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Dresdner Journal : 01.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188809011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-01
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 01.09.1888
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^erzog und Ihre Kaiserl. Hoheit die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin zur Tauffeier in Berlin an. Se. Majestät der Kaifer hatte mit feiner Vertretung Se. Kömgl. Hoheit den Prinzen Friedrich Leopold beauftragt, Höchstwelcher sich zur Begrüßung des erlauchten Großherzogl. Paare- nach dem Stettiner Bahnhöfe begeben hatte. Se. Majestät empfing feine mecklenburgische» Gäste bei deren Ankunft im Schlosse und begrüßte dort auch Se. Kaiserl Hoheit den Groß fürsten Michael von Rußland, den Bruder der Frau Großherzogin von Mecklenburg, welcher mit seinen erlauchten Verwandten zugleich aus der Stettiner Bahn hier elngetrofien war und bi- zu seiner um 11 Uhr 0 Min erfolgten Weiterreise nach St. Peters burg bei denselben im Schlosse verblieb. Gegen 10 Uhr kehrte Se. Majestät nach Potsdam zurück. Heute früh begleitete Se Majestät der Kaiser den König von Schweden zu einer Pürjche auf Hirsche nach dem Wildpark. Bon derselben zurückgekehrt, nahm Se. Majestät im Marmorpalais die regelmäßigen Vor trage euigegen. Gegen H2 Uhr begaben sich die Kaiserl. und Königl. Majestäten vom Marmorpalais aus mit den Damen und Herren ihres Gefolges nach dem Stadtschlosse zu PoiSdam, um der Tausfeier des jüngstgeborenen Kaiserl. Prinzen beizuwohnru. Bei der Ankunft der Kaiserl. Majestäten im Stadtschlosse zu Potsdam waren daselbst bereits Ihre Majestäten die Kaiserin und Königin Friedrich, sowie die Prinzen und Prinzessinnen des Königshauses und die hier eingetroffenen fremden Fürstlichkeiten und die an deren zum Taufakte geladenen fürstlichen und hoch gestellten Personen anwesend. Nachdem die aller höchsten und höchsten Herrschaften mit den eingeladenen fürstlichen und hochgestellten Personen im Stadtschlosse sämtlich vereint waren, begaben Höchstdieselben sich m die als Tauskapelle hergerichtete Bibliothek König Friedrichs des Großen, woselbst die feierliche Tauf handlung, welche vom Oberhof- und Tomprediger, Oberkonsistorialrat Or. Kögel vollzogen wurde, ihren Anfang nahm. Nach Beendigung des Taufaktes brachten die allerhöchsten und höchsten Herrschaften Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin ihre Glück wünsche dar, worauf dann Ihre Majestät die Kaiserin unv Königin in dem Theezimmer König Friedrichs des Großen die Defiliercour der anderen Taufzeugen ent gegennahm. Stach Beendigung der Lour begaben sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften nach dem Marmorsaale, woselbst zur Feier des Tages eine größere Galatafel stattfand, zu welcher etwa 170 Einladungen ergangen waren. — Nach Aufhebung der Tafel begab sich Se. Majestät der Kaiser nach dem Marmorpalais zurück und kam dann mit Extrazug um Ho Uhr mit den übrigen höchsten Herrschaften und fürstlichen Per sonen von Potsdam nach Berlin, um dort im Lust garten dte Verleihung der Fahnenbänder an dte ver schiedenen Regimenter des Gardecorps vorzunehmen und am Abend dem großen Zapsenstreiche beizuwohnen. Der „ReichSanzeiger" enthält den folgenden aller höchsten Erlaß: Die letztunlligen Aufzeichnungen Sr. Maje stät des Kaisers und Königs Wilhelm I., Meines in Gott ruhenden Herrn Großvaters, ent halten ein herrliches Zeugnis erhabener Seelengröße und eilen frommen Sinnes, dessen Kenntn:- Ich Meinem Volke nicht vorenthalten will. Ich habe des halb an dem heutigen, für Mein Haus bedeutungs vollen Tage beschlossen, den beikommenden Auszug aus diesen Aufzeichnungen bekannt zu geben, als ein Denkmal zur Ehre de- Emfchlafenen, als em Vorbild für Mein HauS und Mein Volk. Sie haben hiernach da- Weitere zu veranlassen. Potsdam, den 31. August. Wilhelm ti. An den Minister des Königl. Hauses. Auszug aus den letztwilligen Auszeichnungen Sr. Majestät deS in Gott ruhenden Kaiser» und Königs Wilhelm. I. Koblenz, den 10. April 1857. Im Glauben ist die Hoffnung I Befiehl dem Herrn Deine Wege und hoffe auf Ihn, Er wird es wohl machen! Herr, Dein Wille geschehe im Himmel wie aus Erden! — Wenn diese Schrift in die Hände der Meinigen fällt, ge höre ich zu den Abgeschiedenen! Möchte es mir vergönnt sem in meinen letzten Lebens stunden, meinen Geist den Händen meines Gottes zu em pfehlen! Möge es mir vergönnt sein, von meinen teueren mich Überlebenden Abschied nehmen zu können! Sollte ein jäher Tod mich ereilen, so möge mein ganzes Leben eine Vorbereitung sür das Jenseits sein! Möge Gott mir ein barmherziger Richter sein! Ein vielbewegtes Leben liegt hinter mir! Rach Gottes nnrrforschlicher Fügung bade» Leib nnb Freude in stetem Wechsel mich begleitet. Die schweren Verhängnisse, die ich in meiner Kindheit über das Vaterland einbrrcheu sah, der so frühe Verlust der unvergeßlichen, teuren, geliebten Mutter, erfüllte von früh an mein H«z mit Ernst. Du Teilnahme an der Erhebung des Vaterlandes war der erste Lichtpunkt für mein Leben. Wie kann ich es meinem heißgeliebten König und Valer genugsam danken, daß er mich teilnehmen ließ an der Ehre und dem Ruhm des Heere«! Seiner Führung, Liebe, seiner Gnade danke ich ja alle«, was er mir bi- zu seinem Tode vertrauens voll erwies l Die treueste Pflichterfüllung war meine Ausgabe in liebender Dankbarkeit, sie war mein Glück! Dem Könige, meinem Bruder, der mir zugleich vertrauens voller Freund ist, kann ich nie hinreichend für diese Stellung zu ihm dankbar sein! Wir haben schöne, aber auch schwere Zeiten zusammen durchlebt, die uns aber nur immer enger verbunden haben, vor allem die jüngsten Jahre, wo Verrat und Irrungen da» teure Vaterland dem Abgrund nahe brachten. Seiner Gnade und seinem Vertrauen banke ich es, daß ich in Deutschland aus seinen Befehl Ordnung und Zucht Herstellen konnte, nachdem Er im eigenen Lande die» Beispiel gegeben halte. Alle, die mit mir durch Freundschaft und Wohlwollen in Verbindung traten — und ihre Zahl ist nach Gotte« Weisheit nicht gering gewesen —, finden hier meinen heißen Dank und zugleich den letzten Dank sür ihre Liebe, mit der sie mir be- gegnetcn. Biele sind mir in das Jenseits vorangegangen — wie wird unser Wiedersehen sein? Allmächtiger! Du kennst meine Dankbarkeit sür alles, was mir hienieden Teueres und Schmerzliches begegnete! In Deine Hände besehle ich meinen Eerstl Amen! Wilhelm. II. Berlin, den 31. Dezember 18««. Seitdem ich am 10. April 18K7 meinen Abschiedsgruß meinen zu Hinterlassenden niederschrieb, hat da» Schicksal mächtig in mein Leben eingegriffen. Die Vorsehung bestimmte in einer ungeahnten Weise über die letzten Lebensjahre meine- teueren Bruders und beries mich noch bei seinem Leben zu seinem Nachfolger. Al» Gott den vielgeprüften König und Bruder von seinem schweren Leiden gnädig erlöste, mußte ich den Thron der Väter besteigen. Gegen meine Neigung schritt ich zur Krönung, in tiefster Demut, um Preußen mit seinen neuen Institutionen die irdische Macht zu vergegenwärtigen, die zu besten Heil fest bestehen müsse. Diese meine gewissenhafte Überzeugung hat mich geleitet und gestählt in den fchweren Kämpsen, die ich mit jenen neuen Institutionen Jahre lang zu bestehen hatte. Diese Kämpse haben mich lies erschüttert, weil ich Stand halten mußte gegen ein wirres Andrängen gegen jene irdische Macht, die ich nicht au- den Händen geben durste, wenn Preu ßen- Geschichte nicht ausgegeben werden sollte. Ich vergebe allen, die wissentlich und unwissentlich sich meinen, aus Ge wissen-Überzeugung begründeten Absichten zum Wohle des Vater landes entgegensetzten, um die Macht der Krone zu schmälern und die Herzen der Preußen derselben zu entfremden Vergessen mögen meine Nachkommen cs aber nicht, daß Zeiten möglich waren, wie die von 1861—6«! In dem Jahre, welches heute schließt, hat sich Gotte« Gnade in einer Art über Preußen ergossen, die sür so viel Erduldetes reichlich entschädigt. In Demut erkenne ich diese göttliche Gnade, die mich auseriehen hat in meinem vorgerückten Aller, eine Wendung der Verhältnisse herbeizusühreu, die zum Herl des engeren und weiteren Vaterlandes bestimmt zu jein scheint Das Werkzeug, so Großes zu erreichen, die Armee, steht un übertroffen in diesem Augenblick vor der Welt. Der Geist, der sie beseelt, ist der Ausdruck der Gesittung, die eine sorgliche Hand meiner erhabenen Vorsahren der Nation anerzogen hat. Die Armee finde in allen ihren Teilen in dieser ernsten Scheide stunde des Jahres meinen HerzenSdank sür die Hingebung und Ausopserung, mit der sie meinem Ruse solgte und vor meinen Augen siegte — ein Erlebnis, sür das ich Gott meinen demü tigen Dank stammle! Aber ganz Preußen finde hier meinen Königlichen Dank sür die Gesinnung, die es in diesem denkwürdigen Jahre an den Tag legte! Wo solche Vaterlandsliebe sich zeigt, da ist der gesunde Sinn vorhanden, der Nationen groß macht und darum segnet sie Gott sichtlich! Meinen heißesten Dank finden Alle hier, die mir halsen durch schwere Zeiten zu dem Lichtpunkte diefe- Jahres zu gelangen! Möge Gottes Segen immer aus Preußen ruhen und Preußen sich dieses Segens würdig zeigen! Möge mein Sohn und seine Nachkommen solches Volk und solche Armee um sich sehen, und durch besonnenes, zeitgemäßes Fortschrerten das Wohl und Gedeihen Beider sorglich sördern und Preußen die Stellung sichern, die ihm von der Vorsehung sichtlich angewiesen ist! Das walte Gott in Seiner Gnade! Mitternacht 66-67. Wilhelm. 111. »1. Dezember 1871. 1870—1871. Bott war mit uns! Ihm sei Lob, Preis, Ehre, Dank! Als ich am Schluß des Jahres 1866 mit Dank ersülltem Herzen Gottes Gnade dankend preisen durste sür so unerwartet glorreiche Ereignisse, die sich zum Heile Preußens gestalteten und den Ansang zu einer Neueinigung Deutschlands nach sich zogen, da mußte ich glauben, daß das von Gott mir aus getragene Tagewerk vollbracht sei, und ich dasselbe nun in Ruhe und Frieden sortbildend, dereinst meinem Sohne Glück bringend hmterlasjen würde, voraussehend, daß ihm cs beschicken sein werde, die südliche Hälfte Deutschlands mit der nördlichen zu einem Ganzen zu einen. Aber nach Gottes unersorschlichem Ratschluß sollte ich be rufen werden, selbst noch diese Einigung herbeizusühreu, wie sie sich nach dem von Frankreich aus das trivolsts herbeigeführten ebenso glorreichen als blutigen 7monatlichen Kriege — nun ¬ mehr darprlll! Wenn ie in der Geschichte sich Gotte« Kinger sichtlich gezeigt hat, so ist dies in den Jahren 1»»«, 1870 und 71 geschehe». Der deutsch.ftanzösische Krieg, der wie ein Blitz au» heiterem Himmel heradfiel, ernte ganz Deutschland in wenig Tagen und leine Heere schritten von Sieg zu Sieg und erkämpften mit lchmerzllchen Opfern Ereignisse, die nur durch Bottes Willen möglich waren. Dieser Wille pellte mir Männer zur Seite, um so «roße» vollbringen zu sollen. Dieser Wille stählte die G«. sinnung der Kämpfenden in Hingebung und Ausdauer und nie gekannter Lapserkeit, so daß an Preußen» Fahnen und an die seiner Verbündeten sich unvergänglicher Ruhm und neue Ehre knüpfte. Dieser Wille begeisterte das Volk zu nie gekannter Opserwilligleit, zur Linderung der Leiden, dir der Krieg unver meidlich schlägt! Mit demütig dankerfülltem Herzen preise ich Bottes Bnade, die un- würdig befunden hat, so Großes nach seinem Willen vollbringe» zu sollen! Möge diese Gnade ferner un- zur Sette stehen beim Aus- und Ausbau des neu geeinten Deutschlands, zu dem erst der Grund gelegt ist, und Frieden uns beschieden sein „die Güter in Demut zu genießen" die in blutigen, heißen Kämpsen errungen wurden! — Herr Dein Wille geschehe im Himmel, also auch aus Erden! Amen! Wilhelm. 1V. Berlin, den 31.Dezember 1878, ^ll Uhr abend-. ES geht ein Jahr zu Ende, welches für mich ein verhäng- niSvolles sein sollte! Ereignisse von erschütternder Art trafen mich am 11. Mai und am 2. Juni! Die körperlichen Leiden traten zurück gegen den Schmerz, daß prcußische Landeskinder eine That vollbrachten, die am Schluß meiner Lebenslage doppelt schwer zu überwinden war und mein Herz und Gemüt für den Rest meiner Tage finster erscheinen lassen! Doch muß ich mich ergeben in den Willen Gottes, der dies alles zuließ aber zugleich seine Gnade und Barmherzigkeit walten ließ, da Er mir nicht nur da- Leben er hielt, sondern mich in einer Weise gesunden ließ, die mich zu meinen Berussgejchäften wieder sähig machte. So preise ich Gott sür diese Seine Führung, in der ich zugleich eine Mahnung erkenne, mich zu prüfen, ehe ich vor dem Richterstuhl des All mächtigen erscheinen soll! Daher erkenne ich m den so sichtbar geworbenen Ereignissen eine gnadenvolle Führung Gottes, die zum Guten sühren soll, wie alles was von Ihm in Leid und Freude uns trifft. Darum preise ich die Vorsehung sür die schmerzvollen Ereignisse des ablausenden Jahres. Sie haben mir aber auch Erhebendes gebracht durch bie Teilnahme, welche mir von allen Setten zu Teil wurde. Zunächst findet hier meine Gemahlin meinen heißen Dank sür ihre Liebe und Teilnahme die sie mir, selbst leidend, schentte, demnächst meine Tochter, die mrt kindlicher Liebe mich pflegte und mir so wohl that. Alle Familienmitglieder nah und fern finden hier memen liebevollen Dank sür alles, was sie mir teilnehmendes in der SchmerzenSzeit bewiefen. Allen denen, die in so überraschender Weise meiner gedachten, gebührt hier mein inniger Dank. Und woher kam diese Teilnahme? Bon wo anders als vom Allmächtigen, dessen Führung es wollte, daß ich in der Welt so gestellt ward, daß Seine Gnade sich jedermann einprägte, die über mir waltete. Und in dieser Waltung erkenne ich wiederum seine Liebe und Barmherzigkeit, daß er mich auSrüstete, seinen Willen hier aus Erden zu voll- sühren und er mich und mein Volk würdig sand, das über tragene Psund zu verwalten. Also wiederum nur Gottes Gnade preife tch bei allem, was mir von Menschen in der LeidenS- zett Gute- zu Teil ward Also nicht bloß in dieser LeidenS- zeit zeigte sich diese Teilnahme, sondern jederzeit habe ich die- lelbe in einem Maße empfangen, die wert über da» Verdienst ging, mit dem ich jenes Psund verwalten konnte. Die Men schen haben meine Schwächen und Fehler übersehen wollen; aber der, welcher sie kennt, wolle mir dereinst ein barmherziger Richter jein, wo ich die Lehren und Weisungen des Einge borenen Sohnes des himmlischen Vaters nicht achtete! Herr Dein Wille geschehe im Himmel also auch aus Erden. Im Glauben ist die Hoffnung und bie himmlische Liebe der Weg dahin! Amen! Wilhelm . Das Reichsversicherungsamt hat unlängst in der Frage, ob e- nach dem Gesetze zulaffig erscheint, die verfügbaren Gelder des berussgenossenschaftUchen Reservefonds auf Hypotheken städtischer, mit Fabrik anlagen bebautcr Grundstücke zu beleihen und eventuell bis zu welcher Höhe, einen Bescheid ergehen lassen, in welchem es auf die Bestimmung de- Unsallversicherungs- gejetzeS hinweist, wonach die verfügbaren Gelder ent weder rn öffentlichen Sparkassen oder wie Gelder be vormundeter Personen anzulegen sind, und auSeinander- jetzt, daß für die letztere Alternative da- jeweilig in Betracht kommende Vormundschaft-recht, für Preußen die für den ganzen Umfang der Monarchie geltende BormundschastSordnung vom 5. Juli 1875 matzgebend ist, nach deren 8 39 verfügbare Mündelgelder auf sichere Hypotheken oder Grundschulden zinsbar angelegt werden dürfen. Ob diese Hypotheken oder Grund schulden für sicher zu ei achten sind, und bis zu welcher Höhe somit die Beleihung städtischer, mit Fabrikanlagen bebauter Grundstücke zulässig ist, entscheidet sich sür Preußen nach den hierüber in der Vormundschafts ordnung enthaltenen Bestimmungen. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Goblet-Ant wort aus da- Cri-pische Rundschreiben wegen der Massauahangelegenheit giedt der von kundigen Beur- teilern der internationalen Sachlage unentwegt festge- haltenen Überzeugung Recht, daß e- um Massauays willen zu keinem offenen Biuch zwischen den benach- Während diese politischen Vorgänge, welche wir hier kurz erwähnen mußten, um im Zusammenhänge der Geschichte zu bleiben, sich in dem bischöflichen Palaste abjpielten, ging Anna de Gournay ungeduldig in ihrem Zimmer auf und ab. Die schwarze Kleid ung umfloß in reichen Falten die hohe Gestalt; der dunkle Schleier, welcher von dem Haupte nieder wollte, ließ die edle Stirn, die schön geformten Wan gen noch bleicher als gewöhnlich erscheinen. Die schlanken, blassen Hände ballten sich öfter znr Faust in ungeduldiger Erwartung; die weißen Zähne gruben sich in die vollen Lippen, und zwischen den seinen, dunklen Augenbrauen zeigte sich eine böse Falte. Jetzt schellte sie laut und heftig und fragte den ein- tretenden Diener: „Ist mein Bruder noch nicht ge kommen?" Auf die verneinende Antwort fuhr sie fort, und man hörte ihrer Stimme die innere Er regung an: „So geh zum bischöflichen Palais und siehe zu, ob Du im Gefolge des Königs meinen Bruder nicht finden kannst. Führe ihn sofort hierher. Ich habe ihm wichtiges mitzuteilen." Der Diener entfernte sich, und Anna nahm ihren einsamen Spaziergang wieder auf. Plötzlich blieb sie wie erfchreckt stehen. Ein glühende- Rot übergoß die vorhin so bleichen Wangen, und die Hand preßte sich auf daS laut pochende Herz. Stimmen wurden im Voriimmer vernehmbar, und der Ton einer fragenden Männerstimme hatte das Blut des jungen Mädchens so in Wallung gebracht. Noch stand sie da, unschlüssig, ob sie in ihre inneren Gemächer fliehen oder den Gast empfangen falle, als sich rasch die Thür des Zimmers öffnete und Herr de Tinteuille sich vor der Jungfrau aus ein Knie nieder ließ, in ehrfurchtsvoller Demut das Haupt beugend. Der französische Edelmann befand sich noch in voller Rüstung. Das Schwert an der Hüfte, den blitzenden, federumwallten Stahlhelm in dem rechten Arm haltend, die Unke Hand auf das Herz gelegt, so schaute er mit seinen dunklen, sehnsüchtigen Augen auf zu dem jungen Mädchen. Über sein wettergebräuntes Antlitz, von schwarzen Locken umrahmt, um seine feinen Lippen, von dem dunklen kecken Barte halb verhüllt, zuckte es wie Schmerz, Mitleid und unnennbare Sehn sucht Anna de Gournay schloß die Augen; sie fühlte sich bezaubert von der ritterlichen Schönheit dieses Mannes, und doch sollte sie ihn hassen als den Feind ihrer Heimatstadt, als den Feind ihres Vaters. „Verzeihung", flüsterten seine Lippen. „Verzeihung, Anna, wenn ich so stürmisch in Euer Haus einge drungen. Aber ich wußte Euch in Not, ich erfuhr, was man Eurem Vater gethan, und eilte hierher, Euch meine Hilfe anzubieten." „Erhebt Euch, Baron", erwiderte Anna, deren Wangen jetzt die Glut der Erregung bedeckte, „erhebt Euch und sag» mir, weshalb mein Bruder noch nicht gekommen." Herr de Tintruille stand auf, und in ehrfurchts voller Haltung erwiderte er: „Euer Bruder wird durch ehrenvollen königlichen Befehl bei der er krankten Königin zu Joinville zurückgehalten. Er steht in der Kompagnie Ihrer Majestät, in der nur die edelsten Jünglinge Ausnahme finden. Er gab mir Auftrag, der Schwester seinen Gruß zu über bringen.' (Amts, folgt.) Chemie. Durch die Untersuchungen eines Ber liner Ehemikers, Or. Th. Weyl, hat sich, wie man der „Tägl. R." schreibt, der in der Industrie und Technik viel gebrauchte Farbstoff Dimtrokressol oder Safsransurrogat (auch Viktoriagelb, 3 »uns anKlai» genannt) als ein höchst gefährliches Gist herausgestellt. Das Dimtrokressol kommt als rote- Pulver in den Handel, ist im freien Handverkauf in allen Droguen und Apotheken käuflich und wird zum Gelbfärben von Milch, Natnr- und Kunstbutter, Nudeln und Likör be nutzt, aber auch vom Publikum vielfach als Haus mittel angewandt. Der Sitz der Industrie für das Dimtrokressol ist hauptsächlich daS Königreich Sachsen, in dem jährlich viele tausende Psund davon abgejetzt werden. Das Dimtrokressol ist nicht erwähnt in dem Reichsgesetz vom 5. Juli 1887, welches den Verkauf derjenigen Farbstoffe verbietet, die al- gesundheits schädlich zur Herstellung von NahrungS- und Genuß- mitteln nicht verwendet werden dürfen, und darum glaubt vr. Weyl umsomehr, vor der Giftigkeit de» Dmitrokresfols warnen zu müssen. Bald nach der Veröffentlichung seiner Untersuchungen, welche die Schädlichkeit deS Saffransurrogates dargethan haben, ist auch schon aus Bremerhaven eine Vergiftung mit diesem Stoff bekannt geworden. Eine Frau, die sich unwohl fühlte, ließ sich aus der Apotheke von ihrem Mädchen für 15 Pf. „Saffran" holen, das Mädchen brachte ein rot gefärbte- Pulver. Bald nachdem e» eingenommen war, stellten sich bei der Frau Krämpfe und Atemnot ein, nach fünf Stunden war sie eme Leiche. Die Menge, welch« die Frau zu sich genommen hat, wird auf etwa 3 Gramm ge schätzt. Bei der Sektion der Leiche sand man barten beiden Mittelmeermächten komme« werde. Der französische Minister vermeidet e- klüglich, einen Streit fall auf die Spitze zu treiben, in dessen Verlaus Frank reich bi- jetzt wenige Lorbeeren geerntet, dafür aber um fo empfindlichere moralische Einbußen davonge» tragen hat. Da» energische Auftreten Hrn. Eri-pi-, mag es mit den herkömmlichen diplomatischen Ge pflogenheiten immerhin in einem gewissen Gegensätze stehen, hat doch da- Gnte zu Wege gebracht, daß die Politiker au der Seine stutzten und ihr völkerrecht liche« Beweismaterial einer gründlichtreu kritischen Prüfung unterzogen. Als Ergebnis dieser Prüfung wird man e- betrachten müssen, daß Hr. Goblet in seinem Entgegnungsrundschreiben an die Mächte gelinde Seiten aufzieht, welche dem Stand der Massauahfrage viel von seiner Schärft nehmen und den AuSbltck auf eine allmähliche Versumpfung diefeS unliebsamen Zwischenfalles eröffnen. Ob Hr. Goblet bei Ab fassung seiner Note mehr der Rot als dem eigenen Triebe gehorchte, kann angesichts der Thatsache, daß er auf daS Gebiet akademischer Erörterungen hinübergelenkt hat, füglich unerörtert bleiben. ES genügt, daß Frankreich aus dem Wege, dessen weitere Verfolgung es oller Wahrscheinlichkeit nach in eine Sackgasse führen mußte, Halt macht und sogar den Wunsch nach Verständigung durchschimmern läßt, mag derselbe nun ernst gemeint sem oder nur den Wert einer Redefloskel beanspruchen. Nach dem Inhalte der Gobletschen Erwiderung zu urteilen, dürften die französisch-italienischen Beziehungen allmählich wieder auf das Niveau der latenten Krise zurücksinken — bis ein abermaliger Zwischenfall das alte Spiel von neuem eröffnet; eS sei denn, daß es der französischen Republik unverhofft gelänge, die Herrschaft über sich selbst und damit ihrer politischen Aktion eine Stetigkeit zu ge winnen, welche derselben jetzt, sehr zu ihrem eigenen Schaden und auch nicht zu Nutz und Frommen der internationalen Gesamtlage, fo gut wie vollständig mangelt. Denn das ist eben der wahre Keim des Europa erfüllenden unausrottbaren Mißbehagens, daß niemand zu fagen vermag, was zwischen dem Heute und dem Morgen in Frankreich geschehen und ob nicht urplötzlich aus dem Wetterwinkel der französischen Volksleiden',chaften ein Orkan losbrechen werde, der alle Vorausberechnungen europäischer StaatSkunst mit elementarer Gewalt über den Haufen wirft. Die „Nordd. Aüg. Ztg." schreibt: Wettergehende Schlüffe lassen sich aus der gestern in Berlin vollzogenen Reichstags wähl, bei welcher nicht einmal die Halste der Wahlberechtigten ihr Wahlrecht auSübte, nicht ziehen, so bemerkt bereit- zutreffend ein Morgenblatt. Alle an dieser Wahlenlscheidung beteiligten Parteien aber dürsten sich deS Re sultates derselben zu schämen haben. Da- gilt auch von den Sozialdemokraten, welche gestern Sieger geblieben sind. Sie hatten angekündigt, durch die erlangte Stimmenzahl zeigen zu wollen, wre ihre Partei in stetigem Fortschreiten begriffen wäre, und sie haben rund 4500 Stimmen gegen die vor Jahre-srrjt von ihnen ausgebrachte Stimmenziffer eingebüßt. Damat» stimnuen 35,8 Proz. der Wahlberechtigten jozialvemokrathch, jetzt nur noch 27,7 Proz. Da von keiner Seile bestritten wer den kann, daß die Sozialdemokraten die denkbar größten An strengungen gemacht haben, einen „glänzenden Sieg" zu errin gen, und da gewiß nur sehr wenige sür sie mobil zu machende Wahlstimmen nicht zur Abgabe gelaugt sind, so dürste sür die obsiegende Partei dieses Resultat gerade kein sehr befrie digende- sein. Wenig über ein Viertel der Wahlberechtigten haben dem Wahlkreise einen Vertreter geben können, weil über die Häljte der Wähler daraus verzichtete, ihr Wahlrecht auszuüben l DaS ist die einzig bemerkenswerte Erscheinung diese» Wahlakte». Wenn von »3 000 Wählern KL ovo ihr Wahlrecht nicht auS- übun, so liegt darin ein glänzende- Zeugnis sür die auch in jenem Wahlkreise obwaltende Zusriedenyett mit den öffentlichen Zuständen, denn die Unzusriedeneu sind stets bereit, ihrer Stim mung durch den Wahlzettel Ausdruck zu geben. ES wird nicht daran zu zweifeln sein, daß viele der Wäh ler, welche mit Vertrauen die Entwickelung der politischen An gelegenheiten betrachten, sich der Stimmabgabe enthalten haben, weil sie die Zerspitterung der nichtsozialdemokratischen Elemente anekelte. Wenn aber daS allgemeine Wahlrecht besteht und wenn es gilt, eine umstürzlerische Richtung au- dem Besitze eines ReichStag-mandate- zu verdrängen, kann eS dann mtt der staatsbürgerlichen Pflicht in Einklang stehen, das Wahlrecht nicht auszuübcn, und sei es auch wegen der bitteren Empfind ung, daß ein gemeinsame» Vorgehen der Ordnungsclemente ver eitelt werden kann? Gerade da» gestrige Wahlresultat läßt erkennen, wie bei gemeinsamen Vorgehen derjenigen, welche den Umsturz der be stehenden Staats- und Gesellschaftsordnung nicht wollen, der sozialdemokratische Kandidat hätte, und zwar sogar leicht, ge schlagen werden können. Wenn da- nicht geschehen tft, so tragen dasür jene die Verantwortung, welche wegen de- Strei tes um den Mandatsknochen das höhere Ziel au- den Augen ließen. Aber, gerade wett bei den obwaltenden Umständen gestern 52 ovo der Wahlurne sern blieben, wud der Vorschlag eine» gemeinsamen Vorgehen» der Ordnungspartelen bei zukünftigen Wahlen erneuert und durchgesührt werden müssen. Paris, 30. August. Heute liegt der Wort laut der Antwort Goblets uuf die letzte Erispi'fche fast alle Organe, besonders den Magen, star gelb gefärbt, vr. Weyl hat die giftige Wir kung des Saffrans erkannt durch eine Reihe von Ver suchen, die er an Kaninchen und Hunden angestellt hat. Er benutzte dazu das käufliche Saffran, welche» au- 60 Prozent Dinitrokrefsolkalium und 40 Pro zent Salmiak besteht. Die Tiere gingen mit deu Erscheinungen der akuten Karbolfäurevergistung zu Grunde: Erbrechen, starke Diarrhöen, ängstliche» Zittern, Krämpfe, Atemnot. Der Lod erfolgte nach 20 bis 30 Minuten. Schon ein Viertel Gramm des Dimtrokressol reichte hi«, diese töttiche Wirkung her vorzubringen. Danach unterliegt es keinem Zweifel, daß das Saffransurrogat ein höchst giftiger Stoff ist. ES muß zugegeben werden, daß mit einem etwaigen Verdrauchsverbot de-felben der Industrie ein erheblicher Nachteil entstehen würde, da eS seiner außerordentlich starken Farbkraft wegen einer der billigsten Farbstoffe ist, von dem eine kleine Menge zu einer kräftigen Färbung genügt. Dagegen muß aber darauf aufmerksam gemacht werden, daß durch wiederholten Genuß auch kleiner Mengen schädlicher Stoffe mit der Zeit schwere Störungen der Gesund heit entstehen, wie dies bereit- für Blei und Arsen nachgewiefen ist. Als Ersatz für da- Dinitrokresfol bieten sich der Industrie an natürlichen Farbstoffen da- Gelbholz, Lalendula, Gelbbeeren und Orleans und an künstlichen Farbstoffen noch das Martin-gelb und das Buttergelb, die nachweislich vollkommen un schädlich sind. Erdbeben in Japan. Der „Japan Daily Mail'^, ein englische» Blatt, da» in Yokohama „scheut, ver-
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