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Vom Divertimento zur Sinfonie Von Paris kommend, komponierte Mozart im Sommer des Jahres 1799 in Salzburg das Divertimento D-Dur (KV 334) in der Besetzung für Solo-Streichquartett und zwei Hörner. Es handelt sich also um eines der zahlreichen kombinierten Streicher - Bliiser-Divertimenti. Verhältnismäßig wenig Werke dieser Gattung entstehen im Umkreis dieses Jahres, man hat daher mit Recht von einer Zeit der Vertiefung inner halb der Mozartschen Serenadenkomposition gesprochen. Im Untertitel lesen wir beim Divertimento KV 334 „Casazion, Musique vom Ro- binig“. Der Begriff Kassation (Ständchen für Instrumente) wird einmal vom gassatim (gassenweise) gehen bettelnder Studenten abgeleitet (um 1600 — nach Moser — auch grassatim!), zum anderen von cassa (ital. Trommel), am überzeugend sten von cassare (ital. verabschieden). Eine Kassation wäre demnach eine Abschieds musik. Der Name „vom Robinig“ bezieht sich auf eine Salzburger Patrizierfamilie, die mit Mozart befreundet war. Es gehörte zu den Sitten der damaligen Zeit, die Serenaden bestimmten Menschen (Freunden, Bekannten, Adelspersonen) zu widmen (siehe Haffner-Serenade). Das Divertimento D-Dur (KV 334) besteht aus sechs Sätzen im Ablauf „schnell — langsam'—Menuett — langsam—Menuett—schnell“. Der erste Satz ist in der klassischen Sonatenform geschrieben, der zweite besteht aus einer Folge von sechs Veränderungen mit abschließender Coda, wobei die Molltonart (d-Moll) mehr ist als eine klangliche Schattierung. Die Menuettsätze verlieren weitgehend den Cha rakter der Gebrauchsmusik, aucli die Trios sind nicht mehr nur freundlich kon trastierende Einschübe, sie werden (zitiert nach Haußwald) „zu dramatisch be wegten Szenen, deren bestürzende thematische Umformung eine ganz neue psychische Situation schafft“. Besondere Erwähnung verdient die Verwendung der Synkope, etwa in der dritten Variation des zweiten Satzes, der durch den rhyth mischen Widerspruch ausgesprochen subjektive Züge erhält. Abert bringt die Variationen dieses Satzes mit der „bitteren Entsagung der Salzburger Tage“ in Verbindung. Der letzte Satz, ein Rondo, erinnert wieder stärker an den eigentlichen Charakter der Serenadenmusik. Außer einer Sonate für Fagott und Cello (KV 292) schrieb Mozart noch ein Konzert für Fagott und Orchester, B-Dur (KV 191). Beide Werke wurden für einen Baron Dürnitz komponiert und sind ihrer Grundhaltung nach (ganz der Vorliebe ihrer Zeit entsprechend) Musiken, die „den Liebhabern zur Ergötzung“ dienten. Sie sind frei von seelischen Erschütterungen und Spannungen, alles atmet heiterste Daseins freude, die Melodik huldigt ganz dem Schönklang nach italienischem Vorbild, auch eine gewisse Eleganz ist melodisch nicht zu überhören. Man schrieb mit diesen konzertanten Werken „Unterhaltungsmusik“ im besten Sinne. Der Einfluß von Johann Christian Bachs Klavierkonzerten ist unverkennbar. Und dennoch: Was bei J. Chr. Bach nur rein spielerische Figuren waren, virtuose Passagen, das wird bei Mozart lebendige Musik. Das Orchester beteiligt sich stärker als bei J. Chr. Bach an der Durchführung der Themen. Es ist zu spüren, wie sich die thematische Orchesterverarbeitung der H'aydnschen Sinfonien immer stärker durchzusetzen beginnt. Mehr als in den frühen Klavierkonzerten betont Mozart im Konzert für Fagott das virtuose Element, den Grundton des Leichten und Eleganten (nach Abert). Auch hier ist der Finalsatz ein Rondo, das im Charakter (singendes Allegro!) dem Menuett angeglichen ist. Wenn Mozart in einem Jahre (1775) gleich fünf Konzerte für Violine und Orchester schrieb, so zeigt das nicht allein, wie sehr Mozart in dieser Zeit die Geige liebte, sondern darüber hinaus, welch große Verehrung die Form des Konzertes damals