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Dresdner Journal : 17.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188808170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-17
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 17.08.1888
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M1S1. Freitag, den 17. August, abends. 1888. k» r»»E 0«n—»E »«t«W! 1U»rU<Gr ....», KftuK. 1 Mrliek - 1 80 ?L Kia«!»« ttrui»a«r»: 10?L ck»»ck«ittot»«» L»ioU«« tritt ko«t- »S 8tvmp«I»u»oUI»» Ui»»». L»kv»Ulx»»U»r«dUkr«» r äso ki»uio «u>»r L«1« U«»« 8vlui« »0 kL vQtsr cki« 2tU« öS kl. 8«i a»<i 2iL«r»»»tt s»t»pr ^aG«U»G. Kraaäot»»» i DkirlivI» mit XammluL« ci« 8»»»- ami »dmui». k«n»pr«ok-Xi»»vUlu»i: Ur. 1285. Dres-nerMurml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. äiuttibm» von LotllocktxM»^«! o«M»i4«, lM-vGE ». OommimmllLr ck« Or««<tL«r lourv»!», L»»d»r»-»«ritt Vi»» - I^IpitU >»»»I Lm,l»» »r»Ltt«r1 ». U : ct ko-t«', rrNU-LstpAtU-rnmkNul ». ». MUlok«: L-ck ät«»«,' k»rt» Lo»äo» »«ritt »»»Klan ». » It»ttE»N - />a^>« G Oo, »«rltt: /nvai»«i«mian^, SSrUt»: tt. KtUtt«'» ^«eä/ökA«r, Umwovr: 0. Schamim-, K»U« ». >.» F. L«^t ä 0o. S»r»a»»«d»r» Nviüst- k!rp«titioo äs» Drssliuor louinal» Vrvmisv, 2vioK«r»tnu»« 80. K«n»»prvoü-äL»olckll»»r Ur. 1285. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Nachrichten. Rom, 16. August. (W. T. B.) Ministerprä sident CriSpi ist heute abend üver Turin nach Laldirri abgereist, um mit dem König zv kon ferieren. Rom, 17. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Eiue weitere Depesche de» General» Baldiffera an den KriegSminister enthält Detail» über de« Kampf bei Saganeiti und spricht die Gewiß heit au», daß alle italienischen Offiziere, deren heldenmütige Haltung hohen Lobe» wert sei, ge tötet wurden. London, 17. August. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Die meisten Morgenblälter besprechen die gestrige Rede de» deutschen Kaiser» in Frankfurt a. O. und sehen darin ein der Aufrechterhaltung de» Frieden» günstige» Symptom. New York, 16. August. (W. T. BI Der Dampfer „Wieland" berichtete bei seiner Ankunft hierselbst von einem Zusammenstoß, welcher um 4 Uhr nachmittag» am 14. August bet der Saud- insel zwischen den Dampfern „Thingvalla" und „Geiser" stattgefunden habe und infolge dessen der „Geiser" nach 5 Minuten gesunken sei. 14 Pas- sagiere, 17 Mann von der Schiffsbesatzung, dar unter der Kapitän, seien gerettet worden, dagegen seien 72 Passagiere und 33 Matrosen ertrunken. Die Überlebenden find an Bord de» „Wieland" ge nommen worden, welcher auch alle Passagiere de» „Thiugvalla", 455 Personen, aufvahm. Letzterer versucht, stark beschädigt, seine Reise nach Halifax fortzusetzeu. Dre»den, 17. August. Die Ostsee ein neutrale» Meer? Vor kurzem brachten englische Blätter die Nach richt, e» sei bei der Peterhofer Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem Kaiser vou Rußland die Frage angeregt worden, im Einverständnis mit den Kabi netten von Kopenhagen und Stockholm die Ostsee zu einem neutralen Meere zu machen, welches nur den Kriegsschiffen der 4 Uferstvaten offenstehen solle. Ob schon viese Nachricht im höchsten Grad« unglaubhaft erschien, wurde sie doch in der deutschen Presse viel fach zum Gegenstände der Erörterung gemacht, wobei in den meisten Fällen die Meinung zum Ausdruck ge langte, daß die Meldung auf einem Mißverständnisse oder auf einer Erfindung beruhe. Diefe jedenfalls richtige Anschauung wird auch von dem über derartige Fragen stet» wohlunterrichteten .Hamburgischen Kor- respondenten" vertreten, der ein solches Abkommen sowohl vom völkerrechtlichen Gesichtspunkte au», wie auch nach der Vorgeschichte der Ostsee für durchaus unhaltbar und deshalb für völlig unwahrscheinlich hält. DaS Hamburger Blatt begründet diese feine Anschau ung in einen» sehr beachtenswerten längeren Artikel, welchem wir folgende» entnehmen: „ES ist ein unbestrittener Grundsatz de» Völker recht», daß im Gegensatz zum Lande da» Meer allen Nationen gleichmäßig offen steht und kein Teil derselben einem einzelnen Staate gehören kann, weil kein dauernder Besitz an ihm möglich ist. Dem gegenüber hat e» allerdings von Alter» her dieser oder jener Staat versucht, andere Staaten vom freien Ge ¬ brauch de» Meere» abzuschneiden. Die Athener nötigten die Perser, zu versprechen, nicht auf dem griechischen Meere zu schiffen, die Römer die Karthager, da» Mittel meer nicht über eine bestimmte Grenze zu besahren. Genua behauptete, da» Eigentum de» Ligurischen Meere», Venedig das de» Adriatischen zu haben. Spanien und Portugal woll en anderen Nationen die Schiffahrt auf dem Indischen Ozean verbieten. Eng land endlich beanspruchte die Herrschaft über die so genannten narrov SSL», welche die britischen Inseln umgeben. Alle diese Ansprüche aber haben sich längst al» unhaltbar erwiesen. Von dem Satz der Freiheit drS Meere» giebt e» nur eine allgemeine Ausnahme: da» Küstengewässer stebt unter der Hoheit des StaateS, dem die Küste selbst gehört. ES ist ein unmittelbares Interesse und Recht jedes StaateS, der eine Küste hat, zu ihrer Sicherung, also zur Sicherung seines Landgebiete» gegen Eingriffe von der See aus, sowie zur Ausrecht haltung seine» Steuer- und Handelssystems Vorkeh rungen zu treffen, die für das Meer, welches die Küste bespült, maßgebend sind. Dieser Teil der See geht so weit, als vom Lande au» ein Besitz, der eben die Grundlage der Gebietshoheit ist, durch Waffengewalt aufrechterhalten werden kann Da aber d,e Tragweite der Geschütze eine unbestimmte Größe ist, so haben die meisten neueren Verträge die Entfernung von 3 Seemeilen vou dem äußersten Punkte der Ebbe, welche man früher al» Kanonenfchußweite betrachtete, als Grenze des KüstengewässerS beidehalten. So noch kürzlich der Fischereivertrag aller Nordjeestaaten vom 2. November 1882. Innerhalb dieses Teiles der See ist der Küstenstaat souverän. Er hindert zwar fremde Schiffe nicht ihn zu durchschneiden, weil da» Küsten gewässer ein untrennbarer Teil drS Meeres bleibt und nur durch eine ideelle Linie begrenzt wird, ab^r seine Anordnungen sind im übrigen hier unbedingt maß gebend, seinen Untertanen ist dort da- Recht, zu fischen, Vorbehalten. Im Kriege darf, wenn der betreffende Staat neutral bleibt, von den Knegführen en kein Akt der Feindseligkeit im Süstengewäss r unternommen werden. Da» Gleiche gilt von Meerbusen und Meer engen, die eine gewisse Breite nicht überschreiten. Eine zweite, sehr viel beschränktere Ausnahme von der Freiheit des Meeres machen die sogen, geschlossenen Meere, d. h. solche TeUe de» Meeres, welche mit der hohen See nur durch eine Meerenge zusammenhüngen. Da» bezeichnendste Beispiel eines solchen ist da» Mar marameer, von dem au» der Bosporus die Einfahrt in das Schwarze Meer, die Dardanellen die Einfahrt in da» Mittelmeer bilden. Der Ausdruck .geschloffenes Meer * bezieht sich auf die Einfahrt von Kriegsschiffen, aber es steht nicht im Belieben des StaateS oder der Staaten, dessen oder deren Küsten das betreffende Meer umgeben, eS für geschlossen zu erklären. Dieser Eharakter kann ihm nur durch Zustimmung der anderen Staaten gegeben werden. So nahm die Pforte zwar von Alters her da» Recht in Anspruch, den Kriegsschiffen aller Na tionen da- Einlaufen in den Bosporus und die Dar danellen zu untersagen, aber die» Recht wurde von anderen Staaten nicht anerkannt, und 1807 erzwang der englische Admiral Duckworth die Einfahrt in die Dardanellen. Erst durch den Vertrag der 5 Groß mächte mit der Pforte vom 13. Juli 1841 wurde diese alte Regel des Ottomanischen Staat-recht- auch völkerrechtlich anerkannt und durch den Pariser Ver trag von 1850 dahin erweitert, daß auch da» Schwarze Meer ollen Kriegsschiffen verschlossen sein sollte. Von dieser Neutralisierung sagte sich Rußland am 31. Ok tober 1870 einseitig los. Der Londoner Vertrag vom 13. März 1871 hob sie alsdann auf, hielt aber das Recht der Pforte aufrecht, die genannten Meerengen zu schließen, und zwar mit der Maßgabe, daß der Sultan berechtigt sein solle, sie im Frieden drn Kriegsschiffen befreundeter oder verbündeter Mächte zu öffnen, wenn die Pforte dies für notwendig er achte, um die Ausführung der Bestimmungen des Pa riser Vertrages zu sichern. überall also hat eS sich bei dem Marmarameer um ein allgemeiner völkerrechtliche» Übereinkommen gehandelt, obwohl der Schutz Konstantinopels gewiß das Recht giebt, die Zugänge zu verteidigen und gegen Gefahren zu sichern. Danach werden denn auch die Verfuche zu beurteilen fein, die Ostsee als geschlossenes Meer zu behandeln. Sie gehen in das 17. Jahrhun dert durch Verträge zwischen Dänemark und Schweden zurück, nahmen aber eine bestimmte Gestalt erst in den Verträgen dieser beiden Staaten über die bewaffnete Neutralität von 1780 an, welche die Ostsee als ge schlossenes Meer erklärten. Frankreich erkannte dies an, England antwortete nicht darauf. Als aber nach der Beschießung Kopenhagens durch Nelson Rußland als einen der Gründe seiner Kriegserklärung gegen England dessen Verletzung der Neutralität der Ostsee anführte, da Rußland eine der Garantiemächte dieser Neutralität fei, erwiderte England in seiner Gegen erklärung vom 18. Dezember 1807, daß es die Uv- verletzlichkeit dieses Meeres niemals anerkannt habe. Eine solche Anerkennung liege nicht darin, daß eS sich bei früheren Gelegenheiten der Beobachtung der Neu tralität nicht widersetzt habe. Diese Zurückhaltung habe sich nur auf einen Zustand des Friedens und wirklicher Neutralität der nordischen Mächte bezogen, während man eine solche der britischen Regierung nicht zumuten könnte, nachdem man Frankreich erlaubt habe, die ganze baltische Küste von Danzig bis Lübeck zu beherrschen. England behandelte demgemäß die russische Er klärung als rechtlich durchaus unbegründet, und im Lrimkrieg haben denn auch weder Preußen, Dänemark und Schweden von der Neutralität der Ostsee ge- sprochen, noch hat Rußland behauptet, es sei eine Verletzung der Neutralität, als England und Frank reich seiue baltischen Häfen blokierteu. Diese rech Uche Lage hat auch den heutigen Regierungen der Ostsee- küstenstaaten nicht entgehen können. Wollte man be haupten, daß Preußen, Dänemark und Schweden, weil sie die Zugänge des Sundes und der beiden Belte beherrschen, die Ostsee für geschlossen erklären könnten, so würden auch England und Spanien, weil sie die beiden Seiten der Meerenge vou Gibraltar iunehaben, da» Mittelländische Meer für gefchlossen erklären können. Ein Blick auf die Karte zeigt ferner den vollständigen Unterschied eine» großen Meere» wie die Ostsee von dem Marmarameer, das gavz von türkischem Gebiet umgeben ist und den Zugang zur Hauptstadt des Reiches bildet. Die Ostseemächte können also unmöglich sich ver bunden haben, eine Neutralität zu beschließen, von der sie nach den Vorgängen von 1807 und 1854 wissen, daß weder England noch Frankreich sie zu beobachten verbunden wären. Aber auch vom politischen Gesichts punkte sind keine Gründe zu entdecken, welche eine solche Neutralisierung für Deutschland, Dänemark und Schweden wünschenswert erscheinen ließen. Die bei den letzteren Staaten haben jetzt kein Interesse mehr daran, weil sie al» Mächte zweiten Range» in einem europäischen Kriege voraussichtlich stets neutral sein würden. WaS aber Deutschland betrifft, so muß es wissen, daß bei einem Kriege mit Frankreich diese» sich nicht an die behauptete Neutralität der Ostsee kehren würde, während wir bei einem Kriege mit Rußland, wenn man sie aufrechthalten wollte, der Mitwirkung der englischen Flotte beraubt sein würden. Setzt man endlich einen Krieg Englands mit Rußland, in dem wir neutral bleiben, voran», so ist nicht abzu- sehen, welche» Interesse Deutschland hätte, die russisch ¬ baltischen Häfen gegen einen Angriff und eine Blokade zu schützen, da umgekehrt, wie der Krimkrieg gezeigt hat, die letztere den ganzen Handel in die Hände der preußischen Ostseehäfen bringt." Tagesgeschichtr.- Dresden, 17. August. Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, der Prinz Friedrich August und die Prinzessin Mathilde werden Sich morgen früh per Extrazug nach Leipzig begeben, um der dort an diesem Tage statrfindenden Enthüllungsfeier des Siegesdenkmals anzuwohnen. Berlin, 16. August. Se. Majestät der Kaiser nahm gestern nachmittag Vorträge entgegen und arbeitete längere Zeit allein. Heute vormittag 149 Uhr begab sich Se. Majestät der Kaiser nach Frank furt a. O. zur Enthüllung des Denkmals für Se. Königl. Hoheit den Prinzen Friedrich Karl. Nach der Rückkehr gedenkt Se. Majestät der Kaiser Ihre Majestät die Kaiserin Augusta auf Schloß Babelsberg zu begrüßen. Die Frankfurter Feier gestaltete sich zu einer glänzenden Loyalitätskundgebung für den Kaiser und zu einem ergreifenden Akte der Pietät für den verewig ten prinzlichen Heerführer. Über den Verlauf der- felben schreibt die „Nordd. Allg. Ztg": Das Denkmal, zu dem die Stadtgemeinde von Frankfurt den Platz und den Unterbau geschenkt hatte, war mit einer dunkelgrauen Umhüllung zwischen vier hohen Fahnenmasten um geben. Um dasselbe waren die Truppen der Frankfurter Garnison m Parade ausgestellt, Fahnen und Standarten unmittelbar am Denkmal. An der Spitze der großen und glänzenden Versamm lung befand sich der kommandierende General des 3. Srmce- corpS, Generallicutenant Bronjart v. Schellendorfs. Weiter sah man um das Denkmal veremigt, gleichsam den letzten Dienst um den einstigen Herrn lhuend, die früheren Adjutanten des Prinzen - FeldmarschallS, darunter GeneralseldmSHchall Gras Blumenthal, Generallieutenant v. Geißler u. a Se. Majestät der Kaiser in der Uniform seine- Leib-Garde-Husarenregiments verließ bereits vor dem Festplatzr den Wagen und begab sich zu Fuß, begleitet vom Prinzen Friedrich Leopold, dem kom mandierenden General, den Generälen v. Hahnke und v. Wittich, dem Hofmarschall v. Liebenau, dem geh. SabinettSrat v. Lucai uS, dem dienstthuenden Flügeladjutanteu nach dem Festplatze. Se. Majestät und Gesolge nahmen Ausstellung rechts vom Denkmal. Feierlicher Lhorgesang ertönte, dann trat DioisionSprediger Thiel an da- Denkmal und die Welherede, der er als Text den Spruch 2. Kor e,B. s uutergelegt hatte. Weithin tönte seine Stimme über die Tausende hinweg, welche die Festversammlung außer der offi ziellen ringsum bildeten. Als er geendet, erbat der komman dierende General, Geuerallleutenant Bronsart v. Schellendorfs, von Sr. Majestät dem Kaiser die Erlaubnis, die Hölle vom Denkmal fallen zu lassen. Auf das gegebene Zeichen sank diese langsam, eS erschien in Hellem Erzglanzt da- Haupt de- Prin zen mit der Pelzmütze der Zietenschen Husaren, die kräftig ge drungene Gestalt in der Unftorm diese- seine- Liebllng-regiment-, die auSgeftreckte Hand mit dem FeldmarschallSstabc — dte Hülle sank bi- zu den Füßen — nun stand er da, iu ganzer Frgur, ein ganzer Mann, wie er war. ES wurden vor der sich biS zum Bodeu senkenden Hülle die Inschriften des Branttsockels, die Widmung von feiten des Armeecorps, die Schlachten in Eilschrift sichtbar. Kanonendonner, wie einst an diesem heißesten Schlachttage von Bionville vor l8 Jahren, ging über das Erz bild hin — die Truppen präsentierten da- Gewehr — der Kaiser salutierte — mit ihm sämtliche Generäle uad Offiziere — und donnernde Hochruse, zu denen der kommandierende General die Initiative gegeben, ertönten aus Se. Majestät den Kaiser und König. Unter dem Kommando nahmen die rn Parade stehenden Truppen das Gewehr ab. Der Vorsitzende des KomtteeS über gab das Denkmal an den Oberbürgermeister, der mit kurzen Worten dasselbe im Namen der Stadt übernahm. Tausend stimmig ward der Lhoral „Nun danket alle Gott" gesungen — ein religiöses Ausklingrn war der Schluß Als die Hülle de- Denkmals gefallen war, wurden zu Füßen derselben zwei prachtvolle Lorbeerkräoze uiedergelegt, deren einen die Prinzessin Luise von Preußen, deren anderen die Herzogin Wilhelm von Mecklenburg dem Andenken des Ver storbenen gewidmet hatten. Se. Majestät der Kaiser drückte Feuilleton. Die letzte« Tage der freie« Reichsstadt Metz. Geschichtlich« Erzählung von O. Elster. (Fortsetzung.) Barbara» Thätigkeit befchränkte sich jetzt auf die Pflege de» Garten» der alten Abtei, welchen sie im Verein mit dem Klausner von St. Thiäbault in Stand erhielt. Bruder Pierre oder der alte Peter, wie er unter den Landsknechten hieß, kam jetzt fast täglich in» Schloß. Aber oft war er wieder verschwunden, ohne daß jemand, selbst die Wache am Thor nicht, fein Weggehen bemerkt hatte. Die seltsamsten Gerüchte liefen deshalb über den alten Mann in dem Schlosse um, und der ebenso tapfere al» abergläubische Landsknecht Heinz erzählte GaSpard eine» Tage», daß er den alten Peter in der Kirche der Abtei hinter dem Altar habe verschwinden sehen. Neugierig sei er, Heinz, auch hinter den Altar geeilt, habe aber keine Spur von dem Alten gefunden, noch irgend eine Öffnung oder Thüre gesehen. Gas pard hatte gelächelt, aber der fromme Heinz hatte da» Kreuz geschlagen und gemeint: .Wenn der Alte nicht mit dem Gottseibeiuns im Bunde steht, dann ist er der größte Zauberer, den ich mein Lebtag gesehen. Ich bedauere nur die junge Herrin, welche er so fest in feinen Banden gefangen hält. Man sollte den Alte« einmal glühende» Eise« i« die Hand nehme« lasse« oder ihn in den Fluß werfen, dann würde sich ja Herausstellen, we» Geistes Kind er ist." Damit war Heinz kopfschüttelnd fortgegangen, aber GaSpard hatte sich vorgenommen, mit Barbara über den alten Mann zu sprechen. Die Gelegenheit war ihm günstig. An einem schönen Apriltage sah er da» junge Mädchen allein am Brunnen im Garten der Abtei stehen und dem Spiel der Fischlein im Bassin zuschauen. Möglichst geräuschlos näherte er sich ihr, denn er wußte, hätte sie sein Nahen bemerkt, sie würde sicher in da» Hau» geflohen sem. Jetzt stand er dicht hinter ihr; fein Schatten fiel auf die bewegte Wasserfläche de» BassinS; erschrocken wandte sich Barbara nach ihm um. Eiue tiefe Röte überzog ihr liebliche» Antlitz. „Verzeiht mir, Fräulein," sprach GaSpard iu deut scher Sprache, die ihm durch den Umgang mit den Landsknechten jetzt vollständig geläufig geworden, .verzeiht mir, wenn ich e» wage, Sure Einsamkeit zu stören. Aber ich habe Euch eine Bitte vorzu- tragen." Barbara stand mit niedergeschlagenen Augen und wogendem Busen vor dem Jüngling. „Sprecht," sagte sie endlich mit scheuem Ausblick zu ihm, ,,wa» habt Ihr mir zu sagen?" „Die Kriegskuechte Eure» Vater»", fuhr GaSpard nach einer Pause fort, iu welcher er mit innigem Blick die liebliche Gestalt Barbara» musterte, „raunen sich allerlei Märchen und Sagen über Euren Freund, den ehrwürdige» Bruder Peter, i« da» Ohr. Man will hm übel, und ich wollte Euch warnen, daß Ihr Euren Freund schützen könnt." „Ich danke Euch", sprach leise Barbara, „für Eure Freundschaft." „So glaubt Ihr doch an meine Freundschaft", rief der Jüngling lebhaft au», indem er einen Schritt näher trat. Erbleichend wich Barbara etwa- zurück; traurig den Kopf senkend, blieb GaSpard vor ihr stehen. „Sogt mir, Fräulein", fuhr er dann bittend fort, „nur da» Tine, weshalb meidet Ihr mich, we»halb habe ich Eure Freundschaft verloren. Ich glaubte recht gethan zu haben, als ich bei Eurem Vater blieb — ich that eS ja zum größten Teil nur Euretwillen, Barbara! Denn ich fühlte e», daß ich Euch nie, nie mehr vergessen könnte, daß ich ohne Euch unglücklich sein würde!" ,Haltet ein, haltet ein", rief Barbara au». ,,Jhr frevelt!" Erstaunt trat Gaspard einen Schritt zurück. Doch mit raschen Worten fuhr Barbara fort: ,Lch freute mich, al» ich Euren Entschluß hörte, bei uns zu bleiben, denn ich wußte, daß Ihr dem Unwesen der rohen Krieger gegen die armen Einwohner der Stadt steuern würdet. Ich freute mich in Euch einen Bruder gefunden zu haben." „Und weshalb kann ich nicht Euer Bruder sein?" fragte GaSpard leise. Wie ein zum Tode getroffene» Wild blickte Barbara zu ihm auf, und flüsternd entrangen sich die Worte thren blassen Lippen: „Weil ich Euch nicht wie einen Bruder zu lieben vermag." „Barbara", jauchzte der Jüngling auf, doch mit zurückweifender Handbewegung fuhr da» Mädchen leise „Als Ihr krank danieder läget und böse Fieber phantasien Euern Geist umnachteten, da saß ich oft an Euerm Lager und tauschte den unwillkürlichen Ge- ständnissen Eurer Lippen. Wißt Ihr, welcher Name sich ost, bald schmerzlich, bald sehnend, liebend, über Euere Lippen drängte? Anna, rieset Ihr! Meine liebe Anna! Ich will diesen Namen aus Euerm Ge dächtnis nicht verdrängen, deshalb meide ich Euch jetzt, deshalb stehe ich Euch an, mich zu schone« — mich zu verlassen." Auf die Bank am Rande des Brunnens sank das junge Mädchen weinend zusammen, ihr über und über erglühendes Antlitz mit den Hände« bedeckend. Schweigend stand GaSpard vor ihr. Verschiedene Gefühle bestürmten sein Herz. Bor Freude hätte er aufjauchzen mögen, um dann weinend zu ihren Füßen niederzukuien. Leise plätscherten die Wasser im Brunnen; in den P>en knospenden Zweigen der Linden zwitscherte ein nestbauendes Vogelpaar, und droben am blauen Himmel kreisten fröhlich die leichtbeschwingten Schwalben. Die letzten Strahlen sandte die sinkend« Sonne durch die bunten GlaSftnster der alten Kirche, und mit glühen- dem Schein übergoß sie die zusammengesuukene Gestalt des jungen Mädchen». Gaspard rang noch nach Worten, seine Gefühle auszudrücken, als plötzlich vom vorder« Hof her lautes Rufen erscholl. Erschrocken sprang Barbara empor. „Verlaßt mich, ich flehe Luch an", bat sie. GaSpard wandte sich zum Geheiß al» Hr. v. Bal» brück in de« Garte« trat.
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