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genoß. Anregungen mochten vor allem von Italien (Vivaldi) und Frankreich ge kommen sein, aber auch Wiener Einflüsse sind leicht festzustellen. Alle diese unter schiedlichen Elemente werden von Mozart zu einem persönlichen Eigenklang um- geschmolzcn. Das Virtuose spielt zwar eine große Rolle, steht aber nicht einseitig und blendend im Vordergrund, sondern hält sich mit dem rein Musikalischen die Waage. Das A-Dur-Konzert wird im allgemeinen als das bedeutendste der Reihe aus dem Jahre 1775 bezeichnet. Eine aus dem Dreiklang heraus entwickelte, von Pausen durchbrochene, dynamisch gegensätzliche Melodie eröffnet den ersten Satz. Ein kurzes Adagio unterbricht die Bewegung, bis das Allegro erneut anhebt, ein schwereloses, heiteres, durchsonntes Konzertieren zwischen dem Solisten und dem Orchester. Von großer melodischer Schönheit ist der zweite Satz. Der Hauptgedanke wird viel fältig verwandelt und ornamental verziert. Brunetti, ein Geiger der Mozartzeit, fand diesen Satz „zu studiert“, und der Komponist ging bereitwillig auf Brunettis Vor schlag ein, einen neuen zweiten Satz zu schreiben, der später als KV 261 veröffent licht wurde. Der Schlußsatz erinnert an ein Menuett, dessen Thema — ähnlich der Form des Rondos — immer wiederkehrt. Elemente der Volksmusik sind in den Schlußsätzen am ausgeprägtesten vertreten. Im A-Dur-Konzert erinnert ein Zwischenteil (gleich - sam das Trio des Menuetts) an die damals beliebte Zigeunermusik, die auch von Haydn gern verwendet wurde. „Schöpfungen einer selbstbewußten, mitunter über schäumenden Jugendkraft“ nannte Abert die Mozartschen Violinkonzerte. Noch heute spüren wir diese Kraft. Die Sinfonie D-Dur (KV 385) war von Mozart ursprünglich als Serenade kom poniert worden. Der Vater hatte das Werk im Juli 1782 für den jungen Sigmund Haffnor bestellt, und zwar für die Festlichkeiten aus Anlaß der Adelserhebung (feierliche Nobilierung), die am 29. Juli stattfand. Der Auftrag erreichte Mozart in den unruhigen Wochen nach der Premiere der „Entführung“ (16. Juli) und vor seiner Hochzeit (4. August), so daß er das Werk nur unter großer Hast fertigstellcn konnte. Als er nach einiger Zeit die Noten von Salzburg zurückgeschickt bekam, war Mozart höchst erstaunt: Er hatte die Serenade in der Zwischenzeit völlig ver gessen. Zugleich stellte er fest, daß die einzelnen Sätze nach Streichung von einem Menuett und einem Marsch dem Charakter der Sinfonie sehr nahekamen, so daß schließlich die frühere „2. Haffner-Serenade mit Streichern“ nach Verstärkung der Ecksätze durch Flöten und Klarinetten am 3. August 1783 in Wien als „Sinfonie D-Dur“ (KV 385) ihre Erstaufführung erleben konnte. Das Menuett ist später nicht gefunden worden, der Marsch erschien innerhalb der Mozartschen Gesamtausgabe als KV 408. Nach dem Vorbild Joseph Haydns ist der ersto Satz aus einem Thema geformt worden, es wird gleich zu Beginn sehr festlich im Einklang (Unisono) vorgetragen, melodisch stellt es einen fallenden Quartgang dar, ornamental verziert. Besonders bemerkenswert ist das großangelegte Schlußrondo, das in mancher Beziehung dio Sonatenform streift. Musikalisch erinnert es an die Charakteristik dos Osmin aus der „Entführung“. Vom Divertimento, von der Serenade bis zur Sinfonie ist bei Mozart der Weg nicht weit. Die umgeformte Haffner-Serenade ist dafür ein bezeichnendes Beispiel. Textliche Mitarbeit: Gottfried Schmiedel Literaturhinweis: Haas, W. A. Mozart • Schuricht, W. A. Mozart 6699 Ra II1-9-5 1155 1,3 It G 009/55