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Dresdner Journal : 23.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188808233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-23
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 23.08.1888
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MISS. l» »»"»«» d«» äsattoN» Loiob«. tritt kost- a»ä ^jLürliob- 4 b "k. Ni»»«. Kiwi«!«« HulLinsr»: lü kl^ ^i»Lvittl>M">^Ik«'b»krvo, t>'Är «iso lt»>uu «ü»or sssp^Itsoso 2oil« 8ct»nk «0 ?L v»t«r „kui^««u»ät" äi« 2eU« L0 kl. vsi m><i 2iS»r»«»tt «otipr XaLotil»^. kr»ed«t»»»r l^Iiok wit >o«i»«üu»» ä«r 8oiu> iu>ä k«i«rt»^» ^»r»»pr»ot>->»»olllll»»: Kr. 1285. Donnerstag, den 23. August, abends. DreMerIournal Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, j)rofeffor der (itteratur- und Kunstgeschichte. 1888. F-N»kw» ro» äll^Uoälxn»^» nmnrLrw, LMxtt» F>. Lniiciiiitt», 6o«n>1»uooLr ä« l-rv«<lL«r lonnutt»; N»»d«ri->«rU» Visa r«ip,tU >»-»! Ir»»I»a ^r»»tt«rt ». U : <0 kc^ler, S«rU» Vt,a -S«wd«^ kr»^ - - eriuiklarl ». U.-ULocd«^ äko«e,- k»rt» L»»äo» S»rU» kr»Llliur U »tnll^»rr: F>a«t>« «S Oo./ »«rUru /»valicisnctanl:, 0»rUl»: (/. äkütie^« ^*ch/ölo«r,' Siwor.r: (7. Lc/»ü«4er> U»U« ». I.i F. L«-ct L vo. U»r,o»r»d»r« Läm^I. krpväillon äv» 0rv«ä»or 7ollrnLl» Vrviäso, ^vioKsr»trs«v SV. koruspreoti-^osoUIlls»! Ur. 1285. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der vortragende Rat im Ministerium des Innern, Geh. Regierungsrath vou Metzsch, das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Dänemark verliehene Commandeurkreuz 1. Classe des Danebrogordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberbürgermeister vr. Stübel zu Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen St. Annenorden 2. Classe annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Director der Frauenklinik zu Dresden, Medicinalrath Professor vr. Leopold', das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen- Altenburg verliehene Comthurkreuz 2. Classe des Sachsen-Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatsangehörige Professor vr. ptnl. Iran Paul Richter in Florenz das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Württem berg verliehene Ritterkreuz 1. Classe des Friedrichs« ordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatSangehö- rige Kaiserlich Russische Staatsrath und ordentliche Professor an der Universität Dorpat, vr. Mücke den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen Stanislausorden 2. Classe annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der praktische Arzt vr. u^«6. Marschner in Dresden das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehene Ritter kreuz 2. Classe des Sachsen-Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann Alfred Gut mann zu Dresden das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Spanien durch Ihre Majestät die Königin- Regentin verliehene Ritterkreuz des Ordens Isabella der Katholischen annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kunst- und HandelSgärtner Hermann Seidel in Striesen den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen St. Stanislaus orden 3. Classe annehme und trage. Nichtamtlicher Teil. KetegraphiscHe Wachrichten. Friedrichsruhe, 23. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ministerpräsident CriSpi ist heute vor mittag von hier abgereist. Dem Brrnehmen nach degiebt sich derselbe über Magdeburg und Leipzig nach Karlsbad zu seiner dort weilenden Familie. Wien, 22. August. (W. T. B.) Der König von Portugal ist nach München abgereist. Buda-Pest, 23. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) 40 Bauern der rumänischen Gemeinde Bombest, welche infolge der Grenzregulieruvg an Ungarn fällt, widersetzten sich der ungarisch-rumä nischen GrenzregulierungSkommission. Der rumä- nische Delegierte stellte bewaffnetes Einschreiten in Aussicht, falls die Bauern ihren Widerstand nicht gütlich aufgeben würden. Haag, 22. August. (W. T. B.) Die Nach- richten über das Befinden deS Königs lauten heute etwa» weniger zufriedenstellend. Der Leib- arzt vr. Bin?huyzen bleibt im PalaiS zu Loo. Loudon, 23. August. (W.TB) Dem „Reu- terschen Bureau" wird aus Timla unter gestrigem Datum gemeldet, daß Jshak-Khan, Geueralgou- verueur von Afghanistan und Turkestan, die Ein- ladung deS EmirS, nach Kabul zu kommen, ab gelehnt und jetzt eine herausfordernde Stellung angenommen habe. Ein Teil der Truppen habe sich gegen Jshak-Khan zu gunsten deS EmirS ge- wandt. Die Garnison von Maimena habe den von Jshak-Khan eingesetzten Gouverneur abgesetzt. Auf ein Gesuch der Garnison um einen neuen Befehlshaber, habe der Gouverneur von Herat den Bruder deS dortigen Oberbefehlshabers alS Nachfolger deS abgesetzten Gouverneurs gesandt. Kämpfe haben nicht stattgefunden, die Autorität d»S EmirS scheine gesichert. Dresden, 23. August. Zur auswärtigen Lage. -i- Es ist eine ernste Zeit, in der wir leben! Diese Beobachtung, die seit Monden schon alle Welt mit Sorgen ersüllt, ist durch tue neuerlichen Worte unseres Kaisers zur geschichtlichen Thatsache geworden und ihre Wahrheit tritt uns gerade in diesen Tagen lebendig vor Augen. Kaum ist der FesteSrausch an der Newa verhallt, vor'wenigen Wochen erst kehlte der deutsche Monarch von seiner Friedensfahrt heim und schon lodert drüben der alte Groll von neuem auf; die rauhe Sprache der Zeitungen tönt wiederum ver letzend an unsere Ohren, ungehindert, in alter Breit- spurigkeit wandelt das Slavophilentum wiederum seine Bahn und drückt die Hoffnungen d:r Friedensfreunde herab. Ja, vielleicht ist es nicht mehr so weit hin, bis die konservativen Na ionalisten Rußlands das jüngst erst unterbrochene Freundschaftsspiel mit Deutsch lands westlichem Nachbarn erneuern, cS müßte denn endlich einmal klar werden, daß Alexander lll. auch im Widerspruch zur Mehrheit seines BolkeS gewillt ist, sich dem FriedeilsKunde der Mitt'lmächte in that- kräftiger Gesinnung zu nähern. Aber noch ist dieser Beweis nicht erbracht und solange er auSsteht, sieht der ewige Störensried Europas, trotz aller enttäusch ungsreichen Erfahrungen, mit begehrlichem und hoffen dem Blick nach der nordischen Macht. Seit einem Jahrhundert buhlt Frankreich, seine Kabinette und sein Volk, um die Gunst Rußlands, doch alle seine unermüdlichen Bestrebungen, einen förmlichen Allianzvertrag mit dieser Macht abzu- schließen, fcheiterten zur Zeit Ludwigs XVI. an den steigenden Verlegenheiten der französifchen Regierung im Innern des Landes, zur Zeit Napoleons lll. an der persönlichen Freundschaft Alexanders II. für Kaiser Wilhelm. Auch heute »rsüllen verwirrende Unruhen die Republik, auch Alexander III. empfindet sicherlich warme Neigung für unsern Kaiser, mögen also in Zukunft alle ruhestörenden Gelüste, welche man dies seits deS Rheins hegt und für die man den russischen Beistand wünscht, heute ebenso bestimmt zurückgewlesen werden wie damals. In Frankreich hat man diese Erfahrungen nicht vergessen, man hat sie noch im Vorjahre um eine neue vermehrt, als man aus dem Boulangerkultus in Rußland und aus dem Zusammengehen beider Staaten in der ägyptischen Frage die kühnsten Hoff nungen schöpfte. Das Ansehen des ehemaligen Kriegsministers hat seitdem stark gelitten, die Un sicherheit der Regierung bei den russischen Freun den sehr abkühlend gewirkt, und darum begann das ruhmredige Rachegeschrel unter der Aussichtslosig keit des Programms zu leiden, aus Frankreich kamen Friedensvorschläge aller Art, man schlug Friede und Verständigung auf wirtschaftlichem Gebiete durch Gründung eines Zollvereins vor, eine freund schaftliche Revision deS Frankfurter Friedens, man sprach von einer Neutralisierung der Reichslande, so gar von einem Austausch derselben gegen ein Stück Ansiedelungsgebiet, kurz man mühte sich auf alle Weise, den Lands leuten eine Lösung ohne Waffen begreiflich zu machen. Und das geschah von feiten kenntnisreicher, über den Vorurteilen vieler ihrer Mitbürger hochstehender Männer, die einen weiteren politischen Blick besaßen, als man ihn sonst auf den Pariser Boulevards zu eigen hat. Wir sind gern bereit, der Unbefangenheit dieser Franzosen, Elsässer und Spanier — war es doch Hr. Emilio Castelar, der den großen Gedanken aussprechen durfte, Elsaß-Lothringen werde durch die Kraft der Vernunft zurückelobert werden — unsere Bewunderung zu zollen, aber wir sind weit entfernt, ihren Friedensprogrammen irgend welchen Wert beizulegen. Immer wird sich der französische Nationalstolz mit aller Kraft dagegen sträuben, des deutschen Nachbarreiches überlegene Waffen stärke als unbestrittene Thatsache anzusehen, das fran zösische Volk kann des Rachegedankens nicht mehr ent behren, das hieße sür diesen sanguinischen Stamm ohne Hoffnung auf die Zukunft leben und ein fo trost loses Programm wäre unerträglich, denn es bedeutete eine schwächliche Abfindung mit der Vergangenheit. Darum vertagt man die elsaß-lothringische Frage auf eine gelegenere Zeit, man sucht durch die Spiegel fechterei mit allerhand Friedensprogrammen das Rache bedürfnis für den Augenblick einzulullen und wird dabei wirksamst durch das gespannte Verhältnis mit Italien unterstützt, das alle Aufmerksamkeit in An spruch nimmt. Abgesehen natürlich von Boulanger! Aber dieser Mann ist heute kaum noch eine Gefahr für den europäischen Frieden. Allein gestützt von den Monarchisten, die doch immer in der Minderheit blerben werden, die Regierung, cie den Ausschlag gebende Hauptstadt, das Parlament gegen sich, beschränkt sich seine Bedrohlichkeit aus sein Vaierland, in dessen Grenzen er noch manche Verwirrung Hervorrufen wird Italien gilt also der ganze Zorn des französischen Volkes An dem Tage, da in Tunis das französische Protektorat aufgerichtet wurde, begannen die frostigen Beziehungen zwischen den beiden Staaten, welche durch das Scheitern des französisch-italienischen Handels vertrages und neuerdings durch den Zwischenfall von Massauah verschärft worden sind. Aus diesem an sich bedeutungslosen Ereignis hat sich im Verlaufe der letzten Wochen ein ungewöhnlich lebhaft geführter Prinzipien - streit über den Bestand der Kapitulationen entwickelt, in welchem durch die letzte Note des Hrn. Goblet so gar die Gesamtheit der zwischen Frankreich und Ita lien an der afrikanischen Küste bestehenden Macht fragen gestreift wurde. Der fianzösische Minister hatte seine Ansichten über die schwebende Angelegenheit mit dem drohenden Satze beendet: „daß, wenn das von der ita lienischen Regierung in dieser Sache eingehaltene Ver fahren auf die einfache Unterdrückung der Kapitula tionen und der älteren Rechte Frankreichs hinaus laufen sollte, Frankreich nichts übrig bleiben werde, als von diesem Vorgänge und dem dadurch festgestell ten Grundsätze Kenntnis zu nehmen, daß in einem Lande, wo eine europäische Verwaltung eingerichtet wird, die Kapitulationen ohne Unterhandlung und Vertrag mit den Mächten aushören, zu Recht zu be stehen: er habe das dem römischen Kabinett angezeigt und sich Vorbehalten, daraus diejenigen Konsequen zen zu ziehen, welche Frankreich in den Län dern, wo es sich kraft rechtmäßiger Rechtstitel fest gesetzt hat,, von seinem Interesse vorgeschrieben werden." Auf diese gereizte Sprache entgegnete Crispi in noch entschiedenerer Weise und wies die drohende Anspielung der Gobletschen Note, welche sich offenbar auf die be sonderen Vereinbarungen bezog, welche zwischen Frank reich und Italien bezüglich Tunis bestehen, mit allem Nachdruck zurück. Sicherlich bleibt Italien auf der Aufhebung der Kapitulationen in Massauah bestehen, wie nun, wenn Frankreich seine Worte in die That umwandelt und die Italien durch den Bardo-Vertrag für Tunis zugestandenen eigentümlichen Rechte an tastet? Man sagt, Goblet werde sehr ruhig antwor ten. Hoffen wir es, denn der Lenker der italieni>chen Politik ist zielbewußt im Handeln und unnachgiebig in seiner Meinung, ein Diplomat vom Schlage des Fürsten v. Bismarck, in dessen Schlosse er augenblick lich als ein gerngesehener Gast weilt. Zum zweiten Male befindet sich Crispi in Fried richsruhe, und wie im Herbst des Vorjahres so wer den die Besprechungen der beiden Staatsmänner auch diesmal der Sache des europäischen Friedens gelten. So gewitterschwer als zu jener Zeit sieht es heute am politischen Himmel nicht aus, aber doch können sich einmal die Wolken, schneller als man vermutet, zusammenballen und das langverhütete Welter herauf führen. Darum ist Vorsorge nütze und in diesem Sinne darf man wohl die Zusammenkunft des deut schen und des italienischen Ministerpräsidenten auf fassen. Vielleicht, daß sich ihr bald eine Begegnung nut dem österreichischen Staatsmanne anschließt, aber auch ohne diese steht das FriedenSbild der drei Mächte klar vor Aller Augen. In Trene halten sie zusam men und gewähren dem europäischen Frieden ihren starken Schutz und Schirm. Lagesge schichte. Dresden, 23. August. Der kommandierende Ge neral, Se. König!. Hoheit der Generalfeldmarschall Prinz Georg, wohnte gestern früh von 7 Uhr an in Chemnitz der Besichtigung des Regiment:exerzierens 5. Infanterieregiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104 bei. Die Besichtigung wurde von dem Di visionskommandeur Generallieutenant v. Holleben Ex- cellenz in Gegenwart des Brigadekommandeurs Ge neralmajors Lommatzsch abgehalten. ' In Begleitung Sr. König!. Hoheit befanden sich der Chef des Ge neralstabes Generalmajor v. d. Planitz und der Haupt mann im Generalstabe Barth. Se. König!. Hoheit begab sich mittags mit Wagen nach Schloßchemnitz zur Besichtigung der Kirche, kehrte dann zu Fuß durch die Anlagen des SchloßteicheS nach der Stadt zurück und nahm um 2 Uhr an dem Mittagessen im Osfi« zierskasino Teil. Mit dem 6 Uhr-Zuge erfolgte die Abfahrt nach Döbeln. * Berlin, 22. August. Se. Majestät der Kaiser hatte im Laufe des gestrigen Tages den Truppen- manövern deS Gardecorps zwischen Potsdam und Spandau beigewohnt und sich darauf nach Beendigung derselben nach Karolinenhöhe begeben, woselbst bald nach dem Eintreffen das Diner statlfand und dem nächst auch das Nachtquartier genommen wurde. Heule war der Kaiser bei den in den allerfrühesten Morgen stunden wieder ausgenommenen Gefechten auf dem Manöverfelde anwesend und wohnte den Übungen bei. Gegen 10 Uhr kam der Kaiser an der Spitze der Truppen vom Manövcrterrain nach Berlin und begab sich vom Brandenburger Thor aus, Unter den Linden entlang, nach dem Königl. Schlosse, um den Tag über tafelbst zu verbleiben und Vorträge entgegenzunehmen. Der König von Dänemark traf mit dem Prin zen Hans heute mittag zum Besuche des Prinzen v. Wales von Wiesbaden in Homburg ein. Die hohen Herrschaften reisten nachmittags in Begleitung des Prinzen v. Wales, welcher sich nach Frankfurt a. M. begab, wieder ab. Die Kommission sür die Ausarbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches hat sich, der Feuilleton. Die letzten Tage der freien Reichsstadt Metz. Sefchichtliche Erzählung von O. Elster. (Fortsetzung.) Die schwere Thüre schloß sich leise, aber so sest, daß keine Spur eine- Eingangs sichtbar blieb. Kaum waren die Bier verschwunden, als sich ein tobender Haufe feindlicher Krieger in die Kirche ergoß, und nicht lange währte eS, so prasselten auch hier die Flammen empor. — Der Kampf war zu Ende. Mit finsterem, blutüberströmtem Antlitz, den Arm in einer Binde, stand Herr v. Balbrück al» Gefangener vor dem Duc d'Aumale, der befahl, ihn mit einer Eskorte nach Pont-ü-Mousson zu führen. Die Landsknechte waren erschlagen oder in die Wälder entflohen; daS Schloß mit der Kirche und Abtei war ein rauchender Trümmerhaufen; niemals sollte dasselbe wieder aus Schutt und Asche erstehen. Die französische Soldateska jedoch trieb sich plün dernd und marodierend in der unglücklichen Stadt umher, die zu spät einsah, daß sie von dem Befehl». Haber betrogen worden war. 8. Kapitel. Am frühen Morgen war ein Hr. de Tavannes, Marechal ^>e Camp des Connetable Montmorency, in die Stadt gekommen und hatte in geheimer Audienz den Maitte-öchevin von Metz zu sprechen verlangt. Nach kurzer Zeit eilten die Sergeanten des hohen Rats durch die Straßen und beriefen die Mitglieder desselben zu einer Versammlung in da» PalaiS. Bald waren sämtliche Schöffen der Stadt ver sammelt und erwarteten gespannt die Ankunft des Oberhauptes der Stadt. Ju Gruppen, leise mit einander sprechend, sich einander mitteilend, daß die Spitzen der Armee des Connetable schon bei Jouy, einem Dorfe unweit Metz, angekommen seien, standen die Väter der Stadt im Sitzungssaale umher. In einer Fensternische saß, schweigend auf den Place de la Cothedral«' hinaus sehend, Seigneur Gaspard de Heu, während sein Bruder, neben ihm stehend, unruhig seine Augen im Saal umherschweisen ließ. Die beiden letzten Vertreter der einst so mächtigen Familie de Heu waten ziemlich vereinsamt in der Versammlung. GaSpard besaß wohl die Achtung jedermanns, dock wurde er wegen seiner streng reformatorischen Gesinnung gemieden; Robert hingegen, welcher schein bar zum katholischen Glauben zurückgekehrt war, wurde mit Mißtrauen von allen Parteien in der ben nicht abgeneigt war, wagte nicht, sich mit ihnen in ein Gespräch einzulaffen. „Sinnt der Connetable Böses gegen die Stadt", flüsterte Hr. de Raigecourt, „so haben wir es diesen Herren de Heu zu verdanken, welche sowohl mit dem Kardinal Lenoncourt wie mit den deutschen protestan tischen Fürsten in Verbindung stehen." Nach kurzem Warten öffneten sich die Flügelthüren d--s Saales , und ein reichqekl-ideter Sergeant des hohen Rate» meldete die Ankunft des Maitre-echevin, Sire Jacques de Gournay. Die Mitglieder des RatS begaben sich aus ihre Sitze und erhoben sich dann, den eintretenden Oberschöffen begrüßend. In Begleitung desselben trat ein Ritter in glän zender Rüstung, die weiße französische Feldbinde über dem blinkenden Harnisch, in den Saal. Der Fremde war eine schlanke, hochgewachsene Ge stalt; auf dem kühnen, gelblich blassen Antlitz, um- rahmt von schwarzen Locken, lag ein fast spöttisches Lächeln, als die dunklen blitzenden Augen die Ver sammlung überflogen. In edler, stolzer Haltung blieb er neben dem Oberschöffen stehen. Der französische Ritter verbeugte sich leicht und gewandt, dann Hub er mit hellklingender Stimme an, während wieder jenes halb spöttische, halb mitleidige Lächeln über sein Antlitz flog: „Werte Herren von Metz! Se. Gnaden der Herr Connetable, Stellver treter Sr. Majestät des Königs von Frankreich, ent bietet Euch durch mich seinen freundschaftlichen Gruß Er steht mit einem Heere von 12 <X)0 Reitern, 40 000 Fußsoldaten und 60 Geschützen bei Jouy. Er erwartet dort Se. Majestät den König Heinrich, um mit die sem zur Befreiung des geknechteten Deutschland an den Rhein zu marschieren. Nicht Se. Majestät haben diesen Krieg gewollt, die deutschen Fürsten und freien Städte haben Se. Majestät um Hilfe angefleht gegen den Tyrannen, Kaiser Karl von Spanien. Jubelnd ist der Herr Connetable in Toul, Pont-L-Mousjon und Verdun ausgenommen worden, und er hofft, daß auch die freie Stadt Metz ihn freundlich empfangen werde. Deshalb bittet er, bis zur Ankunft Sr. Ma jestät in der Stadt selbst Quartier nehmen zu dürfen, da die Umgebung von Metz durch seine Armee voll ständig besetzt ist. Nicht als Feind, sondern als bester Freund kommt der Herr Connetable nach Metz. Er will die Rechte der Stadt achten und schützen und ver langt deshalb nur mit seinem Gefolge und einer Kom pagnie seiner Leibgarde Aufnahme in die Stadt. Da mein Auftrag, Ihr Herren!" Bestürzung zeigte sich auf allen Angesichtern der Versammelten. Leise Debatten entspannen sich; daß der Connetable so nahe sei, hatte man kaum vermutet. Von einM Durchmarsch französischer Truppen durch Metz wa^iu dem Briefe des Königs von Frankreich nicht gesprochen worden, deshalb war man aber auch An demselben Tage — dem 10. April —, an wel chem das alte Schloß Gorze von den Franzosen zer stört ward, herrschte in Metz große Aufregung unter den Mitgliedern deS hohen Rats, Stadt betrachtet. So warfen auch jetzt Richard de Raigecourt, Seigneur de Bandoche, Androuin de Roucel, An- drouin de Coussy und Hr. de Laistre argwöhnische Blicke auf die beiden Männer, und selbst Seigneur Dex, vou dem man wußte, daß er dem neuen Glau „Seigneurs", redete dieser die Ratsherren an, „ich habe die Ehre, Euch hier Herrn de Tavannes, Maröchal de Camp des Connetable de Montmorency, vorzustellen. Der Herr Connetable sendet den edlen Herrn zu uns mit einer Bitte. Herr de Tavannes mag selbst dieselbe hier wiederholen, welche ich nicht ohne Eure Genehmigung gewähren mochte. Überlegt wohl die Tragweite Eurer Erlaubnis oder Eurer Weigerung. Herr de Tavanne-, wollt Ihr Euren Auftrag auSrichten."
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