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Dresdner Journal : 16.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188805165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880516
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-16
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Journal : 16.05.1888
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nahmen ihren Beitritt zur Bank erklärt haben, liegt für diejenigen Brenner, welche noch zöger» oder welche entschlossen sind, fern zu bleiben, eine bedenkliche Ge- fahr; kommt da» Projekt zu stände, so dürsten diese Brenner erheblicher Vorteile, welche sie sich jetzt durch freiwilligen Beitritt sichern können, später bei ihrem erzwungenen Beitritt verlustig gehen. Registrieren wollen wir noch, daß neuerding« von Spiritu-- brennern, welche sich selbst al» Anhänger der deutsch- freisinnigen Partei bezeichnen, in ihren Beitritt-- erklärungen nicht selten besonder» noch auf die feind» s-lige Haltung hingewiesen wird, welche die freisinnige Presse gegenüber dem Bestreben der Spiritusbrennerei, sich zu vereinigen einnimmt, wobei in-besondere auf die Thatsache verwiesen wird, daß doch im deutschen Reiche eine sehr erhebliche Anzahl von Erwerbszwergen, wie die Eisenindustrie, die Steinkohlengruben, die Glasindustrie, die Juteindustrie, die Zinn» und Kupfer werke, Kochsalz- und Zementsabrikeu, Garnspinnereien rc. gleichfalls koaliert sind und zwar zum Segen des ganzen Gewerbe». Wenn verbreitet wird, daß regierungsseitig dem Projekte gegenüber eine ablehnende Haltung eingenommen wird, so können wir auf Grund zuverlässigster Infor mationen versichern, daß diese Behauptungen unwahr sind. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses stand die dritte Beratung deS Gesetzentwurfs, betr. die Verbesserung der Oder und der Spree. ES erhob sich über diesen Gegenstand eine längere GeneraldiSkufsion, worauf der Gesetzentwurf unverändert nach den Be schlüssen zweiter Lesung angenommen wurde. Gleich zeitig genehmigte das HauS eine von den Abgg. Schultz« Lupitz und v. Below - SaleSke beantragte Resolution,, in welcher die Regierung aufgefordert wurde, Er mittelungen anzustellen, ob sich eine Benutzung deS Wasserschatzes der Oder zu Landeskulturzwecken vor teilhaft Herstellen lasse. Mit der Erledigung der zur Erörterung im Plenum für ungeeignet erachteten Petitionen war die Tagesordnung erledigt und das Haus ermächtigte den Präsidenten die nächste Sitzung je nach der Notwendigkeit anzuberaumen und die Tagesordnung fcstzusetzen. München, 15. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz-Regent begiebt sich morgen zum Besuche seiner Schwester, der Prinzessin Adelgunde nach Wien und wird daselbst bis zum 28. d. MtS. verbleiben. Wien, 15. Mai. Anfang- deS kommenden Monats begiebt sich der Kaiser zu vierwöchentlichem Aufenthalte nach Buda-Pest. Tie Kaiserin und Erzherzogin Marie Valerie reisen am 29. d. M. zum Sommeraufenthalte vorerst nach Ischl und sodann nach Gastein. — Prinz Alexander von Hessen reiste gestern von hier nach Darmstadt zurück. Am Abende traf König Milan von Serbien aus Belgrad hier ein, zu dessen Begrüßung sich Königin Natalie mit dem Kronprinzen Alexander auf dem Bahnhofe eingefunden halten. Außer denselben waren der serbische Gesandte Milan Bogicevic mit Gemahlin und die beiden Sekre täre der Gesandtschaft erschienen. Die Begrüßung zwischen dem Königspaare war eine herzliche. König Milan ist heute vormittag von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen worden. Pari-, 14. Mai. In der vom Krieg-Minister de Freycinet vollzogenen Verschmelzung des Vertei digungskomitees und des Oberkrieg »rotes zu einer einzigen Körper chaft unter letzterer Bezeichnung, aber mit vermehrten Befugnissen erblickt der „Figaro* nur einen folgerichtigen Ausbau der Einrichtung eines bürgerlichen Kriegeministers. Der neue Rat sei sehr zuständig, wenn der Minister es für gut finde, seine Meinung einzuholen. Außer dem jeweiligen Minister und GeneralstabSches, sowie den beiden Obmännern des begutachtenden Artillerie- bez. Genieausfchusse» gehören dem Oberkriegsrate 8 für ein Jahr aus der Zahl derjenigen Divisionsgeneräle zu ernennende Mit glieder an, die durch ihre dienstlichen Leistungen im Kriegsfälle für den Oberbefehl bestimmt sind Für 1888 sind dies die Generäle Saussier, Billot, Fevrier, Carrey de Bellemare, de Miribel, de Gallifet, Lewa! und Wolff, von welchen indessen die drei Letztgenann ten im Laufe dieses Jahres in den Ruhestand treten. Der Oberkriegsrat hat alle auf die Vorbereitung zum Kriege bezüglichen Fragen zu prüfen und empfängt vom Kriegsminister alle dazu erforderlichen Mitteilungen. Der Minister ist verpflichtet, den Rat bei allen wesent lichen Bestimmungen betreffs der Mobilmachung über den Plan der Truppenzusammen^iehung, den Bau Akropolis. — Weiblicher Koloffalkopf und Athenakopf, in der Nähe deS Eubulidesdenkmals gefunden. — Jüng lingskopf mit auf das Haupt gelegten Händen. — Kopf eines Hermes aus Atalante in LokriS. — Doppel herme mit Bildnisköpfen. — Neun kleinere Köpfe aus verschiedenen Epochen. Reliefs: 16 Metopenreliefs vom Thrseion. — Grabstele der Aristion mit Wiedergabe der Bemalungs reste. — Diskosträger, Fragment einer Grabstele. — JünglingSkopf, Bruchstück eine» Grabdenkmals aus Abdera. — Herakles mit dem erymanthischen Eber auf den Schultern. — Weihrelief an Herakles ge funden in Jthome (Messenien). — Jüngling mit einer Lanze neben seinem Pferd, Nachbildung des poly- kletischen DoryphoroS, Grabrelief aus Argos. — Weih relief von Schauspielern an Dionysos, gefunden im Piräus. — Basisrelief mit fünf zum Teil inschrift- lich bezeichneten Jünglingen, die sich mit Schabeisen reinigen; gefunden auf der Akropolis. — Basisrelief, Jünglinge neben Pferden. — 3 Weihereliefs an Asklcpio» und 8 kleinere Relief». Geräte: Vierseitiges Altärchen mit den altertüm lichen Reliefs eines widdertragenden Hermes und einer weiblichen Gestalt. — Große» Grabgefäß mit dem Reltefbild eines Reiters und seiner Anverwandten. — Große» Grabgefäß: Hermes, die inschriftlich bezeich nete Verstorbene, Myrrhine, zur Unterwelt geleitend. — Marmorvase mit Relinnachbildung der myronischen Gruppe von Athena und Marsya». — Tischfuß in Form eine» muschelhaltendcn Tro». 2. AuS Pari» (Museum de- Louvre). AreSkopf polyktetischen Stile». neuer strategischer Bahnen, die allgemeine Or ganisation de- Heere-, die allgemeinen Jnstruk« tionSmethoden, die Einführung neuer KriegSgeräte, die Schaffung oder Einziehung van Festungen, die Küstenverteidigung rc. zu Rate zu ziehen. In den beiden letztgenannten Fällen haben an der Beratung auch der Befehlshaber de- betreffenden EorpSbezirkS bez. der Seepräfekt (Hafenadmiral) de- betreffenden Küsten bezirk-, und die inspizierenden Generäle des GenieS und der Artillerie bez. der Marineartillerie teilzunehmen. — Außer der gestern wörtlich von unS nutgeteilten Rede, die Boulanger in Lille hielt, hat er auch noch in Douai, Valencienner, Denain und Anzin ge sprochen und sich überall in hestigen Au-sälleu auf die Kammer und die republikanische Partei ergangen. In Anzin sagte er zu den Bergleuten, ihr Lohn sei ungenügend. Der ihn begrüßende Bürgermeister von Anzin drückte volle- Vertrauen in die demokratischen Gesinnungen Boulanger» aus, bat ihn aber doch, der Zweideutigkeit, die dadurch entstehe, daß die Bonapar- tisten und Klerikalen für ihn seien, ein Ende zu machen, indem er sein republikanisches Programm darlege. Die Antwort war sehr unbestimmt, endete aber mit einem Hoch auf die Republik, was dem Fragesteller zu ge nügen schien. In Denain hielt der Abg. Laguerre, welcher die dortigen Beigleute einmal verteidigt hat, die Begrüßungsansprache, da kein einheimischer Redner zu beschaffen war, und gab der Überzeugung Ausdruck, daß Boulanger, obwohl durch die Ränke der Parla mentarier aus dem Heere gestoßen, doch im Kriegs fälle durch die Macht der öffentlichen Meinung zu der nur ihm, dem „illustren General", gebührenden Oberleitung der Armee werde berufen werden. Im übrigen sah die Rundreise Boulangers durch sein Departement nach den übereinstimmenden Zeugnissen verläßlicher Berichterstatter und sogar nach dem Zuge ständnisse seiner eigenen Freunde keineswegs ganz einem Triumphzuge ähnlich. In Lille wurde wäh rend der Einfahrt des Abgeordneten in die Stadt rund um seinen Wagen her zwischen seinen Verehrern und seinen Gegnern eine wahre Straßenschlacht auf geführt, in welcher 20000 Trillerpfeifchen — die Zei tung „Le Petit Nord", von Charles Simon, dem Sohne deS Akademikers herausgegeben, halte mit jeder Num mer ein solches Pfeifchen verkauft — alle Hochrufe und Lieder übertönten. — In Douai war zwischen dem Bahnhose und der Stadt bei der Wegfahrt Bou langers Militär aufgestellt, mit der Weisung, nur den Wagen des Abgeordneten, nicht aber die demselben folgende Menge durchzulassen. Dieser Befehl wurde pünktlich ausgeführt. Als Boulanger den lärmenden Schweif hinter sich abgeschnitten sah, ließ er halten, stieg aus und verlangte von den Truppen, die zurück gehaltenen Leute, „die seine Freunde seien und ihn nach dem Bahnhofe begleiten wollten', durchzulassen. Allein der befehlende Offizier erwiderte ihm: „Ich handle nach meiner Losung; gehen Sie Ihrer Wege; wenn Sie noch einen Schrift zu mir her machen, so verhafte ich Sie." Boulanger stieg verblüfft ein und fuhr zur Bahn. — Die Presse beschäftigt sich mit den Reden Boulangers und bemüht sich, ihm Un wahrheiten nachzuweisen, was in der That nicht schwer ist. Man legt dar, daß die Kammern, »obwohl häufig durch Parteispaltungen geschwächt, doch jeden falls sehr fleißig gearbeitet haben und keineswegs den Vorwurf deS „Müssiggangs" verdienten, in welchen zudem Hr. Boulanger, indem er von „583 Faullenzern' sprach, auch seine Freunde und sich selbst mit einbe zogen hat — sich selbst noch mit d-m meisten Scheine von Recht, da er bis jetzt im ganzen während einer halben Stunde seine Abgeordnetenpflichten ausgeübt hat Unwahr ist ferner, daß sich die Kammer mährend der beängstigenden Grenzzwischensälle gleichgiltig ver- halten habe, u. s. w. Die Brandreden Boulangers haben jedenfalls das Guie gehabt, den Arbeitseifer der Abgeordneten noch mehr anzuspornen, welche durch die That beweisen wollen, daß sie ihre Diäten nicht um sonst genießen. In der morgigen Eröffnungssitzung werden die von uns seinerzeit mitgeteilten Anträge auf Regelung der Tagesordnung eiugebracht und die die Arbeiterfrage betreffenden Vorlagen ob. nangestellt werden. — In Lyon durchzogen gestern Sonntag, der „Agence Havas" zufolge, mehrere hundert Sozialisten die Vorstadt Guillottitzre mit den Rufen: „Es lebe die Sozialei' (nämlich Republik oder Revolution) „Nieder mit Gailleton!" (So heißt der zurückgetretene Bürger meister.) „Nach Cayenne mit ihm!" Eine Schar brach in die Räume der Zeitung „Progret de Lyon" ein und zerschlug die Scheiben und den Telegraphen apparat. Der Schaden beträgt 4000 Frcs. 3. Nach Originalen der Königl. Antikensammlung hierselbst. JünglingSkopf aus der Sammlung Dressel, Typus der Diadochenperiode, nebst in dankenswerter Weise unentgeltlich ausgeführter Ergänzung desselben durch den Bildhauer Hrn. Robert Diez. 8. Mittelalterliche und moderne Bildwerke. Statuen: Andrea Verrocchio (1435—1488): Kinder statue. Original im Besitz des Hrn. C. E. v. Liphart in Florenz. — Michel Angelo Buonarroti (1475 bis 1564): Leuchtertragender Engel von der Arca di S. Domenico (1494) Bologna. — Niccolo dall' Arca aus Bari (fi 1494): Leuchtertragendcr Engel von der Arca di S Domenico (1469—1473) Bologna. Benedetto da Majano (1442—1497): „Hoffnung" vom Altar der Kirche zu S. Gemignano. —Derselbe: „Liebe" ebendaher. — Derselbe: „Glaube" ebendaher. Büsten: Donatello (1386—1466): Niccolo da Uzzano (ch 1433). Die bemalte Original-Thonbüste im Museo Nazronale in Florenz. — Andrea (?) della Robbia (1437—1528): Knabenbüste. DaS Original aus glasirtcm und bemaltem Thon, im Museo Nazionale in Florenz. Desiderio da Settignano (1428—1464): Johanne« der Täufer, Büste. Früher im Besitz der Großfürstin Maria von Rußland, Quarto bei Florenz. — Unbekannter Künstler: Büste deS Lorenzo de' Medici, gen. il Magnifico <1449 bis 1492). Original aus Terracotta, Privatbesitz. Relief»: Pierino da Vinci (1520—1554): Heilige Familie. Original im Museo Nazionale in Florenz. — Desiderio da Settignano (1428 bi- 1464): St. Hieronymus. Original im Besitz des Hrn. C. E. v. Liphardt ir. Florenz. — Donatello (1386 bi» 1466): St. Johanne» der Täufer. Original im Pari», 15. Mai. (Köln. Ztg.) Jedem, der sich die Mühe giebt, aufmerksam au» den Provinzial blättern die Zahlen der bei den letzten Gemeinde- ratSwahlen abgegebenen Stimmen auSzuziehea und' zu'ammenzustellen, wird eS klar werden, daß ein großer Teil der von der „Agence Hova»" veröffentlichten Wahlergebnisse unrichtig und ungenau ist. Zwar wird man sich, ehe die schr zahlreichen Stichwahlen statt gesunden, ein endgiltigeS Urteil über die Wahlergeb nisse nicht bilden können; aber schon jetzt kann man über die Erfolge und die Verluste der einzelnen Par teien manche lehrreiche Wahrnehmungen machen. Der „GauloiS" berichtet, daß nach den Aufzeichnungen de» konservativen Zentralwahlausschusses die konservative Partei die Oberhand in 2500 Gemeinderäten neu ge wonnen habe, und sührt weiter auS: „Da durchschnitt lich jede» Departement 300 Gemeinden zählt, so haben die Konservatwcn in mehr als 8 Departements die Herrschaft der Republikaner gebrochen." Auf der an dern Seite unterläßt der „Gaulois" jedoch, die Ver lustlisten der Konservativen mitzuteilen. Wenn die Rechte im Departement des Landes 45 Gemeinden er obert hat, so sind ihr dagegen im Norddepartement mehr al- 2 Dutzend durch die Boulangisten entrissen worden. Und so wäre es ein leichtes, noch manche andere Verluste der Konservativen festzustellen. Nach erfolgten Stichwahlen mag die Angabe des „Gaulois" vielleicht recht behalten, möglicherweise sogar etwas zu niedrig gegriffen erscheinen. Die „Agence Havas" hat in ihren Mitteilungen vor allem die wichtige Thatsache ver schwiegen, daß eine große Zahl von Deputierten und Senatoren der Linken ihre bisher inncgehabten Sitze in den Gemeinderätcn verloren hat. Aus demselben Grunde ist verschwiegen worden, daß mehrere Deputierte und Senatoren der Rechten, z. B Cassagnac, Dagnaud, Dumon, neue Sitze erobert haben. Auch der Herzog v. Broglie, seit langen Jahren der Ratgeber der Rechten, zählt zu den Erwählten des 6. Mai. Eine längere Ausführung über die letzten Wahlen haben bi» jetzt das „Journal des DebatS" und die „Justice" gebracht. Beide enthalten jedoch eine Reihe von irrigen Angaben. Jedenfalls täuscht das „Journal des Döbats" sich selbst, wenn es meint, die von den liberalen und unabhängigen Listen in einer Reihe von Departements errungenen Erfolge seien keineswegs den Reaktionären gutzuschreiben, sondern stellten einen S'eg deS linken Zentrums dar. Er ist ja zur Genüge bekannt, daß die sich „Liberale' oder „Un abhängige" nennenden Wähler der Mehrzahl nach zu den Royalisten oder den Bouapartisten zählen; die ge mäßigten Republikaner sind in ihren Reihen nur sehr schwach vertreten. Die „Just ce" sucht ihrerseits ge wisse Niederlagen der radikalen Listen, die auf die Part« einen empfindlichen Eindruck gemacht haben, zu vertuschen oder zu mildern. Was übrigens die Erfolge der Radikalen betrifft, so wird sich ein Un- überzeugen müssen, daß die Radikalen fast überall, wo sie nicht an den Opportunisten eine Stütze gefunden haben, in der Minderheit geblieben sind. Bekanntlich haben die Opportunisten, wie beispiels weise Ranc, vor die Wahl zwischen BoulangiSmu» und Radikalismus gestellt, letzter» als das geringere Übel angesehen. Gewisse Städte, wie Marseille, haben sogar vorgezoge», einen Gemcinderat in den verschie densten Schattierungen zu wählen, anstatt das Joch der Radikalen, die in unverzeihlicher Weise mit den städtischen Geldern gewirischastet haben, ferner zu tragen. Im allgemeinen lä«t sich auS den 'iS jetzt bekannt gewordenen Wahlergebnissen folgendes her leiten: in den ländlichen ackerbautreibenden Gemeinden haben die Konse-vativen Boden gewonnen, in den Städten ohne bedeutendes Fabrikwesen sind die Ra dikalen obenauf, in den Fabrikstädten und Jndustrie- niittelvunkten, wo die Arbeiter einen großen Bruchteil der Bevölkerungbilden,ist derSozialismuszumSiegegelaugt. Am schlimmsten ist bei den Wahlen der Opportun -- muS weggekommen, der sowohl in den Städten wie auf dem Lande b-deutend an Einfluß verloren hat. Tie ausstehenden Stichwahlen werden schwerlich an diesem Gesamtergebnis viel ändern. — Die Gioß- händler und Fabrikanten von Paris, die bisher als treue Anhänger der R publik galten, haben be- schlossen, bei den nächsten allgemeinen Wahlen alles auszubieten, um in Paris Kandidaten durchzubringen, welche dem jetzigen Regiment ein Ende zu machen die Absicht haben. Einer derselben sagte: „Wir sind un serer fünftausend. Wir können ohne Mühe etwa 15 Millionen daran wenden, haben einen großen Teil unser Angestellten und Beamten zur Verfügung und sind deshalb sicher, unsere Wahlliste, auf die wir nur Museo Nazionale in Florenz. — Derselbe: Christus und Johannes. Original im South-Kensington- Museum in London. — Desi 'erio da Settignano(?) z1428—1464): Madonna. Original im Palazzo Panciatichi in Florenz. Della Robbia: Weibliches Bildnis. Original aus glasirtem Thon im Museo Nazionale in Florenz. — Della Robbia. Engel mit Spruchband, Konsol, Privatbesitz. — Andrea della Robbia (1437—1528): Brustbild der Maria aus dem Terracottarelief der Verkündigung im Findel haus in Florenz. — Von dem Handelsmuseum in Lübeck im Austausch erworben: Bronzene Grabplatte deS Godhard Wigerinck aus dem Dome zu Lübeck, 1518; — Relief: Madonna mit dem Christuskind, umgeben von Donatoren. XV. Jahrh.; aus dem Dome zu Lübeck. Als Geschenk des Hrn. Oberstlieutenant z. D. Freiherrn v. Mansberg in Dresden: Bronzierter GypS- abguß von der Bernwartsthüre zu Hildesheim, Relief. (Fortsetzung folgt.) Auf der Harzreise. Novelle von A. Haupt. ' (Fortsetzung.) „Wie wäre dies auch möglich, da der Mensch sich nicht einmal rühmen darf, sich selber zu kennen!" gab der Freiherr zur Antwort. „Wenn Du jedoch, wie ich annehmen muß, Deine Ansprüche auf KenntniS modifizierst auf da» unserem beschränkten Vermögen überhaupt gegebene Verständnis für die Charaktere anderer, so muß ich Dir entgegnen, daß ich da» innerste Seelenleben einer Dame der sogenannten Geschäftsleute, einerlei, welcher politischen Meinung sie angehören, setzen werden, durchzubringeu Wir wolle» nicht mehr durch Advokaten, Ärzte und dergleichen i» Parlament vertreten sein, die, einmal gewählt, ihr Man- dat nur dazu benutzen, sich eine Stellung zu machen oder gar zu bereichern. E» ist unS gleichgiltig, ob dir Republik von heute darüber zu Grunde geht, denn die jetzt- gen Führer sind noch schlimmer al« die Leute de- Kaiser reichs." Die Mäuse retten sich von dem sinkenden Schiffe, und daß das Schlff der Gefahr, zu sinken, nahe ist, da» hat die Republik selbst verschuldet. Sie hat in ihrer Politik Fehler aus Fehler gehäuft, sie hat verschwendet, wo Sparsamkeit angezeigt war, und gespart, wo sic den Seckel hätte öffnen müssen, sie Hot gestattet, daß ihre Anhänger sich gegeneinander verhetzen und sich von ihren Feinden so lange verleumden und beschimpfe» lassen, bi- die große Masse ihnen glaubte. Ob Floquet der Mann ist, die Geister, die sich jetzt allenthalben regen, zu beschwören, ist sehr zweifelhaft: viel wahr- scheinlicher ist, daß da« Volk sich selbst seinen Retter wählt, und sollten auch seine Hoffnungen abermals zu Schanden werden. — Tie Regierung hat dem Be schlusse de» Munizipalrat« von Pari», den Fami- lien der durch Schließung der Fabriken im Departe ment Seine beschäftigungslos gewordenen Glasarbeiter 10000 Frcs. Unterstützung zu gewähren, die Ge nehmigung verjagt. — In der heutigen ersten Sitzung der Deputiertenkammer nach den Ferien brachte der bonapartistische Abgeordnete Cuneo d'Ornano zu dem Anträge auf Revision der Versassung ein Amende ment ein, durch welches für Gesetzvorlagen ein Volts referendum beantragt wird. Rom, 13. Mai. (8.8. di.) Der Sieg deS Minister» CriSpiS in der Kolonialdebatte der italienischen Kammer ist von der daS nationale Interesse hoch über alle Partelftagen stellenden öffentlichen Meinung jenseit» der Alpen mit ungeteilter Genugthuung begrüßt worden. Wenn bei der Alternative, ob Italien seine Stellung in Massauah behaupt, n oder oufgeben solle, lediglich der Kostenpunkt de» Unternehmens bez. ähnliche, von untergeordneten Köpfen mit Vorliebe geltend gemachte Gesichtspunkte den Ausschlag hätten geben sollen, so würde das Ergebnis der Abstimmung zweifellos ein anderes gewesen, damit aber auch bewiesen sein, wie wenig Verständnis dle Kommer Mehrheit für die Be handlung einer nationalen Lebensfrage ersten Ranges besaß Es gereicht dem italienischen Parlamentarismus, was von seinesgleichen in den meisten Ländern nur noch ausnahmsweise gelten kann, zur Ehre, daß er den In tentionen des Kabinettsleiters mit Verständnis und Beharrlichkeit Heerfolge leistet und der Versuchung, die in Italien sonst nicht weniger stark al- anderSwo ist, widersteht, sein eigenes Licht auf Kosten de» Ge- meinwohls leuchten zu lassen. Er selbst freilich besitzt einen sehr schar,en Aufpasser und, wenn'- not that, Regulator an dem nationalen Gedanken, der in de» sührenden Klassen des Volke- den Ton angiebt und auch bei der politischen Erziehung der breiten Massen sehr wertvolle Dienste leistet. Soviel hat die weit überwiegende Mehrzahl der modernen Italiener denn doch schon gelernt, daß die Stellung einer groß,» Nation nicht für nichts und wieder nicht» zu haben ist. Im Besitze dieser Einsicht ist sie deshalb auch dem blöden Gerede von der Unersättlichkeit de» Steuer- fiskus durchaus unzugänglich geworden, und je besser der Italiener zu rechnen versteht oder zu verstehen glaubt, desto klarer wird er sich über die leitenden Motive der Politik eines so gewandten Staatsmannes und so nüchternen politischen Rechners wie es Hr. Crispi ist. DaS diesem von der Kammermehrhert er teilte Vertrauensvotum kommt daher zwar in erster Linie der bisherigen Entwickelung der KolonialpoUtih dann aber auch der Gesamtleitung zu statten, welche Hr. Crispi dem Systeme der italienischen Politik angedeihen läßt. Die Expedition nach Massauah, das Festhalten Saatis legt den Italienern Opser auf, das ist wahr, aber es entschädigt sie dafür anderweit durch Vorteile, welche aus dem Gebiete der allgemei nen Politik zu finden sind. Crispi Hal das rechte Verständnis für die Notwendigkeiten, die Italiens Großmachtstellung mit sich bringt, für die politischen Realitäten, welche dem Königreiche seinen Platz an der Seite der mitteleuropäischen Mächte anweijen, bez. zum Abschluß der maritimen Allianz mit England ge führt haben. Da» anerkennt die öffentliche Meinung in Italien, und freut sich, ob CriSpis parlamentarischen Sieges in der Kolonialdebatte — das anerkennt auch die öffentliche Meinung in dem benachbarten Frank reich, daher die saure Miene, womit die Pariser höheren Stände, welche in den Fesseln der Konvenienz groß geworden ist, viel genauer kenne, wenn ich ihre zwanglosen schriftlichen Hcrzensergießungen gelesen habe, als wenn ich jahrelang in den Salon» meine Ansichten mit ihr austauschte. Ein einfaches ungebilde tes Landmädchen dagegen würde ich nie nach seinen Briesen, sondern nur nach seinem ungekünstelten per sönlichen Auftreten richtig beurteilen können. Doch was rede ich hierüber! Meine Erwartungen find augenblicklich zu sehr gespannt, al« daß ich große Lust zu Abhandlungen empfände. Ah, hier kommt schon der Bote vom Olymp. Wie steht's mit der Audienz, Hr. Delegierter?" „Die Damen bedauern, den Hrn. Baron heute abend nicht mehr empfangen zu können," lautete die etwa« entmutigende Antwort. „Schade!" Eine kleine Wolke flog über Otto- Stirn. „Doch ich konnte mir e» denken. Vertrösten wir unS also auf morgen." Mittlerweile wurde eS dunkel. Man zündete die Lichter an; flinke Kellner schoben die Tische zusammen und bedeckten eine lange Tafel zur gemeinsamen Abend mahlzeit. „Wenn Du Deinen Schmerz über die Zurück weisung in materiellen Genüssen betäuben willst, so bietet sich jetzt die Gelegenheit dazu," äußerte Georg. „War mich betrifft, so verspüre ich eine heftige Be gierde nach eßbaren Substanzen." „Nun, so zögern wir nicht länger, un» der Tafel runde anzuschlietzen," sagte der Freiherr und schritt sogleich voran». SchicksalstückeI Kaum saßen sie, alt die unternehmung-luftigen „vierzigjährigen Backfische," wie Doktor Hesse sie getauft hatte, an dessen Seift
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