Volltext Seite (XML)
Vergißmeinnicht O du leises Weh, o du kühler Schnee auf die schuldgebräunte Stirne her: Wie ein Weinen blinkt, da er niedersinkt, dieses Himmels stille Wiederkehr. Ja, Vergißmeinnicht ... Aber keine spricht, keine Stimme mir das liebe Wort. Oh, ihr mahnt und klagt, aber ungefragt ist das Licht im Herzen mir verdorrt. Wie die Zeit verwich! Warum schaut ihr mich mit dem Kinderblick so traurig an ? Letzter Schmetterling, den der Knabe fing: Ach, ich wurde grau im Lebenswahn. Daß ich immer noch, daß ich nimmer doch wissen müßte um ein Kindheitsland! Längst nicht mehr gefühlt: Um so tiefer wühlt, daß ich wieder seine Sterne fand. O du leises Weh, o du kühler Schnee auf die schuldgebräunte Stirne her: Wie ein Weinen blinkt, da er niedersinkt, dieses Himmels stille Wiederkehr. Distel Links oder rechts Gutes, Schlechts, kalt, heiß, scheel, schön. Du kennst die Welt: Du kannst allein bestehn. Stich und bring’s recht zu Gefühl! Weh tun muß, wer er selbst bleiben will. Hak’s grimmig ein! Mehr in die zarte Hand als in die harte Hand! Liebt’s erst der Kinderschopf, übt’s bald der Sauertopf, und es kost’ deinen Kopf. Tröst dich und trag’s ohne Verdruß! Dir und mir bleibt gemein, stracks gerupft, und im Maul eines jeden lahmen Esels zu sein. Denn das ist der Schluß. Sommer Geliebte, gib mir deine Hand, der Weg ist weit. Schwarz steigt und schwer des Waldes Wand. Die Büsche, die im Abend stehn, sind bang bereit. Das ganze Land erwartet wen. Die Sterne hängen hoch und fern auf Nacht gereiht. Der leuchtendste ist unser Stern. Die dunkle Wiese schauert fromm. Es ist die Zeit. Es rauscht das Blut, Geliebte komm! Von. einem Angesichte .. . Von einem Angesichte in ferner Nacht ging wie vom Mondenlichte ein Scheinen sacht. Ich bin der Reu zum Raube. O Selbstgericht! Du stummer Weibes glaube sagst: Weine nicht 1 Vom tiefsten Muß zur Lüge ist nur ein Schritt. Die rührend armen Züge gehn traurig mit. Ich beuge vor dem Schoße, dem fernen, meine Knie. Und wieder lebt das Große, danach ich schrie. Ich schau’ die hohen Sterne in tiefer Schuld. Ein Blick aus jener Ferne strahlt Gnad und Huld. Von jenem Angesichte verbannt, getrennt, bewahr’ ich im Gedichte das Sakrament.