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frei einsetzenden aufsteigenden Dreildangsbrechung der Solovioline das Hauptthema vorbildet. Das zweite Thema (schon in der Einleitung gebracht, hier weiter ausge staltet) ist kein ausgesprochenes Gesangsthema. Ein solches kommt in der Durchfüh rung und beteiligt das Soloinstrument erheblich an diesem Formteil. Von einer Durch führung im Sinne einer thematischen Verarbeitung kann hier nicht die Rede sein. Von kantabelster Melodik ist das Adagio. Großartig werden die in der Orchestereinleitung aufgestellten Themen mit Einsatz der Sologeige ansgeweitet und fortentwickelt. Audi hier ist der Solist an der Ausgestaltung des Durchführungsteiles hervorragend beteiligt. Im Schlußsatz erweitert Mozart die Form des Rondos durch die Einbeziehung des Gegensatzes Menuett-Trio. Hinzuweisen wäre auf einen Nachsatz zum Thema, der ritornellartig im ganzen Satz verwandt wird. Im Mittelteil bedient sich Mozart des damals sehr beliebten Farbeffektes einer wilden Zigeunermusik, wie er bei Haydn häufig anzutreffen ist. Die Reprise des Hauptteiles entspridit wieder ganz dem Rondo. Mit dem erwähnten Ritornell klingt das kostbare Werk zart und schwebend aus. Sinfonie B-dur (K.V. 319) Die Fähigkeit, das Erbgut der großen Vorgänger zu verarbeiten und umzuformen, ohne daß im entferntesten auch nur vorübergehend von stilistischer Abhängigkeit zu sprechen wäre, gehört zu den wesentlichsten Zügen Mozarts. Als Kind seiner Zeit war er allen Strömungen der Zeit offen, dabei deutsche, französische wie italienische Stil merkmale kraft seines Genies zu Eigenem verschmelzend. Noch in seinem Spätwerk führte die Begegnung mit der Musik Badis zu stilistischer Wandlung und Vertiefung. Auf dem Gebiet der Sinfonie begann Mozart nach italienischem Muster mit Ouver türen und dreisätzigen Werken im Geiste des italienisch orientierten J. Chr. Badi. Bei aller Entwicklung in den Salzburger Jahren blieben die alten Vorbilder lange wirksam. Auch die Sinfonie B-dur (K.V. 319), die mit zwei anderen zu den drei letzten Sin fonien der Salzburger Zeit gehört, hatte ursprünglich die italienische Dreisätzigkeit. Erst später komponierte Mozart in Wien ein Menuett für diese Sinfonie. Die edle und persönlich gefärbte Kantabilität der Sätze geht aber über Traditionelles weit hin aus und wird hier bereits zu einem Symptom der sinfonischen Kunst Mozarts, die neun Jahre später in den drei letzten Werken von 1788 ihren Höhepunkt erreichte. Die Grundstimmung der B-dur Sinfonie ist eine heitere und zuversichtliche. Das verrät schon gleich das lustig im Dreivierteltakt dahintrippelnde Hauptthema des ersten Satzes. Zärtlichkeit und Anmut charakterisieren den Seitengedanken. In der Durchführung tritt in punktierten Halben das Motiv F-G-B-A auf, das im Finale der Jupiter-Sinfonie als Fugenthema erscheint. Einem intimen Andante folgt ein geistvoll instrumentiert« Menuett. Höchste Lebensfreude verströmt das Finale. Neben einem triolenfroherr Hauptgedanken, der offenbar gewisse Ähnlichkeit mit dem Schlußsatz aus Beethovens Achter verrät, ist eine von Oboen und Fagotten angestimmte volkstümliche Weise zu erwähnen, ln der Durchführung des gedankenreichen Satzes erklingt ein betont kan- tables Motiv. HANS BURKAROT