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Dresdner Journal : 17.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188812172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18881217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18881217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-17
-
Monat
1888-12
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 17.12.1888
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Lurcht vor Boulanger erklären. Dem General fehlt bekanntlich zu seinem großen reformatorischeu Werke noch die Weihe der Seinestadt, und er hat niemals ein Hehl daraus gemacht, daß er sich bei erster Ge legenheit dem Volte von Paris präsentieren würde, um von lhm jene letzte Weihe zu fordern. Es ist fraglich, ov der Erfolg diesen kecken Versuch krönen wirb. Paris hat den braven General allerdings einst sehr geliebt, aber diese schöne Zeit ist längst ver schwunden und erloschene Liebe neu zu entflammen, gelingt nur in den seltensten Fällen. Nichtsdesto weniger haben die Republikaner vor einer etwaigen Kandidatur Boulangers in der Hauptstadt abscheuliche Angst und mit Recht, denn sie haben dabei nur wenig zu gewinnen, aber alles zu verlieren. Im Vergleich mit derselben Zeit des Vorjahre-, den Tagen des WilfonskandaleS und der Präsident- schaftskrise, steht die Republik heute dem Anscheine nach ein wenig sicherer aus den Füßen, doch in Wahr heit hat ihre muere Morschheit und Fäulnis auch in den vergangenen 12 Monaten nur zugenommen. Das Volk — darüber kann nicht der geringste Zweisel mehr bestehen — wird von dem gegenwärtigen Re gime immer mehr und mehr angeekelt. Zur einen Hälfte sieht es sein Heil in der Säbeldiktatur des braven Generals, zur anderen in der Kommune. Die halbwegs ernsthaften Staatsmänner der republikanischen Partei werden von den Wählern verabscheut, sind ab genutzt und einflußlos. Von Ferry und seiner Ge- solgschaft gar nicht zu reden, so stnd auch die radikalen Führer, die Floquet, Goblet, Freycinet »c. im Lande fast um jeden Einfluß gekommen, ja Herr Clomenceau mußte es erleben, daß am vergangenen Sonntag die Wähler des Var, in welchem sich der radikale Doktor bislang als unumschränkten Herrn und Gebieter be trachten durste, daß die Wähler des Var, den Kom munehäuptling Cluseret einem Kandidaten nach dem Herzen Elömenceaus vorzogen. Neben Felix Pyat, dem Geißelnmörder, hat nun auch dieser abemeuernde Soldat das Recht, sich aus den Fauteuils im Palais Bourbon niederzulassen und die Welt mit seinen hohlen Gleichheitsphrasen zu beglücken. Wir räumen gern ein, daß diese groteske Gestalt aus der Rednerbühne besser am Platze ist als im Kugelregen, denn er hat zu jeder Zeit mehr mit dem Maule als mit dem Schwerte gefochten, aber deshalb bleibt es doch eine Schande für die Bauern des Var, daß sie diese Ver körperung des Bürgerkrieges und Brudermordes zu ihrem Vertreter erwählen konnten. Wenn die ver nünftigen Republikaner einen Blick auf die Nach wahlen des vergangenen Jahres werfen, so möchte es ihnen wohl bang ums Herz werden. Aller Orten taucht aus der Urne das schönbärtlge Antlitz Bou langers auf, und wenn nicht dieses, so die Jakobiner mütze. Die Trikolore hat ihren Zauber aus die Massen eingebüßt und ihre Anhänger scharen sich heute um die goldgleigenden Adler der Diktatur oder das blut rote Banner der Kommune. Das Parlament hat in den letzten Wochen etwas mehr gesunden Sinn und Arbeitslust bewiesen, als dies sonst seine Gewohnheit war. Das Budget für 1889 ist fertig gestellt, ohne daß die beliebten proviso rischen Zwölftel nötig gewesen wären, und, was weit mehr sagen will, ohne daß ein Ministerium das un vermeidliche Defizit mit dem Tode hätte büßen müssen. Selbst die ältesten Leute in Frankreich erinnern sich nicht, ein derartiges Ereignis schon einmal erlebt zu haben. Wahrscheinlich denken die Herren des Palais Bourbon, das Land werde sie bei den Neuwahlen nur nach den letzten Monaten ihrer Wirksamkeit beurteilen und ihnen — Ende gut, alles gut! — die drei Jahre Mißwirtschaft zu Gute halten. Als ob die Republik nicht schon genug an ihren eignen Gebresten zu leiden hatte, so scheint ihr gegen wärtig ein neuer, ganz unberechenbarer Schaden aus dem mißlichen Staude des Panamaunternehmens er wachsen zu sollen. Die zwei Milliarden sranzüsischen Kapitals, welche in dem amerikanischen Kanal stecken, sind säst ausschließlich von den Kleinbürgern des Landes geliefert worden, welche auf diesem Wege ihre Spar pfennige zu vervielfältigen hofften. Macht die Panama- gesellichafl Bankrott — und da ihre letzte Anleihe am 12. Dezember nicht gezeichnet worden ist, so steht dies leider zu befürchten — so werden die Hunderttausende der kleinen Aktionäre ohne jeden Zweifel die Republik für ihr Unglück verantwortlich machen. Eine andere Regierung, jo dürfte es heißen, halte auf jeden Fall Mittel und Wege gefunden, um dem Mißlingen dieses gewaltigen nationalen Unternehmens, an weiches ja nicht nur die Ersparnisse des Landes, sondern di» zu vereine als Geschenk überwiesen worden ist. Dasselbe bietet ein Lokal, wie es sür Künstler nicht passender gefunden werden kann, weite geeignete Räume von altertümlichem Ansehen Das erste Fest, welches in denselben gehalten wurde, war der vom 1b. bi- 17. Dezember dauernde Ehnstkindlmarkt, der alsbald nach dem Eintritt Ihrer königlichen Hoheiten deS Groß- Herzog-, de- Erbgroßherzogs und der Frau Erbgroß- herzogin am abend eröffnet wurde. Um die Raume des Hause« entjprecheud herzustellen, hatten die Künstler schon lauge zuvor die nötigen Vorbereitungen durch allerhand Malereien und Verzierungen getrosten und es zeigte sich das Gebäude iu einem solchen Gewände, daß mau e- kaum wledererkannte. Als Sinnbild des WeihuachtssesteS waren alle Räume mit würzigem Fichtenreisig geschmückt. Die Parterreräume gewähren emen überraschenden Anblick, ein großer Schwib bogen die Wäude mit entsprechenden altertümlichen Verzierungen, die Decken schwärzlich gesprenkelt. Beim Eintritt rn die Parterreräume sah man verschiedene Buden. Hier waren verkäuflich Bilderradierungen, dort Entwürfe aus Schiefertafeln, dort Backwaren, in einer holländischen Fischerbude Fische maucherlei Gat tungeu, au einer großen Berkaussstelle Teller, ins besondere Majoliken und Nippsachen, überall von zier- lich kostümierten Verkäuferinnen ausgeboten. Geschmack volle Eleganz und Humor vereinten sich, um diesem Lhristkiudelmarkt unter der Teilnahme und Mit Wirkung der vornehmen Kreise eia anregende- Leben, eiueu schönen Erfolg zu geben. Er glich ähnlichen wohl Haugen Veranstaltungen in Dre-den. Bei den VeilausesteUen wurde alle» Daraebotene mit den höch sten Preisen vergütet, da man bestrebt war, dem Fond gewissem Grade auch seine Ehre verpfändet ist, vor- zubeugen. Schon heute erinnert man sich nur zu leb« hast der werkthätigen Unterstützung, welche Napoleon III. und seine Regierung dem Suezunternehmen gerade in seiner kritischen Periode zuteil werden ließ. Die Herren Republikaner freilich haben Notwendigeres zu chun, als über da- Gelingen einer wahrhaft großen Sache zu wachen. Sie müssen sich einander beschimpfen und duellieren, müssen Minister stürzen und da- Defizit vergrößern helfen, müssen die republikanische Freiheit in den Himmel erheben und um die Gunst deS Zaren betteln. Der künstlich gezüchtete Enthusiasmus sür alles, was nach Juchten riecht, ist das eigenste Kennzeichen der dritten französischen Republik. Was sonst Gutes oder Schlechtes an ihr ist, hat Frankl eich schon in anderen Entwicklungsperioden besessen, die Schwärmerei für Rußland ist ver dritten Republik ausschließlich eigen. Während man vor ein paar Jahren noch sagte: ,,6latt«L l« 1lu88« et vou» verreie le Tatar«-, so gilt dem Pariser von heute der Russe als der Inbe griff aller Bildung und Gesittung, als die Hoffnung der Zivllijat'.on, al- das Muster des guten Geschmocke. Den Thee bereitet mau an der Seine gegenwärtig in russischen Samowars, die Damen hüllen sich iu sibi rische Boa», russischen Romanen räumt man den Ehrenplatz in der Salonbibliothek ei» und selbst des bekannten Tolstoi Schauerdramrn läßt mar. geduldig über sich ergehen. Hält da» so an, dann dürste wahr scheinlich sehr ba'd bei den Pariser Festessen als Dessert eine Unjchltttkerze verabreicht werden, und die Wür denträger der Republik werden ihre Namen in „kiff" und „koff" auslauten lassen. Daß diese Schwärmerei für Rußland durchaus nicht bloß äußerlich und pla tonischer Natur ist, sondern sich sogar bis aus den Geldbeutel erstreckt, der bekanntlich aller Schwärmerei am schwierigsten zugänglich ist, hat die neue russische Anleihe bew es n, welche allein in Paris mehr als zweimal gezeichnet wurde. Die Sache darf, wie man sieht, nicht ans die leichte Schulter genommen werden: Es ist wirklich etwas an der französisch-russischen Freundschaft. Wäyrend sie srüher nur durch Bankette und unterschiedene Ehren- degen versinnbildlicht worden war, was im Grunde sehr unschuldig ist, hat ihr die Milliarde, welche Frank reich seinem geldbedürftigeu Nachbar anbot, einen sehr r.ellen Untergrund gegeben. Glücklicher Weste ist da für gesorgt, daß die Päume nicht in den Himmel wachen, und wenn sich zehnmal der französische Chau vin auf den robusten Moskowiter» stützt, noch darf er lange nicht rufen: Arm in Arm mit dir, sordre ich me n Jahrhundert in die Schranken!- lLügcstzLjchlchU:. Dresden, 17. Dezember. Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, wird Sich morgen vormittag zur Jagd nach Hummelshain begeben und am 20. dieses Monats abends wieder zurückkehren. Dresden, 17. Dezember. Vom Reichs-Gesetz blatt ist das 42. Stück des Jahres 1888 heute hier emgetrosfen. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1832) Verordnung vom 5. Dezember 1888, die Kautionen der Beamten der Reichseisrnbahnverwaltung de treffend. * Lerlin, 16. Dezember. Se.Majestät der Kaiser »st gestern abend, nach Beendigung der Hofjagden iu Göhrde, wieder hier kingetroffen. Am heutigen Vor mittag begab sich AUerhöchstderseide nut Ihrer Majestät der Kaiserin nach dec Garnisvnklrche zum Gottesdienste und empfing nachher den neuernaunten Künigl. spani schen Botschafter am hiesigen Hofe Grasen Rascon in feierlicher Anrrittsaudlenz. Gleich darauf hatte Graf Rascon auch die Ehre, bei Ihrer Majestät der Kai serin eingesührt zu werden. Alsdann wohnten die Majestäten gemeinsam im König!. Opernhause der Malinee bei. Später erteilte der Monarch noch Au dunzen. In der gestrigen Plenarsitzung des Bundesrats wurde die Vorlage, betreffend dir weitere Ausprägung von Zehn- und Fünfpfenuigstücken, den Ausschüssen für Rechnungswesen und für Handel und Bei kehr überwiesen. Ferner wurde beschlossen, den Zuiatzver- lraq zu dem Handelsverträge zwischen Deutschland und der Schweiz zur Allerhö^sten Ratifikation vorzulegen. Wir lesen in der „N. A. Z.": Man wird sich noch erinnern, daß vor einiger Zeit die Nachricht von einem verlorenen Chissre des Auswärtigen Amtes durch die Presse ging. Wie wer erfahren, sind diejenigen des aufopfernden Künstlervereins gern etwas zuzu- wenden, um dessen edle Bestrebungen zu fördern. Zur allgemeinen Belustigung trugen abwechselnd vorgeführte Gesangs- und Musikstücke bei, unter ersteren wurde die Postillonarie aus dem „Postillon von Lonjumeau" von einem unserer beliebtesten Opernsänger auf be sonderen Wunsch wiederholt vorgetragen. Daß das rege Leben und Lieiben Heiterkeit und wärmste Teil nahme an der Küustlerwelt verriet, ver teht sich von selbst, und später vereinigten sich die beim Markte be teiligten Künstler mit ihren Gästen zu einem srohen Tanze. Prüfung und Beglaubigung der Stimmgabeln. Die Prüfung und Beglaubigung der Sttmmgabeln, welche erstere den Zweck hat, die Richtigkeit der Ton höhe bez. die Schwinguugszahl der Gabeln zu er- mittln, hat die zweite (technische) Abte»lvvg der physikalisch-technischen Reichsanstalt über nommen. Die Prüfung kann nach den hierüber er lassenen Bestimmungen mit einer Berichtigung der Gabel verbunden werden, sofern diese den itrteruatio- nalen Normalstimmton, d. h. bei 15 Grad des hundertteiligen Thermometer« dasjenige eingestrichene » angeben soll, dessen Höhe durch 435 ganze Schwing ungen (870 halbe oder einsache Schwingungen sran- zösstcher Zählweise) »u der Sekunde bestimmt »st. Die berichtigter» Gabeln werden beglaubigt und zwar erjolgt die Beglaubigung durch Blauaulassen und Stempelung. Sttmmgabeln zum Handgebrauch, bereu Zinken eine gewisse Duke hader», können aus Wunsch der Beteiligten als Präzision; gabeln berichtigt und beglaubigt werden Die Berichtigung wird dann so- Missionen und Konsulate, die sich im Besitz des nach dem Tode des hochstligeu Kaiser» Friedrich eine Zeit laig verichwunden gewesenen Chiffre besauten, zur Vcibremuvg desselben aufgesorberl worden Von sämtliche» bezüglichen Stellen sind nunmehr tue Pro tokolle über dre ersolgte Veibrenuung dess lben ecu« gegangen. Die „Nordd. Allg. Ztg schreibt in ihrer ge- strigen Avenduummer: Der Bundesrat hat, wie bereits witgeteilt wurde, beschläf st», da- Eroführuag-grsetz zum Entwürfe eines bür gerlichen Befeyduche» und di« GrundbuchSordnung zu »erösseotilcheu, fo da« bald dem deugchen volle alle dem neuen bürgerlichen «echte als Grundlage» dienenden Entwürfe vor- liegen werden. Der Zweck dieser Veröffentlichungen ist, auch die>e Arbeiten der ösfenilichen tirittt zugänglich zu machen An derselben haben sich bi» jetzt fast nur die Juristen beteiligt; eine Steche von Stechl-lehrern beschäftigt sich eingehend mu dem Entwürfe, ni d umiangrriche Besprechungen derselben sind dir Früchte dttfer Ardelt; der deutsche Jurtstenlag hat, wie wir seiner Zeit unseren Lesern aurfuhrlich derrchiet haben, zu einer Steche von einzelnen, da» bürgerliche Stecht betreffenden Fragen Stellung genommen, zahlreiche peatmche Juristen bemühen sich, die Folgen der Elesetzwe.duug des Entwurfs zu erwägen und einzelne Abänderungen vorzufchlagen; der Anwailverein hat sogar in systematischer Weste durch eine Steche von Abhand lungen seiner Mitglieder eine Würdigung des Entwürfe« in Angriff genommen. Dagegen ist von einer Besprechung des großen Werle« in wirtschafilichen Kreisen des Bocke« noch wenig ober gar nicht« zu hören, und doch ist das arbei tende und erwerbende Boll an der Gestaltung seine« bürgerlichen «echt- in weit höherem Maße interessiert, al« die Juristen, welche naturgemäß dir Frage der RechrMnorl» uung und Rechtsprechung mehr betonen. Bi« jetzt ist nur da« preußische LandesölonvmieloUegium auf Anregung de« Land- wirtschasisnllnisters mit oeu Beratungen über den Entwurf be schäftigt und will die Folgen desselben sür die Landwirtschaft erwägen E« wäre sehr zu wünschen, daß die andern will- schafttlchen Faltoreu Industrie, Handel rc. ebenfalls die nament lich für sie wichtigen Bestimmungen prüften, damil die Bor- dereitungszelt rn wayrhait liutzdringeilber Bleise angewendet werb«. E» bedarf lerner wettern Au-einanderjetzung, daß z. B. die Vorschriften über die BcrNäge, namentlich >o weit sie der Bk« schafiung von Arbeitskräften dienen, von hoher Bedeutung sür Arbeitgeber und -Nehmer sind und daß es zweckmäßig ist, sich zu j ragen, wie sich diese Verhältnisse unter dem Eutwurs ge stalten würden Natürlich ist es allerdings, baß die Juristen zunächst am meisten Neigung verraten, sich mit dem Entwurse zu beschäftigen; wem. da» Eesctzbuch über, was alle hassen und wünschen, unser bürgerliches Siecht den Anschauungen und dem Ntchlsvewuvtjcui ,m volle entsurechenü gestatten soll, so »st die Muarbeu weiter »leise des Volk.« selbst dringend erforderlich, und zwar in dem jetzigen Slaomm. wo die freie MemungS- äußerung noch nicht durch die Formen der puriameuiariichen Behandlung der Angelegenheit beengt ist. Wie verlautet, hat der Justlzunmste» die vbersten pirußi- fchrn GcrichlShoje zur Abgabe von Gutachten über den Ent wurf au,gefordert, und es unterttegl tewem Zweifel, daß b»e einzelnen Lauoesjusttzvetwattun^en diesen» Vorgehen sich an- fchttetzen werden. Som» werden die veibu oet.u Regie,uugen m nicht zu seiner Zeil in die Lage »ersetz weiden, nitriten zu können, welche Ausnahme dem Enlwu»se von der NrchlsprcH- uug zu Lell wcro. Dagegen sind sie nichl in der Lage, zu wissen, wie de» Enlwurs aus dem Gestchtspunlte der wcrgchuft- lichen ErwerbSthättgleit beurteilt wird. Man dar, nuu nicht vkigcssen, daß da« deutsche voll augenbttckttch durch die Alters- und Jnvalibilalsversichcrung bezug»»ch emer M>lnuug»blloung wejenlttch m Einspruch genommen ist; aber über den soziulpott- Uschen Ausgaben oe« Smaler dürft» die rechtlichen nicht ver nachlässigt werden, und es wäre zu wünschet,, wenn diese An regung «n biterttgten lürelsen auf emen sruchtvaren Boden fiele. Da bas Bcdursms nach Nickelnlunzen noch wett-us nicht besrieoigt ist, ,o ist leilcu« bes Reiche« lanzlit« denn Bundesräte ber Alltrug aus Aus- p äguug vvu 10 uno ö-Vsennigstücken gestellt worden, der g-sre.n verells den Aus.chusseil zur Vorberatung üoerwi jen wu oe. Die , emvkraltjchen und jvz.aloen ol-atischen Wider sacher unseres diUNslbuttirgesetz s, deren u-anchesterliche Grunbjätz es für unzulässig erklären, zwischen Mar gaciil und nalürtlcher Butter zu unterjcyeicen, wrsten »licht, oder vollen nicht wissen, daß man in em fieihändlerifchen England eveusalls von Ge etzes wegen mit peinlicher Strenge darüber wacht, daß der gutgläubige Kaufer von Naturbuller nia t nut minder- weniger Margarine betrogen werde. Uujere demok.a- tischiN und fozralüeuwkralljchen „Voll-freunde' Haven für die etütjche Sette der Angelegenheit nur em Hoha- iächrln. In dem von rhuen uns Deutschen jo ost uls nachahmenswertes Muster aujgesuhrten England ver kt man ancers darüber. Am Mtt'woch cerueteitte das Pvlizeigericht zu Hamps:ea0 zwei Matermiwaren- häuo ec zu 10 Pfund 8 Shilling Strafe, weil sie ein Pfund Margarln verlaust hatten, ohn. es in dem ge setzlich vvrgefchnebeuen Paprerum,chlag nut aufgebruckler Aufjchr-fl„Ma'garrne' zu wickeln Der Käufer hatte em Pfund tvnj «ütt^ Butter vttlangl und erhielt bas Ge misch, >n welchem, nach dem Gutachten ver Sach ter ständigen, nicht e»n Atom Butler wa. Die Lon doner Blatter haben von dem Vorfall Kenutur« ge nommen und sprechen insgesamt ihre Zufriedenheit über bas polizeiliche Ltnsegrerttn aus. Selbst die weit geführt, daß die Anzahl ihrer ganzen Schwing ungen um nicht mehr als 0 ! im Mehr oder Weniger von ihrem Sollwert abwelcyt; auch wird die Prüf ung solcher Gabeln auf die Veränderungen ausgedehnt, welche die Schwinguugszahl durch Erhöhung oder Cr- niebrigung der Temperatur erleidet. A, Gebühren werden e» hoben sür die Prüfung und Beglaubigung einer gewöhnlichen Stimmgabel je nach der Dicke der Zinken 2 bez. 3 M., für die Prüfung und Beglaubig ung einer PräztfionSgabel 5 M. Der Kall Popelin. Der Brüsfeler Appellhof hat den Antrag les Advokaten Hrn. Gnillery, die Dokto rin der Rechte Fräulein Popelin zur Eidesleistung und damtt zum Eintritte in die Advokatur zuzulafsen, ab gewiesen. Das lange Urteil, dessen Verlesung über 15 Minuten dauerte, schließt sich im wesentlichen den jenigen Anführungen an, welche der GeneralstaatSan- walt Hr. Va»i Schoor gegen die Zulassung weiblicher Personen zur Advokatur geltend gemocht hatte. Die Hauptgründe der Abweisung sind folgende: Die Natur de» Weibes, die seinem Geschlechte innewohnende Zu rückhaltung, der notwendige Schutz, mtt welchem es umgeben werden muß, seine besondere Aufgabe sür die Menschheit, Vie Anforderungen der Mutterschaft, die Leitung der Wirtschaft und des seiner Fürsorge an vertrauten häuslichen Herdes, alles das ist mtt dem Beruse eines Advokaten schwer vereinbar. Warm im alten Rom die Weider zur Ausübung der juristischen Praxis berechtigt, so entstanden bald so viele Unge- legeuheiten, daß ihnen der Zutritt zum Forum unter sagt werdeu mußte; das Gewohnheitsrecht blieb io diesem Punkte mit dem römischen Rechte in Überein Manchesterorgane machen hiervo» keine Uu-uahme. So bemerkt da» „Daily Ehronicle": „Biele» ist io de» letzten Jahren zur Verhinderung der Leben-mittel- veriä.schung geschehen, und die neuerliche Margarrn- akie, gegen welche eine so hitzige Opposition, aber hauptsächlich von interessierter Seite, in» Werk gesetzt wurde, hat, wie wir hoffen dürfen, in der Proxi- einem Mißbrauche gesteuert, welcher geradezu riesige Proportionen anzunehmen begann .... Jed-nfall- habcn die Beamtm, deren Pflicht e» ist, sich in dem Hampiteadbezirk um solche Dinge zu kümmern, sich um die bezüglichen Interessen verdient gemacht." * Pari», 16. Dezember. Die Deputierten kammer hat gestern die Panamavorlage der Regie rung abgelehnt. Die Kommission war nachmittag» zu einer neuen Sitzung zusammengetreten, worin sie den Gesetzentwurf der Regierung mtt 18 gegen 4 Stimmen ablehnte; auch der Gesetzentwurf, betreffend die Bildung einer neuen Gesellschaft, wurde abgelehnt. Der Bericht des Referenten erklärt, daß die Kammer nicht das Recht habe, auf eine Angelegenheit, wie die vorliegende, ge- setzgederijch einzuwirken. Vorlage und Bericht gelang ten noch gestern nachmittag an die Deputtertenkammer, und diese hat, wie oben bereits erwähnt, die Vorlage mit 262 gegen 183 Stimmen abgelehnt Ein sehr be trächtlicher Bruchteil der Abgeordneten scheint sich dem nach des Volums enthalten zu haben. — Die jüngste Mär, welche die französische Spionenriecherei in Gestalt des „Falles Perner" ersonnen hatte, löst sich, wie alles in diesem Genre bisher geleistete, nun eben falls in blauen Dunst auf. Nach den Berichten der Patriotenblätter, welche den Fall natürlich m ihrer beliebten aufhezenden Manier als eine Haupt- und Staatsaktion behandelten, sollte der Gemeine Pernet von einem ftemdartig aussehenden und sprechenden Individuum in einer abgelegenen Straße uin Ausantwortung einer Lebelpattone angegangen und auf seine entrüstet-' Weigerung thätlich mißhandelt worden sein. Jetzt muß inan kleinlaut eingestehen, daß der „Märtyrer" Pernet ein lockerer Vogel ist, der seine Verletzungen sich in schlechter Gesellschaft zugczogen und, um sich au» der Affaire zu ziehen, seinen milit rischen Vorgesetzten emen Bären auf gebunden hat. Kurz, die emgeleitete Untersuchung hat ergeben, daß Pernet seinen Denkzettel m einer Kuffeehansjchlägerei erhielt, deren Ursprung, wie h»n- zugefügt wird, zweifellos auf eine Frauensperson zurückzusühren sei. Auch dieser neueste Mißgriff wird natürlich ebensowenig rur Ernüchterung der Gemüter beitragen, wie alle frühe, eu Der Chauvinismus de- darf für seine Hetzzwccke der Anwesenheit deutscher Spione in Frankreich, und da sie in der That nicht vorhanden sind, macht er sich eben welche. — Die Angeiegeiih-it Numa Gilly beschilft gt hier noch immer lebyatt, da die Republikaner, wie sich leicht begreift, daraus nach Möglichkeit Kapital zu schlage»: sich bemühen. Verdenken kann man r« ihnen freilich kaum; haben ffe doch während der letzten Monate an Beschuldigungen und Anflag n genug üb'r sich ergehen lassen muffen. — Kommt da eines Tages dieser Böttchermeister und Deputierte von Nimes und ruft in öffentlicher Versammlung aus, daß es mehr als zwanzig „Wilson" allein in dec Badgetkommijsion gebe, und erbietet sich, dies zu beweisen. Alle Feinde der Republik jauchzen »hm Besiall zu; Numa Gilly, der große R chter und Rächer der öffentlich-n Ehrenhaftigkeit und Rechtlichkeil, »st der Held des Tages. Al» er dann vor dem Schwur gericht auf prozessualische Hindernisse für seine Ve- w isführung stößt, erklärt er stolz: man kann mich ver hindern zu reden aber nicht zu schreiben; ich appeliere an das Publlkam, und ich werde ein Buch veröffent lichen, »n dem ich alle die Un haten der zwanzig Wil sons nnd sonstigen Parlamentarier enthüllen werde. „Meine Akten" erscheinen Allgemeine Enttäuschung. Statt der erwarteten beweiskräftigen Dokumente Nicht» al» unbewiesene Behauptungen und lächerlicher Quatsch! Doch nicht genug. Plötzlich verleugnet Numa Gilly selbst dies fein Buch! Vergebens hält ihm der Verleger seine eigenen Beweise entgegen, Numa Gilly weist alle» zurück und beharrt dabei: ich kenne weder da» Buch noch seinen Inhalt, ich habe e» gar nicht gesehen, ich weiß von »sicht»! — Die ganze Geschichte ist so seltsam und ungeheuerlich, daß Skep tiker bereu» »usinuieren, Numa Gilly spiele einfach eine geschickte Komödie zu Gunsten der Republikaner, und er habe seinen Feldzug gegen d»e republikanische Corruption nur mit der Absicht unternommen, um sich zu blamieren, damit auf diese Weise in der mißtrauisch gewordenen öffentlichen Meinung ein Umschwung sür stimmung. Die neuen Gesetzgebungen haben durch weg den Befugnissen de» Mannes eine Funktion über tragen, welche schon das römische Gesetz al» eine männ liche bezeichnete; die deutschen, österreichischen und spa nischen Gesetze haben den Weibern den Zutritt zu den Uni versitäten verschlossen. Nach 1789, al» man die Juristen und die Ofsizralverteidiger einsetzte, wurde keinerlei Anordnung getroffen, welche auf Frauen angewendet werden könnte und selbst von 1790 bi» 1804, wo die Freiheit bi» zur ausgelassensten Zügellosigkeit getrieben wurde, hat memal» ein Weib einen der artigen Anspruch erhoben. Von entscheidender Be deutung ist da- noch heute in Kraft befindliche Dekret von 1810, welches die Advokatur regelt und da» Ge setz vom Jahre XII. In beiden ist nur von Män nern die Rede, wa» juristisch auf da» Eingehendste autgeführt wird. Dazu kommt, daß der kurz vorher ausgearbeitete Zivilkodex da» Weid in zahlreichen Akttu deS bürgerlichen Lebens wesentlich beschränkt. Endlich ist das Gesetz von 1876, welche- in Belgien die Universitätsstudien dem weiblichen Geschlechte er öffnet, den Ansprüchen de» Fräulein Popelin un günstig; dasselbe spricht nicht von der Advokatur, sondern ermächtigt nur die Regierung, die Beding ungen festzustellen, unter denen Weiber einzelne Zweige der Hrilkunst auSüben können. DaS erworbene Diplom ändere daran nicht-. Au» allen diesen Grün den weist der Apellhof den Antrag ad. Nuu will sich Fräulein Popelin bei diesem Erkenntnisse uicht beruhigen, sondern die Berufung bei dem obersten Kassativiishofe rinlegen. Es handelt sich bei diesem Fall für da» Gericht um eine schwerwiegende Prin zipfrage. Da» einmal geöffnete Thor wird für viele
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