorUät-- obligalionen sind «4 Stück nicht angemeldet worden, fo daß diefe sür den 1. Oktober d. I zur Kündigung gelangen. Die Verschrotung bezifferte sich im abgelausenen Jahre aus 2t) 88» dl, also »2»7 bl weniger, sür welche der Betrag von 228 349 M. vereinnahmt wurde. Die verkaujie Menge Malz kommt der de« Vorjahres gleich, die vorjährigen Preise zu erzielen, war aber nicht möglich, da die Malzprene im allgemeinen etwa« gedrückte waren und sich erst gegen Ende de« abgelausenen Bejchästrjahre« zu bessern begann «. - Die Einnahmen an Wechselstempelsteuer im deut- schcn Reich sür die Zeit vom ». April bi« 3» Dezember »888 beziffern sich nach amtlichen Au-weisen aus ü 118 829 M. oder 42 938 M mehr al« in demselben Zeiträume des Vorjahre». — In dem verflossenen Monate Dezember betrug die Bier- verschrotung der Kulmbacher Exportbrauerei (Rizzi) 2342 dl gegen 1932 tit in demselben Monate de« Vorjahres, also 41() bl mehr. - Nach einer Meldung der .Limes' beabsichtigt der eng lische Schatzkanzlcr in diesem Jahre Maßnahmen zur Umprägung dir abgenutzten englischen Goldstücke zu treffen Dre m Umlauf befindlichen Goldmünzen sollen aus Staatskosten einge- zogen werden, ein Verlust dabei aber den jeweiligen Inhaber nicht treff n. - Ta« Gerücht von einer Umwandlung der b H und 3 9s, Prioritäten der österreichischenSüdbahu, sowie von der Einstellung der Auslosung cntbehit einer neuen Meldung zu folge jeglicher Begründung Ähnliches in weder von der Ber- wa'tung noch von Großaktionärin angeregt. - Ta« Übereinkommen zwischen der rumänischen Regie rung und der Lemberg-Czernowitzer Eisenbahn wegen vertragsmäßiger Übernahme de, bisher sequestrierten, in Ru- mäiiien gelegenen Linien der Bahn durch den rumänischen Staat dürste jetzt zu stände kommen. — Die heute an der hiesigen Börse zur Einführung ge kommenen Aktien der Mühlenbauanstalt und Maschinen fabrik vorm Gebrüder Seck zu Dretden gingen zu sehr crheblichen Beträgen um und hoben ihren Kur« sofort von 1ü- aus 166,2b dH- Vatrnrltstr särtifischer Erfinder. Mitgetrilt durch da« Patentbureau von Otto Wots, in Dresden, Schloßstraße »9, l Angemeldet von: Paul Kaulsuß in Penig: Selbst schließender Meßapparat für Flüssigkeiten. Erteilt an: Ty. Fr. Bergmann aus dem Lilienstein bei Königstein: Probenehmer M. Flache in Tchonberg b. Leipzig: Drahtkop, für Drahthestmaschinen. — E Fijchinger in Nieder sedlitz: Ausbau von Ringankern sür dynamo elektrische Mo- jchinen. — Th Lieberknecht in Hohenpem - Ernstthal: Mecha nischer Kulirwirlstuhl mit stoßfrei ein- und auSgeruckter Mindrr- welle - R Voigtländer in GohliS: FührungsmechauismuS sür den Stickrahmen an zum Sticken dienenden Nähmaschine». H. Hartig in Kändler b. Limbach: Zierftichnähmaschine — E. L ppold in Dresden: Bersayrrn zur Herstellung gesormter Gegenstände aus entöltem «akao. F Steinhausen in Meißen : Vorrichtung zum Verhindern de» Durchgehens von Pferden. - K. K. Schürer m Blajewitz: Trittkurdel sür Fahrräder. (Heneratversarnrnl'ungen. 1» Januar: National-Aktieu-Bierbrauerei Braun schweig (vorm F. Jürgen«) ordentliche, nachmittag« >hb Uhr in Braunschweig, im Sitzungssaale de- Etablissement-. sind in Frankreich überhaupt unbekannt. Sehr be deutend ist endlich auch der Unterschied bei den Per' sonentarisen der Eisenbahnen, wovon die Handlung«' reisenden ein besondere« Lied zu singen wissen. Pro Kilometer beträgt der Taris «amltth in 1. Kl 2. Kl. 3. Kl. 4 Kl. in Deutschland Frc« 0,098 0,067 0,044 0,025 „ Frankreich „ 0,1 l9 0,089 0 0v6 — Dabei ist zu berücksichtigen, daß die 2. und 3. Klasse bei uns we»t bequemer eingerichtet ist, als auf den sronzösi chen Bahnen und daß die 4. Klasse in Frank reich überhaupt nicht existiert, so daß ein Arbeiter, der bei uns deu Kilometer für 2 Pfg durchfährt, in Frank reich zu einer Ausgabe von etwa 5^ Pfg. gerwunge« ist. Die französischen Staatsbahnen haben allerding« Tarife, die den deut'chen entsprechen, sie kommen in dessen ihres sehr gering, n UmsangeS wegen kaum in Betracht. Auch die deutschen Gütertarife sind, be sonders bei größeren Entfernungen, weit billiger al« die französifchen. (W. Ztg.) * Wie auS München telegraphiert wird, hat der Prinz-Regent das Protektorat der Bayreuther Fest spiele mittelst eine« Handschreiben« vom 11. Januar an die Frau Wagner übernommeu; dasselbe lautet: Gern übernehme Ich, Jhr>m Ansuchen vom 7. Januar wrllsahreud, da» Protektorat und will, eingedenk de« wormcn Interesses Meine- Hause» Schirmer und Schützer de« Unternehmen- sein, auf daß d,e Inten- tum Ihres Gatte» an der Stätte 1SRA« letzten Wir kens in dem so teuer« Bayreuth immer reichere Förderung finde.
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