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Dresdner Journal : 03.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188809032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-03
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 03.09.1888
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Erste Beilage zu ^»'205 des Montag, den 3. September tZ8Z, adende. WM»»W»WWSWiM^M^ - . _!. .7 »———m, l — —, « — ——— > >——— » W—1'> «le- evangelische Jünglingsverein an. Großen Verfall fanden die mit den Erzeugnissen ihres Handwerkes ausgerüsteten Fachschüler der Klempnerinnung, welche, mit blechernen Kopfbedeckungen der verschiedensten Art versehen, aus Stangen alle möglichen aus ihren Werkstätten hervorge- aangenen Arbeiten trugen. Die Idee, das Handwerk in solcher Weise zu veranschaulichen dürfte in weitern Kreisen Nachahmung finden und in spateren Jahren zur abwechselungs reicheren Gestaltung des JnnungSzugeS führen. Die letzte Abteilung des Festzuges wurde durch die Rudervereme „Albis", „Dresden", „Germania" und „Triton" und durch den Radfahrerverein „Sturmvogel" m sehr schöner Art verherrlicht Auf zwei von ze 6 Pferden gezogenen, prachtvoll drapierten Wagen waren Gruppen der Merr- göttin von Wellen umtosten Najaden ausgestellt, wäh rend auf den Vorderteilen der Wagen die zahlreichen Preise, welche die Vereine „Aldis" und „Triton" bisher errungen, ausgelegt waren. Zwischen diesen beiden Gruppen schritt ver Verein „Germama" mit einem reichbekränzten Ruderboot und einem bunt bewimpelten Maste. Drei dlumengeschmückte engverbundene Bicylcl wurden als Werkzeuge des Radfahrer sports vorgeführt. Die Mitglieder des Post- und T grapbenunterbeamten Verein», drS Brauergehilfen-, des Litho graphen- und Stemdrucker-, des Vergoldergehilfen-, des Fleischergesellenverein« und zahlreicher Mlitärvereine bildeten den Schluß des Festzuges, welcher weit über 12 000 Teil nehmer zählte und zu seinem Vorübermarsch am Denkmal genau 1 Stunde Zeit trotz beschleunigten Ganges beanspruchte Tausendfache „Hoch!" „Hurra!" „Hipp Hipp, Hurra!" und „All Heil" ertönten beim Anblick der Germania von feiten der verschiedenen Vereine Vom Altmarkte bewegte sich der Zug durch die König Johann- und Montzstraße über den Neumarkt, durch die AugustuSstraß? über den Theatcrplatz nach dem Postplatze durch die Wettiner- und die Weißeritz- straße der Festwiese zu, wo derselbe 'T4 Uhr in seinem Schlußteile anlangte. Der Fest platz, welcher — was schon hier bemerkt sei — sowohl seiner Größe und snien Lage, wie seiner natürlichen Umgrenzung nach sich als durchaus geeignet bewährte, war schon frühe gerüstet zum Empfange seiner Gäste. Von der Weißeritzstraße her führte der Zugang zunächst durch 14 Paar mit grünen Gewinden verbundene Fahnenmasten, die mrt deutschen, sächsischen und städtischen Farben die Emtretenden begrüßten Beim Eingänge in das Gehege selbst aber über nahmen die für den Stadtteil charakteristischen kräftigen Lin den die Führung. In der Mitle der Stirnseite des Platzes bog die Zugstraße rechtwinklig nach links ein und führte wiederum du ch Fahnenmasten auf den Festplutz Ein Über blick über alle dort getroffenen Veranstaltungen war nur vor dem Einrreffin des Festzuges zu gewinnen. Rechts von diesem Eingänge war durch eine sehr freundlich wirkende Einfassung von jungen Fichten der Platz für die Konditorei von Manfroni abgegrenzt. Dahinter war em Wachenheimer Schaumwcinzelt angebracht. Zur Linken lagen die Sitzplätze der Mädchen und zeigten sich die Restaurationsanlagen der bekannten Friedrichstädter, Thormeyer und Schneider. Die dem Eingänge an» Ende des Fistplatzes gegenüberliegende Haupttribüne sollte Schmuck und Leben erst durch die vom Festzuge überreichten Fahnen und die 'Musikvertreter — Spieler und Sänger — erhalten. Kurz hinter dem Fahnen masteneingange zeigte sich ein Zelt, bestimmt sür die Wach mannschaften und vienstthuenden Ärzte, kenntlich durch In« schrift und rotes Kreuz in weißem Felde. Dieselbe ver trauenerweckende Fahne wehte auch von einem Hause ver Hinterfronte der Friedrichstraße Es war interessant, bei den Vorbereitungen Vie Herren Führer der Dresdner Turnerschaft m voller Arbeit zu sehen Dieselben Autoritäten im Turn fache, welche am Nachmittage als gefürchtete Preisrichter amtieren sollten, waren hier mit Schubkarren und Schaufel thätig, um Lohe und Sand, Grenze und Ziel, Wind und Sonne gleichmäßig zu verteilen NegesLeb.n war schon frühe in denZelten und Schankstätten, welche die 7 bedeutenden Dresdner Brauereien jenseits der nach Übigau führenden Hauptallee er richtet und ausgerüstet hatten, das Bayerische Brauhaus, das Feldschlößchen, die Gambrinusbrauerei, das Bürgerliche Brauhaus von Helin in Plauen, die Aktienblerbrauerel Reise witz, der hochansehnliche Felsenkeller und in der Nähe des Einganges durch beste und ausgedehnteste Anlage und Aus stattung ausgezeichnet das HosbrauhauS Cotta-Dresden Zu derselben Zeit, wo der Festzug in der Stadt sich bewegte, begann auf dem Festplatze der Auszug der Schulkinder der am Zuge nicht beteiligten Klassen uns besonders der Mädchen schulen. Es gewährte einen überaus lieblichen Anblick, den langen Zug von Schulmädchen in Begleitung der Lehrer und Lehrerinnen zu sehen, wie er die gewaltige Wiese rechts von der Hauptallee, weiche für die Jugendspiele bestimmt war, umschrltt. Dieser Platz Übertraf den Hauptsestplatz um mehr als das Doppelte. Beim Betreten desselben pslanzte jede Schulsührerm den Stab mit dem Namen der Schule in den Nasen, der Zug umging den gewaltigen Wiesenraum, um dann beim Ausschußzelte den eigentlichen Festplatz zu betreten und durch seine Ausstellung eivzusäumen. Während des Um zuges gelangte auch ein vielversprechender großer Wagen an, der zwar verschlossen war, aber die Inschrift trug: „Gemein nütziger Verein, Kinderspielgeräte." Kurz nachdem die Auf stellung der Kinder vollendet war, verkündeten die eisten Grüße einer langanhaltenden Kanonade die Ankunft der Spitze des Zuges auf dem Festplatze. Der in seiner Folge und Anordnung bereits besprochene Festzug betrat nun in zwei getrennten Abteilungen den Platz und nahm, soweit dies möglich war, staffelsörmig Aufstellung vor der Redner- kühne. Nachdem zu erkennen war, daß der Aufmarsch voll endet sei, stimmte die großartige Versammlung das Lied „Deutschland, Deutschland über alles" an, welchen Gesang Musikdirektor Reichel vom Rednerpulte aus leitete 'Nach Schluß des Lieoes betrat Hr. Rechtsanwalt vr Mehnert, der Vorsitzende des Festausschusses die Nednerdühne, um mit weithintragender Stimme und in begeisternden Worten eine Ansprache an die gewaltige Versammlung zu richten. Hr. vr. Mehnert schilderte zunächst in beredten Worten die Begeisterung und de» bewundernden Jubel, mit welchem vor 1V Jahren die 'Nachricht vom Falle Sedans und von des Kaisers Gefangennahme in den heimatlichen Gauen ausge nommen ward, und wies sodann daraus hin, wie auch heute noch der größte Dank Gott gebühre, durch dessen Fügung io Herrliches, so Großes geschah, dessen Segen uns erst in der Folgezeit aufging. Darum feierten wir heute auch weniger den glorreichen Sieg als vielmehr die Frucht d.sselben, die Erneuerung von Kaiser und Reich. „Wir haben wieder ein mächtiges einiges deutsches Reich! Jene weltbürgerliche Ge sinnung, die Ausgeburt vergangener Zeiten, nationaler Zer rissenheit ist gewichen der Würdigung und begeisterten Wert schätzung deutscher 'Nationalität, und mit berechtigtem Stolze, mit nationalem Selbstbewußliein muß heute jeder unserer Brüder, sei cs im Vaterland, sei es in fernen Weltteilen weit über deni Meere, bekennen, ein Deutscher zu sein. Darum geloben wir zum Sedantag, allezeit als gute Deutsche uns zu zeigen, deutsch zu denken, deutsch zu fühlen, deutsch zu han deln!' Wenn wir Sedan feiern, dürfen wir aber auch derer nicht vergessen, die Deutschlands Ruhm und Ehre erkämpft haben. „Wir preisen insbesondere Gott für seine Gnade, daß er den ruhmreichen Führer der Maasarmee, den damaligen Sachsen Herzog Kronprinz Albert, unsern jetzigen aller gnädigsten König und Herrn bis heute unserem Lande und unserem Volke erhalten; mit uns Sachsen jubelt in Heller Begeisterung die ganze deutsche Armee ihm als dem sturm erprobten, sieghaften Feldherr» zu, dessen klarem Blick, dessen schneidiger Führung der Tag von Sedan vor allem mit zu danken ist. Nicht mehr ist es uns gewährt , den da maligen obersten Kriegsherrn, Wilhelm den Siegreichen, unter den Lebenden zu wissen. Sein Geist aber lebt fort > in seinem Enkel, Kaiser Wilhelm 11., der nach schweren, trüben Tagen uns. reü Volkes Geschicke lenkt und — willS ! Gott! — zu glücklichen Zeiten hinübergeleiien wird. Wer « das Glück gehabt hat, vor wenigen Tagen unseres Kaisers Majestät in unserem Dresden von Angesicht zu Angesicht zu , sehen, der hat es freudigen Herzens bekannt: „Tas ist > ein Held von deutscher Art, das ist ein Helo m deutscher > Treue! Und fernes Auges fester und sicherer Blick hat uns , das Gelöbnis seiner Seele verkündet: Alle Zeit treu bereit , für des Reiches Herrlichkeit! Solchem Kaiser, solchem König l zu dienen, ist ein Glück! Solchen Fürsten die Treue zu ! wahren, Herzensbedürfnis und Herzensfreude! Darum, wenn wir Sedantaa feiern, lassen Sie unser Gelübde, all' unser Denken und Fühlen, da» unsere Brust durchwogt, vereinigen und zusammensassen in den begeisterten Dretklang: „Heil unserm Kaiser Wtlh« m 11, Heil unserm König Albert, Heil > unlerm geliebten deutschen Vaterland!" und in den jubelnden Ruf: „Kaiser, König und Vaterland Hoch!" Keöanfeier in Dresden. —X. Die aestrige Feier des Sedanfeste« gestaltete sich für Dresden zu einem nationalen Gedenktage, wie er er hebender selten begangen worden ist, und der Ausdruck patriotischer Gefühle erinnerte lebhaft an die bewegten Zeiten ver Jahre 1870/71, an die ruhmreichen Tage, da uns die Siege unserer tapferen Armeen verkündet wurden Mit großer Befriedigung kann das Festkomitee auf diesen ersten Versuch, das Sedanfest zu einer allgemeinen natio nalen Volksfeier zu erheben und m den Bewohnern unserer Stadt die Erinnerung an jene glorreiche Zeit wach zu erhalten, zurückblicken Die Idee, alljährlich eine gleiche Fest lichkeit am 1. Sonntage des September zu veranstalten, dürfte durch den gestern erbrachten Beweis des Gelingens neue Nahrung erholten haben. Wenn sich hier und da einige Mängel bemerkbar machten, so lag das an der weit über alle» Erwarten zahlreichen Beteiligung des Publikums, so daß dieselben für spätere Fälle leicht zu vermeiden sein wer den Daß bei fernerer Benutzung des gleichen Festplatzes für einen zweiten Zugang, vielleicht durch Überbrückung der Weißeritz in der Verlängerung der Ostraallee, gesorgt werden muß, wird allen, die den schmalen Eingang ins Große Ge hege mehr getragen als sich selbst fortbewegend passierten, klar geworden sein. Der wolkenbedeckte Himmel, welcher sich während des ganzen Festtages zeigte, hinderte das schaulustige Publikum nicht, schon vom Morgen an die Hauptstraßen der Stadt zu durchwandern und den Schmuck ver Häuser zu be trachten. Bis in die Vorstädte hinaus hatten die Gebäude ihr Festgewand von Flaggen, Fahnen, Ranken und Kränzen angelegt; besonders reich war dieser Schmuck in den vom Festzuge berührten Straßen, an den königlichen und städtischen Gebäuden, sowie an mehreren Privathäusern, welche ihr? Fronten mit geschmackvollen Draperien und Teppichen, ihre Schaufenster aber mit den mit Blumen geschmückten Büsten Ihrer Majestäten des Kaisers und des Königs ver sehen hatten. Das Siegesdenkmal auf dem Alimarkte war bereits früh mit Ranken und Kränzen auf das reichste ge ziert worden und hoch auf dem Dache des königlichen Schlosses über dem Georaenthore weht» die Fahne des Hauses Wettm. Die städtischen Behörden hatten dahin Anordnung getroffen, daß der Festschmuck vom Kaisereinzuge überall erhalten und teilweise erneuert werde. Von 12 Uhr an sammelten sich die Vereine auf den in den Ferdinandsplatz einmündenden Straßen. Punkt ^2 Uhr trat der in 5 Hauptabteilungen formierte Festzug seinen Weg an Derselbe passierte die Prager-, See-, Breite-, Wall- und Wilsdrufferstraße über den Altmarkt, woselbst rechts vom Siegesdenkmal der Rat und das Stadtverordm tenkollegium mit dem Stadtbanner Platz genommen hatten. Hier gelangte der Zug zur schön sten Entfaltung und bot mit seinen mehr als 170 Fahnen, 12 Musikchören und 3 Trommlerzügen ein reich belebtes, farbenprächtiges Bild. Geführt von den Mitgliedern des Fest ausschusses, den Hrn. Stadtverordneten Rüdiger und Carl marschierten die Kolonnen in Reihen zu 6 Mann, voran eine Abteilung Turner. Dem Stadtmusikchor folgte der Gesamtausschuß für die Nationalfeier, Militärvereine, der Dresoner Turngau, sowie der Allgemeine Turnverein mit Trommlerchor. Nachdem diese erste Abteilung rings um das Denkmal Aufstellung genommen hatte, trat Hr. Stadtv. Carl mit einigen Vorständen von Korporationen auf den Sockel des Denkmals und sprach mit weithin vernehmbarer Stimme: „Der Gesamtausschuß für die Nationalfeier stiftet diesen Kranz zur ehrenvollen Erinnerung an die in den Jahren l870—1871 fürs Vaterland im ruhmvolle, Kampfe gefallenen deutschen Brüder". 'Nachdem derselbe gleich den übrigen Herren riesige Lorbeer kränze mit Atlasschleifen, aus denen sich Widmungen befanden, niedergclegt hatte, brachte er dem neu erstandenen deutschen Reiche ein dreifaches be geistert von tausend und abertausend Kehlen angestimmtes Hoch aus. Zahlreiche Deputationen von Vereinen und höheren Schulen traten beim Passieren des Denkmals aus dem Zuge und legten prachtvolle Kränze auf den Stufen desselben nieder, so daß schließlich 41 solcher Spenden zu Füßen der Germania ausgebreitet lagen Die Sängersäast Dresdens, der Julius Otto-Bund und der Eldgausängerbund bildeten mit ihren zahlreichen herrlichen Fahnen die 2. Ab teilung. Die Versuche, patriotische Lieder am Denkmal vor zutragen, wurden durch die Musikchöre vereitelt. An der Spitze der höheren und Volksschulen r,tten 4 Chargierte der Königl. Tierarzneffchule in vollem Wichs, den 3 Equipa »en in welchen die Landsmannschaften mit ihren Fahnen Platz genommen hatten, voran; kostümierte Gruppen der Königl. Baugewerkenschule und der Königl. Kunstgewerbeschule folg ten und boten ein anmutendes Bild An die Schüler der Gymnasien und Realgymnasien, Seminare, Handels- und Privatlehranstalten, der Volksschulen u. s. w reihten sich der pädagogische und der Lehrerverein. Die 4. Abteilung des Zuges bot durch die künstlerisch ausgestatteten Gruppen mit ihren altertümlichen Trachten ein malerisches Bild. Den Zug der Scheibenschützen eröffneten, mit Gewehren bewaffnet und eine Scheibe tragend, die Zieler in altdeutschem Kostüm. Emen prächtigen Anblick gewährte der Künstlerverein „Bau hütte", welcher eine die Architektur und Baukunst verkör pernde Gruppe vorführte. Drei Herolde zu Pferde ritten einem mit 6 Pferden bespannten, auf das prachtvollste ge schmückten und von Sklaven geleiteten Wagen voran, aus dessen Mitte der Genius der Baukunst thronte und an dessen vier Ecken Architekten verschiedener Zeitalter, die sich um Dresden verdient gemacht, als Matthäus Fotius, der Er bauer der Augustusbrücke, Bähr, der Erbauer der Frauen kirche, Pöpelmann und Semper mit Plänen ihrer Bauwerke, Platz genommen hatten. Der Bogenschützengilde voran ichritten die Bolzenjungen und Bogenspanner in ihren charak teristischen Trachten Jhi n schlossen sich die Kaufmann schaft, der Gewerbeverein, die Bürgervereine der Antonstavt uiid Oppelvorstadt, die Innungen, der Handiverkerverein, der Verein Geiverbtreibender, der Marktverein, die Fachschulen, der Fortbildungsverein für Arbeiter jeden Berufes und der Hatte lebhaftester Beifall die Rede schon mehrfach begleitet so brauste nun wie Geivittersturm das dreimalige Hoch und Hurra über die Menge und klang mächtig au» in der „Wacht am Rhein". Unterdessen hatten sich die Fahnentribünen herrlich geschmückt, denn jede Körperschaft vertraute beim Vorbeimarsch denselben ihr Zeichen an und es wurden die zum teil sehr schönen und wertvollen Banner unter Leitung dcS GewerbevereinsvorftandeS Professor Weißbach zu einem wirkungsvollen Bilde geschmackvoll vereinigt. Der Wachtdienst an der Tribüne wurde durch die in Cchützenuniform aufge zogenen Mitglieder des Militärvereins Kameradschaft in echt Mlliiärischer Weise versehen. Es waren 254 gähnen auf gestellt. Inmitten dieses seltenen Schmuckes hatte sich die den Zug eröffnende Musikkapelle auf ihrem Podium einge funden und führte unter Leitung des Musikdirektors E Puff- Holdt ein patriotisches Konzert aus. Außer den Erquickungen an herrlichen Gesängen der vereinigten Sänger des Julius Otto-BundeS und des Eldgausängerbundes waren cs nun besonders die Übungen der Turner und die Spiele der Jugend welche Aufmerksamkeit und Anteil auf sich zogen, und diese sind es auch ohne Zweifel, welche es in der Hauptsache bewirken werden, wenn aus dem gestern Begonnenen ein Volksfest in edlem Sinne wird. Die Jugendspiele wurden in ungezählten Gruppen unter Leitung von Lehrerinnen und Lehrern, von Kindergärtnerinnen und freundlichen älteren Gespielinnen im Durchschnittsalter von 14 Jah»en in lieblicher Weise und herzlicher Ungezwungenheit ausgeführt und von vielen Tau senden mit Freuden beobachtet. Hier Blindekuh, Katze und Maus, Jakob wo bist du, dort Reigen, Ballwerfen, Bar laufen u. s. fröhlicher Weise weiter. Gauturnwart Froh berg betrat nun das Vorturnergerüst, gab mit Fahnen- und Glockenzeichen den Befehl zum Aufmarsch der Stabturner und zwei 'Musterturner traten ihm zur Seile. Hatten sich schon während des Festzuges besonders die Schüler der Seminare durch strammes Marschieren mit den Eisenstäden ausgezeie' net, so bewährte die über 500 starke Turnerschar bei ihrem in Fünfer-,Zehner-, dann Fünfzehnerreihe» ausgeführten Aufmärsche auf dem Turnplätze ihre turnerische Zucht und Ord nung. Die Schüler der Gymnasien nahmen an diesen der wirklich rüstigen Jugend so würdigen Übungen nicht teil. Es wurde eine Folge von 8 Eisenstabübungen von seltener Schwierig keit und ausdrucksvollster Anordnung geturnt Die letzten Übungen zeigten Kampfstellu .gen zum Teil in Gegenstellung und wechsel gleicher Ausführung, hellenisch« Bewegungen über treffend. An diese Massenaufführungen schlossen sich nun Bethätigungen der Einzelkräfte in volkstümlichen Wett- übungen Dieselben bestanden in 8 Gruppen und zwar 5 — Stabhochspringen, Hochspringe>>, Weitspringen, Ringen und Steinstoßen — ausgeführt von Mitgliedern der Dresd ner Turnvereine, und 3 — Wettlaufen, Weitspringen und Ballwcitwerfen — ausgeführt von Schülern Erst bei cin- brechcnder Dunkelheit konnte Direktor Bier das Ergebnis der schwierigen Arbeit des Preisgerichtes verkünden. Es erhielten Elchenkränze sür ihre Leistungen: Im Stabhoch- sprmgen (20 Turner) A. Bauer, allg T.-V. (2,70 m), Kir sten, Pirn. Vorst (2,70 m), Anders, allg T -V , Gnauke, allg. T.-V, Benalh, allg. T.-V. (je 2,60 w). Im Hoch springen (22 Turner) Winkler, allg. T.-V. (1,70 m), Paul, T.-V d. N-u A-St. (1,55m), Pate, allg.T.-V. (1,55 w) und Schultz, T.-V d N - u. A -St. (1,50 m). Im Weit springen (14 Tümer) Weißer, T.-V. d N.« u. A-St. (5,15 m), Unrasch, allg. T.-V. (5,10 m), Koban, T.-V. d. N.- u A.-St. (5,10 m). Im Ringen (16 Turner) Prosch mann und Herbert, beide T.-V. v. N.- u. A.-St. — Jin Steinstoßen (9 Turner) Reichel (5,40 m) und Gust Bauer (5,10 m), beide allg. T-V. Im Wettlaufen Päßler, Friedr. Sem., Menzel, Fletch. Sem, und Körner, Friedr. Sem. (Hauptleistung 150 m mit überspringen einer meterhohen Hürde in 20 Sekunden). Im Weitspnngen Bauer, Lindner, Menzer (5,35, 5,10, 5,10 m), Schurig, Fletch Sem. (5 m). Im Ballweitwerfen Röhl, Wett Gymn. (24 m) Breymann, dienst. Gymn. (22 m). — Mit Jubel wurden die Bekränzten von den neidlosen Genossen begrüßt. Von '«7 Uhr an erfolgte der Einmarsch zunächst der Schulkinder, welche mit Musik bis an die Stallstraße ge bracht wuiden. Bald folgten auch die Vereine mit ihren Fahnen und kurz nach 8 Uhr war der Platz, auf dem sich über 60 000 Menschen getummelt, ziemlich vereinsamt Aus dem Altmarkte aber, der gleich dcn übrigen Plätzen der Stadt festlich erleuchtet war, fanden von 8 bis 9 Uhr musi kalische Aufführungen statt, denen eine nach Tausenden zählende Menschenmenge lauschte. So ist das Fest aufs schönste begangen worden. Möge dieser günstige Verlauf einer echt vaterländischen Feier, welche etwa 60 000 fröhliche Menschen in gehobener Stimmung vereinigt hatte, eme Vorbedeutung dafür sein, daß der 2. Sep tember nun auch in Dresden ein wahres Volksfest bleiben wird. Dresdner Nachrichten vom 3. September. v. Der unter dem hohen Protektorate Sr Königl. Hoheit desPrinzen Georg stehende sächiischeFischereiverelN welcher im Anschluß an die Bestrebungen des deutschen Fischereivcreins die Hebung der Fischzucht im Königreich Sachsen bezweckt und durch gemeivfaßliche Belehrung über Fischerei und Fischzucht, sowie namentlich auch durch Zahlung von Prämien für Erlegung von Fischottern und Fischreihern (vom Juli 1884 bis Ende Dezember 1887 wurde die Er legung von 215 Ottern und 406 Reihern mit emem Ge samtaufwand von nicht weniger als 2445,92 M. prämiiert), nicht minder durch Vermittelung des Bezugs von den ver schiedensten Fischeiern, Brut und Satz, Bruttrögen, Trans- portkanncn rc. nachweislich schon außerordentlich viel Gutes gestiftet hat, veröffentlichte vor wenigen Tagen das achte Heft seiner Vereinsschrift. Dasselbe ist vom Landwirtschafts lehrer vr. Bruno Steglich in Chemnitz verfaßt, betitelt sich „Untersuchungen über den gegenwärtigen Stand der Fischereiverhältnisse im Flußgebiet der weißen Elster" und enthält neben einer ungewöhnlich großen Zahl interessanter Notizen über die gegenwärtige Verunreinigung der Elster und ihrer meisten Zuflüsse auch vielfach sehr be achtenswerte Winke darüber, wie dem weiteren Rückgang des FischdestandeS im großen ganzen wohl Einhalt gethan werden könnte In Bezug auf letzteren Punkt z. B. sagt der Ver fasser völlig zutreffend olgendes: „Daß bei der großen Aus dehnung unserer Industrie die Flußgebiete von Abwässern nicht verschont bleiben können, ist selbstredend, dennoch dürfte aber der geschilderte Umfang und die Intensität der Verun reinigungen auffallen, da ja seilen» der Grwerbegesctzgebung Schutzmaßregeln gegen die Verunreinigung der ösftnl Uchen Gewässer vorgeschrieben sind und sich Adläuterungsvorrich- tungen (Klärbassins, Senkgruben) mit wenig Ausnahmen m allen Fabriken vorfinden Ohne diese Einrichtungen würden die Flußläufe ficher durchgehends verunreinigt fsem und die Selbstabläuteruna derselben könnte mcht, auf verhältnismäßig noch kurzen Strecken, eintreten. Dabei ist aber nicht zu ver schweigen, daß die Wirkung der Klärvorrichtungen eine viel bester« s«in würde, wenn man für öftere und genügende Ent- leerung der Sinkftoffe aus den vorhandenen Läulcrungsanlogen Sora« trüge. Unter den Fifchereiinterestrntrn besteht allgemein der Verdacht, daß dw überall beobachteten,periodisch auftretenden Fischsterben nicht allein ihre Ursache darin haben, daß plötzliche Hochwässer den unterhalb der Verunreinigungs herde massenhaft abgelagerten Schlamm aufrühren und fort schwemmen, sondern daß derartige Gelegenheiten auch häu fig benutzt werden, um sich der lästigen Sinkstoffe aus den Klärbassins auf leichte Weise »u entledigen. In dieser Richtung dürfte strenge Kontrolle zu empfehlen sein!" — Die Gesamtzahl der Anlagen, welche Abwässer m den Fluß einleiten, beziffert sich mit 356, und zwar 209 aus Bleichereien, Färbereien, Spinnereien rc., 36 aus Gas-, Parasfinfabriken rc., 26 aus Papier- und Pappsabriken, Holzschleifereien rc., 24 aus chemischen Fabriken rc. Außer dem sind an den bezeichneten Wasserläufen 307 Wasserräder und 55 Turbinen thätig und nicht weniger als 333 Stau anlagen eingebaut, von welch letzteren 79 bis 2 und über 2 m hoch sind und also dem Wandertriebe der Fische wesent liche Hindernisse bieten Von den sämtlichen Anlagen, welche dem Elstergebiete Abwässer zusühren, entfallen 56 Proz auf das Elstergebiet im engeren Sinne und 44 Proz auf das Pleißengebiet. An beiden Flußläufen, an ver Elster wie an ver Pleiße, stehen die Färbereien und Bleichereien unter den Abwässer einleitenden Anlagen oben an, und zwar betragen sie an der Elster 45 Proz, darauf folgen die Ger bereien mn 20 Proz., die Anlagen der Kohlenmdustrie mit 17 Proz., die Papierfabriken mit 8 Proz., die chemischen Fabriken mit 5 Proz., Stadtschleuien mit 3 Proz., endlich Zucker- und verwandle Fabriken mit 2 Proz. An der Pleiße beginnen die Färbereien und Bleichereien mit 78 Proz., dann folgen die chemischen und Papierfabriken mit je 7 Proz., die Stadtschleusen mit 3 Proz., die Zuckerfabriken und Gerbereien mit je 2 Proz. und endlich die Anlagen der Kohlenindustrie mit 1 Proz. Der Zahl nach nimmt die Elster die Abwässer der meisten Anlagen aus, darauf folgt die Pleiße, die Gölzsch, die Weida und Schnauder, vie Sprotte, der Gerflenbach, die Wyhre, der Maidach rc. Völlig frei von Verunreinigungen find nur ein Anzahl kleiner Neben bäche und von diesen siird in erster Linie der unterhalb Bad Elster einmündende Raunerbach, der Telterweinbach, der Lochersbach der Würschnitzbach, der Görmtzbach, der Triebelbach, der Frilebach und der Rosenbach im Vogtlande zu nennen, welche gutes, klares Wasser führen und zum Teil sehr gut mit Forellen bestanden sind. Nicht minder giebt es am mittleren Laufe der Elster noch einzelne nennenswerte Fischwasser, z. B den m Zeitz einmündenden Raßbergerbach, den Remharots- dorferbach bei Köstritz, den Nubitzbach, den Oschützbach, den Fuchsbach u a. m In dem gesamten Flußgebiete ja, 0 Vr. Steglich nachstehend verzeichnete Fischzuchtansialten: 1)Fned- richs-Tanneck bei Eisenberg, 2) Rüdersdorf bei Gera, 3) Rit tergut Berga, 4) Greiz-Quirl »-ach und 5) Greiz-Krümmcbach (erstere mit 20 000 Forellen, Lachsen und Aschen, l tztere mit 50000 Forellen und 10000 Stück Lachsen und Aschen), 6) Forsthaus Falkenstein, 7) Neumühle-Geilsdorf, 8) Forst- Haus Brotenseld, 9) Rittergut Schildbach unc 10)Forslhaus Bad Elster Die genannten Flschzüchterelen sind ausnahms los Prwatanstalten, welche die Herren Rittergutsbesitzer Haupt mann a. D v Metzsch und Semmel aus Berga, die Komgl. Oberförster v. Römer, 'Mühlmann uno Schreiber, Amtsrat Berendt, Rentier Burkhardt, die Kaufleute Brau uno Dietel, forme die 'Mühlenbesitzer Jahn und Eichhorn ins Leben ge rufen haben und ohne deren ersprießliche Thätigkeit würbe e» im Flußgebiet der Elster, da» in srüheren Jahrzehnten eines außerordentlichen Fischreichtums sich erfreute*), gegen wärtig aber auf den melsten und größten Strecken von Fischen und Krebsen buchnädlich entvölkert iu, noch viel kläglicher aussehen als ohnehin schon. Hrn. vr. Steglich aber gebührt für den eisernen Fleiß und die rühmenswerte Sachkenntnis, womit er seit dem Sommer 18v6 seine Erhebungen aus dem weiten Weg« von der sächsisch-böhmischen Grenze ins zum preußischen Dorfe Beafen, wo vie Elster in me Saale mün det, betrieben hat, besonderer Dank aller Interessenten. P Durch eine öffentliche Mlssionsabendoersumm- lung soll auch das diesjährige 'Missionsfest cmgeierlet wer den. Sie findet morgen Dienstag, abenvs 7 Uh m Brauns Hotel (Pirnaische Straße 15 und 16, l ) unter Leitung des Hrn. k vr. Klernpaul aus Brockwitz statt. Verschiedene Ansprachen werden abwechscln Mil gcunmsamem Gesänge, ,u welchem Texte am Eingänge des Saales ver teilt werden Zweck dieser Versammlung ist, die alten Mssionsfteunde m der Treue zu diesem wichtige.« Liedes werke zu stärken und demselben neue Freunde zu gewinnen. Die Ansprachen werden deshalb Schilderungen der Arbeit und der Erfolge unserer Missionäre, sowie des Lebens der vom sächsischen HauptmissionSverelne unterstützten Cynsten- gemcindcn im Herdenlande enthalten. Am Ausgange des Saales wird eine Kollekte zum Besten der Mission gesammelt werden. Aus dem Polizeiberichte. Einer aus München angelangten amtlichen Nachricht zufolge ist in jüngster Zeit dort ein äußerst frecher Einbruch verübt worden. Dabei wurden gestohlen: 1 Paar goldene Perlohrrmge mit Schrau ben, 1500 M. Wert, 1 golcene feingliederige Halskette mir ovalem Medaillon zum Offnen in der Mitte, auf einer Seite mit 1 Brillant, 100 'M. Wert, 3 goldene Remontoiruhren, eine mit 2 goldenen Staubdeckeln, 150 'N!. Wen, 2 andere Remontoiruhren, verschiedene goldene Uhrkcttcn, goldene Ringe mit Brillanten, Perlen, Rosetten, 1 goldenes Arm band, I 'T cm breit, glatt, oben mit erner Schnalle mit 1 großem Brillant, welcher von 4 blauen Steinen umgeben ist, 400 M. Wett, 1 anderes dergl. fast ebenso breit, in der Mltte mit einem zlemltch hoch gefaßten großen Tianiani, in gleichem Wert«, andere goldene und silberne Armoander, silberne Löffel und Gabeln sowie Wäsche und Spitzen — Während des MonatS August sind auf den hiesigen Damps- schiffen 10 Schirme, 9 Stöcke, 1 Flaggenstock mit Flagge, I Reitgerte, 1 neue Blechkanne mit Ol, 2 schwarze Tücher, 1 Zimmeraxt, 6 Pakete, Chokolade, Badewä'che, gestreifte Leinewand, Kräuter, altes Schuhwerk und Zigarr^nlwen enthaltend, 2 kleine Taschen, Strümpfe, Manschetten, Handschuhe und Kleinigkeiten gefunden worden. Die Sachen hat die Dampfschiffdirektion in Verwahrung. — Ter gestern abend 9 Uyr 45 Minuten rrn Berliner Bahnhof zu Friedrichstadt von 'Naundorf (bc> Kotzschrn- broda) cintreffende Lmnibuszug «st, wahrscheinlich infolge unrichtiger Weichenstellung, aus cm Nebengleis, welches van einem Ranzierzuge besetzt war, gefahren und nm letzterem zusammenaestoßen Der einlausende Zug war mit vielen Personen besetzt und sind von denselben 2 schwer, 5 leicht verletzt worden Von dcn ersteren hat em Uhrmacher, hier wohnhaft, eine Quetschung beider Unterschenkel, ein gleich falls hier aufhältliches Mädchen wahrscheinlich eine Gehirn erfchütterung erlitten Berde wurden m das StavilranUil- haus gebracht, die übrigen — 4 Gewerksgehilsen und 1 Dienstperson, welche an den Händen und Knien, dcz. an der Stirn, Kinn und Armen beschädigt wur den — konnten sich allein in ihre Wohnungen be- acben Die Maschine de» Omnibuszuges und vier Wagen sind vorläufig gebrauchsunfähig. Ter Dienst habende StationSdeamte versichert, daß er sich kurz vor der *) Schreiber dieses ist z. B. >882 Z uge davon gewesen, wie u»an au- emem Muhlgiaben und eine» sogenannten tkab Pude ander mehrer»« Schock tleiuercr Forelle«, EUriprn und Ü-edsea «icht weniger al» 21 Stück 1-bu 2pjündiger Forellen fi>ch*l
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