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M2V4 Sonnabend, de« 1. September, abends. L»-««rluUd <t« clsutxUr« N»iok«i tritt ko«t- aoä 8tvmp»l»a»l:bi»^ tü»»». l» v«n»«8«o lUrrlloln .... »8 Nor» jLürlict» - 4 Kork K0 ?L Lü»r«tLv ttomm«r»: lO ^»KSoälxooxo^dadr»» r t?ür «tso 8»um vü»«r »vvpolt«»«» 2«il« kisümr ZoUriK 20 l'k. vutor „Ltv^«»«u»ät" äi« 2ell« KV kl. v«i F»k«IIsv aoä 2i8srü»»t« «ottpr. Aaikoklo^. Nr»«N»l»«ar IK^Iivd mit Xa,»»l»mo ävr 8oim- nuä koisrt»^« »KvLä». 1'vri»pr»ob-X»sol>Ii»»: dir. 18V5. Dres-mrIomnnl. Für die Gesamtleitong verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der (itteratur ¬ und Kunstgeschichte. 1888. Losodm» ro» 4a^a»ai8»»8«» » Lrooctvt«««', OommlumovLr ä« 0r«<tQ«r 4oarv»l», LoMdaiU-8«rU» >»»«I Lril»a rnmttirt o. » : «8 ko-l«', »«rUo-Vt«» Lomdor,- kr», - lotpitU krooktirr» ». L-«i Ltai»«,' kort»-lo»4»» 8»rU» krooUarto. » »NitlKor»: Loob« O 0».,' >«U»! /ovat»ct«mtaok, SürUt»: v. Ltot^rr« Ko»»ovr: v. üo^*l«i«', SloU« o. I.» F. Loret L Vs. N»r»ll»8»d«r, Lrpsäitioo äs» Orvsäuor ^onrv»l». Vrv«1su, ^vio^«r»tr»«v 8V. ksnuprsvk-^LrvMiu»! Ur. IL8S. Amtlicher Teil. Dresden, 1. September. Ihre Majestät die Kö- nigin sind heute Vormittag 11 Uhr 3 Minuten von Berlin wieder hierher zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben dem Hofzahlmeister Carl Friedrich Hofsmann den Titel und Rang eines KammerratheS Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, vem Oberingenieur für Regulirung von Wasser läufen, Baurath Löhmann, das Dienstprädikat Ober- baurath zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Hostheater- Chorsänger Julius Reichert das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen Allergnädigst geruht. Dresden, 30. August. Mit Allerhöchster Geneh migung Sr. Majestät des Königs ist dem Färber- meister Ferdinand Otto Eccardt zu Glauchau für die von ihm am l9. Juni dss. Js unter eigener Lebens gefahr bewirkte Rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Mulde die silberne Lebensrettungs medaille nebst der Befugnis zum Tragen d-rselben am weißen Bande verliehen worden. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische Wachrichten. Berlin, 1. September. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Die beutige Parade deS gesamten GardecorpS auf dem Tempelhofer Felde nahm bei prachtvollem Wetter einen glänzenden Verlauf. Se. Majestät der Kaiser war bereits früh Uhr an der Spitze der Fahnrnkompagnie auf dem Paradefeld erschie nen und dann nach der Stadt zurückgekehrt. Schlag 9 Uhr erschien der Kaiser, welcher mit den übrigen Fürstlichkeiten in der Kaserae des 1. GardedragonerregimentS zu Pferde gestiegen war, auf dem Paradefelde, rechts neben ihm Se. Ma jestät der König von Schweden, daneben Se. Ma jestät der König von Sachsen und dahinter Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Heinrich, der Kron prinz von Griechenland und Prinz Albrecht mit dem Feldmarschallstabe in der Hand, mehrere andere Fürstlichkeiten, die fremden Militärbevollmächtigten und ein glänzendes Gefolge. Se Kaiserl. Hoheit der Kronprinz und Se. Königl. Hoheit der Prinz Eitel Friedrich folgten mit ihrer Gouvernante in einem Vierspänner. Der Kaiser ritt während die MusikcorpS den Präsentiermarsch spielten, im Schritt die Front der in zwei Treffen aufgestellten Truppen entlang und ließ dieselben darauf zwei- mal im Parademarsch defilieren. Die Mitglieder der fremden Gesandtschaften wohnten der Parade zu Wagen bei. Der südwestliche Teil deS Parade- feldcS war von dichten Zuschauermassen bedeckt. Dir militärische Luftschifferabteilung nahm von einem über dem Paradefelde befindlichen Ballon captif aus Beobachtungen vor. Der Kaiser mit seinen hohen Gästen wurde auf dem Hin- und Herwege von der Bevölkerung, welche m dichten Massen alle Straßen säumte, mit stürmischen Ovationen begrüßt. Wiesbaden, 1. September. (Tel. d. Dresdn. Jeurn.) Se. Majestät der König von Dänemark reiste heute früh nach Ballenstedt, vou wo derselbe sich nach Kopenhagen begiebt. — Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich traf heute früh in Kron- berg rin, besichtigte die Billa Reiß und begab sich um 10 Uhr nach Homburg zum Besuche des Prin zen und der Prinzessin von Wales und deS Prinzen Christian von Schleswig-Holstein. Feuilleton. K. Hofthcater. Freitag, den 31. August, gastierte in Grillparzers dramatilchem Märchen „Der Traum ein Leben" Hr. Prechtler vom Stadt theater in Prag als „Rustau". Dies phantastische, hochpoetischr und symbolische Märchendrama macht an die Darstellung — mit Ausnahme der Partien Zangas und eines „alten Weibes" — saft nur die Anforde rung deklamatorisch vorzüglicher Ausführung, aber die Darstellenden ergreifen mrt eifriger Neigung diese Ge legenheit, um sich einmal in äußerlich ausgiebiger emphatischer Deklamation genug zu thun, ohne dabei auch nur die Schwierigkeit der von ihnen wenig ge übten Trochäen-Sprache überwinden zu können. Der Gast, Hr. Prechtler, ging ihnen hierin voran. Sein übermäßig hestiger, überstürzter Vortrag, sein stoß- weißer krastansatz im Beginn einer Redeprriode und in der Accentuierung ergaben ein wenig gelingendes, in der Färbung übertriebenes und psychologisch flach gezeichnetes Bild des Rustan in „Traum und Leben". Auch sehlt dem Organ des Gastes jugendlicher Slang und Schmelz der Toner. Selbst Hr. Klein ließ sich als „Zanga" zu einer zu anstrengenden Kraftdeklama- tion verleiten, wodurch das dämonische Wesen in der Zeichnung dieses Verführers sehr abgeschwächt wird Frl. Heberlein-Mirza hat sehr nachdrücklichen Fleiß aus Deutlichkeit der Sprache und Natürlichkeit de- AuSdruckS zu verwenden. Meisterhaft im Sinne der Dichtung wurde „das alte Weib" von Frl. Berg charakterisiert. B. Pari«, 1. September. (Tel. d. DreSdnIJourn.) Nach Meldungen aus Hy« reS wohnten der Minister präsident Floquet und der Marineminister Krantz dem gestern veranstalteten Festessen bei. Beide hielten Reden. Minister Krantz versicherte, die stattgehabten Manöver bätten keinerlei kriegerische Bedeutung. Er habe sich nur überzeugen wollen, ob die Flotte im gegebenen Augenblicke fertig sein würde. DaS habe sich gezeigt. Frankreich wolle keinen Krieg, aber es wolle dem Lande erklären können, daß es keine Demütigung zu erwarten habe und nicht zurückzuweichen brauche. Minister präsident Floquet dank e für den herzlichen Em pfang. Der Grund seines Kommens sei ein durchaus friedlicher. Er habe die Marine be- grüßen wollen, die auswärtige Feinde nicht zu fürchten habe, falls es solche geben sollte. Die Republik fürchte auch keine inneren Feinde, ebenso wenig offene Reaktion wie usurpatorische Ver suche. ES bedürfe keiner Ausnahme- oder Rück- zugömaßregeln. Die Republik werde auf der vor- gezeichneten Linie vorwärts gehen und alle Die jenigen bei Seite liegen lassen, welche die monar chische Restauration oder die Diktatur deS Zufalls herbeiführen möchten. Madrid, 31. August. (W. T B.) Meldungen aus Tanger zufolge ist es dem Sultan von Marokko gelungen, die von.bcn Stämmen im südlichen Atlas bewerkstelligte Blockade zu durchbrechen. Die auf ständischen Stämme haben sich wieder unterworfen. Dresden. 1. September. Die Vorgänge in Thibet unv Afghanistan. Den neuesten Nachrichten englischer Blätter Zufolge scheint sich in Thibet und Afghanistan ein Kamps gegen die englische Herrschaft in Asien vorzuberetten, der bei der Ausdehnung des britischen Gebiets und dem Hasse der Asiaten gegen ihre Oberherren mög licherweise nicht ohne ernstliche Folgen bleiben wird. In dem unter chinesischer Oberhoheit stehenden Reiche des Dalailama, des geistlichen Oberhauptes der An hänger Buddhas, hat man das Vordringen der Eng länder nach Zentralasien ichon seit langen, mit miß trauischen Blicken verfolgt und sich nach Kräften da gegen zu stemmen gesucht, ohne mdeß, w,e leicht be greiflich, die Annexionen der kleineren Himalayastaaten hindern zu können. Nach der Einverleibung Birmas suchte die anglo-indische Regierung eine Handelsstraße durch Thibet nach dem südlichen China zu gtwinnen; alle daraus gerichteten Bestrebungen scheiterten jedoch an der Hartnäckigkeit der Thibetaner, die ihr Land nur noch strenger als bisher von jedem Verkehr mit Indien abschlossen. Dies hinderte natürlich die Engländer nicht, die Erreichung ihres Zieles auf andere Weise zu versuchen; sie bemächtigten sich zu dem Zwecke der zwischen Nepal und Bhutan gelegenen an Thibet grenzenden Landschaft Siklim, von welcher ein Teil britischer Vasallenstaat mit der Hauptstadt Entehr unter einem einheimischen Radjah, der andere britischer Bezirk mit der Hauptstadt Dardschiling wurde. Zweifelsohne ist diese Besitzergreifung, wie schon angedeutet wurde, nur als der erste Schritt zur Gewinnung einer Landverbindung nach China anzu sehen, um die es den englischen Kaufleuten in erster Linie zu thun ist. In Thibet scheint man jedoch nicht gewillt, diesem Umsichgreisen der englischen Herrschaft noch weiter mit verschränkten Armen zuzuschauen, denn nach einem Berichte der „Times' vom 26. d. Mts haben die Thibetaner beschlossen, die Engländer aus Sikkim zu vertreiben. Der betreffende Bericht besagt, daß eine 15000 Mann starke thibetanische Armee Befehl hatte, schon am 22. d. M das schwache eng ¬ lische BesatzungscorpS von Sikkim anzugreifen, daß der angekündigte Vormarsch aber infolge der Weissagungen von Sterndeutern und warnender Orakel noch ver schoben wurde. Inzwischen haben nun, wie wir in einem die betreffenden Vorgänge beleuchtenden Aufsatze des „Hamb. Korresp." lesen, die Thibetaner den Paß von Nathanla überschritten, rücken auf Entchi vor und hoffen es durch ihre Übermacht zu nehmen, ehe eng lische Verstärkungen angekommen sind. Solche sind allerdings jetzt unterwegs, aber sie kommen, da eS in diesen Gegenden keine Eisenbahnen giebt, nur langsam zur Stelle, und die Streitmacht des englischen Obersten Graham in Sikkim wird auch daun nur 2300 Mann und 8 Kanonen zählen, von denen 1500 in Marsch sind, um Gnatong zu besetzen. Die nächsten Wochen werden vermutlich schon den Ausgang dieses Konfliktes bringen. Gleichzeitig ist aus Turkestan die Nachricht einge- laufin, daß dessen Statthalter Jschak Khan sich gegen den von den Engländern eingesetzten Emir Abdurrha- man empört hat. In dem vorher erwähnten Aussatze des „Hamb. Correip." wird an den Bericht über die sen Vorgang eine beachtenswerte Betrachtung geknüpft, welcher wir nachstehendes entnehmen: Emir Abdurrhaman sowohl als Jschak Khan sind Vettern und Neffen des früheren Emir Schir Ali, von dem sie zusammen noch Russisch Turkestan flohen, wo sie Jahre lang als Pensionäre des Statthalters Ge nerals v. Kaufmann lebten. Als Schir Alis Herr schaft durch den Feldzug der Engländer von 1879 erschüttert ward, während dessen er starb, kehrten beide nach Afghanistan zurück, mit der Verabredung, daß jeder von ihnen behalten sollte, was er bekommen könne. Jschak Khan setzte sich im Norden in Balkh fest, Abdurrahman wandle sich gegen Kabul und wußte sich trotz der von Rußland früher empfangenen Sub- sidien den Engländern so zu empfehlen, daß sie ihn, nachdem Jakub Khans, des ersten Nachfolgers Schir Alis, Verräterei bei dem Morde des englischen Ge sandten in Kabul, des Majors Earagnari, erwiesen war, zum Herrscher Afghanistans erhoben und mit ihm das Schutz- und Trutzdündnis von Gundamak am 26. Mai 1879 abschlossen. Seitdem hat Abdurruhman seine Herrschaft trotz wiederholter Aufstände behauptet. Ein anderer Ver wandter, Ejub Khan, der Statthalter Herats, der sich tapfer gegen ihn und die Engländer wehrte, mußte 'fliehen, Jschak Khan ward dem Namen nach sein Statthalter in Turkestan, hat aber dort stets eme sehr unabhängige Stellung eingenommen, wie über haupt diese erst durch Dost Mohamed eroberte Provinz, welche von einer von den Afghanen ganz verschiedenen usbekischen Bevölkerung bewohnt wird, stets nur in losem Zusammenhang mit dem Herrscher in Kabul gestanden hat. Abdurrhaman mußte ihn gewähren lassen, weil ihn die Ausstände der Ghilzais, die Ein- sälle Ejubs und die russische Grenzregulierung zu sehr in Anspruch nahmen. Seit er aber alle Nebenbuhler beseitigt hat, scheint er auch entschlossen über Jschak Khan seine Botmäßigkeit herzustellen. Derselbe hat inzwischen seine Herrschaft in Turkestan sehr besestigt. Er ist ein fanatischer Muselman, gehört zu dem Orden der Nakschabundis, einer Sekte von Derwischen, die im 14. Jahrhundert von dem bok- harischen Heiligen Bahauddio begründet ward, und hat den Ruf großer Heiligkeit erworben. Seine Armee ist ebenso fanatisch und trägt lange Locken, um sich von der profanen Menge zu unterscheiden. Er steht an der Spitze der anti-englischen Partei, die Abdur rahman seine Abhängigkeit von den Ungläubigen vor wirst, und übt jedenfalls in dem Gebiete zwischen Hindu-Kusch und Oxus großen Einfluß. Abdurrahman begann damit, gegen ihn vorzugehen, daß er den Bezirk von Maimene von Turkestan ab- trennte und unter die Regierung von Kabul stellte, was seinen Vetter heftig erzürnte. Als er ihn daraus im Oktober 1887 nach Kabul berief, hütete Jschak sich, dieser Aufforderung zu folgen, da er vorausfah, daß er schwerlich von dort wieder zurückkehren würde, und ließ sich mit allerlei Vorwänden durch einen seiner Offiziere entschuldigen, den der Emir sofort enthauptet haben soll. WaS sein jetziges Vorgehen betrifft, so glaubt man, daß es zunächst bezwecke, Maimene wieder unter seine Herrschaft zu bringen, und wenn er dabei Unterstützung bei der dortigen Bevölkerung findet, die zu den tapfersten usbekischen Stämmen gehört, so wird der Emir einige Mühe haben, ihn zu unterwerfen. An sich könnten solche innere Streitigkeiten gleichgiltig erscheinen, aber bei dec Nebenbuhlerschaft Rußlands im Westen und Englands im Osten haben sie stets eine weitere Bedeutung, und eS ist kein Zweifel, daß bei dem Haß Jschaks gegen die Engländer dieser sich aus Rußland stützt. Maimene liegt nur zwei Tage märsche von der russischen Grenze, und wenn der Ausstand ernst wird, so kann er bas ganze nördliche Afghanistan, einschließlich Beda Khens, Wakhens und Shignens umsassen, die nur in losem Vasallenoerhält- nis zu Kabul stehen, und da sie die Hauptpässe ent halten, die von Norden nach Indien führen, in letzter Zeit von den Russen genau durchforscht sind. Der Vorwand einer Grenzverletzung oder der Notwendig keit, in den benachbarten Stämmen die Ordnung her zustellen, wird leicht vom Obersten Alikhonow zur Einmischung gesunden werden, wenn ihm nicht das Gegenteil von St. Petersburg besohlen wird, wie dies bei dem kürzlichen Grenzstreit mit den Salor- Turkmenen im Süden der Fall war. England dagegen ist fern, muß sich aus Berichte eingeborener Agenten und des Emir verlassen und hat keine Truppen zur Stelle. Zunächst hat Abdurrahman den Vizelönig Lord Dufferin ersucht, ihm einen Vertrauten zur Be sprechung zu senden, und als solcher wird der aus wärtige Sekretär der indischen Regierung, Mortimer Durand sich mit 6 bis 7 Osfizieren und einem Ge- solge eingeborener Reiterei nach Kabul begeben. Halt Rußland sich zurück, so wird der Emir wahrscheinlich mit seinem Vetter fertig werden; unterstützt es den letzteren oder schreitet es gar selbst ein, so »st schwer abzusehen, was England thun will, da es unmöglich Truppen durch das ganze unwegsame Asghanistan hindurch senden kann. Es würde durch ein Einschreiten der Russen aber schlagend die Wertlosigkeit der Ärenz- regulierung bewiesen, welche Lord Salisbury als einen so großen Gewinn betrachtete, dem zu Liebe er Ruß land bis auf wenige Tagesmärsche an Herat vor rücken ließ. Wir werden dann wahrscheinlich seitens Englands eine neue Bethätigung des bekannten Wortes sehen „Der Starke weicht mutig einen Schritt zurück", und der Emir würde ersahren, daß der Art. 2 des Vertrags von Gundamak, wodurch England sich ver pflichtet hat, ihn gegen jeden auswärtigen Angriff mit Geld, Waffen und Truppen zu unterstützen, nur einen sehr relativen Wert hat. Lagesgrschuhtt. Dresden, 30. August. Der Kaiserl. russische Mi nisterresident, Baron v. Mengden, hat einen mehr- wöchentlichen Urlaub angetrelen. Für die Dauer seiner Abwesenheit wird der Kaiserl. russische Lega- tionsjekretär Gras Prozor die Geschäfte der Gesandt schaft führen. * Berlin, 31. August. Se. Majestät der Kaiser verblieb am gestrigen Abend mit den Königlich sächsischen Majestäten vereint und nahm mit Aller- höchstdenselben auch gemeinsam das Souper ein. — Abends 8 Uhr 40 Mm., langten dann noch auf dem Stettiner Bahnhofe Se. Königl. Hoheit der Groß- Die letzten Tage der freien Reichsstadt Metz. Geschichtliche Erzählung von O. Elster. (Fortsetzung.) Das Osterfest nahte. Die Welt prangte im Blüten schmuck und zum blauen Äther empor schwangen sich jubilierend die Sänger der Lüfte. Aber die sonst so liebliche Ebene um Metz starrte in kriegerischen Waffen. Der Landmann hielt sich scheu zurück in seinen Ge höften und ließ seine Felder von den Rossen der französischen Krieger zerstampfen. In den Wein bergen am Ufer der sanft dahinglettenden Mosel sah man nicht die hellgekleideten Arbeiter und Arbeiterinnen, welche die Reben sorgsam an schlanke Stäbe banden, sondern rauhe, arg gewappnete Gestalten lagerten jetzt dort um lodernde Feuer, welche durch trockene Reben und die sie früher stützen den Stöcke genährt wurden. Auf den Wellen der Mosel wiegten sich nicht leichte Kähne mit fröhlichen Menschen oder aufmerksam in die Flut starrenden Fischern, sondern schwer mit allerlei Kriegsmunition und Fourage beladene Schiffe zogen stromabwärts zur Stadt Metz, bewacht und geleitet von fremden Kriegs- knrchten. Am Kai deS Roches oder an der Isle du Petit Saci» ankerten dre schweren Kähne, und unter rohen Flüchen und wüsten Reden ward ihre Fracht in den städtischen Häusern untergebracht. Und dann kam der Tag, an dem der König von Frankreich einzog in die freie Stadt Metz. Vor der Porte Champenoise auf dem freien Platz, Champs L Panne geheißen, der sonst zu fröhlichen Jahrmärkten diente, ward jetzt das ernste und doch prächtige Schauspiel einer Revue über die sämtlichen Truppen abgehalten. Stolz saß der König auf milchweißem Roß und ließ Fähnlein aus Fähnlein, Geschwader auf Ge schwader, Geschütz auf Geschütz an sich vorüber ziehen. Dann sprengte er auf die Porte Champe- nolse zu, wo ihn vier Metzer Edelleute, unter ihnen Robert de Heu, mit dem Baldachin erwarteten, unter dem der Kaiser des deutschen Reichs in die Stadt einzuziehen pflegte. Unter den prächtigen, gold- und silberstrahlendev Baldachin trat der König von Frankreich. Die Glocken der Stadt läuteten, die Trom peten und Hörner erschallten, und der Zug setzte sich iu Bewegung. Vorauf die Herolde Frankreich- mit den Fahnen und Wappen, in dunkelroter sammtner Kleidung mit silbernen Lilien gestickt, dann folgten die Musiker, und ihnen mit festem, wuchtigem Schritt in wohlgesügter Schlachtordnung 200 Schweizer, die Arkebuse auf der Schulter, die brennende Lunte in der Hand. Hinter diesen Truppen schritten in würdiger ernster Haltung drei Kardinäle in ihren langen roten Ge wändern, der Kardinal von Lothringen, der von Metz und der von Chatillon; dann folgte zu Fuß, in voll ständiger blitzender Rüstung, doch entblößten Hauptes, der Lonneiadle de Montmorency, das Schwert dem königlichen Herrn vorantragend. Hinter seinem Feldherrn ritt Heinrich von Frank reich unter dem Baldachin der Deutschen Kaiser; ihm folgten die Fürsten und Edelleute seine- Hofes und Heeres, dann seine Garden und das übrige Heer. Stavnend sah da- Volk von Metz die Macht und den Glanz dieses Einzuges. Hier und da klang der Ruf: »Vivs l« koil", aber meistens herrschte be wundernde Stille, an der auch ahnungsvolle Furcht ihren Anteil hatte. Zur Kathedrale bewegte sich der Zug, und hier schwur der König nach feierlichem Is veuw am Altar aufs heilige Evangelium, die Frei heiten und Privilegien der Stadt respektieren zu wollen. Dann begab sich der König in das bischöf liche PalaiS, und alle Herren vom Metzer Adel eilten dahin, um dem neuen Herrn zu huldigen. Erleichtert atmeten sie auf, denn der König hatte ja geschworen, die Freiheiten der Stadt zu erhalten. Auch das Volk jauchzte jetzt dem vornehmen Gaste zu, als welcher der König Heinrich jetzt, nach seinem Schwure, be trachtet wurde. ES jammelie sich vor dem bischöf lichen PalaiS und erfreute sich an dem glänzenden Leben und Treiben. Auch das Heer verließ wieder die Stadt, in der nur die Garden des Königs und eine mäßige Besatzung blieben. Doch wie sand sich der Magistrat von Metz enttäuscht, als der König nicht nur alle Anordnungen deS Connetable gut hieß, sondern in energischen Ausdrücken von sämtlichen Be amten der Stadt den Eid der Treue forderte Einzelne Mitglieder der alten Metzer Familien weigerten sich standhaft, doch der König machte kurzen Prozeß. Er ließ aus den französisch gesinnten Familien einen neuen Rat der Dreizehn ernennen, unter dessen Mitgliedern außer Herrn de Talanges, Seigneur Robert de Heu, Seigneur de Roussell und Monsieur de Traval die bedeutendsten waren. Dieser neue Rat der Stadt schwur nun dem Könige von Frankreich den Eid der Treue, in welchem Kaiser Karl aller Ansprüche aus Metz verlustig erklärt und die Inschrift »n der Kathedrale gebilligt wurde, »üenriciuo sssuncku«, knuiemcorno» rsi, Osrlu»oi»s «t. «Lari irapvrü protsetor."