Suche löschen...
Dresdner Journal : 19.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188811197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18881119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18881119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-19
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 19.11.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^27« I« v««»—»E n«t«n«t ^Rlvllod, . ... 1s Aor^. ^MrUvt». 4 40 ?L !iu»»«I»« tt»«u»«r»: 10 ?L N«»x»il» 4« L«iod«> tritt ko«^ «»» 8tsa>p«I«a»<:t>1»r t>'ür ä«o 8*uw «ü»«r »»»polt«»«» IL«I« klau»«, ÜoNntt iw?L v»t«r äi« 2kU» K0?U v« l^datt«» a»U 2Ä»r»»»t« satspi LiBoNet»«» r t'kLliod mit -to»»tulo» ä«r 8«»»- Loci k«»rt»^« »kaiut». kvriuPrxrd ^»»odl»»»: lir. 18V». Montag, den 19. November, abend-. Dres-nerÄomM. Für die Gefarntleitung vrranttoortlich: ^ofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. 1888. v» 4»-0»äl»»»^« ««»rl,, LnimckRitt», OommtMlonLr ct« Orexto« ^mumot», I«»d«U-I»rU» -Vt« - LalpitU L«»«I Ir— «. »! <7 »«rlt» 7n»U-r«tx«t,-7i»»KNu< *. LM« 2to««, 7»t> I^»Lo» N«,U» 7i«»kea^ U »kallAil F 60., »«rU» /nv<U»<t«»<t«nt, SSrUl»! S äkättar» Niurovr: v. 8»U» ». I.i Loret » 0o. N»r»i»,»d«r« Nüm^I. Lrpeüitioa äs. vr«äL« ^o»n»»I«. Vrvöa«», ILMUi^eritr»««» X). kmiupr«ok-^L»oMu»: lir. 18N». Anknndignnze« für tzie Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aounm?^ die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- nnd Gewerb- treibende» bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung ansterordentliche Bergiinpignnge» gewährt werden. Nichtamtlicher Teil. Letegraphifche Wachvichterr. Königsberg, 1V. November. (Tel. d. DreSdn Journ) Der gestrige Südweststurm richtete man cherlei Unfälle an. Der holländische Dampfer „Aürea' ist bei Palmvicken gestrandet, die Mann- schäft wurde gerettet. Da- Haff ist voll Eie. Mehrere Schiffe liegen fest. Die Schiffahrt ist sehr schwierig. London, IS. November. (Tel d. DreSvn Journ.) Einer Meldung der „TiweS" aut Lient- fiv zufolge wurde die chinesische Regierung benach richtigt, da- zwischen Rußland und Corea ein geheimer Vertrag abgeschlossen sei, demzufolge Corea unter russischen Schutz gestellt werde. Dresden, 19. November. Zu dem neuen österreichisch-ungarischen Wehrgesetz. In Österreich-Ungarn stehen gegenwärtig die Be ratungen des parlamentarische Ausschusses über die neue Wehrvorloge im Vordergründe des öffentlichen Interesses. Diese allgemeine Anteilnahme ist um so begreiflicher, als die Vorlage verschiedene GesetzeS- bestimmungen über den Heeresdienst enthält, welche in alle Verhältnisse de» bürgerlichen Leben» tiei ein- greisen. Eine Erhöhung de» KriegSstande» des öfter- relldijch'Ungarischen Heere- wir» durch da- neue Gr» setz zwar nicht bezweckt — obschon eine solche mit Rücksicht aus die geographische Lage des Landes und die an Zahl weit überlegenen Armeen der übrigen Großmächte Europa- vielleicht dringend geboten wäre — die Heeresverwaltung hält vielmehr im großen und ganzen an den bisherigen durch das Wchrqesetz vom 5 Dez-festgestelltenZiffern fest, welchen zujolge die «stärke der stehenden Landarmee 287 634 Mann für den Friedens- und 867 072 Mann füc den Sriegsstand, die «stärke der Landwehr l4 870 Mann für den Frie dens- und 336487 Mann für den KriegSstand be trägt. Diese Zahlen erreichten, soweit sie sich aus den Kriegsstaud beziehen, bis jetzt nun aber thatsächlich me die angegebene Höhe, weil die im Laufe der Zeit sich herausstellenden Abgänge an Befreiten u. s. w darin nicht in Anrechnung gebracht wurden. Um diesem Übrlstande abzuhelsen, ist in dem neuen Wehr- gesetz eine durchgreifende Änderung des bl-hengen Rekrutrerunuishstem» 'n Vorschlag gebracht worden, welche die Aufrechterhaltung de» vollen Kriegsstaudes sichert. Uber die Notwendigkeit dieser Neuerung ist in der Allgemeinheit nie rin Zweifel laut geworden, dagegen wurden gegen eine andere Bestimmung, welche eine wesentliche Verschärfung der für den einjährig-frei willigen Dienst geltenden Bestimmungen bezweckt, ornver- schiedeneu Leiten lebhafte Bedenken erhoben. Das neue Wehrgejetz setzt nämlich sür diejenigen Einjährig- Freiwilligen, welche am Ende ihres Dicnstjahre» die Reserveoffizier-Prüfung nicht abzutegen vermögen, ein zweite» Dienstjahr fest und will die Dienstzeit der .Einjährigen' ausschließlich der militärischen Ausbil- dun-, nicht aber gleichzeitig dem bürgerlichen BerufS- studium gewidmet sehen. Gegen diese Bestimmung namentlich richteten sich die geltend gemachten Ein wände. In einer längeren Betrachtung tritt das .Wiener Fremdenblatt' dieser Auffassung entgegen und weist darauf hin, daß die schärferen Bestimmungen de» neuen Gesetzes im Interesse der Armee durchaus notwendig seien. DaS Blatt sagt: Die Anforderungen, welche der Staat heute an seine wehrfähige Bevölkerung stellt, sind ernst, be sonder- ernst aber sind sie jenen gegenüber, welche sich nicht zu den gebildeten und bevorzugten Ständen zählen dürfen und unter wesentlich schwereren Verhältnissen ihrer Wehrpflicht zu genügen haben als diese. Es ist vollkommen begreiflich, daß die Gleichheit aller Staats bürger vor dem Gesetze ihre Ausnahmen findet. Wenn man aber solche Ausnahmen macht und jenen Wehr pflichtigen, die vermöge ihres höheren Jntelligenz- grades und ihrer größeren Vorkenntnis eine raschere militärische Ausbildung und die Verwendung in einer führenden Charge im Felde versprechen, die Begünsti gung einer kürzeren Präsenzzeit zuerkennt, so müssen die Bevorzugten auch alle Bedingungen jener Be- günstistung erfüllen. Gelingt es ihnen nicht, in ihrem Freiwilligen-Jahre den Befähigungs-Nachweis für jenen Platz zu erbringen, auf den man sie im Ernst fälle zu stellen gedenkt, so haben sie selbst jede Be vorzugung verwirkt — es wäre ungerecht, sie auch dann noch besser zu bedenken als andere mit dem Waffenrock bekleidete Staatsbürger, und Unwürdige heißt es vertreten, wenn man heute mit besondererem Nachdruck gegen das „zweite freiwillige Jahr" kämpft. Die Absicht der Heeresverwaltung kann es niemals sein, die Zahl dieser „strafweise" Weiter-Dienenden ohne dringende Nötigung zu vermehren. Die Inte ressen der Armee erfordern eine möglichst große Anzahl von Reserve-Offizieren, sie weisen also geradezu darauf hin, soviel als möglich Material dafür zu gewinnen und ohne ernste Gründe wird man niemand die Er- lanaung de- Porte-epees versagen. Die Ausdehnung dr» Präsenzjahres aus ein weiteres Jahr wird nach alledem nur als eine ausnahmsweise Maßregel zu denken sein, von welcher niemals mehr als unbedingt nötig Gebrauch gemacht werden wird Diese Thatsachen wird man sich gegenwärtig halten müssen, wenn man die Tragweite der neuen Bestimmungen prüft. Man wird sich gegen wärtig halten müssen, daß die Erlangung der Reserve- Offiziers-Charge nicht Nebensache, sondern das haupt sächlichste Ziel der Einjährig-Freiwilligen-Institution ist; würde die Begünstigung eines einzigen Präsenz jahres — und eine „Begünstigung" ist dies, wie be- retts betont, in jedem Falle — ohne Gegenleistung gewährt, so wäre sie vom militärischen Standpunkte aus entschieden haltlos; jener Freiwillige, der sich binnen Jahresfrist die Offiziersbefähigung nicht zu erwerben vermag, stellt sich damit einfach in die Reihe der gewöhnlichen Soldaten, verliert jedoch höheren Wert für die Armee und damit auch jedes Anrecht auf Bevorzugung in derselben. Die Armee bedarf nicht allein Soldaten und Unteroffiziere, sie bedarf auch tüchtiger Offiziere, und alle Forderungen für die Stärkung der Wehrkraft erscheinen nicht jo wichtig, wie gerade die Vorsorge für ein zahlreiches und wohl- ausgebildeteS Offizierskorps. Dieses zu sichern, muß deshalb die Pflicht der Heeresverwaltung fein, und dabei rechnet sie naturgemäß aus die intelligenten Elemente, welche der Armee zugesührt werden, auf die Einjährig-Freiwilligen. Ist der Freiwillige nun aber nach Jahresfrist glücklich zum „Infanteristen" oder „Gefreiten" avancirt, zeigt sich das Element, auf welches man bei der Ergänzung des Offizierskorps zählen muß, als unfruchtbar und unzuverlässig, woher nehmen wir dann im MobilisirungSfalle die an dem Kriegsstand fehlenden Offiziere? Erlangt der Frei willige — wie dies von einer Seite als vollkommen genügend bezeichnet wurde — in Einem Jahr eben nur dieselbe Ausbildung, wie der normale Soldat in drei Jahren, so ist damit gar nichts erreicht und ge wonnen, dann ist dies vielleicht für ihn, nicht aber für die Armee genügend. Nach alledem ist die Absicht, welche die Heeres verwaltung leitet, Nar zu erkennen; sie will den Frei willigen gewissermaßen zu seinem Glücke zwingen, sie will ihm einen erhöhten Anreiz zur Erlangung jener Charge geben, welche ihm die feinem Bildungsgrade entsprechende Stellung in der Armee und dieser selbst seine guten Dienste sichert. Die in der Oeffentlichkeit erhobene Behauptung, daß die neuen Bestimmungen im Gegenteil den Anreiz zum Freiwilligen-Dienste mindern werden, verstehen wir nicht; der junge Mann, der sich eben nicht reizen ließe, würde in erster Linie dafür büßen und drei Jahre Truppen dienst noch immer schmerzlicher empfinden, als das eventuelle Präsenzjahr, das ihm ja noch durch die Begünstigung erleichtert wird, vollkommen auf Staats kosten zu dienen um damit die Finanzmittel seiner Familie zu schonen. Vielfach wird bei Erörterung der neuen Bestimmungen auf das benachbarte deutsche Reich verwiesen, in dessen musterhaften militärischen Institutionen eine ähnliche Schärfe nicht zu finden sei. Dieser Vergleich ist mehr als bedenklich. Die Verhältnisse in Deutschland unterscheiden sich zu wesentlich von den unseren, als daß wir seine Gesetze auf Oesterreich-Ungarn anwenden könnten. Die deutsche Armee ist vor allem Andern in der glücklichen Lage, ein so großes aktives Offizierskorps zu besitzen, daß sie auf die Ergänzung durch Offiziere des beurlaubten Standes überhaupt nicht in jenem Maße zu zählen braucht als wir. In der Bevölkerung Deutschlands selbst aber ist bekanntlich das militärische Gefühl, der soldatische Geist so tief eingelebt, daß man, in der nämlichen Ausbildungszeit wie bei uns, dort ungleich bessere Resultate erzielt; auch ist die Freiwilligen- Jnstitution im Nachbarreiche eine viel zu alte und bewährte Institution, daß man sich leicht zu tief greifenden Aenderungen entschließen könnte, und trotz dem wird gerade jetzt in hervorragenden deutschen Journalen sehr bestimmt die Forderung erhoben, die Präjenzzeit bei verunglückten Offiziersprüflingen zF verlängern. Daß Frankreich infolge der er wiesen schlechten Resultate seine Freiwilligen-Jnstitution ganz abgeschafft hat, ist bekannt. Wenn praktische Erfahrungen die eventuelle Ver längerung der Freiwilligen-Präsenzzeit bei nicht ge nügenden Prüfungsresultaten fordern, so haben die selben Erfahrungen auch die Beschränkung des Präsenz jahres auf das rein militärische Studium gefordert. Die Vereinigung des Zivilstudiums mit dem Militär jahr wird mit Erfolg ebenso schwer und noch schwerer durchzusühren sein, wie etwa die Kumulierung zweier Fakultäten; eine der beiden käme absolut zu kurz, und die Ausgaben eines Reserve-Offiziers im Felde sind zu ernst und bedeutsam, daß man die Vorbereitung dazu auf ein flüchtiges Nippen am Becher der Kriegs wissenschast beschränken dürfte. Verloren ist deshalb das Jahr (im schlimmen Falle die zwei Jahre) keines wegs für das Leben; auch die Armee ist eine hohe Schule für den Mann, aus der er reicher an Erfah rung, gehoben in seinem moralischen Bewußtsein, ge reift in seinem Denken und Charakter hervorgehen wird, ohne das Wissen vergessen zu haben, das er in seinem bürgerlichen Studium erworben. Der Staat, die Armee, will nicht grausam sein gegen die Blüthe des Volkes, gegen die Jugend; es soll nur in Wahr heit ihre Kraft den großen Interessen des Vaterlandes dienstbar gemacht werden. Lagesgcschichte. * Berlin, 18. November Se. Majestät der Kaiser ist mit den Herren seiner Umgebung in der Nacht zum Sonntag von den Hofjagden in Schlesien wieder in Berlin eingetroffen und im hiesigen Königl. Schlosse abgestiegen. Heute morgen kurz vor U8 Uhr begab Aller- höchstderselbe sich nach dem Bahnhof Friedrichstraße, um sich dort von Ihrer Majestät der Kaiserin Frie drich und Höchstderen Prinzessinen Töchtern zu ver» abschieden. — Stach der Rückkehr vom Bahnhof nahm der Monarch die regelmäßigen Vorträge entgegen und erteilte Audienzen. Nachmittag- empfing der Kaiser den neuernannten Gesandten der Republik Guatemala, I)r. Ramon de Salazar, und den neu er» nannten chilenischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Don Domingo Gaua. Gegen 1 Uhr kehrte Se. Majestät nach Potsdam und dem MarmorpalaiS zurück. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hat mit den Prinzessinnen Töchtern Victoria, Sophie und Margarete heute früh U8 Uhr Berlin verlaffen und ihre Reife nach England angetreten. In der Be gleitung befinden sich der Kammerherr Gras Secken dorff und der Hosmarschall v. Reischach, die Hofdamen Frl. Fader du Faur und Frl. v. Perpigna. Ter Reichstag hat bei Beratung deS diesjähri gen ReichShauShalt»etat» auf Antrag Hrn. v. Bennigsen» beschlossen: „Den Hrn. Reichskauzler zu ersuchen, in der Vorlage des ReichshauShaltSetats sür 1889/90 eine Vereinfachung und größere übersichtlich- leit insoweit in Aussicht zu nehmen, baß getrennt von den übrigen Einnahmen und Ausgaben in einem außer ordentlichen Etat datjenige in Ausgabe unv Einnadme erscheint, wofür nicht aus laufenden Einnahmen, son dern durch Anleihedeträge oder aus besonderen Fonds uud Verpflichtungen die Deckungrmittel zur Verfügung gestellt werden." Da» Bedürfnis entsprechender Ver einfachung ist insbesondere bei den EtatSberatungen und namentlich auch bei den Verhandlungen der Budget kommission hervorgetreten. Die Annahme erscheint berechtigt, schreiben die„B. P. N ", daß Hr. v. Maltzahn als Vorsitzender dieser Kommission die Mängel der bestehenden formalen Einrichtung des Reich-haushaltS- etats gleichfalls in erster Linie mit empfunden Hal und die Auffassung teilt, daß in dieser Hinsicht eine Ände rung sich empfiehlt. Nachdem Hr. v. Maltzahn StaatS- sekreiär im Reichsschatzamt geworden, wird daher um jo mehr auf die Erfüllung der bezüglichen Wünsche des Reichstages wenigsten- insoweit zu rechnen sein, a>S dadurch wirklich eine eimachere und übersichtlichere Gestaltung des EtalS sich herbeiführen läßt. So zum Beispiel würde es sich schon mit Rücksicht auf da» außerordentliche praktische Interesse, welches sich auch an die formelle Kontinuität rn der Etatsaus stellung knüpft, nicht empfehlen, eine Trennung der ordentlichen dauernden Ausgaben vorzunehmen, je nachdem sie ihre Deckung in der allgemeinen ordent- liehen Einnahmequelle, Zölle, Steuern, Mattikular- Umlage, Überschüsse der Betriebsverwaltung und dergl., finden oder au- besonderen FoudS, z. B dem Jn- validcnfondr, bestritten werden. Ander» liegt es bezüglich derjenigen einmaligen Ausgaben, zu deren Deckung außerordentliche Hilfsmittel heranzuzieheu sind. Hier ist eine Aussonderung sowohl der Aus gaben, als der zu ihrer Deckung herauzuziehenden außerordentlichen Einnahmen, RelchStagSbau, FestuugS- fonds, Anleihen, Beitrag Preußens zu den Kosten de» Nordostseekanals rc., n cht nur angängig, sondern im Interesse besserer Übersichtlichkeit angezeigt. Diese be sonderen außerordcntlichen Etats würden in Einnahme und Ausgabe balanzieren müssen und so das Extra- ordinarium im eigentlichen Sinne de- Worts und einen Gegensatz zu den au- den ordentlichen Einnahmen Feuilleton. K. Hostbeater. — Neustadt. — Am 18. Novem ber: „Da- Turnier zu Kronstein." Romantische» Ritterlustspiel in b Akten von F. v. Holbein. (Neu einstudiert.) Der Verfasser diese» Ritterlustspiels, da» zugleich al» ein Schaustück der AuSftattuugSphantasie und der Freigebigkeit der Theaterkasse den stetesten Spielraum gewährt, aber nicht mit vollem Rechte ein Lustspiel genannt werden kann, stand dem Bühnenwesea näher, als der Literatur, in deren mit Auswahl und Urteil geschriebenen Geschichte er keinen Platz beanspruchen kann. Desto verschiedenere Plätze jedoch fand er, nach- dem ihn ein Herumzlehen mit Gesang und Guitarren spiel von ernsten Studien früh erlöst hatte, in seiner Mitwirkung an den Theatern al» Schauspieler, Theater dichter und Direktor. In dieser letzteren Eigenschaft hat er in Bamberg gewirkt, wo „da» Turnier zu Kronstein" aus seiner beweglichen Feder floß; daun in Prag, Hannover, Wien. Hier war er sogar 14 Jahre hindurch Leiter de» Hofburgtheater», ver faßte und bearbeitete mit praktifch verwegener Ra r tine viele Stücke, die einen Tage», oder auch einen Zetterfolg hatten und starb 185b in srinem 76 Jahre. Sein Nachfolger war bekanntlich Heinrich Laube. Ohne für wirkliche Poesie eine Anempsinduug zu haben oder von der Überzeugung gestört zu werden, daß bei einer Menschenmalerei die Zeichnung von Charakteren uu- erläßt ich sei, schrieb er für die weiten kreise jene» Pfahlbürgertum», da» stet- danach gestrebt hat, sein gleichsörmigeS Dasein durch Theabreffekte gegen das behagliche Einschlasen vor zehn Uhr abends zu be wahren. Mehr Ahnung al- von der Dichtkunst und ihren Pflichten besaß Holbein, beiläufig bemerkt, von der Leitung der Schauspielkunst und er stand somit keine»wegS den Ausgaben deS Hofburgtheaters ver ständnislos und ohne Verdienst gegenüber „Das Turnier zu kronstein ', zu Anfang der zwanziger Jahre verfaßt und ich glaube, zuerst in Karlsruhe und nachher an vielen Bühnen mit Vor- liebe in einer Zeit gegeben, in der auch die Litteratur beim Ritterrowan de» brettern vrrweilte, war zugleich durch eiue leichte Darstellung verlockend. E» hat nur zwei Perfonen, die nicht überall genügende Vertretung finden: den stürmischen Jugendritter und unüberwind lichen Turnierrecken Starkenburg, der einen möglichst kräftigen temperamentvollen Heldcnjpieler verlangt und daneben die Elsbeth, eine auSgefprochene Komo- diantenrolle für routinierte Schauspielerinnen mit mög lichst viel Bühnentalent. Alle übrigen Aufgaben sind Dutzendarbetten und löfen sich ganz von selbst. Diese Rollen wurden von Hrn Dettmer und Frl. Ulrich mit Eifer und bestem Gelingen vorge tragen. Überhaupt zeigte die Vorstellung einen leben digen Gang und die Aufführung eines solchen Stückes von ganz harmlosem Inhalt ist nicht im mindesten bedenklicher, al- die von so manchen modernen Reuig keiten von derselben Hohlheit. Der Unterschied ist nur, daß man diese Hohlheit bei dem alten Stücke bereit» kennt, während man dei« neuen von ihr über rascht wird. Bei einer Wiederholung wäre rS zweckmäßig, wenn vor dem Turnier gesagt würde, daß immer noch auf dem Kampfplatz Freier vorhanden sind, die zum Zwie gespräch mit Elsbeth hereinznlassen, zu ermüdend jein würde. Da Elsbeth nämlich, wie der Inhalt de» deS Stückes jetzt lautet, sämtliche Freier vom Zwei kampf zurückhält, so weiß man gar nicht, mit was sür Leuten sich Starkenburg eigentlich herumschlägt, und das ist für den Sinn des Ganzen eine Ironie. O. B. Geprüfte Herzeu. Lrzthluag von Reinhold Ori««»». (Aortse-img.) Selbst wenn e» Marias Absicht gewesen wäre, ihn zurückzuhalten, würde sie dazu nicht mehr im stände gewejen sein, so schnell und ungestüm hatte LaScar da- Zimmer verlaffen. Sie hörte da- heftige Zu schlägen einiger Thüren; dann war e» ganz still um sie her. Erst jetzt, da sie die schwere Prüfung über- standen hatte, fühlte sie, wie furchtbar dieselbe sie aa- gegriffev hatte. Ein Schwiudelanfall nötigte sie, Se kunden lang die Augen zu schließen, und ihre knie zitterten so heftig, daß sie fürchten mußte, aus der Stelle, wo sie stand, zusammen »u brechen. Kaum war sie selbst im stände, sich Rechenschaft darüber abzulegev, wie e» ihr endlich gelungen war, ihr Zimmer zu er reichen. Dott aber verließ sie dann völlig die so lange mühsam behauptete Kraft. AIS sie den Schlüssel in der Thür umgedreht hatte, um jedem lästigen Be» sucher den Zutritt zu verwehren, sank sie aus ein Ruhebett nieder uud drückte die heiße Stirn, w»e die brennenden, thränenlosen Augen tief in die seidenen Polster. Trotz seiner fieberhaften Ungeduld hatte Fürst craragiall die Französin so lange mit seinem liebens würdigen Geplauder festgehalten, bi» ihn ihr wieder holte», verstohlene- Gähnen sicher gemacht hatte, daß sie nicht mehr daran denken würde, die Unterhaltung der beiden jungen Leute zu stören. Dann war er in sein Arbeit-zimmer gegangen, in der bestimmten Er wartung, daß LaScar nicht zögern würde, ihm das Ergebnis seiner Werbung mitzuterlen. Die Liebe für seinen Sohu war vielleicht die einzige reine und echte Empfindung, deren er fähig war, und ein Ausfluß dieser Liebe war vor allem die hohe Meinung, welch« er hinsichtlich der persönlichen Vorzüge LaScar- jeder zeit gehegt. Er hielt e» im Grunde für ganz unmög lich, daß sein schöner und glänzender Sohn, von dessen leichten Erfolaen bei den Frauen er immer mit lächeln dem Stolze Kenntnis erhalten, da, wo er als ernst licher Freier auftrat, eine Abweisung erfahren könne; und wenn er dennoch gerade heute einer unbehaglichen, beinahe furchtsamen Spannung nicht ledig werden konnte, so machte er sich selber wegen dieser thörichten Empfindung Vorwürfe. ES wäre doch auch eiue gar zu ungeheuerliche Laune de» Schicksals gewesen, nachdem er alles mit so viel Umsicht und diplomatischem Geschick in die richtigen Bahnen geleitet I Wie meisterlich war nicht vor allem sein Schachzug gegen den blonden Lehrer gewesen, der ihm um ein Haar in so unerfreulicher Weife das Prävenire gespielt hätte! Ohne jeden Aufwand von leidenschaftlicher Erregung, ohne Degeugeklirr und Weibetthränen hatte er da» bedenklichste Hindernis au» dem Wege geräumt, und LaScar ahnte bi» zu dieser Stunde nicht einmal, auf eine wie gründliche Weif« fein fürsorglicher Bawr den ersten und vieUercht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite